Vielseitigkeit

Vielseitigkeitsreiten

Vielseitigkeit für alle!

Dressur, Gelände, Springen. Drei Disziplinen, die die ganze Bandbreite von Pferd und Reiter fordern. Für sie braucht es nicht nur Eleganz und Ausdruck, sondern auch

Vielseitigkeit - Die Krone der Reiterei

Die Vielseitigkeit, auch Eventing oder Military genannt, ist für viele die Krone der Reiterei. Sie setzt sich zusammen aus drei Teildisziplinen: eine Dressuraufgabe, das Absolvieren einer Geländeprüfung sowie das Springen. Diese drei Disziplinen berühren fast alle Anforderungen der Reiterei, sowohl an Pferd als auch an Reiter. Für die Dressur bedarf es Eleganz, Ausdruck und Anmut, das Springen erfordert Kraft und Geschicklichkeit im Umgang mit den Stangen und im Gelände wird vom Pferd ein hohes Maß an Ausdauer, Mut und Vermögen abverlangt. Diese Kombination macht das Vielseitgkeitsreiten facettenreich und anspruchsvoll zugleich. Deshalb wird das Eventing auch gemeinhin als die Krone der Reiterei bezeichnet. Die universelle Ausbildung, die für die Vielseitigkeit notwendig ist, bringt Abwechslung ins Training und fördert verschiedenste Fähigkeiten und Fertigkeiten bei Pferd und Reiter, weshalb die Vielseitigkeit gerade für Freizeitreiter interessant ist und vielfältige Übungen für den Trainingsalltag bietet. Das Training im Gelände kann dabei auch für das Dressurreiten oder Springreiten von gewinnbringender Bedeutung sein. Die Pferde lernen mit äußeren Einflüssen umzugehen sowie gelassen und souverän zu bleiben.

Die Historie der Vielseitigkeit: Anfänge im Militär

Das Vielseitigkeitsreiten hat seine Anfänge im Militär – daher stammt auch der heute nur noch selten verwendete Name Military. Es wurden zur damaligen Zeit vielseitige Pferde gebraucht und für militärische Zwecke ausgebildet. Die Pferde sollten gehorsam und rittig sein, ausdauernd und mutig. Sie sollten die unterschiedlichsten Hindernisse, wie man sie beim Vielseitigkeitsreiten vor allem im Gelände antrifft, problemlos überwinden können. Aus dieser vormals für das Militär zweckmäßigen Ausbildung hat sich im Laufe der Zeit ein eigener Sport entwickelt. Bereits 1912 wurde das Vielseitigkeitsreiten erstmals bei den Olympischen Spielen ausgetragen, damals jedoch in etwas veränderter Form. Damals waren lediglich Mitglieder eines Militärs startberechtigt. Es gab neben der Dressur und dem Parcoursspringen, ein Hindernisrennen sowie ein Rennen über eine viertel Meile.

Ab 1920 durften dann auch nicht-militärische Reiter teilnehmen. Die einzelnen Prüfungen in der Vielseitigkeit wurden über die Jahre immer wieder variiert und an Sicherheitsstandards angepasst, bis es zu der heute praktizierten Dreiteilung kam. Wie in anderen Reitsport-Disziplinen, gibt es auch in der Vielseitigkeit Prüfungen ab Einsteiger-Niveau bis zu den schwersten Klassen bei den Olympischen Spielen.

Die drei Komponenten der Vielseitigkeit

Die Vielseitigkeit besteht aus folgenden Teilen: 

Teil 1: Die Dressur

Die Dressur ist die erste Herausforderung einer Vielseitigkeitsprüfung. Die Prüfungsaufgabe ist jedoch im Vergleich zu den Aufgaben der Dressur-Spezialisten modifiziert und an die Anforderungen angepasst. Insbesondere die Lektionen sind nicht ganz so komplex und das Niveau ist etwas geringer als bei den reinen Dressurprüfungen. Sie sind ohne die anspruchsvollen versammelten Dressurlektionen wie Galopppirouetten, Serienwechsel sowie Piaffe und Passage konzipiert. Die Bewertung folgt denen der reinen Dressurprüfungen, jedoch wird die erzielte Wertnote im Anschluss in Fehlerpunkte umgerechnet. Die Fehlerpunkte ergeben aus der Differenz der maximal erzielbaren Bewertung und der tatsächlichen von den Richtern erhaltenen Bewertung für den jeweiligen Ritt.

