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#51 Katrin Obst: Werde zum Personal Trainer deines Pferdes!

Seit mittlerweile 16 Jahren ist Katrin Obst hauptberuflich als Pferde-Physiotherapeutin tätig - und damit war sie eine der ersten in Deutschland! In diesem wehorse-Podcast spricht sie mit Christian Kröber über ihren Werdegang, welche Tipps sie allen Reitern an die Hand gibt und welche Verletzungen und Krankheitsbilder ihr zunehmend begegnen.

Nach dem Abitur arbeitete Katrin zunächst beim Fernsehen. Das Pferdemädchen in ihr hatte aber andere Pläne: Und so folgten ihre Ausbildungen zur Pferdewirtin und zur Pferde-Physiotherapeutin. Nach einigen Jahren sollte sich dieser Kreis schließen: Inzwischen steht die muntere Rheinländerin für das Fernsehformat "hundkatzemaus" regelmäßig selbst vor der Kamera. Dort gibt sie Einblicke in ihre Arbeit und begeistert die Zuschauer für ihr Konzept "Fitnessstudio fürs Pferd". Denn Obst macht nicht nur gesund, Obst hat auch eine Vision: Körperlich und mental gesunde Pferde, die Freude an der Arbeit mit dem Menschen haben. Tolle Anregungen für dein Training gibt Katrin dir in diesem Podcast.

Tun wir zu wenig mit unseren Pferden? Seit vielen Jahren geht Katrin in verschiedenen Ställen ein und aus. Kennt Pferde, ihre Besitzer und Halter. Eine Tendenz, die sie mit Sorge betrachtet, sind zunehmend "hochmotorisiert" gezüchtete Pferde, die zu wenig körperliche Auslastung erfahren. Welche Folgen daraus resultieren und wie du als "Personal Trainer" dein Pferd fit hältst, hörst du in diesem aufschlussreichen Interview.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Pferdefitness mit Katrin Obst. Das ist die brandneue Serie bei uns. Katrin Obst ist Pferdephysiotherapeutin und einige von euch kennen sie sicherlich aus der VOX-Sendung Hund, Katze, Maus. Es geht in der neuen Serie bei WeHorse unter anderem um Ausdauertraining, Muskeltraining, Pferde-Yoga und Pilates und vieles, vieles weiteres. Passenderweise ist sie natürlich heute zu Gast im WeHouse Podcast. Also hier kommt Katrin Obst. Ich freue mich sehr, heute einen Podcast zu haben mit einer frischgebackenen wehorse-Trainerin, kann man sagen, die in diesem Jahr zur Riege der wehorse-Ausbilder dazugestoßen ist. Und sie behandelt insbesondere das Thema Gesundheit rund ums Pferd. Hallo, Katrin Obst.

[SPEAKER 1]Hallo, Christian. Schön, dass ich hier sein darf.

[SPEAKER 2]Pferdegesundheit. Dein großes Thema, mit dem du dich seit vielen Jahren beschäftigst. Für alle, die dich noch nicht kennen. Was genau machst du?

[SPEAKER 1]Ja, ich bin jetzt inzwischen seit 16 Jahren hauptberuflich als Pferdefysiotherapeutin unterwegs und habe eine sogenannte Fahrpraxis. Das heißt, ich fahre von Stall zu Stall und kümmere mich dort um Patienten, die mit unterschiedlichen Anliegen zu mir kommen. Das können auf der einen Seite Rückenschmerzen sein, das können Rittigkeitsprobleme sein, aber ich habe auch Pferde, die in der Rekonvaleszenz sind und mir zum Beispiel vom Tierarzt oder von der Klinik überwiesen werden.

[SPEAKER 2]Du bist, wie du ja gerade schon selber gesagt hast, quasi in den verschiedensten Bereichen, also vom Huf am Ende bis zum Rücken, alle Bereiche, die das Pferd eigentlich abdeckt. Wie bist du ursprünglich dazu gekommen? Du bist ja natürlich noch Expertin in vielen Fachzeitschriften, jetzt bei uns auch. Wie bist du ursprünglich zu diesem Thema und auch zum Pferd gekommen?

[SPEAKER 1]Ja, Pferd natürlich schon in jüngsten Kindertagen hat es angefangen, dass ich zu jeder Pferdekoppel hin wollte und meine Eltern das Gott sei Dank auch gefördert haben. Dann habe ich mit ganz normalem Reitunterricht angefangen und nach meinem Abitur habe ich dann zunächst eine Ausbildung beim Fernsehen gemacht und habe gemerkt, dass mir so die Natur und die Tiere da fehlen und habe dann halt die Ausbildung als Pferdefysiotherapeutin begonnen. Und dann hat sich das so nach und nach entwickelt, dass ich Dozentin an verschiedenen Schulen geworden bin, dass ich angefangen habe, Fachartikel für verschiedene Zeitschriften zu schreiben. Ja, und jetzt bin ich heute bei euch.

[SPEAKER 2]Das finde ich ganz interessant. Als wir uns kennengelernt haben, hast du berichtet, dass du ja nicht irgendwo im Fernsehen unterwegs warst, sondern bei Stefan Raabs TV total.

[SPEAKER 1]Stimmt das? Genau so ist es, ja. Was genau hast du da gemacht? Ja, ganz klassisch als Praktikantin habe ich da nach dem Abitur angefangen. Das kann ich erzählen. In Köln, oder? Genau, in Köln auf dem Ring. Im Kapitol wurde das damals aufgenommen. Und das ist eigentlich eine ganz süße Geschichte, weil meine Oma ihre Rente ein bisschen auffrischen wollte damals und hat im Kapitol bei manchen Veranstaltungen als Garderobenfrau gearbeitet. Und so kam eigentlich der, da wurde TV Total und Harald Schmidt und verschiedene, genau mit Anke Engelke, verschiedene Produktionen aufgenommen. Ich glaube, die Wochenshow lief damals noch, also es gab verschiedenste Produktionen. Und ja, meine Oma ist genauso wie ich nicht auf den Mund gefallen und hat dann da direkt mal nachgefragt, ob nicht für ihre Enkelin eine Praktikumsstelle frei ist.

[SPEAKER 2]Und was genau hast du dann gemacht? Also du bist quasi dann, wie alt warst du? 18. 18. Bist du angekommen und warst im Team von Stefan Raab?

[SPEAKER 1]Ja, genau. Also wir haben ganz unterschiedliche Sachen betreut, also verschiedene Projekte, aber ich war immer so das Mädchen für alles. Ich habe bei der Firma Brainpool auch mein Kopierdiplom erworben, also wenn man konsequent Ja, wenn man konsequent eine Woche lang nur Drehbücher kopiert und das einzige Highlight das farbige, unterschiedliche Deckblatt ist, dann bekommt man auch irgendwann ein sogenanntes Kopierdiplom verliehen. Das habe ich natürlich auch nachverfolgt. Von Stefan Rapp persönlich? Natürlich. Und das habe ich natürlich auch dann im weiteren Verlauf meines Lebens, sollte ich Bewerbungsschreiben brauchen, habe ich das natürlich auch immer mit in Kopie gesetzt.

