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#104 Pferdetrainerin Laura Nettelbeck: Unsicherheit richtig begegnen

Laura Nettelbeck ist eine Pferdefrau durch und durch. Neben ihrer Tätigkeit als mobile Pferdetrainerin ist sie auch Pferdeosteopathin und Sattelfitterin. Vor allem das Miteinander von Mensch und Pferd steht für sie im Vordergrund.

Besonders Pferdemenschen, die sich in dem klassischen System nicht wohl fühlen und die Zeit mit ihrem Pferd einfach genießen wollen, finden den Weg zu ihr, erzählt Laura in Gespräch mit Christian Kröber. Gemeinsam mit ihrem Mentor Wolfgang Marlie gibt sie jedem die Möglichkeit, ganz zwanglos Zeit mit Pferden zu verbringen.

In dieser Folge des wehorse-Podcasts spricht Laura darüber, wie sie mit der Unsicherheit eines Reiters umgeht und warum Bodenarbeit ein entscheidender Teil ihres Ansatzes ist.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zum wehorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber und heute habe ich eine Dame aus dem hohen Norden Deutschlands zu Gast. Es ist die Trainerin und Ausbilderin Laura Nettelbeck, mit der wir jüngst einen Kurs veröffentlicht haben, der sich darum dreht, wie du mit noch mehr Selbstbewusstsein reiten kannst und beispielsweise Ausritte noch mehr genießt. Also darum geht es und natürlich noch um viel mehr. Viel Spaß. Hallo Laura. Hallo. Schön, dass du da bist. Vielen Dank, dass ich hier sein darf. Du bist mobile Pferdetrainerin, Pferde-Osteopathin, studierte Pädagogin, Sprachwissenschaftlerin, Sattelfitterin, Personal Trainerin und hast seit neuestem einen wehorse-Kurs. Wie würdest du dich eigentlich selber beschreiben?

[SPEAKER 1]Als Pferdefrau durch und durch. Immer wenn Leute mich fragen, was ich mit Pferden mache, sage ich immer, alles außer therapeutisches Reiten. Das beschreibt es eigentlich immer ganz gut, weil es ist ja alles rund um Kommunikation, rund um Behandlung und Miteinander von Mensch und Pferd und Miteinander von mir und Pferd und mir und Mensch und nur das klassische therapeutische Reiten, das hat es irgendwie nicht in meinem Range geschafft.

[SPEAKER 2]Aber sonst bist du quasi von A bis Z, machst du sehr viele Dinge.

[SPEAKER 1]Ja, ich habe angefangen eigentlich Unterricht zu geben neben dem Studium und ein bisschen junge Pferde zu trainieren und dann rund um Kiel kennt man sich ja.

[SPEAKER 2]Du kommst aus Hamburg ursprünglich, aber lebst in Schleswig-Holstein in Kiel.

[SPEAKER 1]Ja, ich bin eins dieser Sondermodelle, das in Hamburg geboren und aufgewachsen ist und immer nach Schleswig-Holstein wollte.

[SPEAKER 2]Das ist eigentlich immer umgekehrt, glaube ich, hier oben. Also du bist eine dieser Personen, die quasi in Hamburg geboren ist und in Kiel lebt. Ungewöhnlich.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Ich wollte tatsächlich, also ich mag Hamburg, ich habe hier 20 Jahre lang gewohnt, und ich wollte aber immer nach Schleswig-Holstein. Ich hatte immer schon das Gefühl, wenn wir in Urlaub gefahren sind nach Schleswig-Holstein, dass ich nach Hause komme. Und die Pferde sind einfach näher dran. Und als ich dann damals nach meiner Zeit, also ich habe in Hamburg Abi gemacht, bin danach nach Brandenburg gegangen, habe da an einer privaten Hochschule so eine Mischung aus Training und Tiermedizin und so weiter gelernt. Und danach wollte ich unbedingt zurück in den Norden. Also ich habe dann so überlegt, wäre ja eigentlich auch die Chance jetzt nochmal zum Studieren ganz woanders hinzugehen. Also wirklich irgendwie München, Köln, Bonn, irgendwie sowas. Wien. Ja, genau. Wien wäre sogar ja auch Pferd direkt gewesen. Und habe aber dann gemerkt, ich habe so Sehnsucht nach Norddeutschland. Und dann blieb ja so als Auswahl Lübeck, Kiel oder Flensburg als Studentenstädte quasi. Und dabei ist es dann Kiel geworden. Und als meine Hamburger Leute gehört haben, dass ich da hingehe, haben sie alle gesagt, oh mein herzliches Beileid. Und wenn ich dann gesagt habe, nee, nee, ich wollte das, haben die gesagt, na gut, du warst immer schon anders.

[SPEAKER 2]Bei Kiel denkt man ja immer, ich zumindest, an Regen und alles ist grau. Das ist meine Assoziation mit Kiel. Aber wir haben uns ja auch schon einmal in Kiel oder in der Nähe Kiels getroffen, als wir damals die Location besichtigt haben, wo wir dann den Kurs mit dir gedreht haben. Das kann auch anders sein. Es kann auch extrem schön sein.

[SPEAKER 1]Der Vorteil ist, dass, was viele als Nachteile empfinden, dass wir immer sehr viel Wind haben.

[SPEAKER 2]Und Wasser.

[SPEAKER 1]Und der Wind pustet ja immer das Wetter weiter. Das stimmt. Das ist, also mir fehlt es. Sobald ich, also ich kriege nach ungefähr zwei Tagen, kriege ich Heimweh nach Schleswig-Holstein. Nach dem Wind. Und das ist, finde ich, so das Besondere. Also ich liebe die ganze Ecke. Ich liebe es, dass man überall sofort am Meer ist, dass man immer Wind hat und eben auch, dass das Wetter so wechselhaft ist. Sogar das.

[SPEAKER 2]Wir haben mit dir einen Kurs produziert, der lautet Angst überwinden, ausreiten, endlich genießen.

[SPEAKER 1]Bei schönstem Wetter in Kiel.

[SPEAKER 2]Bei schönstem Wetter in Kiel und darüber hinaus. Warum ist das ein großes Thema? Angst im Gelände, Angst vor dem Ausreiten.

