Zur Übersicht

#58 Olympiasieger Sönke Rothenberger: Mehr Lässigkeit in der Dressur

Sönke Rothenberger und sein Cosmo waren bei den Olympischen Spielen 2016 das jüngste Pferd-Reiter-Paar, das jemals eine Goldmedaille gewinnen konnte. Dazu kommen bis heute zahlreiche weitere Siege. Dabei wollte der gebürtige Bad Homburger eigentlich keine Dressur reiten. 2013 stieg er nur zum Spaß auch einmal in den Sattel des 6-jährigen Cosmo, ein Verkaufspferd seines Vaters, und war hin und weg. Im Gespräch mit Christian Kröber verrät Sönke Rothenberger, wie Cosmo ihn von der Dressur überzeugte, was der Schlüssel für so eine besondere Pferd-Reiter-Verbindung ist und wie es ein Jahr nach dem verheerenden Brand auf dem Erlenhof der Familie Rothenberger aussieht.

In dieser Nacht kamen fünf Pferde ums Leben. Nur weil Sönke und seine Schwester Sanneke Rothenberger das Feuer bemerkten, konnten sie die anderen Pferde vor den Flammen retten. Seit Mitte Juli 2019 läuft der Wiederaufbau der Anlage, doch der Brand lässt sich nicht so leicht aus dem Gedächtnis löschen. Erfahre, wie für Sönke Rothenberger der Weg zurück zur Normalität aussieht.

Cosmo zählt heute zu den besten Dressurpferden weltweit. Es wurden schon horrende Summen für den bewegungs-starken Braunen geboten. Doch nur viel Potenzial reicht nicht, um zu Siegen. “Korrektheit und Kleinigkeiten wie das Halten sind einfach nur Übungssache.” Lass dich von Sönke Rothenberger inspirieren und werde lässiger im Dressursattel.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Mein Name ist Christian Kröber und heute bei mir zu Gast der doppeldeutsche Meister der Dressurreiter 2018 und Mannschaftsolympiasieger Sönke Rothenberger. Bevor wir mit ihm starten, möchte ich dich allerdings noch darauf hinweisen, dass auch du direkten Einfluss auf unser wehorse Podcast Programm hast. Unter www.wehorse.com/podcast gibt es die Möglichkeit einen Vorschlag zu machen und mit ein bisschen Glück sitzt schon bald dein Wunschkandidat bei mir am Mikrofon. Nun geht’s los. Viel Spaß mit Sönke. Heute im wehorse Podcast, ich freue mich ganz besonders, Sönke Rothenberger.

[SPEAKER 1]Ja, vielen Dank, dass ich dabei sein darf.

[SPEAKER 2]Schön, dass du dabei bist, Sönke, bei uns im Podcast. Wir wollen sprechen übers Reiten, über deine Arbeit, auch über die gesamte Familie Rothenberger. Du bist, einige werden es wissen, auch lange Zeit Springreiter gewesen, bist jetzt wieder ins Dressurlager, seit einigen Jahren zurückgewechselt und auch Deutscher Meister. Was fasziniert dich am Dressurreiten? Warum bist du Dressurreiter?

[SPEAKER 1]Also es war ganz schwierig. Am Anfang dachte ich halt dieses Gänsehaut-Feeling, wenn man über so einen 1,60 OXA reitet, zu Hause mal im Training. Das bekommt man nur im Springsattel, das geht nicht in der Dressur. Aber wenn du dann auf so einem richtig besonderen Pferd wie auf dem Cosmo sitzt und reitst dann einfach mal lange Seite, Trab, fängst an zu traben oder so, dann geht das auch. Und dann habe ich gedacht, ja, möchte das mal probieren mit dem Cosmo zusammen und dann, ja, konnten wir doch einige erfolge bis jetzt schon feiern.

[SPEAKER 2]Aber war das dann ein Zufall oder lag es an Cosmo?

[SPEAKER 1]Ja es war definitiv lag es an Cosmo, dass ich wieder zurück in den Dressursattel gestiegen bin. Das Pferd das war bei uns zu Hause und mein Vater ist ihn dann geritten bis Ende fünfjährig, sollte dann eigentlich verkauft werden, war schon ein charakterlich besonderes Pferd. Und dann habe ich den gesehen im Training auch und habe gesagt, ich möchte das gerne mal probieren, als klar war, dass das halt nichts für meine Schwestern ist, sondern dass er dann eventuell verkauft werden müsste. Und dann hat das auf Anhieb wirklich sehr, sehr gut geklappt. Und wie gesagt, das Gefühl war einzigartig, wo man dann eigentlich schon von mehr träumen durfte, obwohl er gerade erst sechs war und ja, so ging es dann los.

[SPEAKER 2]Bei euch reitet ja die ganze Familie, deine Eltern bis auf Olympisches Niveau auch, deine Schwestern Semike und Sanneke auch sehr sehr hoch. Warst du dann als Springreiter zunächst der Outsider so ein bisschen?

[SPEAKER 1]Naja, also ich bin ganz klassisch auch mit Dressur angefangen. Ich habe auch Europameisterschaften gewonnen im Einzel-Pony-Dressurreiten und bin dann von der Pony-Dressur dann eigentlich zum Junioren-Junge-Reiter-Alter dann in Springsattel gewechselt und dann halt wieder zurück zur Dressur.

[SPEAKER 2]Also es war jetzt nicht die willentliche Entscheidung quasi, sondern du hast einfach gedacht, ich will reiten, egal wie?

[SPEAKER 1]Ja, für mich war von Anfang an klar, Ich möchte was mit Pferden zu tun haben. Mich interessiert auch die Zucht, der Handel, die Pferde an sich. Und ich kann mich für ein gutes Dressurpferd, für ein gutes Springpferd, für ein gutes Vielseitigkeitspferd, auch für ein gutes Rennpferd begeistern, wenn man die sieht. Und ja, ich würde sagen, ich bin einfach pferdeverrückt. Und dann war es eigentlich egal, jetzt in welcher Disziplin. Aber ich habe dann doch schnell gemerkt durch Cosmo, dass meine Leidenschaft dann doch selber am Sattel eigentlich eher im Dressursport liegt.

[SPEAKER 2]Was ist das Besondere, was Cosmo für dich als Pferd ausmacht?

