Zur Übersicht

#113 Themen und Thesen 2022 mit Stammgast Volker Raulf

Wie hat sich die Pferdewelt im letzten Jahr entwickelt? Und was wird im Jahr 2022 wichtig werden? Über diese Fragen sprechen Stammgast Volker Raulf und Host Christian Kröber.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zum wehorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber und ich wünsche euch von Herzen ein frohes neues Jahr, hoffe ihr seid gut in 2022 reingekommen. Und auch hier im Podcast starten wir mit einem kleinen Ausblick auf das neue Jahr. Dazu habe ich unseren Stammgast Volker Rauf eingeladen. Er ist Auktionator, er ist Sachverständiger im Pferdebereich, er ist Moderator und vor allen Dingen ein ausgewiesener Experte der Pferdewelt, mit dem ich mich auch sehr häufig austausche und wir diskutieren Thesen und Themen, die uns in diesem Jahr potenziell bewegen könnten und das Ganze soll eine kleine Inspiration und auch ein Denkanstoß für euch sein. Einmal über diese Themenpotenzial auch nachzudenken. Bevor wir allerdings rein starten, noch eine kleine Bitte seit neuestem für alle diejenigen, die uns auf Spotify hören. Dort gibt es die Möglichkeit, uns zu bewerten. Wir würden uns natürlich total freuen über eine 5-Sterne-Bewertung auf Spotify. So, so viel dazu. Jetzt geht’s los. Was bewegt uns 2022 mit Volker? Los geht’s. Wir sind im neuen Jahr und ich freue mich mal wieder, unseren Stammgast bei uns zu haben. Hallo Volker.

[SPEAKER 1]Hi, guten Morgen Christian. Wie geht’s dir?

[SPEAKER 2]Sehr, sehr gut. Wir wollen gemeinsam so ein bisschen in das neue Jahr starten. Das alte Jahr 2021. Noch mal kurz Revue passieren. Lass uns mal schauen, wohin geht die Reise eigentlich in unserer Szene? Wir beide beschäftigen uns ja viel damit, sprechen auch immer wieder. Ja, wie guckst du denn so auf das Jahr 2021 eigentlich? Wir haben, glaube ich, das letzte Mal gesprochen. Das ist schon acht, neun Monate hier im Podcast her. Aber wie ist so dein Blick auf das vergangene Jahr?

[SPEAKER 1]Also eigentlich total ambivalent, weil dieses Jahr 2021 war auf der einen Seite, ich sag mal, für den Turnierreiter, und wir sind ja auch Menschen, die hier mal ein Turnierpferd stehen haben, die Pferde ausbilden und und und, aber wir waren gar nicht auf dem Turnierplatz. Wir haben es gar nicht geschafft. Also für einen Turnierreiter wie uns, so einen Amateurreiter, unheimlich schwierig. Die Profis, Wir haben ja alle bestätigt, das Jahr war großartig. Wir sind geritten, wir haben Pferde verkauft, wie verrückt. Alles war spitze. Ich glaube, es war total ambivalent. Die Pferdeleute, die gibt es doch gar nicht, Christian. Die Pferdeleute sind ja nicht die Pferdezüchter, die Reiter, die Turnierreiter, die Freizeitreiter. Es ist alles etwas Indifferentes. Ich für meine Begriffe war dieses Jahr nicht einfach. Dieses Jahr war schwierig. Es war für uns eine riesen Herausforderung, weil wir hatten große Aufgaben in der Pferdevermarktung. Wir mussten zwei, drei Betriebe helfen aufzulösen. Wir haben ganze Pferdebestände verkauft.

[SPEAKER 2]Also du als Auktionator, muss man sagen. Du mit deinem Team hier.

[SPEAKER 1]Als Auktionator, ganz genau. Als Auktionator. Wir haben uns im sachverständigen Bereich, haben wir uns sehr, sehr viel damit auseinandersetzen müssen, ob die Haltungsbedingungen so in Ordnung sind. Dieses Jahr 21 war ein sehr stressiges, ein sehr schwieriges Jahr gewesen und eigentlich nicht einfach. Und deshalb bin ich froh, dass wir jetzt schon vor ein paar Tagen Schlussstrich gezogen haben. Das geht jetzt irgendwie 22 ganz anders weiter.

[SPEAKER 2]Wir können das ja mal einmal kurz abschichten, bevor wir so dahin kommen und mal schauen, was passiert eigentlich jetzt in 22. Lass mal erst auf das Thema Sport gucken, weil da hast du ja richtig gesagt, ich glaube, wenn ich ein Profi-Reiter bin, dann ist es kein Problem. Ich war in den Niederlanden oder in Belgien oder auch in manchen Standorten in Deutschland und habe eigentlich Turnier geritten, waren keine Zuschauer da, aber nun gut. Als wenn ich jetzt E- und A-Reiter bin, dann ist ja schon erstmal das ganze Thema Halle eigentlich komplett flach gefallen. Und es gab auch draußen Turniere. Wie guckst du so auf dieses Spannungsverhältnis, so diese Turniersportler, die eigentlich weiter so ihr Ding machen, die Profis, und dann so die Basis, der organisierte Sport, wo wir ja auch beide ursprünglich so ein bisschen herkommen, die Reitvereine, die haben Probleme?

[SPEAKER 1]Ja, die haben nicht nur Probleme. Du musst mal auf die Turnierplätze gehen, wenn dann da A-Dressur geritten wird, wenn da E- und A-Springen geritten wird. Du machst ja bald die Augen zu und denkst, oh weia, was ist denn hier los? Wie hat sich denn der Reitsport verändert? Natürlich, den ganzen Amateuren fehlt die Routine, den Amateuren fehlt dieses Reiten Wochenende für Wochenende oder alle 14 Tage. Und wenn da keine Routine ist, dann sind die Bilder auch nicht so schön. Und wenn man dann nicht so die Freude hat beim Reitsport und den Erfolg hat, dann ist man auch frustriert. Und man hat auch viele frustrierte Reiter auf den Turnierplätzen gesehen bei den wenigen Turnieren, die waren, weil einfach die Routine fehlte. Vielleicht wurde es in den Vereinen auch nicht immer so aufgefangen. Das ging ja auch gar nicht, weil dann die Trainingsbedingungen sehr speziell waren. Es durften nur zwei in der Halle, eine Zeit lang durfte keiner in der Halle. Jeder Landesverband oder jedes Bundesland hatte andere Richtlinien, wie man nur Sport machen durfte. Es war alles so kompliziert für die Menschen, die das Pferd lieben, die mit dem Pferd gemeinsam etwas erreichen wollen. Das war nicht einfach. Das war nicht einfach. Und das Ergebnis sah man dann eben auf den Turnierplätzen. Das war einfach an vielen Stellen, fand ich, nicht so schön, nicht so schön anzugucken. Es fehlte einfach Routine. Diese Abläufe, diese trainierten Abläufe, die ja in so einem geregelten Trainingsablauf vorkommen, die waren nicht so da. Und das sah man.

