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#15 Horst Becker über seinen unvergleichlichen Werdegang und die Dressur als Grundlage jedes Reitens

„Feinheit - in der Perfektion des Trainings hat man irgendwann einen Punkt erreicht, an dem man nur noch denkt und das Pferd reagiert.“

Die klassische Dressur ist für Horst Becker Leidenschaft und Grundlage für jedes weitere Reiten zugleich. Der Pferdetrainer und Ausbilder ist vor allem eines: vielseitig. Er liebt genauso das Westernreiten und unterrichtet Schüler mit ganz unterschiedlichen Pferden und Reitweisen vom Isländer bis zum Vollblüter.

Zwei berühmte Männer der Pferdeszene waren seine Lehrmeister: Kurd Albrecht von Ziegner, langjähriger Direktor der Wiener Hofreitschule, sowie Fredy Knie Senior vom Zirkus Knie. Im Interview mit Christian Kroeber berichtet Horst Becker von seiner ereignisreichen Lehrzeit, die auf einem Pony mit Kälberstrick begann, zwischendurch mit einem Pferd in der Camargue in Frankreich im Abwassergraben landete und in der komplexen Freiarbeit, dem feinen Umgang mit dem Pferd und der klassischen Dressur in Perfektion seine Fortsetzung fand.

Außerdem im Podcast: Wie eine Begegnung im ICE Horst Becker zum Filmpferdetrainer und Double werden ließ, wie er bei seinem ersten Auftritt für Philippe Karl einsprang, was es mit dem Bummeltempo auf sich hat und welche Besonderheiten seinen Reitunterricht heute ausmachen.

Eine sehr spannende und unterhaltsame Podcastfolge, die zahlreiche Einblicke in die vielseitige Arbeit mit Pferden bietet und es von Minute eins bis zum Ende in sich hat.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zu einer brandneuen Folge des wehorse Podcasts. In dieser Woche spreche ich mit Dressur-Ausbilder Horst Becker über seine Philosophie, was alles Einfluss auf seine Reiterei genommen hat und die ein und andere interessante Anekdote. Viel Spaß mit dieser neuen Folge. Eine neue Folge im wehorse Podcast. Heute geht es um Dressurausbildung, um klassische Dressur. Es geht auch um Lungenarbeit und Handarbeit, denn wir haben einen absoluten Experten in dem Bereich heute zu Gast und das ist Horst Becker. Hallo Horst. Christian, grüß dich. Klassische Dressur. Dein großes Herzensthema. Du bist Ausbilder, du bist auch selber als Trainer viel unterwegs. Was begeistert dich so am Dressurreiten und an der klassischen Ausbildungsweise?

[SPEAKER 1]Die Feinheit, die feine Verbindung. Wenn man als Nichtreiter auf das Reiten schaut, hat man immer das Gefühl, dass der Reiter mit mechanischen Mitteln das Pferd lenkt. Und natürlich gibt es Situationen, wo wir das tun müssen, weil wir irgendwo hin müssen oder irgendwo nicht hin wollen. Aber in der Perfektion des Trainings ist es so, dass man irgendwann einen Punkt erreicht, wo man nur noch denkt. Und man hat eine Verbindung mit diesem Pferd geschaffen, die man eigentlich nicht messen kann, die man eigentlich nicht sehen kann, und doch ist sie da. Und man kann das Pferd da drüber führen. Und ich habe als ganz ganz kleiner Junge mit sechs Jahren gesagt, wenn ich mal groß bin, dann mache ich was mit Pferden und ich werde in der Lüneburger Heide und in der Provence leben. Alle in meiner Familie haben gelacht, weil es gab keine Verbindung in die Lüneburger Heide, auch keine in die Provence und es gab auch keine Pferde. Aber diesen Splien hatte ich als kleiner Junge schon und es hat mich immer fasziniert, wenn ich gesehen habe, und das muss ich ganz ehrlich sagen, es ist mir ganz egal, ob ich einen Westernreiter à la Jean-Claude Disley sehe. Das ist mein großes Vorbild gewesen als junger Mann. Diese Leichtigkeit, diese Lockerheit, wie die Pferde mit ihm gearbeitet haben und wie er geritten ist. Oder ob ich einen guten Dressurreiter wie Ingrid Klimke oder Uta Gräf angucke. Oder auch einen Stierkampfreiter, der in der Arena reitet und man sieht, wie dieses Pferd mit diesem Reiter verwachsen ist und wie die beiden zusammen mit vier Augen ihren Job machen und hochkonzentriert miteinander arbeiten. Egal, ob es ein Vierspender ist auf einer WM, der durch so einen Parcours fährt. Es ist ja alles irgendwo Dressur. Und diese nicht-mechanische Verbindung, die aus der mechanischen entsteht.

[SPEAKER 2]Mechanik ja auch vielleicht ein gutes Stichwort. Du hast es gerade als Plin genannt, wie du den Pferden näher gekommen bist. Du bist gelernter Kfz-Mechaniker.

[SPEAKER 1]Ich habe immer gesagt, ich möchte was mit Pferden machen. Und ich habe mich allen anderen Dingen verweigert. Und mein Vater hat gesagt, du kannst später machen, was du willst, aber erst lernst du einen Beruf. Also ganz bodenständig, muss man sagen. Und da ich einen Holzwurm als Großvater hatte, das heißt, wenn du mir einen Stechbeutel und einen Holzhammer in die Hand gibst, einen Zollstock und einen Bleistift, bin ich in der Lage, ein Fachwerkhaus zu bauen. Das kann ich. Ich kann diese Fachwerke stemmen, schneiden, rechnen, alles. Das habe ich als kleiner Junge schon gelernt.

[SPEAKER 2]Also warst du quasi immer mit dabei?

[SPEAKER 1]Mein Großvater war so ein Holzfond, der hat alles selber gebaut. Aber mit Metall konnte ich nicht umgehen. Ich konnte in einer Metallplatte kein Loch bohren. Das war für mich eine völlig fremde Welt. Also habe ich einen Schlosserberuf gelernt. Und das einzige, was ich damals gekriegt habe, war Kfz-Mechaniker. Ich wollte ja keinen Tag in diesem Job arbeiten. Ich wollte ja nur… Einmal in meinem Leben auf meinen Vater hören und was ordentliches lernen.

[SPEAKER 2]Und wie kam dann die Verbindung zu den Pferden? Also bist du dann im jugendlichen Alter dann auch schon mal mit Pferden aufgewachsen? Klassisch ja, dann nicht? Wie kam die Verbindung?

[SPEAKER 1]Eigentlich ganz losig, ich hab ein Draht zu Tieren gehabt, das war der erste Punkt. Wir hatten im Winterquartier zwölf Elefanten, jedes Jahr, vom Zirkus. Eine engagierte Truppe mit vier und einer mit acht. Es gibt Fotos von mir, da bin ich sechs Jahre alt, so ein Spargel, und ich sitze auf den Hörnern eines Bullen. der bei uns auf dem Hof steht. Wir sind ausgeritten mit zwölf Elefanten. Drei wurden geritten, neun liefen frei. Und damit sind wir, im Winter haben wir die bewegt. Und ich, kleiner Pups, hinter dem Genick von dieser Kuh, an den Ohren festgehalten, bin da mitgeritten. Tiere haben mich immer fasziniert. Und als Elfjähriger habe ich gegen den Willen meines Vaters, der wusste gar nichts davon, ein Pony abgeladen. Der Viehhändler war da, wir haben einen Mastviehbetrieb gehabt, Rinder, und da ist ein Kalb, das er geliefert wurde, war krank und ist dann auch gestorben und er musste Ersatz liefern und auf dem LKW war ein Kalb und ein Pony. Und ich habe dann das Pony ausgeladen und bin dann als Elfjähriger ins Esszimmer meines Vaters, in meiner, meines Hauses oder unseres Hauses gekommen und habe zu meinem Vater gesagt, er braucht nicht mehr ausladen, ich hätte das schon erledigt. Ich hätte das Pony ausgeladen, das Kalb oben stehen lassen, weil Kälber haben ja genug im Stall, was sollen wir noch eins haben, ist ja Quatsch, ne? Aber ein Pony ist gefragt. Und ich glaube, ich habe dieses Pony nur gekriegt, weil der Viehhändler das so lustig fand, dass er meinem Vater noch 200 Mark angeboten hat dafür, dass er das Pony nimmt und nicht das Kalb. So, und dann stand das Pony auf dem Hof. Reiten konnte ich nicht, Ausrüstung hatte ich auch nicht. Und im Nachbarhof… Also eigentlich nur ein Halfter. Ja, genau. Halfter und Pony. Ein Kälberstrick. Halfter hatten wir auch nicht. So, im Nachbarhof war ein jüngeres Mädchen, die hatte ein Pony, und die ritt Turnier. Und die hat mir Reitunterricht gegeben. Mein erster Reitunterricht war, mein Pony ist von dieser Ecke der Weide zu dieser Ecke der Weide gerannt, hat einen Haken geschlagen und ich lag in den Brennnesseln, weil ich hatte weder Sattel noch Zügel. Sie hat gesagt, wenn du oben bleibst, können wir anfangen Reitunterricht zu machen mit Zügeln und Sattel. Solange du dich auf dem Pferd nicht halten kannst, kriegst du keine Zügel in die Hand. So hab ich reiten gelernt. Danach kam irgendwann ein Württemberger dazu.

[SPEAKER 2]Also du bist ursprünglich aus Baden-Württemberg?

[SPEAKER 1]Ich bin aus Baden-Württemberg, ich bin aus Waldorf, Waldorf-Baden.

[SPEAKER 2]Also in der Nähe von Mannheim?

