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Corona-Spezial mit Christoph Hess: DAS ist jetzt die beste Stallroutine!

Bewegen statt trainieren: In vielen Reitställen führt das Kontaktverbot zu zeitlichen Einschränkungen und der Trainingsalltag wird auf den Kopf gestellt. Christian Kröber hat mit Christoph Hess, Richter, Trainer und Ausbildungsbotschafter der FN, gesprochen, und dabei eine Reihe von praktischen Tipps und Tricks für dich zusammengestellt. Diese Anregungen helfen dir, beim Pferd die richtigen Prioritäten zu setzen. Denn dein Pferd weiß nicht, was eine Pandemie oder ein Shutdown ist. Ein Pferd bleibt immer ein Pferd. Es braucht täglich ausreichend Bewegung aber auch Fürsorge. Christoph Hess erklärt dir, wie du diese Krise nutzen kannst, um das Vertrauen zwischen dir und deinem Pferd zu verbessern und dabei seine physischen Bedürfnisse nicht aus den Augen verlierst.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber und heute im Podcast der Richter, Trainer und Ausbildungsbotschafter der Deutschen Reiterlichen Vereinigung Christoph Hess. Wir sprechen darüber, wie man nun mit der Corona-Situation, die uns ja auch langfristig begleiten wird, umgeht und wie wir unseren Pferden nun am besten gerecht werden können in dieser Situation. Auf geht’s. Hallo im wehorse-Podcast Christoph Hess. Schön, dass du bei uns bist. Wir befinden uns nun am Ende von Woche drei der Corona-Zeit, der Kontaktsperre. Vieles hat sich verändert, was wir eigentlich so als gut und wichtig in unserem Leben erachten, gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich, aber vor allen Dingen auch im Sport. Wir wollen so ein bisschen sprechen, was das auch mit dem Pferdesport macht. Vielleicht das Wichtigste einmal in diesen Zeiten vorweg. Wie geht es dir und wie gehst du mit der Situation zurzeit um?

[SPEAKER 2]Ja, als nächstes muss ich sagen, mir geht es gut. Ich gehöre zu den Glücklichen, die Corona noch nicht haben und wünsche erstmal allen, die jetzt im Augenblick krank sind, dass sie die Krankheit bald überwunden haben und die anderen, die noch nicht krank sind, dass sie möglichst nicht krank werden. Dazu vielleicht mal vorweg. Ansonsten sehe ich im Augenblick, dass ja unsere Pferdefreunde eigentlich mit der Situation gut umgehen, die sich darauf eingestellt haben. Und ich muss sagen, ich bin sehr, sehr froh, dass sie diese gesellschaftliche Verantwortung angenommen haben und sagen, wir wollen Leben retten. Wir wollen Abstand halten. Wir wollen selbst gesund bleiben. Aber wir wollen auch auf keinen Fall, dass andere Menschen gesund werden. Und ich habe auch den Eindruck, dass im Pferdebereich, soweit ich jetzt überblicken kann, auch Ja, die Regelungen, die uns von der Bundesregierung, von den Ländern, von den Gesundheitsbehörden auf allen Ebenen Deutschlands vorgegeben werden, dass die wirklich befolgt werden, auch innerlich, aus innerer Überzeugung angenommen werden und dass die Kritik doch eher verhalten ist.

[SPEAKER 1]Also du siehst tatsächlich, dass jetzt umgesetzt wurde, also in den verschiedenen Stellen, es wurden Notfallpläne aufgestellt und so weiter. Nun ist es ja so, voraussichtlich werden wir noch mit der Situation etwas länger leben müssen. Alles, was man so hört, ist, dass die Kontaktsperre und auch diese Art und Weise des gesellschaftlichen Zusammenlebens jetzt noch ein wenig dauert, um das Virus daran zu hindern, sich noch weiter zu verteilen. Wie gehe ich jetzt langfristig als verantwortungsbewusster Pferdehalter und Besitzer damit um? Was mache ich aus dieser Situation? Denn ich habe ja auch eine Verantwortung für das eine oder vielleicht auch für mehrere Pferde.

