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#73 Anna Siemer über die Vielseitigkeit und ihren besonderen Charme

Ist es der Nervenkitzel? Sind es die dicken Sprünge im Gelände? Was ist es, das den besonderen Reiz der Vielseitigkeitsreiterei ausmacht? "Es ist das Urvertrauen zwischen Pferd und Reiter. Das ist Faszination pur!", sagt Anna Siemer begeistert im wehorse-Podcast.

Eine gemeinsame Reise beginnen - so beschreibt die sympathische Reiterin den Ausbildungsbeginn ihrer Pferde. Schließlich sei die Vielseitigkeit kein schneller Sport. Über Jahre hinweg baut sie ihre Pferde auf und macht sie peu à peu bereit für große Aufgaben. Im Interview mit Christian Kröber erläutert Anna, woran sie das Potenzial ihrer Pferde erkennt und warum auch Buschpferde vorrangig dressurmäßig geritten werden.

In Luhmühlen - dem deutschen Mekka der Vielseitigkeit - betreibt Anna Siemer einen Turnier- und Ausbildungsstall. In dieser Podcast-Folge lässt sie dich hinter die Tore eines Profi-Stalls blicken, gewährt dir einen Einblick in ihren Alltag und verrät, warum sie im Herzen ein Pferdemädchen geblieben ist.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zum wehorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber und heute habe ich die Vielseitigkeitsreiterin Anna Siemer aus Lomüen zu Gast. Wir sprechen über den Reiz der Vielseitigkeitsreiterei, von vielen auch die Krone der Reiterei genannt und wie wichtig für sie dabei auch große Turniere sind. Bevor es losgeht, möchte ich dir aber noch unsere Facebook-Gruppe Ausbildung von Pferd und Reiter die Community ans Herz legen. Dort diskutieren und schreiben inzwischen mehrere tausend Menschen über Ausbildungsthemen. Es gibt exklusive Videos von wehorse und spannende Posts unseres Teams. Jetzt beitreten auf Facebook in die Gruppe Ausbildung von Pferd und Reiter die Community. Heute befinden wir uns mit dem Podcast in der Lüneburger Heide und ich sage schönen guten Morgen, hallo Anna Siemer.

[SPEAKER 1]Guten Morgen.

[SPEAKER 2]Schön, dass du bei uns bist. Wir befinden uns ja quasi im Mekka der Vielseitigkeitsreiterei im Ausbildungszentrum Luhmühlen, dort wo auch die große Vielseitigkeit stattfindet. Du bist Vielseitigkeitsreiterin, betreibst hier zusammen mit deinem Team einen Ausbildungsstall. Was macht für dich den Reiz des Vielseitigkeitsreiten aus? Warum bist du Vielseitigkeitsreiterin?

[SPEAKER 1]Also dieses Urvertrauen, dass das Pferd dir gegenüberbringen muss, wenn ich jetzt zu einem Wasserhindernis reite. Ich weiß ja, dass da Wasser kommt und ich weiß, dass da vielleicht ein tiefer Sprung ins Wasser ist und danach auf gebogener Linie ein schmales Hindernis, weil ich den Parcours fünfmal abgelaufen bin. Das Pferd weiß es nicht. Der muss mir einfach folgen und sagen, alles klar, wenn du möchtest, dann springe ich in das dunkle Waldwasser.

[SPEAKER 2]Komm mit mir runter.

[SPEAKER 1]Komm mit mir, ist kein Problem. 550 Kilo, sich von keine Ahnung wieviel 50 Kilo oben einfach so dirigieren lassen, das ist Faszination pur.

[SPEAKER 2]Und also die Kombination zwischen Mensch und Pferd, das gibt’s ja auch in der Dressurreiterei, könnte man sagen, das ist auch was besonderes, aber gerade bei euch, wenn man jetzt hier auch mal in Lomülen durch den Geländeparcours geht, wenn man diese riesigen Hindernisse sieht, ich persönlich krieg mal ein bisschen Angst, aber man braucht diese Verbindung.

[SPEAKER 1]Ja, also ohne geht es nicht. Also ich kann mit meiner Körperkraft mit Sicherheit kein Pferd überzeugen über ein Hindernis rüber zu springen, was es nicht möchte, über einen gruseligen Graben oder in ein tiefes Wasser. Das wird kein Pferd der Welt machen, weil ich es vorher gehauen habe, sondern weil wir beide zusammen diese Reise begonnen haben und das erste Mal ins Wasser mit einem Führpferd geritten sind und es da eben Vertrauen aufgebaut hat und wir das über Jahre machen. Das ist ja kein schneller Sport.

[SPEAKER 2]Also man kann quasi nicht einfach sagen, ich reite jetzt Vielseitigkeit auf hohem Niveau, ich kaufe mir ein gutes Pferd, morgen geht es los. Das ist eher schwieriger.

[SPEAKER 1]Ja gut, neue Bäsen kehren gut, sagt man ja immer so. Ich bin jetzt noch nicht in der Situation gewesen, dass ich so ein perfektes Pferd einfach so weiter reiten durfte. Das hat es noch nicht gegeben. Ich durfte schon gute Pferde übernehmen. Aber die Verbindung, die du als Reiter mit deinem Pferd hast, wenn sie jung sind und die dann so zusammenwächst, das ist eben was ganz Besonderes und macht noch mehr Spaß.

[SPEAKER 2]Wie lange sind so Pferde im Schnitt bei dir? Weil wenn du sagst, die Reise ist länger, dann ist ja auch die gemeinsame Zeit länger.