[SPEAKER 1]Ja, genau. Und habe dann von meinem ersten Lehrgeld, was habe ich gekauft? Ein Pferd. Mein Vater hat mir einen Vogel gezeigt, so einen Württemberger, ein großes, war ein bisschen was von einem Flugzeugträger, so ein großes Ding. Und bin halt so ein bisschen geritten. Und dann ist der Betrieb meines Vaters immer schlechter gelaufen, also der Pferdebetrieb, äh, der Rinderbetrieb immer schlechter gelaufen. Und dann habe ich diesen Betrieb umgebaut zur Pferdepension.

[SPEAKER 2]Einen klassischen Weg, den viele Bauern ja auch gehen oder gegangen haben.

[SPEAKER 1]Genau. Mit Paddockboxen vor 25 Jahren. Nee, länger her. Gott, das war 30 Jahre her. Über 30 Jahre her. Da war ich 16. Habe ich dann umgebaut mit Paddockboxen und kleiner Longierhalle, Roundpen, Dressur 4x, 7 Hektar Weide, davon haben meine Eltern dann gelebt. Aber die Verbindung zwischen mir und meinem Vater wurde nicht besser. Und in dieser Zeit habe ich Kamakpferde kennengelernt. Fand das faszinierend. Bin auf die Equitana gefahren, das war das erste Mal, als ich auf der Equitana war. Hab mir einen Katalog geschnappt, hab alle südfranzösischen Adressen angestrichen, bin die alle abgeklappert, bis ich jemanden gefunden habe, der Deutsch spricht, weil ich kein Wort Französisch gesprochen habe. und der Kontakte in die Karmark hatte. Weil ich wollte mir das da unten vor Ort anschauen. Ich wollte wissen, wie ist diese Reiterei, was machen die Pferde da? Das hat mich fasziniert.

[SPEAKER 2]Ist ja auch die Karmark-Reiterei und die ganze Szene drum zu. Geht sehr viel um Freiheitsdressur, klassische frankophile Ausbildung auch.

[SPEAKER 1]Ja, und eben um Arbeitsreiterei.

[SPEAKER 2]Genau, also entstanden aus der Arbeitsreiterei in der Karmark.

[SPEAKER 1]Genau. Und das war so mein Ziel, da wollte ich hin. Und dann habe ich jemanden gefunden auf der Equitana, der da unten Freunde hatte und Bekannte hatte, der mich da unten rumgeführt hat und eingeführt hat. Jetzt muss man dazu sagen, mit diesem elfengleichen Körper von knapp zwei Metern auf einem Karmarkpferd ist ein bisschen fragwürdig. Das heißt, ich bin schnell auf die Größeren umgestiegen und landete bei einem englischen Vollblut und bei einem Andalusier, der da unten war. Ich bin dann auch da unten geblieben. Ich habe ein bisschen mit meinem Vater Streit gehabt irgendwann. Wir haben uns irgendwann gar nicht mehr verstanden, was das Thema Hof angeht. Und es war ja sein Hof und nicht meiner. Und dann habe ich irgendwann gesagt, okay Papa, das Ding steht, es läuft, du kannst es weitermachen, ich gehe. Weil dieses Streiten möchte ich nicht mehr. Und bin dann von heute auf morgen nach Südfrankreich. In die Karmark. Nein, ich habe in der Provence, lustigerweise, in der Provence gewohnt.

[SPEAKER 2]Das, was du quasi als Kind schon wolltest.

[SPEAKER 1]In der Nähe von Pointe des Gilets, also zwischen Rousillon und Borgneux und Lacoste, in dieser Ecke, da habe ich gewohnt. Und bin dann jeden Tag oder mal für zwei, drei Tage in die Karmark gefallen. und wollte immer mit zu den Stieren. Das hat mich fasziniert. Und dann hat der große Pferdezüchter, bei dem ich da unten war, gesagt, Horst, sei mir nicht böse, du bist ein lieber Kerl, aber du bist zwei Meter groß, unsere Pferde sind zu klein für dich und du hast keine Ahnung, du bist ein Greenhorn. Wenn du beim Treiben mit Rindern vom Pferd fällst, dann muss einer meiner Mitarbeiter sein Leben riskieren, um dich zu retten. Und das kann ich nicht verantworten. Du kannst alles machen, aber wir nehmen dich nicht mit zu den Stieren.

[SPEAKER 2]Also erstmal eine Enttäuschung.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Und dann habe ich so lange rumgenervt, bis er gesagt hat, okay, du musst dir aber ein gutes Pferd kaufen. Gut, habe ich gesagt, wie mache ich das? Sagt er, ich organisiere dir das. In Tarascon gab es einen Zigeuner, das war ein Pferdehändler. Jetzt muss man sich das vorstellen. Horst Becker in einer Kamarckluft mit fast nicht vorhandenem Französisch fährt zu einem Süd- Und gefühlt drei Meter größer als jeder andere, der da rumläuft. Genau, mein Spitzname, ich hab den Wortlaut vergessen, mein Spitzname war übersetzt. Der Kamaghi, dem man ein kleines Kind auf die Schultern gesetzt hat. Das war der Spitzname. Und dann bin ich also zu diesem Chanot, hieß der, nach Tarascon gefahren, bin dahin und hab gesagt, ich möchte ein Arbeitspferd kaufen. Dann hat er mich so angeguckt, wie wenn er gesagt hat, ich habe ja schon viele bekloppte deutsche Touristen gesehen, aber der Typ reißt es raus. So. Und er hat gesagt, schöne Grüße von Monsieur Sowieso. Dann kriegte er kurz große Augen, weil der war bekannt. Und dann hat er ein Telefonat geführt und hat ihn angerufen und hat gesagt, da steht so ein bekloppter Deutscher, der will ein Arbeitspferd kaufen. Sagt er, ja, verkauf ihm was ordentliches. Das ist ein Greenhorn, das Pferd muss die Arbeit alleine machen können. Und dann kriegte ich eine englische Vollblutstute. Das war das geilste Pferd, was ich je geritten habe. Die konnte nur Schritt und Galopp. Trab war nicht auszuhalten. Blanke Kandare geritten. Wenn die an irgendeinen Bereich der Herde nicht rangegangen ist, wusstest du, aus dieser Richtung kommt die Gefahr. Und so war’s. Und die hat mich über fast zwei Jahre durch jede spezielle Situation gebracht, die es nur gab. Also die schlimmste Situation war, ich bin ja schlau, dachte ich zumindest, der Stier ist durch ein Schilffeld abgehauen und ich saß ja auf dem Pferd und ich konnte sehen, wo er hin ist. Und er ist in so einem Bogen gegangen. Und ich hab gedacht, ist der Stier blöd. Ich geh einfach geradeaus, dann hab ich ihn. Der Blöde war ich. Weil der Stier wusste, wo die Brücke über den Entwässerungskanal ist, in den ich mitsamt Pferd gefallen bin. Weil wenn du wie ein Bekloppter durch Schilf reitest, siehst du ja nicht, was da passiert. Und auf einmal wurde es kurz hell. Und dann war’s nass. Und dann lag ich mit der Studie im Entwässerungskanal. Und es war ein Kampf, die da wieder rauszukriegen. Alle haben sich natürlich totgelacht. Weil das Greenhorn gedacht hat, er hat Ahnung, der Stier läuft einen Bogen, also laufe ich geradeaus, dann habe ich ihn gleich. Der wusste, wo die Brücke war, ich nicht. Und das war eigentlich mein Einstieg ins richtige Reiten, wenn man so will. Und mein Vorbild war Jean-Claude. Ich wollte immer zu Jean-Claude. Und dadurch, dass ich in Südfrankreich hängen geblieben bin, bin ich dann so ein bisschen in die klassische Richtung gefallen.

[SPEAKER 2]Weil eigentlich Jean-Claude ja eher Richtung Western.

[SPEAKER 1]Genau.

[SPEAKER 2]Also bist du auf dem Ziel oder auf dem Weg zum Ziel abgedriftet?

[SPEAKER 1]Ich bin ein verkappter Westernreiter. Ich liebe es, auf einem schönen Westernpferd einhändig zu reiten.

[SPEAKER 2]Machst du das heutzutage?

[SPEAKER 1]Ich kann Renning reiten und es ist immer ganz lustig, wenn ich Westernreiter im Unterricht habe, dann gibt es immer mal so Situationen, da sagt der Westernreiter zu mir, Horst, Ihr Dressurreiter versteht das nicht. Das machen wir anders. Und dann sage ich jemandem, darf ich mal dein Pony reiten? Dann sagt er, ja, wenn du willst. Dann sitze ich da drauf und zeige ihm, was ich meine. Und er ist ganz erstaunt.

[SPEAKER 2]Und da so unterschiedlich ist es nicht.

[SPEAKER 1]Reiten ist reiten. Egal, ob das ein Westernpferd ist oder ein Dressurpferd. Im Großen und Ganzen, natürlich ist der Spin was anderes wie eine Pirouette. Und die ganze Parade was anderes wie ein Sliding Stop. Aber in der Grundausbildung ist es dasselbe. Und wenn du aus der Arbeitsreiterei kommst, und ich bin ja nicht aus der Dressurreiterei gekommen, sondern aus der Arbeitsreiterei gekommen, durch diese Geschichte in Südfrankreich, ist es nicht so weit weg.

[SPEAKER 2]Also als Deutscher eigentlich gar nicht den klassischen Weg. Viele sind ja hier in Deutschland, wenn man die Dressurausbildung anguckt, ja eher den klassischen Weg vielleicht Breitermeister, dann Lehrmeister, wo man länger auch war.