[SPEAKER 2]Und das hat dich also nicht nachhaltig zumindest überzeugt, dass du dann den Karriereweg oder halt die berufliche Zukunft Richtung Pferd gelenkt hast. Was war für dich der ausschlaggebende Punkt? Du sagtest gerade, es war immer die Affinität, aber da gehört noch mehr dazu zu sagen, ich möchte Pferden auch helfen im gesundheitlichen Aspekt.

[SPEAKER 1]Genau, also meine Eltern kommen auch aus der Biologie und aus der Medizin und deswegen ist da glaube ich so eine familiäre Grundtendenz schon mal zu diesen Themen. Also wir hatten immer Tiere zu Hause und dann wie gesagt Biologie, Medizin, der Hintergrund, ich habe immer viel Sport gemacht und deswegen war so die Physiotherapie auch eine Sache, die mich sehr interessiert hat, weil es da ja auch um Training geht und um Muskeln, um Sport mit dem Pferd, wie kann man Leistung optimieren oder Bewegungen optimieren. Deswegen fand ich das eigentlich eine tolle Kombination aus Pferdesport und Medizin.

[SPEAKER 2]Hast du selber auch geritten oder reitest du selber?

[SPEAKER 1]Ja, also früher bin ich natürlich häufiger dazu gekommen. Inzwischen, wie bei fast allen Leuten, die hauptberuflich dann im Pferdesport tätig sind, leidet das natürlich sehr, dass ich keine Zeit habe. Aber ein paar Mal im Jahr darf ich bei meiner Freundin das Pferd leihen und dann gehen wir zusammen meistens im Grafenberger Wald ausreiten und dann nehme ich meine Hunde Paul und Otto mit und dann haben wir einfach eine gute Zeit im Wald.

[SPEAKER 2]Grafenberger Wald, Düsseldorf. Du bist beheimatet in Mettmann vor den Toren Düsseldorfs, hast da deine Fahrtpraxis und eigentlich so deine Heimstadt. Was sind so die häufigsten Fälle, die du selber siehst?

[SPEAKER 1]Die häufigsten Fälle sind auf jeden Fall Sehensschäden. Da kann man auch sagen, dass das in den letzten Jahren doch signifikant zugenommen hat. Dass gerade im Warmblutbereich leider häufig Sehensschäden vorkommen, die ich behandle. Und natürlich Richtigkeitsprobleme. Also jede Form von, dass sich das Pferd im Genick nicht stellen lässt oder dass eine Hand deutlich besser in der Richtigkeit ist als die andere Seite. Das sind eigentlich so meine Standardthemen, die ich so jeden Tag in der Praxis habe. Und was wir auch viel machen ist, dass wir, ich setze häufig Blutegel in der Praxis ein. Das ist auch was, wo ich sicherlich in Deutschland ja eine der wenigen bin, die das täglich nutzt in der Praxis. Ich habe da also sehr viel Erfahrung und auch viele tolle Fälle, also zum Beispiel während einer Operation in der Maulhöhle haben wir schon geblutegelt. Und ja, da gibt es immer spannende Fälle, also sind meine Egelbärt-Mitarbeiter auch häufig an Bord.

[SPEAKER 2]Jeder, der auf deiner Homepage ist, katrinobst.de, sieht da auch, wie du praktizierst. Was ist das Besondere an Blutegeln? Warum setzt du die ein?

[SPEAKER 1]Blutegel sind deswegen ganz toll, weil sie völlig nebenwirkungsfrei sind. Das heißt, wir können sie bei jedem Pferd einsetzen, egal ob das ein älteres Pferd ist oder ob das zum Beispiel eine laktierende Stute ist. Also da sind keine Grenzen gesetzt.

[SPEAKER 2]Vielleicht für alle, die es nicht wissen, was ist eine laktierende Stute?

[SPEAKER 1]Das ist eine Stute, die einen Fohlen bei Fuß hat und gerade Milch gibt, wo man immer das Problem hat, dass das Fohlen über die Milch dann auch Medikamente aufnehmen würde, die man der Mutterstute verabreicht. Deswegen kann man da mit den Blutegeln völlig bedenkenlos ganz lokal arbeiten. Und das ist eigentlich auch das Stichwort bei den Blutegeln, weil ich mache häufig Blutegelbehandlungen in Kombination mit einer tierärztlichen Behandlung. Das heißt der Tierarzt verabreicht beispielsweise übers Futter oder über die Vene ein Medikament. was systemisch, also im ganzen Körper wirkt. Und ich gehe dann nochmal mit den Blutegeln gezielt an die Stelle, also beispielsweise an die Sehne oder an das Gelenk oder an den Schleimbeutel, wo das Problem wirklich ist.

[SPEAKER 2]Gibt es eine gewisse Hemmschwelle gegenüber Blutegeln? Wenn du zu einem Klienten kommst und sagst, ich glaube, das Thema, das hier dein Pferd hat, möchte ich gerne mit Blutegeln behandeln. Gibt es da eine gewisse Hemmschwelle erstmal?

[SPEAKER 1]Ja, schon immer mal wieder. Also es gibt viele Kunden, die sich zunächst ekeln. Interessanterweise schlägt das aber während der Behandlung eigentlich immer in eine positive Reaktion um. Also ich habe ganz oft, dass so das Feedback kommt, wenn die Leute dann die Blutecke kennenlernen und sehen und merken auch, dass das Pferd das nicht stört. Dann sagen die auch, ich habe mich so vorher geekelt oder ich hatte so Angst davor. Aber eigentlich sind die ja doch ganz hübsch und wir haben so ein kleines Muster farblich. Also die sind auch hübsch anzusehen. Und das entwickelt sich dann eigentlich zu einer kleinen Sympathie.

[SPEAKER 2]Die Blutegelsympathie.

[SPEAKER 1]Auf jeden Fall.

[SPEAKER 2]Die du ja auch auf Social Media dokumentierst. Du nennst immer Egelberts. Ja.

[SPEAKER 1]Die Egelberts. Meine Egelberts. Ja, ich finde Mitarbeiter brauchen Namen.

[SPEAKER 2]Wichtige Mitarbeiter.

[SPEAKER 1]Ja, die wichtigsten Mitarbeiter brauchen Namen und Egelbert gehört natürlich mit zum Team.

[SPEAKER 2]Nun haben wir darüber gesprochen, dass du das Thema Gesundheit natürlich auch ganzheitlich betrachtest. Wie wichtig ist da die Zusammenarbeit auch mit den Veterinärmedizinern, also mit den Tierärzten? Man muss ja schon sagen, du bist keine Veterinärmedizinerin, sondern natürlich in dem Bereich Chiropraktik, Physiotherapie unterwegs. Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit Tierärzten?