[SPEAKER 2]Und ich glaube auch, ich habe letztens mit einem namhaften Ausbilder aus Deutschland, Springausbilder telefoniert, dann sagt er, hier meine ganzen Leute im Stall, die sind früher so auf die regionalen Turniere gefahren. Der sitzt in Ost-Westfalen, da so auf die Hallenturniere auch in der Wintersaison. Die sagen, nee, das machen wir jetzt alles nicht mehr. Wir fahren lieber nach Riesenbeck zu Ludger Baerbaum. Da können wir jeden Dienstag Mittwoch reiten und fahren gar nicht mehr auf diese normalen, in Anführungsstrichen, normalen Turniere. Das ist ja auch ein Thema, dass vielleicht diese Durchmischung die ja sonst auch dadurch immer da war, gar nicht mehr unbedingt am Start ist?

[SPEAKER 1]Nein, die ist nicht mehr am Start. Und es sind natürlich auch eigentlich, wenn man ganz genau hinschaut, es ist ja nicht jedermann. der auf so ein Turnier nach Riesenbeck fährt oder der nach Pehlbergen fährt oder nach Oplaberg fährt. Oder in Holstein gibt es ja auch diese Turniere, die Woche für Woche wieder stattfinden. Es sind eigentlich Turniere für die Profis und nicht für die Amateure. Es gibt immer mal zwei Amateurprüfungen. Aber letztendlich geht da ja nicht jedermann hin. Und ich habe die große, große Angst, dass uns zu viel weggebrochen ist. Und wenn nicht ganz schnell was passiert, so viel wegbricht, dass es fast schon irreversibel ist. Und das ist die große Gefahr, die wir haben. Ich glaube nicht, dass die Leute vom Pferd wegkommen, aber ich glaube, dass die Leute vom Turniersport wegkommen.

[SPEAKER 2]sprechen wir ja gleich nochmal drüber, so ein bisschen unsere Thesen für das Jahr 2022, wohin die Reise gehen könnte. Aber es ist ja so, ich habe im letzten Jahr zwei Vorträge gehalten mit einem Vortrag, wo es genau um dieses Thema geht. Wir haben ja auf unserer Plattform, wir sammeln 30.000 Datenpunkte am Tag und da sehen wir ja auch, wie sich so Beliebtheiten verschieben. Und da sieht man auch, dass dieser Das Springen, Dressur, Vielseitigkeit, aber vor allen Dingen Springen. echt gar nicht mehr so beliebt ist wie früher, jetzt nur bei uns auf der Plattform, weil Leute das einfach weniger anschauen. Das kann aber so ein vorlaufender Indikator sein, dass sich tatsächlich strukturell auch was verschiebt und dass dieser organisierte Sport, wo die Leute in den Arsch springen und eine Adressur und vielleicht auch mal durchs Gelände geritten sind, dass das sich einfach auch verschiebt.

[SPEAKER 1]Ich glaube, du hast dich gerade ganz bewusst sehr, sehr diplomatisch ausgedrückt. Das kann ein Indikator sein. Ich glaube, Christian, du hättest es viel klarer formulieren müssen. Das ist ein Indikator. Und ich bin ganz, ganz sicher, dass hier eine ganz, ganz große Umwälzung passiert. eine ganz, ganz große Umwälzung passiert. Wir sind mittendrin im Sport, die Basis zu verlieren. Das hat viele, viele Gründe. Das liegt nicht nur daran, dass wir Corona haben. Das liegt vielleicht auch daran, dass wir insgesamt als Menschen im Reitsport vielleicht ein bisschen konservativer sind. Das liegt vielleicht auch daran, dass wir unbedingt etwas bewahren wollen, was es ja auch schon 30 Jahre so gegeben hat und für alle gut war. Ich glaube, es passiert ganz, ganz viel und der Sport, ich sehe ein bisschen schwarz für den Sport.

[SPEAKER 2]Dann lass mich das nochmal anders formulieren, jetzt einmal undiplomatisch. Eigentlich stehen die olympischen Disziplinen nicht nur auf dem Prüfstand, sondern eigentlich im Kreuzfeuer.

[SPEAKER 1]Ja, und in den olympischen Disziplinen fehlt höchstwahrscheinlich die Basis in Zukunft. Weil die wächst ja nicht nach, bis auf ganz, ganz wenige. Und die Spitzenreiter kommen immer aus einem breiten Fundament. Das ist wie bei den spitzen Pferden, wie bei den spitzen Stuten, spitzen Hengsten. Die kommen alle aus einer ganz breiten Population. Da bilden sich die Besten heraus. Die besten 1% eines Hengstjahrgangs sollte normalerweise gekört werden, um dann die Zucht zu verbessern. Das sind eigentlich die Wege, wo es hingeht. Und wenn das alles nicht da ist, diese breite Basis, dann gibt es auch nicht dieses beste 1%. Das kannst du von Tier auf Mensch, das kannst du auf alles übertragen. Das ist, glaube ich, unser Problem.

[SPEAKER 2]Und ich habe ja jetzt in den letzten Monaten auch sehr viel mit den USA zu tun gehabt. Wir machen ja mit WeHouse ja inzwischen auch Nordamerika. Und da ist ja eine Entwicklung. Und die USA ist ja bei ganz vielen Dingen immer so ein bisschen vorlaufend. Auch so gesamtgesellschaftlich, zum Beispiel die Rolle von Social Media in der Gesellschaft. Auch wie gespalten die Gesellschaft zum Teil da ist. Oder nicht nur zum Teil, die sind ja völlig banane. Da sind die USA immer so ein bisschen vorlaufend. Und was da ganz spannend ist, die verschiedenen Bereiche, also jetzt nehmen wir mal den Dressurreiter mit dem Springreiter und der Person, die vielleicht das Pferd in der Garage zu Hause stehen hat, also im Hinterhof, im Garten zu Hause. Also der absolute Freizeitreiter. Die sind so hermetisch voneinander abgeschnitten, Die können gar nicht in Kontakt kommen, weil es zum Beispiel gar keinen Verband gibt, der das irgendwie so ein bisschen vereinheitlicht. Ist sicherlich auch anders als bei uns in Deutschland. Aber da siehst du auch, dass es gar nicht mehr den sportlichen Weg in die Spitze gibt, sondern du brauchst halt die Geldschatulle, die du aufmachst und dann bist du halt drin. Und das, das entwickelt sich ja, da ist ja jetzt Corona bei uns ja auch in Teilen ein Brandbeschleuniger.

[SPEAKER 1]Ja, es ist so. Also das, was du gerade geschildert hast aus Amerika, würde ich partiell hier auch schon in Westeuropa und sicherlich auch in Deutschland erkennen wollen. Das ist so. Vielleicht nicht ganz so extrem wie in den USA, aber das entwickelt sich. Und es gibt auch Kräfte, die finden das gar nicht schlecht, um das auch jetzt mal ganz diplomatisch zu sagen.

[SPEAKER 2]Da wird ja auch viel Geld dran verdient.

[SPEAKER 1]So ist das. Genau.