[SPEAKER 1]Ja, das auf jeden Fall. Also, ich reite natürlich hauptsächlich für Züchter. Züchter sind keine Sammler, die müssen auch mal Pferde verkaufen. Und wenn ich Glück habe, darf ich den ein oder anderen mal für ein, zwei, drei, vier Jahre behalten und weiterreiten und diese Reise begleiten.

[SPEAKER 2]Und ist für dich der Reiz daran, auch diese Reise gemeinsam zu meistern? Es geht ja quasi los, hier wahrscheinlich auf dem Platz, dass man sich auch kennenlernt, bisschen auch beschnuppert, Pferd und Reiter. Beschreib mal, was diesen Weg für dich ausmacht.

[SPEAKER 1]Also die Pferde kommen meistens Ende vierjährig zu uns, jetzt so um diese Jahreszeit. Und dann haben wir immer eine vierwochige Probezeit, weil wenn das Pferd gar nicht zu mir passt, dann zu meinen Körperverhältnissen passt und ich keine Verbindung bekomme, dann geht das Pferd auch wieder. Das passiert ganz ganz selten, aber das passiert auch mal. Ja und dann reiten wir hier draußen auf dem Platz rum. Gas und Bremse muss ich eingestellt haben, bevor ich auf den Geländeplatz gehe. Also ich muss wissen, dass ich anhalten kann.

[SPEAKER 2]Das ist schon mal hilfreich.

[SPEAKER 1]Ja, das ist ganz gut. Das ist in jeder Reitsportdisziplin wahrscheinlich von Vorteil, wenn man anhalten kann. Und ich muss eben auch Gas geben können und dann gehen wir auf den Geländeplatz und dann ist das Die unterschiedlichsten Reaktionen der Pferde. Also du hast Pferde, die sind, ach ja, alles klar, Geländeplatz, kein Problem. Hier im Baumstamm ist das natürlichste der Welt, was da auf dem Boden liegt. Es ist nicht rot-weiß, sondern einfach natürliche Holzfarbe. Und du hast Pferde, die sind so erstaunt, dass die in der Mitte vom Geländeplatz stehen und sagen, oh mein Gott, was ist das? Haben wir alle schon gehabt.

[SPEAKER 2]Und wo die wirklich da stehen und sagen, okay, der Baumstamm ist schlimmer für mich als das normale Hindernis.

[SPEAKER 1]Ja, das gibt’s auf jeden Fall auch.

[SPEAKER 2]Ist das etwas, was quasi die Veranlagung auch ausmacht oder wo man sieht, okay, das ist ein Pferd, was Buschpferd werden kann und der andere wird’s leider nicht?

[SPEAKER 1]Nee, gar nicht. Also das würde ich jetzt gerne sagen. Wir haben auch Pferde, die lassen sich nicht besonders gut ausreiten, weil die jedes Blatt vom Baum fallen sehen und Angst haben. Das sind aber dann ganz tolle Geländepferde. Wenn die in der Startbox stehen, dann galoppieren die los und sind total mutig. Also das würde ich nicht, das kann man nicht zusammen sehen. Die Pferde lernen das eben unheimlich. Und wir machen unfassbar viele, unfassbar kleine Sprünge, bevor es wirklich hoch wird.

[SPEAKER 2]Also ganz viel Vertrauen. Und am Ende ist dann nur das Ziel, zwar über die größeren Klamotten drüber zu kommen, aber die ganzen kleinen, das ist die Basis vorher.

[SPEAKER 1]Also fünfjährig gehen die ja Geländefährte A, das ist ja nun wirklich nicht hoch, maximal einen Meter so ein Geländesprung.

[SPEAKER 2]Da würde ich mich glaube ich auch noch trauen.

[SPEAKER 1]Ja siehst du, sehr gut. Und das darf man ja vorher auch im Schritt angucken, die Pferde können sich alle Sprünge vorher im Schritt angucken und dann galoppierst du dagegen. Jedes Jahr ist es so, die erste Geländefährte A finde ich immer furchtbar schwer. Also es ist unfassbar hoch und ich bin echt aufgeregt vor der ersten Geländefährte A. Aufgeregter als mit einem Erwachsenenpferd die erste internationale Prüfung zu reiten. Ja, weil du bei dem internationalen Pferd weißt, ach der guckt immer hier oder der guckt immer da. Bei so einem 5-Jährigen, da weißt du gar nichts. Da reitest du los und er kann super sein. Oder du kommst nicht über Sprung 5. Das weißt du nicht. Das macht jeder Sprung ein Abenteuer eben.

[SPEAKER 2]Ist das auch der Reiz, dass da quasi der ganze Weg beginnt?

[SPEAKER 1]Ja, also es macht total Spaß zu sagen, dass ich heute bei meinem besten Pferd Evendell noch genau sagen kann, wie sich die ersten Sprünge angefühlt haben und noch genau sagen kann, wie die erste Geländepferde war. Also das ist auf jeden Fall der Reiz.

[SPEAKER 2]Und wie war sie?

[SPEAKER 1]Die war unheimlich doof beim Dressurreiten, als sie gekommen ist und sehr schwierig und fand das alles unnötig. Die ist ja 99,8 Prozent Tigervollblüter und fand schon immer Rennen am besten. Und dann waren wir auf dem Geländeplatz und da hat sie dann erkannt, hier kann man besonders gut rennen. Da stehen zwar auch Sprünge, aber das kriegen wir hin. Und sie hat tatsächlich ihre allererste Geländepferde hier in Lomünen gewonnen sogar.

[SPEAKER 2]Und das sind Erinnerungen, die bleiben dann auch auf diesem gemeinsamen Weg?

