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#5 Dr. Britta Schöffmann über die Ausbildung des Reiters und Reiterhilfen

Für eine bessere Kommunikation zwischen Mensch und PferdEgal ob Pferdeausbildung oder im alltäglichen Umgang mit einem schon ausgebildeten Pferd. Jeder sollte wissen, wie Pferde Reiterhilfen lernen. Denn nur so können wir verstehen, wie wir unsere Hilfen richtig einzusetzen haben und warum unser Pferd darauf wie reagiert. Das bedeutet, dass die Ausbildung des Reiters an erster Stelle erfolgen sollte, um eine gelungene Kommunikation mit dem Pferd zu ermöglichen. Und deshalb geht es in diesem Podcast um die Bedeutung der Ausbildung des Reiters und um Reiterhilfen. Christian Kroeber spricht dazu mit der Reiterin, Sportwissenschaftlerin, Ausbilderin und Autorin Dr. Britta Schöffmann. Mit ihr haben wir einige der Videos zu unserer Reihe „Reiten gut erklärt“ gedreht. So auch unseren neusten Teil „So lernen Pferde Reiterhilfen“. Britta erzählt dir in diesem Interview, wie sie zu der Reiterei gekommen ist, von ihrem eigenen Reitunterricht von früher als Jugendliche und wie ihr das absolvierte Sportstudium bei der Reiterei hilft. Erfahre von ihr, warum sie anderen so gut und gerne erklärt. Auch hat sie einige tolle Tipps für dich parat, mit denen du deinen Sitz verbessern kannst.

Du lernst von ihr…

-welchen Stellwert eine gute Ausbildung des Reiters hat

-wie du deinen Sitz verbessern kannst

-warum es hilfreich sein kann, Turniere zu reiten

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]Herzlich willkommen zum Pferdia-Podcast. Pferdia ist Dein Coach für gutes Reiten. Für Deine Weiterentwicklung und die Deines Pferdes. Für eine pferdegerechte Ausbildung mit ganz vielen Glücks- und Erfolgsmomenten. In unserem Podcast erhältst du richtig gutes Pferdewissen von unseren besten Ausbildern wie Ingrid Klimke oder Uta Greve. Viel Spaß mit dieser Podcast-Folge. Auf den heutigen Podcast freue ich mich ganz besonders, denn wir haben eine Drossurausbilderin bei uns, mit der wir schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten. Das ist nämlich Britta Schöffmann. Hallo Britta. Hallo zusammen. Britta, du bist promovierte Sportwissenschaftlerin, hast dich schon früh in deinem Leben auf die Dressurlaufbahn gegeben, hast mit Anfang 20 schon das goldene Reitabzeichen bekommen, hast Grand Prix-Erfolge gefeiert bis hin zum, ich glaube es war der fünfte Platz im deutschen Dressurderby in Hamburg?

[SPEAKER 2]Ich glaube es war sogar der siebte, aber ich weiß es nicht ganz genau.

[SPEAKER 1]Der siebte auf jeden Fall warst du im Deutschen Dressurderby in Hamburg vorne platziert, hast bei Größen wie Fritz Tempelmann, Willi Schulzeis, Ari Boldt oder auch Klaus Balkenhold deine Spuren verdient und bist bei uns bei Pferdia unter anderem mit der Reihe Reitengut erklärt. Wir haben Teil 3, Teil 4 und Teil 5 mit dir, Teil 6. Und darüber hinaus haben wir dieses Material auf der Streaming-Seite bei CleaDia, wo wir das Ganze natürlich auch nochmal digital aufbereitet haben. Du sagst von dir selber, du bist Ressort-Reiterin durch und durch. Warum erklärst du Reiten gut und vor allen Dingen gerne?