[SPEAKER 1]Definitiv ist Cosmo ein einzigartiges Pferd. Ein Pferd, das man nur einmal in seinem Leben bekommt. Und ich denke, es ist eines der besten Pferde, die es jemals gab. Es gibt glaube ich nur fünf Pferde oder Reiterpaare, die die 90 Prozent jemals geknackt haben und er gehört dazu und das ist denke ich schon was ganz besonderes und er ist dieses Jahr jetzt gerade 13 und immer noch eigentlich die beste Zeitlinie vor euch.

[SPEAKER 2]Wann habt ihr das erste Mal gesehen, dass es eben gerade schon einmal gesagt ist, es war ein Pferd, was bei euch quasi im Beritt war?

[SPEAKER 1]Nee, also er hat schon uns gehört. Wir haben den damals Ende 4-Jährig, Anfang 5-Jährig gekauft und ein Jahr lang ist mein Vater den geritten und hab den natürlich immer gesehen, aber jetzt nie bewusst reingedacht, weil ich halt auch einfach mehr am Springen interessiert war als an der Ressource. Und dann Anfang 6-Jährig bin ich ihn dann auch schließlich geritten, mit der Hilfe von meinen Eltern trainiert worden und auch, ja, so ging das dann halt langsam seine Wege.

[SPEAKER 2]War das dann für dich immer ein Ziel, mit Sommpferd auch richtig durchzustarten?

[SPEAKER 1]Ja, also es war schon so, man hat sich schon so ausgerechnet. Ziel ist natürlich, denke ich, für jeden Sportler einmal Olympische Spiele und man konnte dann schon vom Alter her sagen, gut, es ist knapp, aber es könnte eventuell klappen, dass er halt, dass wir uns für Rio qualifizieren und da war auch eigentlich schon fest mein Ziel von Anfang an, ja, mal mit ihm in Olympische Spiele zu reiten und das hat dann zum Glück geklappt.

[SPEAKER 2]Wie ist das Gefühl, wenn man dann dazu ja auch noch wirklich als mit Abstand der Jüngste in dem Team, so ein bisschen der Newcomer zu sein, wie ist das dann in diesem ganz großen Sport auf einmal auch in dieser Schnelligkeit, wie du reingekommen bist, hineinzustoßen?

[SPEAKER 1]Ja, es war denke ich schon was besonderes. Wir waren das jüngste Pferd-Reiter-Kombination, die jemals eine Goldmedaille gewonnen hat, weil Cosmo damals gerade neun war und ich war noch 20, noch keine 21. Und ja, das war schon was Besonderes und ist es denke ich immer noch und es war trotzdem einfach eine schöne Zeit damals und ist es immer noch mit diesem Pferd auf Turnieren zu sein und zu wissen, wenn alles gut klappt, dass man gewinnt, weil es einfach so viel Qualität in diesem Pferd steckt.

[SPEAKER 2]Wir reagieren da so die Kollegen, wenn du so als 20-Jähriger da aufschlägst, weil da sind ja schon die ganzen Granden mit auf dem Team gewesen. Gut, jetzt kommst du aus einer Familie, die auch sehr, sehr eng im Pferdesport verwurzelt ist, aber sagen die, Jungs, was machst du hier? Oder wird man dann herzlich aufgenommen?

[SPEAKER 1]Ja gut, am Anfang ist natürlich immer der Zweifel groß. Es gibt dann wenige Leute, die dann an einem glauben und sagen, hier, das ist wirklich realisierbar, vereinzelnd. Die Fachleute wissen dann schon, oder als sie das Pferd gesehen haben, dann siebenjährig mit mir im jungen Reiterbereich, gesagt haben, hier, nee, das ist ein absolutes Weltpferd, das könnte klappen. Und wir haben da schon immer fest dran geglaubt. Aber es gab natürlich viele Leute, die gesagt haben, nee, also gutes Pferd, aber so für ganz oben reicht es nicht. Und denke, spätestens seitdem er seinen ersten Grand Prix gegangen ist und direkt glaube ich über weit über 77 78 prozent weiß noch wo das war in perl bork genau und dann. Spätestens da wusste glaube ich jeder ja dass wir es ernst meinen und das mit uns zu rechnen ist.

[SPEAKER 2]quasi Zeichen auf Angriff. Sind danach auch dann Begehrlichkeiten aufgekommen, weil Sonnenpferd in der Geschwindigkeit auf die große Bühne zu kommen, mit dir als Reiter, ist ja auch in einem Sport, der gerade ganz oben auch, wo auch Geld ein Thema ist, ist das dann auch auf die Agenda gekommen?

[SPEAKER 1]Ja definitiv. Bekannte Pferdehändler aus Skandinavien, Dänemark, die waren eigentlich schon davor. Es kursierten schon immer so ein paar Videos, wo ich in siebenjährig oder gerade achtjährig mal so eine Passage Piaffe mal so gepostet habe oder sowas. Da lief das Telefon natürlich heiß und viele Leute haben auch horrende Summen geboten für dieses Pferd. Und ich bin auch wirklich dankbar, dass meine Eltern da gesagt haben, du kannst diesen Weg mit dem gehen und dass wir danach auch Miteigentümer mit Ralf und Marga Westhoff gefunden haben, die sich an diesem Pferd beteiligt haben und gesagt haben, wir leben den gleichen Traum und schau wie weit du kommst und dass da halt dieser Druck nicht da ist, aber es war schon Am Anfang schon enorm, was dieses Pferd für eine Begehrlichkeit hatte.

[SPEAKER 2]Macht das dann mit einem was? Also kann man da nicht so frei aufreiten wie vorher?

[SPEAKER 1]Ja gut, man bekommt das natürlich mit, was für Pferde gezahlt wird und was, wir haben nie gesagt, dass er zu Verkauf ist, aber was dann Leute für Zahlen um sich rumwerfen. So nach dem Motto, ja fühl den Check mal aus, was du haben möchtest und sowas. Das war schon enorm, als er seinen Louis D’or da gewonnen hatte in Hagen zum Beispiel.

[SPEAKER 2]Louis D’or Preis also für 9- bis 11-Jährige?

