Zur Übersicht

#65 SPEZIAL: Hans-Heinrich Isenbart erinnert an Trakehnen Teil 1

Mit diesem wehorse-Podcast teilen wir einen ganz besonderen hippologischen Schatz mit dir: Das 2010 aufgezeichnete Hörbuch "Erinnerungen an Trakehnen" dokumentiert Hans-Heinrich Isenbart und sein Leben in Trakehnen. Lausche der unvergessenen "Stimme der Pferde", seinen Gedanken über die Pferde, die in diesem Paradies zu Hause waren und über die Einstellung der Menschen.

In unserer modernen und immer schneller werdenden Zeit ist es umso wichtiger, kurz innezuhalten. Genieße diese kleine Reise in die Vergangenheit und - wer weiß? Vielleicht gelingt es dabei sogar, etwas in unsere Zeit herüberzuretten. Denn viel Wissen über den Umgang der Menschen mit ihren Pferden gilt heute genauso wie damals. Dabei ist diese Podcast-Folge weniger eine Retrospektive, viel mehr ist sie ein echtes Stück Kulturgut.

Hans-Heinrich Isenbart war ein gefragter Kommentator, Turniersprecher, Buchautor und Filmemacher rund um das Thema Pferd. Wie kein Zweiter verstand er sich darauf, den komplexen Pferdesport einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen und zugleich faszinierend zu präsentieren. Am 25. Dezember 2011 verstarb Isenbart im Alter von 88 Jahren.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des wehorse Podcasts. Mein Name ist Christian Kröber und heute präsentieren wir dir einen absoluten Klassiker aus unserer Schatzkammer. Neben den knapp 200 Online-Kursen und ca. 1000 Lernvideos haben wir aber auch einige Hörbücher, die gemeinsam mit dem legendären und unvergessenen Kommentator und Journalisten Hans-Heinrich Isenbart produziert wurden. Dazu zählt auch der heutige erste Teil von Erinnerungen an Trakehnen. Zu dem wir morgen passend zum Wochenende dann den zweiten Teil veröffentlichen und es erzählt von der Heimat des Trakehner Pferdes, das ehemalige Ostpreußen, das im Zweiten Weltkrieg dann verloren ging und nun die russische Oblast Kaliningrad. die den Grat darstellt. Dort lag Trakehnen als eines von fünf Hauptgestüten Preußens und sicherlich das prunkvollste und größte und gleichzeitig auch die Heimat des Trakehner Pferdes. Hans Heinrich Isenbart erinnert sich an das Leben dort, an die Menschen, die in diesem Paradies zu Hause waren und vor allen Dingen an die Pferde, die dort Drakenen so besonders gemacht haben. Dazu liest er aus den Büchern Hans-Joachim Goehlers namens Mojen, der Stallmeister und Tempelhüter. Ein wahrer Klassiker. Viel Spaß also mit diesem ersten Teil.

[SPEAKER 1]Drakenen lebt. Ja, eine erfolgreiche Pferdezucht. Mit Pferden, die Erfolge feiern in allen Disziplinen der Reiterei, in der Dressur, im Springen und in der Vielseitigkeit. Pferde, die Menschen gewinnen durch ihre Schönheit, durch ihre Ausdruckskraft, durch ihre Bewegung und durch ihre Leistung. Man soll aber, Über der Begeisterung über Trakener Pferde und die Trakener Zucht in heutiger Zeit, man soll aber nicht vergessen, woher sie kamen. Und auch die erfolgreichen Züchter und die Reiter der Trakener Pferde, die zum Teil gar nicht mehr wissen, wo liegt denn Trakenen überhaupt? Dieser Ort, an dem die Rasse entstand, wo das Trakenerpferd geboren wurde, das Trakenerpferd, das die gesamte ostpreußische Pferdezucht beeinflusste, und das dann nach seiner Flucht in den Westen am Ende des Krieges hier im Westen bei uns neu gezüchtet wurde und sich von hier aus wieder über die Welt verbreitete. Wo liegt Trakenen? Ja, meine Damen und Herren, Trakenen gibt es nicht mehr. Darum das Hörbuch. Nun, das Jubiläum, das heute gefeiert wird, 275 Jahre Trakenen. Das Jubiläum richtet aus dem Blick in die Vergangenheit den hoffnungsfrohen Blick in die Zukunft einer qualitätvollen, weltweit anerkannten Pferdezucht Trakener Pferde. Das ist nun ein froher Anlass und für viele Menschen auch Gelegenheit, mit Stolz zurückzublicken auf das, was von kenntnisreichen Menschen, von leidenschaftlichen Pferdefreunden, von passionierten Züchtern geleistet wurde. Aber es ist eben auch ein gedankenvolles Zurückschauen, ein Erinnern mit Trauer im Herzen um eine Zeit, die nicht wiederkehren wird. Ich bin aus eigenem Erleben nicht in der Lage, Ihnen heute eine fachliche Zuchtbilanz vorzulegen. Die Gefühle, die der Mythos Trakenen auslöst, drängen sich vor die sachliche Erörterung. Natürlich feiern die Züchter des Trakeners ein Fest des Jubiläums mit Fug und Recht, wenn sie sehen, was aus den Trümmern des Krieges und einer entsetzlichen Flucht schließlich bis heute geworden ist. Aber Trakenen? Blicken wir der Wirklichkeit ins Auge. Wir sprechen von Jasnaya Palyana. Im russischen Ostpreußen gibt es den Namen Trakenen nicht mehr. Ist das einer der Namen, von denen Marion Gräfin Dönhoff in ihrem Buch schrieb, Namen, die keiner mehr nennt? Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen, aus dem Olympiajahr 1972 in München. Dressur, Einzelwertung. Piaf, unter Lieselott Linsenhoff, Goldmedaille. Pepel, unter Dr. Elena Petuschkova, UDSSR, Silber. Vor Venezia, mit Dr. Josef Neckermann. Und Pepel außerdem, Gold mit der Mannschaft. Ich hatte vor der Medaillenzeremonie Gelegenheit, zu den wartenden Reitern zu gehen. Das ging damals in München noch. Liselott Linsenhoff hatte ich gratuliert. Dann stand Pepel mir am nächsten. Als ich Elena Petushkova gratulierte und ihr rabenschwarzes Pferd rühmte, den Hengst, der ja schon in Mexiko mit der Mannschaft eine Medaille geerntet hatte, da sah sie aus dem Sattel lächelnd auf mich herunter, beugte sich ein wenig vor und sagte Danke. Danke und ist doch eigentlich deutsche Pferd. Ist doch Drakener. Ist von Kirov. Da wurde mir erneut klar, dass die Ahnenlinien dieses Pferdes, geboren am Don in Russland im Gestüt Kirov, in gerader Linie zu seinen Ahnen nach Gurschen führten, jenem Vorwerk Trakens, auf dem die Rabherde stand. Ganz richtig, Pepel von Pilgrim von Pythagoras aus der Alster Von Ararat Am Ende der