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#29 Eva Deimel – Springreiterin und -trainerin mit Leidenschaft

Die mehrfache westfälische Meisterin und deutsche Vizemeisterin Eva Deimel berichtet dir in unserer neuen Podcastfolge von ihrem Lebensweg und ihren Erfahrungen als Springreiterin und -trainerin. Ihre Begeisterung für diesen aufregenden Sport mit dem Pferd wird dabei in jeder Minute deutlich.

Sie erzählt von ihren eigenen großen Vorbildern und warum sie glaubt, dass Springreiten für jeden Reiter und für jedes Pferd eine wertvolle Ergänzung sein kann. Erfahre außerdem, wie sie sich ihre ersten Reitstunden auf dem nahegelegenen Reiterhof erarbeitet hat und wie es dazu kam, dass sie 30 Jahre und 7 Monate lang als Bereiterin auf Gut Berl unter Hendrik Snoek gearbeitet hat.

Warum gerade Eva, die sich alles hart erarbeitet hat und ihrer Meinung nach mit wenig Talent ausgestattet ist, gut geeignet ist, anderen das Springen beizubringen? Das hörst du in dieser Folge. Ganz viel Freude damit!

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des wehorse Podcasts. In dieser Woche widmen wir uns dem Thema Springreiten und mit wem könnte ich darüber besser sprechen als mit wehorse Trainerin Eva Deimel, auch bekannt durch den Grundkurs Springen bei uns auf wehorse.com. Bevor wir allerdings starten, noch eine kleine Bitte, ein kleines Anliegen in eigener Sache. Wir suchen derzeit wieder Praktikanten und falls ihr immer mal Lust hattet, uns über die Schulter zu schauen, auf career.wehorse.com, also englisch für Karriere, career.wehorse.com, findet ihr alle Informationen über Praktika und auch die aktuellen Ausschreibungen für Festanstellungen. Nun aber genug der Vorrede, los geht’s. Die heutige Folge im wehorse-Podcast, ganz im Zeichen des Springreitens, denn bei uns ist Springtrainerin und wehorse-Trainerin, auch das muss man ja sagen, Eva Deimel. Hallo Eva.

[SPEAKER 1]Hallo, schönen guten Tag.

[SPEAKER 2]Springreiten, deine große Passion, deine Leidenschaft, was begeistert dich am Springreiten?

[SPEAKER 1]Ja, einfach der Umgang erstmal letztendlich mit dem Pferd, dem jungen Pferd, das Springen beizubringen. Das ist einfach eine ganz, ganz große Herausforderung, Talente zu suchen und zu fördern und einfach selber Spaß zu haben an der Sache.

[SPEAKER 2]Wie bist du selber zum Reiten gekommen?

[SPEAKER 1]Ich bin wirklich durch eine Freundin zum Reiten gekommen. Ich bin mit elf Jahren angefangen auf einem klassischen Reiterhof, wo wir mit Longenunterricht gestartet sind und ich da meine Begeisterung gefunden habe und dann auf diesem Reiterhof irgendwann eigentlich mehr oder weniger zu Hause war und mir durch, ich sag mal, Boxen ausmisten, später, als ich etwas besser war, durch Longenunterricht und auf dem Hof irgendwie mit durch sauber machen, Reine machen, mit zum Turnier fahren. Also ich habe meine Hilfe angeboten, wo ich konnte und habe dadurch dann halt letztendlich mir dadurch eben Reitstunden erarbeitet, sag ich mal. Und so habe ich dann, je mehr ich gearbeitet habe, umso mehr Reitstunden konnte ich nehmen. Und so ging das dann irgendwann auch langsam oder sicher immer mehr bergauf. Und dann habe ich irgendwann überlegt, wie es dann eben so ist. Man weiß im Leben ja nicht, was man will. Ich wollte nicht im Büro sitzen. Ich wollte also keine Ausbildung irgendwie Bürokauffrau oder irgendwie sowas lernen. Und dann habe ich gedacht, ich werde mal Bereiterin. Habe das gemacht und habe es auch durchgezogen.

[SPEAKER 2]Und du kommst aber aus keinem Elternhaus, was irgendwie reiterlichen Background hast, sondern du bist einfach zu einem Reiterhof gegangen und sagst so, hallo hier bin ich, 11 Jahre, wo ist das Pony?

[SPEAKER 1]Ich möchte gerne reiten lernen. So, genau. So bin ich angefangen und dann ist das irgendwie mein Berufend zum Beruf geworden. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe es bis heute nicht bereut. Aber es war natürlich dadurch, dass ich natürlich überhaupt keine Unterstützung hatte von meinen Eltern, bis auf eine einzige Reitstunde, die in der Woche gezahlt wurde und dass mein Vater mich netterweise zumindest in der Schulzeit abends noch abgeholt hat. Im Ferien musste ich also mit dem Fahrrad fahren. Das war die einzige Unterstützung. Alles andere habe ich mir dann

[SPEAKER 2]Selbst erarbeitet quasi. Aber du kommst aus einem absoluten Pferdegebiet, nämlich aus Westfalen. Also es ist natürlich hier in Westfalen schon mal deutlich gängiger, dass einfach auch viele reiten, wenn sie jung sind, oder?

[SPEAKER 1]Ganz genau. Ganz genau. Ganz genau.

[SPEAKER 2]Und dann hast du irgendwann entschieden, breiter zu werden. Wie funktioniert das? Bist du einfach zu einem Ausbilder oder zum Ausbildungsstall in der Region gegangen und hast gesagt, hallo, ich möchte bei euch jetzt den breiter machen? Oder wie war die Entscheidung dann doch, den beruflichen Weg Richtung Pferde einzuschlagen?

