Triebiges Pferd? – Ursachen und wie du mit dem richtigem Treiben mehr Fleiß bekommst

Nahaufnahme eines galoppierenden Pferdes.
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Sich auf dem Pferd tot-treiben ist kein besonders tolles Gefühl und auch der absolut falsche Weg: „Er muss am Bein besser zünden!“, „Die Hinterhand muss erstmal aktiviert werden!“- Reiter von triebigen Pferden hören diese Aussagen in den Reitstunden sehr häufig. Aber was bedeutet es eigentlich, wenn ein Pferd triebig ist und welche Gründe gibt es dafür? Das erklären wir dir in diesem Artikel. Außerdem zeigen wir dir, wie du dein Pferd wieder fleißig am Bein bekommen kannst. Das Geheimnis liegt dabei oft im richtigen Treiben.

Was bedeutet ein Pferd ist triebig?

Ein Pferd ist triebig, wenn es den Hilfen des Reiters nicht folgt bzw. insbesondere auf den treibenden Schenkel kaum Reaktion zeigt. Das Pferd kommt also der Bitte des Reiters nach einem bestimmten Tempo nicht nach.

Dabei ist das Bild von einem triebigen Pferd oft geprägt durch Teilnahmslosigkeit und häufig beginnt so eine Abwärtsspirale. Das Pferd hat keine Freude mehr an Bewegung, der Reiter ist frustriert und reitet nur noch selten. Das führt dazu, dass das Pferd abbaut, weniger fit ist und sich am Ende noch weniger bewegen möchte. 

Wichtig ist zu unterscheiden, ob das Pferd triebig ist, weil es von Natur aus und charakterlich eher ein ruhiger, gemütlicher Typ ist oder ob das Pferd die Triebigkeit nur in bestimmten Situationen z.B. bei der Arbeit unterm Sattel zeigt. Bei letzterem solltest du auf jeden Fall genauer hinschauen, besonders wenn es sich dabei auch noch um ein Jungpferd handelt, denn dann können auch ernstzunehmende Ursachen hinter dem Verhalten stecken.

Sattel wird auf Pferd gelegt.
Ein unpassender Sattel kann ein Grund sein, warum dein Pferd triebig ist.

Warum ist ein Pferd triebig?

Wenn ein Pferd triebig ist, kann das verschiedene Gründe haben:

Gesundheit

Es gibt verschiedene Erkrankungen wie z.B. Rückenschmerzen, Arthrose, Sehnenprobleme und Zahnschmerzen, die mit dem Verlust der Bewegungsfreude einhergehen und damit Triebigkeit beim Pferd auslösen können. Da sich solche gesundheitlichen Probleme oft schleichend entwickeln, solltest du auch die ersten kleinen Anzeichen ernst nehmen und ggf. deinen Tierarzt oder deine Tierärztin hinzuziehen.

Equipment

Schlecht sitzende oder nicht passende Ausrüstung kann ebenfalls dazu führen, dass dein Pferd triebig wird. Wenn bspw. Sattel, Trense oder Gebiss zwicken, drücken oder sogar richtig Schmerzen verursachen, schränkt das die Bewegungsfreiheit deines Pferdes stark ein. Dein Pferd verbindet die Bewegung dann mit dem unangenehmen Gefühl und wird sich nicht mehr gerne vorwärts bewegen wollen.

Haltung

Auch für Pferde gilt der Spruch “Wer rastet, der rostet!”. Denn nur durch Bewegung kann die Muskulatur ausreichend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt werden. Geschieht dies nicht, weil dein Pferd z.B. sehr lange am Tag in einer Box steht und kaum Bewegungsmöglichkeiten hat, sind Verspannungen eine häufige Folge. Verspannungen sind schmerzhaft und mit ihnen kann dein Pferd sich gar nicht wirklich locker bewegen. 

Du willst verhindern, dass dein Pferd aufgrund von Verspannungen triebig wird und sein Wohlbefinden steigern? Dann sind unsere Kurse genau das richtige für dich! Alle Infos dazu findest du hier.

Fütterung

Eine bedarfsgerechte Fütterung ist wichtig, um dein Pferd langfristig gesund zu erhalten. Ist die Ration nicht passend für dein Pferd, kann das auch der Grund sein, warum dein Pferd triebig ist. So sind Pferde mit Übergewicht oft schwerfällig im Bewegungsablauf. Sie bewegen sich nur ungerne, weil die Extra-Kilos Bewegung sehr anstrengend machen. Pferden mit Untergewicht fehlt es dagegen einfach an Energie, um fröhlich vorwärts zu laufen.