[SPEAKER 2]Ist ja so. Wir haben ja im Vorfeld gesagt, wir wollen mal aufs alte Jahr zurückschauen und so ein bisschen auch gucken, wohin die Reise geht. Ich glaube, wir haben uns jetzt schon in einem Thema so ein bisschen vorgearbeitet. In unserer kleinen Vorbereitung haben wir das Springpferde Auktion versus Zaumlos Cup genannt. Denn wir waren zusammen auf der Equitana Open Air in Neuss und in Monhem, in Mannheim. Und da gab es nämlich eine Premiere, nämlich einen Zaumlosskapp, so eine kleine Turnierprüfung. Aber Voraussetzung war, zaumlos zu reiten. Da war sogar auch ein FN-Richter, der war zumindest in Mannheim, der war ziemlich von der Rolle. Der dachte, der Turniersport bricht genau an dem Tag endgültig zusammen. Aber das ist ja eigentlich, wenn man das jetzt so zusammenfasst, ist ja genau das Spannungsverhältnis. Auf der einen Seite der Spitzensport und auf der anderen Seite, ich nenne es jetzt mal die turnierübersetzte Pferdeliebe.

[SPEAKER 1]Die turnierübersetzte Pferdeliebe und die Steigerungsform des Zaunlos Cups ist dann ja auch noch sich zu Hause hinzusetzen, sich selbst zu filmen und das irgendwelchen Turniersachverständigen zu schicken, die dann eine Platzierung vornehmen von Pferden, die an zwölf unterschiedlichen Orten so etwas ähnliches wie eine Dressurprüfung gegangen sind und daraus gibt es dann eine Platzierung.

[SPEAKER 2]Oder die Steigerungsform davon… Du meinst die Online-Turniere jetzt?

[SPEAKER 1]Ja, oder die Steigerungsform davon ist dann ja noch, dass man hingeht und gibt den Menschen überhaupt kein lebendiges Pferd mehr, dann geht es mit dem Holzpferdchen weiter.

[SPEAKER 2]Wie heißt das noch? Da gibt es doch ein richtiges Fachwort für.

[SPEAKER 1]Ja, da gibt es nicht nur ein richtiges Fachwort für, da gibt es auch schon Richter für, die das beurteilen können. Also das ist sensationell.

[SPEAKER 2]Da gibt es sogar richtig Turniere. Hobby-Horcing.

[SPEAKER 1]Hobby-Horcing.

[SPEAKER 2]Hobby-Horcing. Und guck mal, ich bin hier gerade auf YouTube. Da gibt es Hobby-Horcing in Finnland. Da gibt es ein Turnier. Das ist allerdings eine Turnhalle. Die müssen nicht extra an den Boden rein.

[SPEAKER 1]Ja, aber ich hatte das großartige Erlebnis. Ich bin irgendwann in diesem Jahr zur Westfälischen Reitschule nach Münster gefahren. Hab da bei einem Lehrgang referiert. Und der Parkplatz außen, wo ich sonst immer parke, der war blockiert gewesen. Und dann habe ich geguckt, da waren unendlich viele Mütter mit unendlich vielen Kindern und ganz, ganz wichtige Leute vom Westfälischen Verband. Und da gab es ein Hobby-Horsting-Turnier. Ich habe das live gesehen. Die Leute waren begeistert. Die Leute waren mit Herz und Seele dabei gewesen. Aber es ist natürlich eine komplett andere Welt.

[SPEAKER 2]Also wir können euch das auch mal in die Shownotes packen, dieses Video. Das ist ein YouTube-Video, das hat schon über 500.000 Aufrufe. Das scheint so… Das zeigt mal… Das kommt ja aus Skandinavien, glaube ich, ne?

[SPEAKER 1]Ja, ja, ja. Aber das wird hier auch von den Verbänden, von den Landesreitverbänden, wird das auch ein bisschen propagiert. Und die machen das… Wirklich? Ja, ja, ja. Also das war der Westfälische Verband, also Fährdensportverband, der war da nah dran. Da habe ich die Nachwuchsführungskräfte gesehen, die das alles fest organisiert haben. Alle in ihren roten Pullovern. Das war alles schön. Das war auch gut so. Letztendlich, Christian, die Vielfalt ist doch auch klasse.

[SPEAKER 2]Ja, aber das würde ja… Aber jetzt bei dem Hobby-Horcing, also wenn ich ja da mit dem Steckenpferd da jetzt rumreite, da würde ich jetzt sagen, das ist schon ein weiter Weg, um mir dann ein Pferd zu kaufen.

[SPEAKER 1]Das ist ein ganz weiter Weg, ja. Und ich glaube, da wird auch das ein oder andere herbeigedacht, um eine Beziehung zum Reitsport wirklich real festzustellen oder herzustellen. Aber letztendlich ist es egal. Ich glaube, wir brauchen diese Breite. Die brauchen wir. Wir müssen nur jeder für sich vernünftig damit umgehen. Das ist letztendlich das Entscheidende.

[SPEAKER 2]Also wir haben es jetzt, wie gesagt, die Springfelder Auktion versus Zaunus gehabt. Jetzt haben wir viel über Zaunus geredet. Lass mal kurz über dieses Spitzensportthema noch mal reden. Du bist ja auch Auktionator. Es sind ja unglaublich große Summen, die da reinfließen und für einen Otto-Normalverbraucher manchmal auch gar nicht nachvollziehbar. Das ist ja schon unglaublich.

[SPEAKER 1]Das ist unglaublich. Aber die Frage ist dabei eigentlich immer, war das jetzt zu teuer oder ist das zu billig? Das ist ja immer die Diskussion nach einer Auktion, egal wo die Auktion stattgefunden hat, in Deutschland, in Europa oder auf der Welt. Ja, die sind ja verrückt, so viel Geld zu bezahlen. Oder hast du gesehen, dieses Pferd hat ja gar nichts gekostet. Ich nehme das immer ganz einfach. Eigentlich ist ein Pferd genau das wert, was an dem Tag dafür bezahlt wird.

[SPEAKER 2]Aber das ist ja wie bei allem. Das ist ja wie bei allem.

[SPEAKER 1]Wir leben in der Marktwirtschaft. Ja, wir leben in der Marktwirtschaft, aber wir Pferdeleute wissen ja immer genauer, viel genauer und viel exakter, was was wert ist. Weil wir haben ja ganz viel Ahnung. Jeder Züchter weiß, dass sein Fohlen auf der Auktion eigentlich viel zu billig war. Und das ist ja auch so ein bisschen der Kraftstoff in unseren Diskussionen. Zu teuer, zu billig, wie auch immer. Wir halten es ganz, ganz einfach. Wir akzeptieren den Markt so, wie er ist. Und wir sagen einfach, das Pferd war an dem Tag das wert. Wir kennen das aus der Marktwirtschaft von jedem Produkt, außer beim Pferd. Beim Pferd ist das anders. Da weiß eigentlich immer der direkt Beteiligte, dass alles viel zu billig war.

