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#110 Dr. Britta Schöffmann: Reiterbegriffe von A bis Z

Dr. Britta Schöffmann gehört weltweit zu den erfolgreichsten Autorinnen von Dressur-Fachbüchern. In ihren Kursen auf wehorse erklärt sie verschiedene Reiterbegriffe für jedermann.

In der Reiterwelt würden viele die Definitionen der Fachbegriffe nur auswendig lernen, verstünden aber gar nicht, was eigentlich dahinter steckt. Deshalb war es Dr. Britta Schöffmann wichtig die Begriffe so zu erklären, dass sie jeder verstehen kann.

In dieser Folge des wehorse-Podcasts stellt sie heraus, warum das Auseinandersetzten mit Fachbegriffen wichtig ist. Außerdem erklärt sie eine Auswahl der wichtigsten Fachbegriffe.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Ein Thema, was immer wieder auch für Schmunzler außerhalb der Pferdewelt sorgt, sind Begriffe, die wir alle innerhalb der Pferdewelt täglich verwenden. Wörter und Ausdrücke wie Zügel aus der Hand kauen lassen oder auch die ganze Parade sind zwar selbstverständlich für viele, aber was heißen sie eigentlich konkret und warum sollte man sich nicht nur als Ressortrater auch mal wirklich mit diesen Begriffen auseinandersetzen? Dieser Frage sind wir nachgegangen, gemeinsam mit Dr. Britta Schöffmann, mit der wir hier bei WeHouse seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten. Und wir haben einen gemeinsamen und neuen Teil der Serie Reiten gut erklärt, vor einigen Monaten herausgebracht. der befasst sich quasi mit den Reiterbegriffen von A bis Z. Ihr findet das Ganze natürlich auf wehorse und wir haben uns hier in diesem Podcast mal einige Begriffe, quasi die beliebtesten, die auch über die Zeit bei uns immer wieder von einigen Usern auf Instagram geschickt wurden, noch mal rausgenommen und auch wirklich noch mal erklärt. Herausgekommen ist dieser Podcast. Mein Name ist wie immer Christian Kröber und ich würde sagen, los geht’s!

[SPEAKER 1]Hallo Britta! Ja, hallo Christian.

[SPEAKER 2]Schön, dass du da bist. Wir wollen sprechen über ein Thema, was sehr viele bewegt, nämlich Reiterbegriffe und Fachbegriffe. Wir haben nämlich zwei Online-Kurse mit dir, die wir auch jetzt gerade nochmal frisch aufbereitet haben mit neuen Fachbegriffen. Aber bevor wir damit loslegen, Britta, du bist gar nicht zu Hause, sondern wir treffen dich quasi in Frankreich gerade.

[SPEAKER 1]Ihr trefft mich gerade in Frankreich an, und zwar in der Normandie. Es ist eine wunderschöne Gegend. Und was ich hier so besonders liebe, es ist ein bisschen am Arsch der Welt. Man kann hier mal richtig runterkommen, spazieren gehen, mit den Hunden spazieren gehen und sich so auf die wichtigen Dinge des Lebens besinnen. Also uns macht es hier sehr viel Freude. Sehr schön.

[SPEAKER 2]Dann würde ich sagen, steigen wir mal ein in das ganze Thema Reiterbegriffe, Fachvokabular, vielleicht für alle, die vielleicht auch am Anfang ihrer reiterlichen Karriere stehen. Warum soll ich mich eigentlich mit diesem Fach Chinesisch auseinandersetzen? Warum ist es sinnvoll, dass man sich mit dem einen oder anderen Begriff auch mal beschäftigt?