[SPEAKER 1]Also ich hatte ein Riesenglück, dass meine damalige Reitlehrerin, also auf diesem Reiterhof, wo ich geritten habe, das ist der Reiterhof Fröhlich in Beckum-Unterberg und Ursula Fröhlich, die hat selber auch bis zur deutschen Meisterschaft geritten.

[SPEAKER 2]Beckum-Unterberg, wer es nicht kennt, in der Nähe von Hamm. Westfalen. Also in Nordrhein-Westfalen.

[SPEAKER 1]Kreis Warendorf ist das, ne? Ach, Kreis Warendorf.

[SPEAKER 2]Asche auf Mann. Stimmt. Beckum. Beckum, Abfahrt an der A2. Ganz genau.

[SPEAKER 1]Und dann kommen wir Richtung Unterberg. Stimmt.

[SPEAKER 2]Stimmt.

[SPEAKER 1]Gut. Und Ursula Fröhlich war gut bekannt mit Hermann Voskamp. Hermann Voskamp war damals Ausbildungsleiter auf dem Gut Berl bei Herrn Hendrik Snoek. Vielleicht besser bekannt über Ratio, früher Ratio.

[SPEAKER 2]Großes Gestüt vor den Toren Münsters.

[SPEAKER 1]Ganz genau. Und über Hermann Froskamp und Ursula Fröhlich bin ich halt auf dem kleinen Dienstweg an diesen Ausbildungsplatz gekommen und bin somit dann dort angefangen und habe 30 Jahre und sieben Monate auf Gut Perl gearbeitet.

[SPEAKER 2]Was ja großartig ist, Gut Bärl, eines der größten Springställe, die es in Deutschland gibt, inzwischen unter der Leitung von Lars Nieberg. Und das ist natürlich ein perfekter Einstieg gewesen. Bist du dann direkt so auch auf die Springschiene gekommen oder war es von vornherein klar, es geht Richtung Spring?

[SPEAKER 1]Das war von vornherein klar. Ich wollte natürlich Springreiter werden und das war natürlich auch vorgegeben in dem Stall natürlich, ganz klar. Hermann Voskamp hat allerdings auch unglaublich großen Wert auf Dressurausbildung gelegt. Wir haben damals, kam einmal in der Woche, Herr Philipp, der war in Warendorf tätig und bei dem haben wir einmal eine Woche Dressurunterricht gehabt. Also da wurde wirklich ganz ganz großen Wert drauf gelegt, was ich auch heute, worauf ich ja selber auch unter mich viel Wert lege, dass die Springpferde vernünftig dressurmäßig ausgebildet werden. Aber natürlich war unser Stall springlastig, ganz klar. Und somit bin ich dann angefangen, habe meine Ausbildung gemacht zum Bereiter, zum Pferdewirt, Schwerpunkt Reiten, so hieß das damals. Und bin dann allerdings eine ganze Zeit als Pfleger mit Hendrik Snook zum Turnier gefahren.

[SPEAKER 2]der ja nicht nur als Unternehmer bekannt ist, sondern vor allen Dingen auch als Reiter, Championatskaderreiter, viele große Championate für Deutschland beschritten hat, bis zu Olympischen Spielen.

[SPEAKER 1]Ganz genau. Das Schöne war, dass der Hendrik Snoek hat eigentlich mehr oder weniger nur ausgesuchte Turniere übers Jahr geritten, sodass ich eigentlich sehr viele schöne Turnierplätze gesehen habe, nebenher selber allerdings auch noch Turniere reiten konnte. Und ich habe seine Turnierpferde, weil er natürlich im Unternehmen sehr angespannt war, seine Turnierpferde zu Hause mitgearbeitet. Und so ging für mich der Sprung eigentlich relativ schnell, dass ich besser wurde, besser, besser, besser und besser wurde, weil ich natürlich unheimlich viel dafür getan habe, weil ich natürlich auch seine Pferde immer ganz besonders gut arbeiten wollte, damit die auch auf den Turnieren mit ihm dann erfolgreich gehen. habe ich mich da, glaube ich, auch ein Stück weit mehr reingekniet als viele andere und habe dadurch irgendwo auch dann meinen Weg gemacht. Da Zendrik dann aufhörte zu reiten, habe ich dann deutlich mehr Turniere geritten und habe es dann ja nachher dann auch so weit gebracht, dass ich meine Jungpferde, die ich selber ausgebildet habe, von der ersten Springpferdeprüfung halt bis National-M-Springen geritten habe. Habe dann auch bis… war ein paar mal westfälische Meisterin, deutsche Vizemeisterin, 1994,

[SPEAKER 2]hinter Susanne Behring.

[SPEAKER 1]Damals, 14, 18, genau. Also eigentlich war ich schon deutsche Meisterin, nur im Stechen habe ich es dann leider vergeicht. Die Nerven. Die Nerven spielten damals die Rolle. Genau. Ja, und das war eigentlich, war diese Zeit auf Gut Bärl, die war für mich so unfassbar vielseitig, weil ich in so viele Sachen Einblick bekommen habe. Der Nachfolger von Hendrik Snook wurde dann Kurt Gravemeyer, der heute mein Ehemann ist. Als Kurt Gravemeyer damals aufhören musste zu reiten, weil er ein paar Mal Thrombose hatte, war sein Nachfolger Markus Meerschwammern, mit dem ich über viele Jahre sehr gut zusammengearbeitet habe. Und Markus Nachfolger war damals Toni Haßmann, mit dem ich auch sehr viele Jahre wunderbar zusammengearbeitet habe. Und so habe ich in diesem einen Betrieb in diesen ganzen Jahren viele Reiter, viele Charaktere erlebt. Das war einfach toll.