knorrigen Eichenallee, die hinausführte nach Gurtschen, lagen die hochgrasigen Weiden, auf denen im Frühling die schwarzen Hauptbeschelerpaginen standen. Namen wie Hektor, Vollblüter, Hirtenknabe, Polarsturm, Ararat oder Polarstern. Ja, ja, Polarstern, geboren 1930, von Astor und Polare, von Waldjunker bis hin zu Hirtenknabe. Polarstern, der einzige, von dem man weiß, wo er abgeblieben ist, in den Wirren des Krieges und der Flucht, im polnischen Hauptgestüt Liszki, bei Bartenstein unter Landsteinmeister Paczynski, dessen Sohn auf dem Turnier in Aachen schnelle Springen gewann. Da stand ich also vor Pepel und Elena Petuschkova und sie merkte wohl, wie mir ums Herz war. Und sie klopfte mir von oben auf die Schulter und sagte nochmals, Danke, danke, deutsche Pferd! Und klopfte dem Rappen den glänzenden Hals. Da sah ich, Trakenen lebt. Es lebt in seinen Pferden, in einer neu aufgebauten Zucht, ob in Russland oder in Deutschland, wenn auch der Original Trakener Brand nicht mehr verwendet wird. Das finde ich auch richtig. Nur geborene Trakener Pferde durften ihn tragen, die einzelne Elchschaufe auf dem rechten Hinterschenkel, so wie sie im Trakener Tor erscheint. Die linksgebrannte, die doppelte Elchschaufe trug und trägt bis heute das edle ostpreußische Warmblut für Trakener Abstammung. Was für ein Eindruck war das Hauptgestüt für mich als Kind bei meinen Besuchen. Auf 6.000 Hektar lebten 3.400 Menschen und sorgten für 1.200 Pferde. Das konnte natürlich damals kein Besucher überblicken. Bleibend war nur der Eindruck der gelassenen Ordnung, der zielgerichteten Organisation aller Mitarbeiter. Vom Landsteinmeister bis zum Reitburschen wusste jeder jederzeit, was er zu tun hatte. Und er tat es. Ostpreußen war eine Region, die ganz und gar dem Pferd verschrieben war. Und das Pferd, Erzieher des Menschen seit Jahrhunderten, half einen Menschentyp zu bilden, der in seiner Gelassenheit, mit freundlicher, überlegener Ruhe die feurigsten Pferde zu den engsten Freunden des Menschen erzog. Hier muss ich mich einen Augenblick unterbrechen. Und ich muss jetzt meinem Zorn Luft machen, meinem Zorn über die immer wieder einmal auftauchende Behauptung, der Trakena oder der Ostpreuße generell sei ein Pferd mit schwierigem Temperament. Und so mache er im Gebrauch wie in der Ausbildung immer wieder einmal Malheur bis zum offenen Ungehorsam. Und ich weiß, wie dieses Gerücht entstand. In unserem Lande leben viel zu viele Menschen, die viel zu wenig von Pferden verstehen und die mit ihrer Ungeschicklichkeit Widerstände beim Tier auslösen. Auch seinerzeit gab es im Osten keine Pferde, mit denen man nicht umgehen konnte. Leistungsbereitschaft, unendliche Treue, Härte, Ausdauer und große Menschenfreundlichkeit. Das war es, was den Ruf des edlen Ostpreußens Trakena Abstammung ausmachte, so, wie es dieses Pferd dann auch im Laufe der Geschichte auf oft so erschütternde Weise bewiesen hat. auf dem Acker als Soldatenpferd und fuhr dem Treckwagen im Flüchtlingsstroh zwischen den Trümmern des Krieges. Einem alten Ostpreußen, einem gebürtigen Insterburger, habe ich einmal in sein Buch geschrieben, das unter dem Titel Pferd und Reiter im alten Osten erschienen ist, dass Pferdeliebe und Passion aus jener Zeit gewachsen sind, da man ohne Pferde nicht leben konnte, hinein in eine Zeit, in der man das Pferd zum Leben nicht mehr braucht, wenn man denn ein altes und endlich wertvolles Kulturgut entbehren will. Das hat zum Ziel zu bewahren, was auch zur Geschichte des Menschen gehört. Denn ein großer Teil der Menschheitsgeschichte lag eben auf dem Rücken der Pferde. Wie anders hätte die Menschheitsgeschichte ausgesehen oder wäre sie nicht überhaupt gescheitert ohne die Pferde. Eine Brücke zu schlagen, vom Eins zum Jetzt, das scheint dort notwendig zu sein, wo es um Werte geht, für die es keinen Denkmalschutz gibt. statt unter den Denkmalschutzbestimmungen die Bedachung eines alten Hauses nicht anrühren zu dürfen, scheint es mir viel nötiger, ethische Grundbegriffe verflossener Zeiten im heutigen Denken und Handeln neu zu verankern. Vielleicht bemerken nun manche, dass in unserem Säkulum die jahrtausendealte Epoche, in der jeder freie Mann ein Reiter war, zu Ende gegangen ist. Und bemerken wir auch, dass das, was mit dem Pferd verloren ging, ein Stück Humanität ist. In Ostpreußen und übrigens in anderen Landesteilen auch, war das Pferdeverständnis und die Reiterei mit der Jugend gewachsen, auf ganz natürliche Weise. Das einst Selbstverständliche muss heute gezielt gelehrt und gelernt werden. Eigenschaften und Fähigkeiten, die letztlich für den Umgang mit Menschen genauso notwendig sind, wie für den Umgang mit Pferden. Darum ist und bleibt der Umgang mit Pferden eine Schule der Menschlichkeit, ist es und bleibt es auch. Denn wer gelernt hat, mit dem Pferd umzugehen, hat ein gutes Stück Erziehung an sich selbst vollbracht. Generationen von Menschen identifizierten sich in Ostpreußen und bitteschön weit darüber hinaus, mit dem Mythos Trakenen schon zu Blütezeiten der Zucht. Man musste nur einmal zur Zeit der Trakenerjagden oder zur Auktionszeit im Hotel Elch gewohnt haben. Wer alles sich dort zusammenfand, alle, alle im Bann der Pferde, die später dem härtesten Leistungstest unterworfen werden sollten, der je Pferden abgefordert wurde. Vor den schweren Treckwagen und unter dem Sattel waren Pferde vielfach das einzige Transportmittel zu Lande Richtung Westen. Auf tausende von Kilometern verdanken tausende von Menschen diesen Pferden ihr Leben. Vorwiegend Frauen, Kinder und alte Leute. Und dort, wo sie im Westen ankamen, herrschte Mangel und die Einheimischen hatten oft für Treckpferde weder Futter noch ein Herz. Denn das Hauptgestüt hatte ja viel zu spät die Erlaubnis zum Treck erhalten. So wurden aus Trakenen nur 26 Stuten gerettet. 