[SPEAKER 1]Ich würde sagen, dass Leute den Weg zu mir finden, zum Unterricht nehmen, die eben so ein bisschen auf der Suche nach was anderem sind. Oder die sich irgendwie irgendwo schon mal nicht wohl gefühlt haben in so einem klassischen System. Und ich mache ja den Kurs gemeinsam mit Wolfgang Marley, der ja quasi seit ich klein bin so mein Mentor ist. Und in seiner Reitschule in Scharbeutz sind einfach viele Leute, die so die Zeit mit dem Pferd genießen wollen. Und ein Gast hat in unserem anderen Film, den es ja schon bei Wehorse gibt.

[SPEAKER 2]Genau, wo du ja auch Protagonistin warst.

[SPEAKER 1]Genau, mit meiner Studie Lucia bin ich da auch dabei. Und da hat ein Gast dazu gesagt, hier darf jeder einfach Reiter sein. Und das ist es eben so genau. Ich glaube, das ist, was die Leute eben dann auch bei mir suchen. Dass sie gerne eine gute Zeit mit ihrem Pferd haben wollen, ohne irgendwie was zu müssen. Und das trifft natürlich dann eben auch auf Angstleute zu.

[SPEAKER 2]Du hast gerade schon deine Verbindung zu Wolfgang Marley angesprochen, auch ein Wehorse und Pferd der TV-Urgestein. Wie bist du in Kontakt mit Wolfgang gekommen? Wie ist eure Verbindung?

[SPEAKER 1]Total zufällig, weil mein Papa im gleichen Ort damals Seminare gegeben hat. Also pferdeunabhängig, Kalligrafie und Kinderliederkurse.

[SPEAKER 2]Kalligrafie ist ja das Malen, glaube ich, von den Stuftzeichen und so.

[SPEAKER 1]Genau. Und mein Papa hat eben da diese Kurse gegeben. Und ich bin schon als kleines Kind halt immer mitgefahren. Das waren so Wochenendkurse. Und dann sind wir mittags immer in Klingenberg spazieren gegangen. Klingenberg ist da, wo der Stall ist. Genau, das Marleyland quasi. Und dann sind wir immer eine Runde spazieren gegangen und sind an den See gegangen. Und auf dem Rückweg kam man dann an einem Reitstall vorbei. Und ich fand eben immer schon Pferde toll. Und ich sage immer gerne, mein Papa hat damals gesagt, geh doch mal rein. Und ich bin bis heute nicht wieder rausgekommen. Also ich bin dann irgendwie reingegangen und habe dann angefangen, mich da mit jemandem zu unterhalten. Und irgendwann kam mein Papa dann hinterher, um mich zu suchen. Und dann durfte ich da meine ersten Longenstunden nehmen und so weiter. Und mein Papa hat immer ganz stolz all seinen Freunden erzählt, dass seine Tochter mit zu all seinen Kursen kommen würde. Dass ich die ganze Zeit eigentlich im Reitstall gehockt habe, hat er dann nicht dazu gesagt. Und genau, so kommt eben die Verbindung zu Wolfgang Marley, dass ich dann damals noch von oben im Reiterstübchen stundenlang zugeguckt habe. Weil in die Halle mit reingetraut habe ich mich damals noch nicht zu den Großen. Und irgendwann habe ich dann mit in der Ecke gesessen und habe dann eben alles aufgesogen, was es da so gab. Und dann haben wir irgendwann angefangen, auch noch zusätzlich da Urlaub zu machen. Und als ich dann eben nach meiner Lehrzeit da in Brandenburg, die eben leider nicht so gelaufen ist, wie es eigentlich hätte laufen sollen, war ich so sehr unsicher, wo der Weg so hingehen soll. Und wie das alles mit Pferden. Ich war da so ein bisschen in so einem Dilemma zwischen ich möchte professionell mit Pferden arbeiten und möchte mit Pferden arbeiten, weil es mir unglaublich viel Freude macht und war aber da ziemlich verunsichert. Und da war ich dann für ein halbes Jahr bei Wolfgang und die haben mich so ein bisschen wieder aufgepäppelt und mir die Freude zurückgegeben. Und vielleicht auch deshalb kann ich sehr gut verstehen, wenn Leute irgendwie verunsichert sind am Pferd und nicht so genau weiß, und nicht so genau weiter wissen und hatte dann da eben die Chance, irgendwie wieder da hinzufinden und wieder zu der Freude mit Pferden zu finden. Und ja, und danach war ich dann, bin ich dann eben wie gesagt nach Kiel gegangen zum Studieren und war dann immer in den Semesterferien bei Wolfgang.

[SPEAKER 2]Also es ist nie abgerissen, so diese Verbindung?

[SPEAKER 1]Nee, genau. Es sind jetzt über 25 Jahre, die ich da sehr regelmäßig bin. Bin ich irgendwann Teil des Reitlehrerteams geworden und war zeitweilig ganz intensiv und ganz viel da, weil eine Kollegin leider ausgefallen ist. Und dann war ich lange Zeit noch immer ein-, zweimal die Woche da und jetzt bin ich so für Kurse da und behandle eben auch all unsere Schulferde osteopathisch.

[SPEAKER 2]Über das Thema Osteopathie sprechen wir gleich noch ein bisschen. Das Thema Angst ist, wir haben es ja jetzt in Richtung Ausreiten, aber Angst kann ja nicht recht viele Facetten haben. Also es gibt ja Menschen, die haben Angst vor dem Pferd generell, vor dem Wesen des Pferdes. Das Thema Ausreiten ist ja da, wenn ich schon eigentlich, ich kann schon reiten, ich kann auf dem Reitplatz grundsätzlich so gewisse Sachen abspulen. Und dann kommt dieses Angst-Element dazu, oder?