[SPEAKER 2]Was bedeutet das denn eigentlich für die Zucht? Da bist du ja viel näher dran als ich. Dieser Mittelbau, wenn wir sagen, die olympischen Disziplinen stehen nachhaltig unter Druck, der Mittelbau ist damit ja eigentlich gefährdet. Also die Leute, die zwischen A und M sich bewegen jetzt, wenn wir das in so einen Turnierraster reinpacken. Aber was bedeutet das denn für den landläufigen Züchter eigentlich? Weil der hat ja genau für den Markt auch immer Pferde gezüchtet.

[SPEAKER 1]Du atmest tief durch. Ja, das ist eine ganz, ganz schwierige Frage. Wenn du den Züchter fragst, dann hat er natürlich nicht für diesen Markt Pferde gezüchtet.

[SPEAKER 2]Weil er eigentlich eher für den Markt da drüber produziert hat. Er möchte eigentlich jemanden, der Olympia fährt.

[SPEAKER 1]Genau so. Jeder Züchter möchte einen Olympia-Sieger züchten. Und dafür ist ihm das Beste oder was er für das Beste hält gerade gut genug. Das Problem mit den ganzen Olympiasiegern ist, unter normalen Bedingungen haben wir in jeder Disziplin einen Olympiasieger und zwar genau alle vier Jahre. Dasselbe gilt auch für die Weltmeister. Und das ist dann schon ganz, ganz schwierig. Natürlich will immer jeder das Beste züchten. Aus einer ganz breiten Basis, wir hatten das vorhin schon mal, das Beste zu züchten, das ist dann diese berühmte Pyramide, das funktioniert, wenn die Basis breit genug ist. Wenn die Basis nicht mehr so breit ist, viele Züchter haben aufgehört in den nördlichen Regionen von Hannover, Hochzuchtgebiet Hannover. Da ist es dünner geworden mit der Pferdezucht. Die alten Landwirte, die dort neben ihrer Landwirtschaft eine erfolgreiche Pferdezucht betrieben haben, da ist die Hofübergabe vielleicht so nicht geregelt. Oder aus dem Hof wurde Bauland oder Ähnliches. Ja, dann ging es nicht weiter. Und wenn diese Breite nicht mehr da ist, dann wird es natürlich kompliziert. Dann kommen die Züchter auf ganz verrückte Ideen. Die, die es sich leisten können, die züchten dann sehr speziell. Dann wird auf einmal überlegt, ja, ich könnte doch das Beste mit dem Besten zusammenbringen und mache Embryotransfer. Dann werden die Embryonen gesext und, und, und, und. Wir sind ja technisch unheimlich weit inzwischen. Heißt aber, dass in der Produktion eines solchen Fohlens wir ja schon bei 15.000, 20.000 Euro sind, bevor überhaupt ein Fohlen hinter der Leimmutter liegt. Und dann wird es natürlich ganz kompliziert. Und die Frage, die sich dabei stellt, ist, wer verdient eigentlich alles daran Geld? In erster Linie natürlich die, die das technisch möglich machen, dass es diesen Embryotransfer gibt, dass gesext wird und so weiter und so fort. Jetzt gibt es ja diese Embryonen-Auktionen. Angeblich sollen da unheimliche Umsätze generiert werden.

[SPEAKER 2]Das sind dann auch so Digital-Auktionen, ne?

[SPEAKER 1]Alles digital. Finde ich spannend. Finde ich im Prinzip spannend. Aber auf der anderen Seite, ja, Wenn das alles so ist, dann verdienen wenigstens ein paar Leute Geld dran. Alles gut.

[SPEAKER 2]Erklär vielleicht einmal für unsere Zuhörer, Embryotransfer. Das ist, glaube ich, gar nicht immer allen unbedingt klar, insbesondere die, die nicht aus der Zucht kommen. Einfach so mal ganz grob, was ist das genau?

[SPEAKER 1]Also eigentlich erklärt sich das schon aus dem Wort selbst. Embryo ist das, das befruchtete Ei, was zum Embryo in der Mutterstute heranwächst. Und es gibt einen sehr frühen Zeitpunkt, da sind Tierärzte in der Lage, diesen Embryo aus der Stute auszuspülen. Das sind dann schon mal besondere Turnierpferde. Wir wissen, dass das ja auch mit Waihawai… Nicht Waihawai, wie heißt sie? Die Stute von Isabel…

[SPEAKER 2]Weihegold.

[SPEAKER 1]Nicht Weiherweih. Weiherweih war viel früher.

[SPEAKER 2]Weiherweih war Frankes Lothar.

[SPEAKER 1]Genauso. Weltcup-Sieger. Richtig. Mit Weihegold gemacht wurde. Die Stute läuft im Sport und ist gleichzeitig Mutter vieler Fohlen. so was funktioniert, dann wird der Embryo ausgespült in einer Nährlösung, wird dann in eine Leihstute verbracht und wenn er dann anwächst, da hängt ja immer viel Wenn dran, wenn er dann anwächst, dann wird dieser Embryo in einer Leihstute ausgetragen und dann läuft das Fohlen neben der Mutter, die dieses Fohlen ausgetragen hat, aber letztendlich gar nicht die leibliche Mutter ist. Ob man das jetzt gut findet oder schlecht findet, das überlasse ich eigentlich jedem selbst. Das ist alles technisch möglich. Das wird auch gemacht, das ist aber mit unheimlichen Kosten verbunden und wir wissen, es werden nach wie vor auch Pferde für ganz normales Geld gehandelt. Ganz normales Geld heißt Pferde, die auch dreijährig für zwischen 10.000 und 12.000, 15.000 Euro gehandelt werden. Also die Kosten, die ja fast nicht reichen, um dem Züchter die Erstellungskosten, bis sie dreijährig sind, wiederzugeben. Aber Dann hat letztendlich neben der großartigen Abstammung hat das eine oder andere nicht gepasst, ist vielleicht nicht groß genug geworden oder ist ein bisschen besonders umweltaufmerksam oder lässt sich nicht so gut reiten beim Anreiten und, und, und. Dann verkauft man natürlich auch so ein Pferd relativ schnell, um die weiteren Kosten im Griff zu halten. Das ist alles gar nicht so einfach. Also wir haben auf der einen Seite so eine Hightech-Zucht, die Weltmeister mit Weltmeister in vier Generationen aneinander paaren. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass das demnächst Olympiasieger wird. Es kann auch sein, dass ein solches Produkt eventuell nicht in der Lage ist, über den E-Spring zu gehen. Das kann sein. Dessen muss sich jeder bewusst sein, der solche High-Investment-Breeding-Aktionen startet.

[SPEAKER 2]Ein weiteres Thema, mit dem wir beide, Volker, uns ja auch immer beschäftigen, weil wir selber auch immer viel unterwegs sind, sind ja die ganzen Veranstaltungen. Die haben ja 2021 ziemlich gelitten. Jetzt sind wir ja wieder in dieser Omikron-Geschichte drin. Was bedeutet das für die Turniere und Messen? Das sollten wir mal kurz zumindest streifen. Ich glaube, Hallenturniere, wenn ich jetzt ein Veranstalter von einem Hallenturnier bin, ist nicht gerade die beste Zeit.