[SPEAKER 1]Ich habe nicht mal im Reitverein Unterricht gehabt. Also ich bin dieser ganzen Schiene, weil meine Eltern kein Geld hatten, ich bin wirklich mit meinem Schimmelpony, was ich damals hatte, um Waldorf herumgeritten, um ganz Waldorf herum, weil auf der einen Seite haben wir gewohnt und auf der anderen Seite war der Reit- und Rennverein. Den hat mein Großvater mal mitgegründet. Aber da waren heute zu meiner Zeit Zahnärzte und Rechtsanwälte und solche Leute hatten da die Führung und die normalen, einfachen Leute waren da nicht mehr so gefragt. Und dann bin ich immer ums ganze Dorf herumgeritten und dann gab es vor dem Reitverein einen Stall Bungen. Das waren Vielseitigkeitsreiter. Familie Bungen kennst du bestimmt. Sind heute in der Schweiz. Und da gab es ein Mädchen, die war so zehn Jahre älter als ich, ritt sehr schön Tressur. Und da bin ich immer mit meinem Pony um Baldorf herumgeritten und hab ihr beim Reiten zugeguckt. Und hab immer gesagt, wenn ich groß bin, will ich das auch können. Aber der Weg durch den Reitverein, über die Turnierschiene, das war mir alles verwehrt, weil dafür war kein Geld da. Das hätten wir uns nicht leisten können. Lustigerweise habe ich diese Frau 40 Jahre später im Unterricht gehabt. Und hab zu ihr gesagt, wir kennen uns. Dann sagt sie, nein, vielleicht doch. Ich erlaube mir nicht zu sagen, wie lange das her ist. Dann habe ich ihr irgendwann die Geschichte erzählt, dass sie als 18-, 19-jähriges Mädchen einen sehr, sehr schönen Kastanienbraunen Hanna-Varana-Wallach geritten hat in der Dressur. Und dass, wenn sie am Nachmittag draußen trainiert hat, manchmal ein Junge mit einem weißen Welchpony am Zaun stand und zuguckte. Dann sagt sie, ja, an diesen Jungen kann ich mich erinnern. Ja, der Junge bin ich. Habe ich ihr nach dem Unterricht erzählt, nicht davor.

[SPEAKER 2]Nun warst du in Frankreich, dann erst der Weg Richtung Jean-Claude Disly, Richtung Westernreiterei als Traum, dann eher abgedriftet Richtung Dressur-Ausbildung. Wie bist du dann zurück nach Deutschland gekommen?

[SPEAKER 1]Ich habe einer guten Freundin versprochen, dass wenn sie ihren Betrieb in Norddeutschland eröffnet, ich ihr die letzten 14 Tage, drei Wochen helfe und so ein bisschen ihr Öffnungsveranstaltungen moderiere und vielleicht auch ein bisschen reite da und so weiter. So hat das angefangen. So und dann bin ich nach Sottrum, der Betrieb war damals, der wurde in Sottrum eröffnet.

[SPEAKER 2]In der Nähe Bremens.

[SPEAKER 1]In der Nähe Bremens wurde der eröffnet. Und das war eine klassische Reiterin, die hatte Lipizzaner damals. Und ich habe da ganz einfach eine Frau kennengelernt. In diesen drei Wochen, wo ich da geholfen habe. Und dann habe ich Henri angerufen, weil er wollte eigentlich gerne, dass ich das Landgut dort übernehme und da bleibe. Ich war so ein bisschen wie der zweite Sohn der Familie.

[SPEAKER 2]Ziehsohn.

[SPEAKER 1]Ziehsohn. Und hab dann zu ihm gesagt, lieber Henri, bist du mir sehr böse, wenn ich nicht wiederkomme. Und dann hat er zu mir gesagt, es kommt drauf an, warum. Was ist der Grund? Und ich sagte, der Grund ist eine Frau. Das könne er verstehen. Kein Problem. Und so bin ich da oben hängen geblieben.

[SPEAKER 2]Also von Südfrankreich in die norddeutsche Tiefebene.

[SPEAKER 1]Genau. Gut, mein Herz schlägt sowieso für die Heide, schon immer. Und dann war ich mit dieser Frau 15 Jahre zusammen. Wir haben einen großen Betrieb gehabt, erst einen ganz kleinen Betrieb, dann einen größeren Betrieb, dann einen ganz großen Betrieb in der Nähe von Rotenburg-Würmel. Und dann ist das leider nach 15 Jahren auseinandergegangen. Und ich hab dann in erster Linie als Trainer gearbeitet. Aber in der Zeit, wo ich diesen Betrieb hatte und da oben war, war ich dann eben viel bei Knie.

[SPEAKER 2]Charles Knie?

[SPEAKER 1]Nee, nee, nicht Charles. Freddy.

[SPEAKER 2]Freddy Knie.

[SPEAKER 1]Also in der Schweiz. Ich hab viel in Regen gearbeitet. Der Werdegang war, ich habe diesen Betrieb in der Heide eröffnet und ich habe einen neuen Reitlehrer gesucht. Dann habe ich mich für Klaus Penkveld entschieden. Fand ich gut, wie der arbeitet und was der macht. Fand ich schön. Nun bin ich auf die Messe gegangen und habe gedacht, ich kann so mit dem reden. Und der war sowas von beschäftigt und fast ein bisschen arrogant, dass ich gedacht habe, was für ein Schnösel. Bei dem kann ich keinen Unterricht nehmen. Hat er mir gesagt, ich soll sein Buch kaufen und lesen und mir einen Brief schreiben und dann schaut er mal. Denke ich, was für ein arrogantes Ding.

[SPEAKER 2]Also direkt abgebügelt worden.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Und da habe ich gedacht, bei dem muss ich keinen Unterricht haben. Da stimmt die Genie, der kann ich nicht, der gefällt mir nicht. Und dann war es lustig, wie die Welt so spielt. Klaus hat seinen Betrieb auf der anderen Seite des Waldes eröffnet, wo ich meinen hatte, in Wisselhöwede. Und immer wenn ich zum Einkaufen durch den Wald gefahren bin, bin ich an seiner Freizeitreiterakademie vorbeigefahren, vor allem an der Baustelle. Und irgendwann habe ich angehalten und habe mal so geguckt, was er da macht. Und dann kam er im blauen Overall bis hier oben mit Dreck verschmiert aus der Kanalisation, Regenentwässerung verlegt, war total herzig, hat mich erstmal zum Sherry eingeladen, mir alles erzeigt. Das haben wir dann öfter gemacht, dass wir mal einen Sherry zusammen getrunken haben. Und geritten habe ich nie bei ihm, lustigerweise dann am Ende. Aber er hat mich auf seine Eröffnung eingeladen. Und in der Eröffnung kam eine Dame, die hatte einen kleinen Reitbetrieb im Münsterland. Das war meine Interpretation der Geschichte. Es war Ursula Bruns. Reken. Aber für mich war das eine ältere Dame, die einen Reitbetrieb im Münsterland hatte, weil ich nicht wusste, wer Ursula Bruns ist.

[SPEAKER 2]Du bist eh aus dem Freizeitreiter-Bereich.

[SPEAKER 1]Ich war so grün hinter den Ohren und so in meiner Welt aus Südfrankreich. Ich kannte die Leute nicht, ich kannte auch die Zeitung nicht. Und alle waren so tief. Eher fürchte ich, haben gesagt, du hast mit UB gesprochen. Sag ich, ja, ja, das ist so eine ältere Dame, die hat eine Reitanlage in Münsterland und die macht so einen Tag der offenen Tür. Und da soll ich diese Freiheit mit dem Palomino vorführen, was ich bei Klaus gemacht hatte. Jochen Schumacher sollte ich anrufen, heute einer meiner engsten Freunde.

[SPEAKER 2]Damaliger Leiter des Freizeitreiserzentrums in Reken.

[SPEAKER 1]Genau. Und der hat mich dann eingeladen zu einem Vorgespräch. Dann bin ich da hingefahren, ich sollte diese Freiheitstresur vorführen mit dem Pferd, was ich damals hatte. Und während des Gesprächs, wir haben uns super verstanden von Anfang an. Und irgendwann ein paar Wochen später sagt er mir, Philipp Kahl kommt nicht. Spätestens da hätte der Groschen fallen müssen, auf welchem Niveau diese Veranstaltung ist. Ich habe das alles noch nicht ernst genommen. Und dann sag ich, ach Jochen, wenn du ein bisschen Doppelange haben willst, das ist kein Problem. Doppelange à la Saumur ist kein Problem. Mach ich dir gerne. Nicht wissend, was das für eine Veranstaltung ist.

[SPEAKER 2]Also à la Saumur wie die Quatre Noirs in Saumur, in Frankreich.

[SPEAKER 1]Kein Problem, mach ich. Dann kam diese Veranstaltung. Und Jochen sagt mir, Was machst du am Freitagabend?“ Und ich so, ich bin da. Sagt er, würdest du mit dem Knie essen gehen? Ich hab keine Zeit. Sag ich, mit wem soll ich essen gehen? Ja, mit Knie, du magst den doch so gerne. Sag ich, ja, das ist mein Idol, Freddy Knie Senior. Aber ich hätte mir nie erlaubt, in die Schweiz zu fahren und den Typ anzuquatschen. Das war für mich alles so weit weg. Und dann sagt er, du kannst mit ihm essen gehen, du würdest mir einen Riesengefallen tun. Sag ich, Jochen, du kannst mir nicht sagen, was du mir für einen Gefallen tust, wenn ich mit Herrn Knie essen gehen darf. Und dann waren wir Freitagabend mit Erika und Freddy Senior essen. Natürlich haben wir das ganze Abend nur über Freiheitsdressur und klassische Dressur geredet, in dem Stil, wie Knie das macht. Der ist ja sehr eng mit der Wiener Hofreitschule zusammen gewesen, eng Dudesfreund von Fonteyski. So, und dann… Am Ende des Wochenendes hat er zu mir gesagt, kommen Sie doch mal in die Schweiz, dann zeige ich Ihnen das alles.