[SPEAKER 1]Ja, also ich stelle häufig erstaunt fest, mit was für Situationen Leute sich eigentlich schon überfordert fühlen, wenn sie es sich eingestehen. Also, oder wenn sie dem Raum geben, es zuzugeben, könnte man auch sagen. Also ich hatte so eine Situation, dass jemand neu zu mir ins Training gekommen ist. Also das Pferd ist auch zu mir in den Stall gezogen, also nicht mein Stall, sondern der Stall, wo meine Pferde stehen. Das Pferd ist auch da eingestellt worden und sie wollte eben gerne, dass ich mit dem Pferd arbeite und mit ihr. Und wir haben dann eben so angefangen, dem Pferd den Hof zu zeigen und einfach erste Runden über den Hof gemacht. Und als wir sie wieder in die Box gebracht haben, also die Stute wieder in die Box gebracht haben, hat die Besitzerin zu mir gesagt, das hätte ich mich ohne dich nie getraut. Und das Pferd war nicht aufgeregt dabei und sie wirkte auch nicht angespannt dabei. Aber hat es sich eben dann, das meine ich mit diesem sich zu erlauben, sich sowas auch eben einzugestehen, hat es dann eben so benannt und damit konnte ich es dann auch nochmal anders einordnen, wie viele Situationen ihr unangenehm sind. Und es ist dann gar nicht so, dass sie halt sagt, ich habe Angst vor dem Pferd, weil es das und das macht. Also sie liebt ihr Pferd, aber trotzdem sagt sie auch an manchen Tagen, die ist aber auch groß. Also nur, dass es eben einfach Situationen sind, die verunsichern, wo manch einer das gar nicht nachvollziehen kann. Und das finde ich halt total wichtig, dem Raum zu geben. Oder das haben wir eben auch bei Mali viel, dass Gäste kommen und sich freuen, dass sie einfach nur ein Pferd putzen dürfen und gar nicht da drauf müssen oder einen bestimmten Ablauf machen müssen oder schon in der ersten Stunde sagen, vor Galopp habe ich aber Angst. Und man dann eben merkt, sie haben sich eigentlich schon im Schritt nicht wohl gefühlt. Und all das eben so zu beleuchten und für mich ist immer so wichtig, für meine Reitschüler, ihr müsst nicht. Also das Einzige, was du musst, ist dich mit deinem Pferd wohlfühlen. Und wenn das bedeutet, dass du heute nur putzt oder wir nur ein Stück gehen, dann ist das so. Und es gibt auch einfach Einheiten, in denen nur Schritt geritten wird oder wir eben Handarbeit machen, wenn gerade draußen rund um die Halle irgendwelche Geräusche sind, dann musst du nicht reiten. Du hast ja dieses Pferd, um dir eine Freude zu gönnen.

[SPEAKER 2]Und dann nicht irgendjemandem was zu beweisen oder für jemand Fremdes.

[SPEAKER 1]Ja, und gerade diese Mischung, viele haben dann natürlich auch schnell diesen Anspruch, aber der muss doch, der muss doch gearbeitet werden. Also der darf doch jetzt hier nicht auf der Vorhand rumlatschen, ist ja so das Beliebteste. Und das ist auch ein häufiges Thema, was wir bei Mali mit den Schulfährten eben haben, wenn die so am langen Zügel da so rumlaufen. Aber die müssen doch jetzt mal anders laufen. Aber solange sich zumindest in der Situation Mensch und Pferd wohlfühlen, haben davon ja alle viel mehr. Also wenn der eine Runde da entspannt auf der Vorhand läuft, hat er davon deutlich mehr, als wenn beide angespannt versuchen, ihn auf die Hinterhand zu setzen, wahrscheinlich trotzdem auf der Vorhand geblieben sind, aber sich beide wahnsinnig gestresst haben.

[SPEAKER 2]Kurze Unterbrechung und Hinweis auf das WeHorse Online Festival. 12.09. es ist wieder soweit, unser großes Digital-Event. Es sind vier fantastische Trainer, die je eine Präsentation halten und sich dann den Fragen aus dem Publikum stellen. Neben Laura sind es Peter Kreinberg, Linda Tellington-Jones und Claudia Butry. Tickets unter wehorse.com. Es gibt auch übrigens ein großes Gewinnspiel, das sei auch noch dazu gesagt. Also 12.09. WeHorse Online Festival. Also ist der erste Schritt ja eigentlich Angst, sich selber auch einzugestehen und zu sagen, ja, ich habe Angst.

[SPEAKER 1]Ja, ich glaube, dass viele es gar nicht unbedingt als eine Angst, aber eben als eine Unsicherheit oder so bezeichnen würden. Ich finde, Angst ist dabei halt schon ein sehr großes Wort.

[SPEAKER 2]Also eine gewisse Unsicherheit und ein Unwohlsein mit einer Situation beispielsweise.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Also gerade eben Leute, die auch nicht unbedingt schon ihr ganzes Leben mit Pferden zu tun haben, können ja auch nicht immer jede Situation so einordnen. Warum macht er jetzt gerade das und das? Warum legt er jetzt die Ohren an? Oder ist das überhaupt Ohren anlegen? Oder horcht er nur irgendwo hin und horcht er jetzt irgendwo hin, weil er sich gleich verabschiedet? Oder horcht er einfach gerade nur da mal hin? Und eben auch so etwas dann einordnen zu können. Und darum haben wir ja auch in unserem Kurs diesem Bodenteil so viel Raum gegeben, weil eben am Boden, Wolfgang nennt es immer den, wie den Flugsimulator für den Piloten, man eben einfach die Chance hat, Dinge auszuprobieren und sich reinzufühlen. Und einschätzen zu lernen, wie das Pferd mit Dingen umgeht. Und das dann irgendwann auf den Sattel zu übertragen, wo man natürlich in einem anderen Abhängigkeitsverhältnis ist als am Boden.

[SPEAKER 2]Aber das ist ja auch ein Element, was Sicherheit gibt. Also man ist am Boden, wie du sagst, der Flugsimulator, ich probiere gewisse Dinge aus. Ich kann einfach auch mal eine Situation durchproben, wo ich mich im Sattel unwohl fühle, um dann mit dem besseren Gefühl den nächsten Schritt zu gehen.

