Das Steigen beim Pferd: Ursachen verstehen und sicher reagieren

Ein Pony steigt.
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Wenn das eigene Pferd plötzlich steigt, ist das nicht nur beunruhigend, sondern vor allem gefährlich für Reiter und Pferd. Plötzliches Steigen kann vielerlei Gründe haben, die wir dir in diesem Artikel genauer erklären, damit du die Hintergründe verstehst und entsprechend handeln kannst, falls du mit deinem Pferd in die Situation gerätst. Außerdem wollen wir dir praktische Tipps geben, wie du mit dieser Situation konkret umgehen kannst.

Warum steigt mein Pferd überhaupt?

Pferde sind von Natur aus Fluchttiere. Wenn sie sich bedroht fühlen oder unter Stress stehen, können sie verschiedene Abwehrmechanismen zeigen – und das Steigen ist einer davon. Es ist wichtig zu verstehen, dass ein Pferd nicht aus Bosheit steigt. Vielmehr ist es ein deutliches Signal, dass etwas nicht stimmt.

Häufige Ursachen fürs Steigen können sein:

Physisches Unwohlsein: Rückenschmerzen, Probleme mit dem Sattel oder der Ausrüstung, Zahnprobleme oder andere gesundheitliche Beschwerden können dein Pferd zum Steigen bringen. Stell dir vor, du müsstest mit starken Schmerzen eine schwere Last tragen – verständlich, dass man da rebelliert! Ein “Klassiker” sind Kissing Spines, worüber du dich in unserem Artikel umfassend informieren kannst. 

Angst und Unsicherheit: Wenn dein Pferd vor etwas erschreckt oder sich überfordert fühlt, kann Steigen die Folge sein. Es ist quasi seine Art zu sagen: „Hilfe, ich fühle mich hier nicht wohl!“ Anti-Schrecktraining kann deinem Pferd helfen, auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.

Mangelnde Ausbildung: Besonders junge oder unerfahrene Pferde können steigen, wenn sie mit neuen Situationen konfrontiert werden oder die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter nicht klar ist.

Dominanzverhalten: In einigen Fällen kann das Steigen auch ein Versuch sein, die eigene Position in der „Herde“ zu behaupten oder Grenzen auszutesten. Dabei tritt dieses Verhalten aber vor allem beim Handling und vom Boden aus auf und ist eher selten.

Ein Pferd sieht unzufrieden aus.
Manchmal reichen kleine Anzeichen, wie ein unzufriedenes Ohrenspiel aus, bevor ein Pferd steigt.

Wie erkenne ich, dass mein Pferd steigen könnte?

Ein achtsamer Reiter kann oft schon frühe Warnsignale erkennen. Dein Pferd wird selten ohne Vorwarnung steigen. Typische Anzeichen sind:

Ein plötzliches Anspannen der Muskeln, besonders im Rücken- und Halsbereich: Das Pferd wird unruhig, tänzelt oder verweigert das Vorwärtsgehen. Die Ohren werden angelegt oder zucken nervös hin und her. Erhöhtes Schweifschlagen kann zudem Unmut deutlich anzeigen.

Je besser du dein Pferd kennst, desto leichter wirst du seine individuellen Stresssignale erkennen und kannst entsprechend reagieren. Wie genau du das kannst, erklären wir dir im Folgenden. 

Wie reagiere ich richtig, wenn mein Pferd steigt?

Wenn dein Pferd bereits in der Luft ist, geht es vor allem um deine Sicherheit und die Vermeidung weiterer Eskalation:

Gib sofort nach vorne nach! Beuge dich nach vorne und gib deinem Pferd die Zügel frei. Ziehen an den Zügeln könnte dein Pferd zum Überschlagen bringen – eine gefährliche Situation für euch beide.

Bleib ruhig und sprich beruhigend auf dein Pferd ein. Deine Nervosität überträgt sich direkt auf dein Pferd und kann die Situation noch verschärfen. 

Wenn möglich, lenke die Aufmerksamkeit deines Pferdes um. Eine einfache Vorwärts- oder Seitwärtsbewegung kann helfen, sofern es sicher erscheint.

Manchmal ist absteigen und das Pferd an der Hand führen die bessere Option – besonders wenn du unsicher bist,die Situation sich verschlimmert oder du die Umgebung nicht gut kennst. Die Sicherheit von euch beiden geht in jedem Fall vor. 