[SPEAKER 1]Ja, das Fach Chinesisch ist insofern schon mal wichtig, weil es letztlich ja hat einen Begriff immer für alle, für alle, die mit dem Reitsport zu tun haben, den gleichen Inhalt. Es ist ja, der Sinn ist ja, wenn man eine Fachsprache hat, dass jeder, der einen Begriff benutzt, auch weiß, was dahinter steht. Wenn jetzt jeder irgendwie so eine eigene Begrifflichkeit hätte, dann würden alle irgendwas erzählen, aber es gäbe halt nicht diese Klarheit in den Begriffen. Das ist also das Wichtige an Fachsprache. Mir ist nur aufgefallen, dass manchmal die Reiter Fachsprache auswendig lernen. Aber wenn man so ein bisschen fragt, was da eigentlich hinter steht, was das heißt, Dann kommt bei vielen so ein bisschen das große Fragezeichen oder so eine schwammige Erklärung. Und deshalb war es mir so ein bisschen wichtig, auch mal die Fachsprache, ich sag mal, zu übersetzen in Normalsprache. Also, dass jeder auch begreift, was heißen diese Begriffe wie Parade, Abstoßen, Form, Bein und was auch immer. Was heißen die eigentlich wirklich?

[SPEAKER 2]Du sprichst es an, die Parade ist sicherlich das, was jeder kennt, wo er sagt, wenn ich gefragt werde, wie geht eigentlich eine Parade, was ist eine Parade, haben viele damit Probleme, das auch zu erklären. Beispielsweise, wenn ich mit meiner Freundin jetzt, Frau, mit Elisabeth spazieren gehe und manchmal hält sie mich so ein bisschen am Arm zurück, weil ich zu schnell gehe, dann sage ich, man gibt es mir gerade eine halbe Parade. Aber vielleicht kannst du mal in deinen Worten erklären und damit können wir einsteigen, was ist eigentlich eine halbe und eine ganze Parade?

[SPEAKER 1]Eigentlich ist es das Zusammenwirken der Hilfen. Während der Unterschied zwischen halber und ganzer ist, beim Zusammenwirken der Hilfen kann das bei der halben Parade innerhalb der Gangart, also das Tempo, verändern. Es kann eine Lektion vorbereiten oder auch den Gangartwechsel einleiten. Bei der ganzen Parade ist dieses Zusammenwirken der Hilfen auch, aber es führt immer zum Halben. Aber mir ist so aufgefallen, vor allem wenn ich Lehrgänge gebe, frage ich heutzutage eigentlich fast alle Reiter, dass viele gar nicht wissen, was sie da machen. Wenn ich dann frage, was Ich erzähle immer von halben Paraden. Was heißt das eigentlich? Da kommen immer die abenteuerlichsten Antworten. Da kommt dann schon mal, ja, ich mache da was am äußeren Zügel oder ich schließe die Hände oder ich spiele mit den Zügeln. Sehr oft ist überhaupt, dass die Leute nur von Zügelhilfen reden. Und die restlichen Einwirkungen, also treibende Hilfe, Schenkelhilfe oder auch Gewichtshilfe völlig vergessen, außen vor lassen. Und ich versuche dann auch zu sagen, was macht ihr denn wirklich? Und wie gesagt, da kommen die abenteuerlichsten Antworten. Und meine Erklärung ist eigentlich immer so ein kleines bisschen, dass der Reiter sich vorstellen sollte, einen Übergang in eine andere Gangart zu reiten. Also ich sage mal zum Beispiel vom Trab in den Schritt. Er treibt in eine annehmende Zügelhilfe, da habe ich also die treibende Hilfe vorne, die annehmende Zügelhilfe quasi als nächstes. Und lässt auch kurz los, damit der Schritt sich entwickeln kann und treibt schon wieder von Neuem rein. Also dieses Gefühl, ich reite einen Übergang, das ist eigentlich Letztlich das, was ich in einer halben Parade mache. Und das kann ich natürlich tatsächlich zwischen den Grundgangarten machen und die Gangarten wechseln. Das kann ich aber auch, wenn ich das Tempo verändern will, machen. Also ich bremse nicht, sondern ich habe immer das Gefühl, ich reite einen Übergang und wenn ich merke, das Pferd würde den jetzt annehmen, dann treibe ich halt schon wieder raus. Und das wäre eine halbe Parade innerhalb einer Grundgangart. Um das Tempo zu verändern, um das Pferd etwas aufzunehmen vor einer Lektion. Und der Sinn einer halben Parade ist einfach immer, dass ich das Pferd von hinten ranschließe. Das Pferd wird quasi etwas kürzer als vor der halben Parade und kommt damit besser ins Gleichgewicht für das, was es dann tun soll. Eine Wendung gehen, ein Übergang gehen, ein Tempounterschied gehen, das ist der Sinn der halben Parade. Wunderbar.