[SPEAKER 2]Ja, das kann ich eigentlich gar nicht ganz genau sagen. Also ich weiß, warum ich kein Springer weiter geworden bin. Dazu fehlte mir einfach das Talent und der Mut. Ich habe also wirklich als Kind natürlich schon so ein paar kleine Springen auch geritten, ein paar kleine Geländeritte, habe mich dabei auch mehrfach auf die Nase gelegt. Mein Herz war immer schon mehr so beim Ressort reiten, was damals so auf Ponys überhaupt möglich war. Und ja, irgendwie hat mich das nie losgelassen. Ich habe natürlich sehr viele sehr gute Ausbilder gehabt, die mir sehr viel beibringen konnten, bei denen ich noch sehr viel abhoben konnte. Und ich glaube, ich konnte schon sehr früh ganz gut erklären. Also ich habe schon mit 19 so im Bekanntenkreis den einen oder anderen Unterricht gegeben. Und mir hat mal eine Reiterin gesagt, das ist so toll. Ich fühle mich immer, wenn du mir Unterricht gibst, als setzt du hinter mir im Sattel. Du weißt genau, was ich machen muss. Und das macht mir heute noch Spaß, einfach die Leute zu unterrichten und ihnen dabei so ein bisschen weiterzuhelfen, wenn sie walten. Sich einfach mit ihrem Pferd auf eine bessere Basis zu begeben und das Ganze zu einem harmonischeren Zusammenspiel zu kriegen.

[SPEAKER 1]Du bist gebürtige Krefelderin, echte Rheinländerin, kann man sagen. Wie bist du damals zum Pferd gekommen?

[SPEAKER 2]Ja, mein Vater hat ganz früher mit Pferden zu tun gehabt und hat geritten. Und mir wurde immer erzählt, wenn er seine Reithose anzog und einmal die Woche im Tattersaal, nannte man das ja damals, Verleihbetrieb, dann zum Reiten fuhr, muss ich wohl schon, konnte gerade stehen, an der Tür gestanden haben und wollte mit. Hab dann immer gerufen, mit, mit, mit. Und ab und zu durfte ich mal mit. Und dann durfte ich auch nach seinem Reiten vorne mal auf den Sattel. Wurde ich dann vorne hingehoben. Wie das bei vielen kleinen Mädchen, glaube ich, so ist. Und während meine Geschwister auch irgendeine Zeit lang geritten haben, ist es bei mir halt irgendwie der Virus so tief eingedrungen, dass es bei der Reiterei immer geblieben ist.

[SPEAKER 1]Du kommst aus Krefeld, wie ja gerade gesagt, Jan Memelmanns logischerweise vor der Tür, einer der alten Meister kann man ja inzwischen sagen. Welchen Einfluss hatte er und auch die anderen Koryphäen, wie ein Schulzeis, Balkon und auf deine persönliche Laufbahn?

[SPEAKER 2]Einer meiner ersten überregional sehr bekannten Ausbilder war Fritz Tempelmann. Heute werden die Jugendlichen oder Jungreiter das vielleicht gar nicht mehr so wissen. Damals hieß er immer der Meistermacher. Er saß in Essen. Der hat mich in meiner Jugendzeit 15-, 16-jährig begleitet. Da würde ich sogar sagen, da habe ich die meisten Dinge extrem verinnerlicht. Also der hat immer früher schon gesagt, locker müssen sie sein. Den Aufbau von Reitstunden, von Trainings, da hat er schon wahnsinnig drauf geachtet, dass wir die Pferde vernünftig lösen, dass wir diese vielen Übergänge reiten. Das zieht sich durch mein ganzes Reiterleben eigentlich durch und ich denke heute noch oft daran und das sind ja schon so ein paar Jährchen später, Wenn ich reite, dann geht mir heute noch oft die Stimme von Fritz Demmelmann in den Kopf. Ein paar Galoppwechsel, Galopp-Schritt-Übergänge, das Pferd schließen, jetzt anfangen, Trab-Halt-Übergänge. Also diesen ganzen Aufbau, den habe ich damals erlebt und gelernt und wirklich verinnerlicht. Und die folgenden Ausbilder, wo ich wirklich das Glück hatte, dass meine Eltern mir das ermöglicht haben, dass ich da auch mal hinfahren konnte. Die kamen zu uns mal raus und haben mich unterrichtet. Von jedem habe ich mir eigentlich was mitgenommen. Jeder hat auf seine Art unterrichtet, auf seine Art geritten. Natürlich alle im Rahmen der klassischen Reiterei, das ist klar. Aber wie gesagt, ich weiß von jedem eigentlich immer noch, Viele Dinge, die die mir damals erzählt haben und ich glaube, das macht dann auch Unterricht so wichtig, guten Unterricht, dass da Dinge auch haften bleiben, die ja nicht immer vergessen werden, sondern 30 Jahre immer noch irgendwo im Unterbewusstsein sind.

