Zur Übersicht

#25 Daniel Göhlen, Gründer von Black Horse One, über die „Spectator Judging“-App und die Zukunft des Richtens

Im Interview mit Christian Kröber berichtet Daniel Göhlen in unserer neuen Podcastfolge über seinen spannenden Weg vom Dressurreiter zu dem Betreiber der „Spectator Judging“-App, die es dem Zuschauer ermöglicht, die Reiter auf einem Turnier live mit zu bewerten.

Höre dir an, wie die App funktioniert, wie du mitmachen kannst und warum nicht nur die Zuschauer davon profitieren, sondern auch die Richter und Reiter auf den Turnieren. Erfahre im Laufe des Gesprächs, woher die Idee zur Spectator Judging-App zusammen mit dem Unternehmen SAP kam, wie es mit eDressage und dem Kür-Regelsystem weitergeht und welche spannenden Projekte die Pferdewelt in Zukunft vom Unternehmen Black Horse One erwarten kann.

Eine spannende Folge mit interessanten Ausblicken auf die Zukunft des Richtens im Turniersport!

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]Herzlich willkommen zu der neuesten Folge des wehorse Podcasts. Wir als Online-Reitschule sind natürlich nicht nur an Ausbildungsthemen interessiert, sondern gucken auch links und rechts, was sich noch so tut. Heute spreche ich mit dem Mann hinter der sogenannten Spectator-Judging-App, die man von vielen großen Turnieren kennt. Eine App, mit der man selber live mitrichten kann. Er arbeitet mit seinem Team unter anderem auch am papierlosen Richten. Grund genug zu sprechen. Viel Spaß mit dem Interview mit Daniel Göhlen. Eine neue Folge im wehorse-Podcast. Ich freue mich heute ganz besonders, denn wir bei wehorse verfolgen natürlich auch viele digitale Unternehmen im Pferdebereich, digitale Geschäftsmodelle und Menschen, die Digitalität im Pferdesport weiterbringen. Und heute sind wir in München, nämlich bei Black Horse One und ich freue mich, dass der Mann hinter der Spectator Judging App, der mit seinem Team unter anderem Spectator Judging betreibt, bei mir ist. Hallo Daniel Göhlen.

[SPEAKER 2]Hallo, ich freue mich dabei zu sein.

[SPEAKER 1]Spectator Judging. Einige haben es vielleicht schon mal erlebt, wenn sie auf einem der großen Reitturniere in Europa und inzwischen auch darüber hinaus sind und waren. Was genau ist Spectator Judging App als eines von mehreren Projekten unter dem Dach von Black Horse One, deiner und eurer Firma?

[SPEAKER 2]Bei Spectator Judging können die Fans am Dressurviereck und auch zu Hause aktiv am Geschehen teilnehmen, können live ihre Wertnoten einreichen und am Ende jedes Rittes präsentieren wir das Zuschauerergebnis. Die Leute können sich in der App und im Stadion vergleichen und erleben so den Sport noch etwas näher und können mitten integriert sein.

[SPEAKER 1]Also es ist, zunächst muss man sagen, sehr stark auf Dressurreiten gemünzt.

[SPEAKER 2]Das ist korrekt. Die meisten unserer Veranstaltungen drehen sich direkt um den Dressurspitzensport. Wir haben auch in der letzten Zeit angefangen, weitere Disziplinen gemeinsam mit SAP zu erkunden. und stellen ganz glücklich fest, dass auch in anderen Disziplinen hier durchaus Potenzial da ist und dass die Leute wirklich Spaß haben mitzurichten und dabei zu sein.

[SPEAKER 1]Spectator Judging ist eines von drei großen Projekten, das ihr habt. Ihr habt noch E-Dressage, also ein Eingabesystem für Noten und auch noch ein weiteres Projekt, über das wir gleich sprechen. Aber was ist so die Idee hinter Spectator Judging gewesen? Wie seid ihr darauf gekommen?

[SPEAKER 2]Gemeinsam mit SAP hatten wir überlegt, was kann man tun, um im Dressursport innovativ zu sein und was können wir tun, um das Fan-Erlebnis zu verbessern. Und im Rahmen von diversen Fan-Engagement, Brainstorming-Sessions, haben SAP und Black Horse One sich dazu entschieden, Spectator Judging gemeinsam zu unterstützen und zu präsentieren. Und so sind wir inzwischen auf über 100 Turniere gekommen, wie du schon gesagt hast, über verschiedene Kontinente hinweg und arbeiten fröhlich an neuen Funktionen, können es kaum erwarten, immer die nächste zu präsentieren. Und die Zuschauer nehmen es begeistert auf und das ist einfach das Tollste.

[SPEAKER 1]Also von der konkreten Funktion ist es ja so, man sitzt auf der Tribüne, es läuft beispielsweise eine Weltcup-Prüfung und wie geht’s dann? Kann ich dann selber die Einzelnote geben? Gehe ich auf Gesamtergebnis? Was genau ist diese Experience, von der du eben gesprochen hast?

[SPEAKER 2]Das kommt ganz darauf an, wie sehr du dich involvieren möchtest. Wenn du dich hauptsächlich zurücklehnen möchtest, den Ritt genießen möchtest und nur am Ende kurz auf dein Handy schauen möchtest, dann kannst du nur eine Wertnote am Ende abgeben. In der Regel ist es eine prozentuale Einschätzung oder in der Kür eine A- und eine B-Note, die dann zu deinem Ergebnis führt. Wenn du ein bisschen stärker involviert sein möchtest, kannst du genau wie die offiziellen Richter da unten jede Note abgeben und mal sehen, wie anstrengend es auch ist, was die Richter tun und wie viel Konzentration da dazu gehört, das über viele Reiter hinweg aufrecht zu erhalten und wirklich fair zu sein. Also du hast die Möglichkeit von der anstrengendsten, echtesten Variante des Richtens bis hin zu einer sehr relaxten, zurückgelehnten Variante und kannst je nachdem, wie du dich gerade fühlst, daran teilnehmen.

[SPEAKER 1]Das ist ja durchaus auch was Neues für die Richter.