[SPEAKER 2]Jetzt hast du dir die Sprache verschlagen. Endlich kann ich damit auch mal glänzen. Dann glaube ich ein weiterer Begriff, der auch wieder ab und an auftaucht im Zusammenhang mit der Skala der Ausbildung, ist beispielsweise Kadenz. Es wird immer viel über Kadenz gesprochen, aber in deinen Worten, was ist Kadenz?

[SPEAKER 1]Kadenz ist eigentlich das etwas längere Aushalten der Schwebe. Das Pferd drückt sich also mit einer, und das ist auch im Zusammenhang mit Kadenz wichtig, erhöhten Federkraft, besser vom Boden weg und scheint etwas länger in der Luft auszuharren. Das ist dann das kadenzierte Traben und auch Galoppieren. Das hängt mit der Schwebephase zusammen, deshalb ist gibt es keine Kadenz im Schritt, weil der Schritt hat keine Schwebephase. Aber im Trab und Galopp macht es dann halt den Unterschied zwischen einem, ich sag mal, nett Dahertraben und einem Tanzen. Dieses Gefühl, das Pferd tanzt, bleibt also etwas länger in der Schwebe. Und das erfordert schon dieses Abfedern vom Boden. Ich erkläre es manchmal auch den Reitern, ihr müsst das Gefühl haben, dass das Pferd vom Boden wegfedert und nicht in den Boden reinplatscht. Ein Pferd, was kadenzlos geht, würde eben immer so ein bisschen mehr so landen, Platsch, Platsch in den Boden. Und wenn ein Pferd kadenziert hat, Traptola galoppiert, hat man das Gefühl, es würde den Boden berühren und gleich nach oben kommen. Das wäre dann Kadenz.

[SPEAKER 2]Damit ja, und im Übrigen viele der Begriffe, über die wir jetzt sprechen, sind ja auch in den Videos, die wir mit dir gemacht haben, drin, wo du auch nochmal sehr, sehr dezidiert das Ganze erklärst. Wir machen es jetzt so ein bisschen im Schnelldurchlauf, so ein bisschen die kleinen Appetithäppchen. Aber gerade im Zusammenhang mit Kandenz kann man von daher auch zum Thema Rahmen kommen. Ein Pferd hat einen gewissen Rahmen, beziehungsweise einen größeren oder einen kleineren Rahmen. Vielleicht kannst du noch einmal in dem Zusammenhang auch Rahmen erklären. Was bedeutet das beim Pferd eigentlich?

[SPEAKER 1]Ganz simpel gesagt ist natürlich der Rahmen der Umrandung des Pferdes von hinten nach vorne. Also wenn man hinten Senkrechte macht und vorne Senkrechte, dann wäre das Pferd, wenn es nicht in einem geschlossenen Rahmen ist, quasi wie ein querformatiges Foto. Und wenn man dann das Pferd arbeitet, Richtung Versammlung arbeitet, dann würde der Rahmen etwas quadratischer werden. Also ich sag mal, bei Facebook geht das auch mit dem Querformat, bei Instagram muss man dann Quadrat erreichen.

[SPEAKER 2]Genau, das ist quadratisch.