[SPEAKER 1]Ja, absolut. Ich hatte das früher immer schon, dass Leute immer mal zu mir gesagt haben, du kannst doch nicht immer wieder dann zurückgehen. Also wenn mir irgendwas beim Reiten nicht gefallen hat. Und dann habe ich gesagt, ich möchte das gerne am Boden erstmal nochmal erarbeiten. Also irgendwas in der Verständigung mit dem Pferd hat mir nicht gefallen. Ob jetzt in der Beweglichkeit oder in der Abstimmung oder so. Dann habe ich gesagt, ich möchte mir das gerne am Boden nochmal angucken. Und dann ist es ja immer wieder so ein Thema, ja, aber da musst du doch mal so durch. Oder da muss das Pferd durch oder da muss man selber durch oder so. Und ich glaube, dass meistens gar nicht die Situation, in der es passiert ist, das Problem ist, sondern dass man sich ja schon vorher verloren hat quasi. Und wenn es mir gelingt, diese Situation nochmal anders zu bewerten und anders zu gestalten, muss es gar nicht erst dahin kommen. Also als ich früher wirklich noch sehr viel rumgefahren bin und Trainings gemacht habe, waren dann zum Beispiel auch so Sachen dabei, das Pferd mag nicht durch Durchgänge gehen oder durch enge Türen oder irgendwie sowas.

[SPEAKER 2]Hof, Tor, enge Tür in den Stall tragt.

[SPEAKER 1]Genau, und dann hatte ich ein Pferd, das fällt mir jetzt gerade so ein, das ist dann immer gestiegen. Und meistens ist es halt vor dem Durchgang gestiegen. Und als es allerdings im Durchgang gestiegen ist, hat es sich natürlich auch noch da den Kopf angeschlagen. Das heißt, diese Angst wurde immer größer. Und dann war ich da, um mit dem Pferd zu arbeiten und habe eben dann natürlich nicht in diesem Durchgang mit dem Pferd gearbeitet, sondern 100 Meter weiter vorne. Weil ich möchte ja, wenn wir in diesem Durchgang sind, möchte ich ihm ja vermitteln, dass es gar nicht mehr in einer Not ist. Und das gelingt mir ja nicht erst in der Stresssituation, sondern schon weiter vor. Das Gleiche wie mit dem Pferdeanhänger oder so. Es gibt Pferde, die rammen schon die Füße in den Boden, wenn sie den Hänger nur sehen. Dann beginnt mein Training ja schon da und nicht erst am Hänger. Also nur so das eben wirklich vorzubereiten. Und auch bei den Pferden oder bei diesem speziellen Pferd mit diesem Durchgang war es dann auch so, dass die Leute dann gesagt haben, ach, jetzt zeigt er das gar nicht. Und dann habe ich gesagt, das ist ja der Sinn meines Trainings, also dass er es gar nicht erst zeigen muss. Wolfgang sagt gerne, es gibt keine schwierigen Pferde, nur Pferde in Schwierigkeiten. Und wenn es mir gelingt, diese Schwierigkeiten zu verhindern, dann bin ich sicher. Also ich möchte ja auch nicht, dass mir irgendein wildfremdes Pferd da jetzt auf zwei Beinen um die Ohren fliegt, sondern ich möchte es ja lieber in Ruhe so vorbereiten, dass er dann ganz entspannt mit mir durch den Durchgang geht, weil er mir ja vertrauen kann.

[SPEAKER 2]Und damit ist, glaube ich, auch beiden geholfen. Ich finde das eine ganz schöne Analogie zu sagen. Es gibt keine schwierigen Pferde, sondern Pferde in Schwierigkeiten, weil das nimmt diese Vorverurteilung vielleicht so ein bisschen weg, dass Dinge auch nicht funktionieren können, weil das ist einfach so.

[SPEAKER 1]Ja, absolut. Meine Sabine, die auch mit mir in dem Kurs ist, ist tatsächlich damals auf mich gekommen, weil sie Problempferd gegoogelt hat und mich dann gefunden hat. Die hatte sich nämlich zum Beispiel einen unkomplizierten Wallach gekauft und als Wiedereinsteigerin wollte sie einfach entspannt ein bisschen reiten. Und als das dann aber alles irgendwie gar nicht so funktionierte, wie es gedacht war, stand sie auf einmal irgendwie da, weil alle immer nur gesagt haben, ja, musst du mal weiter reiten. Aber der ging halt nicht mehr.

[SPEAKER 2]Reit doch jetzt mal.

[SPEAKER 1]Genau. Also der hat dann mit der Reitbeteiligung auch einfach irgendwie ein paar Mal den Platz verlassen, ohne dass sie irgendwas dagegen unternehmen konnte. Er hat halt einfach dicht gemacht in verschiedener Hinsicht. Und dann haben wir da eben auch geguckt, wie wir beiden einfach das Leben wieder angenehmer machen können. Und der hatte zum Beispiel, der ist jetzt eben keiner, der dann wild wird und durchgeht oder so. Das erlebt man ja auch in unserem Kurs, dass er eher da ein ruhigerer Kandidat ist. Aber der kann sich trotzdem, ich reite ihn auch immer mal mit, der kann sich trotzdem echt unangenehm anfühlen, wenn der sich so, der macht sich dann so in sich so fest. Und dann weiß man eben nicht, was als nächstes kommt. Das ist halt keiner, der wird nicht…

[SPEAKER 2]Das überträgt sich ja sofort auf den Reiter auch.

[SPEAKER 1]Genau, absolut. Also das ist halt keiner, der kribbelig wird. Also meine Stute ist halt eher so ein blütiger Typ, die wird dann halt hampelig und kribbelig. Und das wird der eben eher nicht. Aber trotzdem, der wird halt fest und dann kannst du genauso so ein plötzliches Boom haben, dass er halt einen Satz macht oder irgendwie so. Und dann ist da natürlich ganz viel Kraft hinter. Und insofern haben wir dann auch angefangen, eben das wieder Stück für Stück aufzubauen und auch ihm eben wieder mehr Freude am Zusammensein zu geben, dass er nicht die Notwendigkeit hat, sich so wegzuschalten. Der stand einfach neben einem und hat einfach die Augen zugemacht. Und nicht, weil er so entspannt war, sondern der hat die wirklich so zugepresst, als wollte er irgendwie gar nicht da sein. Und ja, und dann haben wir es eben so Stück für Stück aufgebaut, dass dann, wie in unserem Kurs man sogar sieht, die beiden sich dann gemeinsam auf Ausritte trauen. Und auch trotzdem, auch jetzt noch, auch lange oder jetzt schon eine Zeit nach den Dreharbeiten, gibt es trotzdem Tage, wo für die beiden das oder das Programm dran ist. Also wo wir halt sagen, wenn du dich heute nicht wohlfühlst, machen wir einfach Handarbeit. Auch wenn wir schon begleitet von einer Drohne durch ein Feld geritten sind, können wir heute auch einfach nur spazieren gehen, eine kleine Runde. Also immer so viel, wie ihr euch damit wohlfühlt. Ich glaube immer noch, dass davon alle viel mehr haben, als sich durch irgendwelche Sachen durchzuzwingen. Und wenn dann nämlich was passiert, dann ist es richtig ärgerlich.