[SPEAKER 2]Und das war natürlich die Eintrittskarte für dich gegen Freddy Knie.

[SPEAKER 1]Das war der Beginn einer, ich sage jetzt mal ganz ehrlich, seriösen… Aber vorher war es alles ein bisschen wild. Alles ein bisschen aus dem Bauch. Und dann habe ich fast fünf Jahre, zehn Wochen im Jahr bei Knie verbracht. Jede freie Minute, wenn ich unterwegs war, bin ich da hingefahren. Und glaube ich, dass ich heute hier sitze und du mit mir sprichst, das habe ich einem Freddy-Knie-Senior zu verdanken.

[SPEAKER 2]Und da warst du dann in der Pferdeausbildung, in der Arbeit an der Hand?

[SPEAKER 1]Alles. Ich habe Freiheit gemacht. Ich habe geritten. Ich habe mit Delfinen gearbeitet. Ich durfte auch mal in den Löwenkäfig. Ich habe mit den Elefanten gearbeitet, mitgeholfen. Alles Mögliche. Nashörner geschrubbt. Das ganze Programm. Aber in erster Linie natürlich geritten und Freiheit gemacht. Das war auch das, was mich fasziniert hat. Und das war fast, ja ein bisschen mehr als fünf Jahre. Und dann hat er einen Schlaganfall gehabt und hat sich nicht mehr davon erholt. Das heißt, die Reiterei und dieses sich immer wieder treffen, das war dann einfach erledigt. Und dann habe ich einen neuen Lehrer gesucht. Und dann bin ich an Kurt Albrecht gekommen. Den kannte ich von ein paar Seminaren, wo wir in Anführungszeichen Seminarkollegen waren und Dinge zusammen gemacht haben. Und dann haben Reitschüler von mir mich gefragt, ob ich sehr böse wäre, wenn sie Kurt Albrecht mal für einen Kurs einladen. Sag ich, nein, ich bin überhaupt nicht böse. Und wenn ihr einen Platz für mich habt, dann reite ich mit. Und das war sehr herzig. Dieser Mensch ist ja nicht wirklich groß gewesen an Körperlänge, aber mit einer unglaublichen Ausstrahlung und Klarheit. Man hat ihn, glaube ich, in Wien nicht sehr gemocht, weil die Bereiter haben unter ihm gelitten, weil er wollte es 200-prozentig. Was anderes gab es nicht.

[SPEAKER 2]Also viele, vielleicht zur Erklärung noch kurz für unsere Zuhörer, er war viele Jahre bei der Wiener Hofreitschule.

[SPEAKER 1]Neun Jahre war er Stellvertreter und elf Jahre Direktor.

[SPEAKER 2]Und wir haben auch bei Wehorse einige Filme mit ihm.

[SPEAKER 1]Mit Kurt Albrecht?

[SPEAKER 2]Ja, gibt es tatsächlich einige Filme. Und er hat, muss man sagen, er hat ja viele geprägt. Er war ja schon eine Figur, die auch wirklich viele Schüler hervorgebracht hat, die ja jetzt auch weiterhin prägend sind.

[SPEAKER 1]Richard Hinrichs zum Beispiel.

[SPEAKER 2]Richard Hinrichs.

[SPEAKER 1]Also er ist zu mir gefahren in die Heide, er ist zu Richard gefahren zu der damaligen Zeit und noch zu der ehemaligen Gründerin der Freunde des Spanischen Pferdes, wie hieß sie? Die hat ein großes Gestüt in der Nähe von Starnberg gehabt und die hat er auch trainiert.

[SPEAKER 2]Also er war auch ein großer Lehrmeister, also Freddy Knie, Kurt Albrecht. Wenn du die vergleichen würdest, was ist das Besondere bei Freddy Knie versus Kurt Albrecht?

[SPEAKER 1]Also ich sage mal, um es in Kurzform zu sagen. Bei Freddy Gni habe ich Philosophie gelernt, Gefühl gelernt, Hinschauen gelernt. Den, ich sage jetzt mal, so dieses Auge zu erkennen, dass wenn man Kleinigkeiten ändert, sich große Dinge verändern können, wenn man den richtigen Weg geht. Und die gnadenlose Konsequenz. Freddy Knie war in seinem Handeln mit sich selbst einer der konsequentesten Menschen, die ich kannte. Es gibt so eine Kurzgeschichte, die ihn absolut prägt. Er hat immer gesagt, wenn er in der Morgenarbeit ist, er hatte fünf Privatsekretäre, die sein Büro gemacht haben, und er hat immer gesagt, wenn ich in der Morgenarbeit bin, nichts ist so wichtig, dass es nicht warten kann bis halb zwei, bis ich ins Büro komme. Außer wenn jemand gestorben ist. Das möchte er gleich wissen. Und das ist zu Zeiten passiert, wo es diese gummierten Shapitos noch nicht gab, sondern Baumwolle. Die Morgenarbeit brauchten sie kein Licht, weil die Sonne hat durch diese Baumwollzelte durchgeschieden, es war fast taghell. Der Generator war kaputt. Das hat niemand gemerkt in der Morgenarbeit, weil sie brauchten ja keinen Strom. Dann kam der Sekretär rein. Morgens, in die Morgenarbeit. Der Knie hält die Pferde an, legt die Peitsche hin und sagt, wer ist gestorben? Dann sagt der Sekretär, nicht der Generator, sondern niemand. Und er sieht sie bescheuert. Raus! Hat er das noch zweimal versucht. Hat er ihm irgendwann den Tuschierstock nachgeschmissen. Und dann ist er nicht mehr gekommen. Er ist um halb zwei ins Büro gekommen und hat den natürlich erst mal quer durchs Nasendoch gefrühstückt. Was er denn heute Morgen getrunken hätte, dass er da in die Morgenarbeit schneit. Und dann hat er gesagt, Herr Knie, Herr Knie, der Generator ist kaputt. Wir hätten heute Morgen den LKW losschicken müssen, den Ersatzgenerator aus Rapperswil holen. Damit wir für die Vorstellung Licht haben. Weil es gab noch nicht in jedem Schweizer Dorf Strom zu der Zeit. Und jetzt kommt’s. Es war nicht schlimm, dass die Vorstellung ausfällt. Es war schlimm, dass er morgens in die Morgenarbeit kam. Und ich meine, ein leeres Chapiteau am Abend, wo tausend Leute reinpassen, das kostet Geld. Das kostet Kohle. Das war Wurscht. Aber es war die Pferdearbeit.

[SPEAKER 2]Volle Konsequenz.

[SPEAKER 1]Gnadenlos. Ja, aber mit einer irren Maß an Liebe für die Pferde. Ich habe das in Regen erlebt. Ich musste dann ja innerhalb von einem halben Jahr dieses Longshan ABC beherrschen, weil natürlich im Winter, im Juni des einen Jahres, habe ich Knie kennengelernt. Dann war ich im Winter des Jahres bei ihm. Im Juni des nächsten Jahres war das nächste große Seminarenregen. Natürlich musste ich dann meine Pferde mitbringen für die nächste Vorstellung mit Knie und das mit Knie machen. Das heißt, dass das, was Junghengste bei Knie in zwei Jahren lernen, meine alten Hengste in sechs Monaten können mussten. Das war nicht ganz einfach. Und der Knie hat immer gesagt, wenn Sie das schaffen, Ihre beiden alten Hengste in der Freiheit in Regen vorzuführen, können Sie bei uns immer anfangen. Kein Zirkusmann wäre so bekloppt, das mit älteren Pferden zu machen. Wir machen das immer mit Jungen und die wachsen in ihrer Aufgabe, die wachsen in ihrer Gemeinschaft. Naja, und so hat sich das entwickelt. Und Knie war immer Philosophie. Es war immer Gefühl, Hinschauen. Und in Regen hat er einmal gesagt, Sie müssen Liebe geben, dann wird Ihnen das Pferd Liebe zurückschenken. Das habe ich in meinem Leben immer erlebt. Und dann konnte man so im Publikum sehen, wie 600 Leute so leicht syphisant grinsen und sagen, ach, ist der alte Mann süß. Aber der alte Mann hat das nicht süß gemeint. Der hat seine Pferde genauso gearbeitet. Der hat sie mit der Peitsche immer nur abgestrichen. Die Peitsche flog. Aber die Pferde haben den Hals hingehalten, weil sie dieses Lob mit der Peitsche nicht verpassen wollten. Der hat auch mal touchiert. Und er hat immer gesagt, Herr Becker, man darf Pferde nie schlagen. Und irgendwann habe ich in einem frechen Moment gesagt, nur Tuschieren hat er gesagt. Was mache ich denn, wenn Tuschieren nicht hilft? Sagte Herr Becker, dann müssen Sie mehr Tuschieren. Aber ohne Emotion. Darum ging es. Schon klare Linien, klare Ansprachen.

[SPEAKER 2]Also auch da die volle Konsequenz.

[SPEAKER 1]Volle Konsequenz, aber ohne Emotion. Und auch immer gerecht.

[SPEAKER 2]Das ist ja auch wichtig.

[SPEAKER 1]Zu den Pferden immer. Ich habe Situationen erlebt, wo er einem Mitarbeiter den Tuschierstock nachgeschmissen hat, weil er am vierten Tag wieder vergessen hat, dem Pferd an einer gewissen Stelle eine Belohnung zu geben. Und du konntest sehen, wie dieser Handstock in den Mitarbeiter einschlägt und das Ohr des Pferdes, das neben diesem Mittenarbeiter stand, nicht mal gewackelt hat. Das Pferd war tausendprozentig sicher, das konnte ihm nicht gelten.