26! Aus dem ganzen Land kamen etwa 1500 Pferde im Westen an, von insgesamt 26.000. Eine schmale Basis für das Überleben der Zucht und für den 1947 in Hamburg gegründeten Verband der Züchter des ostpreußischen Warmblutpferdes Trakener Abstammung. Wenn wir aber zurückblicken auf die Geschichte Trakenens, Wann immer von Trakenen geredet wird, darf die Ära des Landstammmeisters von Litauen nicht unerwähnt bleiben. Verantwortlich für Trakenen-Hauptgestüt, Trakenen-Landgestüt, Insterburg, Oletzko und Marienwerder. Unter seiner Leitung, unter der Leitung des Landstermeisters von Burgstorf, wurde schon ein Jahr nach seiner Bestellung 1815 das Areal Trakenens vergrößert durch die Einbeziehung von Danzkehmen und 1819 das Gut Taukenischken. Eine Apotheke wurde eröffnet und vieles andere wurde getan. Das Wichtigste aber wohl von Burgstorffs Einstellung zur Pferdezucht, im Gegensatz zu seinem Nachfolger Schwichow und auch wohl seinem Vorgänger von Belo, verwendete von Burgstorff englisches und arabisches Vollblut. Und der Araber gab dem Trakener die Schönheit, und sein natürliches Gleichgewicht. Er erzielte damit große Zuchterfolge, die überall, auch im Ausland Anklang fanden und man schätzte schon damals. Trakener als Reit- und auch als Wagenpferde. Von Burgstoff regierte von 1814 bis 1842 und man denke, die Straßen waren zu jener Zeit so schlecht, dass man immer Ausschau nach den besten Gespannen hielt. Zum Beispiel gab es in Masuren im Jahr 1850 erst eine einzige Meile befestigte Chaussee. Da brauchte man gute Pferde. Ein aufsehenerregendes Stück in der Jubiläumsausstellung von Trakin, die wir heute veranstalten. Ein Rückblick auf die Ära von Burgsdorf ist der Burgsdorf-Pokal. Ein Jahr nach der Gründung der Landwirtschaftlichen Gesellschaft, deren Mitbegründer Burgsdorf war, am 30. Mai 1831, schenken ihm 66 Mitglieder, alle bedeutende Pferdezüchter, einen großen wertvollen Silberpokal, in dessen Deckel ihre Namen eingraviert waren. Heute haben wir ein Zeugnis jener Zeit in diesem Pokal, der erhalten geblieben ist, mit den Namen der Züchter, die ihn schenken. 27 Jahre hatte Karl Friedrich Wilhelm von Burgstorff das Landstallmeisteramt inne und dann bat er um seine Pensionierung. Von allen hervorragenden Leitern Trakenens, so schrieb Martin Heling in seinem Buch Trakenen, war Landstallmeister von Burgstorff wohl der bedeutendste. Bei seinem Ausscheiden aus dem Amte erfuhr er eine überwältigende Fülle von Vertrauenskundgebungen. Burgstorfs größte Tat aber war wohl, dass er aus dem kleinen, aber ausdauernden einheimischen Pferd, das edle, warmblütige Pferd herauszüchtete, das als Trakener noch heute Weltruf genießt. Und wir greifen noch einen Schritt weiter zurück in der Geschichte Trakenens. Friedrich I., in Königsberg 1701 zum König gekrönt, was den deutschen Kaiser aus der Habsburger Dynastie sehr ärgerte, Friedrich I. entwarf selbst den Plan für ein großes Hauptgestüt, also eine Zuchteinrichtung, die Hengste wie auch Stucken hielt. Die Idee der Zusammenfassung zahlreicher kleiner Gestüte zu einem großen hatte der alte Dessauer, der Fürst Leopold von Dessau. 1732 meldete dann Graf Schwerin dem König die Fertigstellung des königlichen Stutamtes und Hofgestütes Dracken. Zuvor hatten Regimente von Soldaten und ungezählte Arbeiter an der Melioration des anmoorigen Bodens gearbeitet und eine Entwässerung geschaffen, von der einzelne Teile noch heute in Jasnaya Paljana funktionieren. Sieben Jahre später aber, 1739, schenkte der König das Gestüt mit dem lebenden Inventar seinem Sohn, dem Kronprinzen. Später Friedrich II., der Große. Seine Bemühungen um Förderung von Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft machten Preußen zu einem der liberalsten und tolerantesten Länder der damaligen Zeit. Aber Friedrich der Große zeigte kein außergewöhnliches Interesse für sein Gestüt in Ostpreußen. Außer für die glänzenden Rappen von dort, mit denen er die Strecke Berlin-Potsdam eine halbe Stunde schneller zurücklegen konnte als mit irgendwelchen anderen Pferden. Aber er entwickelte Preußen auch zu einer Militärmacht. Er stellte höchste Anforderungen an die Kavallerie, damals noch eine schlachtentscheidende Waffe. Kavaleriegeneräle wie der Hussar Ziten und der Kyrassier Seidlitz, der übrigens ausschließlich Trakener Pferde ritt, schufen eine Reiterei im preußischen Heer, die sich bei Hohenfriedberg als unschlagbar erwies. Und sie hoben die Qualität der Reiterei im Heere zu einer Größe, die man sonst in anderen Armeen nicht kannte. Nach dem Tod Friedrichs des Großen unter Friedrich Wilhelm II. 1786 bis 1797 wurde Trakenen königlich-preußisches Hauptgestüt. Die folgende Friedenszeit brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung auch für die Pferdezucht. Die Bauern des Landes hatten mit der Remontierung von Militärpferden nun, möglichst ausschließlich im eigenen Lande, eine zuverlässige neue Städte-Einnahmequelle. Als Napoleon über Europa kam, musste das Gestüt-Traken zweimal fliegen. 1806, 1807 in das russische Litauen und 1812 und 1813 nach Oberschlesien. In den napoleonischen Kriegen verlor Ostpreußen mehr als 100.000 Pferde. Nach dem Sieg der verbündeten Österreicher, Preußen und Russen über Napoleon, nach dem Sieg der Engländer mit den Preußen bei Waterloo kam der große wirtschaftliche Aufschwung und es kam für die Pferdezucht die Zeit des Vollbluts. Eine weise preußische Gestütsverwaltung hütete sich vor extremen Fehlern in der Vollblutbenutzung und, richtig, Nicht bald darauf erhob sich der Ruf nach Verstärkung, um die Brauchbarkeit für die Landwirtschaft zu schaffen. Mit der Reichsgründung 1871 kam ein neuer, bedeutender wirtschaftlicher Aufschwung, aber nun stand die Förderung der Pferdezucht in Ostpreußen unter dem Ziel der militärischen Brauchbarkeit. Zwei Drittel der Pferde der Armee wurden in Ostpreußen gekauft. In Zahlen. Bis zum Ersten Weltkrieg kauften die Remontierungskommissionen in Ostpreußen Jahr für Jahr 6.000 bis 7.000 Pferde. Das