[SPEAKER 2]Wie kann man taxieren, wo dieser Punkt ist, bis wo man sich wohlfühlt? Da sagt man ja erstmal, klar, bis wo du dich wohlfühlst, bis wo du quasi kein Problem damit hast. Aber wo ist dieser Punkt? Weil ich glaube, jeder von uns Reitern hat selber schon das Gefühl gehabt, wo man gedacht hat, okay, das war vielleicht ein bisschen too much, was wir jetzt gemacht haben. Wie findet man diesen Punkt?

[SPEAKER 1]Also grundsätzlich ist es ein Lernprozess, da auf sich selber zu hören. Ich habe zum Beispiel für mich eine Regel schon ewig lange. Wenn ich darüber nachdenke, ob ich eine Sicherheitsweste anziehe, ziehe ich sie an. Also das habe ich mir irgendwann mal bei den…

[SPEAKER 2]Also im Zweifel für die Sicherheitsweste.

[SPEAKER 1]Genau, also bei den jungen Pferden zum Beispiel ziehe ich eh eine an oder zumindest so einen Rückenprotektor habe ich immer an. Neben dem Helm. Ja, genau, also Helm sowieso immer. Aber die Weste, ich finde immer, es ist so eine zweischneidige Geschichte. Sie gibt einem Schutz, gleichzeitig schränkt sie einen auch manchmal so ein bisschen ein in der Bewegung. Darum ist eben für mich so das Mittelding dann so der Rückenprotektor. Aber ich habe früher zum Beispiel auch bei Verladetrainings einen Helm aufgesetzt. Also wenn ich… Jetzt fahre ich nicht mehr so rum und mache Verladetrainings, aber früher, wenn ich wirklich fremde Pferde an der Hand hatte und ein Verladetraining gemacht habe, habe ich einen Helm aufgesetzt, weil ich ja nicht wusste, wie die so reagieren. Und da ist dann diese Regel entstanden, dass wenn ich darüber nachgedacht habe, sollte ich auch eine Weste anziehen, dann ziehe ich sie an, weil ich halt dachte, da würde ich mir ja doppelt in den Hintern beißen. Wenn mir jetzt was passiert und ich habe auch noch darüber nachgedacht und bin nur zu faul gewesen, diese drei Schritte zum Auto zu gehen…

[SPEAKER 2]Dann ärgerst du dich aber, dann kann es ja richtig schief gehen.

[SPEAKER 1]Genau, und wenn einem dann was passiert, dann ist dir A, was passiert, und B, warst du auch noch so doof und hast darüber nachgedacht und hast dich trotzdem dagegen entschieden. Und die Regel ist irgendwie so stehen geblieben. Und genauso finde ich halt auch, dass man eben da genauso… Also wenn meine Reitschüler sagen, ich weiß nicht, ob ich mich heute draufsetzen möchte, dann machen wir erst was anderes. Und wenn sie irgendwann das Gefühl haben, dass sie sich draufsetzen möchten, dann dürfen sie das gerne. Ich hatte lange Zeit auch ein Pferd im Training, dem bin ich viel mitgeritten, weil der einfach auch körperlich große Probleme hatte. Und die Besitzerin hatte mit ihm schon ein paar schlechte Erfahrungen gemacht und die hatte wirklich auch immer wieder richtig Angst und ist dann parallel andere Pferde geritten und so. Da hat sie sich wohlgefühlt und war dann schon froh, wenn sie sich getraut hat, sich einfach auf ihr Pferd draufzusetzen. Und dann war es ganz häufig so, dass wenn ich gesagt habe, dann kannst du ja gleich mal antraben, wurden beide total fest. Also man hat das wirklich gesehen, wenn sie anfing, übertrappt nachzudenken. Und zu der habe ich dann irgendwann gesagt, wir reiten jetzt so lange Schritt, bis du irgendwann sagst, darf ich jetzt endlich mal antraben? Also dass einfach dieser Wunsch entsteht. Oder ich kenne es bei mir von den jungen Pferden, dass wenn ich die zu mir bekomme, ich erst so denke, irgendwann soll ich mich da jetzt draufsetzen. Oder irgendwann soll ich den mal antraben oder so. Und irgendwann ist der Punkt, wo ich so denke, warum denn eigentlich nicht? Und dann fange ich an, mich draufzusetzen. Also dann fühlt es sich halt richtig an. Und ich mache das nun jeden Tag und habe da insofern, glaube ich, ein ganz gut geschultes Gefühl, mich auf mich zu verlassen. Aber das ist dann das, was ich weitergeben kann. Ich kann natürlich niemandem dieses Gefühl geben, aber ich kann ihm helfen, dieses Gefühl zu schulen, sich einfach damit wohlzufühlen und zu warten, bis man sich wohlfühlt. Oder im Zweifelsfalle eben zu sagen, wenn du dich nicht wohlfühlst, steigst du eben einfach wieder ab.

[SPEAKER 2]Und das ist ja dann auch überhaupt nicht schlimm. Ich glaube gerade, wenn man beispielsweise ein Anfänger ist oder ein Wiedereinsteiger, dann ist man ja häufig mit diesen Situationen konfrontiert, wo vielleicht das Gefühl Mittel ist. Aber ich glaube, das Eingestehen des Problems ist der erste Schritt. Und dann zu sagen, nein, heute nicht.