[SPEAKER 2]Volles Vertrauen.

[SPEAKER 1]Volles Vertrauen und absolut konsequent. Und da habe ich eigentlich so diese Philosophie, dieses Gefühl. Und es war natürlich so, ich war natürlich hier in Deutschland ein Clown in der Szene. Was will der Typ? Was redet der da für einen Blödsinn? Und mir hat es damals als junger Mensch unglaublich geholfen, einen so sensationellen Pferdeausbilder wie Freddy Knie als gefühlten Großvater hinter mir zu haben, der immer mal sagt, Sie machen das gut, machen Sie das weiter so. Das hat einem geholfen, seinem Weg selber standhaft und treu zu bleiben. Und Kurt Albrecht war ein gleicher Perfektionist, aber ich würde eher sagen, und das meine ich nicht abwegig, mir fällt kein schlauerer Begriff ein, er war so ein bisschen der General. Er war ja Brigadier Professor Kurt Albrecht und er hat ein ganz großes Herz gehabt und er hat gelebt für die Wiener Hofreitschule. Der schlimmste Tag in seinem Leben war der Tag, wo man ihm gesagt hat, heute ist dein letzter. An der Schule. Du musst jetzt in Pension gehen. Das war für den der dunkelste Tag seines Lebens. Weil er hat diese Schule gelebt. Und deswegen war er vielleicht für seine Mitarbeiter nicht immer angenehm. Auch für uns Schüler war er nicht angenehm. Weil der Wiener kennt nur zwei Zustände. Sehr freundlich oder sehr unfreundlich. Und er wollte es immer 200-prozentig auf den Punkt. Aber er hat diese, wie soll ich sagen, diese Mechanismen der Hilfen, diese Struktur, wie man was wann anwendet, damit viel, viel, viel, viel später ein ganz anderes Rad auf einmal anfängt zu drehen, das man gar nicht direkt angesteuert hat. Das ist Albrecht. Ich nenne es mechanisch, ohne dass ich es grob oder hart nennen will. Es war ganz fein, ganz konzentriert, ganz balanciert, aber es war ganz, ganz edles Handwerk. Mit ganz viel Noblesse hat man arbeiten müssen. Und es gab zum Beispiel so eine Situation, ich habe meinem alten Pferd in 17 Jahren nicht beibringen können, dass wenn ich beim Linksgaloppwechsel nach unten gucke, er durchspringt. 17 Jahre ist es nicht gelungen. Habe ich hoch geguckt, sprich ordentlich gesessen, sprang er den Wechsel nach links sauber durch, habe ich runter geguckt, sprang er ihn nach. Albrecht ist irgendwann das so auf den Keks gegangen, dass er mich 47 Minuten auf dem Mittelzirkel hat galoppieren lassen, So lange, bis ich drei Runden schaffe und jeder Wechsel nach links ist durchgesprungen. 47 Minuten hat er mich gequält. Hat mich nicht durchparieren lassen. Aber ich muss sagen, diese Mischung. Beide kommen aus der klassischen Dressur. Freddy Gnisenior war einer der engsten Freunde von Alois Putejski. Die ganzen Libizaner, die es beim Knie gab, kamen über Putejski aus der Schule. Junge Pferde. Und Kurt Albrecht, der die Schule gelebt hat, und ich werde es nie vergessen, es gab einen Tag, da war er schon lange pensioniert, war weit über 80, und ich war mit ihm in der Morgenarbeit gesessen. Wir sind hinten durch die Garage über den Stephansplatz in die Schule, nicht über die Touristenabteilung, sondern hintenrum, und haben dann auf der Bank unter der Königsloge gesessen, hinten und zugeschaut. Und er war ganz unzufrieden und knotterte immer so ein bisschen in den Bad. Und irgendwann habe ich zu ihm gesagt, Herr Albrecht, was ist los? Und dann sagt er, ein halbes Jahr soll es mal geben. Ein halbes Jahr. Sag ich, für was? Damit ich diesen Sauerstall aufräumen kann. Und der Kopf war feuerrot. Und ganz ehrlich, Christian, ich habe nichts gesehen. Verstehst du? Ich habe nichts gesehen, wo ich hätte sagen müssen, Da ist jetzt eine Katastrophe. Da hat mal einer ein bisschen den Kopf schief gehalten. Oder der eine hatte die Zügel mal so. Oder saß einer mal einen Pups schief. Oder eine Übung ist nicht ganz so harmonisch in die nächste gegangen. Alles, wo wir beide sagen würden, sensationelle Reiterei und natürlich, wenn man trainiert, dann gibt es mal kleine Dinge, die nicht so funktionieren. Das war für ihn schon… weit über das ertragbare Maß hinaus.

[SPEAKER 2]Absoluter Perfektionist.

[SPEAKER 1]
Absolut.

[SPEAKER 2]
Und am Ende mit der militärischen Konsequenz und Prägung.

[SPEAKER 1]
Aber, also ein ganz harter Hund. Aber andersrum, der Kurs, den ich da mit meinen Schülern gemacht habe, der erste mit Albrecht, bin ich ja in diesen Kurs mit meinen Schülern gekommen. Da bin ich in die Mitte geritten. Und dann sagt Albrecht, kommen Sie mal her zu mir. Dann sagt er, Herr Becker, was machen wir denn jetzt? Und dann habe ich gesagt, Herr Albrecht, wenn Sie das nicht wissen, dann fahre ich wieder nach Hause. Antraben, bitte! Aber was er damit erreichen wollte, er wollte mich fragen, was das Pferd kann, weil er wollte nicht, dass ich mich vor meinen Schülern blamiere, weil irgendwas, was er im Unterricht macht, nicht geht, weil ich oder das Pferd das nicht kann. Was natürlich nicht Sinn von Training ist. Aber ich fand es so lieb, dass dieser harte Hund, der die Leute wirklich gefrühstückt hat, wenn sie nicht mitgemacht haben. Da haben viele verladen, da sind viele nach Hause gefahren, oft in den Kursen, weil er es 200-prozentig wollte. Dass er dann andersrum so lieb war, darauf aufzupassen, dass ich mich ja nicht blamiere, was völlig wurscht war. Was mir auch wurscht war, weil ich bin da hingefahren, weil ich das lernen wollte. Und dann ist mir wurscht, was die anderen über mich denken. Weil ich will weiterkommen. Ich komme nur weiter, wenn ich ehrlich trainiere. Und dann geht auch mal was schief. Aber diese Mischung dieser beiden Leute hat mich, glaube ich, da hingebracht, wo ich heute bin.

[SPEAKER 2]
Und man kennt dich heute von vielen Messen, von vielen Veranstaltungen, im Sattel, in der Bodenarbeit, am langen Zügel am Ende. Was macht deine Ausbildungsweise heute aus? Was ist so die Ausbildungsweise nach Horst Becker?

[SPEAKER 1]
Ich sage, wenn mich heute jemand fragt, was ich mache, dann sage ich, ich bin der Turnlehrer hinter den Kulissen. Mir macht es unglaublich viel Spaß, mit Pferden und mit Menschen zu arbeiten und diese beiden zusammenzufügen. Ich sage mal, das Beste aus den beiden zusammenzufügen, sodass die so optimal wie möglich arbeiten können. Das ist manchmal für den Reiter auch ein bisschen anstrengend, weil es wird ja immer dann anstrengend, wenn ich an mir selbst arbeiten muss. Aber das ist so die Faszination. Und ich habe so ein Ziel, ich sage immer, das erste Ziel im Training ist die Suche nach der Harmonie in der Bewegung. dass man in einer guten Energie arbeitet. Und es hat nichts mit Esoterik zu tun. Dass das Pferd in seinem Tempo läuft. Und jetzt kommt eben der wichtige Satz, in seinem Tempo. Du hast dein persönliches Lauftempo als Marathonläufer. Du weißt, von was ich spreche. Und wenn du eine lange Strecke läufst, dann hast du einen genauen Plan, wie du mit diesem Geschwindigkeitspunkt umgehst. Du arbeitest dich an diesem Punkt heran. Du fängst langsam an, bis dein Körper in Bewegung kommt, bis alles rund wird, bis alles effektiv wird. Und dann ziehst du langsam an diese Geschwindigkeit. Und irgendwann, wenn du eigentlich das Ziel schon riechen kannst, kannst du mal noch ein bisschen über dein Ziel hinausschießen. Machst du das zu früh, kommst du nicht an. Genau das Gleiche hat ein Pferd.

[SPEAKER 2]
Was ja am Ende Biomechanikern ist. Und das finde ich einen ganz interessanten Punkt. Wir haben eben ja schon ein bisschen darüber geplaudert im Vorgespräch. dass du auch mit deinen Reitschülern so arbeitest, dass man beispielsweise im Schritt im Tempo des Pferdes reitet. Und das kann auch ein sehr versammelter Schritt sein. Ich kenne es so, ich bin ganz klassisch geprägt in der Dressur, heißt es, Arbeitsschritt zu anfangen.

[SPEAKER 1]
Genau.

[SPEAKER 2]
Und dann wird dann kontrolliert, dass der ordentlich übertritt und dass man quasi dem Pferd das Tempo vorgibt. Du kommst eher aus der anderen Richtung, als man sagt.

[SPEAKER 1]
Nein. Alles das, was du gelernt hast, ist richtig. Aber ich fange viel, viel früher an. Ich sage manchmal, ich bringe den Leuten Warmreiten bei. Diese Lehre, die du gelernt hast, ist 100% richtig. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sagen, das, was die FN macht, ist Blödsinn. Und das, was die FN aufgeschrieben hat, schon zweimal nicht.