[SPEAKER 2]Absolut, absolut. Es gab am Anfang zweifellos Bedenken, ob denn das Publikum dazu überhaupt in der Lage ist. Zum einen haben wir festgestellt, dass ganz selten das Zuschauerergebnis vom offiziellen Richterergebnis abweicht. Zum anderen verstehen die Zuschauer, wie ich eben schon kurz erwähnte, wie schwer es eigentlich ist. Und häufig, wenn wir am Ende einer Prüfung einen Ehrenpreis vergeben für denjenigen, der besonders aktiv oder besonders gut mitgerichtet hat, dann hören wir von den Leuten, dass das ja, das hätten sie sich gar nicht vorgestellt. was es bedeutet und das wird auch von den Richtern positiv wahrgenommen und ich denke, dass unsere Präsentation, die sehr überlegt dargestellt ist, deutlich zeigt, dass die Position der Zuschauer eine andere ist, deren Ausbildung stand natürlich und dass das Zuschauerergebnis nicht mit dem offiziellen Ergebnis qualitativ konkurrieren kann. obwohl es sich in den seltensten Fällen unterscheidet. Und wenn es sich dann mal unterscheidet, dann ist es ja auch ganz spannend und auch mal ganz schön darüber zu diskutieren. Und ab und zu versteht man es. Und ich denke, dass das für alle eine ganz interessante und lehrreiche Erfahrung ist, besonders die Zuschauer.

[SPEAKER 1]Gerade auch der Dressursport, der ja ein sehr faszinierender Sport ist, wenngleich er natürlich auch erklärungsbedürftig ist, im Vergleich jetzt zum Springreiten, wo man ja als Laie versteht, okay, wenn die Stange fällt, dann gibt’s Strafpunkte. Beim Dressurreiten ist es ja für jemanden, der das erste Mal da sitzt, gar nicht so einfach. Ihr tragt ja damit auch dazu bei, Dressurreiten auch etwas einfacher zu erklären.

[SPEAKER 2]Ganz klar, wir möchten das Verständnis dafür erzeugen. Nicht zuletzt ist es ein Sport, der von außen in erster Linie nicht ganz leicht verständlich ist. Wenn man dann mal selber Noten gegeben hat und mal selber auch daneben gelegen hat, dann versteht man plötzlich viel mehr, warum Juroren teilweise unterschiedlicher Meinung sind. Man versteht, wie wichtig die Perspektive ist, was man gerade tatsächlich sehen kann. Und so erzeugen wir zusätzliches Verständnis.

[SPEAKER 1]Und das sind ja ganz viele Faktoren, wie du gerade sagtest, also auch die Position in der Arena, wo ich sitze, die hat ja häufig einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie sehe ich eine Lektion.

[SPEAKER 2]Ganz klar, wenn du ein Pferd von hinten siehst, kann es was ganz anderes sein, wie wenn du ein Pferd von der Seite siehst. Das ist häufig gar nicht, vielen Zuschauern häufig gar nicht klar. Wenn sie es mal selber gemacht haben, dann merken sie es plötzlich.

[SPEAKER 1]Nun seid ihr mit einer App am Markt. Wie ist dein persönlicher Background? Hast du selber Pferde-Background?

[SPEAKER 2]Ja, ich bin selber aktiver Dressurreiter. Ich war lange Zeit selber auf Turnieren sehr viel unterwegs. 2008 war ich Sechster auf der Deutschen Meisterschaft und hatte darüber die glückliche Situation, dass internationale Richter mich kannten, wussten, dass ich zu dem Zeitpunkt noch Informatik studiert habe in München. Und bin darüber erst in dieses Geschäft gekommen und habe jetzt die glückliche Situation, das, was ich wirklich liebe, zu vereinen.

[SPEAKER 1]Ist es damals auch aus so einer eigenen Notwendigkeit heraus entstanden, dass du gesagt hast, okay, ich möchte vielleicht auch mal mehr verstehen, warum ich so bewertet werde, wie ich bewertet werde?

[SPEAKER 2]Auch tatsächlich ist ja ursprünglich das Kürsystem, worüber wir noch nicht gesprochen haben, der erste Impuls gewesen. Dann habe ich gleichzeitig angefangen, selber eine Richterausbildung zu starten oder mich einer Richterausbildung zu unterziehen, um auch die andere Seite zu sehen. Und letztendlich macht diese Kombination aus Informatik, aus Richter und selber aktivem Sportler das Fundament für mich aus.

[SPEAKER 1]Und bist du selber jetzt noch aktiv im Sattel?

[SPEAKER 2]Tatsächlich reite ich vergleichsweise wenig im Vergleich zu früher. Ich habe immer noch zwei Pferde, auf Gut Dachsau stehen, bin sehr glücklich. Komme durch unser operatives Geschäft eigentlich nicht mehr dazu, auf Turnieren selber im Einsatz, reiterlich im Einsatz zu sein. Ich hoffe, dass ich es dieses Jahr schaffe, noch ein Turnier selber zu reiten. Letztes Jahr war es, glaube ich, auch nur eines. Davor waren es zwei. Ich würde gerne wieder mehr reiten, aber am Ende muss das Geschäft natürlich im Vordergrund stehen und wir haben so viele coole Projekte, dass ich da durchaus durchhalten kann, wenn ich nicht selber im Sattel sitze.

[SPEAKER 1]Und ihr seid auch unglaublich viel unterwegs, muss man sagen. Also ihr wart gerade auf den Weltreiterspielen in Tryon in Nordamerika. Wie viele Turniere bestreitet ihr mit der Spectator Judging App im Jahr?

[SPEAKER 2]Letztes Jahr waren es knapp unter 70. Ich glaube, dieses Jahr kommen wir auf knapp über 70. Sei dahingestellt, wie viele es am Ende des Jahres tatsächlich sind. Aber die Nachfrage daran wächst ständig. Die Bekanntheit davon wächst ständig. Und das ist eine großartige Erfahrung. Und so viel rumzukommen, ist ja auch was ganz Spannendes.

[SPEAKER 1]Was sind so die Highlights für euch gewesen? Ihr seid natürlich auf den ganz großen Turnieren unterwegs, also Weltcup, die großen Championate. Was sind so die persönlichen Highlights, die ihr bisher erlebt habt?

[SPEAKER 2]Schwierig. Jedes Turnier ist in einer Hinsicht für sich selber besonders. Persönlich mag ich sehr gerne London Olympia am Ende des Jahres. In dem weihnachtlichen Flair ist es einfach ein ganz besonderes Erlebnis. Aber es gibt ganz viele tolle Turniere, bei denen wir dabei sein durften. Sei es das Weltcup-Finale, sei es die Weltreiterspiele, sei es Aachen. Ich glaube, jedes Turnier ist für sich so besonders, dass es verdient hat, besonders herausgestellt zu werden.