[SPEAKER 1]Ganz, ganz wichtig, weil vielen Dingen, die ich quasi mache, natürlich eine konkrete Diagnose vorausgehen sollte. Also beispielsweise ist es häufig notwendig, dass ein Pferd geröntgt wird oder dass Ultraschallbilder angefertigt werden. Und deswegen ist es mir persönlich sehr wichtig, dass ich mit Tierärzten und auch verschiedenen Kliniken kooperiere. Ich muss aber auch sagen, dass ich schon so lange im Job bin, jetzt deutschlandweit gesehen, war ich wirklich eine der Ersten, die diesen Job angefangen hat, auch hauptberuflich zu machen, sodass ich ein sehr gutes Standing habe und wirklich sehr, sehr, also ich kann da nur positiv von berichten, dass ich sehr gut, egal ob Klinik oder Tierarzt, mit allen gut zusammenarbeite. Also das beschränkt sich auch nicht auf ein, zwei, mit denen man gut klarkommt, sondern das ist wirklich, eigentlich bei uns im gesamten Kreis gibt es keinen, mit dem ich nicht gut zusammenarbeiten kann.

[SPEAKER 2]In wenigen Wochen ist es wieder soweit, das internationale Frankfurter Festtalenturnier öffnet seine Pforten. Inzwischen zum 48. Mal findet es in diesem Jahr vom 19. bis zum 22. Dezember statt, also dem Wochenende vor Weihnachten. Von Deutschlands besten Nachwuchspferden und Topstars der Dressur bis hin zum Who is Who des Springsports in Frankfurt treffen alle traditionell vor Weihnachten noch einmal aufeinander. Ich selber war auch schon vielfach dort. Es ist ein großartiges Turnier, das in diesem Jahr auch noch weiter ausgebaut wurde, zum Beispiel mit stimmungsvollen Schauelementen. Es gibt einen neu aufgelegten Jump’n’Drive, den bewährten Schauwettkampf der hessischen Reitvereine und dazu findet auch Fahrsport wieder einen Platz im Programm und Auch das ist wichtig. Es ist eine der letzten Möglichkeiten, Weihnachtsgeschenke zu organisieren. Über 100 ausgewählte Aussteller laden zum Last-Minute-Weihnachtshopping. Tickets und weitere Infos findet ihr auf www.festhallenreitturnier-frankfurt.com. www.festhallenreitturnier-frankfurt.com.

[SPEAKER 1]Viel Spaß!

[SPEAKER 2]Was würdest du sagen, was hat sich im Laufe der Jahre verändert, dass es immer mehr Pferdefysiotherapeuten auch gibt?

[SPEAKER 1]Ja, das ist natürlich ein bisschen ein leidiges Thema. Also ich habe die Physiotherapieausbildung, ich habe meinen Pferdewirt noch gemacht, Pferdewirt, Zucht und Haltung, habe dann die Physiotherapie an zwei verschiedenen Schulen absolviert und noch Zusatzqualifikationen halt auch in Osteopathie und Akupunktur gemacht. Und es ist natürlich insgesamt einfach eine Ausbildungszeit von fünf, sechs Jahren gewesen, über die ich das gemacht habe. Und währenddessen habe ich auch beispielsweise in einer Pferdeklinik gearbeitet, um noch mehr Erfahrung da zu kriegen. Und deswegen ist es natürlich schwierig, wenn dann neue Kollegen, nenne ich es mal, auf den Markt kommen, die ein paar Wochenendkurse ohne Vorkenntnisse und auch ohne praktische Praktika absolviert haben, dann auf den Markt kommen und im Prinzip sagen, wir stehen jetzt auf einer Stufe. Das ist natürlich relativ schwierig und das ist auch was, was viele Tierärzte stört. Und das ist natürlich eine Grauzone in Deutschland, weil wir keine staatliche Anerkennung für Physiotherapeuten für Pferde oder auch für Hunde haben. Deswegen wäre es wünschenswert, dass sich da in den nächsten Jahren einfach noch was tut und das Ganze auch so ein bisschen in geordnete Bahnen kommt und dass es vielleicht eine einheitliche Prüfung in Deutschland geben wird, wo auch der Kunde, also sprich der Pferdebesitzer hinterher weiß, wenn jemand einen Abschluss an der oder der Einrichtung hat, dann kann ich mich darauf verlassen, dass derjenige gut ausgebildet ist.

[SPEAKER 2]Würdest du denn sagen, dass sich auch bei den Pferdebesitzern selber etwas geändert hat? Dass die Offenheit für neuartige Behandlungsmethoden… Also ich kann mich erinnern, als ich angefangen habe zu reiten. Ich habe in einem sehr strikten Dressurstall damals geritten. Da gab es immer einmal den Knochenbrecher, der einmal im Quartal kam. Der hieß dann so in Anführungsstrichen Knochenbrecher. Und da hat sich ja sehr, sehr viel getan. Wie würdest du das beschreiben, was sich auch bei Pferdebesitzern und Pferdeliebhabern geändert hat?

[SPEAKER 1]Ja, zum einen ist natürlich eine viel höhere Sensibilität da. Das sieht man ja auch auf der WeHorse Plattform, dass die Leute sich dafür interessieren, wie kommunizieren Pferde miteinander, wie kommuniziere ich am Boden mit einem Pferd, welche gesundheitlichen Themen gibt es, was kann ich auch für mein Pferd Gutes tun. Ich denke, diese ganze Sensibilität war ja vor 15 oder 20 Jahren, als ich als Kind auch geritten bin, noch gar nicht so vorhanden. Und heute ist ja der Wunsch da, dass es dem Freizeitpartner Pferd gut geht. Das hat sich auf jeden Fall geändert. Und das andere ist natürlich, dass Ja, wie soll man es sagen? Der Kunde möchte schon auch so aktiv in den Heilungsprozess bei seinem Pferd involviert werden. Und deswegen ist es immer gut, wenn man den irgendwie Aufgaben gibt und Sachen zeigt und der dann aktiv am Heilungsprozess auch irgendwie unterstützend wirken sein kann.

[SPEAKER 2]Die Videos, die wir mit dir haben, da geht es ja auch sehr viel um Fitness, um Gesundheit. Warum ist ein fittes Pferd wichtig?