[SPEAKER 2]Kann man sich dann von jedem auch so ein bisschen was abgucken? Also dass man sagt, okay, Hendrik Snoek macht es auf die eine Art und Weise, Toni Haßmann anders. Also ist das etwas, wo du auch schaust, wie machen die anderen das und wie eignen die es selber an?

[SPEAKER 1]Absolut, absolut. Und das ist auch genau das. Davon habe ich unheimlich gezerrt. Ich habe mir von Kurt Gravemeyer unheimlich viel abgeschaut, der auch damals ganz, ganz intensiven Reitunterricht immer gegeben hat für uns. Ich habe mir bei Markus und Toni unglaublich viel abgeguckt. Also Markus mit seiner unglaublich akribischen, dressurmäßigen Arbeit. Tony, der viele Probleme bei Pferden doch einfach mehr überritten hat. Der ist ein unglaublich starker Parcours-Reiter.

[SPEAKER 2]Dreifacher Derby-Sieger.

[SPEAKER 1]Dreifacher Derby-Sieger. Von allem habe ich immer versucht, das Positive mitzunehmen, was mir, glaube ich, als nicht unglaubliches, großes Talent, glaube ich, dann im Endeffekt echt gut geglückt ist. Einfach. Hab natürlich durch Hendrik die Möglichkeit gehabt. Hendrik war immer sehr, sehr großzügig, sodass ich auch die Anlage nutzen durfte, um Reitunterricht zu geben. Also es durften die Leute von außerhalb kommen und da konnte ich halt unterrichten, sodass ich natürlich auch mehr Routine bekommen habe in der Unterrichtserteilung. Natürlich auch in jungen Jahren mit sehr viel Blödsinn gemacht habe, aber auch aus diesen Fehlern lernt man wieder. Und es dann irgendwie auch geschafft habe, dann, so glaube ich, zumindest auch wertvollen Unterricht zu geben.

[SPEAKER 2]Du hast es eben angesprochen, die dressurmäßige Ausbildung. Wir haben jetzt von vielen Springausbildern oder Top-Springreitern geredet, aber Dressur war auch in deiner persönlichen Ausbildung extrem wichtig.

[SPEAKER 1]extrem wichtig. Ich habe selber, natürlich nicht unheimlich weit, aber ich habe zumindest, also all meine Springpferde, meine Springpferde habe ich immer alle Lektionen beigebracht, so gut wie ich es eben konnte.

[SPEAKER 2]Was heißt dann alle Lektionen, also im fliegenden Wechselmarkt?

[SPEAKER 1]Im fliegenden Wechselmarkt ja sowieso, das gehört ja zu jedem Springpferd, ganz genau. Aber die gehen auch Seitengänge, die gehen Traver, die gehen Galopp-Pirouetten, alles das, was ich natürlich nachher im Parcours auch brauche. um ein Pferd möglichst schnell, ohne viel Aufwand von A nach B zu reiten, ganz klar.

[SPEAKER 2]Und wie hast du es dann gemacht? Hast du einfach selber zu Hause ausprobiert oder haben dann die Springreiter-Kollegen auch, habt ihr quasi Dressurunterricht gemeint?

[SPEAKER 1]Wir haben Dressurunterricht bekommen.

[SPEAKER 2]Kurze Unterbrechung für einen Hinweis auf eines der Top-Ride-Turniere in Deutschland. Denn vom 14. bis zum 17. Februar finden die VR Classics in Neumünster statt. Das ist circa eine Stunde nördlich von Hamburg. Der Dressur-Weltcup gastiert dort, es gibt internationale Springen. Und ein vielfältiges Showprogramm, zum Beispiel mit dem Showwettkampf der Reitvereine aus Schleswig-Holstein. Es gibt aber auch eine Indoor-Vielseitigkeit und vieles mehr. Es ist quasi für jeden etwas geboten in den berühmten Holstenhallen in Neumünster. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, es ist ein total schönes Turnier, ein super Ambiente. Es gibt einen großen Ausstellungsbereich und und und. Tickets und alle Informationen findet ihr, wenn ihr mögt, unter vr-classics-mit-c.de. Viel Spaß! Und wie hast du es dann gemacht? Hast du einfach selber zu Hause ausprobiert oder haben dann die Springreiter-Kollegen auch… habt ihr quasi Dressurunterricht gemacht?

[SPEAKER 1]Wir haben Dressurunterricht bekommen, damals ganz zu Anfang in meiner Ausbildung von Erich Philipp. Hermann Voskamp natürlich auch, der ja mein Ausbilder war. Aber einmal in der Woche kam dann Erich Philipp, der dann so ganz besonders akribisch nochmal auf das Einzelne eingegangen ist. Und dadurch, dass Kurt Gravemeyer sehr gut Ressort geritten hat, der hat es uns schon weitergegeben. Markus hat unglaublich gut Ressort geritten, Markus Meerschormann. Wie gesagt, und Toni natürlich auch gut Ressort geritten, ganz klar. Aber Toni war eben der Typ, der das Ganze so ein bisschen mehr überritten hat, so die Probleme der Pferde. Und wie gesagt, da habe ich mir immer was Gutes weggenommen und das hat am Ende des Tages, glaube ich, auch für mich irgendwie zum Erfolg geführt.

[SPEAKER 2]Du warst dann 1994 deutsche Vizemeisterin, hast selber gesagt mehrfache westfälische Meisterin. Aber dein Leben heute ist ja nicht nur das Reiten selber, sondern vor allen Dingen auch Training. Hast du parallel schon immer angefangen Training zu geben?

[SPEAKER 1]Ja, immer.