[SPEAKER 1]Inwieweit hat deine akademische Laufbahn als Wissenschaftlerin dir geholfen, weil das ist ja höchst interessant, dass du zum einen natürlich die praktische Ausbildung hast, der Altenmeister, aber das natürlich auch verknüpft mit diesem akademischen Blick darauf.

[SPEAKER 2]Ja, das ist eigentlich ganz witzig. Ich würde gar nicht mal sagen, dass es mir bewusst geholfen hat, mit Sicherheit eher unbewusst. Ich bin zum Sportstudium gekommen, ich habe Diplom Sport an einer Sporthochschule in Köln studiert, wie die Jungfrau zum Kind. Ich habe mal einmal ein Semester Jura studiert, weil ich nicht so genau wusste nach der Schule, was ich machen sollte. Ich hatte immer so ein bisschen mit Tiermedizin gelebt, mir war aber klar, dann musste ich das rein und dran geben. Also als Tierarzt ist irgendwann die Zeit fürs Turnierreiten nicht mehr da. Ich kann ja relativ schlecht mitten in der Prüfung sagen, wenn der Kollege anruft, ich komme in einer Stunde, ich muss erst zum Prüfungsende rein. Und dann habe ich ein Semester Jura studiert und ich muss zugeben, Mich hat nie interessiert, ob A, B ein Auto klaut und A, C veräußert. Und nach diesem Einsemester hab ich gedacht, nee, das ist nix für dich. Und dann bin ich eigentlich, wie die Jungfrau zum Kinder zum Sportstudium gekommen, weil mir jemand an der Uni sagte, Mensch, du reitest doch so gerne und in Köln kann man auch reiten, das ist doch was für dich, fahr doch mal dahin. Ja, so hab ich dann mit dem Sportstudium begonnen und das hat mir von Anfang an viel Spaß gemacht, weil es auf der einen Seite natürlich sehr praxisorientiert ist, Und auf der anderen Seite, was das Theoretische angeht, von Unterrichtserteilung über Anatomie, Physiologie, Psychologie, alles mögliche, man kriegt überall ein bisschen was mit und kann das natürlich nachher auch beim Unterrichten sehr gut verwenden. Und im Nachhinein muss ich sagen, ein Studium schadet nie oder eine Ausbildung. Dass sich das nachher so sehr schön ergänzt hat mit dem, was ich tue, war eigentlich eher Zufall.

[SPEAKER 1]Du legst ja dein Augenmerk darauf sowohl Pferd als auch Reiter auszubilden. Was bedeutet jetzt mit deiner ganzen Historie, deiner ganzen Geschichte, den vielen Einflüssen der alten Meister und dem akademischen Blick auf die Dinge, was bedeutet Ausbildung heute für dich?

[SPEAKER 2]Ich finde Ausbildung ist wirklich etwas enorm Wichtiges, gerade im Bereich der Reiterweibung, denn wir haben ja Und keine Maschine unterm Hintern, sondern wirklich ein Lebewesen. Und dieses Lebewesen hat es einfach verdient, dass wir als Reiter versuchen, uns selbst so gut wie möglich fortzubilden. Weil ein Pferd ist nicht in der Lage, selbst zu sagen, ich bilde mich jetzt fort. Also ein Pferd kann ja wirklich immer nur das leisten oder versuchen zu leisten, wobei Leistung jetzt gar nicht nur sportlich gesehen ist, was der Mensch in der Lage ist, ihm zu vermitteln. Und deshalb glaube ich, dass je besser ich als Reiter mich selber fortbilde, und da gehört natürlich auch der mühsame Weg der rein technischen reiterlichen Fortbildung dazu, desto eher kann ich meinem Pferd gerecht werden. Deshalb ist für mich Ausbildung von Reitern in Klammern und Pferden enorm wichtig.