[SPEAKER 1]Seid ihr denn mit Spectator-Judging nur im Dressurbereich unterwegs oder könnte man ja auch auf weitere Bereiche ausweiten?

[SPEAKER 2]Tatsächlich haben wir bei den Weltreiterspielen und auch schon in Aachen und Wiesbaden Voltigieren unterstützt. Ich glaube, dass der Voltigiersport eine ganz besonders gute Chance hat, von Spectator Judging zu profitieren. Nicht zuletzt sind es ja etwas jüngere Leute, die dem Voltigiersport folgen im Vergleich zu Dressurreiten. Die haben ein App, bei dem sie mitmachen können, das finden sie super. Die sind dabei, die halten von Anfang an bis Ende durch und geben ihre eigenen Noten ab. Das ist ganz großartig. Genauso haben wir es jetzt bei den Weltreiterspielen erstmals in Raining eingesetzt, was auch toll war. Genauso versuchen wir gemeinsam mit SAP im Springreiten Möglichkeiten zu erkunden. Dort ist natürlich kein bewertendes oder meistens kein bewertendes Richtverfahren im Einsatz, sondern du zählst Zeit und Fehlerpunkte. Bei uns versuchen wir mehr in die Prediction-Schiene zu gehen.

[SPEAKER 1]Also in die Vorhersage.

[SPEAKER 2]Korrekt, dass du vor der Prüfung sagst, wie viele Nullrunden gibt es, bei welchem Sprung werden die meisten Fehler passieren, wer gewinnt und das ist auch ganz cool. Da fragen wir die Leute vorher und wer am Ende besonders gut getippt hat, der hat dann die Chance einen großartigen Ehrenpreis zu gewinnen.

[SPEAKER 1]Genau, auf den Veranstaltungen selber habt ihr dann immer wertvolle Preise ausgelobt.

[SPEAKER 2]Absolut. Es kann sein, dass es Karten für das nächste Jahr sind. Es kann sein, dass es ein Meet & Greet mit einem ganz besonderen Spitzensportler ist. Oder was wir in letzter Zeit gerne verfolgt haben, weil es so gut ankommt, sind sogenannte Starboards, auf denen lassen wir die ganzen Top-Reiter unterschreiben. Wir haben ja die Freude, viele davon auf den Turnieren persönlich zu sehen. Bitten Sie dann um Ihre Unterschrift. Da gibt es ein Starboard pro Veranstaltung, was dann der Zuschauer gewinnen kann, worauf man wirklich stolz sein kann, weil so viele Unterschriften von so vielen Top-Reitern, das ist was Besonderes und dafür machen die Leute sehr gerne mit.

[SPEAKER 1]Wie sehen die Reiter selber das, was ihr macht? Weil das ist ja nochmal ein ganz neues Level, was dazukommt. Vorher waren sie einfach nur bewertet von den Richtern, wo man sicherlich immer auch Potenzial hatte, darüber zu diskutieren. Aber jetzt nochmal eine Zuschauerwertung daneben, das ist ja nochmal eine ganz andere Dimension.

[SPEAKER 2]Die Reiter finden es im Großen und Ganzen super. Sie haben eine zusätzliche Meinung und sie fühlen sich dadurch besonders fair bewertet. Letztendlich hat man immer dann dadurch zwei Ergebnisse, ein offizielles und ein Zuschauerergebnis. Eines davon ist immer höher. Das heißt, man hat immer jemanden, der einen besonders gut fand. Außerdem stärkt es natürlich die Bindung zwischen Fan und den Athleten, wenn sie sich selber committen und selber für den Athleten Noten geben. Das hilft allen am Ende.

[SPEAKER 1]Und sieht man die Kollegen auch mal, dass ein ihrer Kollegen da gerade in der Bahn ist, mitbewerten? Also sind die selber auch mit dabei zum Teil? Ja klar.

[SPEAKER 2]Also viele davon sind selber aktiv mit dabei. Sagen dann auch, dass sie gar nicht wussten, wie schwierig es ist zu richten. Ganz erstaunlich auf dem Niveau. Aber viele machen mit. Viele teilen ihre Ergebnisse auf Social Media, was für uns natürlich oder was uns besonders freut. Und ohne die Reiter hätte es ja auch keinen Sinn. Die müssen auch dahinter stehen. Am Ende stehen alle dahinter und das ist, was es besonders macht.

[SPEAKER 1]Ja und es hilft auch die verschiedenen Seiten so ein bisschen näher zu bringen. Also ich selber habe auch früher Dressur geritten, lange nicht so hoch wie du, aber man steht ja am Ende immer da und sagt, naja, vielleicht hätte ich da mal einen Punkt mehr verdient und hier vielleicht auch. Das hilft ja auch, dass man sich gegenseitig auch so ein bisschen besser versteht, weil dieser Grundkonflikt Reiter-Richter, der ist ja schon manchmal imminent.

[SPEAKER 2]Total, total. Am Ende wollen die Richter keinen Konflikt zum Reiter darstellen, sondern sie wollen den Reitern jeden, oder jeder Reiter soll möglichst fair bewertet sein, möglichst, oder soll den gleichen richterlichen Standard unterzogen werden. Und am Ende ist jede Möglichkeit, um hier eine Kommunikation oder eine Unterhaltung zu fördern, wünschenswert. Und hilft sicherlich den Reitern auch zu erklären, warum es denn so schwierig ist.

[SPEAKER 1]Und auch gerade bei der Kür muss man sagen. Bei der Kür ist es ja auch, gerade in der B-Note, natürlich muss es objektiviert werden, aber es ist natürlich auch immer ein subjektiver Anteil dabei. Gerade da ist es ja besonders interessant.

[SPEAKER 2]Ja, nicht zuletzt ist die Kür besonders unterhaltsam zum Zusehen und am Ende hat man auch nochmal ein paar Sekunden Zeit, um sich nochmal über die letzten Noten Gedanken zu machen. Hier eine zweite Publikumsmeinung zu haben, ist auf jeden Fall spannend. Eine Kür ist besonders schwer zu bewerten für die Juroren und auch daher muss man immer als Zuschauer sehen, dass man nicht die Musik so bewerten soll oder danach bewerten soll, ob sie einem dann gefällt, sondern ob sie zum Pferd und zum Reiter und zur Ausführung passt. Und hier ist es immer ganz besonders spannend, die Zuschauerergebnisse zu sehen.