[SPEAKER 2]Ja, genau so ist es. Und die Pferde können Corona nicht kriegen. Die Pferde, ja, müssen sich auf das einstellen, was die Menschen mit ihnen machen, ob sie krank sind, ob sie gesund sind, ob sie Corona haben, ob sie nicht Corona haben, ob wir eine Pandemie haben. Pferde bleiben Pferde und vielleicht ist das sogar eine ganz gute Situation für uns Pferdefreunde nochmal und intensiver mit dem Medium-Pferd, mit dem Individuum-Pferd, mit dem Lebewesen-Pferd zu beschäftigen. Denn das Pferd ist in vielen Punkten schon ganz anders als wir. Und ein Pferd ist, und das, glaube ich, müssen wir uns jetzt gerade in der Zeit, wo Bewegung reduziert wird, nicht so intensiv geritten, trainiert wird, beeinflussen lassen, im Klaren sein. Pferde sind Herdentiere, sie sind Fluchttiere, sie sind Bewegungstiere. Und die Pferde brauchen Bewegung. Und sie brauchen ausreichende Bewegung. Und wenn wir die Pferde in der Natur beobachten, dann wissen wir oder sehen wir, und das ist ja auch wissenschaftlich erwiesen, dass die Anian 20 Kilometer pro Tag sich fortbewegen, grasenderweise, meist in ruhigem Tempo, aber immer dahin gehen, wo was zu fressen ist. Und das heißt, die brauchen die Bewegung, gerade wenn sie bei uns im Stall stehen und vielleicht mal aufs Paddock kommen. Sie brauchen trotzdem eine qualifizierte Bewegung. Und ich sage immer, die Pferde haben auch ein unterschiedliches Bewegungsbedürfnis. Das ist wie bei uns Menschen auch. Die einen sind froh, wenn sie nur die Straße hoch und runter gehen müssen und sagen, das ist schon mein Sport für heute gewesen. Und andere müssen richtig eine lange Strecke joggen, um wirklich auch in ihrem Inneren Gleichgewicht zu sein. Und das ist bei den Pferden auch so. Die einen Pferde, die sind froh und dankbar, wenn sie nur einen Augenblick leicht getragt wird, ein bisschen galoppiert werden, vielleicht auch mal nur geführt werden. Aber andere Pferde, gerade jüngere Pferde, müssen intensiver bewegt werden. Und ich glaube, das ist wichtig, dass sich das der Reiter, der Pferdefreund immer wieder vergegenwärtigt. Und insofern in sein Pferd hineinhorcht und gerade in dieser Phase jetzt nicht darüber klar ist und versucht rauszukriegen, wie viel Bewegungsbedürfnis hat mein Pferd? Und wie muss ich dieses Bedürfnis bei meinem Pferd befriedigen? Und je genauer er sein Pferd erforscht, in Anführungsstrichen, desto besser wird er es bewegen, desto gefahrloser wird die Bewegung sein für das Pferd und für ihn selber. noch ein ganz wichtiger Aspekt, desto gesünder wird sein Pferd bleiben. Denn es nutzt uns ja nichts, wenn jetzt in der Phase die Pferde nur ganz leicht bewegt werden und sie am Ende Koliken kriegen, weil sie nicht genügend Bewegung haben oder andere orthopädische Probleme bekommen, Larmheiten, weil sie auf einmal wegspringen, weil sie eine Überreaktion zeigen. und dann sich vertreten und dann irgendwelche gesundheitlichen Schäden haben. Also ruhige, gleichmäßige, aber ausreichende, und ich will unterstreichen das Wort ausreichende Bewegung, ist jetzt, meine ich, die Herausforderung der Stunde. Und das ist das, was ein Reiter jetzt machen sollte. Und ja, Stichwort erneut, ins Pferd reinhorchen, Pferde beobachten. Und dann wird er auch das richtige Maß für sein eigenes Pferd finden.

[SPEAKER 1]Nun ist es ja so, viele Ställer haben einen Notfallplan, also es gibt Zuteilungen, wann darf wer in den Stall. Nun ist die Herausforderung ja, wie schaffe ich das in dieser kurzen Zeit? In der Regel habe ich dann eine Stunde, wo ich im Stall sein darf, da kann ich mich um mein Pferd kümmern. Was sind so deine Tipps, wie man ein gutes Training in nur einer Stunde schafft? Weil das ist ja gut und schön, wenn man richtig viel Zeit hat, dann kann man sehr individuell darauf eingehen. Aber wir haben dazu ja noch den Faktor, dass ich zeitlich limitiert bin. Wie gehe ich damit um?