[SPEAKER 1]Ja, total. Da haben wir sogar ein Video von, danach habe ich mich heute schlapp. Aber man erkennt sie schon so ein bisschen im Rohmodell sozusagen, wie wir da rumgaloppieren. Aber das ist wirklich eine ganz spannende Zeit.

[SPEAKER 2]Welchen Stellenwert hat dann Springen und Ressourcen, eine dreiteilige Disziplin? Vielseitigkeitsreiter. Jetzt haben wir viel über das Gelände gesprochen. Sicherlich jeder Vielseitigkeitsreiter auf deinem Niveau sagt natürlich Gelände ist für mich die Krone. Welchen Stellenwert haben die anderen beiden?

[SPEAKER 1]Die sind total wichtig. Also wenn ich mein Pferd auf dem Dressurfeeck nicht kontrollieren kann, dann brauche ich auch nicht ins Gelände gehen. Das ist einfach so. Also ich würde gerne sagen, Dressur ist ja total unwichtig, braucht man nie machen. Nein, das ist genau andersrum. Wir reiten ja fast nur Dressur. Wie oft machen wir Geländesprünge und wie oft machen wir Buntesprünge? Wir reiten eigentlich Dressur die ganze Zeit. Und umso besser das Pferd dressurmäßig ausgebildet ist, umso feiner es auf die Hilfen hört, umso leichter ist es ja auch mal über einen ganz schmalen Sprung im Gelände zu dirigieren. Wenn ich die Mittellinie nicht halten kann, wie soll ich denn dann einen Sprung anreiten, der 50 Zentimeter breit ist? Das kann ja gar nicht zusammenpassen. Also muss ich Dressur reiten. Und den guten Ablauf am bunten Sprung zu üben, also am Springparcoursprung quasi zu üben, das ist ja auch für ein Geländepferd wichtig. Der muss geschickt sein am bunten Sprung, dann ist das auch am festen Sprung.

[SPEAKER 2]Und am Ende bringt es ja auch nicht das beste Gelände fair zu haben, wenn der Rest quasi für die Grütze ist, landet man am Ende auch nicht unbedingt vorne.

[SPEAKER 1]Ne, es ist ja seit anderthalb Jahren auch ein neuer Modus bei uns, also die Wertigkeit der Dressur ist ja etwas, der Koeffizient ist ja etwas runtergekürzt worden, aber die Springpunkte sind geblieben. Das heißt heute ist ein Springfehler richtig teuer.

[SPEAKER 2]Und das ist ja auch immer quasi die letzte der drei Teildisziplinen, meistens am Sonntag, also erstes Freitagsressort, Samstags das Gelände und Sonntag, immer wenn da eine Stange fällt, dann ärgert man sich besonders.

[SPEAKER 1]Ja auf jeden Fall.

[SPEAKER 2]Sowieso natürlich grundsätzlich, aber da noch mehr.

[SPEAKER 1]Aber da auf jeden Fall noch mehr, das stimmt.

[SPEAKER 2]Nun, hier in Lomülen bist du mit insgesamt glaube ich 10 bis 15 Pferden, hast hier so deinen eigenen Stalltrakt, bist aber auch zweifache Mutter. Wie kriegt man das unter einen Hut, dass man Championatsreiterin ist und auf der anderen Seite auch Mutter und so einen Ausbildungsstall betreibt?

[SPEAKER 1]Also das geht glaube ich nur, weil ich so ein super Team hab, also die mir auch den Rücken frei halten, wenn ich jetzt morgens sage, wisst ihr was, ich hab ein krankes Kind und ich komme nicht, dann weiß ich trotzdem, dass alle Pferde gut umsorgt sind und durch unsere Praktikanten oder meine Bereiterin Kim eben perfekt ausgelastet sind. Das entspannt mich als in der Mutterrolle mit Sicherheit, dass ich auch mal sagen kann, ich kann heute nicht, es geht mal was nicht.

[SPEAKER 2]Weil Kind ist krank oder warum immer.

[SPEAKER 1]Weil ein Kind ist krank oder wie auch immer, irgendwas ist immer. Reitende Mutter muss ich sagen, dass man ja morgens als Reiter sowieso nicht aufwacht und so einen 9 to 5 Job hat und alles ist immer gleich. Sondern du wachst morgens auf, heute kommen Kunden, da kommt der Schmied, ach ne der Schmied kommt später. Die Kunden kommen aber früher, der LKW muss übrigens zum TÜV. Dann passt auch so ein Kind da noch mit rein. Du hast ja nie einen gleichen Tag und dann weißt du auch, okay heute Nachmittag ist noch Kindertouren. Oder wir treffen uns mit Freunden oder wir fahren zum Pony oder wie auch immer. Das geht dann, das ist alles eine Organisationsfrage muss ich sagen.

[SPEAKER 2]Also man muss flexibel sein am Ende und dann kriegt man’s hin und man muss halt auf die Dinge auch reagieren und nicht denken ich hab das Raster F und das zieh ich jetzt durch.

[SPEAKER 1]Jeder der Kinder hat, der weiß, dass das gar nicht geht. Aber ich denke, dass man vor allen Dingen ein gutes Umfeld braucht. Also meine Kinder sind natürlich die tollsten Kinder der ganzen Welt. Natürlich. Natürlich, keine Frage. Das denkt hoffentlich jede Mutter von ihren Kindern. Aber wir haben ein so dichtes Umfeld, dass die Kinder auch gerne mal zu Freunden gehen, wenn ich dann doch mal ein Nachmittagsturnier habe. Werden die mal von einer anderen Mama aus dem Kindergarten mit abgeholt. Das finden die genauso super. Und sind damit ja auch groß geworden, dass sie mit zum Turnier kommen. Ja, wenn mein Mann Christian mit zum Turnier kommt, dann kommen die Kinder auch mit. Weil dann ist jemand da, der sich 100% auf die Kinder konzentrieren kann. Und so kann ich mich dann auch auf… Mein Bürojob ist dann nun mal im Sattel eben konzentrieren. Es nehmen die Kinder aber nicht mit. Wenn ich jetzt reiten muss und auf die Kinder aufpassen muss gleichzeitig, das möchte ich nicht, weil dann bin ich im Sattel nicht konzentriert und auf die Kinder nicht mehr konzentriert.