[SPEAKER 2]Also es war von Anfang an klar, du möchtest nicht nur im Sattel sein, sondern dein Wissen dann auch weitergeben.

[SPEAKER 1]Ja, das ist das, was mir unglaublich viel Spaß macht. Gerade diese Basisarbeit. Gerade jungen Leuten, die… Ich gebe ja hier zum Beispiel im Nachbarverein fünf Stunden in der Woche Unterricht.

[SPEAKER 2]Also wir sind hier gerade in Münster, Ortsteil Wollbeck muss man sagen.

[SPEAKER 1]Ganz genau. Ich gebe im Reiterverein Albersloh Unterricht. Als ich da anfing, da war gerade der Springunterricht ziemlich am Ende. Das waren glaube ich noch so drei, vier Leute, die da ritten. Und jetzt habe ich das Glück, dass ich mit 28 Leuten unterwegs bin da im Reitverein, die wirklich alle hochmotiviert sind. Egal ob die über A-Springen reiten, einige reiten auch nur ältere aus Spaß an der Freude, weil sie Spaß an ihrem Hobby haben. Aber wir haben so einen motivierten, tollen Springenunterricht und es sind tolle Leute, mit denen ich da zusammenarbeite. Es macht total viel Spaß.

[SPEAKER 2]Und am Ende ist es ja, das kenne ich noch aus meinem Springenunterricht früher, ist es ja eigentlich egal, ob das jetzt von der Hindernishöhe, ein Sprung ist der 80 Zentimeter oder 1,20 Meter oder vielleicht 1,30 Meter ist, es kommt ja auch auf die Dinge zwischen den Sprüngen an.

[SPEAKER 1]Ganz genau.

[SPEAKER 2]Das habe ich immer gelernt, der alte Spruch, zwischen den Sprüngen ist Dressur.

[SPEAKER 1]Ganz genau, genau das ist es.

[SPEAKER 2]Und das ist ja am Ende, was man auch als Springtrainer vermitteln muss.

[SPEAKER 1]Ganz genau. Das verfolgen wir gerade im Reiterverein Albersloh, sehr akribisch.

[SPEAKER 2]Also alle aus dem Reiterverein Albersloh, die zuhören, ihr macht einen guten Job.

[SPEAKER 1]Die machen wirklich einen guten Job.

[SPEAKER 2]Du bist als Trainerin unterwegs in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus, aber du reitest auch selber noch und hast auch noch einige Pferde in Beritt, glaube ich.

[SPEAKER 1]Ja, ganz genau.

[SPEAKER 2]Und das machst du weiterhin, aber nicht auf dem sportlichen Top-Niveau aller deutschen Meisterschaften, sondern du hast dich ganz explizit auch auf die Jungpferde-Ausbildung konzentriert. Ganz genau. Was begeistert dich daran?

[SPEAKER 1]Das, was ich auch so eingangs schon gesagt habe, mich begeistert einfach daran, also ich würde mich jetzt in meinem Alter, ich bin ja mittlerweile halt auch 54, jetzt nicht mehr auf irgendwelche wilden Pferde setzen, die irgendwie der Arbeit fern sind, sondern ich bilde einfach unheimlich gerne junge Pferde aus, die wirklich, die müssen so weit geritten sein, dass die Schritt, Trab, Galopp, außenrum gehen, dann übernehme ich diese Pferde. und fangen dann an halt die Dressur mäßig auszubilden, versuche ihnen vorsichtig so die Lektionen beizubringen, dann über kleine Hindernisse zu arbeiten, am Boden liegende Stangen zu arbeiten, bis hin zum Parcoursspringen und dann stelle ich diese Jungpferde nachher dann irgendwann auf dem Turnier vor und dann werden sie dann entweder gehen sie an die Besitzer zurück oder sie werden verkauft. Und was mich ganz besonders daran reizt, ist natürlich wenn ich ein Pferd mit einer guten Abstammung habe, was vielleicht auch noch besonders gut freispringt, Dann zu gucken, wie weit sich so ein Pferd fördern kann, wie toll sich so ein Pferd unter dem Reiter nachher dann wirklich entwickelt. Das ist jedes Mal wieder eine Herausforderung.

[SPEAKER 2]Sind das dann Träume oder Ziele, die du hast, wo du sagst, ich möchte mal mit dem Pferd auf die Bundeschampionate oder sind das eher Ausbildungsziele, wo du sagst, ich möchte so harmonisch wie möglich einen Kurs absolvieren?

[SPEAKER 1]Ganz genau, das ist es. Also Bundeschampionat. Ich habe als junger Mensch und ich bin jedes Jahr zum Bundeschampionat gefahren, Es reizt mich gar nicht mehr so, muss ich ganz ehrlich sagen. Mir reicht es eigentlich, wenn ich weiß, dass mein Pferd die eigentliche Bundeschampionatsreife hat, dass ich mal eine Sichtung reite, der sich dann mit seiner 8,0 qualifiziert. Dann weiß ich halt, ich bin auf dem richtigen Weg. Aber das Bundeschampionat als solches, da bin ich eigentlich nicht mehr so heiß drauf, wenn ich ganz ehrlich bin. Weil da wird von den Pferden natürlich auch echt unfassbar viel verlangt. Und ich weiß dann immer nicht, ob das am Ende des Jahres umgehend sein muss. Da hat ja auch jeder seine persönliche Meinung. Und deshalb, für mich ist es einfach wichtig, dass die Pferde auf einen guten Weg gebracht werden. Und meistens ist es auch so, bevor das Bundeschampionat da ist, sind die Pferde auch ganz oft dann verkauft, weil die Besitzer sie ja meistens auch gar nicht zu lange halten wollen. dann irgendwann ein Pferd kaufen. Ganz klar, wenn ich ein eigenes Pferd hätte und das wäre gut genug und würde die Leistung bringen, würde ich es vielleicht auch nochmal Bundeschampionat reiten.