[SPEAKER 1]Genau. Und da war der gerade 8 und da ging das eigentlich auch schon richtig los. Aber für mich ist es halt immer noch der Cosmo als Partner, als Kumpel, als Pferd und nicht als die Summe, die da steht. Also für mich hat dieses Pferd keinen Wert und ist für mich unbezahlbar und wird hoffentlich niemals den Hof verlassen. Aber am Anfang war das natürlich schon schwierig, einfach da so umzudenken und zu sagen, hier, du reitest jetzt auf dem Pferd, das eine Summe X wert ist, sondern man muss dann sich doch vor Augen führen, man muss ganz normal reiten, man darf dieses Pferd auch nicht irgendwie jetzt in Watte packen, sondern das Pferd einfach wie ein Pferd behandeln.

[SPEAKER 2]Das Pferd bleibt quasi immer noch ein Pferd.

[SPEAKER 1]Ja das Pferd bleibt das gleiche und der weiß ja dann nicht, dass das so eine Begehrlichkeit um ihn herrscht.

[SPEAKER 2]Ist es dann auch wichtig diese Verbindung zu einem Pferd zu haben und wirklich auch was ganz großes zu schaffen?

[SPEAKER 1]Denke ich schon, also wir hatten schon braucht sich ja von Anfang an eine ganz ganz besondere Verbindung und ja ich denke um diesen diesen Charme und diesen Esprit und wie man es auch nennen mag an den Tag zu legen und dann ins Viereck und den Leuten zu zeigen, das ist denke ich schon da braucht man eine ganz besondere Verbindung zum Pferd und dann entsteht sowas wie Magie dann irgendwie im Ressortsport und das ist auch das Schöne.

[SPEAKER 2]Und ist das auch dann der Unterschied vielleicht auch zu anderen Pferden, die du reitest, dass wirklich diese Verbindung da ist? Weil du hast zum Beispiel ein Nachwuchspferd, Santiago, mit dem du auch im Weltcup reitest. Ist das dann etwas anderes?

[SPEAKER 1]Ja gut, ich, Santiago zum Beispiel, das ist auch ein sehr, sehr gutes Pferd, mit dem ich mich langsam herantaste an den Grand Prix Sport und wir machen langsam unsere Fortschritte. Aber diese ganz besondere Verbindung, das ist schon einzigartig mit Cosmo, aber ich versuche mich natürlich in jedem Pferd, in jedes Pferd welches ich reite, mich rein zu denken und mich rein zu fühlen und da eine besondere Verbindung aufzubauen, aber diese ganz besondere Verbindung ist schon was einzigartiges mit Cosmo.

[SPEAKER 2]Würdest du sagen das ist auch disziplinunabhängig? In deinem Werdegang hast du ja viele Einflüsse von außen noch bekommen, so hat dein Onkel Yves Autakers. Ist das etwas wo man merkt okay das ist eigentlich egal ob ich über ein Hindernis reite oder ein Geländeparcours, ich brauche diese Connection?

[SPEAKER 1]Ich denke schon, dass die wichtig ist und das sieht man denke ich auch, an anderen Reitern so diese ganz besonderen Verbindungen, ob das jetzt damals diese Palo B. DeLong mit Janika Sprunger, was das für eine besondere Connection war oder Schweizer Nationenpreis Reitermann und dann großen Preis von Aachen da vorne dabei. Also wenn so diese ganz besonderen Pferde Reiter Kombinationen, das ist schon was einzigartiges und das zeichnet unseren Sport denke ich auch aus. Ich glaube, man kann jetzt nicht sagen, man nimmt den besten Fahrer und das beste Auto wie in der Formel 1 und dann hat man die schnellsten Rundenzeiten oder das beste Ergebnis, sondern es ist doch eine Ja, eine Partnerschaft, die sich da bildet und die dann letztendlich dann die großen Erfolge dann auch hoffentlich bringt.

[SPEAKER 2]Und das ist ja häufig was von außen immer so ein bisschen hereingetragen wird, naja, kauf das beste Pferd, dann bist du vorne mit dabei. Ich glaube gerade der Dressursport zeigt ja auch, dass es nicht so ist.

[SPEAKER 1]Genau und das ist auch das schöne. Natürlich kann man sagen, hier man nimmt eine gute Reiterin oder einen guten Reiter und auf den besten Pferd und dann klappt das sehr sehr gut, aber muss halt nicht zwingend sein, dass man dann wirklich das aller allerbeste Ergebnis bringt. Das kann auch mal vorkommen, aber es ist doch eben jeder macht das irgendwie anders und jedes Pferd hat eine eigene Persönlichkeit und man kennt das ja selber auch, man versteht sich nicht mit jedem gut und muss ja auch nicht sein, sondern es gibt Leute, da hat man direkt eine bessere Connection und das ist denke ich bei Pferden genauso.

[SPEAKER 2]Was sind so die größten Einflüsse auf dein Reiterleben gewesen?

[SPEAKER 1]Ja, ich denke, es war schon für mich im Nachhinein schon, es wurde nicht bewusst so gewählt, diesen Werdegang, aber diese Erfahrung im Springsattel war für mich denke ich schon sehr wichtig und bin ich im Nachhinein auch sehr froh, dass ich diese Erfahrung sammeln durfte und konnte, denn ich denke, die hat mich reiterlich doch enorm weiterentwickelt. Einfach diese Lässigkeit, diese, ja, Lockerheit dann mitzunehmen und das auch in den Dressursattel dann umzusetzen und davon haben wir doch dann sehr profitiert.

[SPEAKER 2]Und diese Lässigkeit finde ich sieht man auch ganz häufig, wenn du mit Cosmo im Viagg bist, denn häufig, wenn mal ein Fehlerchen passiert, Gehst du einfach darüber hinweg und reitest weiter und hat das Gefühl ihr wollt euch einfach immer weiter verbessern und danach beim nächsten mal merkt man schon okay ihr habt daran gearbeitet und jetzt klappt es auch besser.

[SPEAKER 1]Ja das ist natürlich das Ziel.

[SPEAKER 2]Das ist die Idealvorstellung.

[SPEAKER 1]Ja genau, aber also Fehler die passieren immer wieder und ich denke die wenigsten Leute schaffen es immer eine fehlerfreie Runde hinzulegen und es gibt immer was auszusetzen bis jetzt ist noch keiner 100% geritten. Aber ja gut, ich denke man darf es auch nicht zu ernst nehmen, weil diese Verkniffenheit, Verbissenheit, die sieht man dann auch und dann geht halt dieser besondere Charme auch irgendwie verloren.

[SPEAKER 2]Und die Leichtigkeit dabei.