[SPEAKER 2]Man muss immer gucken, ist da irgendwas.

[SPEAKER 1]Genau, jetzt muss einer Mittagsschlaf machen, aber meine Startzeit ist auch genau dann. Ich müsste jetzt nochmal durchs Gelände gehen, aber die kleinen Mäuse haben keine Lust mehr und so, das geht halt nicht. Also da muss man sich entscheiden für eins von beiden.

[SPEAKER 2]Und zumal, wie du ja sagst, das ist ja auch jetzt nicht ein Fulltime-Job in dem Sinne, aber es ist ja schon sehr intensiv, wenn du jetzt am Wochenende unterwegs bist, wir haben gesprochen, am Wochenende geht’s wieder auf internationales Turnier, da ist ja auch dann schon wirklich viel Arbeit zu machen, gewisser Druck ist ja auch da, du willst erfolgreich sein und da muss man sich konzentrieren.

[SPEAKER 1]Ja genau, also das ist halt mein Beruf und da ist eben volle Konzentration und dafür habe ich eben an anderen Tagen Zeit und meine Kinderzeit ab nachmittags ist eben total heilig. Also ich bin nachmittags nicht im Stall.

[SPEAKER 2]Du kommst ursprünglich von einer Nordseeinsel, von Norderney. War es für dich denn immer klar, dass du diesen am Ende auch Karriereweg einschlagen wirst? War es klar, dass du Profireiterin wirst? War es klar, dass es Richtung Vielseitigkeitsreiterei geht? Nimm uns mal mit auf den Weg, wie kommt man da hin?

[SPEAKER 1]Das klingt richtig gut, Karriere, Karriereweg, nee, also… Hört sich so ein bisschen an wie in der Bank, ne? Ja, das klingt gut. Nee, also ich bin ja aufgewachsen in einem Stall, ich bin dann bei Papa auf Norderney aufgewachsen, dann bin ich zu meiner Mutter gezogen, als ich elf Jahre alt war, die wohnt in Vechta, in Hausstätte, das ist ja für Reiterleute auf jeden Fall auch ein Begriff.

[SPEAKER 2]Oldenburger Münsterland.

[SPEAKER 1]Oldenburger Münsterland, Doppelkreis Oldenburger Münsterland. Da bin ich dann groß geworden und ich hatte auch immer ein Pony und mein Stiefpapa ist vielseitig geritten, mein Papa ist ja sehr passionierter Jachtreiter, also ich hatte damit schon mit Geländehindernissen quasi früh Kontakt. Aber auch sehr viel Respekt. Und dann hatte ich einen Pony, das hieß Champion, das wollte eigentlich nicht springen, das hieß Champion und wollte nicht springen. Das passt eigentlich gar nicht zusammen. Und der wollte nur springen, wenn ich wirklich rüber wollte. Da hat mein Stiefpapi immer gesagt, beiß in den Ohren. Da hab ich gelernt, nur wenn du willst, dann geht es. Eine Sekunde gesagt habe, ach ich weiß nicht so genau, ob ich darüber will, da ist er schon ganz in Ruhe durchpariert. Hat schon gesagt, nee ist kein Problem, dann machen wir das nicht.

[SPEAKER 2]Dann heute nicht.

[SPEAKER 1]Dann eben nicht. Und dadurch habe ich doch gelernt zu sagen, ich will, du gehst. Und das hat geklappt und so bin ich dann die klassische, irgendwie doch klassische Tour durchlaufen. Ich hatte dann ein zweiteres Pony. Was auch wir als junges Pony bekommen haben, was der Papa von Mario Stevens mit meinen Eltern zusammengekauft hat. Ehemaliger Deutscher Meister, auch aus der Nähe da, aus Mollbergen, also nicht bei SICK, hat dann mit meinen Eltern zusammen mein Championatspony quasi gekauft. Als wir den dann nach meiner Ponyzeit verkauft haben, haben wir von dem Geld quasi zwei Pferde gekauft. Mit dem bin ich dann wieder Union und Junge Reiter Europameisterschaften geritten.

[SPEAKER 2]In der Vielseitigkeit.

[SPEAKER 1]In der Vielseitigkeit, genau. Und war dann in Warndorf, wurde aus Warndorf angesprochen für die erste Perspektivgruppe Vielseitigkeit.

[SPEAKER 2]Die es jemals gab, also das gab es vorher nicht. Also von der deutsch-rheinlichen Vereinigung, die Gruppe, wo man sagt, okay, die könnten mal in den Championatskader.

[SPEAKER 1]Genau, die könnten mal Berufsreiter werden, die könnten mal die Vielseitigkeit voranbringen, da waren vier Jungs und ein Mädchen und ich war in dieser Situation das Mädchen und dann habe ich da eine Bereiterlehre gemacht.

[SPEAKER 2]Wer war damals so mit dabei in diesem Perspektivkader?

[SPEAKER 1]Frank und Andreas Osthold. Dirk Schrade und Malte Dom. Wir waren der Ur-Kader sozusagen.

[SPEAKER 2]Also die meisten davon auch dann wirklich.