brachte bis zu 7 Millionen Reichsmark jährlich. Mit der Amtszeit des Grafen Kurt von Sponek, 1912 bis 1922, begann ein Vollblut-Boom in Trakenen. Der Rekord 1913 wurden 83,5 Prozent aller Stuten in Trakenen mit Vollblütern gedeckt. Es war die Blütezeit der berühmten Trakenerjagden und der Rennen, wie das von der Goltz-Querfeld-Einrennen, benannt nach dem Feldmarschall von der Goltz-Pascha, der begeistert viele der schweren Trakenerjagden mitgeritten hatte. Dies war auch die Zeit der berühmten Herrenreiter. Und natürlich kam der große Einbruch nach dem Ersten Weltkrieg, als 80 Prozent des Remonte-Absatzes verloren ging, weil das 100.000-Mann-Heer nicht mehr so viele Pferde brauchte. Sponex-Nachfolger Siegfried Graf Lehndorf 1922 bis 1931 hatte den Auftrag, eine völlige Umformung des Trakener Pferdes zustande zu bringen, Vom Vollbluttyp zu einem über viel Boden stehenden Pferd, kurzbeinig, tief und breit, vollrippig, muskelstark, mit viel Kaliber und doch edel und schön und geeignet für die Arbeit in der Landwirtschaft. Im Temperament sollte dieses Pferd gut belastbar sein, um den Umgang auch einem weniger geschulten Personal zu erleichtern. Das war die Aufgabe. Wir kennen die Vererber, die die Trakener Zucht in dieser Zeit geprägt haben. Jagdheld, Pirat, Waldjunker, Dampfrosch und einen Hengst, der uns in einem Kunstwerk erhalten ist. Es steht in Bronze vor dem Deutschen Pferdemuseum in Pferden an der Aller, Tempelhüter. Sein Denkmal, geschaffen von Reinhold Kübart, dem jüngeren Bruder des Gestützarchitekten von Trakenen, Friedrich Kübart, wurde noch zu Lebzeiten des Hengstes 1932 zur 200-Jahrfeier Trakenens vor dem Trakener Schloss aufgestellt. Auf der Gartenseite, zwischen dem Hauseingang und einer mächtigen Eiche, die frei auf dem Rasen dahinter stand, dort steht sie übrigens heute noch. Tempelhüter, Trakener Hauptbeschäler, geboren 1904, von dem Vollblüter Perfektionist aus der Teichrose von Yenisei, zeugte in Trakenen 333 Fohlen. darunter 65 Beschäler, 59 Trakener Mutterstuten und 115 Auktionspferde. 1944, während Trakener Hengste und Stuten in wilder Flucht der Kriegsfurie zu entkommen suchten, holten sich die Russen, den bronzenen Tempelhüter, nach Moskau als Beute, wie auch viele andere lebendige Pferde, die später als Trakena-Zuchtpferde im Gestüt Kirov am Don wieder auftauchten. Und, seltsam, es war ein Stück Wiederholung der Geschichte. Schon einmal hatte vor dem Landsteinmeisterhaus in Trakenen die Statue eines Hengstes gestanden und war von den Russen entführt worden. Der seinerzeit berühmteste Hengst Trakenens, der Fuchshengst Morgenstrahl, stand zu Beginn des Ersten Weltkriegs vor dem Trakener Schloss. Der imposante Bescheler, stark, doch edel, mit einem gewaltigen Gangwerk, Sieger im Fanfaro-Rennen in Insterburg. Sein Denkmal verlieh den Erweiterungsarbeiten im preußischen Hauptgestüt. Und der Landstahlmeister Burchard von Oettingen, der lebte von 1850 bis 1923, einen künstlerischen Abschluss. Und schon damals bewies Reinhold Kübert mit dieser Arbeit, die er wiederum der Vermittlung seines Bruders Friedrich verdankte, eine künstlerische Meisterschaft. Der Oberbefehlshaber der russischen Armee, die in Ostpreußen einfiel, der General Rennenkampf. hatte sich vom Zaren Trakenen als Siegespreis ausbedungen. Er ließ die Statue nach Moskau abtransportieren. Sie steht heute, genauso wie Tempelhüter, im Moskauer Pferdemuseum. Sie stehen beide im Museum und nicht mehr davor. Auch Tempelhüter steht im Museum, denn er wurde ins Haus geholt, nachdem junge Raudis der Statue den Schweif abgebrochen hatten. 30 Jahre später wurde auf einem russischen Tieflader ein bronzener Originalabguss des Tempelhüterdenkmals in die Reiterstadt Pferden gebracht. Dort steht er nun, Tempelhüter, vor dem Deutschen Pferdemuseum auf einem Sockel, der die gleiche Höhe hat, wie der vor dem Landsteinmeisterhaus in Trakin hatte. Vier Jahre hatte Hans-Jachim Köhler verhandelt, bevor es dem Deutschen Fähremuseum gelang, den Moskauern die Genehmigung für einen Originalabguss abzuringen, die Tempelhüter auf jeden Fall in Moskau behalten wollten. Waldemar Zeitelhag half bei der Lösung und der Abguss kostete dann 10.500 US-Dollar. Hans-Jachem Köhler war, wie in vielen anderen Fällen, auch die treibende Kraft gewesen. Dies alles ist Geschichte. Und die grausamste Erinnerung steht nun noch bevor. Die Flucht am Ende des Krieges. Ein Fernsehfilm gab kürzlich einmal einen Begriff von den Leiden der Tiere und Menschen in eisiger Kälte auf dem Marsch nach Westen, oftmals kein geordneter Marsch mehr, sondern eine rasende Flucht, weil die Nationalsozialisten die Trecks aus Ostpreußen erst im allerletzten Augenblick erlaubten, oftmals erst nachdem die braunen Beamten selbst schon geflohen waren. Und das ist nun kaum zu beschreiben. Und kaum glaublich sind die Leistungen, die den Pferden abgefordert wurden, die härtesten, die je Pferde erbrachten. Nach der großen Blüte der ostpreußischen Pferdezucht kam das große Elend der Flucht unter dem Sattel oder vor den schweren Treckwagen. Der Hauptakzent der Jubiläumsausstellung im Museum, der diese Geschichte wieder heraufrief, ist ein solcher Treckwagen, zusammengebrochen, stehen gelassen. von allen Lebenden liegen gelassen, nur fort, fort vor den russischen Panzern. Pferde waren vielfach das einzige Transportmittel zu Lande in Richtung Westen. So viele Menschen verdanken ihr Leben diesen Pferden. Und noch einmal, Von den insgesamt 26.000 Zuchtstuten im Lande kamen nur etwa 1.500 im Westen an. Und aus dem Hauptgestüt trakenen nur 27 Mutterstuten. Es war nur eine kleine Handvoll Menschen, die nun im Westen nicht aufgaben und die wieder alle Vernunft und unter diesen Umständen den Pferden treu blieben und die dann ein lebendiges Kulturgut bis heute erhalten haben. Die Militärregierung in Deutschland verlangte eine schnelle Verminderung der Pferdebestände, denn sie