[SPEAKER 1]Das muss quadratisch sein und das ist also die Veränderung während der Arbeit mit dem Pferd aus dem etwas längeren Rahmen, längerer Hals, die Hinterhand ist noch nicht ganz angeschlossen, über die Arbeit Richtung Versammlung in einen etwas quadratischeren Rahmen. Also vorher passt das Pferd halt in eine quergestellte Schuhschachtel und nachher in eine viereckige Schachtel. Ganz simpel gesagt.

[SPEAKER 2]Und das finde ich ist auch eine schöne Analogie, so stelle ich mir das auch immer dann vor, wenn ich tatsächlich über Rahmen nachdenke oder ein Pferd sehe, wie du sagst, es kann quasi quadratisch sein, also länglich und dann, wenn es Richtung höherer Versammlung geht und Aufrichtung, dann wird es quasi immer quadratischer und damit auch ein bisschen kompakter quasi.

[SPEAKER 1]Genau, genau. Und das ist der Sinn letztlich der Versammlungsarbeit, weil darüber ein Pferd, wenn man es richtig macht, mehr Last auf der Hinterhand aufnimmt. Und dabei ja auch seine Vorhand entlastet. Und da wir ja nun mehr im Bereich der Vorhand sitzen, also knapp hinterm Widerriss, wollen wir natürlich das Pferd in der Vorhand entlasten und nicht noch mehr Gewicht draufbringen. Deshalb also das Bestreben in der Arbeit, das Pferd aus dem Querformat in einen Quadrat zu bekommen.

[SPEAKER 2]Und ich finde, wenn man so wie wir beide jetzt gerade über diese Begriffe auch ein bisschen plaudert, ist das auch etwas, was man in sein tägliches Training, in sein tägliches Reiten mitnehmen kann. Weil das ist ja etwas, wenn man beispielsweise ressortmäßig arbeitet, etwas, was ja auch dann in dem Training passiert. Ich verändere den Rahmen, beispielsweise Lösungsphase zu einer Phase, wo man vielleicht eine oder andere Lektion reitet, ist ja eine Veränderung des Rahmens dann auch.

[SPEAKER 1]Notwendig. Ganz genau. Und ich versuche also auch immer so zu erklären, dass Reiter… das wirklich optisch vor sich sehen. Also ich arbeite sehr gerne so mit Bildern, weil viele Reiter sich dann Begriffe auch besser vorstellen können. Genau wie dieses von hinten nach vorne. Man sagt ja immer, das Pferd soll man von hinten nach vorne an die Hand ran reiten. Das heißt also, es beginnt eigentlich immer alles mit einer treibenden Hilfe. Und da benutze ich auch gerne das Bild einer Schublade. Man muss das Gefühl haben, die Schublade ist hinter einem offen. Und durch das Reintreiben würde man anfangen, hinter einem die Schublade zuzuschieben. Also dass das Pferd von hinten nach vorne gekürzt wird. Das ist immer das Wichtige. Pederreiter versuchen es ja von vorne nach hinten. Das heißt, die hätten ihre Schublade vor sich und würden die da dran ziehen. Das ist nicht der Sinn der Ausbildung, sondern mehr das Bild haben, die Schublade ist hinter einem und diese Schublade würde man versuchen heranzuschließen. Das hilft, glaube ich, auch so ein bisschen bei dem Bild von hinten nach vorne an die Hand ran reiten.

[SPEAKER 2]Damit verwandt ist ja auch das Pferd vorm Bein haben.