[SPEAKER 1]Ja, weiß ja jeder von sich selber, fitte Muskulatur, also sprich leistungsfähige und lockere Muskulatur, schützt uns immer vor Verzerrungen, vor Verspannungen, vor auch anderen größeren Verletzungen. Wenn wir zum Beispiel einfach mal Fußball gucken und wir sehen, wie da so ein Profifußballer stürzt bei so einem Fußballspiel und drei Meter über den Rasen rutscht, dann wären wir wahrscheinlich schon im Krankenhaus danach. Der steht auf und läuft weiter, weil er einfach im gesamten Körper einen Fitnessgrad hat, der auch solche Unfälle einfach locker wegstecken lässt. Und es kommt weniger zu Bandscheibenvorfällen, wenn wir fitter sind. Es kommt weniger zu Gelenkproblemen, weil Muskulatur natürlich immer stützt und hilft, dass der Körper gut und fit ist.

[SPEAKER 2]Das Besondere bei dir ist ja, dass du jetzt nicht irgendwie wie ein Torsurausbilder das über Lektionen löst, wo du sagst, okay, wenn ich ein Pferd gut gymnastiziere und in den Lektionen arbeite, beispielsweise an Schulter herein, worüber ich dann Muskeln aufbaue, darüber baue ich dann quasi die Gesundheit und Fitness auf, gehst du ja auch viel über Übungen am Boden, die du quasi auch mit deinen Klienten und Schülern machst. Was genau ist das?

[SPEAKER 1]Ja, das ist so ein ausgeklüngeltes Konzept inzwischen, Fitnessstudio fürs Pferd. Eigentlich ist das dadurch entstanden, dass ich gemerkt habe, ich habe ja nicht nur Kunden aus dem Dressursport, wie du es jetzt angesprochen hast, sondern bei mir sind Leute, die reiten Isländer. Dann gibt es Leute, die reiten Western, dann gibt es Leute, die sind nur im Gelände, dann gibt es Springreiter. Und ich habe gemerkt, eigentlich hat jeder irgendwie coole Ideen und coole Sachen, die er mit dem Pferd machen kann, um vielleicht auch irgendein Ziel zu erreichen. Aber die einzelnen Reitweisen gucken leider nicht so oft über den Tellerrand, sondern der Dressurreiter versucht es dann mit seinen Möglichkeiten. Und der Westernreiter würde sich jetzt auch nicht aus dem Springsport irgendeine Übung raussuchen, um vielleicht verschiedene Bewegungsabläufe des Pferdes zu optimieren. Und da habe ich mir eigentlich gedacht, wir kochen jetzt mal ein neues Süppchen. Und das finde ich auch schön, wenn man sich das vorstellt, als wenn man so in der Küche stehen würde und nicht sagt, es gibt nur Deutsch oder nur Italienisch, sondern wenn man vor einem Riesenregal steht mit lauter Rezepten und Gewürzen und man baut einfach mal was Neues. Pferde sind Pferde, egal ob sie im Gelände geritten werden, ob es Springpferde sind oder Dressurpferde. Wir brauchen also eine Grundfitness, das hat was auch mit Cardio zu tun, dass wir das Herz-Kreislauf-System jedes Pferdes trainieren. Aber wie gesagt, auch hinterher finde ich es schön über den Tellerrand zu gucken und Reitweisen übergreifend zu trainieren.

[SPEAKER 2]Ist ja am Ende nichts anderes wie bei Menschen. Wenn ich fitter bin, fühle ich mich besser und ich kann mehr Leistung bringen.

[SPEAKER 1]Genau. Und wir sehen das ja häufig auch, jetzt gerade ist das ja auch so im Fernsehen häufig zu sehen, dass wir da so verschiedene Wettbewerbe sehen, wo die Leute zum Beispiel Parcours absolvieren müssen und da sieht man natürlich, genau sowas, genau, kann man sich gut angucken. Und da sieht man auch ganz klar, dass zum Beispiel Sportler, die sehr monoton und sehr einseitig trainieren, wie zum Beispiel einer, der Bodybuilding macht, die haben im Parcours gar keine Chance. Eigentlich sind im Parcours immer die gut, die Allrounder sind, also die Ausdauersport machen, die aber auch klettern, die Hindernisse springen, also genau so, wie es auch dann in unseren Wehorse-Videos zu sehen sein wird.

[SPEAKER 2]Was sind so die konkreten Übungen, die du da zeigst?

[SPEAKER 1]Ja, wir haben das Ganze in so zehn Filme unterteilt. Das Ganze beginnt natürlich erstmal mit einer kleinen Einführung über Muskelarbeit, dass man überhaupt erstmal so einen kleinen Eindruck kriegt, wie arbeiten Muskeln und wie kann ich auch die Muskeln meines Pferdes aufbauen. Und dann gehen wir in die einzelnen Kapitel. Da haben wir CrossFit, einmal auf dem Platz, einmal Outdoor. In einem tollen Naturtrailpark haben wir das gedreht. Und dann haben wir das Kapitel Yoga mit dem Pferd. Da geht es so darum, ein bisschen Ruhe zu finden und parasympathisch zu arbeiten. Das ist auch ganz wichtig im Pferdesport, dass wir immer wieder Ruhe in Situationen bringen und Dehnübungen machen. Ja und ansonsten gibt es noch Aquafitness, Step Aerobic und einige Dinge mehr.

[SPEAKER 2]Du hast ja beschrieben, dein Konzept, Fitnessstudio fürs Pferd, manchmal sagt man auch fit wie Obst, was ich als einen sehr, sehr coolen Begriff finde. Dieses Verein der besten Teile aus jedem Bereich, ist das etwas, was dich auch fasziniert in deiner Arbeit, dass du sagst, ich versuche mir das Beste aus jedem Bereich rauszunehmen und mein eigenes Konzept auszugießen?

[SPEAKER 1]Genau, du hast das sogar schon fast genau auf den Punkt gebracht, weil ich vor ein paar Jahren mal mit meiner Trainerkollegin Yvonne Gutsche, die jetzt auch überall in den Medien ist, genau, die habe ich kennengelernt auf einem Seminar bei einem klassisch-barock Trainer und da haben wir uns auch darüber unterhalten, dass man sich eigentlich aus verschiedenen Reitweisen von allem das Beste rauspicken sollte und genau das bringt eigentlich meine Arbeit auf den Punkt.

[SPEAKER 2]Gehst du auch viel mit Trainern hin und diskutierst drüber, weil ein Western-Trainer hat logischerweise einen anderen Blick da drauf, auch wenn er beim Barock-Trainer oder bei einem Springreiter mal geguckt hat, als jetzt ein Vielseitigkeitsreiter. Gibt’s da auch einen Austausch, dass du dich mit deinen Kollegen austauschst und sagst, okay, ich mach das so, wie machst du das?

[SPEAKER 1]Ja, definitiv. Da gibt es natürlich immer einen Austausch und da gibt es auch ganz viele Kooperationen in Form von Seminaren oder Vorträgen, die ich gemeinsam auch mit Kollegen halte, weil es ganz viele Dinge gibt, die sich hervorragend mit Physiotherapie kombinieren lassen, beispielsweise Horsemanship.