[SPEAKER 2]Ja, das ist, glaube ich, genau die Herausforderung. Das ist ein bisschen Quadratur des Kreises. Und ich glaube, wir haben sicherlich viele, die mit einer Stunde recht gut zurechtkommen. Aber wir müssen halt auch an die denken, die in einer Stunde, ich sage mal, immer noch auf einem Pulverfass sitzen. Und ich würde da sagen, ganz pragmatisch, dass diese Reiter mit dem Stallbetreiber sich wirklich abstimmen müssen, müssen versuchen, ein Zeitfenster zu finden, in dem wenig Betrieb ist, denn die Abstandsregelungen, die wir generell im Augenblick einzuhalten haben, gelten natürlich für unsere Pferdebetriebe und für unsere Reitvereine in gleicher Weise. Also da muss in solchen Fällen ein individueller Plan gefunden werden. Es sind ja sicherlich nicht alle Reiter, die das gleiche Thema haben. Und da muss bei allem gleichen Konzept doch eine gewisse Individualisierung möglich sein. Sonst werden wir, das will ich auch ganz offen sagen, werden wir den verschiedenen Bedürfnissen, Ausbildungsständen etc. unserer Pferde nicht gerecht. Und dann handeln wir eigentlich auch nicht im Sinne unserer Pferde, sondern eigentlich gegen die Natur unserer Pferde. Und das würde ich als negativ bezeichnen.

[SPEAKER 1]Und das ist, glaube ich, auch ein ganz wichtiger Punkt. Es gibt Pferde, die mit wenig Arbeit gut klarkommen, aber es gibt natürlich das, was du eben Pulverfass genannt hast, also Situationen, dass einfach Pferde a. unterfordert sind, b. nicht mehr die Abwechslung haben wie vielleicht vorher und dadurch natürlich auch ordentlich im Saft stehen. Wie gehe ich damit um? Weil, wie du sagst, man muss es dann individuell handhaben.

[SPEAKER 2]Also sicherlich ist eine gute Möglichkeit, regelmäßig die Pferde zu longieren. Da ist es wichtig, dass wir einen Longier-Zirkel haben, dass da auch Ruhe ist bei dem Longieren, dass der Longier-Zirkel so ist, dass die Pferde nicht nach außen weg ausweichen können. Das ist immer gut, wenn da einer alleine longiert und nicht in einer großen Halle, weil sie zwei oder drei gleichzeitig longieren. Das bringt im Regelfall oder häufig so eine gewisse wilde Jacht. Situation am Ende. Und dann hat keiner was davon. Insofern in Ruhe longieren, das ist sicherlich eine Möglichkeit, um die Pferde ja ein bisschen unterzuholen und den Bewegungsdrang zu befriedigen. Eine zweite gute Möglichkeit ist, finde ich, und das sollte man in dieser Phase besonders machen, ich plädiere auch dafür, es auch außerhalb der Corona-Zeit intensiver zu machen, als man es heute in vielen Reitbetrieben und Reitervereinen sieht. Das ist im Trab leicht traben und ich nenne das immer so ein bisschen fröhliches Traben. Ein früherer Bundestrainer nannte das einen Reisetrabreit. Also nicht zu ruhig reiten, sondern lieber etwas frischer traben. Das Gleiche gilt für den Galopp und im Galopp generell Bügel etwas kürzer machen, im leichten Sitz galoppieren. Wir haben das in den Richtlinien festgeschrieben, haben gesagt, der leichte Sitz mit verschiedenen Entlastungsformen. Man muss also nicht immer den klassischen leichten Sitz mit dem Oberkörper sehr weit vorne reiten, sondern man kann ihn auch so reiten, dass man das Gesäß am Sattel hat und dem Oberkörper ein bisschen weiter zurück ist. also nur leicht den Oberkörper vor der Senkrechten hat, wir nennen sowas Remonte-Sitz. Aber in jedem Fall frisches Traben, und das würde ich auch auf den Galopp übertragen, das Wort frische gilt auch im Galopp, fröhliches nach vorne galoppieren, das sind gute Möglichkeiten, die Pferde in relativ kurzer Zeit fröhlich zu bewegen, den Bewegungsdrang zu befriedigen. Und dann muss man einfach sagen, bei solchen Pferden, die gerade ein bisschen fröhlicher sind, Stichwort Pulverfass, da wird man jetzt nicht in der Situation, in der wir im Augenblick sind, versuchen, viel versammelnde Arbeit zu machen, spezielle Lektionen zu erarbeiten. Das wird man sich ja aufheben müssen, bis die Zeit der Corona-Krise vorbei ist. Hoffentlich bald, das sage ich auch ganz offen, mit einem großen Ausrufezeichen, aber you never know. Und insofern dem fröhlich nach vorne reiten, sollte man im Augenblick breiten Raum geben.