[SPEAKER 2]
Da ist ja extrem viel Richtiges dabei, was sie über Jahrzehnte bewertet.

[SPEAKER 1]
Es ist alles richtig. Takt ist das erste Gebot. Und das, was taktmäßiges Reiten in der Pferdeausbildung ist, das ist das Erkennen und Wissen um dein persönliches Lauftempo. Das ist genau das Gleiche. Es hat auch genau die gleichen Folgen. Nur da das Pferd ein Fluchttier ist, läuft er halt auch noch auf drei Beinen weg, wo du dann schon am Straßenrand liegst, weil du deine 42,5 Kilometer nicht erreicht hast. Ich fang viel früher an. Und das ist etwas, was ich bei Knie und bei Albrecht gelernt habe. Und wie die es damals mit mir gemacht haben, habe ich gedacht, was soll denn das? Was soll denn dieses Nudeltempo? Da kannst du ja alle 5 Meter 5 Mark nachversen, damit er nicht stehen bleibt. So reitet man doch nicht. Aber ich hatte natürlich viel zu viel Ehrfurcht, etwas zu sagen. Gott sei Dank habe ich die Klappe gehalten und einfach geritten. Und irgendwann habe ich gemerkt, wie sich mein ganzes Pferd unter mir verändert. Und das fühlt sich ganz anders an. So kannte ich den gar nicht. Und viele der Probleme, die ich hatte, die waren auf einmal nicht mehr da, ohne dass ich was dafür getan habe. Und damals habe ich angefangen, über dieses Thema nachzudenken. Und da gab es einen Leichtathletik-Trainer, der hatte mit Reiten nichts zu tun. Und wir saßen so bei einem Glas Wein zusammen, wie wir jetzt hier sitzen. Wir haben keinen Wein, aber ansonsten… Und danach dann? Danach dann, genau. Und da hat er mir so erzählt, wie er seine Leichtathleten arbeitet. Und ich habe ihm erzählt, wie ich meine Pferde arbeite. Und dann hat er irgendwann zu mir gesagt, Becker, das ist Bullshit, das kann nicht funktionieren. Jetzt erzählt dir jemand, der überhaupt nicht reiten kann, dass dein Reitsystem nicht funktionieren kann. Natürlich konnte ich alles argumentieren, warum ich das mache, wieso ich das mache und so weiter. Wie ich abends in meiner stillen Kammer war, hab mich dieses Gespräch nicht losgelassen. Und ich hab gedacht, das musst du ausprobieren. Und es war noch vor Albrecht. Dann hab ich das mal versucht umzusetzen, was er meinte. Und hab schon festgestellt, vieles geht besser. Vieles geht besser. Und dann kam eben Albrecht und der fing genauso an. Langsam. Er sagt, Herr Becker, Sie müssen jedes Bein einzeln spüren. Das nennt man Takt. Also der hat das nicht so gesagt, aber heute sage ich das so. So. Und dann habe ich gemerkt, dass das Pferd sich unter mir auf einmal ganz anders anfühlt. Und dann habe ich mich mit der Sache beschäftigt. Weißt du, was Bummeltempo ist?

[SPEAKER 2]
Richtig schön langsam.

[SPEAKER 1]
Weißt du, wo dieser Begriff herkommt? Aus der Kavallerie. Echt? In der Kavallerie gab es das Bummeltempo und das Arbeitstempo.

[SPEAKER 2]
Das wusste ich nicht.

[SPEAKER 1]
Im Bummeltempo hat man gelöst. Im Arbeitstempo gearbeitet. Und was hat man nach dem Arbeitstempo gemacht? Im Bummeltempo abgeritten. In welchem Tempo ist man gereist?

[SPEAKER 2]
Im Bummeltempo.

[SPEAKER 1]
Richtig. Im Arbeitstempo kannst du nicht reisen, du verschwendest viel zu viel Energie. Wie würde man heute sagen? Sie sind gebläschert. Wenn ich heute zu meinem Reitschüler sage, reite dein Pferd im Bummeltempo warm, da hat er ein großes Fragezeichen auf der Stirn und sagt, was soll ich? Wenn ich sage, bläschere den ein bisschen im Trab, dann haben auch die Dressurreiter eher eine Vorstellung, was ich meine. Dieses ruhige Loslassen, das Pferd loslassen, ihm Zeit geben loszulassen, diese Energien zu verbinden und das ist das, was mich so fasziniert daran. Dieses Pferd mit seinen Stärken und Schwächen, mit dem Reiter zu verbinden und diese diese Energie mal ins Fließen zu bringen.

[SPEAKER 2]
Was ja wirklich interessant ist, du hast nie turniersportlich geritten und hattest auch nie die Ambition, oder?

[SPEAKER 1]
Nicht wirklich, nein. Also zwischendurch mal als junger Mann, so nach der Eishockey-Karriere, wo man ja auch Turniere, Spiele gemacht hat und so ein bisschen das so dabei war, hat mich das natürlich dann schon fasziniert und hab gedacht, ah und wenn du dann Turniere reitest, das hat schon einen gewissen Reiz gehabt. Aber es hat sich dann irgendwie nicht ergeben und ich hatte im Hintergrund keinerlei Unterstützung, weder Pferd noch Fahrzeug. Es gab es bei uns alles nicht. Und dann hat sich das irgendwie wieder aufgelöst. Aber die Arbeit mit den Pferden hat mich immer fasziniert. Und ich trainiere viele Turnierreiter, aber ich trainiere anders als der normale Reitlehrer. Ich bin komplett anders unterwegs. Ich sage immer, ich bin kein Reitlehrer, ich bin eher Coach. Weil mein Ziel ist es, die Leute so zu trainieren, dass ich eine nachhaltige, stabile Basis habe und dass sie mich nicht brauchen.

[SPEAKER 2]
Dass du quasi an den Heimtrainer auch übergeben kannst, wenn sie einen haben?

[SPEAKER 1]
Ja, natürlich. Genau. Oder dass sie alleine arbeiten können. Also mein Ziel ist im Grunde, wenn man bei mir reitet, dann gibt es Phasen, da bin ich wie ein Terrier. Und dann will ich jede Haarspitze von dir oder von dem Pferd an einer gewissen Stelle haben. Und dann gibt es ein Ergebnis. fließende Bewegung, vernünftige Verbindung, alles ist gut. Und dann ziehe ich mich auch zeitweise mal raus, quatsche mit den Zuschauern, beantworte irgendwelche Fragen und lasse die Leute einfach reiten. Oft sind sie am Anfang irritiert, weil der Reitlehrer redet ja eigentlich die ganze Zeit. Nur, wenn ich die ganze Zeit rede, ist es wie wenn ich mit dem Navi Auto fahre. Solange Uschi quatscht, weiß ich, wo ich bin und wo ich hin muss. Wenn das Navi ausgeht, weiß ich nicht mehr, wo ich hin muss, weil ich hab nicht aufgepasst.

[SPEAKER 2]
Quasi Hilfe zur Selbsthilfe.

[SPEAKER 1]
Ja, genau. Ich versuche die Leute wirklich selbstständig, dass sie selbstständig arbeiten können. Dass sie verstehen, wie der Weg ist, wie der Aufbau ihres Pferdes ist, was das richtige Tempo ist, was die richtige Dramaturgie in der Stunde ist, wie man die Gangarten sortiert. welche Lektion am besten auf welche folgt, um was zu erreichen. Und dann habe ich, sage ich mal, im Durchschnitt drei intensive Tage mit den Leuten. Und dann haben die auch mal sechs, acht Wochen, zwölf Wochen Ruhe vor mir. Dann kommen die wieder. Und ich habe Leute, die kommen einmal und sagen, das ist nicht meine Art der Reiterei, das will ich nicht, das ist auch in Ordnung. Es gibt genügend Kollegen, also jeder wird seinen finden. Und es gibt aber auch ganz viele Leute, die trainieren seit 15 Jahren, seit 20 Jahren. Wenn ich da heute hinfahre, dann ist das ein Besuch bei Freunden. Da ist eine ganz enge Verbindung da, weil wir uns schon so lange kennen, so viel Pferde gemeinsam erarbeitet haben. Und die, die jetzt, egal ob sie im Western oder im Island oder im Dressur oder im Springsport unterwegs sind, mit mir arbeiten, die haben meistens, ich sage immer, die haben einen Disziplinentrainer, der sie in ihrer Disziplin coacht, der ihnen hilft, das Pferd auf dem Turnier richtig vorzubereiten und so weiter und so fort. Aber diese ganze Arbeit im Hintergrund, Das mache ich.

[SPEAKER 2]
Was ich ja auch interessant finde, ist, dass du nicht nur Dressurreiter betreust, du bist in allen Sparten unterwegs, also Islandpferdereiter, dann bist du im Westernbereich unterwegs. Das ist ja für einen Dressurausbilder auch durchaus besonders.

[SPEAKER 1]
Ja, eigentlich ist es nicht besonders, weil die Dressur ist die Mutter von allem. Und ich vergleiche das immer mit dem Tanz. Wenn du einen Madonna anguckst oder einen Michael Jackson, warum können die mit 50 noch irgendwelche 20-jährigen, hoch ausgebildeten Profitänzer in Grund und Boden tanzen? Oder Michael konnte es. Weil sie sich irgendwann in ihrer Karriere einen klassischen Ballettausbilder engagiert haben, der dafür gesorgt hat, dass sie beim Tanzen ihren Körper nicht überbelasten. Dass sie in guten biomechanischen Abläufen arbeiten. Genau das Gleiche ist die Dressur.

[SPEAKER 2]
Die Basis von allem.

[SPEAKER 1]
Die Basis von allem.