[SPEAKER 1]Ja bis auf Malte sind dann alle Championat geritten und Malte ist auch Weltcup-Finale geritten und so, also auch sehr erfolgreich und ist auch nach wie vor dem Pferdesport verbunden. Und die anderen sind alle ja Berufsreiter oder arbeiten in der Reiterszene irgendwie. Und dann hab ich da meine Breiterlehre gemacht, ruck zuck.

[SPEAKER 2]In Warendorf dann, beim DOKR.

[SPEAKER 1]Genau, am DOKR, Herr Luther war mein offizieller Ausbilder, alles unter der Leitung von Rüdiger Schwarz und dann hab ich… Damaliger Nachwuchsbundestrainer glaub ich, ne? Ja, Junior- und Junge-Reiter-Bundestrainer. Und dann hatte ich irgendwie so dieses Vernunfts-Gehen. Ich muss ja was Richtiges lernen, weil wer aus dem Oldenburger Münsterland kommt, weiß, dass jeder reiten kann. Und deswegen habe ich noch eine Kaufmännische Lehre gemacht am DOKR.

[SPEAKER 2]Aber auch da vor Ort, da warst du ja gar nicht weit entfernt.

[SPEAKER 1]Nee, nee, nee, ich bin morgens um halb sieben ins Büro getapert, die fangen ja schon sehr früh an am DOKR und hab Pferde eingetragen, hab in der Buchhaltung gesessen, war bei den persönlichen Mitgliedern, hab da alle Stationen durchlaufen und hab dann eine Sportkauffraulehre gemacht und bin danach zur Bundeswehr gegangen, war Soldat und hab in der Zeit meine Meisterprüfung gemacht.

[SPEAKER 2]Man muss dazu sagen, die Bundeswehr ist auf der anderen Straßenseite quasi in Warendorf, weil die das nicht wissen und dort ist natürlich auch eine große Reitsportförderung am Start.

[SPEAKER 1]Die Sportförderkompanie ist ich glaube 600 Meter Luftlinie vom DOKR entfernt, die arbeiten ja sowieso sehr eng zusammen. An der Bundeswehr Sportschule gibt es einen ganz tollen Geländetrainingsplatz, eine super tolle Reithalle, jetzt gerade sind die Boxen alle renoviert worden. Also wenn man da Mitglied sein darf oder Teil dieses Ganzen sein darf, sollte man sehr dankbar sein, bin ich auch.

[SPEAKER 2]Und dann, nachdem du Sportsoldatin warst eine gewisse Zeit, hast du gesagt, okay, alles klar, jetzt auf eigene Faust, jetzt geht’s nach Lomülen?

[SPEAKER 1]Ja da war ich ja schon auch lange mit meinem Mann zusammen, auch schon 10 Jahre mit meinem Mann zusammen und der hat dann angefangen in Hamburg zu arbeiten nach dem Studium in Münster an der Wilhelms-Universität. Hat er einen Job in der Mitte von Hamburg angefangen und dann hat Hans gesagt, Mensch Anna komm doch nach Lomü.

[SPEAKER 2]Hans Meltzer, Bundestrainer.

[SPEAKER 1]Genau, unser Bundestrainer hat dann gesagt, komm doch nach Lomülen und schwuppdiwupp habe ich, ich weiß gar nicht mit wieviel Pferden ich angefangen habe, ich glaube sechs oder sieben Pferden habe ich angefangen und dann habe ich in Lomülen einen kleinen Stall gepachtet und los geht’s, seitdem bin ich hier.

[SPEAKER 2]Und auch nie bereut diesen Weg zu gehen, der dich jetzt ja auch sehr weit geführt hat, das ist dann auch der Herzensweg am Ende.

[SPEAKER 1]Ja, also ich meine mit Sicherheit würde ich teilweise bei Penny an der Kasse mehr verdienen, aber da würde ich auch eingehen wie eine Primal. Also ich liebe genau das, was ich hier tue, mache ich unglaublich gerne. Ich mache das am liebsten bei schönem Wetter draußen und das ist natürlich in diesem Beruf bei minus 15 Grad morgens im Stall zu stehen ist jetzt doch eher unangenehm, aber das gehört eben auch dazu. Und ich liebe das, was ich tue.

[SPEAKER 2]Ist es ein harter Job?

[SPEAKER 1]Also bei minus 15 Grad, ja.

[SPEAKER 2]Ich friere sowieso so schnell. Aber auch bei plus 30 im Sommer?

[SPEAKER 1]Ja, das ist genau mein Wetter. Aber ja, ich würde schon sagen, dass andere Leute das als hart betrachten. Das ist ja meine Passion. Ich liebe wirklich, was ich tue. Deswegen finde ich es nicht so anstrengend.

[SPEAKER 2]Das ist das Beste, was eigentlich passieren kann, wenn man sagt, okay, das ist genau mein Ding und dann merkt man ja auch nicht, dass es Arbeit ist.

[SPEAKER 1]Nein, genau. Das stimmt. Mein Mann sagt leider immer, ich habe meinen Beruf zum Hobby gemacht, weil ich damit natürlich in Wirklichkeit noch viel mehr Geld verdienen müsste. Das ist aber einfach in meinem Sport sehr schwierig.

[SPEAKER 2]Gut, wenn man Steuerberater ist, guckt man natürlich immer auch etwas anders auf die Dinger drauf.

[SPEAKER 1]Ja, allerdings, allerdings. 2019

[SPEAKER 2]bist du das allererste Mal auch in Aachen geritten. Das war sicherlich ein großer Meilenstand für dich, oder?