[SPEAKER 1]Ich denke das Wichtige ist, dass halt auch die Pferde, vor allem im Dressursport, das kann natürlich, kann man sehr gut kontrollieren alles und sehr gut üben zu Hause und alles nochmal üben, die Prüfung nochmal durchreiten. Aber wenn jeder Tritt irgendwie kontrolliert ist und nicht mehr freilässig vom Pferd ausgeht, dann ist es auch nicht mehr so schön. Dann bin ich eher der Meinung, wenn mal ein kleiner Fehler passiert, aber die Grundqualität ist einfach besser da oder ist noch präsenter dann ist es einfach noch ein Stückchen schöner finde ich.

[SPEAKER 2]Was waren so die dressursportlichen Einflüsse? Du hast gesagt die Lässigkeit kommt so aus dem Springsattel noch und auch Dinge nicht zu schwer zu nehmen für sich selber. Auf der Dressurseite was sind da so die Einflüsse? Dein Vater?

[SPEAKER 1]Ja, meine Eltern beide denke ich. Damals mein Vater und meine Mutter auch viel mit dem Dr. Josef Neckermann trainiert und diese Korrektheit und diese Kleinigkeiten halt, dass man halt zum Beispiel beim Einreiten halt ein Grüßen, dafür braucht man überhaupt keine Qualität beim Pferd, sondern es ist einfach nur Übungssache, dass man reinkommt. stillsteht, dass das Pferd parallel steht und fleißig wegtrabt, da ist es denke ich nicht wichtig, ein Pferd mit wenig Trab oder wenig Galopp kann sich trotzdem gerade hinstellen und stillstehen und alles und diese Sachen halt zu üben und zu trainieren zu Hause und dann geht auf Turnier immer noch was schief, aber dieses kontinuierliche an einer Sache arbeiten und sukzessive sich verwässern, das ist denke ich, etwas, was ich aus dem Ressortsport dann mitgenommen habe.

[SPEAKER 2]Und damit auch so die, in Anführungsstrichen, einfachen Punkte mit einzusammeln, die manchmal auf der Strecke bleiben, um dann auch wirklich das gute Resultat zu erreichen.

[SPEAKER 1]Genau, am Punkt die Übergänge reiten und so, das ist mir jetzt heute mit dem Santiago noch nicht so ganz optimal gelungen teilweise, aber das ist so etwas, was man da wirklich mitnimmt und wo man sich immer wieder verbessern kann.

[SPEAKER 2]Ja, für alle, die es nicht wissen, wir sind in Neumünster gerade beim Weltcup-Turnier, den VW Classics, und du bist hier die Qualifikationsprüfung zum Weltcup, der Etappe hier in Neumünster geritten und warst heute mit Santiano 7.

[SPEAKER 1]Genau.

[SPEAKER 2]Und wir haben eben schon darüber gesprochen, Atmosphäre ist auch dann ein Thema, wenn man reinreitet. Also so gut man das zu Hause dann alles üben kann und korrekt und auf den Punkt und im Kopf auch durchgedacht, wenn man dann in der Drucksituation ist, insbesondere mit Publikum, ist es doch was anderes.

[SPEAKER 1]Ja, definitiv. Vor allem für die unerfahrenen Pferde, wie Santiano, der vielleicht jetzt seinen fünften Grand Prix wahrscheinlich hat.

[SPEAKER 2]Was heißt für dich auch unerfahren in Jahren? Machst du das an Jahren fest oder eher so an Erfahrung?

[SPEAKER 1]Ja, einfach wie oft sie auf Turnier gewesen sind. Manche Pferde sind ja sechsjährig schon zwei oder drei Championate gegangen mit Bundeschampionat, Quali-Bundeschampionat und Weltmeisterschaft, junge Pferde. Die haben dann schon deutlich mehr Erfahrung als wie so ein Santiano, der vielleicht seinen zehntes Turnier jetzt überhaupt in seinem Leben hier geht und seinen fünften Grand Prix überhaupt. Wahrscheinlich sind es noch weniger, aber da merkt man halt dann schon einfach, wenn dann halt so ein bisschen Nervosität aufkommt und diese äußerlichen Einwirkungen, dieses Genuschel vom Zuschauer und das bekommt man hier natürlich in dieser Halle enorm mit und auch diese große Leinwand die da in der Mitte hängt das ist natürlich schon für ein unerfahrenes Pferd schon, ja etwas schwierigere Rahmenbedingungen aber wir werden dadurch nur stärker und wir lernen davon.

[SPEAKER 2]Aber ist es auch etwas was du magst also vor großem Publikum zu reiten noch so ein bisschen im Mittelpunkt zu stehen oder ist das so das übel was so mit dabei,

[SPEAKER 1]Ich glaube, am liebsten trainiere ich einfach meine Pferde zu Hause und du merkst vor allem beim jungen Pferd, wenn man Fortschritte macht oder beim älteren Pferd, wenn man diese kleinen Punkte, wie du auch schon gerade sagtest, schon verbessert und dann beim nächsten Mal merkt man, wow, das ging jetzt heute richtig gut, man hat richtig was erreicht, das ist etwas, wofür ich es eigentlich mache. Aber natürlich reitet es sich schöner vor einem vollen Publikum, als wenn da nur drei Leute auf einer Bank sitzen und zuschauen. Also wenn man auf Turnier fährt und die Ränge sind voll und das Publikum ist sehr einfühlsam und merkt auch, wann man etwas richtig guter war und feiert das dann auch, das ist natürlich schon was besonderes.

[SPEAKER 2]Und am Ende ist dann die Arbeit zuhause die Basis und das Endprodukt ist dann das, was auf dem Turnier passiert.

[SPEAKER 1]Zuhause ist jeder Weltmeister, weil es dann wirklich auf Turnier dann abzuliefern ist noch.

[SPEAKER 2]Da war wahrscheinlich jeder Zuhörer schon mal gefühlt bei Olympia. Du hast eben gesagt, dass eigentlich der Weg für euch, also Cosmo und dich, er ist jetzt 13 Jahre alt, auf jeden Fall noch ein paar Jahre weiter geht. Wo ist denn das Limit oder gibt es kein Limit?