[SPEAKER 1]Denn man muss ja auch sagen, wir Menschen wissen, dass eine Krise ist, aber für die Pferde hat sich ja eigentlich nichts verändert. Außer, dass jetzt die Menschen weniger kommen und sich weniger um sie kümmern.

[SPEAKER 2]Ja, und auch gerade dieses Wort kümmern, Christian, das ist ja wichtig. Pferde brauchen Bezugspersonen, nicht? Und wenn die jetzt am Ende, ich sag das mal ganz salopp, von dem Stallbetreiber nur noch das Futter bekommen und dass die Box glatt gemacht wird, das ist einfach viel zu wenig. Insofern gehört auch dazu, dass der Reiter sich mit seinen Pferden darüber hinaus beschäftigt. Also jetzt nicht nur, dass Reiter nicht im Vordergrund steht, gerade jetzt das erste frische Gras, kommt, wächst, einige Pferde gehen danach auf die Wiese. Das heißt, sie müssen angeweidet werden. Insofern ist es natürlich auch wichtig, dass die Pferde nochmal geführt werden, dass sie nochmal vielleicht ein bisschen jetzt schon grasen dürfen, um dann hinterher, wenn dann die Sonne noch höher steht und sie dann auf die Weide dürfen, dann eben keine Koliken bekommen, sondern eben jetzt schon so ein bisschen an das neue Saftfutter herangeführt werden. und an das Glas herangeführt werden und insofern gehört das auch mit dazu und wirklich gewissenhaft die Pferde zu pflegen, zu putzen, sich auch die Zeit mal nehmen, das andere Zeug vielleicht noch ein bisschen mehr ordentlich zu putzen. Und dabei auch vielleicht das Pferd nebenan zu haben, dass das Pferd auch diesen menschlichen Kontakt hat. Das ist mir ganz, ganz wichtig, dass das jetzt nicht zu kurz kommt und man nicht sagt, oh, die halbe Stunde, die nutze ich jetzt nur zum Reiten oder die eine Stunde, sagen wir mal, die eine Stunde oder knappe Stunde und danach, das ist ein schreckliches Wort, stelle ich das Pferd wieder weg, sondern ganz wichtig, dass dieses, was so wichtig ist, diese Partnerschaft zwischen dem Reiter und dem Pferd oder umgekehrt, dass die trotzdem weiter gelebt wird. Genau wie du sagst, das Pferd kann nichts dazu, dass wir im Augenblick die Corona-Krise haben. Und insofern müssen wir versuchen, unser Pferd so zu behandeln, möglichst so zu behandeln, wie wir es auch sonst behandeln.

[SPEAKER 1]Nun wird ja in der Soziologie gerade darüber gestritten, ob die Entschleunigung etwas Positives für unser Leben ist. Also die Menschen sind im Homeoffice, bleiben zu Hause, sind nicht mehr so viel unterwegs, reisen nicht mehr so viel. Wenn man das auch den Pferdebereich übertragen würde, kann das vielleicht auch eine Chance sein, dass man jetzt nicht mehr dem nächsten Turnier hinterherhächelt oder der nächsten Aufgabe, die wartet, sondern dass man diese Entschleunigung auch für sich als Pferdebesitzer nutzen kann?