[SPEAKER 2]
Ich kann mich an meine Springstunden früher erinnern. Da hieß es immer, zwischen den Sprüngen ist Dressur. Und das ist am Ende ja ein wahres Wort. Das ist die Basis, das Fundament für jegliche Art der Reiterei.

[SPEAKER 1]
Richtig. Das gehört zusammen.

[SPEAKER 2]
Wenn man dich auf Veranstaltungen sieht, bist du auch häufig in der Bodenarbeit, Longe oder Doppellonge. Ist das etwas, was für dich zusammengehört? Also die Arbeit aus dem Sattel oder im Sattel und vom Boden?

[SPEAKER 1]
Ja, also es gibt einfach Dinge, die fängt man am Boden an und es gibt Dinge, die fängt man unterm Sattel an. Und beim einen Pferd fängt man es am Boden an und beim anderen würde man es nie am Boden anfangen, da fängt man es oben an. Aber was zum Beispiel für mich Ein großes Thema ist, wenn ich jetzt von meinem privaten Pferd spreche. Ich habe einen Lusitano. Er ist jetzt sieben Jahre alt. Mittlerweile reite ich ihn auch voll. Ich habe ihn fast drei Jahre nur am Boden gearbeitet, weil mit diesem elfengleichen Körper steigt man nicht auf ein junges Pferd. Tut man nicht. So, also musste ich mir den am Boden fertig machen, so dass ich reiten kann, so wie ich ihn möchte und dass ich das vertreten kann. Und dann habe ich mir im Grunde auch die Grundverbindung dadurch geschaffen. Gut, ich war bei Knie. Ich habe professionelle Freiheitsdressur gelernt, Tierdressur gelernt. Und natürlich hat das Pferd Appell, so wie dein Hund. Wenn du den rufst, kommt er auch, so wenn ich mein Pferd rufe. Bei Marie fängt Feuer, diesem ZDF-Vierteiler, hat Armani einen Teil mitgespielt, sozusagen die hypologische Hauptrolle gemacht und dann ist er auf Zuruf über den Marktplatz von Bad Bayershein galoppiert. Und diese Grundenergie, die man durch diese Freiheitsarbeit schafft zum Beispiel, Die ist etwas so faszinierendes, weil du eine ganz andere Verbindung zu deinem Pferd aufbaust. Mit dem kannst du fast sprechen, wie wir sprechen. Du hast eine andere Ebene, wenn du das mal gemacht hast. Das ist auch das, warum heute so viele Leute sich für dieses Thema faszinieren. Ob das jetzt Parelli ist oder Horst Mentscheb sonst irgendwie oder ob das ein Pignon ist. Es ist ja im Grunde, jeder macht es ein bisschen anders, aber im Grunde geht es darum, die Psyche an die Psyche des Pferdes ranzukommen. Und das kannst du nur am Boden. Da musst du auf die Ebene des Pferdes. Aber ansonsten ist es so, dass ich zum Beispiel das eine Pferd fürs Piaf an der Hand anfange, das nächste über die Schaukel und über die Paraden und am Sattel. Und vielleicht in der Hand oder mit dem Tuschierstock nachgehend nur noch für die Feinheiten. Also man wechselt, wie man es braucht. Wenn ich zum Beispiel nicht so guter Reiter bin, dann kann ich, wenn mein Pferd ein bisschen Anlehnungsschwierigkeiten hat und ich auch noch die Schwierigkeiten habe, diese Anlehnung schön zu halten, mir mit der Doppellonge eine schöne Anlehnung erarbeiten oder die Anlehnung, die ich vielleicht unterm Sattel ein bisschen verbogen habe, in der Doppellonge wieder reparieren. Also man muss das immer so ein bisschen abwägen. Aber für mich gehört ganz klar Bodenarbeit, Handarbeit, Rückenschule ist so ein großes Thema heutzutage bei den Pferden. Pferde sind alle nicht gut bemuskelt. Und es gibt ganz simple Dinge, die man tun kann, um wirklich mit Konzept, also ähnlich wie ein Sportler trainiert wird. Das kann auch Lucien Müller. Das Pferd so auftrainieren, dass es eine gute Bauchmuskulatur hat, dass es eine kompakte Konstruktion hat und dann wird das Reiten natürlich auch komfortabler und harmonischer, ganz automatisch und weniger verkrampft.

[SPEAKER 2]
Was ich ja sensationell finde, du bist ja auch Berater oder korrigiere mich, wenn ich falsch bin, für Filmdrehs oder Pferdetrainer, wenn man das so nennen will.

[SPEAKER 1]
Ja, man nennt es Horsemaster. Horsemaster oder Setcoach.

[SPEAKER 2]
Setcoach für Filmproduktionen. Wie ist es dazu gekommen?

[SPEAKER 1]
Auf eine ganz lustige Art und Weise. Ich habe immer schon mal für das ZDF Dinge gemacht, aber meistens hinter der Kamera. Also ich war einfach bei der Vorbereitung von Drehs oder von Produktionen Als Berater tätig.

[SPEAKER 2]
Berater für was?

[SPEAKER 1]
Für das Thema Pferd.

[SPEAKER 2]
Für das Thema Pferd. Also immer, immer… Immer um das Thema Pferd.

[SPEAKER 1]
Machbarkeit. Sag ich mal. Kann ich das Pferd über den Marktplatz von Bad Bayerstein galoppieren lassen? Geht das überhaupt? So. Kann das Pferd das leisten? Was müssen die Voraussetzungen sein, damit das Pferd das leisten kann? Dann gab es eine Sache, da ging es darum. Der Arbeitstitel war, das Pferd hat den Menschen auf den Mond gebracht. Hört sich komisch an, ist aber wahr. Und da hat man von Genghis Khan bis in die Neuzeit die ganze Geschichte des Pferdes in unserer Kultur dargestellt. Und da war ich mit in dem großen Beraterteam für diese Produktion. Und dann bin ich eines Tages im ICE gesessen und schräg gegenüber sitzt mir ein Herr. Der hat genauso telefoniert wie ich und E-Mails geschrieben. Und irgendwann hat er mich gefragt, was ich denn beruflich mache. Dann sag ich, ich bin Pferdetrainer, Dressurtrainer. Oh, sagt er, sowas könnte ich gerade brauchen. Ich hab gerade ein Problem.

[SPEAKER 2]
Ach, das ist ja witzig, das ist ja totaler Zufall.

[SPEAKER 1]
Totaler Zufall. Und dann sag ich, was haben Sie denn für ein Problem? Na ja, sagt er, wir haben einen Hauptdarsteller. Der dreht in Berlin Tatort. Und gleichzeitig bei uns, zur gleichen Zeit, Arno 1627, einen Film, der geht es um Hexenverbrennung und diese ganze Inquisition und diese Zeit. Und der Mann muss reiten lernen und wir brauchen Pferde. Und das war echt spannend. Die haben sich schon mal was gemacht. Sag ich, ja, ich bin als Berater hinter der Kamera war ich schon öfter. Dachte, ja, sie passen, sie würden gut passen. Sie würden auch von der Statur passen. Sie könnten sich vorstellen, den zu dubbeln. Sag ich, ja, warum nicht? Kein Problem. Und so hat das angefangen. Dann haben wir die ganzen Vorbereitungen. Das dauert ja ewig, bis man wirklich mit der Kamera dasteht und den ersten 5 Minuten dreht.

[SPEAKER 2]
Ich glaube, das sieht man häufig gar nicht, aber das sind unglaubliche Vorbereitungen und auch eine Vielzahl an Personen, die involviert sind.

[SPEAKER 1]
Zwei Jahre haben wir Seelen im Feuer vorbereitet. Oder war das Drehbuch schon gestanden?

[SPEAKER 2]
Seelen im Feuer war ZDF?

[SPEAKER 1]
Das war ZDF, ja.

[SPEAKER 2]
Dreiteiler, glaube ich.

[SPEAKER 1]
Nee, nee, nee. Selim Feuer war ein Kinofilm, also in Kinofilmqualität gemacht und da ging es eben um diese Hexenverbrennung und der lief vor vier Jahren im ZDF.

[SPEAKER 2]
Kann man dunkel erinnern.

[SPEAKER 1]
Das war, da ging’s, hat ein, jetzt in der heutigen Zeit, hat jemand auf dem Markt einen Salatkopf gekauft und der war in altem Papier eingepackt. Dann ist er nach Hause, hat dieses Papier aufgemacht und dann war das ein Gerichtsprotokoll eines Hexenprozesses 1627. Dann ist er zurück zu diesem Marktverkäufer und hat gesagt, wo hast du das her? Ja, ich habe da drei Kartons vom Archiv, die haben die weggeschmissen, also in Bamberg vom Archiv, weggeschmissen und habe ich in der Garage stehen. Dann hat der Mann das alles gekauft und daraus haben die ein Drehbuch gemacht. Und so ist dieser Film entstanden. Und wir haben dann zwei Jahre gebraucht, bis wir an der Kamera waren. Dann hab ich denen geholfen, das alles zu machen, die richtigen Pferde auszusuchen, Mark Waschke, den Hauptdarsteller, zu coachen. Und dann, während des Drehs, war ich das Double und hab im Grunde den gesamten Pferdebereich gemanagt. Dass das alles der Geschichte entsprechend passt, aber sicher ist. Dass den Pferden nix passiert. Dass aber jemand, der reitet und diesen Film anguckt, nicht denkt, Diese Szene hat irgendeiner gedreht, der von Pferden keine Ahnung hat. Dass das wirklich reell rüberkommt. Und das war eigentlich das erste Projekt vor der Kamera. Und das ist so entstanden. Im ICE, am Tisch, bei einer Tasse Kaffee.

[SPEAKER 2]
Und das machst du auch noch bis heute?