[SPEAKER 1]Ja, also ich glaube, es gibt eigentlich kein Limit. Für mich war das Größte einmal olympische Spiele und das haben wir in Rio geschafft. Aber dieses Jahr ist wieder ein olympisches Jahr und natürlich ist der Traum groß, um da dabei zu sein. Und deswegen trainieren wir auch fleißig zu Hause und bereiten uns darauf vor und nutzen jetzt auch die Wintersaison, um zu Hause vielleicht nochmal Fortschritte zu machen und uns noch konstanter zu werden und alles und dann ist natürlich der Traum groß, um dieses Jahr bei Olympia wieder dabei zu sein, aber es wird dieses Jahr, denke ich, schwieriger denn je, aber ja, Konkurrenz belebt das Geschäft.

[SPEAKER 2]Klar, aber ich glaube eine Sache, die auch vielen in Erinnerung geblieben ist und auch, glaube ich, auf dieses Thema einzahlt, ist das, was letztes Jahr bei euch passiert ist. Es ist jetzt Februar 2020 vor gut einem Jahr. Es war ein schwerer Brand bei euch auf dem Ehrenhof in Bad Homburg, vor den Toren Frankfurts ausgebrochen. Wie guckst du jetzt ein Jahr später auf diese Zeit?

[SPEAKER 1]Ja gut, das war ohne Wenn und Aber das Schrecklichste, was ich je miterleben musste und etwas, was man seinem größten Feind wirklich nicht wünscht. etwas was man niemandem wünscht dass einem so etwas passiert es ist etwas was man ja so ein brand etwas unkontrollierbares etwas was so rasend schnell geht wo man sich einfach machtlos fühlt und wenn man dann noch wirklich so Freunde verlierten als Pferde, die dann wirklich in dem Brand leider ums Leben gekommen sind.

[SPEAKER 2]Fünf Pferde sind verstorben?

[SPEAKER 1]Ja, das ist schon etwas Schreckliches einfach. Man ist dann einfach auch teilweise auch einfach froh, dass Cosmo und Santiano jetzt zum Beispiel den Brand mehr oder weniger unverletzt überstanden haben, aber die Angst und wenn man das sich immer halt täglich beschäftigt, mich das noch immer logischerweise. Aber man denkt dann halt fünf Minuten später hätte es noch ganz anders ausgesehen. Fünf Minuten früher hätten wir vielleicht alle Pferde retten können. Das ist halt schon einfach ein ganz, ganz schwieriges Erlebnis und verfolgt einem natürlich nach wie vor, als ob es gestern wäre. Aber das Schöne ist halt, dass wir jetzt in den letzten schritten vom wiederaufbau bei uns zu hause sind und dass wir dann ja eigentlich unsere sportfälle jetzt schon zu hause haben aber dass wir bald komplett wieder fertig zu hause alles aufgebaut haben dass man sagt man kann nach vorne blicken und jetzt neu anfangen starten es war so dass deine schwester sanneke und du ihr wart auf dem hof es war es war nachts als es passiert ist ja ganz früh morgens oder oder ganz früh morgens und ihr wurde dann geweckt vom hund glaube ich Ja, also es war meine Schwester, die hat das halt mitbekommen, hat gemerkt, dass der Hund unruhig ist und hat dann auch Rauch gerochen und ist dann halt runter ins Stall, konnte noch nicht ganz erkennen, wo es herkommt. Es hatte halt noch nicht also lichterloh gebrannt, sondern es hat erst richtig geraucht und dann konnte man das erst noch nicht ganz so zuordnen und hat dann gemerkt, als es da am am Kokeln ist, hat mich sofort gerufen und ja war halt dann ging alles relativ schnell.

[SPEAKER 2]Ging wahrscheinlich wie in einem Film dann durch oder?

[SPEAKER 1]Ja halt diese Kraft, die dahinter ist, das kann ich nur mal sagen, ich war selber einer der auch mal, wenn man einen Kamin anmacht oder mal eine Kerze anmachte, ja nie Probleme hatte irgendwie mit Feuer weil es irgendwie immer etwas schien so kontrollierbares Feuerzeug an Feuerzeug aus einmal pusten ist die Kerze aus oder Kamin anmachen ist jetzt nicht so, war für mich nie so ein Thema weil wenn man da merkt innerhalb fünf Minuten wo man dann unten war wo man dann, nach fünf Minuten einfach nicht mehr dran konnte, weil die Hitze so einen vom Gefühl her die Augen aus dem Gesicht gebrannt hat und man einfach nichts mehr machen konnte, das ist schon einfach ja was ganz schreckliches einfach ja.

[SPEAKER 2]Und du hast Cosmo auch aus der Box glaube ich rausgeholt?

[SPEAKER 1]Ja.

[SPEAKER 2]Und ohne HALF dass er hinter dir her?

[SPEAKER 1]Ja gut also wir hatten, Nur der erste Gedanke war alle Pferde halt raus zu bekommen.

[SPEAKER 2]Also am Ende Boxentür auf, raus, raus, raus.

[SPEAKER 1]Natürlich, ja. Also es war jetzt nicht so, dass man noch Zeit hatte, um irgendwie heifter oder sonst was. Es war relativ schnell klar, dass es um jede Sekunde geht. Und als dann Cosmo letztendlich draußen war, da bin ich ihm auch nach wie vor ja unendlich dankbar, weil man das schon immer liest und gehört hat davor, dass die Pferde halt immer wieder auch reinrennen in die boxen weil die sich dort halt eigentlich sicher fühlen und das war auch leider so bei den jungen pferden teilweise aber ich bin immer noch unheimlich dankbar dass so so wild und wie verrückt wie der kosmo manchmal sein kann dass er halt in dieser. Stresssituation, ja, die Ruhe bewahrt hat und auch mir vertraut hat und wirklich halt, dass es jetzt kein Hollywood-Script oder sonst was einfach hinter mir hergelaufen ist, weil wir ja noch währenddessen andere Pferde noch befreit haben und einfach hinter mir hergelaufen ist und bei mir geblieben ist und nicht jetzt irgendwie wieder unter Stress dann ins Feuer reingerannt ist oder sonst was. Und da bin ich immer noch enorm dankbar, dass das halt mit Cosmo dann so geklappt hat, wie das ja letztendlich dann geklappt hat.

[SPEAKER 2]Was du selber gerade gesagt hast, ist so ein bisschen wie so ein Hollywood-Skript, aber das zeigt ja auch die tiefe Verbindung, die am Ende da ist.