[SPEAKER 2]Wie entscheidest du, ob ein Pferd sich für höhere Aufgaben eignet oder nicht?

[SPEAKER 1]Ja, es kommt darauf an, wie er sich im Verlauf der Saison entwickelt. Also wenn natürlich ein Pferd relativ schnell über Springpferde A und L Richtung Springpferde M geht, wenn ich jetzt von einem fünfjährigen Pferd ausgehe und der sich da nach zwei, dreimal wirklich gut anfühlt, sicher in der Prüfung ist und so einen Parcours relativ unkompliziert überwindet und ich merke, der hat echt Potenzial. Der hat erstmal die Einstellung, der will auf die andere Seite, der hat dann auch noch den guten Ablauf. Richtigkeit auch ein Thema. Richtigkeit, ganz klar, natürlich. Aber für mich ist das allerwichtigste, dass das Herz da ist. Dass das Herz des Pferdes so groß ist, dass es auch wirklich mit einer Leichtigkeit darüber springt, weil an allem anderen kann man arbeiten, nur das Herz muss erstmal da sein. Und das Vermögen muss natürlich da sein. Und wenn das Vermögen nicht da ist und das Herz nicht so groß ist, würde ich auf jeden Fall fünfjährig, auch wenn er sich qualifiziert hätte für das Bundeschampionat, nie zum Bundeschampionat fahren. Da würde ich lieber noch ein Jahr warten und gucken, wie es dann ist. Das ist meine Meinung, man sollte da zu dieser Prüfung, dieses Turnier sollte man sowieso nur reiten, wenn ich mir wirklich sicher bin, dass mein Pferd genügend Potenzial hat, genügend Einstellung hat, genügend Herz hat, da auf die andere Seite zu springen, weil dann kann ein Pferd auf einem Bundeschampionat was Positives mitnehmen, ansonsten kann der Schuss leider auch mal nach hinten losgehen, ganz klar.

[SPEAKER 2]Und Springen ist natürlich auch immer so ein bisschen Nervensache, sowohl beim Pferd als auch beim Reiter, muss man sagen.

[SPEAKER 1]Ja klar, natürlich, natürlich, natürlich.

[SPEAKER 2]Nun haben wir ja eingangs schon vor unserem Podcast, haben wir schon einmal darüber gesprochen, dass eigentlich ja Pferd und Reiter, egal ob sie jetzt so surreiten oder sich in anderen Bereichen bewegen, eigentlich immer springen müssten. Oder zumindest so die Basics, also dass man mal über so ein kleines Hindernis drüber kommt. Wie früh fängst du denn mit Pferden an zu springen?

[SPEAKER 1]Also unsere Pferde werden eigentlich vierjährig eingeritten oder in dem Winter von drei auf vierjährig. Und eigentlich ist es so, wenn ein Pferd wirklich den Reiter akzeptiert hat und außenrum, also an der Bande trabt und galoppiert, fangen wir eigentlich auch schon an. eine Stange erstmal an die Bande zu legen, ein Kreuz an die Bande zu stellen, dass das Herz erstmal außen Halt hat, von innen steht dann irgendwie eine Person, die das Herz ein bisschen anleitet, und dann springen wir einfach direkt an der Bande, das fangen wir ganz früh an. Und wenn wir das brav machen, dann legt man erstmal in die Mitte der Bahn eine Stange, dann baut man ein kleines Kreuz auf.

[SPEAKER 2]Tragt man mal drüber zunächst.

[SPEAKER 1]Ganz genau, das ist eine reine Gehorsamsübung, reine Gehorsamsübung.

[SPEAKER 2]Und dann steigert man sich quasi langsam, wenn man das Gefühl hat, gemeinsam kommt man da gut rüber, dann steigert ihr das quasi.

[SPEAKER 1]Und gar nicht erstmal unbedingt von der Höhe, sondern dann springt man mal eine Planke mit oder ein kleines Gatter oder einen ganz schmalen Wassergraben mit einem kleinen Kreuz drüber, sodass die Pferde da rüber erstmal die Sicherheit bekommen und dann kommt das nachher auch mit der Höhe, weil das ist dann erstmal gar nicht so entscheidend. Wichtig ist erstmal, dass sie hinlaufen und rüberspringen und alles andere

[SPEAKER 2]Und dann hast du eine Person, die dir so ein bisschen hilft, wie du sagst, so ein bisschen als Begrenzung, also man braucht dann schon jemanden, der dann auch unten als Bosenpersonal in Anführungsstrichen mit am Start ist.

[SPEAKER 1]Also bei einem ganz Jungen fährt am besten sogar zwei Leute oder zumindest, dass man Hindernisse seitlich begrenzt mit Stangen, dass die Pferde einfach erstmal nicht mal rechts und links ausweichen können, dass sie wissen, wenn sie davor stehen, müssen sie natürlich auch darüber, ganz klar.

[SPEAKER 2]Nun haben wir jetzt etwas über Pferdeausbildung geplaudert, aber vor allen Dingen viele WeHorse Abonnenten und Fans kennen dich natürlich über den Grundkurs Springen. Du bist nämlich natürlich als Trainerin hier in Westfalen unterwegs, trainierst unter anderem die Auszubildenden von Ingrid Klimke und Ingrids Tochter Greta Busacker. Du hast es eingangs schon mal gesagt, du bist Reittrainerin durch und durch. Was begeistert dich so an dem Vermitteln von Wissen, also was ist für dich das Besondere, das auch weiterzugeben?