[SPEAKER 1]Ja, das hört man ja auch so oft, vor allem bei Reitern, die auf einem Turnier waren, wo es nicht so geklappt hat. Die sagen dann mal schnell, ich hatte das Pferd heute gar nicht vorm Bein. Ja, was heißt das? Gut, man hat ja die Hälfte vom Pferd eigentlich vorm Bein, der Rest ist hinter einem. Vorm Bein versuche ich immer so ein bisschen zu erklären wie mit so einer Perlenschnur. Also wenn man sich vorstellt, das Pferd ist so eine Perlenschnur. Also zu meiner Jugendzeit gab es so kleine Perlenketten, die konnte man so kleine Perlen ineinander knipsen. Und die Hälfte ist vor einem, die Hälfte hinter einem. Dann sollte es möglich sein, mit einer treibenden Hilfe das Gefühl zu bekommen, alle Perlen würden durch die Ellbogen nach vorne gehen. Und nichts hinter einem bleiben. Und dann hat man das Pferd quasi vor dem Bein. Die treibende Hilfe schafft es dann, dass alle Energie, die von hinten entsteht, nach vorne sich entwickelt. Ist das Pferd nicht vor dem Bein, würden all diese Perlchen nach hinten verschwinden. Ja, und dann hat man ein Problem.

[SPEAKER 2]Wo wir jetzt so schön bei der Anatomie in gewisser Weise des Menschen auch sind, was ist in dem Zusammenhang dann das Pferd von der Hand wegkriegen? Also von der Hand weg.

[SPEAKER 1]Ganz wichtig eigentlich, ganz wichtiger Begriff. Es gibt ja leider Gottes doch sehr viele Reiter, die recht stark mit der Hand einwirken. Also eigentlich sollte die Hand nur noch wie so ein I-Tüpfelchen oben drauf. Die ist die vordere Begrenzung dieses Rahmens, von dem wir eben besprochen haben. Damit das Pferd nicht nach vorne aus dem Rahmen rausfällt. Aber sie sollte nie eine Schraubzwinge sein, sondern eine leichte Begrenzung. Und von der Hand weg heißt eigentlich immer, ich habe das Pferd nachher so in diesem quadratischen Rahmen, so hinten gekürzt, dass ich vorne jederzeit auch überstreichen kann und das Pferd bleibt eigentlich innerhalb dieses Rahmens und fällt nicht gleich zack wieder auseinander. Ein Pferd von der Hand weg zu haben, heißt, man hat es wirklich an Kreuz- und Schenkelhilfen. Dann hat man nur noch Gramm in der Hand und kann diese Gramm jederzeit auch mal kurz ganz auflösen. Wenn man über mehrere Sekunden oder womöglich schrecklicherweise über eine ganze Reitstunde Kilogramm in der Hand hat, dann ist das alles andere als von der Hand weg. Und das ist etwas, was man natürlich nicht haben will. Genau.

[SPEAKER 2]Und dann beginnt auch das feinere Reiten, wenn man nicht diese Kilo in der Hand hat und zieht und zergelt, sondern mit feinen Hilfen agiert.

[SPEAKER 1]Also Reiten ist kein Kraftsport. Es ist Kraftsport fürs Pferd, weil es ein Pferd, wenn man es gut ausbildet, natürlich zu einem Athleten entwickelt im Laufe der Jahre. Nicht im Laufe von Tagen, Wochen oder Monaten, sondern im Laufe von Jahren. Das ist wirklich so, als würde ein Pferd eine Mischung aus Bodybuilding-Training und Tanztraining absolvieren. Der Reiter sollte da oben immer weniger Kraft nutzen müssen. Es sollte wirklich nachher wie ein gemeinsamer Tanz sein. Und leider sieht man manchmal doch Reiter, wo man schon an den angespannten Oberarmen, Unterarmen und Fäusten sieht, Das ist Kraftreiterei, das will man natürlich nicht. Deshalb dieses von der Hand weg, das ist immer ganz wichtig. Ich möchte keine Arme wie, also zu meiner Jugend war es Popeye, das war so einer, der mir das Spagat gegessen hat, da kriegt er riesige Oberarmmuskeln. Heute würde man vielleicht sagen, Muskeln wie Arnold Schwarzenegger oder so oder Vin Diesel möchte ich beim Reiten nicht haben. Ich möchte also wirklich eine feine Verbindung zum Pferd und das ist das von der Hand weg.

[SPEAKER 2]Genau, also nicht den Bizeps und Trizeps trainieren beim Reiten, darum geht es nicht.