[SPEAKER 2]Ja, also das glaube ich in jedem Falle. Jede Krise bringt auch eine riesige Chance und ich glaube, die müssen wir im Augenblick sehen. Und das müsste auch für uns die Motivation sein, durch diese Krise auch emotional und psychisch hindurchzukommen, wir als Menschen. Denn wenn wir jetzt immer nur das Negative sehen, immer nur das halbvolle Glas und sagen, uns fehlt jetzt der Turnierstart da und da wollte ich doch die Ältere zu reiten und da hatte ich gehofft, schon mal M zu reiten. Ja, das sind ja alles negative Gedanken, sondern wir müssen genau wie du es gerade quasi in deine Frage hineingepackt hast. Wir müssen jetzt genau andersrum rangehen und sagen, Mensch, welche Chancen bieten sich jetzt uns? Und da müssen wir sagen, dieses Hecheln, Wochenende für Wochenende zu turnieren, ist sicherlich spannend, ist reizvoll, aber wie oft hören wir auch, dass Leute sagen, Mensch, wäre schön, wenn wir auch mal ein Wochenende frei hätten. Und insofern haben wir jetzt alle frei, das ist ja interessant, wir haben alle frei. Uns hat mal ein Turnierstall frei oder Jemanden fällt ein Pferd aus, dann kann er nicht so oft aufs Turnier gehen oder hat berufliche oder private Dinge zu regeln. Aber jetzt haben alle sitzen, wenn man so will, auf demselben Ross, sitzen alle im selben Boot. Und das ist eine Riesenchance. Das sehe ich auch. Und diese Stichwort Entschleunigung bringt uns auch dazu, wenn wir jetzt mal weggehen von dem Pferd, was Pulverfass ist, wo wir eigentlich nur versuchen müssen, den Bewegungsdrang des Pferdes primär zu befriedigen. Dann können wir jetzt sicherlich in der Phase, wo wir die Pferde mehr nur bewegen, auch mal sagen, wir können an so ein paar kleine Details rangehen. Sag mal ein Stichwort. Man könnte mal versuchen, die Übergänge von einer Gangart in die andere noch weicher, noch präziser zu reiten als ein Thema. Oder ein anderes Thema, was man häufig sieht, was die Reiter üben, aber oft nicht konsequent genug üben, mal wirklich ein gutes Schenkelweichen reiten. Da gibt es ja ganz unterschiedliche Linien vom Viagra kleiner, Viagra größer, über Schenkelweichen an der langen Seite. Das ist eine wunderbare Übung, die man jetzt spielerisch machen kann vor dem Hintergrund, dass man seinen Pferd nur bewegt. Man kann Bodenschule mit seinem Pferd machen. Das heißt wirklich mal ein paar Übungen machen am Boden. Will ich mal eine Plane hinlegen, über die Plane rüberführen, mal einen Regenschirm aufspannen, an dem Regenschirm vorbeiführen, da wo das Pferd normalerweise stehen bleiben würde, nicht weitergehen würde, um das Vertrauen zwischen mir als Reiter und meinem Pferd weiter zu verbessern. Das wären so Kleinigkeiten, die man machen könnte. Weiterhin kann man sicherlich auch jetzt schon mal, wenn die Sonne weiter höher steht, jetzt mal mit einem Freund, einer Freundin ausreiten, zu zweit. Kleine Runde um den Reitplatz oder um den Reiterverein, die Reitanlage herumreiten. Nicht gleich einen großen Ausritt machen, aber wenn man leicht das Pferd eine halbe Stunde gearbeitet hat, leicht locker, leicht traben, leichter sitzen. Dann nochmal mit einem Freund, einer Freundin eine Runde im Schritt mit langem Zügel, bitte nicht mit hingegebenem Zügel, also nur am langen Zügel. Das wäre gut. Das wäre so etwas, was ich im Augenblick mal empfehlen würde. Das sind so Dinge, die der mentalen Entschleunigung des Reiters gut tun und die auch für das Pferd gut sind. Und dann könnte ich mir denken, dann kann man nachher hoffentlich bald, wenn die Turniere wieder losgehen, dann auch wirklich durchstarten.

[SPEAKER 1]Und wenn ich mir dann einen klugen Wochenplan zusammensetze, kann ich ja die verschiedenen Bausteine, die du gerade genannt hast, quasi ineinanderstecken und meine Woche planen und sagen, okay, wir haben jetzt zwei Tage, wo wir vielleicht ein bisschen ruhiger was machen. Dann machen wir Bodenarbeit und ich führe mein Pferd spazieren. Dann gibt es drei Tage, wo wir ein bisschen intensiver arbeiten. Wie du sagst, mal Dinge einbauen, die man sonst vielleicht nicht gemacht hat. Und dann habe ich noch ein, zwei Tage in der Woche, wo ich vielleicht mal Einmal um den Block reiten, nach dem Reiten, um Abwechslung reinzukriegen. Ja.