gab der menschlichen Ernährung den Vorrang. Wer weiß, wie viele ostpreußische Zuchtstuten in dieser Zeit geschlachtet worden sind. Dr. Fritz Schilke, einst Geschäftsführer der Ostpreußischen Stutbuchgesellschaft, machte sich auf die Suche nach ostpreußischen Stuten. Mit einem Zweispanner, mit ostpreußischen Mutterstuten bespannt, fuhr er durch die Lande und sammelte, was er irgend finden konnte. Dr. Martin Heling, dem letzten Landsteinmeister von Georgenburg, gelang es, 83 seiner Hengste nach Niedersachsen ins Gestüt Zelle zu retten. Weniger als 50 blieben der deutschen Zucht erhalten. Eine heimatlose Züchterschaft, die ihr Leben ohne eigenes Land fristete, ließ alle Bemühungen aussichtslos erscheinen, aber einige ließen nicht nach und fanden dann doch Hilfe und Unterstützung. In Holstein wurden geschlossene Zuchtstätten gegründet. In Schmol in der Besitzung der Kurhessischen Hausstiftung mit 20 Stuten und zwei Hengsten. In Schmol und Pankow habe ich mich selbst seinerzeit mit einem NDR Fernsehteam umgesehen und die Pferde aufgenommen. In Ransau kamen 25 Stuten und zwei Hengste zusammen und in Hohnesrück konnte man 50 Stuten und vier Hengste aufstellen. zu Hunesrück, Schmol und Ranzau. Geführt vom Verband kamen dann die ersten privaten Zuchten ostpreußischer Züchter. Doch immer mehr Westdeutsche fanden auch dann zum Trakener Pferd. Hier ist nicht die Zeit, alle Trakener Zuchtstätten in unserem Lande vorzustellen. Nur weil hier ganz in der Nähe eine berühmte Zuchtstätte liegt, soll der idyllische Klosterhof Medingen erwähnt werden. Auch, weil zwei Pferdenamen von dort zur Legende in der Zucht geworden sind. Eugen Wahler baute in den 50er Jahren schon ein Zucht- und Leistungszentrum auf, das heute nun schon unter seinem Sohn Burkhard internationalen Ruf genießt. Auch weil das, was man in der Wirtschaft Vermarktung nennt, hier meisterhaft gehandhabt wird. Medinger Trakener aus den Stämmen der Perja, Donna und Caravelle werben heute in aller Welt für die Pferde mit der doppelten Elchschaufel. Und auf der Hengststation sind eben zwei Namen auch weltberühmt geworden. Caprimont und sein Sohn Hohenstein. Die glanzvolle Trakena-Vergangenheit im Sport gab den heutigen Züchtern und Reitern das Ziel vor. Hatten doch allein bei den Olympischen Spielen 1936 ostpreußische Pferde, sechs Goldmedaillen und eine Silbermedaille gewonnen. Und Medaillengewinner sind auch aus der heutigen, vergleichsweise schmaren Zuchtbasis gewachsen. Perkunos, Stockholm 1956, Pepel, Mexiko 1968 und München 1972. Ultimo, Bromond, Kanada, 1976. Perron, Atlanta, 1996. Dazu World Cup-Sieger und Placierte sowie Sieger in internationalen Prüfungen. Tyra, Hirtentraum, Cleopatra, Biotop, Acartenango, Periclest, TCN Partou, Renaissance, Fleur und viele andere. Erfolgreiche Trakena auch unter den Vielseitigkeitspferden. Habicht, Longchamp, Grand Prix, Windspiel, Fontainebleau, Mismela, Heracles. Und da kommt mir noch eine Erinnerung. Als ich in Verden an der Aller beim Adreregiment 22 Dienst tat, war am Eingang zum Stadion eine kleine Eiche etwa einen Meter hoch gewachsen. Heute steht dort ein großer Eichbaum und zu wenige Menschen lesen das Schild am Fuß dieses Baumes. Nurmi Eiche. Nurmi mit Hauptmann Ludwig Stubbendorf, der beim AR 22 diente, Goldmedaille in der Vielseitigkeit, ein Ostpreuße, hat sich da bis auf den heutigen Tag unsterblich gemacht. Denn die Olympiasieger bekamen 1936 als Siegespreis ein kleines Pflanztöpfchen mit einem Eichensteckling. Daraus ist heute der große Baum, die Nomi-Eiche, am Stadioneingang geworden. Und daran schließt sich eine Erinnerung aus heutigen Tagen. Ich war vor kurzem in Wien auf dem Gutenhof von Frau Winczek. Dort fand eine Hengstpräsentation des Gestüts Birkhoff statt. Das liegt in Baden-Württemberg. Wir hatten auf der Schmalseite der Reitbahn zwei Tribünen gebaut, mit einem schmalen Gang in der Mitte. Daneben war die Längsseite besetzt. Jan Tönnies vom St. Georg führte durch die ausverkaufte Veranstaltung. Durch das Tor gegenüber der Tribüne erschien ein Pferd nach dem anderen, bis gegen Ende der Vorführung die Eingangstür in die Halle geschlossen blieb. Dafür wurde es ein wenig heller hinter der Schmalseitentribüne, wo die vielen Menschen saßen, denn dort wurde eine kleine Tür geöffnet. Durch diese Tür schlüpfte ein schwarzbraunes Pferd, ging in den schmalen Gang zwischen den Sitztribünen, nahm sich auf und sprang nach zwei energischen Galoppsprüngen mitten zwischen den Zuschauern über die Bande in die Bahn. So stellte sich Grafenstolz vor, unter Michael Jung. Grafenstolz, geboren 1998 von Polarion und Gypsy Lady von Camelot. Grafenstolz war 2004 Bundeschampion und Weltmeister der jungen Vielseitigkeitssphäre, siegte 2005 zum ersten Mal in einer Vielseitigkeit Klasse S, gewann 2006 die Bronze-Medaille bei der Deutschen Meisterschaft Grafenstolz, ausgezeichnet mit dem Titel Drakener Pferd des Jahres 2006. Ein Traum von einem Pferd. Bei aller Härte sanft, freundlich, dem Menschen zugewandt, geht bei Fuß durch die Scharen von fremden Menschen ein Ostpreuße wie ein Lamm. Seine ersten Nachkommen unter dem Sattel sind vielseitig begabte, moderne und bewegungsstarke Typen. Trakener blühen. Vor vielen Pferden habe ich mit Andacht gestanden. Habe nicht genug schauen können, denn bald musste ich gehen oder sie gehen. In Trakenen habe ich als Junge vor dem Landstermeisterhaus gestanden. vor dem Pferd dort und geschaut und geschaut und habe immer wieder versucht zu vergleichen, was mir immer wieder nicht gelang. Denn ich verglich diesen mächtigen Hengst, das Standbild des Tempelhüter, mit den vielen Dreijährigen, die ich unter den Reitburschen im Gelände gesehen hatte. Die mussten sich erst noch auswachsen. Heute kann ich mit so viel Zeit wie ich will vor diesem Tempelhüterdenkmal stehen, dem Bronzehengst, studieren von hinten nach vorne, solange ich will, dieser Hauptbeschäler. Und