[SPEAKER 1]Sondern das Gehirn, das eigene Hirn. Man sollte schon immer mal ein bisschen denken, wenn man reitet.

[SPEAKER 2]Feine Hand hat auch in gewisser Weise was mit Selbsthaltung zu tun. Das ist der nächste Begriff, der auch immer wieder aufgepoppt ist bei uns bei Instagram, als wir die Leute gefragt haben und euch, liebe Hörer, was sind so Begriffe, die euch auch interessieren, wo ihr nochmal eine Erklärung haben wollt. Selbsthaltung, liebe Britta, hat ja auch was mit der Hand zu tun.

[SPEAKER 1]Ja, Selbsthaltung wird oft auch erklärt, dass es erst eigentlich bei der Versammlung entsteht. Ich sehe das etwas anders. Ich finde, Selbsthaltung gibt es in jeder Kopf-Hals-Haltung des Pferdes. Selbst in der Dehnungshaltung oder im Vorwärts-Abwärts, genauso wie in der Aufrichtung, heißt für mich, dass das Pferd in der Lage ist, auch wenn ich die Hand vorgebe, also überstreiche, seinen Kopf tatsächlich selbst in dieser Position zu halten. Und, und das ist ganz wichtig, dabei auch sein Gleichgewicht zu halten. Also es gibt ja Pferde, wenn ich dann die Hand mal vorgebe, entweder fällt der Kopf quasi auf den Boden, also fast auf den Boden, der kippt ab. Das ist für mich als Reiter immer ein Zeichen. Ich habe den vorher viel zu viel tragen müssen, diesen Schädel. Oder das Pferd macht sich frei. Das ist auch etwas, wenn es sich gestützt hat und die Stütze plötzlich weg ist und es eben nicht in Selbsthaltung ist. Oder die Pferde verlieren das Gleichgewicht und werden schneller, rennen weg. Das wäre alles ein Zeichen von fehlender Selbsthaltung. Wenn ein Pferd in Selbsthaltung ist, kann ich jederzeit in jeder Kopf-Halseinstellung die Zügel mal überstreichend wegnehmen. Und wenn das Pferd dann genauso im Takt, im Rhythmus, in der Halshaltung für einige Tritte oder Sprünge bleibt, dann weiß ich, er ist in Selbsthaltung. Und dann trägt er quasi, seinen Kopf, sein Schädel, der wiegt so wahrscheinlich 30, 40 Kilo, auch tatsächlich aus der Kraft seiner Oberlinie des Halses bis zum Widerriss. Denn das ist ja ein langer Hebel, an dem dieses Gewicht, Schädel, hängt. Und das ist für ein Pferd anfangs gar nicht so einfach. Und deshalb ist die Selbsthaltung so wichtig. Je häufiger ein Pferd es in der Selbsthaltung schafft, dieses Gewicht im langen Hebel zu tragen, desto besser baut sich auch diese Halsmuskulatur auf. Und eine schön entwickelte Halsmuskulatur ist immer eigentlich ein Zeichen für ein gutes Training. Und eine besonders entwickelte Oberarmmuskulatur des Reiters ist immer ein Zeichen für mangelnde Selbsthaltung.

[SPEAKER 2]Ein Begriff, den wir ja auch in beiden Kursen, wir haben das Ganze ja aufgeteilt, einmal in A bis P und dann R bis Z. Das sind einfach so viele Begriffe. Und bei D wie Dora gibt es auch durch den Körper. Ihr kennt das ja, durch den Körper reiten oder das Pferd schwingt durch den Körper, sagen auch manche. Was heißt eigentlich dann durch den Körper?