[SPEAKER 2]Und dann würde man sagen, wenn man dann so abzieht, dass wir ans Ende unseres Tunnels kommen und dann unsere Bundesregierung sagen wird, Mensch, so in zwei Wochen werden wir weiter die Dinge lockern und man sieht auch schon wieder, dass Turniere ausgeschrieben werden. Dann würde man sicherlich sagen, dann müssen wir allmählich auch wieder rangehen. Und vielleicht mal, wenn ich den Dressurreiter sehe, äh, Dressurlektionen so ein bisschen spielerisch reiten, dass man mal so kleine Lektionsfolgen reitet, um so ein bisschen wieder in den Turniermodus hineinzukommen. Und Springreiter, die dann eben nicht nur gymnafizierende Arbeit über Sprünge machen, sondern auch dann mal einen kleinen Parcours oder einen Parcours-Ausschnitt reiten, dass man dann eben sich selber mental, aber auch das Pferd, wieder so ein bisschen in den Turniermodus hineinbringt. Das, glaube ich, ist ganz, ganz wichtig, dass man das hat und ansonsten genau, Christian, wie du es gesagt hast, so ein kleines Trainingskonzept sich macht immer so für jede Woche ein bisschen was anderes, auch ein bisschen abhängig vom Wetter. Dann glaube ich, kann man diese Zeit ganz gut überstehen und hat am Ende nicht ein Pferd, was völlig aus der Form ist und man selber ja auch. Man darf ja nicht glauben, dass nur das Pferd aus der Form kommt, sondern wir sind ein gemeinsames Team und wir müssen als Reiter ja genauso fit bleiben. Das heißt, wir sollten auch neben dem Reiten, wenn wir weniger gefordert sind, auch weitere Dinge im Sport machen, in anderen Sportarten. Mit dem Fitnessstudio kann man nicht gehen, aber man kann ein bisschen joggen und man kann so ein bisschen Gymnastik machen, solange wir noch die relativ liberale Haltung oder Situation haben, dass wir nur Abstand halten sollen, aber rausgehen können und das Rausgehen nicht verboten ist, sollte man ruhig versuchen, sich selber sportlich fit zu halten, um dann, wenn es nachher wieder auch zunehmend losgeht, dann selber kein konditionelles Defizit zu haben.

[SPEAKER 1]Also wer rastet, der rostet. Der alte Spruch gilt weiterhin. Und gerade in der Krise entdeckt man ja auch vieles Neues, was man vielleicht vorher auch nicht so gesehen hat und sich auch nicht so mit beschäftigt hat. Nun bist du als Trainer im gesamten Bundesgebiet, aber auch weltweit unterwegs. Trainierst unter anderem auch die britischen Eventing-Reiter, also die Vielseitigkeitsreiter, wo es ja eigentlich auch Richtung Tokio hätte gehen sollen. Wie verbringst du jetzt deine Zeit? Also was sind die Dinge, die du auch neu entdeckst? Wie hältst du dich auch fit? Und wie verbringst du deine Zeit? Ganz privat vielleicht?

[SPEAKER 2]Ja, also ich fange erst mal mit meiner, wenn man so will, nebenberuflichen Tätigkeit. Ich bin ja jetzt nicht mehr altersbedingt für die Reiterliche Vereinigung tätig. Ich bin noch als FN-Ausbildungsbotschafter viel unterwegs. Das heißt also auf einmal fielen alle Seminare, die von der FN organisiert waren, von heute auf morgen weg. Das ist der eine Punkt. Dann, wie du richtig sagst, bin ich im In- und Ausland darüber hinaus tätig, unter anderem auch für die englische Mannschaft. Und jetzt war mein Terminkalender, davon bin ich total betroffen, von 100 auf 0. Letzte Woche war ich in Amerika, jetzt wäre ich im Augenblick in England, nächste Woche in Irland, dann wieder in England und so weiter.

[SPEAKER 1]Also null.

[SPEAKER 2]Und ich habe gleich gesagt, das muss eine Chance sein. Und ich glaube, ganz wichtig ist, Christian, wir werden nach Corona eine ganz andere Zeit als vor Corona haben. Viele vergleichen das mit der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Und ich glaube, so ähnlich wird das jetzt auch sein. Wir werden ganz viel anders machen müssen. Wir werden andere Rahmendaten haben und wir müssen uns darauf einstellen. Und das ist auch gut und richtig so. Und dann hat die Krise auch am Ende was Positives gehabt. Ich muss sagen, ich gehöre ja zu einer Generation, die jetzt nicht mit dem Digitalen groß geworden ist. Also ich habe jetzt schon eine digitale Reitstunde gemacht.

[SPEAKER 1]Auf YouTube vor einigen Tagen.