vielleicht war es eine Vorahnung seines Schöpfers, dass Reinhold Kübart seinem Denkmal keinen Ostpreußenbrand mitgab. sondern auf einer kleinen Tafel am Sockel schrieb, dem deutschen Pferde. Als das Denkmal 1932 in Traken entfüllt wurde, stand der Porträtierte selbst noch lebend daneben. Als in Pferden 1974 der Abguss enthüllt wurde, standen daneben der Fuchshengst Kite von Pythagoras und Pechmarie von Tempelhüter, der letzte noch in Trakenen geborene Hengst, 1941 zusammen mit drei Zuchtstuten aus dem Trakenergestüt Randzau, aus alten Stämmen mit Tempelhüterblut. In Trakenen oder vielmehr in Yasnaya Pelyana sieht es heute aus, wie es ein berühmter Fotograf Zaktofi in seinem zauberhaften kleinen Fotoband geschildert hat, mit einem liebevollen Geleit von Petra Willem, der Präsidentin des Trakenerverbandes und Udo Koch. Die Menschen in Jasnaya Palyana sind, wie sie im Lande eben sind, gastfreundlich, offen und trotz schweren Lebens immer wieder fröhlich. Menschen wohl auch für uns zum Lernen. Aber sie können nicht aufräumen, restaurieren, reparieren, was verfällt, was verwittert, was verfällt. Ihnen muss man helfen. Der Verein der Freunde und Förderer des ehemaligen Hauptgeschütz Trakenen hat viel geholfen in Yasjana Poljana. Das Schloss hat ein neues Dach erhalten, die Nebengebäude auch. Es ist viel renoviert worden. Im Schloss ist eine Schule und im ehemaligen Reitburschenhaus auch. Überall da, wo man sich umschaut. Überall da, wo man Neues sieht und lernt, überall da schafft man sich Erinnerungen. Und meine Erinnerungen reichen weit zurück. Nein, von diesem Ort kann man nicht vertrieben werden. Aus seinen Erinnerungen kann man nicht vertrieben werden. Ich war und ich bin kein Ostpreußer, aber dieses Land der dunklen Wälder und Seen hat mich doch gefangen genommen, wann immer ich dort war. Erinnerungen, ja, an Ostpreußen und an Trakenen, das es nicht mehr gibt. An das Land denke ich, an die Wälder, an die Felder, die Seen, die weiten Wiesen und an die herrlichen Alleen. Und ich denke, seit die Bewohner dieses schönen Landes von dort vertrieben wurden, seit dort jetzt andere Menschen leben, Seit die anderen fliehen mussten in Elendszügen über knirschenden Schnee und krachendes Eis, ihre tragenden Stuten führend vor den Dreckwagen, deren Dachgestelle längst zusammengebrochen waren, die Kinder und die Alten in Stroh und unter Decken, eben noch nicht erfroren, ein Auszug aus dem Paradies. Und ich denke, seit das russische Strandgut des Krieges dort angespült wurde, so wie die Menschen, die heute in den brüchigen Häusern von Jasnaya Palyana wohnen, seit diese Menschen dort leben, sind die Wälder und die Seen und die Wiesen und die alten Alleen noch genauso schön, wie sie einst waren, als sie Heimat waren für Franz Scharfetter, Karl Wischgen, und Dietrich von Lenski, Kattenau, und Fritz und Annemarie Klein, und von Sperber, Lenken, und Walter Gänzer, Insterburg, und für die Frau, die auf dem Rücken ihres Pferdes, Alarich, die Heimat verließ und die über ihre verlorene Heimat schrieb, die Menschen, die jetzt dort geboren sind, sollten nicht fürchten müssen, dass auch sie eines Tages wieder vertrieben werden. Marion Gräfendönhoff glaubte, vielleicht sei der höchste Grad der Liebe der, zu lieben ohne zu besitzen. Wenn ich noch einmal das kleine Toffee-Buch zur Hand nehme und in die Gesichter der Menschen dort schaue, Maria Marchenkova und die anderen alten Frauen auf dem Markt den Gusev, das einmal Gumbinnen hieß. und Wladimir Marusia in Gurschen, ja, in Gurschen, wo die Rappherde einst stand, am Ende der Eichenallee von Trakenen. Hier standen Ararat und Polarstern und Bussard, hier steht Wladimir Marusia und wartet auf den Brotwagen und die Rappherde, das ist Erinnerung. Trakenen ist Erinnerung, aber Trakenen lebt. Es lebt in seinen Pferden, es lebt, auch wenn den Namen dort keiner mehr nennt. Trakenen lebt in alle Zukunft, denn den Namen tragen die Pferde, die einst dort geboren wurden. Ob hier geboren oder ob in Russland, am Don, aus Kirov oder in irgendeinem anderen Land, wo heute Drakener Zuchtstätten existieren. Das Paradies Trakenen ist vergangen, wo Hengste ihre eigene Sommerresidenz hatten, dem Pavillon mit offenem Tor zum Paddock, der Weide, die ihm ganz allein gehörte, auf der Wartburg in Trakenen. Das ist Erinnerung. Aber Trakenen lebt, hier bei uns. Vor unserer Haustieren, am Sitz des Verbandes, des Trakenerverbandes in Neumünster oder dem Postfach 2729. Trakenen lebt in dem famosen Grafenstolz. lebt in Perron TSF in dem Preisrekordler Songline, der in Kanada Furore macht, in den Siegerhengsten King Arthur TSF, mit Petra Wilm in Kaiserdom und Kaiserkult. Parkinen lebt weit entfernt von seiner Geburtsstätte. Es ist sehr weit von Jasnaya Pajana nach Trakenen. Aber Trakenen lebt unter den schönen, erfolgreichen, leistungsfähigen, modernen, heutigen, aufsehenerregenden Turnierpferden, darf die Erinnerung an den Ort in Ostpreußen, von dem sie alle herkommen, nicht untergehen. Wissen, woher man kommt, ebnet den Weg in die Zukunft. Trakenen lebt in der Erinnerung heute und in alle Zukunft. Kaum etwas lässt die Erinnerung an Trakenen so nahe bringen, wie das, was Hans-Joachim Köhler in seinem Buch Morjen, Herr Landstahlmeister, über Trakenen und die ostpreußische Pferdezucht geschrieben hat. Hans-Joachim Köhler, der von sich sagte, er sei kein Trakener und kein Ostpreußer, aber er habe immer dort gelebt. Seinen Rückblick auf Trakenen beginnt Hans Joachim Köhler so, wie man auch in Ostpreußen sprach, wie das alles so war. Im Hauptgestüt Trakin lebten rund 3000 Seelen. 