[SPEAKER 2]Und die Ergebnisse, wenn man jetzt auf die Ergebnisse schaut, am Ende ist ja A glücklicheres Pferd oder auch fitteres Pferd, aber häufig ist ja auch eine gewisse Leistungssteigerung mit drin, wenn man auch sportlich ambitioniert unterwegs ist. Kann man das konkret sagen, dass wenn man sein Pferd fitter hält, beispielsweise durch deine Übung, dass dann auch bessere sportliche Resultate rauskommen?

[SPEAKER 1]Ja, auf jeden Fall. Also man sollte halt immer sogenannten Ausgleichssport machen. Das kennt jeder Profisportler auch, dass man zur eigentlichen Grundsportart, die man macht, noch ein gewisses Ausgleichstraining macht. Und das, finde ich, sollte beim Pferd genauso eingeführt werden. Abgesehen davon kommt es beim Pferd natürlich noch dazu, dass wir ein Pferd ja auch mental motiviert halten müssen. Und jeder kann sich vorstellen, wenn ich fünfmal die Woche einen Springparcours mit einem Pferd absolviere, dass da schnell eine Monotonie reinkommt und auch schnell halt eine mentale Müdigkeit reinkommt. Deswegen empfehle ich immer, dass man als Ausgleichssport ins Gelände geht oder vielleicht auch im Gelände Sprünge mit involviert oder auch eine dressurmäßige Gymnastizierung eines Springpferdes zum Beispiel mit ins Training einbindet, weil auch das ja wichtige Sachen sind. Ich muss ja auch zum Beispiel im Springparcours mal einen fliegenden Galoppwechsel machen oder muss vielleicht eine schnelle Biegung machen können auf dem Hinterbein. dass ich um eine Kurve schneller rumkomme. Das heißt auch die Gymnastizierung oder die dressurmäßige Gymnastizierung ist ja für ein Springpferd wichtig und andersrum hilft vielleicht einem Dressurpferd, was sehr konzentrisch gearbeitet wird.

[SPEAKER 2]Was genau heißt konzentrisch?

[SPEAKER 1]Das heißt, dass die Muskeln sich verkürzen. Also wenn wir jetzt uns ein Bild dazu überlegen, wäre das zum Beispiel ein Pferd, was in der Piaf oder Passage geht. Und wenn man sich vorstellt, man hat so eine Ziehharmonika, dann wäre in so einer Dressurübung, auch in der Galopp-Piorette zum Beispiel, wäre die Ziehharmonika kleiner und das wäre konzentrisch, also zum Mittelpunkt hin, dass die Muskeln arbeiten. Und dann ist es natürlich toll, wenn ich zum Beispiel eine Übung wie Freispringen mache, wo die Muskeln wieder exzentrisch arbeiten können. Das heißt sich lang machen, genau. Denn Muskelaufbau lebt immer davon, dass wir abwechselnd in Anspannung und Entspannung arbeiten. Und deswegen brauchen wir immer wieder Übungen, wo wir die Muskeln verkürzen und wo wir die Muskeln wieder lang machen.

[SPEAKER 2]ist ja am Ende auch ähnlich wie beim Menschen, also man macht ja manchmal Übungen, wo man Dehnung, wo man die Muskeln versucht auch zu entspannen und dann gibt es natürlich manchmal Kraftübungen, jeder kennt den Bizeps, wo man dann sagt, okay man arbeitet, du lachst jetzt gerade, aber

[SPEAKER 1]Ja, ist das klassische Beispiel.

[SPEAKER 2]Kann man das so vergleichen?

[SPEAKER 1]Ja, natürlich. Also auch in meinen Vorträgen nehme ich immer den Bizeps. Das ist vielleicht, muss ich mir nächstes Jahr mal was Neues einfallen lassen. Aber tatsächlich ist der Bizeps das beste Beispiel, weil man da schön daran zeigen kann, wie der, wenn man den Arm anbeugt, sich anspannt und wenn man ihn wieder lang macht, kommt wieder Entspannung in den Muskelbauch. Und der verlängert sich. Und genau so funktioniert natürlich auch Muskelaufbau beim Pferd. Durch Anspannung und Entspannung. Also die Muskulatur muss in der Länge variieren, sonst haben wir keinen Muskelzuwachs.

[SPEAKER 2]Nun kann das Pferd mir ja nicht sagen, ob das jetzt zu viel oder zu wenig ist. Man hat ja dann das Problem, ein bisschen Muskelkater, was passieren kann. Das ist ja beim Pferd auch ähnlich. Woher weiß ich denn, wie viel oder wie wenig ich dosiere?

[SPEAKER 1]Das ist ein ganz schwieriges Thema. Da würde ich auch immer empfehlen, Experten dazuzunehmen. Also entweder wirklich einen Trainer, der auch so am Anfang mal so eine Bestandsaufnahme macht. Also was zum Beispiel, das fehlt eigentlich im Pferdesport. Ganz häufig wird, wenn man selber in ein Fitnessstudio geht, erstmal so ein Test ausgemacht, dass man so den ersten Termin… Da kommt der Personal Trainer. Genau, da kommt der Personal Trainer. Aber wir sind ja, wenn wir Pferde haben, alle Personal Trainer. Und deswegen sollte man immer beim ersten Termin auch mit einem neuen Trainer einfach mal so gucken, wo stehe ich jetzt, wie ist meine Grundfitness. Man kann das natürlich testen, also beim Pferd würde man das zum Beispiel machen, das haben wir auch im ersten Teil unserer Serie jetzt Obst macht fit, dass wir einfach mal mit einer Pulsmessuhr gucken, wenn wir also über einen längeren Zeitraum galoppieren. In welchen Pulsbereich kommt das Pferd? Und dann entsprechend, was viel wichtiger ist, wie schnell reguliert sich der Puls wieder? Also wie lange braucht es, bis das Pferd wieder im sogenannten Ruhepuls angekommen ist?

[SPEAKER 2]Das ist eine Cardio-Arbeit.

[SPEAKER 1]Genau, das ist eine Cardio-Arbeit, aber das sagt mir sehr viel über die Grundfitness des Pferdes aus, denn ich kann ja keinem Reiter hinterher sagen, Zum Beispiel Galopp machst du bitte 20 Runden, weil es gibt Pferde, die sind schon nach fünf Runden aus der Puste und deutlich im anaeroben Bereich, das heißt außerhalb der Komfortzone und würden halt übersäuern und einen extremen Muskelkater entwickeln und andere Pferde können 40 Runden galoppieren und es würde ihnen nichts ausmachen. Deswegen immer am Anfang würde ich empfehlen, dass man sich einen Trainer sucht oder vielleicht zeichnet das auch einen guten Physiotherapeuten oder Trainer aus, dass der so eine kleine Bestandsaufnahme macht und sagt, was macht ihr denn, auf welchem Niveau seid ihr unterwegs, welche Übungen oder wie oft trainiert ihr in der Woche. Also so ein kleines Vorgespräch sollte sein, bevor man mit dem Training einsteigt.