[SPEAKER 1]
Ja, es kommt halt immer wieder. Also zwischendurch war es so, dass ich nach Seelen im Feuer für zwei andere Produktionen im Grunde die Drehorte besichtigt und Tipps gegeben und beraten. Auch zwei ältere Filme, also aus dem Mittelalter. Und dann kam der dritte Beratungsauftrag, war Marie fängt Feuer. Das sind vier Teile im ZDF gewesen. Der ist jetzt gerade gelaufen, letztes Jahr. Und wird jetzt gerade im Moment wieder gedreht, werden wieder neue Folgen gedreht. Und da war es so, dass der Tiertrainer gesagt hat, die ganzen Sachen, die sie da haben wollten, seien alles so schwierig und so weiter und so fort. Und es hat nicht so harmoniert. Und jetzt wollten sie eine zweite Meinung haben. Und dann bin ich mit dem Regisseur und der Produktion die Drehorte abgegangen und habe mir die Motive angeguckt und habe eben gesagt, ja, das ist machbar oder das ist nicht machbar oder es ist schwierig, was auch immer. Und am Ende dieser Tour habe ich gesagt, Leute, das ist im Grunde vom Handwerk für den Pferdemann überhaupt nicht schwierig. Hier müsst ihr halt zwei Bundesstraßen umleiten, hier müsst ihr eine halbe Stadt absperren. Weil wenn ein Pferd über den Marktplatz einer deutschen Kleinstadt galoppiert, dann ist das in der heutigen Zeit eigentlich eine Katastrophe. Das heißt, das so alles sicher zu sichern und zu steuern, dass da nichts passieren kann, da liegt der Aufwand. Wir haben bei Marie fängt Feuer, glaube ich, bis zu 60 Blocker, also 60 Menschen, die für ein Motiv irgendwo positioniert worden sind. 50, 60 Bauzäune und was wir alles aufgefahren haben, dass das alles sicher ist. Ja, und dann war es eben so, dass sie gesagt haben, am Ende des Tages kannst du das nicht machen. Wenn euer bayerisches Warmblut eine schwarze Mähne haben darf und ein gelbes Fell, ein Lusitano-Hengst ist und Awani heißt, dann können wir das schon machen. Aber das war eigentlich gar nicht die Idee, sondern ich war eigentlich nur Berater. Und am Ende habe ich den Auftrag gekriegt. Und das war dann Amanis Debüt als fünfjähriges Pferd mit einer Basisfreiheitsausbildung. Wir hatten keine Zeit zum Üben, normalerweise bereitet man sowas ein halbes Jahr vor. kennt ein halbes Jahr vorher das Drehbuch, übt die einzelnen Motive, entwickelt Wege, wie man das Pferd dann führen kann, damit man im Film nicht sieht, dass das Pferd geführt ist, weil der läuft natürlich nicht, der produziert natürlich in der Realität keinen Autounfall. Der berührt das Auto gar nicht. Aber man muss das ja so führen, dass es so aussieht, als ob. Und er darf auch nicht weglaufen, er muss genau dahin laufen, wo die Kamera ist. Und da hatte ich eben keine Zeit, weil das war drei Wochen vor Drehbeginn. Ich war noch 14 Tagen auf Tour, bin nach Hause gekommen, hab Armani zwei Tage gearbeitet, auf den LKW gestellt und dann sind wir zum Dreh gefahren. Und er hat’s sensationell gemacht. Aber das ist so ein… Ich sag mal, das ist so ein… ein sehr besonderer Job. Es ist auch wieder trainieren, es ist auch wieder coachen, aber es hat natürlich ein bisschen noch andere Ansprüche.

[SPEAKER 2]
Ungewöhnlicher.

[SPEAKER 1]
Total ungewöhnlich.

[SPEAKER 2]
Und auch durch den Zufall ist es natürlich, dass du da im ICE saßt, hat es wohl so sollen sein.

[SPEAKER 1]
Ja, und ich muss sagen, Marie fängt Feuer war toll, weil ich gesehen habe, wie mein junges Pferd, das ja im Grunde absolut ohne Erfahrung war, in diesem Set sensationell gearbeitet hat. Und das Allerspannendste war, das ganze Set waren nicht Pferdeleute. Keiner hatte Ahnung von Pferden, keiner besaß ein Pferd, bis auf die Maskenbildnerin, die ihm jeden Tag seine Wunde neu gemalt hat. Und mein größter Albtraum war, dass dieser kackfreche fünfjährige Hengst einer der Schauspieler zwickt. Katharina Thalbach war die Hauptdarstellerin. Dieses kleine, lustige Berliner Urgestein mit Mitte 60. Todesangst vor Pferden. Todesangst. Anderthalb Tage habe ich sie gecoacht, bis sie eine Karotte gegeben hat. Wenn der die nur einmal gezwickt hätte, hätten wir aufhören können. Die Folge wäre nie entstanden.

[SPEAKER 2]
Aber nichts passiert.

[SPEAKER 1]
Dieser Hengst hat niemandem etwas getan. Niemandem. Außer der Maskenbildnerin. Die wollte er jeden Tag zwicken. Und dann hab ich irgendwann gesagt, sag mal, hast du was mit Pferden zu tun? Ja, sagt sie, ich hab eins zu Hause.

[SPEAKER 2]
Hat er gemerkt.

[SPEAKER 1]
Das fand ich stark. Alle diese ganzen wehrlosen Personen, die ihm nicht auf Augenhöhe begegnet sind. Dem hat er nichts, er hat nicht mal geschubst. Er hat sie einfach ignoriert, brav seinen Job gemacht, alles war gut. Aber die Maskenbildnerin, das war eine Begegnung auf Augenhöhe. Die hatte was mit Pferden zu tun. Ich wusste das nicht, er wusste das. Die hat er immer versucht zu zwicken.

[SPEAKER 2]
Ja, sensationell muss man sagen.

[SPEAKER 1]
So feines Energie von Pferden.

[SPEAKER 2]
Lieber Horst, am Ende eines jeden wehorse-Podcasts haben wir unsere vier klassischen Fragen, die ich auf dir stellen möchte. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 1]
Ein Motto, nach dem ich lebe? Eigentlich nicht, nein. Ein wirkliches Motto habe ich nicht.

[SPEAKER 2]
Oder eine Philosophie, wo du sagst, da stehe ich dahinter.

[SPEAKER 1]
Was meine Arbeit angeht, meinst du jetzt, oder allgemein?

[SPEAKER 2]
Dich persönlich, deine Arbeit.

[SPEAKER 1]
Ja, dieses Leben und Arbeiten in guter Energie mit Tieren. Ich lebe und liebe diese Arbeit mit den Pferden. Wenn man es schafft, diese besondere Verbindung herzustellen, oder vielleicht auch im Beruf den Menschen, die diese Verbindung noch nicht gefunden haben, zu helfen, diese Verbindung zu finden.

[SPEAKER 2]
Gibt es einen Menschen, der dich besonders geprägt hat? Zwei große Namen haben wir natürlich schon gehört. Aber würdest du sagen, es gibt einen, der dich besonders geprägt hat?

[SPEAKER 1]
Dann ist es Freddy Knie Senior, definitiv. Also ich habe der Familie Knie sehr, sehr, sehr, sehr, sehr viel zu verdanken.

[SPEAKER 2]
Frage Nummer drei. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen dieser Welt etwas mit auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 1]
Dass sie sich die Zeit und die Ruhe nehmen, ihr Pferd zu lesen. Und nicht immer nur einfach das machen, was Ihnen irgendjemand sagt, sondern manchmal auch einfach sich die Zeit nehmen, zu fühlen und zu lesen, wie das Pferd auf die Dinge reagiert. Und nicht immer davon ausgehen, dass das Pferd es absichtlich falsch macht. Sondern dass, wenn es falsch geht, wir vielleicht zu schnell unterwegs waren, die falsche Wegabzweigung genommen haben, Sondern so ein bisschen mehr auf ihre Pferde hören und ein bisschen abwarten lernen. Manchmal sagen die Leute zu mir, ja wie lange brauche ich denn dafür? Sag ich, es dauert so lange wie es dauert. Einfach auf dem Pferd sitzen und es nicht als eine Mechanik angucken. Ich mache das, ich ganz ehrlich, wenn ich 14 Tage auf Kurstour war und ich sitze auf meinem Pferd, dann bin ich nicht der sensationelle Reiter. Weil dann bin ich genauso genervt und müde und abgespannt wie alle anderen auch. Dann nehme ich mein Handy, mache eine schöne Musik an, dann schaffe ich es, so eine Käseglocke zu bilden und dann kann ich vernünftig reiten. und kann wieder in dieser guten Energie reiten. Weil ich finde, das ist das, was die Reiterei fasziniert und so fasziniert macht, wenn man diese Energie findet und sie jeden Tag wieder neu erfinden kann und diese Verbindung zum Pferd hat, die nicht daraus besteht, dass man Leckerlis füttert und das nächste rosa Halfter gekauft hat und die glitzige Schabracke, sondern einfach diese beiden Kreaturen in guter Energie verbunden in die Arbeit bringt.

[SPEAKER 2]
Sehr gut. Und zum Schluss, vervollständige bitte für mich diesen Satz.

[SPEAKER 1]
Pferde sind für mich die wichtigsten Lebenspartner.

[SPEAKER 2]
Das ist, glaube ich, ein großartiger Schlusssatz. Ich glaube, wir hätten auch noch zwei Stunden weiter plaudern können.

[SPEAKER 1]
Kein Problem.

[SPEAKER 2]
Vielen Dank, Dressurausbilder Horst Becker, ein großartiger Podcast und bis bald. Dankeschön, Horst.

[SPEAKER 1]
Danke dir.

[SPEAKER 2]
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