[SPEAKER 2]Genau, für den Reiterverein Bad Segelberg. Brauer, die ist Radiomoderatorin, ist in dem Verein ehrenamtlich tätig, ist auch häufig als Sprecherin auf den Turnieren in Norddeutschland tätig. Und die hat gesagt, Christoph, wollen wir nicht sowas gemeinsam machen? Das haben wir gemacht und haben uns zum Thema Skala der Ausbildung unterhalten. Es sind sehr viele Fragen gekommen und es war interessant. Es waren natürlich vorwiegend vom Reiterverein Zuhörer dabei. Und aber auch aus dem Ausland. In verschiedenen Ländern habe ich Zuschriften bekommen und das war gut. Und das ist sicherlich etwas, was man weitermachen kann. Also digitale Reitstunde. Dann habe ich etwas selber schon gemacht mit einer Reiterin, die ich einige Male so erlebt hatte in Luxemburg. Eine Kanadierin, die gerne mit ihrem fünfjährigen Pferd Bundeschampionat oder Weltmeisterschaft reiten würde. Ein Ressortpferd. Und mit der habe ich jetzt Online-Unterricht gemacht. Der Gestalt, dass wir FaceTime hatten. Sie hatte sich einen C-Coach aufgesetzt. Sie hatte eine Dame, die sie gefilmt hat. Und ich habe dann den Unterricht von Warendorf aus von meinem Schreibtisch ausgegeben. Das hat zweimal wirklich gut geklappt, muss ich sagen. Ich muss mich technisch dann noch ein bisschen besser aufstellen, um noch ein größeres Bild zu haben und nicht nur mein kleines Handy zu haben. Aber das ist etwas, was ich glaube, wird mehr Zukunft haben. Und ich hab selber immer wieder Anfragen, könntet ihr mal vorbeikommen, Unterricht geben, aber das geht ja nicht. Man kann nicht für eine Reitstunde durch ganz Deutschland fahren. Aber ich könnte mir vorstellen, dass so etwas wie Online-Unterricht via Skype oder eben via FaceTime eine gute Möglichkeit ist. Es wird sicherlich den Reitunterricht nicht völlig ersetzen, um Gottes Willen, oder das Training. Aber so was wie Trainingskontrollen, die man zwischendurch mal macht, gerade wenn man die Reiter und die Pferde kennt und die von Zeit zu Zeit dann auch im Live-Unterricht vor sich hat. In der Zwischenzeit, glaube ich, kann man mit derartigem sicher vorgehen und ich habe dann noch jetzt nach Ostern ein Webinar für die FN zum Thema, was mache ich jetzt in der Corona-Zeit, ähnlich wie wir unseren Podcast hier gerade machen, nur dann mit PowerPoint und mit zwei kurzen Filmsequenzen. Das sind, glaube ich, die Chancen, die wir jetzt haben, die wir alle nutzen sollen. Und da ist ja WeHorse an allererster Stelle. Und man kann euch nur gratulieren, dass ihr vor einigen Jahren die Idee hattet, so ein Medium aufzubauen. und aus Ferdia TV eben inzwischen eine Marke gemacht hat. Und ich glaube, das, was im Augenblick passiert, müsste euch ja unglaublich in die Karten spielen.

[SPEAKER 1]Ja, das ist sicherlich das Einige. Aber wir wollen ja Menschen helfen, mit ihrem Pferd mehr Harmonie zu erreichen, eine bessere Zeit zu haben. Und natürlich sind wir da jetzt auch an der Seite der vielen User, die uns nutzen, um auch einfach jetzt durch diese gemeinsame Situation bestmöglich durchzukommen. Und ich glaube, das Einzige, was jetzt wirklich auch hilft, ist positiv bleiben und, wie du sagst, die positiven Dinge mitnehmen und die Chancen ergreifen. Denn eine Krise ist auch immer eine Chance. Und ich glaube, dann schaffen wir das auch alle gemeinsam. Da, wenn ich es verstanden habe, bist du ja auch sehr positiv, Christoph.

[SPEAKER 2]Ja, absolut. Also ich gebe zu, am Anfang war ich erst ein bisschen runtergezogen. Am Anfang habe ich auch gedacht, es würde nicht ganz so lange dauern. Aber je länger es dauert, je mehr ich mich mit der Sache auseinandersetze, je mehr ich erkenne, dass es wirklich ein Riesenproblem ist, was wir hier gerade alle weltweit zu stemmen haben. Und da muss ich wieder ein großes Dankeschön auch an unsere Bundesregierung richten, die wirklich da ganz, ganz tollen Job macht und das auch toll rüberbringt und uns alle auch irgendwo mitnimmt. Aber wir müssen jetzt auch sehen, was sehen wir für Chancen. Und noch einmal zurück zu dem Stichwort Rehorses. Da muss ich sagen, gerade die Dinge, die jetzt auch so theoretisch von euch erarbeitet worden sind, die jetzt ins Netz gestellt werden. Das sind, glaube ich, auch ist ein Teil der Chance, dass man sich mal mit dem, was man eigentlich sonst macht, mal intensiver auseinandersetzt. Also mein Sohn Christian, der also wie du Christian heißt, der hatte sich ein bisschen diese digitale Reitstunde angesehen und hat hinterher gesagt, du, ich fand das wirklich gut. Man fängt an, sich mal wieder mit Theorie zu beschäftigen. Und wenn wir in so einem Hamsterrad sind Wochenende für Wochenende Turniere. Und ich kann es von mir selber sagen, ich habe einen so strammen Terminkalender. Ich mochte das gerne, hat mich überhaupt nicht gestresst und belastet. Aber jetzt habe ich auf einmal überhaupt gar keine Termine mehr.