[SPEAKER 1]Ja, ich denke, er hat halt schon gemerkt, dass es halt um Leben oder Tod geht und ja, so lustig wie er dann manchmal auf Turnier sein kann, So ernst hat er auch die Situation da genommen und ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es hätte sonst enden können. Und da bin ich einfach unheimlich froh.

[SPEAKER 2]Hat das was mit den Pferden verändert? Merkt man sowas?

[SPEAKER 1]Ja, ich denke jedes Pferd geht da auch unterschiedlich um. Also wir hatten am Anfang schon, hatte ich so ein bisschen das Gefühl, dass die so ein bisschen einfach auch mitgenommen sind. Einfach ruhiger und halt irgendwie nachdenklich vom gefühl her aber an sich mittlerweile hat man das gefühl der der alltag hat wieder überhand genommen sie sind eigentlich normal wie man sie davor kannte, Aber wissen tut man letztendlich nicht. Ich denke, die Pferde werden genauso mit gewissen Situationen zu kämpfen haben, wie wir Menschen auch. Ich denke, wenn unser Schmied beschlägt jetzt kalt, aber wenn jetzt wahrscheinlich der Schmied kommen würde mit Rauch und Aufbrennen und so weiter, dann wäre vielleicht schon so eine Stresssituation für so ein Tier. Aber das kann ich jetzt nicht genau nachvollziehen. Dafür können sie leider nicht sprechen. Aber am Anfang hatte ich schon so ein bisschen das Gefühl. Aber jetzt scheint alles wieder relativ normal.

[SPEAKER 2]Gehst du mit anderen Augen jetzt auch in den Stall, weil das macht ja auch mit einem was, wie du selber sagst, also beschäftigt dich tagtäglich jemand noch. Gehst du mit anderen Augen in den Stall und bist vorsichtiger beispielsweise oder hast das Gefühl, okay hier müssen wir gucken, da müssen wir aufpassen?

[SPEAKER 1]Also schwierig zu sagen, ich bin schon einer der jetzt, wir hatten, muss man dazu sagen, davor eigentlich auch schon immer ähm, probiert alles nahezu perfekt zu haben und halt alle Elektronik halt richtig anschließen zu lassen vom Fachunternehmen, wenn neues Solarium da war für die Pferde, dass richtig mit einem Sicherungskasten, richtig mit einem FEI-Schalter, wenn Wasser dran kommt, dass sofort die Sicherung rausspringt und solche Sachen. Also haben wir schon immer alles probiert, richtig professionell zu machen, aber ja, ist halt schwierig. in einem Stall mit Heu und Stroh und so weiter. Das brennt natürlich extrem gut, aber man ist halt einfach sensibilisiert für solche Sachen. Man weiß jetzt immer, wenn man irgendwo hinkommt, sieht man Feuerwehrschläuche oder ein Feuerlöscher an der Wand hängen. Man ist einfach sensibilisiert für solche Sachen. Und wir haben jetzt schon alles, alle Erfahrungen, die wir irgendwie von Profis dann halt mitnehmen konnten, haben wir auch jetzt verwirklicht in dem neuen Stall, dass wir halt alle Sicherheitsvorkehrungen, die man jetzt nach heutigen Standards treffen kann, haben wir auch getroffen. und haben da sehr viel in Infrastruktur und Sicherheitsaspekte investiert. Aber wenn so richtig zu 100% kann man glaube ich nie geschützt sein im Stall, weil halt wegen diesem ganzen Späne und Stroh, worauf die Pferde halt stehen, aber ja man versucht natürlich alles was irgendwie geht.

[SPEAKER 2]Was war es dann ganz genau, was den Brand ausgelöst hat? Kann man das zurückverfolgen, wirklich aufs kleinste Detail?

[SPEAKER 1]ganz ganz schwierig weil halt wirklich ist so verbrannt war dass man halt wirklich schwierig nachvollziehen kann woher fängt wo wo fängt es an ob jetzt natürlich gehen die sicherung raus wenn es brennt aber sind die sicherung erst rausgesprungen und dann hat es einen kurzschluss ausgelöst und hat es dann gebrannt oder wo halt das ei oder huhn prinzip wo fing es an und die vermutung liegt aber nahe dass es halt an der waschmaschine anfängt das ist ein technischer defekt war an der waschmaschine Aber ist auch irgendwie für mich jetzt schwierig nachzuvollziehen, weil die Waschmaschine morgens früh natürlich nicht in Betrieb war, aber das kann natürlich, ob das jetzt an den Akkus von den Schärmaschinen, die dann eventuell mal runtergefallen sind und dann angefangen haben irgendwie.

[SPEAKER 2]Am Ende quasi eine Kleinigkeit, die sich ausgelöst hat.

[SPEAKER 1]Man weiß es nicht zu 100 Prozent, aber die Vermutung liegt nahe, dass es an der Waschmaschine lag.

[SPEAKER 2]Und in der Presse hat man auch gelesen, das war einer der größten Feuerwehreinsätze in Bad Homburg in den letzten Jahren auch. Und es sind dann wirklich riesige Löschzüge auch angekommen und es wurde auch sehr sehr lange gelöscht, hat alles sehr sehr lange gedauert.

[SPEAKER 1]Ja doch, es war schon ein Rieseneinsatz und da kann man nur froh sein, dass man in so einem gut organisierten Land, sag ich jetzt mal wie Deutschland lebt, wo halt alles genau geplant ist für diese äußersten Situationen. Da gilt auch ein Riesendank an die Feuerwehr, wie strukturiert und wie

[SPEAKER 2]Professionell.

[SPEAKER 1]Professionell die einfach mit genau mit dieser Sache halt umgegangen sind und wie schnell da Unterstützung aus unterschiedlichen Regionen ich glaube bis Wiesbaden und Limburg waren Löschfahrzeuge da wenn ich mich recht entsinne und Feuerwehrmänner, also das war wirklich ein riesen Einsatz und man möchte sich nicht ausmalen, wie es jetzt irgendwie, wenn man in einem weniger strukturierten Land, wenn das passiert wäre, wie das dann ausgegangen wäre. Also es ging schon relativ schnell, bis die Feuerwehrleute da waren und angefangen haben zu löschen und zu helfen.

[SPEAKER 2]Und deine Schwester und du, ihr standet dann quasi draußen vor dem Stall mit den Pferden und habt es brennen sehen oder seid ihr dann auf eine Wiese gelaufen?