[SPEAKER 1]Nee, ist nicht die beste Zeit und ist ja auch alles richtig schade. Guck mal, wir sind Anfang des Jahres. Anfang des Jahres ist eigentlich traditionell das erste Turnier im Jahr Galen. Und wenn ich jetzt dran denke, wie mich im November letzten Jahres die Turnierleiterin aus Galen angerufen hat. Ich habe fast die Tränen in der Stimme gehört und sagte, Mensch Volker, wir schaffen es nicht. Wir können es nicht. Wir können nicht ohne Sicherheit planen. Dafür sind wir ein ländlicher Verein. Unsere Engagierten, unsere engagierten Ehrenamtler, die einen haben Angst, die anderen Es wird schwierig. Es wird einfach schwierig, es zu machen und wir müssen dieses Turnier absagen. Und Galen gibt es verdammt oft in Deutschland und Galen ist das erste Turnier im Jahr. Aber ich denke, so ein Reiterverein Galen steht einfach auch noch für so einen richtig funktionierenden ländlichen Reitverein mit unheimlich viel Engagement. die versucht haben, ihr Portfolio für die Vereinsmitglieder mit Trainings, mit Trainingsturnieren und, und, und zu füllen, um irgendetwas zu machen, um einfach auch die Menschen am Verein zu halten. Das versuchen unheimlich viele, aber vielen gelingt es einfach auch nicht.

[SPEAKER 2]Und für alle, die Galen nicht kennen, Galen liegt im nördlichen Ruhrgebiet, in Dorsten.

[SPEAKER 1]Eigentlich so ein bisschen auf der Grenze zwischen Rheinland und Westfalen. Genau. Ich glaube, A liegt in der Reithalle im Rheinland und C, der sich auskennt, ein bisschen. Und C ist dann in Westfalen oder umgekehrt. Aber ist eigentlich auch egal. Aber ich glaube, die Landesgrenze… Die verläuft durch die Halle. Mehr durch die Halle, genau.

[SPEAKER 2]Und die, wie du ja sagst, die stehen halt für ein hochwertiges, vom Verein gemachtes Turnier, womit sich der Verein ja auch finanziell trägt. Also die machen ja Gewinn da drauf. Das ist jetzt ja nicht, dass die das irgendwie zur Freude machen. Natürlich haben die große Freude daran und machen das mit viel Liebe und Passion. Und das ist ein großartiges Turnier. Aber das ist für so einen Verein ja wichtig. Und wenn man das so verallgemeinert, es gibt ja einige Galens, unabhängig davon, ob ich ein Westernturnier mache oder ein Springturnier oder ein Zaumlos Cup, da kommt man schon unter Druck.

[SPEAKER 1]Ja, aber jetzt überlege ich mal den Unterschied. Wir hatten vorhin von einem anderen Turnier gesprochen, im nördlicheren Westfalen, natürlich mittendrin im Münsterland. Da ist es total egal, ob da ein Zuschauer hinkommt oder in China in den Sack reißt und kippt. In Galen ist das genau nicht der Fall. Und Galen lebt vom Beben der Halle samstagsabends beim großen Preis. Du bist selbst immer dabei. Du weißt genau, was da abgeht. Da passt keine Maus mehr in die Halle. Das wäre jetzt in dieser Corona-Situation komplett unverantwortlich. Und auch gar nicht planungssicher hätte das durchgeführt werden können. Und man sieht, die Entscheidung im letzten November war richtig, die Galen getroffen hat, weil ohne Zuschauer ist dieses Turnier ja nicht nur halb so viel wert, sondern ist es gar nicht das Turnier. Dann ist es nur ein Treffpunkt für ein paar Spitzenreiter, die gemeinsam Sport machen wollen und die möglichst ein Essspringen gewinnen wollen, weil da gibt es ja auch Anführungsstriche, Kohle für Anführungsstriche.

[SPEAKER 2]Also Hallenturnier ein Problem. Was machen wir mit den Messen in diesem Jahr?

[SPEAKER 1]Tja, das ist so ein bisschen so ähnlich. Da gibt es, glaube ich, auch große Planungsschwierigkeiten. Bei den großen Messen ist es natürlich auch so, dass lange vorbereitet wird. Es wurde ja auch im letzten Herbst der Reihe nach abgesagt. Es gibt ja noch einen mutigen Messeveranstalter mit einer besonders mutigen Messedirektorin, das ist die Equitana. Und da vorne weg, Tina Utz, die plant. Und sie hofft, und das finde ich toll, und ich finde wir sollten sie alle dabei unterstützen, weil dieser Treffpunkt Equitana, die Mutter aller Pferdemessen, eigentlich eine großartige Geschichte ist. 50.

[SPEAKER 2]Jubiläum, dazu ja auch.

[SPEAKER 1]Das hätte ich ja gleich noch erzählt. Aber sie hofft einfach, dass diese Veranstaltung im April dann hoffentlich nach Corona enden steht.

[SPEAKER 2]Also Tina, wenn du das hörst, Wir glauben an dich und dein Team und wir hoffen, dass wir alle im April nach Essen fahren, denn wie du sagst, die Equitana ist dann doch so ein bisschen Primus Inter Paris. Das ist schon eine besondere Messe auch für die Szene und ich glaube, es wäre ein gutes Zeichen auch, dass die Szene da ist und dass die Pferdewelt auch wirklich laut und aktiv atmet.

[SPEAKER 1]Ja, die Pferdewelt atmet nicht nur laut und aktiv. Die Pferdewelt hat auch viele Botschaften. Ich finde, die Pferdewelt hat verdammt viele Botschaften. Der Mensch, der mit dem Pferd zusammen seine Freizeit vorleben kann, das ist ja alles das, was wir auf der Equitana vorleben. Die Equitana, die gibt doch Zeichen und Hinweise schon über Jahrzehnte, wie sich ein Pferd im Stall wohl fühlt. Wie hat sich das alles entwickelt? Wie hat sich der Transport der Pferde entwickelt? Was ist aus den, meine Güte, wenn ich überlege, die ersten Pferdeanhänger, die Anton Böckmann entwickelt hat. Und was ist heute aus diesen Fahrzeugen geworden. Und das ist doch alles mit auf dieser Leitmesse in den Markt gebracht worden. Und der Markt, der lächt doch gerade nach Neuerungen und nach Innovationen, damit es dem Pferd gut geht. Damit unser Freund, das Pferd, optimale Haltungsbedingungen hat, optimale Trainingsbedingungen hat und, und, und, und. Also dieser Marktplatz Equitana mit den vielen, vielen Pferdemessen, die wir in Deutschland haben und in Europa haben, der ist schon großartig. Das ist schon echt eine tolle, wichtige Sache. Und wie gesagt, du hast vorhin das Stichwort gesagt, 1972. Da waren die Pferde noch angebunden. Zwischen Holzstangen standen sie.

[SPEAKER 2]In der Wässerhalle, ja.