1100 Beamte, Angestellte und Arbeiter mit ihren Familien, ansässig vielfach, seit Generationen und dem Gestüt eng verbunden, seit 1732. Sie alle waren stolz auf Trakenen, dass ihnen Heimat und Lebensaufgabe war. Um ihr Pferd, den weltbekannten Trakener, mit der halben Elchschaufel auf der rechten Hinterbacke, drehte sich alles. Jeder hatte seine Aufgabe am bestimmten Platz und erfüllte sie mit Freude an seiner Arbeit. Pensionäre, Frauen und Kinder nahmen Regenanteil. Es war ja auch ein selten schöner Beruf. in dem von Binding besungenen Paradies der Pferde, schalten und walten zu können. Und so war es ja zugleich auch ein Paradies der Menschen, die hier lebten und die hier zu Besuch waren. Hinter ihren Häusern standen eigene Stallungen für Kuh, Schweine und Federvieh, lagen Gemüsegärten mit Obstbäumen, Beerensträuchern und vielen Blumen. Abends saß man auf der Bank vor der Tür und genoss den Feierabend. Wintertags traf man sich bei Grock am Bullerofen. Im Sommer besichtigten zahlreiche Besucher das Gestüt mit seinen 16 Vorwerken, den Gutshöfen. Zweimal die Woche wurden Jagden geritten. Im Frühjahr und im Herbst traf sich hier die Reiterwelt zu den Auktionen. Und im Herbst gab es den großen Renntag mit dem schwersten Querfeldeinrennen Deutschlands. Im späten Herbst trat der Jahrgang der zweijährigen Hengste vor die Auswahlkommission, um den Landgestüten zugeteilt zu werden. So ging das alles seinen Gang, wohlgeordnet, in größter Ruhe, und Hektik war ein unbekannter Begriff. Ab November wurden die Fohlen geboren, 200 bis 250 kleine Hengste und Stutchen. Die Hauptbeschäler traten in Aktion und Anfang Mai zogen die Stutenherden frühmorgens wieder auf die Weiden und kehrten abends in ihre Stallungen in Trakenen, in Bajorgallen, in Gurtschen, in Jonastal und Kalpakin zurück. Tag für Tag gängen die Gespanne der 450 Arbeitspferde und 250 Zugochsen ihrer Arbeit nach. Vor dem Flug, vor den Drillmaschinen, den Grasmähern und den Erntewagen für Heu und Getreide. Vor den Kartoffelrodern, den Rübenwagen und den Düngerstreuern. Im schweren Zug auch die 35 Kilometer nach Romänten und wieder zurück mit Bauholz zur Unterhaltung der rund 400 Gestütgebäude und Brennholz für mehr als 1000 Familien. Für die Wasserregulierung auf dem 24.000-Morgen war ständig der Wiesenbaumeister mit seinen Arbeitern im Einsatz, der Förster mit seinen Gehilfen im Wild- und Forstrevier unterwegs, in der großen Gestütsschmiede rauchte es von morgens bis abends. Die Veterinäre rollten vom Vorwerk zu Vorwerk, jeder mit seinem Kutscher und auswechselbaren Gespannen, Und wenn ein Rattengespann durch die Eichenalleen trabte, dann wusste man, dass der Landstahlmeister unterwegs war. Neun Schulen öffneten jeden Morgen ihre Pforten für die Kinder der Gestütfamilien. Der Schulwagen rollte zum Bahnhof Trakenen für die Fahrschüler der höheren Schulen in Gumbinnen. Das Hotel Elch entließ nach kräftigem Frühstück seine erwartungsvollen Gäste in den Gestütsbereich. In der Post wurden die eingehenden Sendungen sortiert und verteilt, im Krankenhaus wurden die Betten ausgeschüttelt, die Apotheke nahm ihren Dienst auf und im großen Speicher liefen die Aufzüge und Umschichte auf vollen Touren. Die Rentmeisterei, die Wirtschaftsverwaltung und die Gestützkasse arbeiteten ruhig und zuverlässig. Aus den Paddocks der Hauptbeschäler ließ sich bisweilen ein herrisches, stumpforgelndes Vian vernehmen, und die Roddup plätscherte hell und klar über die Schleuse und große Feldsteine in ihrem gewundenen Bett. Die Adomatsche, die Schweingrubersche oder die Kiolänsche pürzelten zum Kaufmann. Der Äppeljunge fuhr mit dem Ochsenkarren zur Weide der Fuchsherde, um den Dunk der Stuten und Fohlen mit einem selbst geflochtenen Weidekorb abzusammeln und seinem Karren einzuverleiben. Der Chef betrat den Jagdstall mit einem seiner Assistenten. »Morgen, Leute!« »Morgen, Herr Landstallmeister!« Die Rappherde in Gurzen. Unter den möglichen Spielarten, Alleen zu markieren, führten knorrige Eichen von Trakenen nach Gurzen, dem Vorwerk, wo seit eh und je die Rappherde domizilierte. Schwichoffshof lautete später im Dritten Reich die verdeutzte Bezeichnung. Hier waren immer schwarze Pferde und schwarz-weiße Störche zu Hause. Wobei es nicht ausblieb, dass Fohlen in unerwünschter Jacke geboren wurden, wenn sich das Fuchsblut über die schwarze Farbe hinweg setzte. Dennoch gab es nirgendwo auf der Welt eine so große Herde tiefschwarzer Rappen, deren Blut Jahrhunderte immer wieder so farbrecht wie möglich zusammengeführt worden war. Generationen Rabenschwarzer Mütter haben in Gurtschen gelebt und in ganzen Serienbeschäler, Mutterstuten und Leistungspferde hervorgebracht. Hier standen im Frühling vieler Jahrzehnte die schwarzen Hauptbeschäler Trakenens. Fürstenberg, Hector Vollblüter, Hirtenknabe, Polarsturm, Astor, Ararat, Saturn, der Vollblüter Wagram, Bussard, Polarstern oder Cornut. Hier waren auch die Linien der Kaiserin und der Heraldik verwurzelt, die heute, Hartwig Stencken, einen Kosmos der Trakener Zucht wertvolle Herbsthengste bescherten. Auch haben die Ahnen des russischen Rappings des Pepel, siehe olympische Spiele Mexiko 1968 und München 1972, aus dem Staatsgestüt Kirov die Fuchsherde in Trakenen. Da nach ausschließlicher Farbgesetzmäßigkeit Fuchs mal Fuchs immer einen Fuchs gibt, was naturgemäß in der Fuchsherde am einfachsten in der Farbe zu bleiben und damit auch im Typ von besonderer Konstanz. Man hat daher auch die Fuchsherde gern als die ausgeglichenste bezeichnet. Weiße Abzeichen schleichen sich überall und zu jeder Zeit, vor allem im Zusammenhang mit der Fuchsfarbe ein. Davon ist auch Drachenen nicht verschont geblieben. die Zahl bedeutender Pferde, die aus dieser im alten Hof des Hauptfuhrwerks Trakenen untergebrachten Herde hervorgegangen sind. Die Zahl ist beachtlich. Mit dem Hauptbescheler Thunderclap, Fuchshengst geboren 1840, begann sie vielfach auf der Basis enger Inzucht, ein deutliches Gesicht zu bekommen. Später haben vor allem die Hauptbeschäler Friportier, Morgenstrahl, Fischerknabe, Dampfroß, Parsival, Poseidon, Kupferhammer oder Hyperion bis hin zu Hirtensank und Termit die Entwicklung der Fuchsherde maßgeblich beeinflusst. Eine der ersten bei Olympischen Reiterspielen neuerer Zeitrechnung vergebene Goldmedaille. Devane 1924 in Paris. Ein Trakena aus der Fuchsherde. Piccolomini. Fuchs Wallach, geboren 1913, von Fischerknabe und Polenherrin von Möros unter dem schwedischen General Linder. 