[SPEAKER 1]In dem neuen Film geht es ja darum, wie lernen Pferde Reiterhilfen? Also wie kommuniziere ich aus dem Sattel am besten mit meinem Sportpartner unter dem Sattel? Was sind so aus deiner Sicht die größten Hürden in der Kommunikation?

[SPEAKER 2]Ich glaube eine große Hürde ist, dass viele Reiter Pferde in dem, was sie von oben vom Sattel aus tun, fast vermenschlichen. Also ich höre ja oft von Reitern, Mensch, der hat das jetzt nicht gewollt oder der war heute wieder stur oder der hat das wieder falsch gemacht. Und ich glaube, das ist eine sehr menschliche Sicht, weil ein Pferd funktioniert in Anführungszeichen natürlich etwas anders. Es lernt anders als ein Mensch. Wir können uns hinsetzen und irgendwann uns mit der Theorie beschäftigen, das ganze Revue passieren lassen, versuchen, daraus uns immer mehr zu verbessern in vielen Dingen, die wir tun. Ein Pferd kann natürlich immer nur erst mal reagieren auf das, was der Mensch von oben tut. Und die Reaktionen des Pferdes könnten deshalb eigentlich nie falsch sein. Ein Pferd kennt ja kein Falsch und Richtig. Pferde haben ja auch noch nie irgendwelche Bücher gelesen. Ich schreibe ja auch Fachbücher. Natürlich Dressursport oder Dressurreiten. Und wenn die Pferde das lesen könnten, könnte man denen in die Box ein Buch legen und sagen, lies morgen mal durch, wie die Hilfen geben und so und so funktioniert. Das geht natürlich nicht. Das heißt, ich muss in der Lage sein als Reiter das Pferd zu lesen und zu begreifen, was meine Aktionen beim Pferd bewirken und warum das Pferd so und nicht anders reagiert.

[SPEAKER 1]Und das ist ja auch unabhängig, ob ich jetzt Freizeitreiter bin, ob ich Sportreiter bin, ob ich E, A, L, M oder S-Reiter bin.

[SPEAKER 2]Absolut. Also bei vielen Freizeitreitern sieht man ja, dass die Technik der Hilfenbewegung noch nicht so ausgefeilt ist, noch nicht so gut ist. Es reden immer alle von feinen Hilfen, man soll mit feinen Hilfen reiten. Viele vergessen, dass feine Hilfen man sich wirklich erarbeiten muss. Und zwar erstmal durch seinen eigenen Reitersitz. Je perfekter mein Reitersitz ist, das heißt je ausbalancierter, je ruhiger, desto besser kann ich mich natürlich mit kleinsten Hilfen überhaupt dem Pferd mitteilen. Das ist schon mal das eine. Und ich sag mal, ein guter Sitz ist schon mal nicht so einfach. Und dann, wie gesagt, viele Freizeitreiter machen fast zu wenig, wollen dem Pferd nichts Böses und fragen eher vorsichtig nach, würdest du vielleicht das und das für mich tun? Aber damit überfordert sie letztlich ihr Pferd. Dieses Herausfinden, Interpretieren, was wir Menschen können, das können Pferde eigentlich gar nicht. Ein Pferd braucht, oder überhaupt ein Tier, eine relativ klare Anweisung, um reagieren zu können. Und dann, wenn die Anweisungen gut genug waren, auch so zu reagieren, wie ich das erhoffe. Und wenn ich das schon so vorsichtig formuliere, und könntest du vielleicht, dann sind Missverständnisse vorprogrammiert. Das heißt, zu vorsichtig sein ist nicht richtig. Grob sein natürlich auch nicht. Denn grob sein gegenüber dem Pferd heißt natürlich immer, das Pferd unter Druck setzen, unter einem negativen Druck. Angst hervorrufen, das kann es auch nicht sein. Ich glaube, keiner von uns, der Angst hat, lernt unter Angst schneller. Es nützt nichts. Ich bin zum Beispiel kein Mathe-Genie und wenn mir in der Schule jetzt einer gedroht hätte, ich haue dir den Hintern voll, wenn du diese Mathe-Aufgabe nicht kannst, Ich glaube, dann hätte ich es noch schlechter kapiert, weil dann kommt natürlich auch noch so eine Verkrampfung dazu, da lernt man auch nichts. Insofern ist das halt ganz wichtig, dass man sich darüber im Klaren gemacht, wie Hilfen funktionieren und wie, wie gesagt, ein Pferd überhaupt lernt, eine Schenkelhilfe mit Inhalt zu füllen.