[SPEAKER 1]Da gingen die Menschen durch. Die Zuschauer hatten ungefähr 80 Zentimeter Abstand vom Hinterbein des Pferdes. Auch da ist fast nichts passiert. Heute geht das natürlich alles ganz, ganz anders. Ganz, ganz anders. Ist aber egal. 50 Jahre dazwischen. Ich glaube, Ein Bildband vor 50 Jahren und heute zeigt eigentlich die Vielfalt und die Entwicklungsgeschichte dieser Messe. Und ich glaube, es gibt ja auch ein schönes Buch.

[SPEAKER 2]Es gibt ein schönes Buch, das meine Schwester Anche ein bisschen mit meiner Unterstützung und der Rest von unserer Sippe über die Equitane, unseren Vater, erstellt haben. Equitana, Welt der Pferde. Und es ist natürlich genauso, wie du sagst, die Entwicklungsgeschichte der Equitada ist am Ende auch die Evolutionsgeschichte des Pferdesports in Deutschland in gewisser Weise.

[SPEAKER 1]Richtig.

[SPEAKER 2]Und das Spannende, alle aufmerksamen Podcasthörer haben vielleicht vor einigen Wochen Sabine Shoot Carey im Podcast gehört.

[SPEAKER 1]Warum sagst du denn Sabine?

[SPEAKER 2]Weil Sabine ist ja inzwischen US-Amerikaner. Man könnte auch sagen Sabine Schutkeri. Das würde man bei euch im Rheinland sagen.

[SPEAKER 1]Genau.

[SPEAKER 2]Sabine. Das Sabinische.

[SPEAKER 1]Ja.

[SPEAKER 2]Und die steht eigentlich genau dafür. Die ist nämlich früher mit Friesen in Schaubildern auf der Equitana geritten und hat jetzt im Jahr 2000, also im letzten Jahr, in 21, Olympische Spiele Tokio, fünfter Rang im Einzel und ich glaube Bronze mit dem Team, ne Silber mit dem Team.

[SPEAKER 1]Silber mit dem Team.

[SPEAKER 2]Und das zeigt ja eigentlich genau das, über was wir eben gesprochen haben. Zaumlos versus Springpferdeauktion. Das ist ja gar nicht, dass ich das immer ausschließen muss. Aber die sagt auch, ich habe auch früher, ich habe alles geritten, was da war. Ich habe alles gemacht, auf was wir Bock hatten. Und die steht trotzdem jetzt da, wo sie ist. Weil am Ende dieses Horsemanship ja doch auch verbindet.

[SPEAKER 1]dieses Horsemanship verbindet. Und ich finde eigentlich total spannend, dass du jetzt gerade in Bezug auf Equitana nochmal zurückkommst auf den Spitzensport. Wer das zum Beispiel ganz außen vor gelassen hat und für meine Begriffe nie richtig interpretiert hat, ist natürlich der Sport. Der Sport selbst. Wir hatten mal auf der Equitana das Weltcup-Dressurfinale. 1989. Ja, ganz genau. Das hatten wir und das war großartiger Sport gewesen. Ich kann mich noch an Storch Teodorescu erinnern, in der Teilnehmerbesprechung, der irgendwann die Hand hob und frug. Das ist ja alles spannend, aber das Dressurverkehr ist ja so nah an der Tribüne, kann man nicht während des Finales die Zuschauer rauslassen, sonst können sich die Pferde ja gar nicht konzentrieren. Und das meinte der noch nicht mal ironisch. Und ich glaube, Das ist das Einzige, was vielleicht ein bisschen kompliziert ist, die Beziehung zwischen der Equitana und dem Spitzensport. Beim Salon de Cheval ist es, glaube ich, ein kleines bisschen anders hier in Deutschland. ist das nie richtig gelungen. Wir kriegen immer mal den einen oder anderen tollen Reiter in eine Hengstshow oder in einen Galaabend, wenn es dort eine Lehrstunde gibt. Aber die Spitzensportverbände, die großen, großen Turnierplätze, die sind alle nicht auf der Equitana vorhanden. Die sehen die Equitana überhaupt nicht als Potenzial. Und ich glaube, das war in den vergangenen 50 Jahren zumindest zu 95 Prozent ein echter Fehler. Ein echter Fehler. Da ist so ein bisschen die Schiene des Reitsports auch auseinandergegangen. Und wir leben ja das jetzt. Wir haben auf der einen Seite den VfD, der erfolgreich zum Beispiel hier in Mönchengladbach jetzt dafür gekämpft hat, dass die Reitwege, wir haben in Mönchengladbach ein tolles System, es gibt zehn Kilometer Reitweg, die bestehen jeweils aus einem Kilometer, aber die haben miteinander überhaupt nichts zu tun, das ist jetzt geändert worden, das ist jetzt durch die Initiative des VfDs großartig geändert worden, das lebt alles so nebeneinander, es gibt dieses Miteinander nicht, diese große Klammer, Darum und da sehe ich, da sehe ich, ist in Vergangenheit ganz ganz viel vernachlässigt worden.

[SPEAKER 2]Aber Volker, dann sind wir vielleicht doch gar nicht so weit weg von den USA. Weil, wie du ja sagst, man lebt nebeneinander und ich stimme dir zu, das ist eigentlich eine riesige Chance, so eine Plattform wie die Equitana, es gibt auch jetzt nicht nur die Equitana, aber das ist sicherlich so das glühende Beispiel. Und wenn man dann schaut, welche Chancen werden dann wirklich genutzt, sind das häufig nicht die, wo wir in Deutschland sagen, das sind so unsere Leute. Das ist so, weil wir sind ja schon auch in Deutschland, Turniersport ist ja auch irgendwo, wenn man jetzt historisch zumindest guckt, die Basis von allem und der organisierte Sport. Und da sind wir gerade auf der Equitana sehr, sehr weit weg. Ich fand es auch spannend, im Sommer, als wir in Mannheim waren, da waren alle da aus Baden-Württemberg, außer der Pferdesportverband. Der war nicht da. Und das zeigt ja dann auch, wo die Prioritäten liegen. Und dann wird man sich, glaube ich, in zehn Jahren fragen, sind wir am Markt vorbeigegangen? ist das alles doch gar nicht so, wie wir dachten. Also, jetzt aus der Sicht der Turniersportleute. Das wollt ich sagen, aus der Sicht der Turniersportleute. Weil der Markt dann doch woanders ist, Richtung Zaumlos-Cup und so weiter, ohne es jetzt mal wertend zu sagen. Und man sieht’s auch da dran, ähm … Also, wir sehen’s ja täglich bei uns auf Wehoz. Das ist ja, ich muss hier nur eins meiner Dashboards aufmachen, dann seh ich das, ne? Da brauch ich gar nicht irgendwie, ähm … irgendwo sonst hinschauen, aber jetzt auf einer Equitana, da gibt es eine Ingrid Klimke, die macht einen Ausbildungsabend und Bernd Hackel.

[SPEAKER 1]Sensationell, oder? Genau. Ich finde das sensationell. Ich finde es auch sensationell. Am Ende stellt sich dann die Frage, wie läuft es im Vorverkauf, wer macht die Halle schneller voll?