Training

Das richtige Maß im Training zu finden ist nicht immer einfach. Überforderung führt zum Verlust der Motivation während Unterforderung und ein eintöniger Alltag zur Abstumpfung deines Pferdes führen. Beides kann sich dann z.B. darin äußern, dass dein Pferd triebig wird 

Daneben kann allerdings auch dein Sitz die Ursache für die Triebigkeit deines Pferdes sein. Bist du selbst verspannt oder sitzt nicht losgelassen, kann das den Bewegungsablauf deines Pferdes stören. 

Rasse

Gerade ursprüngliche Pferderassen sind charakterlich eher “Energiesparer” im Alltag. Denn die gesparte Energie wurde für den Notfall gebraucht, um vor möglichen Feinden fliehen zu können. 

Außerdem hängt die Gehfreude eines Pferdes auch immer ein Stück weit davon ab, wofür die jeweilige Rasse gezüchtet wurde. Denn entsprechend dem Zuchtziel ist natürlich auch der Körperbau der Pferderassen gestaltet und dieser wirkt sich maßgeblich auf die Bewegungsmöglichkeiten aus. 

Ingrid Klimke auf einem Pferd.
Ist dein Pferd triebig, dann gestalte dein Training möglichst abwechslungsreich.

Was tun, wenn ein Pferd triebig ist?

Bevor du die Triebigkeit deines Pferdes im Training angehst, solltest du auf jeden Fall zunächst gesundheitliche Ursachen für das Verhalten ausschließen. Lass dein Pferd also zuerst einmal durchchecken. Wenn du das Go von deinem Tierarzt/deiner Tierärztin hast, dann sind weitere Maßnahmen die Anpassung des Futters, sodass dein Pferd ein gesundes Gewicht hält und die Optimierung der Haltung. Die Haltungsumgebung sollte möglichst viele Bewegungsanreize für dein Pferd bieten. Offenställe und Aktivställe sind diesbezüglich ideal.

Außerdem solltest du stets den Charakter deines Pferdes berücksichtigen und deine Erwartungen daran anpassen. Aus einem gemütlichen Haflinger wird vermutlich niemals ein feuriger PRE. Das ist auch gut so, denn die beiden Rassen haben sehr unterschiedliche Zuchtziele. Am Ende kann aber auch ein gemütliches Pferd im Rahmen seiner Möglichkeiten ein motivierter und fleißiger Partner sein.

In deinen Trainingseinheiten solltest du Wert auf ein gutes Warm-up legen. Gib deinem Pferd ausreichend Zeit, um sich zu lockern und gestalte die Lösungsphase individuell auf die Bedürfnisse deines Pferdes zugeschnitten. Im Anschluss sollte die Arbeitsphase so aufgebaut sein, dass dein Pferd einerseits verstehen kann, was du von ihm möchtest und andererseits körperlich auch in der Lage ist, die jeweilige Aufgabe auszuführen. Nutze Pausen dabei als Belohnung und beuge so Überforderung vor. Achte außerdem darauf, die Einheiten möglichst abwechslungsreich zu gestalten, vielfältige Inspirationen dazu findest du hier.

Wichtig ist dann aber auch dein Mindset und deine Hilfengebung. Vielleicht ist es zu Beginn nicht einfach, aber bleib positiv! Eine negative Einstellung bringt dich kein Stück vorwärts und endet meist mit Frustration für dich und dein Pferd. Achte außerdem auf eine klare, präzise und korrekte Hilfengebung. Nur dann kann dein Pferd auch entsprechend reagieren. Dazu haben wir für dich im Folgenden noch Tipps zum richtigen Treiben und passende Übungen für triebige Pferde.

Wie geht richtig treiben eigentlich?

Zeit für eine neue Folge von Ingrid Klimkes Videonachrichten! Wie immer gilt: Die Olympiasiegerin beantwortet eine Frage aus unserer Community.

Dieses Mal geht es um etwas ganz Grundsätzliches, das jedoch häufig falsch verstanden wird. Triebige Pferde gibt es nämlich so gut wie nicht, wenn von Anfang an der Schenkeleinsatz korrekt gehandhabt wird. Die Reitmeisterin erklärt, wie das richtige Treiben funktioniert.