[SPEAKER 1]Also die erstmal die ganzen Pferde rausgelassen wo es ging und dann muss man nach und nach halt die Pferde einfangen und irgendwie halt probieren ein bisschen Ordnung reinzubekommen und halt in Boxen abholen lassen von benachbarten Stallungen oder halt erstmal probieren da ein bisschen Ordnung reinzubekommen.

[SPEAKER 2]Ist ja auch etwas, was du unter Geschwistern zusammenschweißt, wenn man da durchgeht.

[SPEAKER 1]Ja gut, es kamen dann schon viele Leute, die das natürlich dann auch mitbekommen haben und dann geholfen haben, aber es war schon ein riesen Ding.

[SPEAKER 2]Wie war so der Zuspruch aus der Stadt und auch aus der Reitszene generell?

[SPEAKER 1]Ja, natürlich nimmt das dann die ganze Reitszene, denke ich, hat das auch mitgenommen und auch aus der Stadt hat das natürlich dann jeder mitbekommen. Aber am Ende steht man dann doch alleine da und muss es halt wieder aufbauen und muss halt auch mit den seelischen Verletzungen auch irgendwie klarkommen und mit dem Verlust von den Pferden und so weiter. Wir haben schon viele Unterstützung bekommen. Man hat Leute, die man davor anders eingeschätzt hätte, die uns enorm unterstützt haben, freundschaftlich und einfach für einen da waren oder Leute, von denen man wirklich erwartet hätte, die stehen uns jetzt zur Seite und da kam dann nichts. Also man hat schon auch seine engsten Freunde besser kennengelernt.

[SPEAKER 2]Klar, gerade in diesen Stresssituationen ist es ja immer der Fall, dass man dann wirklich auch sieht, wer steht dann wirklich da.

[SPEAKER 1]Das schon, ja.

[SPEAKER 2]Und jetzt, Aufbau ist fast beendet.

[SPEAKER 1]Ja.

[SPEAKER 2]Und die Pferde, wo waren die dann währenddessen?

[SPEAKER 1]Also wir sind extrem dankbar, dass wir dann von der Familie Linsenhoff-Rath aufgenommen worden sind mit unseren Sportpferden.

[SPEAKER 2]Die ja unweit von euch entfernt sind. Genau, eine Viertelstunde.

[SPEAKER 1]Viertelstunde von uns entfernt.

[SPEAKER 2]Einen Ort weiter sozusagen im Vordertaunus.

[SPEAKER 1]Genau, und anders wäre es auch nicht gegangen. Wir hätten nirgendwo anders jetzt trainieren können Richtung Championate. Die Europameisterschaft stand an in dem letzten Jahr und wir wollten dann natürlich auch gerne, dass das normale Leben wieder vonstatten gehen und dann war ich schon extrem erleichtert, als dann der Anruf kam und es hieß, ihr könnt gerne eure Turnierpferde nehmen und zu uns kommen und hier ganz normal trainieren, fühlt euch wie zu Hause und da bin ich auch extrem dankbar, weil anders wäre es auch nicht gegangen. Ja.

[SPEAKER 2]Also man braucht dann auch diese Auswahlmöglichkeit einfach weil es wird dann, es wird natürlich erstmal, gut wir hatten gar keine Stallung mehr und es war einfach alles weg.

[SPEAKER 1]Ja wir hatten nix mehr, also keine Stallung wo man jetzt die Pferde einsteigen konnte, wir hatten keine Reithalle mehr, die Führanlage des Dachwagens gebrannt und dann über Winter oder wo es war noch am Wintern praktisch dann, Ja, wenn es kalt ist, dann draußen trainieren ging dann auch nicht. Wir hatten ja gar keine Stallung, wir hätten ja auch gar nicht einsteigen können, selbst wenn wir das wollten. Also es war schon eine riesen Erleichterung, als es dann hieß, ihr könnt doch Pferde einpacken und kommen.

[SPEAKER 2]War es für dich dann jemals eine Frage, okay, ich kassiere meine Ziele, wir sammeln uns erstmal, wir schauen, wie wollen wir überhaupt mit den Pferden weitermachen oder seid ihr relativ schnell dann zu, in Anführungsstrichen, täglichen Routine zurückgegangen, um auch so ein bisschen Struktur zu finden?

[SPEAKER 1]Ja gut, für mich war eigentlich immer klar, also was ich auch zu Beginn gesagt habe, dass ich halt immer was mit Pferden zu tun haben möchte, weil das ja ganz besondere Tiere sind und die einen enorm viel zurückgeben. Aber nach diesem Brand war wirklich für mich am ersten Tag danach, wo ich einfach gesagt habe, ich möchte es nicht mehr, weil ich einfach nicht die Verantwortung, das klingt vielleicht egoistisch, aber ich möchte einfach nicht mehr die Verantwortung für so ein Lebewesen haben, Weil man fühlt sich dann einfach hilflos und denkt dann einfach, wenn man jetzt keine Tiere hat, keine Pferde hat, dann einfach diesen Schmerz nicht miterleben und sich der Verantwortung entziehen, indem man sagt, man möchte das Ganze nicht mehr, man hört jetzt damit auf und fertig. Aber als man dann am zweiten Tag danach gesehen hat, wie leider meine Nachwuchshoffnung, ein junges Pferd halt, extrem verbrannt gewesen ist, wie die in der Klinik gekämpft hat und weitermachen wollte und so, da war für mich klar, dass… Das war zum Glück, das Nachwuchswert zum Glück, oder? Nee, das war die Luna, also der zum Glück hat es leider nicht geschafft. Aber Luna, die jetzt wirklich letzten Schritt in der Klinik macht und dann hoffentlich zu uns auch zurück nach Hause kommen kann. Als man gesehen hat, wie die gekämpft hat, da habe ich gesagt, das ist man auch den Pferden schuldig und man macht weiter. baut es wieder auf und weil die Pferde einen doch so viel zurückgeben, was man halt sonst nicht bekommt und was einem wirklich verloren geht, wenn man keine Pferde oder keine Tiere mehr hat.

[SPEAKER 2]Also das gibt einem dann auch am Ende Kraft weiterzumachen.