[SPEAKER 1]Und vielleicht einmal kurz zur Erklärung für alle, die jetzt nicht so firm sind mit dem Bewertungssystem bei einer Kür, also bei einer Pflichtaufgabe in Anführungsstrichen, da gibt es natürlich einfach pro Lektion die Punkte von 0 bis 10 bei einer Kür, kommt noch ein zweiter Teil dazu. Also es gibt einmal eine A-Note für die Ausführung der technischen Lektionen auf dem Niveau und eine B-Note für die künstlerische Gestaltung, wo unter anderem ja die Musik auch bewertet wird.

[SPEAKER 2]Ganz genau. Ganz genau ist die einzige Form der Darbietung, bei der eine künstlerische Note mit einfließt. Die künstlerische Note macht natürlich oder macht die Hälfte der Bewertung aus. Dementsprechend schwierig ist es, da die Leute auch nicht die gleiche Übung haben, wie wenn man einfach jede Note technisch Lektion für Lektion runterbewertet.

[SPEAKER 1]Genau. Wenn ich mich erinnere, ich hab damals unglaublich gerne Comunio gespielt, also ist ja im Fußball so ein Ligasystem. Ihr plant jetzt auch was ähnliches, so eine Art Kicktipp für den Pferdesport, um auch über verschiedene Veranstaltungen weg, auch potenziell am Fernseher auch mitzuvoten.

[SPEAKER 2]Ja, genau. Du kannst natürlich bei uns direkt vom Stadion mitwerten, du kannst aber auch über FEI-TV, ClipMyHorse oder die anderen Streaming-Provider mitmachen und selbst deine Noten geben. Und dieses Jahr freuen wir uns, etwas ganz Neues zu präsentieren. Die FEI E-League Dressage wird starten. Sie zieht sich über die Weltcup-Turniere hinweg, also startet mit Herning und dann Lyon. Das Finale wird in Göteborg sein und die Zuschauer können von Turnier zu Turnier Punkte sammeln, die alle auf ein globales Leaderboard angewendet werden. Derjenige, der am Ende die meisten Punkte hat, wird einen ganz besonderen Ehrenpreis kriegen. Der wird als VIP zum Weltcup-Finale in Göteborg eingeladen, mit Flug und Hotel. Also ein richtig cooler Preis.

[SPEAKER 1]Das ist wirklich richtig cool, muss man sagen.

[SPEAKER 2]Und ich hoffe, dass besonders viele Leute darüber teilnehmen. Die Chancen steigen, wenn du bei mehreren Shows mitmachst. Wie gesagt, es ist ja egal, ob du vor Ort bist oder ob du über den Stream mitrichtest. Und ich kann es kaum erwarten. Ich glaube, dass diese Funktionalität echt cool ist und wir werden mal sehen, was wir da in Zukunft noch darauf aufbauen und machen können.

[SPEAKER 1]Und ich glaube damit, man hört ja gerade in der Sportvermarktung relativ viel über E-Sports, große Fußball-Bundesligisten, die jetzt nicht nur ein Fußball-Team haben, sondern die haben auch ein E-Sports-Team. Es ist natürlich im Pferdebereich schwieriger für uns alle umzusetzen, aber man geht damit ja zumindest einen Schritt in die Richtung, dass wir sagen, es gibt zumindest eine Anknüpfung irgendwo an E-Sports.

[SPEAKER 2]Ja, also wir versuchen da vorsichtig kleine Schritte zu machen, um selber zu lernen, wie es ankommt und worauf wir achten müssen. Im Moment ist man keinem oder bei dem Start der FII-League ist man keinem Team zugehörig. Das einzige, was für Fragen ist, für welche Nation man denn sozusagen antreten möchte. Darauf aufbauend können wir dann sehen, ob man nationsspezifische Teams fortführen kann und ob man damit arbeiten kann oder ob wir versuchen wollen, in kleinere Teams zu gehen, sei es auf Reitclub-Ebene, sei es auf Freunde-Ebene. Wir wollen uns noch die verschiedenen Optionen offen halten und starten jetzt mal mit der Nation und dann werden wir mal sehen, wo uns der Weg hinführt.

[SPEAKER 1]Wir werden es auf jeden Fall machen, weil wir werden, das können wir uns sehr gut vorstellen, wir haben es zu der Fußball-Weltmeisterschaft, da hatten wir ein firmeninternes Wii-Horse-Kick-Tipp-Spiel. Cool. Da müssen wir jetzt ja wohl umsatteln auf das firmeninterne Spectator-Judging-E-League-Game.

[SPEAKER 2]Ja unbedingt, ich lade jeden herzlich dazu ein mitzumachen. Schaut auf FEI TV zu, schaut auf den Streaming-Providern zu und dann bin ich sehr gespannt, wie eure Einschätzungen sind und wer am Ende ganz oben steht.

[SPEAKER 1]Sehr gut, sehr gut. Du hast es ja eben schon einmal angesprochen, neben Spectator Judging habt ihr noch zwei weitere wichtige Projekte, die ich auch persönlich cool finde, muss ich sagen. Unter anderem ist es eDressage. Was genau ist eDressage?

[SPEAKER 2]eDressage ist ein System, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Erfahrung für Richter und für die Fans noch transparenter und noch unterhaltsamer zu machen. Startet, oder das ist jetzt sehr abstrakt beschrieben, ganz konkret ist es ein System für die Noteneingabe bei den Richtern. Die kriegen ein Tablet, auf dem der Notenbogen dargestellt ist. Die Kommentare und Noten werden direkt von dem Schreiber, der ja bei jedem Richter dabei sitzt auf größeren Turnieren, in dieses Tablet eingegeben. Und am Ende des Rittes hast du dein Ergebnis. Der Richter unterschreibt aber jetzt nicht wie vorher auf Papier, sondern direkt auf dem Tablet. Jetzt musst du verstehen, oder du weißt es natürlich, auf ganz großen Turnieren war es so, Bei jedem Richter saßen zwei Personen dabei. Einer hat die Kommentare und Noten auf Papier festgehalten, der andere hat nur die Noten in den Computer eingegeben. Mit den Noten in den Computer konnte man einen Live-Trend im TV darstellen, auf Infield-Displays und konnte nach jedem Reiter ein vorläufiges Ergebnis darstellen.