[SPEAKER 1]Das ist ganz wichtig. Du hast ja gerade den Sitz angesprochen. Ich kann mich erinnern, während meiner kurzen Ressortlaufbahn, als ich damals Sitzschulung hatte, da hatte ich einen Besenstiel, der wurde mir hinterm Rücken langgesteckt und dann die Arme dahinter, dass der quasi streng im Rücken hängt. Und das war dann die Sitzausbildung. Um das jetzt mal ein bisschen pauschalisiert zu beschreiben. Natürlich, das ist nicht mehr so, wie man es heute macht. Was sind aus deiner Sicht Tipps, wenn man zu Hause seinen Sitz verbessern will und weiterkommen möchte?

[SPEAKER 2]Ja, also wie du schon sagst, das sind natürlich so altertümliche Geschichten, die beim einen oder anderen vielleicht tatsächlich das gebracht haben, dass er etwas gerader sitzt. den Nachteil natürlich hatten, dass der Sitz auch verkrampft wurde. Man spricht ja vom ausbalancierten Sitz und Balance kann ich natürlich nur erreichen, wenn ich auch eine gewisse Beweglichkeit nach wie vor im Sattel habe und haben kann. Bei Kindern würde ich sogar sagen, gar nicht so furchtbar viele Anweisungen geben, wie sie zu sitzen haben. Viele Kinder sind ja, was das Balancieren angeht, den Erwachsenen deutlich im Vorteil. Zumindest vor 20 Jahren. Ich weiß, dass es heutzutage auch schon wieder viele Tendenzen gibt, da die Kinder viel zu viel am Computer sitzen, dass die nicht mehr so beweglich sind, sich nicht mehr so ausbalancieren können. Aber im Großen und Ganzen, wenn man es mit Erwachsenen vergleicht, lernt ein Kind doch eher über das spielerische Ausbalancieren. Also ich glaube, da wäre es falsch, wenn man gleich sagt, Kopf hoch, Absatz runter, Ellenbogen anwinkeln und 90 Grad und dies und das und jenes. Sondern dass das Kind den lernenden Reiter erst mal machen lässt, sich da einfühlen lässt. Das ist beim Erwachsenen natürlich immer schon ein bisschen schwieriger, weil der ist einfach verkopfter.

[SPEAKER 1]Der ist auch in seiner Struktur natürlich schon fester, nicht mehr so flexibel wie ein Kind.

[SPEAKER 2]Absolut. Es gibt ja auch so viele Sitzfehler, die man sich so angewöhnt hat. Also ich hatte irgendwann vor 20 Jahren, 15 Jahren, keine Ahnung, mal so eine verdeckte linke Faust. Sieht man ja oft, dass so ein Reiter so eine verdeckte Faust hat. Und ich hatte mir immer angehört, wenn ich reite, hin und wieder bin ich mal am Spiegel angehalten, hab noch nicht reingeguckt, hab erst so vor meinem inneren Auge überlegt, stimmt alles jetzt noch aufrecht genug? Beine da, wo sie hingehören, Fäuste da. Und wenn ich dann dachte, ja, ist alles okay, hab in den Spiegel geguckt und war erschrocken, meine linke Hand zu sehen, die hab ich nicht mehr gespürt. Da ist es sehr sinnvoll, wenn man mal aus diesen alten Strukturen ganz rausgeht. Also momentan sind ja die Fränklin-Bälle da auch ganz, ganz aktuell.

[SPEAKER 1]Auch mit viel Material bei uns bei Feria.