[SPEAKER 1]Ja, eigentlich für mich ist es so ein bisschen der Unterschied zwischen mechanisch. Also es gibt ja Pferde, auf den ersten Blick, die bewegen sich irgendwie spektakulär, aber wenn man genau hinguckt, bewegen sich nur Einzelteile dieses Pferdes. Ich sag mal, dann strampeln die Vorderbeine zum Beispiel und hinten tut sich nicht viel. Durch den Körper heißt eigentlich, es bewegt sich vom Hinterbein beginnend über die Gruppenmuskulatur, über die Rückenmuskulatur, Die mitarbeitende Bauchmuskulatur in die Schulter rein, in den Hals bis ins Genick, das ganze fährt fließend. Also die gesamte Muskulatur kann es eigentlich schön auch im Schritt sehen. Ein Pferd, was durch den Körper Schritt geht. zeigt einen für seine Anatomie größtmöglichen Raumgriff, einen pendelnden Schweif und auch eine erkennbare Nickbewegung. Dann geht der Hals immer im Rhythmus des Schritts auch so ein bisschen auf und ab. Wenn im Mittelschritt das nicht zu sehen ist, dann weiß man, das Pferd geht nicht durch den Körper. Dann stockt irgendwo die Muskulatur. Und es stimmt was nicht. Also wenn alle Muskeln arbeiten, ganz zusammenarbeiten, anspannen, entspannen, anspannen, entspannen, dann spricht man von durch den Körper. Und wenn irgendwelche Muskulatur festgestellt ist und nur ein paar Muskeln strampeln, dann ist es halt sehr mechanisch und das ist das, was man eigentlich nicht möchte.

[SPEAKER 2]Das ist eigentlich so ein bisschen wie bei Menschen, wenn man Sport macht und eine Körperpartie ganz steif hält und quasi nicht in der natürlichen Bewegung dadurch ist, ist das auch nicht durch den Körper.

[SPEAKER 1]Es ist auch schmerzhaft letztlich. Also ich erkläre es gerne manchmal mit einem Trampolin. Wenn man auf so einem kleinen, ich sage mal runden Trampolin federt, dann würde man ja eine gewisse positive Körperspannung haben. Und diese Bewegungsenergie, die auch über das Trampolin sich in den Körper fortsetzt, würde wirklich von der Fußsohle bis in den ganzen Körper gehen, ohne dass es schmerzhaft ist. Wenn man sich irgendwo völlig verkrampft, würde man das schon sehr merken, dann täte einem irgendwann der Rückenweh oder die Kniegelenke oder sonst was. Genauso, wenn man plötzlich wie so ein Pudding da drauf rumhüpfen würde, wäre das auch nichts. Also durch den Körper beim Pferd heißt auch nicht, dass das Pferd jetzt völlig auseinanderfällt. Ich nenne das gerne mal lösen bis zur Auflösung. Also dass quasi jedes einzelne Körperteil sein Eigenleben hat. Das soll es auch nicht sein. Es ist schon ein Miteinander der Muskulatur des Körpers, der diese positive Körperspannung aufhält. Und dann halt diese gesamte Bewegungsenergie, der so total durch den Körper kreiseln lässt, ohne dass es irgendwo eine Stockung gibt und ohne dass irgendwo was verschwindet aus dem Körper aus.

[SPEAKER 2]Du hast gerade selber schon den nächsten Begriff ins Spiel gebracht, nämlich auseinanderfallen.