[SPEAKER 1]Man hat quasi den prozentualen Durchschnitt aller bisher gegebenen Noten immer gesehen. Also wenn ich mal in Aachen war oder auf anderen großen Veranstaltungen, da gibt es immer diese diese Displays in Anführungsstrichen, wo dann der aktuelle Live-Trend läuft.

[SPEAKER 2]Genau, da weißt du, ob derjenige gerade Zweiter ist oder Chancen hat Erster zu sein, wo auch immer er liegt. Das war möglich durch die Eingabe in den Computer. Aber nach jedem Reiter musste der Papiernotenbogen, der vom Richter unterzeichnet ist, zur Rechenstelle. Die Rechenstelle hat dann vergleicht, ob derjenige, der den Computer bedient hat, auch alles richtig eingetippt hat. Danach wurde in der Regel das Ergebnis bestätigt, aber doch sehr häufig auch korrigiert, was leider teilweise zu Rangänderungen geführt hat oder Auf jeden Fall zur Änderung des Ergebnisses. Mit eDressage soll dieser Teil wegfallen. Es soll, wie gesagt, nur noch eine Person pro Richter geben. Die hält auch gleich die Kommentare mit im iPad fest und am Ende jedes Drittes gibt es ein Ergebnis. Das ändert sich nicht mehr. Das bleibt und die Leute können feiern, dass ihr Reiter jetzt auf Rang 2 ist. ohne sich Gedanken machen zu müssen, dass er vielleicht nach der Korrektur des Ergebnisses auf Rang 3 ist. Und das macht es natürlich auch für TV sehr viel interessanter und auch für die Athleten schöner, wenn sie sich sicher sein können, dass es ihr bestätigtes Ergebnis. Damit können sie jetzt weitergehen und sich hoffentlich freuen.

[SPEAKER 1]Und das ist ja schon auch für jeden Turnierveranstalter eine enorme Verbesserung, weil vorher musste er Ehrenamtler haben, die vielleicht da sitzen, die da mitschreiben. Das ist ja eigentlich für alle Seiten eine Win-Win-Situation.

[SPEAKER 2]Ganz klar. Wir bezeichnen es als ein paperless judging System. Der ganz offensichtliche Vorteil ist natürlich, dass du auf Papier verzichtest, für die Umwelt was Gutes tust, für die Veranstalter ist das ganz klar eine wichtige Rolle. Für die ist aber auch ganz wichtig, dass du dir eine Menge Personen sparst. Wenn du auf einem großen Weltcup-Turnier bist, dann hast du in der Regel fünf Richter. Wenn man dann überlegt, dass bei jedem zwei Personen dabei sitzen, sind schon mal zehn Freiwillige, die da mithelfen müssen. Mit unserem System sind es nur noch fünf. Dann mussten die Protokolle eingesammelt werden und Korrektur gerechnet werden. Das hat Zeit und Personal gekostet. Das musste ja auch bezahlt werden. Mit unserem System ist das erheblich niedriger. Du brauchst zwischen fünf und sieben Personen oder eigentlich zwischen sechs und sieben Personen weniger. Kannst dir Zeit sparen und kannst den Leuten dadurch ein noch tolleres Ergebnis oder Erlebnis liefern.

[SPEAKER 1]Und ich glaube, das sehen auch immer viele Zuschauer nicht, weil das ist ja schon ein enormer Apparat, der dahinter steht bei so einer großen Dressurprüfung. Also diese fünf Notenbögen werden eingesammelt, dann gibt es eine Rechenstelle, da gibt es eine Person, die das tatsächlich händisch dann einklimpert, salopp gesagt. die quasi die Noten nochmal eingibt, gegencheckt gegenüber dem, wie du ja eben gesagt hast, in das System schon eingegebene Resultat und dann wird es bestätigt, das ist ja auch ein enormer Aufwand.

[SPEAKER 2]Ganz klar, ganz klar und das ist auch nicht nur für die Leute hinter den Kulissen stressreich, sondern genauso für die Richter, die müssen bisher mehr oder weniger zwei Personen kontrollieren, Und am Ende versuchen sie einmal nochmal in beide Systeme reinzuscheinen, einmal auf Papier, einmal in den Computer, ob denn da auch die Noten stehen, die sie gegeben haben. Jetzt müssen sie nur noch eine Person kontrollieren, können sich dadurch noch viel mehr auf den Ritt konzentrieren und können dadurch noch unabgelenkter ein möglichst faires Ergebnis erzeugen. Und das wollen ja am Ende alle.

[SPEAKER 1]Und fangt ihr da zunächst mit kleineren Turnieren an, wo ihr das System testet oder wie bringt man jetzt sowas tatsächlich an den Markt?

[SPEAKER 2]Wir hatten die großartige Gelegenheit, zusammen mit der EEF, der Europäischen Reiterlichen Vereinigung, und namhaften Veranstaltern, da ist Frau Max Theurer aufzuzählen, Herr Christoph Ohrenbach, mit dem Turnierdirektor Thomas Bauer, die Möglichkeit, dieses System bei drei Shows bereits vollständig zum Einsatz zu bringen. Da haben wir mit den Kollegen von Hippodata zusammengearbeitet. Das war zunächst Achleiten, dann waren wir in Lodeland und in Kappeln.

[SPEAKER 1]Also drei große internationale Dressur Turniere.

[SPEAKER 2]Absolut, das waren lange und spannende Turniere, die vollständig mit dem System abgearbeitet wurden und das System hat ganz großartig funktioniert, hat wirklich hervorragendes Feedback von den involvierten Personen erzeugt, unter anderem natürlich den Richtern. Aber auch die Reiter fanden es cool, weil direkt im Anschluss an die Prüfung bekommen sie mit unserem System ihren Notenbogen per E-Mail. Das heißt, du musst nicht mehr in die Meldestelle laufen, kriegst dann fünf Notenbögen, die du alle nebeneinander legen musst und alle gegenlesen musst, um zu verstehen, wie sich dein Ergebnis zusammensetzt, sondern du hast es direkt nach der Prüfung auf deinem Handy, was einfach cool ist.