Langfristige Lösungen für das Problem

Das Steigen ist ein Symptom, keine Krankheit an sich. Für eine dauerhafte Lösung musst du die Ursache finden:

Lass dein Pferd gründlich vom Tierarzt untersuchen. Oft liegt dem Steigen ein medizinisches Problem zugrunde, das behandelt werden muss. Außerdem solltest du deine Ausrüstung überprüfen, ein schlecht sitzender Sattel oder ein zu scharfes Gebiss können Unbehagen verursachen. Einen kurzen Selbsttest, um die Lage deines Sattels zu überprüfen, haben wir in unserem Artikel zum Sattel-Check für dich vorbereitet.Arbeite mit einem erfahrenen Trainer zusammen, wenn du nicht mehr weiter weißt. Manchmal benötigen Pferd und Reiter professionelle Unterstützung, um Kommunikationsprobleme zu lösen.

Baue außerdem Vertrauen auf. Bodenarbeit kann wunderbar helfen, eine stärkere Bindung zu deinem Pferd aufzubauen und sein Vertrauen zu gewinnen. In unseren Kursen zur Bodenarbeit kannst du allerhand lernen, wie du dein Pferd vom Boden aus korrekt aufbauen kannst.  Außerdem könntest du deine Trainingsmethoden überdenken, manchmal haben Reiter ein falsches Gefühl dafür, was unser Pferd schon kann. Überforderung oder zu viel Druck können zu Widerstand führen. “Problempferde” können am Ende gute Reitpferde werden, Trainingstipps dazu geben dir unter anderem Anja Beran und Wolfgang Marlie in unserem Kurs, der sich vor allem Horsemanship widmet. 

Vor allem aber gilt beim Thema Steigen: Such dir unbedingt Hilfe, wenn du nicht weiter weißt und dein Pferd reiten möchtest. Durch die komplexen Ursachen, die das Steigen zur Folge haben kann, ist eine gezielte Hilfestellung hier besonders wichtig. 

Einem Pferd wird das steigen beigebracht.
Das Steigen kann mit der richtigen Ausbildung unterbunden werden.

Die Rolle der richtigen Pferdeausbildung und Desensibilisierung

Ein gut ausgebildetes Pferd mit solider Grundausbildung neigt seltener zum Steigen. 

Systematische Desensibilisierung gegen das Steigen:

Beginne frühzeitig, dein Pferd an potenziell „beängstigende“ Situationen zu gewöhnen. Ob flatternde Planen, ungewohnte Geräusche oder neue Umgebungen – eine schrittweise Gewöhnung in entspannter Atmosphäre kann Wunder wirken. Das erklären wir dir genauer in unserem Artikel mit Jungpferde-Profi Stefan Schneider

Das sogenannte „Sacking Out“ ist eine bewährte Methode: Dabei gewöhnst du dein Pferd langsam an Berührungen und Gegenstände an verschiedenen Körperstellen. Ein Pferd, das gelernt hat, ungewohnten Reizen mit Gelassenheit zu begegnen, wird seltener mit Panik oder Steigen reagieren.

Gleichzeitig ist eine konsequente, aber sanfte Grenzsetzung wichtig. Pferde brauchen klare Führung – wenn sie verstehen, dass Steigen keine akzeptable Reaktion ist und alternative Verhaltensweisen belohnt werden, können sie lernen, anders mit Stress umzugehen.

Besonders wertvoll sind dabei Entspannungssignale wie das Absenken des Kopfes oder tiefes Ausatmen. Wenn du diese Signale gezielt förderst und belohnst, gibst du deinem Pferd wirksame Strategien an die Hand, mit Unsicherheit umzugehen, ohne zum Steigen greifen zu müssen.

Diese präventive Arbeit braucht Zeit und Geduld, zahlt sich aber langfristig durch ein sicheres, selbstbewusstes Pferd aus, das auch in herausfordernden Situationen einen kühlen Kopf bewahrt.

Fazit: Respekt und Verständnis sind der Schlüssel

Das Steigen ist für Pferde eine Art wichtiges Kommunikationsmittel. Dein Pferd versucht dir etwas mitzuteilen. Als verantwortungsvolle Pferdebesitzer ist es unsere Aufgabe, diese Botschaft zu verstehen und entsprechend zu handeln.

Mit Geduld, konsequentem Training und vor allem Empathie für unser Pferd können wir dieses Problem in den meisten Fällen lösen. Vergiss nicht: Eine starke, vertrauensvolle Beziehung zu deinem Pferd ist die beste Prävention gegen Verhaltensprobleme aller Art.

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