[SPEAKER 1]Ja, das ist das mit dem lösen bis zur Auflösung. Genau. Es gibt ja viele Reiter, die lösen und lösen und lösen und die haben nur noch im Kopf, mein Pferd muss losgelassen sein und die reiten vorwärts, abwärts, vorwärts, abwärts, vorwärts, abwärts. Was eine gute Sache ist, vorwärts, abwärts zu reiten, aber das ist ein Teil eines Puzzles der Ausbildungsphäre. Das Training sollte eigentlich aus Aufwärmen, aus Lockern, dann zu einer gewissen Körperspannung kommen und am Ende wieder Lockern und Auspendeln bestehen. Und nicht aus, ich löse so lange, bis alle Füße in eine andere Richtung laufen. Das Ziel des Lösens ist von einem Vorwärts-Abwärts in ein Vorwärts-Aufwärts. in Richtung Versammlung und geschlossenes Pferd. Weil das wirklich wiederum das Bild des Trampolins ist, dass das Pferd also schadlos über Federkraft, über positive Körperspannung auch das Reitergewicht tragen kann und auch die ganzen Lektionen, die es dann macht, schadlos absolvieren kann. Und wenn ich also aus einem Pferd einen Pudding mache, das kann man sich selber auch vorstellen, wenn man jetzt, ich sag mal, keine Ahnung, operiert wird und so ganz eine Spritze kriegt, wo man so langsam aber sicher davonschleicht Richtung Pudding, dann könnte man nicht verhindern, dass man Umfeld. Und das möchte ich natürlich nicht. Ich möchte nicht ein Pferd, was so auseinanderfällt, dass es halt diese positive Körperspannung nicht mehr hat. Also deshalb das Auseinanderfallen des Pferdes ist nicht das Ziel des Reitens, sondern eher das Zusammenschließen, wie gesagt, wieder in den quadratischen Rahmen. Da sind wir wieder beim Rahmen wie am Anfang. Dass das Pferd wirklich die ganze Energie wie in so einem Ball eigentlich konzentriert und dadurch auch besser vom Boden federn kann. Und dann auch wieder diese Federkraft hilft, mit wenig Energie auszukommen. Es ist ja viel weniger anstrengend, wenn ich vom Boden wegfeder, als wenn ich auseinanderfalle, in den Boden reinplatsche und dann mit viel Mühe wieder vom Boden weg muss. Dafür brauche ich viel mehr Kraft und Energie, ist viel kraftraubender.

[SPEAKER 2]Und es ist ja so ein bisschen wie, als wenn man beim Fußball einen Schuss abgibt. Und da braucht man auch eine gewisse Körperspannung, eine gewisse Dynamik. Und dafür braucht man halt, ja, eine gewisse Stabilität und Spannung im Körper.

[SPEAKER 1]Wie du gerade sagst mit dem Flummiball. Genau, die braucht auch der Ball. Wenn der Fußball oder der Ball überhaupt nicht vernünftig aufgepumpt ist, sondern richtig schlabberig ist, dann ist das mit der Energie, die sich da überträgt, auch nicht mehr. Dann kriegt er eine Beule und fliegt nicht besonders weit. Also auch hier, es kommt schon auf das perfekte Zusammenspiel von dieser Körperspannung, der Energie an. Und dann ist Arbeit für ein Pferd, wenn man das vernünftig aufbaut, auch nicht verschleißen, sondern im Gegenteil. Das ist also gesundheitsfördernd. Das ist so, wenn wir Sport machen. Das ist auch besser, als die ganze Zeit in völliger Losgelassenheit auf der Couch zu sitzen.

[SPEAKER 2]Großartig. Vielen Dank, liebe Britta. Wir haben eine kleine Reise durch die Reiterbegriffe gemacht. Ich möchte dich auch gar nicht so lange noch auf die Folter spannen, denn du willst mit den Hunden noch rausgehen. In Frankreich ist es noch hell.

[SPEAKER 1]Es ist im Vergleich zu jetzt zu Hause, es ist tatsächlich noch 40 Minuten länger hell. Deshalb schnappe ich mir jetzt unsere Runde und mache nochmal schnell eine Runde, bevor es dunkel wird.

[SPEAKER 2]Also vielen Dank, Britta. Viele Grüße in die Normandie und bon soiré.

[SPEAKER 1]Ja, danke, danke. Ich wünsche euch auch allen einen wunderschönen Abend noch. Tschüss zusammen.

[SPEAKER 2]Schön, dass du mit dabei warst. Lass gerne eine 5-Sterne-Bewertung da und folge uns zum Beispiel auf YouTube, Spotify, TikTok, Instagram, Facebook, Pinterest, wo auch immer du willst. Wir sind da und bis ganz bald beim wehorse Podcast.

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