[SPEAKER 1]Und was am Ende ja auch zeitgemäß ist. Ich kenne mich jetzt da in anderen Sportarten nicht aus, aber habt ihr auch geschaut, wie das andere Sportarten machen, wo Bewertung ein Kriterium ist?

[SPEAKER 2]Es kommt immer auf die Sportarten an. Tatsächlich ist unser Fokus auch ganz massiv im Reitsportbereich, aber wir versuchen möglichst viel aus anderen Sportarten mitzunehmen. zu lernen, was die hinsichtlich Sportspresentation machen, was dem Reitsport vielleicht zugute kommen könnte und wie wir Innovationen vorantreiben können, die in anderen Sportarten schon wesentlich weiter sind. Aber es kommt tatsächlich auf die Sportart an. Manche sind da schon sehr weit, manche haben noch Aufholbedarf. Ich glaube, im Reitsport sind wir gar nicht so schlecht.

[SPEAKER 1]Und ist das ein System, wo du sagst, das kann am Ende jeder Turnierveranstalter, der getrenntes Richten in einer Prüfung hat, dann auch anbieten?

[SPEAKER 2]Ja, also der Weg dorthin ist noch ein klein wenig weiter. Im Moment warten wir noch auf die offizielle Freigabe der FEI, des Waldreiterverbandes. Und dann werden wir mit verschiedenen Partnern sprechen, sehen, in welchem Konstrukt wir unsere Software anbieten können, aber ich bin sicher, dass ganz bald ganz viele Turnierveranstalter zugutekommen wird.

[SPEAKER 1]Also ihr habt jetzt auch die nächsten Veranstaltungen, wo das dann auch wirklich implementiert und angewendet wird. Ihr seid aus der Testphase dann quasi raus. Ja.

[SPEAKER 2]Wir sind aus der Testphase raus. Ganz wichtige Punkte waren zu verstehen, wie sicher unsere Software im operativen Einsatz läuft, wie sicher wir die Noten übertragen können und speichern können. Da sind wir dank der SAP Cloud Plattform ganz weit vorne. Wir können uns sicher sein, dass mit den Noten nicht auf dem Weg vom Richter zu unserem System gespielt werden kann. Wir sind sicher, dass sie dort sicher liegen und dass wir immer historisch nachweisen können, zu welchem Zeitpunkt welche Note denn gegeben wurde. Das haben wir jetzt abgehakt. Wir sind auf dem Stand, dass wir jetzt überlegen, wie wir es möglich machen können, dass wir möglichst global, möglichst vielen Veranstaltern unser System anbieten können und das dann auch hoffentlich im Einsatz sehen können.

[SPEAKER 1]Diese Frage, ist die Note jetzt korrekt, wie sie angegeben wurde oder nicht, ist ja eigentlich mit die entscheidende Frage bei dem System.

[SPEAKER 2]Ganz klar, aber so war es auf Papier auch. Wenn der Papiertipper etwas Falsches geschrieben hat und es der Richter nicht gemerkt hat und unterschrieben hat, dann war es so. Wenn es auf dem iPad ist, was man ja genau wie Papier rübergeben kann, nochmal drüberlesen kann und am Ende unterschreibt, dann ist es da genauso. Aber natürlich ist es so, dass der Schreiber eine ganz wesentliche Rolle spielt und dass diese Kraft überhaupt nicht zu vernachlässigen ist. Ist aber unabhängig von Papier und Computer oder iPad-System bei uns.

[SPEAKER 1]Der dritte Teil, der ja auch sehr, sehr spannend bei euch ist, ist das Cure-System. Also ihr habt ein System entwickelt, das die Verarbeitung der Küren und die Bewertung von Küraufgaben vereinfacht. Erklärst du mal mit deinen Worten, was genau euer Kürsystem ist.

[SPEAKER 2]Ja, das war tatsächlich unser erstes System, mit dem wir überhaupt in diesen Sport gekommen sind, was den Start für diese Firma ausgemacht hat. Die FEE bittet oder jeder Reiter muss beim Einsatz des Kürsystems vorher seine Kür online abgeben. Früher war es so, der Reiter hat zwar seine Musik abgegeben, ist dann ins Viereck geritten und keiner wusste so recht vorher, was er macht. Sie haben die Pflichtlektionen, die sie zeigen müssen, zum Beispiel eine Piorette, zum Beispiel Einerwechsel und so weiter. Die können sie aber in beliebiger Reihenfolge zeigen.

[SPEAKER 1]Die wurden quasi einfach abgehakt, immer wurde es gezeigt, ja und dann wurde benotet.

[SPEAKER 2]So ist es, genau. Du musst am Ende dieser Zeit deine Pflichtlektion gezeigt haben und der Richter, ja. ist mehr oder weniger überrascht, was denn als nächstes kommt. Mit dem Cure-System ist das nicht mehr der Fall. Der Reiter sagt vorher, okay, ich reite zuerst einen starken Trab, dann mache ich eine Passage, dann vielleicht eine besondere Schwierigkeit wie eine Doppelpiorette. Zugegebenermaßen diese Reihenfolge ist relativ unwahrscheinlich, aber du verstehst, was ich damit meine.

[SPEAKER 1]Rein hypothetisch, rein hypothetisch.