[SPEAKER 2]Aber voll wird sie bei beiden sein.

[SPEAKER 1]Eben, das wollte ich sagen. Diese Frage ist eigentlich obsolet. Erstens bin ich fest davon überzeugt, sie wird bei beiden voll sein. Zweitens bin ich fest davon überzeugt, sie werden beide ganz, ganz wichtige Informationen haben, mit denen wir uns einfach intensiv auseinandersetzen müssen. Eigentlich müssten die fast zusammen einen Ausbildungsabend machen, aber dann ist das Portfolio viel zu groß, also müssen wir es teilen. Das ist ja alles schon eine gute Geschichte.

[SPEAKER 2]Da müssen wir die Halle ausbauen.

[SPEAKER 1]Nein, was ich eigentlich damit sagen will ist, Wir müssen doch einfach verstehen, wenn wir es alle gemeinsam kapieren, wie wichtig immer wieder die Schulung ist im Umgang mit dem Pferd, wie wichtig die Grundschulung ist, wenn ich auf dem Pferd sitze, wie bilde ich mein Pferd aus, wie reite ich, wie bilde ich mich selbst als Reiter fort. Ich kann mich noch ganz, ganz gut erinnern, Aubenhausen, unsere Olympiasiegerin, Frau von Bredow-Werndl, auf der Equitana einen Ausbildungsabend gemacht hat, wie breit der Bereich Gymnastik war. Und zwar das Selbsttraining, also das Training des Reiters. Wie viele Reiter steigen auf das Pferd, reiten los, steigen wieder ab, geben das Pferd dem Pfleger und sagen, mach mal. Dies muss immer wieder geschult werden, muss immer wieder herausgearbeitet werden, wie wichtig diese Koexistenz, dieses Gemeinsame, dieses gemeinsame sich weiterentwickeln, von Pferd und Reiter ist. Und da ist der Reiter natürlich auch gefordert. Bernd Hackl hat da ganz, ganz viel zu sagen. Und ich finde das Schöne bei Bernd Hackl, der sagt das mit so einer herrlichen, trockenen Ehrlichkeit. Da kann nicht jeder mit umgehen. Aber ich glaube, man sollte mal ganz genau hinhören. Der macht das schon verdammt gut. Und auch Ingrid Klimke sagt das mit einer sehr deutlichen Klarheit, wo wir herkommen und wo wir hin müssen. Das finde ich schon richtig toll.

[SPEAKER 2]Volker, ich glaube, ein weiteres Thema, was in 2022 wichtig werden könnte, wir haben ja jetzt auch seit letztem Herbst eine neue Regierung, die Ampel, ist CO2-Preis. Wir haben das schon das eine oder andere Mal darüber gesprochen, aber ich glaube, das ist etwas, was wir in der Pferdewelt derzeit so gar nicht am Start haben oder gar nicht darüber nachdenken. Und wenn man mal mit offenen Augen Und das habe ich jetzt schon, genau als ich das so im Kopf hatte, auch ein paar Mal gemacht, über so Veranstaltungen läuft oder auch durch Ställe. Ich war gestern noch in einem großen Turnierstall. Wenn jetzt Strom, Heizkosten, Dann die Rohstoffkosten, also für Raufutter, für Kraftfutter. Wenn da jetzt ein CO2-Preis noch drauf käme, und wir haben ja schon eine Inflation der Preise, also wir haben jetzt teilweise bis zu 6,87% Inflationsrate im Jahresvergleich. Boah, das ist doch mal ein ganz schönes Brett, was da kommen könnte. glaube ich, bisher noch gar nicht so in Diskussion angekommen ist, dass das echt noch was verändern könnte.

[SPEAKER 1]Ich glaube, das verändert sehr viel und ich glaube, das verändert den Prozess, den wir gerade schon besprochen haben. Dass wir auch diese Breite in der Pferdezucht, diese Grundlage nicht mehr haben. Es gibt viele Gründe, warum Züchter aufgehört haben oder die nächste Generation nicht weitergemacht hat. Jetzt kommt nur ein weiterer Grund dazu. Auf der einen Seite wird es Gruppen geben, die sagen, ist mir total egal, ich habe das Geld über, das interessiert mich nicht. Und auf der anderen Seite wird es Menschen geben und Gruppen geben oder vielleicht auch Reitvereine geben, die sagen, unter den Bedingungen können wir nicht weitermachen. Das ist ein Riesenproblem. Wenn man auf dem Turnierplatz fragt, wie geht das eigentlich mit einem Riesen-Lkw? In Zukunft gibt es Strom-Lkw, mit denen eine Pferde zum Turnier fahren kann. Dann ist alles Quatsch, das wird es nie geben, wir werden weiter Diesel fahren und, und, und. Ich glaube, auch da ist wieder die Beharrlichkeit der Pferdeleute ganz großartig, die einfach sagen, das haben wir immer so gemacht, das wird sich nicht ändern. Dann stehen wir irgendwann vor dem Problem, dass es geändert werden muss und dann sind wir nicht vorbereitet. Und dieses nicht vorbereitet sein, das haben wir jetzt ein paar Mal erlebt und das ist nicht so gut. Also ich glaube, du hast da vollkommen recht. Wir müssen uns gerade mit diesem Thema, was Energie angeht, was Ressourcen angeht, wie wir verantwortungsvoll damit umgehen, dem müssen wir uns stellen. Und dem müssen wir uns proaktiv stellen. Und nicht nachher sagen, ja, was die da beschlossen haben, das geht nicht. Sondern wir müssen eigentlich jetzt uns damit beschäftigen. Wir kriegen was so umgesetzt, dass es auch für uns, fürs Pferd, für unser ganzes Miteinander machen, funktionabel bleibt. Das ist das Entscheidende.

[SPEAKER 2]Und es ist danach, glaube ich, sogar alles noch besser. Es wird ja häufig immer so ein bisschen suggeriert, naja, wir müssen das alles machen, weil Klimaschutz, Klimakrise ist ein Thema. Aber was häufig vergessen wird, ist, wenn wir das machen, also zum Beispiel vom Verbrenner auf den E-Motor umschalten, ich glaube, die Welt wird eine bessere. Weil ich habe noch nie jemanden gehört, wie großartig Abgase sind, wie toll es ist, an der großen Hauptstraße mal mit dem Fahrrad vorbeizufahren. Das hat noch nie jemand gesagt und schlaue Pferdehalter und schlaue Ställe können davon sogar profitieren, denn es gibt ja jetzt schon welche, die machen ihre Dächer voll mit Solar. Dann sind die gar nicht mehr vom Strompreis abhängig. Die jetzt schon schauen, wie können wir vielleicht einen einen Rohstoffkreislauf schaffen mit dem Pferdemist auch, der vielleicht auch noch Strom produziert. Einer meiner besten Freunde hat dazu mal eine Doktorarbeit geschrieben, das wäre ja alles möglich auch mit Pferdemist. Wir klammern uns, glaube ich, immer zu stark an, das haben wir immer so gemacht, wie du gerade gesagt hast, aber da liegt ja eigentlich eine große Chance drin.