[SPEAKER 1]Also wenn man in einer Reiterfamilie geboren wird, oder in eine Reiterfamilie reingeboren wird, dann ist ja Aachen, dann guckt man Nationenpreis und dann ist Aachen eben Aachen. Eine ganz eigene Liga. Und wenn man jetzt aus Weser-Ems kommt quasi, aus Niedersachsen, dann ist Aachen ja auch nicht so um die Ecke, dass man da mal eben hinfahren kann. Das heißt, es bleibt dieser Fernsehtraum.

[SPEAKER 2]Dieser Reiz des Besonderen irgendwo, ne?

[SPEAKER 1]Genau, dieses, boah, Aachen. Also Aachen ist eben was ganz Besonderes. Und ich durfte dann einmal 2006, als da die Weltmeisterschaften waren, war ich ein bisschen Helfer, durfte da im Richterturm sitzen und die Noten eintippen, das war ganz nett. Und da war für mich wirklich klar, also hier will ich unbedingt einmal kommen.

[SPEAKER 2]Das war ja auch das allererste Mal, dass die Vielseitigkeitsreizerei in Aachen war, die ja erst, das wissen wenige, ab 2007, glaub ich, zum festen Repertoire von Aachen zählt.

[SPEAKER 1]Genau, also 2005 gab’s so ein Testevent, das war aber nicht bei dem offiziellen CIO, sondern so eine Vorprüfung quasi, wo die so eine kleine Vielseitigkeit gemacht haben, um das mal auszuprobieren und dann 2006 seit der WM geht’s da richtig rund.

[SPEAKER 2]Und 2019 warst du das allererste Mal dabei, mit welchem Fernseher?

[SPEAKER 1]Mein Pferd, das ich da reiten durfte, heißt F.R.H. Butz-Evendale.

[SPEAKER 2]Dein jetziges Topp-Pferd?

[SPEAKER 1]Mein Topp-Pferd, genau. Die reite ich auch schon seitdem sie vier Jahre alt ist. Gehört dem Professor Dr. Steinkraus, der ist Hautarzt in Hamburg.

[SPEAKER 2]Und auch großer Förderer muss man sagen, das ist Schwierigkeit, Sport von dir.

[SPEAKER 1]Der hat die Zucht der Buttferde quasi übernommen und züchtet fleißig weiter Buttferde, den großen Buschnachwuchs hoffen wir und so hat er ja auch Evender gezüchtet, da sieht man ja schon, der hat schon ein Championatspferd gezogen, also das ist ja wohl sehr erfolgreich muss ich sagen. Und ja, auch Volker ist letztes Jahr nach Aachen gekommen zum Turnier. Er hat ja nicht viel Zeit, aber Aachen hat auch er sich nicht nehmen lassen, hat sich das mal angeguckt. Und ja, eben, wer noch nie in Aachen war, das ist wirklich unfassbar toll. Und da mal zu reiten, also das ist noch toller. Kann ich nur sagen, was mich besonders beeindruckt hat, war wirklich am Einritt vom Springplatz zu stehen. Wobei ja Springplatz ist ja jetzt

[SPEAKER 2]Also ein Ritt des Stadions.

[SPEAKER 1]Des Stadions. Also das muss man sich ja, das ist ja, der erste Sprung war auf der Diagonalen, wirklich auf der ganz anderen Seite. Der Weg dahin ist ja so weit, dass es wurde bis unterwegs, bis du da hinten bist. Unglaublich. Unsere Pflegerin hat, oder meine Pflegerin, die mit war, hat ein Handy-Video gemacht. Man erkennt das Pferd leider nicht, weil es so weit weg war. Also das ist wirklich unfassbar toll.

[SPEAKER 2]Es ist halt Fußballstadion Atmosphäre.

[SPEAKER 1]Ist wirklich so. Meine Mannschaft hatte ich unter mir, also ich habe ja dann nur ein Pferd dabei. Aber deswegen Reiten ist bestimmt ein Einzelsport, aber man muss ja doch mit seinem Pferd eben ein Team bilden, gerade bei der Vielseitigkeit, sonst wird das nichts.

[SPEAKER 2]Avondale ist dein Top Pferd zur Zeit, aber das war auch sicherlich in der Presse recht prominent, du hast ein weiteres sehr sehr gutes Pferd im vergangenen Jahr verloren, das verkauft wurde an den Australier Chris Burton, nämlich Chloe. Und da war ja eine große Diskussion, sollte man ein Pferd, was im deutschen Bundeskader ist, mit dir zusammen Verkaufen. Wie guckst du heute darauf, dass du so ein Top-Pferd verlierst? Ist das Teil des Jobs oder sagst du, nee, eigentlich muss sowas in Deutschland gehalten werden? Wie guckst du auf diesen Verkauf dieses Top-Pferds, wo du ja am Ende gar nichts kannst, du bist ja nur die Reiterin, wie schaust du da drauf?

[SPEAKER 1]Also Pferde werden verkauft. Das ist einfach so. Und es gibt unglaublich wenige sehr gute Pferde für eine große Anzahl an Leuten. Und es gibt, also Chloe ist an einem der besten Reiter der Welt verkauft worden. Also für mich jetzt ganz persönlich ist es so, dass ich mich unheimlich freue, dass so ein Top-Pferdemann dieses Pferd bekommen hat. Also das ist niemand, der nur darauf setzt, möglichst schnell, möglichst hoch, möglichst weit, möglichst viel Gewinngeld abzukassieren, sondern das ist eben ein Pferdemann. Das freut mich als Reiterin. Als deutsche Reiterin muss ich natürlich sagen, klar, wäre es besser gewesen, das Pferd bleibt in Deutschland. Das hat aber nicht geklappt.