[SPEAKER 2]So, das macht es natürlich den Richtern sehr viel einfacher. Die haben dann einen eigenen individuellen Notenbogen, ganz wie ein Grand Prix oder ein Spezial, wo genau die Reihenfolge der Lektionen draufsteht und genauso werden sie runterbewertet. Jetzt kommt natürlich wahrscheinlich eine Nachfrage, wie ist es denn, wenn ein Reiter was anderes machen möchte? Es ist ja eine Kür. Und tatsächlich auf dem Level, auf dem das Chorsystem eingesetzt wird, im Moment im Spitzensport, ist es so, dass dich eigentlich nicht deine Choreografie limitiert, sondern die Musik, die du dir auswählst. Reiter stecken ja ganz viel Energie rein, die Musik absolut perfekt zum Pferd und sich und der Ausführung abzustimmen. Das heißt, du hast da drin gar nicht die Möglichkeit, besonders was anderes zu machen. Deine Musik gibt dir ohnehin vor, was du zu tun hast. Insofern ist dieses Argument oder diese Nachfrage, die häufig kam, sehr leicht zu beantworten. Um wieder zurückzukommen, nachdem die Reiter ihre Kür abgegeben haben, wird die in unserem System angezeigt bei den Richtern. Genauso dieser gedruckte Notenbogen. der dann von oben nach unten durchbewertet wird. Und während der Prüfung wissen wir dadurch schon, bei welchem technischen Trend der Reiter im Moment ist. Wir hatten ja vorher darüber gesprochen, in der Kür gibt es eine technische und eine künstlerische Note. Früher entstand diese technische Note auf Papier, wie du eben beschrieben hast. Der Richter hat gesehen, okay, es wird eine Piorette ausgeführt, dann schreibt er eine Note zur Piorette und ganz am Ende nach dem zweiten Halten wurden die ganzen Noten, die gegeben worden sind, nochmal angeschaut, wurden die korrekten Endnoten bestimmt und dann wurden sie in den Computer eingegeben. Das heißt, es dauerte eine relativ lange Zeit, bis denn ein finales Endergebnis da war und es konnte kein Trend im TV gezeigt werden. Mit unserem System kannst du live anzeigen, auf welchem Platz der Reiter im Moment ist und sofort nach dem letzten Halten weißt du, welche Endnote in der Technik der Reiter hat. Und statt vielen Noten, die dann erst noch bestimmt werden müssen, müssen nur vier weitere künstlerische Noten gegeben werden. Das heißt, wir sparen uns pro Reiter, und wir haben mal gemessen zwischen 35 und 42 Sekunden, bis denn das offizielle Ergebnis da ist. Das heißt, du kannst viel früher feiern.

[SPEAKER 1]Das hört sich jetzt wenig an, ist aber tatsächlich relativ viel.

[SPEAKER 2]Wenn du überlegst, dass jeder Reiter acht Minuten oder so drin ist.

[SPEAKER 1]Genau, es addiert sich ja auf, je mehr Reiter du in einer Prüfung hast, desto mehr Zeit gewinnst du dadurch. Genau.

[SPEAKER 2]Und du möchtest ja danach auch wissen, welches Ergebnis hat der Reiter. Und der nächste kommt ja auch irgendwann. Das heißt, du hast nur eine ganz kurze Zeit, in der dieses Ergebnis bekannt gegeben werden kann. Wir können mit diesem System sicherstellen, dass wir nach jedem Reiter ein Ergebnis bekannt geben können. Nicht zuletzt ist es dadurch natürlich schneller und für den Zuschauer schöner erlebbarer, aber es ist auch noch ein ganzes Stück transparenter geworden. Ein Teil der künstlerischen Note ist der Schwierigkeitsgrad. Und nachdem der Reiter vorher bereits gesagt hat, was er denn gerne zeigen möchte, kann er vorher durch unser System erfahren, bei welcher Schwierigkeitsnote er dann herauskommt, wenn alles gut geht. Natürlich ist am Ende die Bewertung abhängig oder die finale Schwierigkeitsnote abhängig von der Bewertung der Juroren. Wenn sie schlechte Noten geben, wird er bei einem erheblich niedrigeren Schwierigkeitsgrad rauskommen. Wenn sie gute Noten geben, weiß er vorher, welchen Schwierigkeitsgrad seine Kür hat und was er damit erreichen kann.

[SPEAKER 1]Und dieser Schwierigkeitsgrad, das ist ja wirklich auch eine Erneuerung, muss man einfach sagen, den es ja so vorher auch gar nicht gab.

[SPEAKER 2]Die Schwierigkeitsnote, so wie sie war, gab es.

[SPEAKER 1]Genau, aber vorher halt nicht. Das, was aus einer Kalkulation entsteht, wo liegt der Schwierigkeitsgrad?

[SPEAKER 2]Ganz genau. Bisher war es so, die Richter mussten sich alle Schwierigkeiten merken, die der Reiter gezeigt hat, was nach einer Zeit ganz schön anstrengend ist, weil du dir viel merken musst. Du musst gleichzeitig auf die Musik achten, du musst auch auf die Choreografie achten. Und es ist einfach menschlich, dass man am Ende einer von acht Minuten Kleinigkeiten vergisst. Du kannst ja auch nicht auf Papier alles mitschreiben. Insofern ist es für die Richter erheblich einfacher und sie haben die Möglichkeit, sich viel mehr auf die Musik und auf die Choreografie zu konzentrieren.

[SPEAKER 1]Und dadurch schafft ihr ja wirklich auch hier in der Kür so ein bisschen mehr Objektivität oder zumindest Nachvollziehbarkeit für den Zuschauer zu schaffen.

[SPEAKER 2]Ja, wir versuchen die Bewertung ganz ähnlich wie bei Spectator Judging transparenter und klarer zu machen und der Gedanke der verschiedenen Stakeholder, die dahinter standen, das sei es die Richtervereinigung, sei es der Club der Reiter oder der Veranstalter, sie alle wollten möglichst ein standardisiertes Richtverfahren, damit möglichst jeder Reiter so gleich wie jeder andere bewertet werden konnte oder bewertet werden kann. Häufig war es so, dass die Kritik bestand, dass manche Reiter eine besonders schwierige Kür gezeigt haben, aber die gar nicht als so schwierig honoriert wurde, weil vielleicht der Reiter sonst nicht ganz ganz weit vorne dabei war. Und diesem Argument kann man so ein bisschen den Wind aus den Segeln nehmen, weil ja jetzt bei uns wirklich jeder Reiter einer wie der andere gleich behandelt wird. Und das hat auch die FII beschlossen. Und jetzt ist dieses System erfreulicherweise im Weltcup der Western European League vorgeschrieben. Genauso wie beim Finale des Weltcups war auch für oder ist für die Weltreiterspiele und Championate vorgesehen. Und das ist natürlich für uns ganz großartig, ist ganz großartig und ein tolles Erlebnis. Und wir sind ganz glücklich beitragen zu können.

[SPEAKER 1]Du mit deinem Team, wie viele seid ihr inzwischen?