[SPEAKER 1]Jetzt hat er auch was durchzuatmen. Genau so ist es.

[SPEAKER 2]Und dann hat man Zeit, sich mal mit Sachen zu beschäftigen. Ich beschäftige mich jetzt intensiv mit dem Digitalen, weil ich sage, Christoph, da ist ein Riesendefizit. Das ist die Chance, dich jetzt mal ohne Zeitdruck damit zu beschäftigen. Denn das sind sonst immer Dinge, die schiebt man so vor sich hin, sagt, ja, mach ich mal. Mach ich irgendwann mal. Im Winter mach ich das. Ja, shit. Ich bin seit vier Jahren für die FN nicht mehr tätig. Ich hab’s nie gemacht. Und das werde ich jetzt machen, weil ich glaube, in die Richtung wird sich unsere Unterrichtserteilung langfristig ein wenig entwickeln, dass wir das Digitale mit dazubekommen. Und ich sage das auch ganz offen, ich könnte mir sogar vorstellen, gerade wenn das jetzt noch länger dauert mit den nicht mehr veranstalteten Turnieren, aus welchen Gründen auch immer sie jetzt nicht veranstaltet werden, weil nicht genügend Zuschauer kommen dürfen oder weil wir kein ärztliches Personal mehr haben, keine Sanitäter haben, die uns auf den Turnieren begleiten können. Da wird es ja sicherlich jetzt auch Herausforderungen geben, die sich nicht eins zu eins so umsetzen lassen, wie wir das sonst gewohnt sind. Dann, glaube ich, müssen wir auch mal darüber nachdenken, ob wir nicht Online-Turniere machen. Auch so etwas sollte zu unseren Überlegungen jetzt gehören. Also wir müssen jetzt wirklich kreativ werden, überlegen, was können wir machen, Dinge ausprobieren. Es wird sich nicht alles, was wir jetzt erproben, dann auch hinterher in der Breite umsetzen lassen. Aber wenn wir es nicht erproben, dann machen wir was verkehrt und wir sollten jetzt die Chance nutzen und ich denke ganz klar positiv.

[SPEAKER 1]Und ich glaube, das ist auch das Wichtigste, was uns die Krise lehrt. Positiv bleiben und dann schaffen wir das schon alle gemeinsam. Und jetzt die Dinge, die man selber umsetzen kann, auch herausnehmen und daran arbeiten. Vielen Dank an den FN-Ausbildungsbotschafter Christoph Hess.

[SPEAKER 2]Ja, lieber Christian, ich bedanke mich. Ich kann nur allen Zuschauern und dem Falle Zuhörern sagen, halten Sie Abstand. Bleiben Sie gesund und dann hoffen wir, dass wir uns bald alle live und in Farbe gesund und munter wiedersehen werden.

[SPEAKER 1]Unbedingt. Dankeschön. Die Situation, wie ja gerade im Podcast geschildert, ist für uns alle neu. Reitunterricht findet nicht mehr statt. Zum Teil kann nicht mal jemand externes noch auf den Hof kommen und das stellt uns alle vor ganz neue Herausforderungen, bietet allerdings auch Chancen. Um die Zeit jetzt sinnvoll zu nutzen, haben wir für alle Corona-Betroffenen den Preis des 12-Monats-Zugangs zu wehorse.com, der Online-Reitschule, reduziert. Mit dem Gutscheincode GEMEINSAMSTARK gibt es wehorse zum Spezialpreis von 9,90 Euro im Monat und so hast du Zugriff auf über 800 Lernvideos der besten Ausbilder Welt. Auch Christoph ist dabei mit seinen Videos und so kannst du die neu gewonnene Zeit gut nutzen. Dazu haben wir einiges an Nachschub bei uns auch schon vorbereitet. Jede Woche kommen neue Videos dazu. Was musst du tun? Ganz einfach auf www.wehorse.com unter den Preisen dann das Zwölfmonatskonto auswählen, dich registrieren und auf der Bezahlungsseite den Gutscheincode gemeinsam stark eingeben. Viel Vergnügen!

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