[SPEAKER 2]Eigentlich idealerweise arbeitest du ja auch eng mit einem Trainer zusammen. Also wenn ich mir jetzt vorstelle, dass ich habe ein Pferd, ich möchte, dass du mir hilfst die Fitness zu verbessern, aber ich habe auch beispielsweise einen Dressurtrainer oder generell einen Reittrainer, ist ja eigentlich der ideale Weg, dass man sich zu dritt an den Tisch setzt und du auch in dieser Bestandsaufnahme mitwirkst, weil du ja nochmal einen ganz anderen Blick auf die Dinge hast.

[SPEAKER 1]Genau, das findet auch häufig statt. Also entweder schreibe ich den Kunden Trainingspläne, wo nochmal zusammengefasst wird, welche Übungen zum Beispiel für ein spezielles Problem besonders gut geeignet sind, wo wir dran arbeiten möchten. Aber tatsächlich spreche ich auch oft mit Trainern und mache so zwei, drei Vorschläge, wo das Pferd meiner Meinung nach gesundheitliche Einschränkungen hat und wie ich daran arbeiten würde. Und das ergänzt sich auch häufig gut mit weiteren Ideen, die der Trainer dann liefert.

[SPEAKER 2]Würdest du sagen, dass häufig auch zu monoton gearbeitet wird? Also, dass man jeden Tag auf den Platz reitet, immer dieselbe Wolte, an derselben Stelle und so ein bisschen auch die Variation dann fehlt, um auch ganzheitlich zu trainieren?

[SPEAKER 1]Definitiv. Also grundsätzlich, glaube ich, fehlt vielen Leuten ein Ziel. Gerade bei Freizeitreitern ist das ein Problem. Bei Leuten, die im Turniersport irgendwie aktiv sind, die haben meistens alleine schon durch das Turnier ein gewisses Ziel, was sie erreichen möchten oder eine spezielle Aufgabe oder spezielle Parcourshöhe, die sie irgendwie bewältigen können möchten. Bei Freizeitreitern ist das häufig so, dass ohne Plan trainiert wird. Das ist generell ein Thema, was noch Defizite aufweist im Reitsport, dass man so ein bisschen planlos unterwegs ist. Deswegen bei Menschen geht man hin und macht in der Regel so einen Sechs-Wochen-Plan. und überprüft dann auch wieder, was hat sich optimiert, was hat sich irgendwie verbessert und stellt dann auch Übungen um, um auch so eine Adaption einfach daran zu verhindern und zu gewährleisten, dass man wieder durch neue Übungen und neue Ideen halt auch wieder der Muskulatur einfach neue Anreize gibt.

[SPEAKER 2]Und in der Arbeit dann mit den Reitern wird dann häufig das Training auch angepasst, dass man sagt, okay ihr macht jetzt von dem einen zu viel, macht mal von dem anderen mehr? Oder bist du bei den reiterlichen Themen dann eher so ein Reittrainer?

[SPEAKER 1]Ja, das ist eigentlich schon eher eine Trainergeschichte. Wobei ich schon sagen kann, dass die Leute bewegen ihre Pferde alle zu wenig. Also keiner bewegt sein Pferd eigentlich zu viel. Sondern ich würde sagen, genauso wie bei uns, wir sind ja auch alle Büromenschen, so wie du. Und wenn ich sage, Christian, schaffst du es denn jeden Tag 10 Kilometer spazieren zu gehen? Weil das wäre eigentlich jetzt für einen Menschen optimal am Tag. Dann wirst du wahrscheinlich sagen, naja, das habe ich mit meiner Frau irgendwie das letzte Mal vor drei Wochen sonntags geschafft, bei schönem Wetter, aber das gehört nicht zum Standardprogramm. Und bei Pferden ist es so, dass viele Kunden mir zum Beispiel sagen, ja, wir bewegen unser Pferd oder wir trainieren jeden Tag und die meinen damit, dass sie etwa zwei Kilometer an der Hand spazieren gehen. Und das hat natürlich nichts mit Training zu tun, sondern das wäre eigentlich das, was man noch so on top noch mal zusätzlich als zweite Einheit am Tag machen könnte, um sich noch mal die Füße zu vertreten. Aber nein, eigentlich werden die Pferde viel zu wenig bewegt.

[SPEAKER 2]Obwohl ich das ja immer mehr sehe, dass Menschen auch ihre Pferde primär führen.

[SPEAKER 1]Reitest du noch oder führst du schon? Genau. Wer sich da mit einem schönen T-Shirt passend dazu ausstatten möchte, ist in meinem Online-Shop herzlich willkommen. Ich habe nämlich tatsächlich genau mit diesem Spruch eine kleine T-Shirt-Kollektion gemacht. Reitest du noch oder führst du schon? Und reiten wird überbewertet, gibt es auch. Also tatsächlich, ich weiß gar nicht, woran das liegt, ist so ein richtiger Trend in den letzten Jahren zu beobachten, dass die Leute gar nicht mehr so gerne reiten möchten, sondern vielmehr so Freizeit mit ihrem Pferd verbringen möchten, alles mögliche, Bodenarbeit, Freiheitsdressur, Horse Agility, haben wir auch schon drüber gesprochen. Ein Riesenthema, genau. Und ich glaube, dass da ganz andere Schwerpunkte so ins Laufen kommen, als es so vielleicht vor 10 oder vor 15 Jahren noch war. Weil ich weiß zum Beispiel, als Kind oder als Jugendliche gab es für mich nichts Schöneres als, da bin ich noch Schulpferde geritten, Und dann, wenn dann einer von den Privatreitern gefragt hat so, möchte noch jemand trocken reiten, dann flogen alle kleinen Mädchenhände hoch und dann bin ich nach Hause gefahren. Ostern, Weihnachten, Geburtstag gleichzeitig ein Strahlen in meinem Gesicht. Dann habe ich zu meiner Mutter gesagt, Mama, Ich durfte heute den und den trocken reiten. Und wenn die gesagt haben, nach einer Viertelstunde und ist genug, dann hat man gesagt, nein, noch eine Viertelstunde und ist eine halbe Stunde irgendwie Schritt geritten und war aber glücksbeseelt dabei. Und heute reitet weder jemand eine halbe Stunde sein Pferd trocken, noch findet man Jugendliche, die Lust dazu haben. Also das ist eine ganz interessante und eigentlich traurige Entwicklung. dass diese Euphorie, aufs Pferd zu kommen und zu reiten, gar nicht mehr so vorhanden ist. Und manchmal finde ich es schade, weil ich das Gefühl habe, dass, ich nenne das mal das Reitbedürfnis, ist so gesättigt bei vielen. Liegt vielleicht auch daran, dass heute viel mehr Jugendliche die Möglichkeit haben, direkt ein eigenes Pferd zu haben. Das war natürlich in meiner Jugend… Haben quasi immer die Möglichkeit. Genau, haben immer die Möglichkeit, sind dann auch einfach irgendwann satt, so als wenn man jeden Tag Schokolade haben kann. Und bei mir war es natürlich so, es war einmal in der Woche eine Reitstunde drin und dementsprechend heiß war ich da drauf und hätte natürlich für jedes zweite oder dritte Mal den Stall gefegt, den Sattel geputzt und sonst was gemacht. Und das ist so ein bisschen, das merke ich, dass das ein bisschen verloren gegangen ist.