[SPEAKER 2]Wir sind sieben Leute im Moment. Wir haben ein relativ gleiches Verhältnis zwischen Entwicklung, Programmierung, Architektur und operativen Betrieb. operativer ist also auf die turniere am ende zu ganz genau unsere software muss ja auch auf den turnieren eingesetzt werden damit da arbeiten wir ganz erfolgreich mit verschiedenen datendiensten zusammen wenn unsere systeme oder mehrere unsere systeme zum einsatz kommen versuchen wir dass wir da selber dabei sein können um alle zu unterstützen und da sind wir operativ tätig und da ist ein kleiner teil des teams nahezu jedes wochenende unterwegs

[SPEAKER 1]Wohin geht denn aus deiner Sicht die Reise? Also ihr seid ja wirklich, was Innovationen jetzt in der turniersportlichen Sphäre angeht, habt ihr drei großartige Sachen jetzt quasi an den Start gebracht. Wohin geht denn die Reise aus deiner Sicht? Ist das jetzt das Ende der Fahnenstangen oder sehen wir jetzt kontinuierliche Verbesserungen im Turniersport, wo auch die Zuschauer mehr eingebunden werden, einfach eine gewisse Transparenz entsteht, eine gewisse Offenheit, die einfach digitale Lösungen dann mit sich bringt?

[SPEAKER 2]Ich glaube, dass wir einen erheblichen Teil bereits dazu beigetragen haben, dass der Dressursport oder auch der Reitsport da weiter nach vorne kommt, aber es ist nicht unsere Art, stillzustehen. Wir versuchen immer, das nächste Produkt oder die nächste Idee in der Pipeline zu haben, daran zu arbeiten und natürlich unsere Bestehenden zu verbessern. Aber wir werden nicht stehen bleiben, wir werden versuchen, dass wir weiter nach vorne pushen.

[SPEAKER 1]Gibt es da schon so einen kleinen Sneak-Peak?

[SPEAKER 2]Also ich denke, dass die F.E.I. E-League jetzt als nächstes ein ganz großartiges Projekt ist, aus dem wir neues Fan-Engagement erzeugen können, aus dem wir ein ganz neues Erlebnis erzeugen können und auch E-Dressage ist ja noch am Anfang. und kann sich noch entwickeln. Die restlichen Sachen, wir werden sehen. Wir überlegen, was als nächstes großes Projekt besonders spannend sein könnte. Aber da wir ja eine vergleichsweise kleine Firma sind, müssen wir uns auf eines konzentrieren und das wollen wir dann aber auch richtig perfekt machen. Das hat uns bisher ausgezeichnet und diesen Gedanken wollen wir weiter verfolgen.

[SPEAKER 1]Also wir werden das bei WeHorse auf jeden Fall ganz, ganz eng verfolgen. Wir finden das nämlich großartig. Und lieber Daniel, am Ende eines jeden WeHorse-Podcasts, auch wenn wir jetzt gar nicht so viel über Ausbildung und Pferde per se gesprochen haben, sondern sehr viel über so technische Dinge, die aber trotzdem ja nicht minder interessant sind, möchte ich dir die vier klassischen WeHorse-Fragen stellen. Und die erste Frage ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 2]Wir wollen immer es noch perfekter machen und noch besser machen. Wir geben immer alles und wir sind schwer zufriedenzustellen. Das ist glaube ich unser Motto und was uns auszeichnet. Wir wollen immer perfekt sein.

[SPEAKER 1]Also volle Kraft voraus. So ist es. Dann Frage Nummer zwei. Vielleicht etwas persönlicher gesprochen. Gibt es einen Menschen, der dich besonders geprägt hat?

[SPEAKER 2]Ja, da ist ganz klar, wobei viele unserer oder viele der Firmen, von denen wir stolzer Partner sein dürfen, da viel dazu beigetragen haben, dennoch Katrina Wüst als die Person zu nennen. Katrina Wüst ist eine international bekannte Dressurrichterin, die ganz am Anfang mich kontaktiert hat. Sie wusste, dass ich zu dem Zeitpunkt erfolgreich reite und Informatik studiere. Die hat mich damals mit der Idee kontaktiert, dass sie gerne so einen kleinen Prototyp hätte. für eine Idee, die sie und viele andere Richter und Reiter haben. Das war ursprünglich das Quizsystem und damals sagte ich, ja dafür brauche ich wahrscheinlich zehn Stunden. Das geht schnell und da bin ich gespannt, da helfe ich gerne mit. Aus diesen zehn Stunden sind mittlerweile tausende geworden.

[SPEAKER 1]Und eine Firma.

[SPEAKER 2]Genau, und eine Firma. Dementsprechend, ihr habe ich wahnsinnig viel zu verdanken und sie hat mir sehr viel beigebracht. Ich bin ihr sehr dankbar.

[SPEAKER 1]Cool. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen dieser Welt eine Sache im Umgang mit Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 2]Wenn ich Ihnen was mit auf den Weg geben könnte, würde ich Ihnen gerne ein ganz hervorragendes App mit auf den Weg geben.

[SPEAKER 1]Was sonst?

[SPEAKER 2]Ich empfehle allen, sich Spectator Judging herunterzuladen. Es ist kostenlos und fröhlich mitzumachen. Im Weltcup kann man einen ganz großartigen Preis gewinnen. Wir hatten ja vorher schon darüber gesprochen. Das finde ich eine ganz hervorragende Sache, um den Leuten mit auf den Weg zu geben.

[SPEAKER 1]Sehr gut. Und dann Frage Nr. 4. Vervollständige dafür bitte diesen Satz für mich, also keine klassische Frage. Pferde sind für mich.

[SPEAKER 2]ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens. Mein ganzer Tag dreht sich darum und um Technologie, die dem Reitsport zugutekommt. Pferde sind für mich sehr, sehr wichtig.

[SPEAKER 1]Großartig. Ich glaube, ihr seid eine großartige Geschichte, die Verbindung von Pferdesport mit Technologie. Ich glaube, da werden wir noch einiges von euch hören. Eure App gibt’s im Google Play Store. Und App Store.

[SPEAKER 2]Kostenlos herunterzuladen. Nennt sich Spectator Judging. Und ich bin gespannt auf alle Noten.

[SPEAKER 1]Genau. Man sieht euch ja bestimmt auf den Turnieren dieser Welt. Also vielen Dank. Daniel Göhlen. Danke. Zum Schluss noch der Tipp für alle Weihnachtsmuffeln. Falls ihr noch keine Geschenke habt, es gibt bis kurz vor Heiligabend bei uns die wehorse Geschenkekarte. Sie ist richtig schön eingepackt, ihr müsst euch also nicht mal mehr um die Verpackung kümmern und somit das perfekte Geschenk. Ihr findet sie unter wehorse.com.shop. Das war’s von dieser Folge des wehorse-Podcast.

Alles anschauen

Weitere Folgen für dich