[SPEAKER 1]Ich glaube, ich habe so ganz besonders viel Spaß an dieser Sache, weil mir das Reiten oder das Talent nicht in die Wiege gelegt worden ist, sondern ich musste mir das, was ich heute kann, habe ich mir wirklich hart erarbeitet. Und ich glaube, ich habe einfach genau das Gefühl dafür, wie es ist, wenn was nicht funktioniert. Ich glaube, also ganz viele Springreiter, die wirklich mit unfassbar viel Talent ausstaffiert sind, die machen einfach ganz viel aus dem Bauchgefühl heraus. Und die haben vielleicht nicht, was sie es nie erleben mussten, sage ich jetzt mal, nicht erleben mussten, haben, glaube ich, einfach, denen fehlt vielleicht ein bisschen das Verständnis dafür, warum Sachen manchmal auch nicht funktionieren. Und da ich das ständig erlebt habe in meiner Jugend, kann ich es, glaube ich, besonders gut nachvollziehen und deshalb macht es mir unfassbar viel Spaß, Leuten weiterzuhelfen. Es gibt ja auch viele von meinen Reitstudenten, die sind völlig verzweifelt, dann klappt es dreimal, drei Wochen hintereinander haben die das Gefühl, ich habe jetzt endlich alles verstanden, ich komme in der vierten Woche und es klappt wieder gar nichts. Wir müssen also erstmal wieder drei Schritte zurück, wieder von vorne anfangen, weil einfach das Gefühl an dem Tag eben nicht da ist. Und das kann ich so wunderbar nachvollziehen. Und wie gesagt, ich glaube, das macht dann nachher auch den Trainer aus, weil das Mentale dann natürlich auch gefragt ist. Das ist ja auch ein bisschen Mentaltraining, ganz klar.

[SPEAKER 2]Würdest du sagen, dass Talent mehr entscheidend ist oder Fleiß und Engagement und Bereitschaft?

[SPEAKER 1]Wenn man Talent hat, ist man auf jeden Fall drei Meter weiter als alle anderen, das ist ganz klar. Aber wenn ein talentierter Reiter nicht fleißig ist, sein Leben lang wird darüber gesprochen, dass er der talentierte Reiter ist. Er wird älter, älter, älter und älter und wird nachher nicht das bringen, wozu er nicht wirklich in der Lage gewesen ist. Viele Reiter mit weniger Talent können es deutlich weiterbringen, weil sie fleißig sind, ehrgeizig sind und jeden Tag immer wieder an sich arbeiten. Oft geht so ein Talent dann baden. Das ist leider einfach so.

[SPEAKER 2]An sich selber arbeiten, aber vor allen Dingen auch zusammen mit seinem Pferd. Also es ist glaube ich ja nicht nur, dass man sagt, okay ich muss jetzt trainieren noch gerader zu sitzen, das ist natürlich auch wichtig, aber vor allen Dingen das Zusammenspiel auch. Da muss ja auch idealerweise eine Einheit erwachsen.

[SPEAKER 1]Genau, mit dem Reiter, mit dem Pferd, aber natürlich ganz wichtig ist dann auch der Trainer, der es vermitteln kann.

[SPEAKER 2]Wenn man jetzt anfängt zu springen und du hast ja, wie du selber sagst, von der Basis bis auch zum etwas gehobeneren Sport hast du ja verschiedene Schüler, wie fängt man jetzt an mit jemandem, der noch gar nicht gesprungen hat?

[SPEAKER 1]Mit dem würde ich anfangen wie mit einem jungen Pferd letztendlich.

[SPEAKER 2]Über die Stange traben?

[SPEAKER 1]Ja, ganz genau. Würde über die Stange traben, würde über Cavaletti galoppieren, würde erstmal Cavalettis auf eine ganz normale Distanz aufbauen, sodass so ein Reiter erstmal ein Gefühl für den Rhythmus bekommt und ein Gefühl für seinen Körper bekommt. Und dann kommt es natürlich darauf an, wie talentiert er eben ist, wie schnell ich in meinen Schritten weitergehe. Distanzen verändern, aber das ist natürlich dann erstmal weit gegriffen. Also erstmal muss man versuchen, in einem harmonischen Ablauf Kavalettis hintereinander zu stellen, sodass der Reiter erstmal ein Gefühl für den Galopsprung bekommt, für die Distanzen bekommt. Erstmal für den Rhythmus bekommt, das ist erstmal das Allerwichtigste. Distanzen und Meterzahlen, das kommt erst alles viel, viel später.

[SPEAKER 2]Würdest du sagen, dass eigentlich jeder Reiter vielleicht so einen E- oder A-Kurs absolvieren müssen könnte?

[SPEAKER 1]Ja, das müsste eigentlich jeder Reiter. Das ist natürlich auch für die Geschmeidigkeit im Sitz ganz wichtig. Ein Dressurreiter, ich habe Leute bei mir im Springunterricht, die nur Dressur geritten haben. Ob es das nur bis A-Dressur oder nur bis L-Dressur war, ganz egal. Man sieht es sofort, die sitzen viel steifer und können diesem Ablauf am Sprung gar nicht vernünftig folgen, weil sie halt so steif und fest zu Pferde sitzen. Deshalb tut es einfach jedem Reiter gut. Das ist Gymnastik fürs Pferd und auch Gymnastik für den Reiter, ganz klar.

[SPEAKER 2]Und wenn ich mich an meinen Trosturunterricht zum Teil erinnere, da geht es häufig viel um Sitz und wie du sagst, ich glaube die Geschmeidigkeit hängt auch einfach total vom Körpergefühl ab.

[SPEAKER 1]Absolut.