[SPEAKER 2]Mit viel Material ja auch bei Feria, genau. Da gibt es ja auch einen sehr schönen Film zu. Das ist, ich sag mal klar, es gibt immer Trends, alle springen dann darauf. Das ersetzt natürlich nicht einen guten Unterricht und ein gutes Reitenlernen. Es ist eine super tolle Unterstützung, wenn es um festgefahrene Sitzstrukturen geht. Leute, die sich festmachen, die mal so eine verdrehte Hand haben, die im Bein klemmen, um einfach mal aus diesen ganzen alten Sitzstrukturen rauszukommen und seinem Körper ein ganz neues Sitzgefühl zu vermitteln. Und da gibt es dann schon unglaubliche positive Unterschiede, wenn man demjenigen dann so einen Ball wieder unterm Hinterteil oder aus dem Oberschenkel rausnimmt, dass die plötzlich sich selber ganz anders spüren. Also das ist schon mal Eine ganz tolle Sache, kann ich also wirklich nur empfehlen, unter der entsprechenden Anleitung sowas auch mal auszuprobieren. Wenn man die deutlichen Bälle nicht hat, kann man einfach auch mal zwischen den Sitzformen wechseln oder wirklich mal übertrieben das Gegenteil. Also Leute, die sich immer nach hinten lehnen beim Reiten, sollten mal versuchen, so zu reiten, dass sie sich so weit nach vorne lehnen, bis sie das Gefühl haben, völlig in Vorlage zu reiten. Meistens, wenn man von unten guckt, sitzen die ja in irgendeinem Sinne senkrecht. Aber, dass man auch, wenn man in den Unterricht geht, dann mal fragt, wie fühlst du dich jetzt? Dann hört man von vielen, oh Gott, ich fall doch fürchterlich nach vorne. Ist dann meistens nicht so. Das ist also, um diese im Unterbewusstsein abgelegten, fehlerhaften Strukturen zu durchbrechen, muss man wirklich manchmal genau das Gegenteil machen. Es nützt denn dann nämlich nichts, wenn man jemand sagt, setz dich gerade hin. Der glaubt ja, er sitzt gerade. Also man müsste fast eher den Hinweis geben, setz dich aus deiner Sicht falsch hin.

[SPEAKER 1]Fall nach vorne.

[SPEAKER 2]Oder umgekehrt Leute, die nach vorne fallen, mal sagen, jetzt leg dich mal richtig aufs Pferd. Meistens, wenn die in der Senkrechten sind, sagt so, Gott, jetzt lege ich doch ganz schlimm nach hinten. Und dass man da viel mehr darauf achtet, dass die Reiter ihr Sitzgefühl wiederfinden, weil das ist etwas, das hat mit Gefühl zu tun, mit Gefühl im Raum, mit Gefühl von Bewegung. Und dass man da viel mehr mitspielt und weniger sagt, setz dich jetzt gerade hin, mach dein Bein lang oder sowas. Das kann man einem im Grunde korrekt sitzenden Reiter. Da kann man mal sagen, bisschen längeres Bein, stell die Hand auf. Das reicht. Aber wenn so richtige Probleme im Sitz entstanden sind, dann muss man wirklich mit anderen Mitteln versuchen, dem Reiter zu helfen.

[SPEAKER 1]Nutzst du denn solche modernen Geschichten wie Phantomwellen? Setzt du sowas ein?

[SPEAKER 2]Ja, also ich habe im Auto auch die schöne gelbe Tüte mit den Wellen. Ich habe auch mal selber drauf gesessen. Führte sich natürlich sehr seltsam an. Also ich habe das Teil unter das Hinterteil gesetzt und bin damit geritten. Zuerst habe ich auch gedacht, huch, was ist das? Auch als ich den wieder weggenommen habe, habe ich gedacht, oh Gott, der Sattel ist viel tiefer, viel größer geworden. Und dieses Gefühl, das ist ja das, um was es geht. Also ich nutze moderne Dinge auch. Wie gesagt, ich bin jetzt nicht so der, der jedem Trend hinterherläuft. Auf der anderen Seite aber denke vom Blick über den Gartenzaun ist noch keiner dümmer geworden. Deshalb da auch gerne mal rüber schau und mir die Dinge rauspicke, die für mich Sinn machen. Und dann muss man es halt mal ausprobieren und wenn ich irgendwas mal entdecke, wo ich denke, auch das könnte und ich probiere es aus und denke, nee, das ist nun gar nichts, dann lasse ich es weg. Und andere Sachen, die vielleicht neuartig zuerst erscheinen. Wenn ich denke, das kann ich mit in meine Arbeit aufnehmen, dann mache ich das auch.