[SPEAKER 2]Ja und es gibt auch Menschen, die auch fast nur noch führen. Also es gibt auch Menschen, die gar nicht mehr unbedingt reiten, habe ich das Gefühl.

[SPEAKER 1]Ja, gibt es auch. Das ist natürlich sicherlich eine kleine Kritik an dieser Stelle, aber ich denke, das hat gerade im Warmblutbereich was damit zu tun, dass wir unheimlich hochkarätige Pferde in Deutschland züchten. Also wir haben übermotorisierte, PS-starke Dressurpferde mit einer unwahrscheinlichen Bewegungsamplitude. Die Leute können aber leider immer schlechter reiten und können diese PS-Zahl von den Pferden auch nicht händeln. Und das ist ein Riesenproblem geworden. Das hat häufig was mit Image zu tun. Ich weiß nicht, womit es was zu tun hat, dass halt da ein ganzes Boxenschild voll mit Vorfahren von einem Pferd stehen müssen. Ich schmunzel da mal ein bisschen drüber, weil ich denke, manche wissen von ihren eigenen Urgroßeltern den Namen nicht, aber beim Pferd stehen irgendwie so zehn Generationen auf dem Boxenschild und die weiß man auch interessanterweise auswendig. Und ja, ich fände, eigentlich bräuchten viel mehr Leute gelassene, ruhige, zuverlässige Freizeitpartner, mit denen sie gemeinsam was lernen können. und nicht diese PS-starken Pferde. Da entstehen einfach oft Ängste. Auch das ist ja ein Riesenthema im Reitsport. Und dann kommt es natürlich dazu, dass man in so ein Vermeidungsverhalten geht. Das heißt, man hat dann zum Beispiel Angst zu galoppieren oder man hat Angst ins Gelände zu gehen oder Ja, es gibt verschiedene Situationen, die einem unheimlich sind. Die wenigsten Menschen gehen natürlich da eine Konfrontation und sagen, ich muss dieses Thema jetzt angehen, sondern die meisten gehen eher in eine Vermeidung und lassen diese Sachen weg. Und umso schlimmer wird das natürlich, weil ein Pferd, auch ein junges Pferd, möchte sich natürlich bewegen, möchte sich auspowern und braucht einfach diese Möglichkeit, die Energie rauszulassen. Und ganz häufig wird mir das bewusst, wenn ich mit meinen Hunden spazieren gehe. Mein junger Hund Otto, der ist jetzt zwei Jahre alt und wenn ich sehe, dass der sich also immer jeden Tag zwei Stunden wirklich richtig im Laufen austoben muss und auch da teilweise so richtige Sprints hinlegt und über die Felder galoppiert und was für eine Lebensfreude und Bewegungslust dieses Tier dabei hat, dann bin ich manchmal ganz traurig darüber, wenn ich sehe, dass halt dreijährige Pferde 23 Stunden in einer kleinen Box stehen und wundere mich, dass da kein Zusammenhang gesehen wird, dass die Pferde dann halt auch nicht mehr händelbar sind.

[SPEAKER 2]Das ist ja fast ein Aufruf an die deutschen Zuchtverbände, das Zuchtziel anzupassen.

[SPEAKER 1]Ja, züchtet bitte wieder Pferde mit dicken Gelenken, dicken Köpfen und ein bisschen weniger PS. Ja, der alte Schlachtpferd, also wir sind ja hier ein Jahr lang, dieser alte Schlachtpferd war einfach besser. Zum einen haben die Fesselträger da noch gehalten. Das kommt ja auch bei dieser Übermotorisierung dazu. Wenn man sich vorstellt, so ein Pferd ist im Prinzip konzipiert wie so eine Maschine, aber wir haben jetzt einfach mal statt 5 PS 50 PS da rein gezüchtet, dann kann diese Maschine nicht mehr funktionieren. Und das merken wir ja daran, dass im Prinzip in jedem Stall die Pferde Sehensschäden haben.

[SPEAKER 2]Das ist schon ein großes Thema. Also Fesselträger ist schon ein Thema, was auch zugenommen hat, zumindest in der subjektiven Wahrnehmung.

[SPEAKER 1]Ja, definitiv. Also das ist ein Riesenthema geworden. Und jetzt für mich als Physiotherapeuten, ich kenne natürlich den Hintergrund, weil der Fesselträger heißt auf Latein noch musculus interosseus medius. Das heißt, es war im Ursprung evolutionsmäßig ein Muskel, der sich zu einer Sehne entwickelt hat. Und Sehnen haben eine sehr geringe Kapazität in der Dehnung. Und wenn wir bei Jungpferden zu schnell zu viel Muskelaufbau machen, was natürlich passiert, dann passiert das immer zu Lasten der Muskulatur, diese verkürzt und verspannt sich, hat die Elastizität nicht mehr und der Leidtragende ist dann im Prinzip immer die Sehne, die nur die Verlängerung des Muskels an den Knochenrand darstellt.

[SPEAKER 2]Also eigentlich muss man behutsamer und langsamer den Muskelaufbau machen, wenn ich das richtig verstehe, um einfach diese Sehne gerade Anfangsphase zu schützen.

[SPEAKER 1]Ja, genau so ist es. Also die Antrainierphase sollte viel smoother, viel moderater stattfinden. Wo ich auch, das ist natürlich, bei mir ist ja immer der erhobene Zeigefinger, weil ich natürlich, meine wirtschaftlichen Interessen sind es ja nicht, ein dreijähriges Pferd in den Sport teuer zu verkaufen, sondern mein Interesse ist es immer, dass das Pferd lange gesund bleibt. Deswegen habe ich da natürlich andere Interessen. Aber für mich ist es definitiv so, dass auch ein Kind, was zu Top-Sport gebracht wird, das kann das natürlich machen, aber das wird halt mit 25, 30 Jahren nicht mehr gesund sein. Das weiß man ja auch von Profisportlern, dass sie natürlich alle mit 30 ihre aktive Karriere schon beenden müssen, weil dann halt Gelenke oder Wirbelsäule oder irgendwelche Sportverletzungen im Prinzip dann halt das Ganze zu einem Ende bringen. Aber was halt auch ist, ist, dass zum Beispiel der Zahnwechsel für mich eine ganz elementare Sache ist. Jede Mutter erzählt einem so, ja, ach im Augenblick schläft der Kleine gar nicht gut, der zahnt gerade und der fiebert dabei ein bisschen und der quäkelt den ganzen Tag. Ja und wir sind in dieser Phase des Pferdes, wo das Zähne wechselt, die fast so groß sind wie eine Zigarettenschachtel und einen Kiefer durchbrechen müssen. In dieser Phase möchten wir, dass das Pferd sich konzentriert und was lernt und von uns ausgebildet wird und auf die ersten Turniere geht. Und das am besten auch ohne Pause, also ohne Unterbrechung. Da müssen wir natürlich einfach mal so ein bisschen unsere Maßstäbe überlegen. Und mal drüber nachdenken, wenn wir sagen, ein Kind ist in der Zahnphase zum Beispiel einfach nörgelig, dann muss man das vielleicht auch beim Pferd mal verzeihen.