Tipps von Ingrid: Korrektes Treiben

  1. Schon zu Beginn soll das Pferd von alleine fleißigen Mittelschritt gehen.
  2. Flache Wade anlegen, das ist die Frage: „Bisschen flotter bitte?!“
  3. Legt der Reiter die flache Wade an, sollte sofort eine Antwort vom Pferd kommen.
  4. Reagiert das Pferd nicht, impulsartig mit flacher Wade verstärken oder mit der Gerte hinter dem Schenkel antippen. Das Pferd soll wissen: „Es gibt eine Verstärkung.“
  5. Alternative zur Gerte: Kurze stumpfe Sporen 
  6. Wichtig: Dabei das Pferd nicht verschrecken!
  7. Ist das Pferd fleißig: Nichts weiter tun mit dem Schenkel.
  8. Gewichtshilfe beim Treiben: Bauch und Rückenmuskulatur anspannen
  9. Ziel: Das Pferd soll auf unsichtbare Hilfengebung reagieren, erst dann ist es Kunst. Deshalb fange mit der leisesten Hilfe an und nutze dann die Steigerung, um sie zu erklären.
Nahaufnahme eines Reiterschenkels.
Um dein Pferd an die treibenden Hilfen zu bekommen, kannst du z.B. Übergänge nutzen.

Wie bekomme ich mein triebiges Pferd an die treibenden Hilfen?

Das Pferd unserer Zuschauerin Marlene, ein Hengst, reagiert nicht wie gewünscht auf Marlenes Schenkelhilfe. Sie schrieb uns, dass er nicht gut genug an den treibenden Hilfen steht und zudem im Galopp zum Vierschlag neigt. Vierschlag bedeutet, dass der Takt gestört ist – denn ein korrekter Galopp zeichnet sich durch einen Dreitakt aus. Auch ihre Frage haben wir Ingrid Klimke gestellt. In ihrer Videobotschaft geht sie auf Marlenes Probleme ein und verrät dazu auch zwei konkrete Übungsabläufe, die hilfreich sein können.  

So macht’s Ingrid: Das Pferd an die treibenden Hilfen reiten

  • Entscheidend ist, dass das Pferd auf die Schenkelhilfe hin wirklich zieht.
  • Deutliche Übergänge helfen! Zulegen und einfangen.
  • Zum Beispiel an der offenen Zirkelseite zulegen, danach deutlich das Tempo aufnehmen und dann wieder deutlich nach vorne schicken.
  • Reagiert das Pferd gut, dann loben! Mit Stimme und Hand („Brav und klopfen“)
  • Wenn das Pferd nicht zündet, energisch treiben, Gerte mitnehmen, es soll wissen: Ich muss auf den Impuls vom Schenkel hin sofort zünden!
  • Dass das Pferd zum Vierschlag im Galopp neigt, bedeutet: Da ist zu wenig Lebendigkeit, vermutlich auch zu wenig Fleiß.
  • Beispielübung: Galopp-Schritt-Übergänge, dabei fleißiger Schritt, um Trudeln zu verhindern.

Übungen für triebige Pferde

Im ersten Videopost erklärte die Reitmeisterin, wie richtiges Treiben funktioniert. Darauf aufbauend geht es jetzt darum, was denn zu tun ist, wenn das Pferd bereits stumpf auf den Schenkel reagiert und es triebig geworden ist. Gestellt hat diese Frage eine Leserin, 16 Jahre alt, die ihr erstes Großpferd selbst ausbildet. Sie beschreibt ihn als trödeliger, als ihre Ponys das zuvor waren“ und erklärt: „Er ist im Schritt gerne etwas faul. Die ganze Zeit Sporen bringt’s auf Dauer auch nicht, die Gerte nimmt er auch nicht sonderlich gut an. Was würden Sie tun?“

Es geht also darum, das Pferd auf feine Hilfen abzustimmen, oder besser: es wieder daran zu gewöhnen. Ingrid Klimke erklärt im Folgenden Video, worauf es dabei ankommt:

Was du dir also immer ins Gedächtnis rufen solltest:

  • Es liegt meistens am Reiter, nur selten am Pferd!
  • Der Reiter muss sofort am Anfang die Aufgabenverteilung klar stellen. Die Reiterhilfen müssen vermitteln: Pferd, es ist Dein Job, dass du das Tempo selbständig und fleißig hältst. 
  • Ein Beispiel: Hört der Reiter auf im Galopp zu treiben, und das Pferd fällt in den Trab, dann soll der Reiter sofort mit dem Schenkel reagieren und diese Hilfe falls nötig auch mit Gerte oder Sporen verstärken.
  • Kurz, klar, präzise und sofort wieder unterlassen, wenn das Pferd reagiert. Loben!
  • Ziel ist, dass das Pferd merkt: „Es ist doch angenehmer, im Galopp zu bleiben“

Ingrids Übungsabfolge für triebige Pferde

  • Trab-Halten-Trab-Halten auf der Zirkellinie reiten
  • 2 oder 4 Hütchen markieren die Übergänge (z.B. an den Zirkelpunkten)
  • Bei guter Reaktion: Pferd sofort Loben
  • Als Reiter daran erinnern: ich benutze feine Hilfen. Nicht schreien, schwitzen oder verausgaben. 

Viel Erfolg beim Ausprobieren!

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