[SPEAKER 1]Ja, oder eben so dieses zu sagen, ich würde gerne mal ausreiten, ich bin mir aber nicht sicher, ob ich mich traue. Dann machen wir es so, dass wir zu Fuß losgehen. Und wenn eben meine Reitschülerin sich wohlfühlt, setzt sie sich drauf. Und wenn sie sich nicht mehr wohlfühlt, steigt sie eben wieder ab und führt erst mal wieder ein Stück. Und das habe ich auch noch nie erlebt. Also auch mit den jungen Pferden mache ich es so, dass ich einfach führe, mich draufsetze, wenn ich mich wohlfühle, wieder führe, wenn ich mich nicht so wohlfühle oder das Gefühl habe, dass das Pferd sich nicht wohlfühlt. Und ich habe auch noch nie erlebt, dass das Rückschritte gebracht hat. Also so dieses typische Du darfst doch nicht absteigen. Dass solange man nicht in einer Stresssituation absteigt und das Pferd versucht zu trösten, das ist immer das Schwierigste. Also ganz viele wollen den dann ja beruhigen und dann hat der vor irgendwas Angst. Und dann sagt man doch, ist doch gut, ist doch gut, ist doch gut und bleibt da stehen. Und dadurch kriegt die Situation überhaupt erst so viel Bewandtnis. Und ich habe meine Stute selber ausgebildet und hatte immer so den Anspruch, mit ihr alles alleine zu machen. Also mich alleine draufzusetzen, alleine die ersten Schritte zu reiten und so. Das heißt, ich habe mich da halt sehr auf mein und unser Gefühl verlassen. Und genauso haben wir auch unsere ersten Ausritte gemacht. Und den ersten Ausritt haben wir natürlich bei Mali im Wald gemacht. Das war gerade mal wieder, als wir in den Semesterferien da waren. Und dann bin ich mit ihr losgestiefelt und habe dann irgendwann gedacht, das ist auch Quatsch, du läufst hier mit einem gesattelten Pferd, mit Sicherheitsweste und Helm in der Hand und läufst hier durch den Wald. Also kannst dich ja auch draufsetzen. Und ich hatte aber eigentlich so einen Punkt im Kopf, wo ich mich draufsetzen wollte. Und das war aber noch so, ich sage mal, zwei Kurven vorher. Und habe gedacht, ach komm, stell dich doch nicht so an, jetzt setze ich da einfach drauf. Und irgendwie im nächsten Moment, ich weiß gar nicht mehr, was es war, aber es war auf jeden Fall irgendwas und sie hat einen tierischen Schreck gekriegt. Und die ist nun eben eh so, dass sie sich sehr dann an mir orientiert. Aber hat auf jeden Fall einen ganz dollen Schreck gekriegt, einen Satz gemacht, sich dann wieder zu mir umgedreht und war noch so einen kleinen Moment irgendwie aufgeregt. Und dann habe ich gedacht, wie gut, dass ich jetzt noch nicht drauf gesessen habe. Weil es wäre ja unser allererster Ausritt gewesen. Und habe dann gedacht, ich hatte es mir ja auch eigentlich vorher anders überlegt. Da ist dann kurz so ein bisschen mein Ego mit mir davon galoppiert, dass ich halt dachte, wenn mich jetzt hier einer sieht und ich hier in voller Statur, also voller Montur und das Pferd gesattelt und so. Also bin ich weiter spaziert bis zu dem Ort, wo ich auch eigentlich geplant hatte aufzusteigen. Und habe dann so gedacht, na mal gucken, ob hier irgendwas Passendes ist. Tatsächlich lag dann da ein großer Fels, also einfach so ein großer Felsbrocken.

[SPEAKER 2]Man konnte easy aufsteigen.

[SPEAKER 1]Genau, bin ich halt drauf geklettert, einparken und sowas, alles kannte sie. Hab mich drauf gesetzt und bin total entspannt nach Hause geritten und hab dann an einer Stelle gedacht, vielleicht geht ja auch schon mal ein Galopp. Und so war unser erster Ausritt, dass wir ganz entspannt nach Hause geritten sind, inklusive einer ersten Galoppstrecke. Und es war dann eben genau richtig, weil ich mich eben genau auf mein Gefühl verlassen habe, es so zu machen, wie es sich richtig anfühlt. Und es war trotzdem dieser Aspekt mit drin, mit vielleicht müsste man ja jetzt auch einfach mal. Und eigentlich habe ich immer die Erfahrung gemacht, wenn ich mich auf mein Gefühl verlasse und nicht auf, ach komm, jetzt stell dich nicht so an, bin ich damit besser gefahren. Und hab auch toi, toi, toi in all den Jahren, die ich jetzt diesen Job mache, nie große Verletzungen oder irgendwas gehabt, schlimme Stürze oder so, weil ich mich eben dann nicht durch irgendwas durchgezwungen habe.

[SPEAKER 2]Und es schafft ja auch die positiven Erlebnisse, wo man dann sagt, naja, es klappt ja.

[SPEAKER 1]Ja, absolut. Das ist das, was ich eben meine für meine Reitschüler, dass ich möchte, dass die sich ja damit gut fühlen. Also die haben ja ihr Pferd, um eine gute Zeit zu haben und nicht, um etwas zu müssen. Also ich habe mir neulich mal so, ich schreibe ja manchmal eher so nach Lust und Laune meine Blogartikel. Und da habe ich mir neulich so den Satz aufgeschrieben, weißt du noch, was du dir mit deinem Pferd erträumt hast, bevor man dir gesagt hat, was du alles musst. Also ich finde immer, wenn Leute sich ein neues Pferd kaufen, dann haben die ganz viele Ideen, was sie damit möchten. Und dann kommt dieses Pferd an und dann kommen halt die ersten, oh, den musst du aber so und so, den musst du aber so und so.

[SPEAKER 2]Diese äußeren Einflüsse, das ist ein Thema.

[SPEAKER 1]Ja, das ist Wahnsinn, wie das eben in Stellen, was dann da alles auf die Leute einprasselt, was die alles müssen, also von Futter über Ausrüstung, über Training, über wie häufig Training, wie intensiv Training und, und, und. Und mir ist eben immer einfach so wichtig, dieses Miteinander. Es ist ja immer dann so beliebt, der ist doch ein Sportpferd, der muss doch. Und meine Stute zum Beispiel ist auch sehr sportlich gezogen. Und trotzdem möchte ich aber auch einfach gemütlich am Halsring mit ihr ne Runde reiten können und nicht nur die irgendwie sonst wie arbeiten. Und trotzdem ist die entspannt und trotzdem ist die bei mir. Ja, es ist natürlich ein Pferd, das du auch hochfahren kannst, aber genauso möchte ich sie auch runterfahren können. Und das ist so das, was ich gerne weitergeben möchte oder was so meine Idee hinter unserem Kurs war, dass man sich sein Pferd quasi so einstellen kann oder in so eine Stimmung versetzen kann, wie es gerade passend ist. Und Wolfgang sagt in dem Kurs auch so ganz passend, dass in jedem Pferd steckt ein Feuerstuhl und eine Schlaftablette, je nachdem, was man aktiviert.