[SPEAKER 2]Guckst du eigentlich auch bei anderen Kollegen dir so hier und da mal was ab? Also es gibt ja einen Jim Masterson, der inzwischen ja sehr, sehr bekannt in Deutschland ist. Belinda Tellington-Jones, die sicherlich in einer ganz anderen Ecke unterwegs ist. Und viele andere, wie zum Beispiel Dr. Ina Gößmeier. Gibt’s da hier und da immer mal wieder Kniffe und Tricks, wo man sich austauscht und sagt, ah, das habe ich noch gar nicht so gesehen, übernehme ich mal.

[SPEAKER 1]Ja, definitiv. Also ich glaube, da würde jeder, der das leugnet, lügen. Also natürlich guckt man auch rechts und links, was passiert. Ganz häufig ist es tatsächlich so, dass man es schon so macht, was ja auch schön ist, weil man dann einfach nochmal eine Bestätigung bekommt, dass man da so auf dem richtigen Weg ist. Und ich habe natürlich auch zum einen Kollegen, mit denen ich mich regelmäßig austausche. Ich habe aber auch eine Mitarbeiterin, die Tierärztin ist und die hat Zusatzausbildungen in Osteopathie und Chiropraktik. Das heißt, auch mit der tausche ich mich natürlich aus oder mache auch mal einen Fall zusammen, wenn einer von uns nicht weiterkommt. Aber natürlich, und da kann ich auch ganz klar sagen, Egal ob Linda oder auch Ina Gößmeier, sind natürlich auch immer Vorbilder für mich gewesen, weil die natürlich viel, viel länger als ich einfach schon in diesem Beruf tätig sind. Und denen verdanke ich ganz viel, weil die haben mich immer begleitet und ich habe ganz viel von denen gelernt, ob von ihren Filmen oder von ihren Büchern, die ich alle zu Hause habe. Also auf jeden Fall sind große Vorbilder für mich und Respekt vor diesen ganzen Damen, die ja wirklich auch ein Werk geschaffen haben. Das sind schon kleine Lebenswerke, die da geschaffen worden sind.

[SPEAKER 2]Und natürlich auch dazu beigetragen haben, dass dieses Thema sich komplett, zumindest in meiner Wahrnehmung, komplett geändert hat. Also während gerade in Deutschland ja auch sehr viel Heruk-Methode immer dabei war, wird ja viel feiner gearbeitet in vielerlei Hinsicht. Es gibt eine gewisse Offenheit für neue Methoden. Da muss man sagen, sind die alle, die wir jetzt gerade hier besprochen haben, sind alle maßgeblich, um das auch hier in Deutschland so vorangebracht zu haben.

[SPEAKER 1]Definitiv, also das ist sicherlich ein ganz wertvoller Beitrag, der da in den letzten Jahren immer geleistet wurde.

[SPEAKER 2]Am Ende eines jeden wehorse-Podcasts stelle ich meinen Interviewgästen immer die vier klassischen WeHorse-Fragen.

[SPEAKER 1]Ja, sehr gerne.

[SPEAKER 2]Und so natürlich auch wir, liebe Katrin. Und die Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 1]Wer ewig frisst, der stirbt von innen. Das heißt, mir liegt leider immer das Herz auf der Zunge.

[SPEAKER 2]Echte Rheinländer?

[SPEAKER 1]Ja.

[SPEAKER 2]Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich persönlich besonders geprägt hat?

[SPEAKER 1]Ich habe gerade überlegt, das ist ja schon, wenn einem nicht direkt jemand einfällt, ist das ja schon so eine Sache. Also ja, ich würde sagen, meine Mutter, das hat gar nichts mit dem Reitsport zu tun, aber meine Mutter war immer jemand, die egal was für eine Situation war, die immer sich wieder hingestellt hat und weitergemacht hat. die immer für alle ein offenes Ohr hatte und für alles offen war und freundlich und so ganz offen einfach. Und ich glaube, die ist mein größtes Vorbild.

[SPEAKER 2]Sehr gut. Frage Nummer drei. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen dieser Welt eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 1]Dass dass wir Pferde brauchen, denen es gesundheitlich gut geht, aber denen es auch mental gut geht. Und das sollte eigentlich immer oberstes Ziel sein. Egal was wir mit einem Pferd machen, dürfen wir diese Aspekte nie aus dem Auge verlieren.

[SPEAKER 2]Und zum Abschluss vervollständige bitte diesen Satz für mich. Pferde sind für mich.

[SPEAKER 1]Pferde sind für mich, ja, die ehrlichsten Lebewesen. Die sind immer offen und immer ehrlich und, ja, sind mit die schönsten Tiere, die es gibt.

[SPEAKER 2]Neben deinen beiden Hunden.

[SPEAKER 1]Auf jeden Fall.

[SPEAKER 2]Perfekt. Vielen Dank, liebe Katrin. Wir freuen uns sehr, die neue Serie mit dir bei uns auf wehorse.com. Daneben bist du aber auch noch aktiv auf Vox.

[SPEAKER 1]Genau. Seit einigen Jahren kann man mich regelmäßig auf Vox sehen und zwar in dem Format Hund, Katze, Maus. Das läuft immer samstags abends um so 18 Uhr. Immer mal einen Blick auf meine Homepage werfen. Da gebe ich bekannt, wann wir wieder einen Beitrag gedreht haben. Da wird es natürlich auch zum Fitnessstudio demnächst was geben. Und wie gesagt, über meine Homepage ist man da eigentlich immer auf dem Aktuellen.

[SPEAKER 2]Und natürlich auf weos.com. Ich sage herzlichst Dankeschön, Katrin Obst.

[SPEAKER 1]Sehr gerne. Danke dir.

[SPEAKER 2]Falls du Interesse gefunden hast an Pferdefitness mit Katrin, die neue Serie ist online auf wehorse.com und du bist bereits dabei ab 14,90 Euro. Schau also gleich vorbei auf www.wehorse.com, die Online-Reitschule.

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