1936, bei den Olympischen Spielen in Berlin, konnten die Olympiasieger Fasan und Dimpel auf Trakener Fuchsblut zurückgeführt werden. Nach 1945 gehörten der Original-Trakener Dorffrieden von Hyperion und die Poseidon-Enkeln Heraldic von Absalon zu den internationalen Dressurpferden. Später und bis heute bildeten dann vor allem zahlreiche Abglanz- und Semper-idem-Nachkommen eine beachtliche Streitmacht im Hochleistungssport aus der Fuchsherde. Die braune Herde in Kalpakhin. In dieser Herde hat Tempelhüter, der selbst in der Bayurgaler Herde geboren wurde, vor allen Dingen gewirkt und in Kalpakhin wurde für seine Tochter Pechmarie 1926 ausnahmsweise ein Fuchshauptbeschäler eingesetzt. Graf Lehndorf hatte Dampfross als Partner ausersehen und er hatte die Genugtuung, hieraus den später so berühmten Pythagoras zu bekommen, wenngleich er ihn als Landbeschäler nach Braunsberg abgab, wobei ihm dann erst Dr. Elath am 10. Juli 1933 als Hauptbeschäler nach Tarkänen zurückholte. Der mächtige Pilger, den ein Jahr vor Pythagoras die Tempelhütertochter Palasthüterin in Kalpakhin zur Welt gebracht hatte, blieb im Hauptgestüt und bezog 1930 seine Beschälerbox, eingeteilt für die braune Herde. Königseichen hieß ab 1938 dieses Vorwerk, wo neben Eichen, Ellern und Weiden der Landschaft den Anstrich gaben. Hier wurden auch die ausgezeichneten Hauptbeschäler Tyrann, brauner Hengst, geboren 1931 von Pilger und Tyra von Elsässer. Helle Spont, brauner Hengst, geboren 1935 von Marduk, Vollblüter, und Helle Barde von Tempelhüter, und Creon, brauner Hengst, geboren 1937 von Pythagoras und Cremona, von Ararat geboren. Die Olympia-Pferde Nurmi, Sieger in der Vielseitigkeit in Berlin 1936, Perkunos, Stockholm 1956 und Illuster, der Sieger in der Vielseitigkeit Stockholm 1956, gehen auf die braune Herde Trakenens zurück. In der Bundesrepublik ist vor allem Ibikus, brauner Hengst, geboren 1967, von Hertilas und Isolde, von Impuls Pythagoras, Tyrann, Marduk, mehrfacher Champion in Hamburg und in Wiesbaden als Kalpakin-Brauner hervorzuheben. Nun die gemischtfarbene Herde in Bajorgallen. Die Weiden dieses Vorwerks lagen an der breiten und schnurgeraden Allee, die vom Bahnhof Trakenen in sechs Kilometer Länge zum Hauptvorwerk Trakenen führte. Der Besucher hatte hier zwangsläufig die ersten Eindrücke von den Zuchtbeständen des Gestüts angesichts der hier mit ihren Fohlen weidenden, besonders hoch im Blut stehenden Mutterstuten. In dieser mehrfarbigen Herde waren die edelsten und in ihrem Kaliber leichtesten Drakena teilweise auch Vollblüter englischer und arabischer Abstammung vereinigt. Hier haben die Hauptbeschäler der Schimmelfarbe vor allem ihren Einsatz gefunden. In neuerer Zeit Pretal, Kankara und Fetisch Auch ist fast immer wenigstens einer der Vollblüter in Bajurgallen tätig gewesen. Die Schimmelhengste haben genetisch bedingt nur zu einem Teil ihrer eigene Jacke weitergegeben, lediglich Fetisch OX der Orientale. Setzte sich auch farbmäßig sehr stark durch, sodass das Weiß in dieser Herde in zunehmendem Maße die Landschaft kolorierte. Für die westdeutsche Zucht des Trakenerpferdes sind vor allem drei Originalstuten des Hauptgestüts aus Bajorgalen fruchtbare Qualitätsbringer geworden. Das waren Donna, geboren Traken 1938 von Kankara. Das war Kasete, geboren Traken 1937 von Harun al-Rashid. und Kokette, geboren in Traken 1938 von Kankara. Die Ära des Burchard von Oettingen. Burchard von Oettingen, lebt 1850 bis 1923, war Baltendeutscher, als Sohn eines Gutsbesitzers in Riga geboren. Er hat von 1869 bis 1873 zunächst Mathematik an der Unität Dorpat studiert. Dann stand er als Artillerieoffizier beim 1. Gardefeldartillerieregiment in Berlin, von 1873 bis 1888 hat in dieser Zeit erfolgreich Rennen geritten und nahm seinen Abschied, um in die preußische Gestützverwaltung einzutreten. Nach vorübergehender Tätigkeit als Landsteinmeister in Gutwallen, in Beberbeck und in Trakin. wurde er nach Lehndorfs altersbedingten Ausscheiden 1912 zum preußischen Oberlandstallmeister ernannt und hat diesen Posten bis 1920 bekleidet. In Trakin war ihm 1911 sein Schwiegersohn Kurt Graf Sponek als Leiter des Hauptgestütes gefolgt. Oettingen war ein Mann hoher Bildung und hervorragender fachlicher Ausbildung. Dennoch erscheint es erstaunlich, dass er den Sprung vom Militär in eine gestützleitende Stellung der preußischen Verwaltung so unwahrscheinlich nahtlos geschafft hat. Sein Herz und sein besonderes Interesse gehörten dem Vollblut. ohne dabei das Anlegen, auch starke und voluminöse Hengste wie zum Beispiel Morgenstrahl, Optimus oder Polarsturm zu produzieren und einzusetzen, zu übersehen. Mit Lehndorf zusammen kaufte er in England den einmaligen Perfektionist für Trakin. Das war 1913. Später, als Oberlandsteinmeister, den berühmten Dark Ronald mit 500.000 Goldmark für Graditz. Ihm verdankt die Provinz Ostpreußen. die Einführung erster Trainings- und Prüfungsarbeit für die Beschäler des Landgestüts und die Einführung der Jagden mit Meute in Trakennen. Sein hochentwickelter Sinn für Baulichkeiten und Grünanlagen hat das Hauptgestüt Trakennen weltweit zur Musterstätte einer großen Gestütsanlage gemacht. Seine Bücher, die Pferdezucht in Berlin, letzte Auflage 1918, das Vollblutpferd Berlin, letzte Auflage 1919, gehören noch heute zu den bedeutendsten Standardwerken ihrer Art.

[SPEAKER 2]Das war also der erste Teil von Erinnerungen an Trakehnen. Morgen früh gibt es dazu passend dann den zweiten Teil dieses absoluten Hörbuchklassikers aus unserer wehorse Aserwartenkammer. Viel Spaß damit und ein schönes Wochenende.

Alles anschauen

Weitere Folgen für dich