[SPEAKER 2]Im Menschen am Ende ja auch.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Dem einen liegt eher das und dem anderen liegt eher das. Aber so kann man es sich immer so ein bisschen auswählen.

[SPEAKER 2]Das Thema Halsring ist ja für viele auch ein sehr großes. Und wenn man das jetzt einmal in Bogenschlägerrichtung, wie kann man Angst überwinden, da steckt ja auch einiges drin. Wie machst du das ganz persönlich? Wie hast du mit Halsring angefangen?

[SPEAKER 1]Am Boden würde ich mal sagen. Also grundsätzlich, wenn ich es jetzt einem Pferd beibringen möchte, dann fange ich am Boden damit an und etabliere erst mal erste Schritte, dass das Pferd überhaupt so eine Lenkung versteht. Und ich habe ja sowieso für Gas das Schnalzen und für Bremse bzw. rückwärts das Zischen, das Z von zurück. Und damit habe ich das immer beides schon etabliert. Und dann wäre für mich immer der nächste Schritt, den Halsring mit dazu zu nehmen, aber noch ein Kopfstück drauf zu lassen. Und wenn man sich dann wohl fühlt, dann eben auch mal das Kopfstück wegzulassen. Das Ganze natürlich erst mal in sicherem Terrain. Und wer sich damit wohl fühlt, kann es dann natürlich auch mit weiter rausnehmen. Als Empfehlung darf man ja das Gelände nicht aussprechen. Aber ich war natürlich auch schon mit dem Pferd am Halsring im Gelände.

[SPEAKER 2]Aber das ist ja schon der Status, wo wir beide sehr vertrauensvoll mit dem Halsring sind.

[SPEAKER 1]Ja, und auch das würde ich nicht unbedingt an einer eng befahrenen Hauptstraße machen.

[SPEAKER 2]Oder die S-Bahn auf der anderen Seite von der Eifel.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Davon fahren jetzt in Kiel nicht so viele. Ich habe es zum Beispiel dann auch so gemacht, dass ich einfach die ersten Male, die ich dann auch mal mit ihr rausgeritten bin mit Halsring, dass ich mir dann einfach so ein kleines Wanderreithalfter oder so was draufgemacht habe. Also dass ich schon immer noch zur Not so eine Reißleine mit dabei habe.

[SPEAKER 2]Du bist auch Osteopathin, also du bist Trainerin, man kann auch sagen Instagram-Influencerin dazu auch. Und Osteopathin, wie ist so die Gewichtung in deinem Leben?

[SPEAKER 1]Das Schöne an der Selbstständigkeit ist, also ich wollte immer schon selbstständig sein. Und dass man es sich so ein bisschen selber gestalten kann. Und von daher verschiebe ich auch meine Schwerpunkte immer ein bisschen so, wie es mir gerade… Weil du Bock hast. Ja, genau, wie ich gerade wirklich Lust dazu habe. Und ich habe wirklich schon relativ jung beschlossen, dass ich gerne selbstständig sein möchte. Und ich habe mir so ein bisschen von beiden was rausgesucht. Mein Papa ist selbstständig und hat eine Musikschule und ist Musiker und Kalligraf. Darum ja auch die Kurse in Klingenberg. Und lebt einfach jeden Tag. Also er sagt immer selber, er hat noch nicht einen Tag gearbeitet, weil ihm einfach alles Freude macht, was er macht. Und meine Mutter hat an einer Schule mit geistig behinderten Kindern gearbeitet. Und hat vor allem mit autistischen Kindern gearbeitet. Und da gibt es ja sehr viele Parallelen zu der Art von Tieren, sich zu verhalten. Also es gibt ja zum Beispiel dieses Buch von Temple Grandin, Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier. Temple Grandin ist eine Autistin. Dazu gibt es auch Filme und so. Und diese Art, Dinge in Bildern wahrzunehmen. Und irgendwie habe ich immer so das Gefühl, ich habe mir von beiden meinen Teil genommen. Und daraus eben meinen Weg mit Pferden gemacht. Und angefangen hat es mit Unterricht und Training. Und die Behandlungen sind eigentlich dazugekommen. Es hat sich immer alles irgendwie so gefügt. Also ich habe ein junges Pferd trainiert und das sollte behandelt werden. Und dann bat mich die Besitzerin dazu zu kommen beim zweiten Termin. Weil das Pferd sich beim ersten Mal nicht so wohl gefühlt hatte bei der Behandlung mit der Chiropraktikerin. Weil da ja auch so eine Art Aufsteigehilfe, also so ein Kasten mit dabei war, damit sie von oben behandeln kann. Und davor hatte das Pferd so ein bisschen Angst. Und darum sollte ich dazukommen und habe dann eben diese Tierärztin und Chiropraktikerin kennengelernt. Bin mit der dann viel mitgefahren. Und habe da dann wiederum gedacht, wäre ja eigentlich noch schöner diese Verbindung von Training und Behandlung zu haben. Und gerade um eben auch so dieses, das was ich in der Behandlung gelöst habe, im Training wieder umzusetzen. Und im Training noch spezieller zu wissen, was ich behandeln muss. Und daraus ist dann eben der Wunsch entstanden, da auch diesen therapeutischen Weg zu gehen. Und ich habe das Gefühl, dass ich gerade von dieser Kombination extrem profitiere. Also ich habe häufig auch Pferde in Behandlungen, die sich nicht gerne anfassen lassen von fremden Leuten oder so. Und dadurch kann ich dann natürlich mit meinem Trainingshintergrund mich gut an diese Pferde ranarbeiten. Und diese Pferde merken, oh, die hat irgendwie eine Idee von dem, was sie da macht. Also nicht nur behandlungstechnisch, weil da bin ich ja meistens noch gar nicht. Sondern auch trainingstechnisch und können sich dadurch dann ganz anders darauf einlassen. Und das ist, finde ich, halt einfach so ein Geschenk, wenn da irgendwie 500 Kilo Pferd plötzlich die Augen zumachen und tief durchatmen und sich einfach völlig so in meine Hände begeben. Und da hatte ich schon häufiger dann Situationen, dass Leute im Vorbeigehen irgendwie ganz verwundert sagten, oh, was hat er oder ist er sediert oder so? Nee, der ist entspannt. Der ist tief entspannt. Ach, so sieht das aus. Und das macht mir einfach so viel Spaß. Und das ist das Schöne, wie gesagt, an dieser Selbstständigkeit, dass ich eben sagen kann, oh, momentan möchte ich gerne viel Behandlung machen, dann mache ich viel Behandlung. Dann habe ich mal wieder Lust, ein Seminar zu machen. Dann biete ich mal wieder ein Seminar an. Und Reitunterricht, da habe ich vor allem eher so meine festen Leute quasi. So zwei, drei, die vor allem bei mir im Stall sind und mehrmals die Woche was mit mir machen und dann noch so ein paar, zu denen ich gelegentlich mal fahre. So ist eben die Mischung. Also momentan, würde ich sagen, sind die osteopathischen Behandlungen so der Hauptbereich. Und das ist ja wiederum dann auch, weil du Social Media angesprochen hattest, das ist damit ja auch aufgegriffen. Also mein Account dreht sich ja genau um dieses ganze Leben. Also um Behandlung, um meine Pferde und um Norddeutschland.