[SPEAKER 1]Und dann, als es dann weiterging, dann war halt schon für mich halt, es ging den Pferden denke ich auch so, das konnte man sehen, wenn man halt in diesen geregelten Tagesablauf kommt, Ja, verdrängt man das Ganze so ein bisschen und kann auch wieder den Kopf so ein bisschen frei bekommen und einfach das machen, was man sonst auch machen würde. Einfach sein Pferd trainieren, morgens zu dem Pferd gehen, reiten und einfach Zeit verbringen mit den Pferden im Stall. Und das war so die erste Woche so ein bisschen zu Hause schwierig. Ja, nach dem Brand und dann, als das dann letztendlich auf dem Schafhof dann diese tägliche Routine wieder reinkam, fiel es mir doch deutlich leichter, um, ja, normal, sag ich jetzt mal, relativ normal wieder weiterzumachen.

[SPEAKER 2]Um das dann auch irgendwie in Kraft zu verwandeln, um nach vorne zu gucken, oder?

[SPEAKER 1]Genau, ja.

[SPEAKER 2]Sehr gut. Und die Verbindung mit Cosmo, die euch jetzt ja auch quasi weiter begleitet, das Ziel dieses Jahr, ganz klar, Tokio.

[SPEAKER 1]Ja, das wäre natürlich ein Traum, wenn wir das dort hinschaffen würden und daran trainieren wir und arbeiten wir auch und dann müssen wir mal schauen.

[SPEAKER 2]Und dann natürlich auch im Einzel.

[SPEAKER 1]Ja, am liebsten schon. Ja, ich denke Deutschland als Nation ist so stark aufgestellt dieses Jahr. dass es erstmal gilt seine Position zu verteidigen oder ins Team zu kommen in Deutschland und dann schauen wir weiter. Ein Schritt nach dem anderen erstmal gehen die Qualifikationsturniere demnächst in der Freilandssaison los, das ist auch noch ein bisschen hin. Und dann muss man von Turnier zu Turnier oder eigentlich von Prüfung zu Prüfung dran arbeiten und es passiert noch immer so viel. Wir sind noch eigentlich so früh im Jahr, dass man kennt das aus den vergangenen Jahren, immer vor dem Championat sieht es immer dann anders aus als die Leute, die dann wirklich hinfahren. Also man muss denke ich einfach ruhig bleiben und an sich selber arbeiten und mit seinem Pferd in Ruhe trainieren.

[SPEAKER 2]Großartig. Am Ende eines jeden WeHouse-Podcast, lieber Sönke, haben wir natürlich auch für dich die 4 klassischen WeHouse-Fragen. Da du ja mir eben schon gestanden hast, dass du auch WeHouse-Podcasts schon gehört hast, kennst du sie vielleicht. Nichtsdestotrotz, ist dann Frage Nummer 1, hast du ein Motto nach dem du lebst?

[SPEAKER 1]Ein Motto, wahrscheinlich nicht, aber so ein paar Sprichwörter, die man sich mitnimmt, ist zum Beispiel, man sollte das Leben nicht zu ernst nehmen, sonst kommt man nicht lebend raus. Danach versuche ich so ein bisschen zu leben. Aber so ein konkretes Motto.

[SPEAKER 2]Take it easy.

[SPEAKER 1]Ja, genau.

[SPEAKER 2]Dann, Nummero zwei, gibt es einen Menschen, der dich auch im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat.

[SPEAKER 1]Ja, ich denke, das war mein Großvater aus den Niederlanden, der Vater von meiner Mutter. Der hatte schon eine enorme Passion auch für die Zucht und für junge Pferde. Und das habe ich, denke ich, schon von ihm so ein bisschen vorgelebt bekommen. Und wir haben jetzt selber auch ein paar junge Pferde zu Hause, aber auch meine Eltern. Und ja, von der ganzen Familie denke ich, wurde ich schon enorm geprägt, was Pferde angeht.

[SPEAKER 2]Ich habe gelesen, dass das Traumpferd, das du gerne mal reiten würdest, ist American Pharoah.

[SPEAKER 1]Ja, genau. American Pharoah, das Rennpferd, war schon ein beeindruckendes Pferd, wie er damals den Triple Crown gewonnen hat und das Rennen danach auch noch. Aber auf dem würde ich wahrscheinlich nicht unbedingt gerne drauf sitzen. Es gibt dann andere Pferde, die ich dann schon eher gerne hätte reiten wollen. Ob das jetzt mal ein Hickstead von Eric Lamaze gewesen ist. Ja, es gibt viele Pferde, wo man einfach sagt, da würde man viel für geben, um den einmal zu reiten.

[SPEAKER 2]Dann Frage Nummer drei, wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 1]Ich denke immer fair zum Pferd sein. Das ist etwas, was ich den Leuten mitgeben möchte, ist das halt fairen Umgang mit dem Pferd, dass man verständlich mit seinem Pferd trainiert, dass das Pferd auch eine reelle Chance hat, um zu verstehen, was der Reiter von dem Pferd möchte. Das halt manchmal sitzt man da am vierkant und schaut an anderen leuten beim reiten zu und denkt dann ich verstehe selber als mensch jetzt von der seitenlinie gar nicht was was möchte der reiter eigentlich gerade von seinem pferd und so kommt dann auch beim pferdern und man kann seine pferde fördern und auch mal fordern, Aber man muss es halt verständlich machen, dass die Pferde auch verstehen, wo die Reise halt hingeht und dass sie eine Chance haben, es richtig zu machen.

[SPEAKER 2]Und zum Abschluss, vervollständige bitte diesen Satz, Pferde sind für mich.

[SPEAKER 1]Mein Leben.

[SPEAKER 2]Wunderbar. Ich glaube, mehr kann man dazu gar nicht sagen. Eine beeindruckende Geschichte, auch insbesondere mit Cosmo und mit dem Brand. Und wir drücken natürlich die Daumen für alle weiteren Aufgaben und vielen Dank. Vielen Dank, Herr Rothenberger.

[SPEAKER 1]Dankeschön.

[SPEAKER 2]Wir würden uns extrem freuen, wenn dir dieser Podcast gefallen hat und wenn du eine Bewertung abgeben würdest für uns auf den bewährten Podcast-Plattformen oder auch auf Trustpilot. Dort sind wir seit neuestem verfügbar. Also einfach mal googeln. Trustpilot wehorse und dort eine Bewertung für uns. Das würde uns extrem freuen. Bis bald.

Alles anschauen

Weitere Folgen für dich