[SPEAKER 2]Und wenn man häufiger auch mal springt oder auch mal im Gelände, wenn man ausreitet, muss ja gar nicht hoch sein über so einen kleinen Baumstamm, dann ist das ja Hat das ja eigentlich auch positive Effekte auf die Ressortraterei?

[SPEAKER 1]Ja natürlich, ganz klar, auf alles. Das ist natürlich auch eine Gehorsamsübung für das Pferd, das ist eine kleine Mutprobe für den Reiter. Da kommen unheimlich viele Faktoren zusammen, das ist einfach gut. Unser Paradebeispiel ist immer Ingrid Klimke, die ihre Pferde, ob es Ressortpferd, Springpferd oder Buspferd ist, alle Pferde gehen erstmal, die gehen alle sehr gut Ressort. Die gehen allen Parcours und die gehen zumindest springend auch das Ressortpferd über einen kleinen Baumstamm. Und das macht sie ja eben aus und das macht auch die Pferde aus und deshalb sind auch ihre Pferde belastbar, auch ihre Ressortpferde belastbar.

[SPEAKER 2]Und gelassener. Also in schwierigen Situationen, auf dem Turnier, zu Hause, wo auch immer, viel gelassener.

[SPEAKER 1]Absolut. Und da sollten wir uns alle eine Scheibe von abschneiden. Und deshalb, wie wir vorhin eingangs schon sagten, dieses zu früh spezialisieren ist der totale Blödsinn.

[SPEAKER 2]Machst du denn auch mit deinen Pferden irgendwelche Übungen für Gelassenheit? Reitest du viel aus? Trainierst du irgendwelche Situationen?

[SPEAKER 1]Ich habe ja das Glück, dass ich bei Kailiges meine Pferde stehen habe.

[SPEAKER 2]Großer Hengsthalter hier in Westfalen?

[SPEAKER 1]Ganz genau. Der hat erstmal das Außengelände, also eine Reithalle, ganz normal. Aber wir haben einen ganz tollen großen Außenplatz und haben wirklich so ein bisschen Gelände dabei, dass wir auch mit den jungen Pferden wunderbar rausgaloppieren können, können die dadurch natürlich auch an bestimmte Situationen gewöhnen. A ist es erstmal ein toller Ausgleich zum täglichen Dressur- oder Springtraining, auch einfach mal ins Gelände zu galoppieren. Und B sind im Gelände natürlich auch viele Situationen, ich sag mal, ob da jetzt mal Fasanen hochfliegen oder Es gibt ja unterschiedliche Sachen, die da passieren können, sodass die Pferde doch da unheimlich viel lernen, um dann natürlich nachher im Alltag auch ein bisschen gelassener zu sein, lockerer zu sein und auch mit bestimmten Situationen einfach viel leichter umzugehen. Wenn ich mich natürlich, wie das ja einige Ressortreiter machen, nur in der Halle bewege, dann muss ich mich natürlich nicht wundern, wenn ich dann irgendwann nach draußen gehe, dass ich dann auch falle, dass ich dann vom Pferd falle, wenn die Eichel vom Baum gefallen ist. Ganz klar.

[SPEAKER 2]Hattest du denn in deiner aktiven Karriere auch irgendwann mal das Gefühl, weil du bist ja auch wirklich sehr, sehr hochgeritten. Hoppala, jetzt wird es mir vielleicht ein bisschen zu hoch, jetzt wird es mir zu schwer. Ich meine jeder, der mal so einen großen Preis zu Fuß abgegangen ist, weiß, da stehen jetzt nicht mehr die ganz riesigen Klamotten wie früher. Das ist natürlich auch technischer geworden, der Sport. Aber hattest du mal auch das Gefühl, hoppala, hier wird es mir vielleicht ein bisschen zu viel jetzt?

[SPEAKER 1]Ja, ich habe meine Grenze, glaube ich, früh genug erkannt. Also ich sage, ich habe auch bis 3 Sterne S geritten, aber 3 Sterne S ist letztendlich keine Höhe, das ist keine Hausnummer, sage ich mal. Aber was danach kommt, wenn es dann in den internationalen Sport geht und es wird ja dann immer technischer, da wusste ich einfach ganz genau, da bin ich einfach nicht gut genug. Und da habe ich gedacht, Schuster, bleib bei deinen Leisten. Bleib schön bei deiner Basis. Und ich glaube, wenn man das für sich so im Leben entdeckt hat, ich glaube, dann ist man auf dem richtigen Weg. Ich wusste genau, dass ich das nicht schaffen kann, dass ich vielleicht so einen Parcours reiten kann mit einem guten Pferd, aber der mit Sicherheit nie zu einem richtigen Erfolg führen wird, weil ich einfach dafür nicht gut genug und auch nicht talentiert genug bin. Und hab dann einfach so für mich gedacht, okay, das lässt du jetzt. Du hältst dich jetzt da auf, wo du gut aufgehoben bist und versuchst da einfach dann das Potenzial, was du hast, dann auch irgendwie an andere Leute wieder weiterzugeben. Und das hat mich dann ein Stück weit zufrieden gemacht. Und als ich das dann für mich rausgefunden hatte, da war mein Weg dann klar. Und so habe ich mich dann mehr auf die Jungpferde konzentriert und spezialisiert und halt eben auf den Unterricht mit jungen Leuten, die gerne lernen möchten. Und das macht mir total viel Spaß.

[SPEAKER 2]Ließe sich denn das ausgleichen, also wenn man wirklich in der Spitze reiten will, durch Fleiß, wir haben ja eben darüber gesprochen, Fleiß und Talent. Ein guter Reiter mit viel Talent ohne Fleiß ist nicht so gut wie der Fleißige. Ließe sich das ausgleichen, dieses letzte Müh nach oben?