[SPEAKER 2]Nicht nur in Norddeutschland wirst du zu sehen sein beim WeAreSoOnline Festival am 12.09. Wir freuen uns sehr, zusammen mit Claudia Buttrie, Linda Tellington-Jones und Peter Kreinberg bist du mit am Start. Und es wird auch so um diesen Themenkomplex gehen.

[SPEAKER 1]Ja, ich bin sehr gespannt. Noch bin ich mehr aufgeregt als freudig.

[SPEAKER 2]Das wusstest du nicht sagen. Wir werden gemeinsam mit unseren Zuschauern sehr viel Spaß haben. Es wird ein ganz cooler Tag werden. Und wenn ihr noch Karten haben möchtet, die sind exklusiv und kostenfrei erhältlich unter wehost.com. Also wehost.com slash festival minus, jetzt nicht ausgeschrieben, sondern quasi der Bindestrich. Und es gibt begrenzte Plätze. Und wir sind jetzt quasi zwei Wochen vorher. Wenn dieser Podcast live geht, dann wird es schon langsam eng. Das kann man sicherlich sagen, was die Plätze angeht. Liebe Laura, am Ende eines jeden Podcasts, du bist ja auch fleißige Podcasthörerin, was kommt dann?

[SPEAKER 1]Die vier Fragen.

[SPEAKER 2]Dann weißt du ja schon, was dir jetzt blüht. Hast du ein Motto, nach dem du lebst? Frage Nummer eins.

[SPEAKER 1]Ja, das ist mir immer so ein bisschen unangenehm, weil dieses Motto so super abgelatscht ist. Weil es so das typische Postkarten-Motto ist. Kapitän. Ja, noch nicht ganz. Aber es hat tatsächlich mal, als ich glaube ich acht war oder so, in meinem Freundschaftsbuch auf dem Ponyhof, hat eins von den großen Mädchen, das ich total bewundert habe, geschrieben, träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Träumen.

[SPEAKER 2]Das ist doch schön.

[SPEAKER 1]Aber das ist es halt auch tatsächlich. Also ich laufe jeden Tag oder wirklich sehr häufig laufe ich bei uns über den Hof und habe gerade wieder eins meiner Pferde von irgendwo gebracht, geholt und sonst wie. Und denke halt wirklich so, ey, du lebst das halt gerade. Das, was du dir als kleines Mädchen immer erträumt hast. Du verdienst dein Geld damit, dass du deine Zeit mit Pferden verbringst. Wie geil ist das denn? Und von daher ist dieses Motto halt wirklich einfach mein Motto. Aber ja, wie gesagt, es ist immer so, es ist so der Postkarten-Spruch schlechthin. Darum tue ich mich immer schwer, damit das zu sagen. Aber es ist es tatsächlich einfach immer schon.

[SPEAKER 2]Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich, vielleicht auch im Hinblick auf die Pferde, besonders geprägt hat?

[SPEAKER 1]Ich würde eigentlich zwei sagen. Nicht ganz speziell auf die Pferde, aber ganz doll die Richtung geprägt. Meine Mama, weil, hatte ich ja vorhin erzählt, die hat mit autistischen Kindern gearbeitet. Und ich glaube, dass ich dadurch so von klein auf diese Art zu denken und mich reinzufühlen habe. Gerade in dieser eben andere Art mit Dingen umzugehen. Dieses Denken in Bildern, Wahrnehmen in Bildern, dass ich das so habe. Und dann eben tatsächlich im Pferdebereich dann natürlich Wolfgang Marley, der einfach auch da immer an meiner Seite war.

[SPEAKER 2]Dann, wenn du eine Sache Reitern oder Pferdemenschen im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 1]Genießt es. Also eben wirklich dieses Quality Time mit deinem Pferd zu verbringen. Was ich vorhin schon sagte, nicht müssen, sondern dürfen. Du darfst es einfach genießen und eine schöne Zeit mit deinem Pferd haben.

[SPEAKER 2]Wunderbar. Und zum Abschluss vervollständige bitte diesen Satz Pferde sind für mich.

[SPEAKER 1]Der rote Faden in meinem Leben.

[SPEAKER 2]Super. Cool. Vielen Dank, liebe Laura. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank. Ich freue mich sehr, dass du dabei bist am 12. September. wehorse Online Festival und natürlich auch der Kurs mit dir. Angst überwinden, ausreiten, endlich genießen für alle wehorse Nutzer bei uns. Und ja, danke dir. Ciao.

[SPEAKER 1]Danke dir auch. Tschüss.

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