[SPEAKER 2]Und ist man dann auch manchmal hin und her gerissen, wenn das Pferd noch hier wäre, dann könnte ich jetzt vielleicht Aachen jedes Jahr reiten oder vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Ist man dann auch so ein bisschen niedergeschlagen, stelle ich mir zumindest so vor, wenn jetzt das Top-Pferd weg ist, man ist ja auch traurig.

[SPEAKER 1]Ja, also mit Sicherheit ist das so, dass das wirklich blöd ist. Das kann ich nicht sagen und da ist auch die ein oder andere Träne geflossen. Heute muss ich sagen, die eine Tür geht zu, dann geht eine andere Tür auf. Wir haben Chloe verloren und dann stand aber ein Dreivierteljahr später ein neues Pferd bei uns im Stall, das heißt Bethels Bella und die habe ich letztes Jahr schon lange vier Sterne geritten im Boccolo. Beim Nationenpreisfinale haben wir mit der Mannschaft schon gewonnen. Also ich habe das nächste Pferd zum Glück hinterher bekommen. Es ist kein Grund nicht hinter Chloe hinterher zu weinen, aber ich bin da im engen Kontakt mit der Pflegerin und auch mit Berto. Also ich weiß wie es dem Pferd geht, wo sie das nächste Turnier geht. Ich fühle mich da sehr informiert. Und als Reiterin, egal ob man jetzt Championate reitet oder zu Hause als Freizeitreiter, ist es vielleicht auch ein bisschen besser, wenn das Pferd nicht im Nachbarstall steht und du jeden Tag sehen musst, ach nee, ich hätte es jetzt aber so gemacht oder ich hätte es jetzt aber anders gemacht, sondern die ist jetzt wirklich woanders und die machen das unfassbar toll und ich muss nicht mehr jeden Tag sehen, wie jemand anders drauf sitzt, dann wäre man wahrscheinlich noch trauriger.

[SPEAKER 2]Also ein bisschen der Abstand, wie eine Trennung einer Beziehung. Es ist auch nicht gut, noch weiter zusammen zu wohnen.

[SPEAKER 1]Ja, wahrscheinlich. Wir können Freunde bleiben, ist ja auch immer so eine Sache.

[SPEAKER 2]Das ist immer so die Floskel.

[SPEAKER 1]Wahrscheinlich. Ich hab jetzt noch keine große Trennung zum Glück durchlebt, weil ich schon sehr lange mit meinem Mann zusammen bin, aber… Über 20 Jahre. Es klingt unfassbar alt, wenn ich das so sage, aber ja das ist tatsächlich so, aber so eine Trennung von so einem Pferd, das ist immer schwierig und deswegen, wenn wir neue Pferde in den Stall bekommen, ist die erste Frage meinerseits an den Pferdebesitzer, was soll mit dem Pferd passieren? Was möchtet ihr? Pferd werden, was vielleicht Bundeschampionat geht und dann verkauft wird. Oder wird das ein Pferd, was die Besitzer selber weiter reiten möchten? Da gibt es ja unterschiedliche Ideen. Oder darf ich das Pferd eventuell weiter reiten? Und wenn ich das vorher weiß, geht es mir besser damit, weil ich bin im Endeffekt doch auch noch ein Pferdemädchen und hänge mein Herz dann zu viel an Pferden, was wahrscheinlich viele Profis auch nicht so machen, aber ich leider doch noch mal.

[SPEAKER 2]Was am Ende ja auch ein bisschen die Leidenschaft mit sich bringt. Man durchlebt ja auch die verschiedenen Phasen mit Pferden. Mal läuft’s gut, mal läuft’s nicht so gut und ich glaube, das ist auch etwas Normales, was sich entwickelt, oder?

[SPEAKER 1]Ja, das stimmt schon.

[SPEAKER 2]Man kann es auch kühler sehen natürlich, aber das ist auch der Reiz an dem Sport, dass man nicht alleine ist wie ein Tennisspieler, seinen Schläger in die Ecke stellt, sondern auch, dass man gemeinsam diese Reise antritt.

[SPEAKER 1]Ja, also ich denke der Norddeutsche an sich ist ja eher kühl, ich eher nicht. Ich bin da auch schon mal sehr emotional, wenn es um meine Pferde geht. Das macht es wahrscheinlich auch aus.

[SPEAKER 2]Nun sind wir im Jahre 2020 schon jetzt in der Post-Corona-Welt quasi angekommen. Du bist auch unterwegs gewesen, beispielsweise auf dem Bundeschampionaten in Warendorf, hast jetzt wieder ein Turnier, was ansteht, glaube jetzt am Wochenende in Langenhagen. Wie erlebst du so diese Corona-Einschränkung? Wie erlebst du die Turnierwelt in Corona-Zeiten?

[SPEAKER 1]Also für uns alle ist Corona, bringt alles durcheinander und im März haben wir noch über Mundschutz gelacht und jetzt ist es quasi mein täglicher Begleiter und der Grund, warum ich ständig zurück zum Auto rennen muss, weil ich ihn doch wieder liegen gelassen habe. Die Corona-Krise hat ja auch die Pferdewelt getroffen und mit Sicherheit hier und da den Pferdemarkt eingeschränkt. Die Kunden können nicht mehr kommen, Pferde ausprobieren. Das betrifft uns jetzt zum Glück nicht so, weil wir nicht so viele Verkaufspferde quasi im Stall haben. Und ich muss sagen, das ist in der Sicherheit eine Krise gewesen, die wir aber dank unserer guten Pferdebesitzer größtenteils gut geschafft haben. Wir haben auch in der Corona-Zeit auch zwei Pferde abgeben müssen, weil die Besitzer halt nicht mehr die finanziellen Mittel hatten, quasi das Pferd bei uns zu lassen. Das muss ich auch sagen. Aber der Vorteil oder das Pro dieser Corona-Zeit ist mit Sicherheit, dass die Turnierveranstalter flexibler geworden sind. Viele haben ja auch gleich kategorisch abgesagt, aber hier bei uns in Lomülen oder wie es dann hieß in Westergellersen hat ja das erste Turnier in der Corona-Zeit überhaupt stattgefunden.