[SPEAKER 1]Ich glaube ein Stück weit, man kann es sich dann mit den… Ich glaube, da muss man dann auch finanziell, glaube ich, gut genug aufgestellt sein, damit man sich… Für gute Pferde. Für gute Pferde, ganz genau. Ganz genau. Und ich glaube, mit wirklich sehr guten Pferden kann man natürlich… Man kriegt irgendwann auch eine Routine über diese Höhe, ganz klar. Mit einem sehr guten Trainer kann man mit Sicherheit einiges erreichen. Da bin ich ziemlich fest von überzeugt. Aber dann muss das Gesamtbild passen.

[SPEAKER 2]Das ist am Ende nichts anderes als im Fußball, wo Bayern München mit mehr Finanzstärke und besseren Trainingsbedingungen versucht, das Letzte rauszukitzeln. Das kann man eigentlich ja vergleichen.

[SPEAKER 1]Ganz genau. Ganz genau so ist es.

[SPEAKER 2]Und du hast dich in deiner, du hast ja gerade gesagt, du hast dich da so ein bisschen gefunden in dieser Jungpferdeausbildung und in dem Training. Hast du dann auch Schüler, die du über längere Zeit begleitest, wo du auch wirklich die Entwicklung über mehrere Jahre siehst oder sind das eher so, kommst du punktuell und gehst dann wieder nach einem Lehrgang?

[SPEAKER 1]Ja, das sind natürlich die Lehrgänge, die ich so am Wochenende gebe. Das ist ganz klar. Ich mache ja so viele Wochenendseminare, so über drei Tage. Und das sind natürlich Leute, die sehe ich, manchmal fahre ich fünfmal in den gleichen Verein und gebe dann Lehrgang. Dann sehe ich die halt über fünf Jahre, mal drei Tage. Bei dem einen oder anderen sehe ich natürlich auch eine Weiterentwicklung. Aber das kenne ich natürlich nicht nur speziell an meinem Lehrgang, den ich dann eben da über drei Tage gegeben habe.

[SPEAKER 2]Aber vielleicht maßgeblich auch.

[SPEAKER 1]Ja, aber der wird zumindest über das Jahr gut weiter begleitet. Und ich habe natürlich in meinem Unterricht, den ich gebe, die Leute, die mir bleiben, die wirklich zur Stange halten, da sehe ich natürlich auch dann irgendwann eine deutliche Verbesserung, ganz klar.

[SPEAKER 2]Und die, die nur einen Wochenendlehrgang haben, die können ja die WeHouse-Videos gucken.

[SPEAKER 1]Ganz genau so ist es. Dafür machen wir es ja.

[SPEAKER 2]Genau.

[SPEAKER 1]Ich hoffe natürlich, dass das viele machen, dass viele sich die Videos angucken.

[SPEAKER 2]Die, die es noch nicht tun, setzt da quasi die Aufforderung für euch, einmal reinzuschauen, in den Grundkurs zu springen. Und liebe Eva, am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts haben wir die vier klassischen WeHouse-Fragen. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 1]habe ich ein Motto, nach dem ich lebe. Frühauf, spätnieder, ist schnell und arbeite wieder.

[SPEAKER 2]Ich glaube, das kriegt man in Westfalen mit der Muttermilch.

[SPEAKER 1]In Westfalen mit der Muttermilch, ganz genau.

[SPEAKER 2]Frage Nummer zwei, ich bin ganz gespannt. Gibt es einen Menschen, der dich auch in deiner reiterlichen Laufbahn besonders geprägt hat?

[SPEAKER 1]Ja, es gibt eigentlich zwei. Eigentlich ist es wirklich Hendrik Snoek. Und von dem ich reittechnisch unheimlich profitiert habe, ist von meinem jetzigen Mann, Kurt Grafemeier.

[SPEAKER 2]Also zwei echte Lehrmeister.

[SPEAKER 1]Zwei echte Lehrmeister, ja.

[SPEAKER 2]Dann Frage Nummer drei, wenn du Reitern oder Pferdemenschen dieser Welt eine Sache im Umgang mit Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 1]Sei immer fair zu deinem vierbeinigen Sportkameraden und suche nach Möglichkeit bei allem, was nicht gut gelaufen ist, erst den Fehler bei dir und dann bei deinem Pferd. Und wenn es gut gelaufen ist, lobe nicht erst dich, sondern erst dein Pferd.

[SPEAKER 2]Sehr gut. Und zum Abschluss vervollständige bitte diesen Satz für mich. Pferde sind für mich.

[SPEAKER 1]Pferde sind für mich bis heute mein Leben, muss ich ganz ehrlich sagen. Also ohne Pferde wüsste ich gar nicht, was ich tun sollte den ganzen Tag.

[SPEAKER 2]Auf jeden Fall nicht Bankkaufsfrau.

[SPEAKER 1]Auf jeden Fall nicht Bankkaufsfrau. Das würde ich nicht mehr werden. Nein, würde ich auch nicht mehr werden wollen. Also ich habe für mich genau den richtigen Lebensweg mit dem Pferd eingeschlagen. Das war das Beste, was ich tun konnte in meinem Leben.

[SPEAKER 2]Großartig. Und Teile dieses Lebenswegs sehen wir mit dem Grundkurs Springen auf wehorse.com. Schaltet alle mal gerne ein und ich sage Dankeschön an Eva Deimel.

[SPEAKER 1]Gerne. Vielen Dank.

[SPEAKER 2]Falls euch gefallen hat, was ihr gehört habt, lasst eine Bewertung da bei Apple Podcast, Google, Facebook oder wo auch immer ihr unseren Podcast hört. Bis zum nächsten Mal beim wehorse Podcast.

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