[SPEAKER 1]Da liegt eine Riesenchance drin und da baue ich natürlich auch wieder auf die Innovationskraft unsere Pferdemessen. Ich erwarte natürlich jetzt auch die Aussteller, die mit Konzepten kommen, die sagen, deinen Pferdemist, den musst du nicht abholen lassen, wo auch immer Pilz produziert wird oder Ähnliches, sondern deinen Pferdemist, den kannst du selbst verarbeiten, den kannst du in deine Pelletierheizung tun. Dazu brauchen wir folgende Komponenten und dann funktioniert das. Und wenn das bezahlbar ist, Und ich glaube, dafür wird es mit Sicherheit auch vernünftige Zuschüsse geben, wenn Pferdehalter da innovativ sind. Dann ist das eine vernünftige Sache. Dann ist das gut. Und das fängt ja nicht beim Pferdemist an. Die Überleuchtungssysteme in den ganzen Reitanlagen, die haben sich doch auch komplett geändert. Also inzwischen siehst du überall LED-Lampen, die ganzen Strahler sind rausgenommen, die Stromfresser waren, bei einigen hängen sie noch drin, weil sie sagen, ja, die waren so teuer und soll ich die jetzt abschaffen? Aber das ändert sich, das ändert sich nach und nach. Bei mir gibt es auf dem ganzen Hof, gibt es nicht eine Neonröhre mehr, es gibt nicht eine Glühlampe. Alles mit LED beleuchtet. Und das merkt man, wenn man dann auf seinen Preiszettel von der Stromrechnung guckt. Das ist einfach so. Das ist auch in Ordnung so, dass man das merkt. Diese Investition soll sich dann ja auch irgendwann rechnen. Ich glaube, da passiert viel. Ich glaube aber auch, es gibt ganz, ganz viele Bewahrer, ganz, ganz viele Bewahrer, die Immer erklären, boah, da hat schon wieder ein Elektroauto auf der Autobahn gebrannt. Das ist alles viel zu gefährlich. Du darfst keine Solarpaneele aufs Dach tun, weil wenn dann in deinem Pferdestall brennt, löscht die Feuerwehr nicht, weil das ist ja viel zu gefährlich. Das ganze Ding steht unter Strom. Und, und, und, und, und. Also es passiert ganz, ganz viel mit falschen Thesen. Und wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht von den falschen Thesen leiten lassen.

[SPEAKER 2]Und…

[SPEAKER 1]Wir haben eigentlich gerade ein spannendes, ein ganz spannendes neues Berufsfeld kreiert, nämlich den vernünftigen Energieberater. Das sind dann für mich auch die Absolventen, die in Nürtingen und in Osnabrück und in Göttingen studiert haben. die sich mit Energieeffizienz in Zukunft beschäftigen und viele, viele Reitbetriebe in ganz Deutschland unbefangen von Industrieinteressen beraten können, wie sie ihren Energiehaushalt auf dem eigenen Hof optimieren können. Ich glaube, da steckt unheimlich viel drin, da hast du recht. Das ist wichtig.

[SPEAKER 2]Und wir haben wirklich gerade fast eigentlich dieses Berufsfeld kreiert. Also wenn ihr Pferdewissenschaftler zuhört hier, das ist glaube ich wirklich ein spannendes Feld.

[SPEAKER 1]Das ist eine Marktlücke. Das ist eine absolute Marktlücke.

[SPEAKER 2]ist auch, glaube ich, wirklich ein Potenzial, Dinge zu verändern, relativ schnell.

[SPEAKER 1]Ja.

[SPEAKER 2]Weil das ist ja auch etwas, wo, wenn ich jetzt, ich habe ja auch viele Bewerber, die dann bei anderen Unternehmen im Pferdesport vielleicht vorher waren, die sagen dann, ach, alles ist immer zäh und schwierig. Ich glaube, das ist ein Bereich, da ist mal gar nichts zäh und schwierig, weil so ein großer Zugzwang kommen wird und alle es machen müssen.

[SPEAKER 1]Ja.

[SPEAKER 2]Das ist, glaube ich, wirklich ganz gut. Das ist nicht nur was für den Freiberufler, sondern da kannst du eine ganze Firma draus bauen, da kannst du eine Beratungsagentur.

[SPEAKER 1]Absolut, da bin ich hundertprozentig sicher und ich glaube, wir können jetzt auch überhaupt noch gar nicht komplett erkennen, um was es da alles geht. Wir sprechen jetzt gerade von ein bisschen Energie, wir sprechen von Elektrik und wir sprechen von Motoren, ob Elektromotor oder Dieselmotor. Ich glaube, das geht in alle Lebensbereiche rein. Ich bin fest davon überzeugt, das geht in alle Lebensbereiche rein. Weil wo wir überall Energie brauchen, gerade im Tierbereich, das trifft ja nicht nur die Pferdehalter, In der Milchbranche, also sprich in der Kuhhaltung, ist es ja auch ganz, ganz energieabhängig. Und die gesamte Tierhaltung ist ja energieabhängig. Und da passiert unheimlich viel. Und ich glaube, diese Energieberatungsagenturen, ja, ein spannendes Berufsfeld. spannendes Berufsfeld. Und wenn das dann noch ein bisschen spezialisiert ist auf die jeweilige Tierart, Tiergattung, dann ist es noch ein spezialisiertes, spannendes Berufsfeld.

[SPEAKER 2]Also, es bewegt sich einiges, lieber Volker, aber ich glaube, wir beide gehen positiv ins neue Jahr.

[SPEAKER 1]Ach klar, logisch.

[SPEAKER 2]Wir werden einiges erleben. Und falls ihr auch vielleicht in der Diskussion was beitragen wollt, entweder auf Instagram oder podcast.wehost.com. Wir sind natürlich auch auf eure Meinungen gespannt oder vielleicht habt ihr selber auch Thesen, die ihr mal diskutieren wollt. Danke dir, lieber Volker, guten Start ins Jahr und bis bald.

[SPEAKER 1]Christian, ich wünsche euch auch ganz, ganz viel Erfolg im neuen Jahr. Guckt, wie Horst sich weiter so toll entwickelt, wie es sich entwickelt. Das ist echt spannend, bei euch zuzuschauen. Und auch euch wünsche ich dem ganzen Team viel, viel Erfolg im neuen Jahr. Und ich freue mich jetzt schon, wenn wir uns hoffentlich im April auf der Equitana sehen.

[SPEAKER 2]Danke, Volker.

[SPEAKER 1]Tschüss.

[SPEAKER 2]Auch in diesem Jahr haben wir großartige Gäste in Planung, aber wenn ihr auch gerne mal Vorschläge machen wollt, wen ihr gerne mal hören möchtet, ist das möglich. wehorse.com/podcast. Da ist ein kleiner Fragebogen eingebaut. Wir fragen einige Daten ab und dann potenziell euer Vorschlag bei uns im Podcast. wehorse.com/podcast.

Alles anschauen

Weitere Folgen für dich