Teil 2: Das Gelände

Nach der Dressur folgt in der Vielseitigkeit der Geländeparcours. Dieser verlangt in der Vielseitigkeit von Pferd und Reiter eine Menge ab. Die Geländestrecke ist das Herzstück jeder Vielseitigkeit und die wohl anspruchsvollste Teildisziplin. Das Pferd braucht Ausdauer, Kraft, Mut und Geschicklichkeit, um die unterschiedlichsten Hürden zu meistern. Es geht nicht einzig darum, dass das Pferd sicher mit wechselnden Bodenverhältnissen und Umgebungen umzugehen lernt. Das Pferd muss sich darüber hinaus trauen, über immer neue, unerwartete und komplizierte Hindernisse zu springen. Dazu gehören Tiefsprünge, Wasserhindernisse und schmale Sprünge, wie man sie im Springparcour nicht antrifft. Die Bewertung erfolgt ähnlich wie bei einer Zeitspringprüfung. Überschreitet ein Reiter mit seinem Pferd die vorher festgelegte Richtzeit, erhält er Zeitstrafpunkte. Darüber hinaus werden Hindernisfehlerpunkte vergeben. Diese Fehlerpunkte fallen jedoch im Vergleich zum Springsport erheblich höher aus. Dieses Ergebnis wird zum Dressurresultat hinzu addiert.

Teil 3: Das Parcourspringen

Das Springreiten bildet in der Regel als letzte Teildisziplin den Abschluss der Vielseitigkeitsprüfung. Genau wie in der Dressur ist das Leistungsniveau auch hier etwas geringer und an die Anforderungen einer Vielseitigkeitsprüfung angepasst. Die Sprünge unterscheiden sich von denen der Spezialisten des Springsports sowohl in der Höhe und Breite als auch in einer vereinfachten Linienführung. Die Grundregeln unterscheiden sich dabei nicht von der Spezialdisziplin. Die Reiter erhalten für jeden Abwurf und eventuelle Zeitüberschreitungen Fehlerpunkte, welche wiederum zu dem Gesamtfehlerkonto, das sich aus den beiden vorherigen Teildisziplinen ergibt, hinzuaddiert werden. Das Reiter-Pferd-Paar, das nach Abschluss des Springparcours die geringsten Gesamtfehlerpunkte aufweist, gewinnt die Vielseitigkeitsprüfung.

Geländetraining: Vielseitigkeit hilft dem Pferd

Das vielseitige Geländetraining bringt vielerlei Vorteile sowohl für Reiter als auch Pferd mit sich und kann eigentlich von Jedermann angewendet werden. Die abwechslungsreichen Gegebenheiten im Gelände können dem Pferd disziplinübergreifend die notwendige Sicherheit sowie das Zutrauen verschaffen, um auf Veränderungen der Umwelt entspannt zu reagieren. Wenn Pferde souverän durch Wasserhindernisse galoppieren, hat das auch einen positiven Effekt auf das Dressur- oder Springreiten. Das Dressurpferd wird Pfützen entspannter, gelassener und vor allem konzentrierter annehmen und auch das Springpferd wird Wasserhindernisse zukünftig nicht mehr als große Gefahr wahrnehmen. Die Pferde lernen so, die unterschiedlichen Bodenverhältnisse kennen, sich auf das Wesentliche zu fokussieren sowie auf unterschiedlichstem Terrain entspannt und souverän zu bleiben.

Der richtige Sitz im Gelände

Drei Faktoren bestimmen Erfolg und Sicherheit in der Vielseitigkeit: Das Pferd, der Reiter und die Beziehung zwischen Pferd und Reiter. Dabei ist der Reiter dafür verantwortlich, das Pferd so von Sprung zu Sprung zu bringen, dass das Pferd optimal den Sprung überwinden kann. Der Sitz des Reiters ist dabei zentral, um diesen Sport kontrolliert und vor allem sicher ausüben zu können. Nur aus einem korrekten und auf die Situationen angepassten Sitz kann der Reiter dem Pferd die notwendige Sicherheit und Stabilität verleihen. Der Sitz ist maßgeblich für die Länge des Galoppsprungs. Die Fußspitzen gehören vors Knie, der Reiter-Schwerpunkt hinter den Körperschwerpunkt des Pferdes und die Hände möglichst tief. Nur so kann die Vorhand des Pferdes nach der Landung wieder hochkommen. Der Blick des Reiters sollte zudem immer nach vorne auf die nächste Hürde gerichtet sein.