[SPEAKER 2]Das war wie so ein Pilotprojekt.

[SPEAKER 1]Pilotprojekt Springpferde, das ist vom Montagsklub ausgerichtet worden. Das hat super gut funktioniert, ist ja dann auch im Nachhinein sehr gut angenommen worden und war sehr Vorreiter für viele andere Veranstaltungen. Ich wünsche mir, dass wir aus dieser Corona-Krise mitnehmen, dass man Turniere auch ein bisschen flexibler gestalten kann und ein bisschen spontaner. Also Montags Nennungsschluss und Freitags können wir schon reiten, das ist doch super.

[SPEAKER 2]Aber vermisst du die Zuschauer beispielsweise?

[SPEAKER 1]Also ich muss jetzt sagen, Springferde A beim Montagsklub.

[SPEAKER 2]Da waren jetzt sowieso vorher auch nicht so viele Zuschauer. Jetzt in Aachen wurde beispielsweise abgesagt. Kein Mensch weiß, ob Aachen 2021 stattfinden wird. Das wird sicherlich sehr stark an dem Impfstoff hängen. Das ist ja schon was anderes, ob ich da eine vier Sterne Vielseitigkeit reite oder unter Ausschuss der Öffentlichkeit in irgendeinem Wald in Deutschland, salopp gesagt.

[SPEAKER 1]Also das konnte man sehr deutlich jetzt für uns auch merken beim Bundeschampionat. Da war einfach nichts los. Da wo sonst Tribünen standen, war jetzt eine freie Fläche. Das fühlte sich ganz komisch an. Und das wird auch bei den deutschen Meisterschaften hier am ersten Oktoberwochenende in Lomülen sehr komisch werden, wo sonst ja auch 20.000 Leute waren. Dürfen jetzt glaube ich 500 sein. Also es wird was ganz anderes werden. Und das vermisse ich schon. Dieses Flair, dieses Drumherum, das ist einfach jetzt gerade nicht so. Aber ich bin trotzdem dankbar, dass überhaupt ein Turnier stattfindet. Also dann eben ohne Zuschauer.

[SPEAKER 2]Wunderbar. Liebe Anna, am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts habe ich die vier klassischen WeHouse-Fragen, die ich natürlich auch dir stellen möchte. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 1]Blond aber glücklich. Lach mal reiten, macht Spaß.

[SPEAKER 2]Sogar zwei Motti.

[SPEAKER 1]Motti, ja zwei Motti.

[SPEAKER 2]Mottos. Motti. Numero Due. Gibt es einen Menschen, der dich vielleicht auch im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?

[SPEAKER 1]Jedes Pferd hat mich besonders geprägt.

[SPEAKER 2]Das ist ja kein Mensch.

[SPEAKER 1]Ja, ich würde nie sagen ich habe von einem Trainer so viel gelernt oder so, weil ich habe von jedem Trainer was gelernt, aber ich habe von jedem Pferd unheimlich viel gelernt. Mein erstes Pferd ging nicht am Zügel, meine Mutter kommt in die Halle, ich freue mich, Mama guck mal geht am Zügel, ja geht auch, pass. Also deswegen, ich habe unheimlich viel auch von den Pferden gelernt und inspiriert, diesen Sport mit dieser Passion und auch als Mutter vielleicht zu machen, hat bestimmt Ingrid mich, also Ingrid Klimke mich, würde ich sagen. Weil die auch für Ideen und Tipps immer offen ist, die ich auch anrufen kann oder als ich schwanger war oder so, dass jemand da einem zur Seite steht, der das auch alles schon mal gemacht hat. Das hat mir sehr geholfen.

[SPEAKER 2]Würdest du sagen, Ingrid ist sowas wie ein Vorbild?

[SPEAKER 1]Also ja, wenn ich mal so Dressur reiten könnte, da eifere ich schon lange nach und es wird auch noch lange dauern, bis ich da hinkomme, aber auf jeden Fall, ja.

[SPEAKER 2]Frage Nummer 3. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 1]Also das Pferd ist ein intelligentes Lebewesen und so müssen wir es auch behandeln. Also wenn man auf das Tier freundlich und positiv zugeht, dann gibt es ganz selten mal eine negative Ablehnung und mit positiver Erfahrung kann man ganz viele Sachen, negative Sachen umgehen.

[SPEAKER 2]Wunderbar und zum Abschluss vervollständige bitte diesen Satz Pferde sind für mich.

[SPEAKER 1]Etwas ganz besonderes und ich bin dankbar sie in meinem Leben zu haben.

[SPEAKER 2]Ein perfektes Schlusswort. Vielen Dank, dass wir beide sein durften, Anna. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Und ja, weiterhin alles Gute für die anstehenden Aufgaben und bis bald.

[SPEAKER 1]Ja, vielen Dank. Schön, dass ihr da wart. Ich bin gespannt.

[SPEAKER 2]Also, danke dir. Danke, dass du dabei warst. Wenn dir dieser Podcast gefallen hat, abonniere ihn gerne. Du findest uns überall dort, wo es gute Podcasts gibt.

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