[SPEAKER 1]Und für alle unsere Podcast-Zuhörer werden wir natürlich in den Shownotes auch noch die Videos von Franklin Bellen nehmen, die Videos zu dir natürlich auch noch verlinken. Das ist klar. Was würden wohl die Altvorderen zu Franklin, Bellen und Co. sagen? Tempelmann und Schultheiß, Gott hab sie selig.

[SPEAKER 2]Also ich könnte mir vorstellen, dass der eine oder andere wahrscheinlich sagen würde, was ist denn das für ein neumodischer Kram. Wobei, ich glaube manchmal, dass Top-Ausbilder sich sowieso nicht so ganz mehr in die Probleme des Normalreiters hineinversetzen können. Weil viele Top-Ausbilder haben mit Top-Reitern zu tun. die auch top Pferde haben. Top Pferde heißt nicht unbedingt, dass das Pferde sind, auf denen jeder ein super Reiter wird, aber die natürlich schon so ausgesucht sind von der Grundqualität, von der Bewegungsqualität, von der Anatomie her, dass die mit Pferden und Reitern, die irgendwelche Probleme, also ich sag mal, wenn jemand interessurmäßig ein bisschen vorwärts kommen will und der hat nun mal Sein kurzbeiniges Pferd mit dickem kurzen Hals, der hat andere Probleme als derjenige, der sich schon ein langbeiniges Pferd mit einer typischen Dressurfigur, einem Dressurbewegungsablauf gekauft hat. Und da glaube ich halt, dass so auch bei den alten Meistern, wenn die meistens mit wirklich schon guten Reitern gearbeitet haben, dass die sich vielleicht in das eine oder andere Problem eines Normalwohls gar nicht so hineinversetzen könnte. Ich würde niemandem was sagen, weil der eine oder andere würde wahrscheinlich eher sagen, was will sie mit so einem Pferd, kaufe dir ein vernünftiges Pferd, dann kannst du auch Dressur reiten. Und ich finde halt, Dressur ist etwas, was, ich bin selber ja sehr sportorientiert immer gewesen, aber was nicht unbedingt Sport sein muss, also Dressur ist für mich in erster Linie Eine Gymnastizierung des Pferdes und das Beste aus dem Pferd herauszuholen. Was Leistung angeht, nicht unbedingt die Leistung, um zu sagen, ich reite jetzt unbedingt ein Turnier. Wenn das dabei rumkommt und wenn der Reiter sagt, ich würde gerne jetzt auch mal mich mit anderen messen, ist das okay. Aber wenn jemand sagt, ich möchte diese Leistung aus meinem Pferd herausholen, damit ich das so arbeiten kann, dass es so lange wie möglich gesund bleibt, weil es einfach Muskulatur aufbaut, weil es athletischer wird. Das ist für mich das Vorarbeiten. Und wenn das Ganze noch harmonisch funktioniert, dann kann Kunst auch auf einem Level entstehen, die jetzt nicht gerade Grand Prix ist, sondern es kann auch ganz tolle, harmonische Ritte im Basisbereich geben, wenn man wirklich sieht, Pferd und Reiter sind auf einer Linie.

[SPEAKER 1]Abonnenten von Pferdia kennen ja dein bisheriges Material, was auf der Plattform ist. Reiten gut erklärt ist ja die große Überschrift der Serie. Es geht beispielsweise um Stellung, Biegung, Seitengänge, um Galoppwechsel, Der sechste Teil dreht sich darum, so lernen Pferde Reiterhilfe. Was erwartet uns in diesem Film?

[SPEAKER 2]Ja, ich habe versucht, mit verschiedenen Pferden so ein ganz kleines bisschen zu erläutern, wie Pferde überhaupt es schaffen, das, was der Reiter da oben tut, zu verstehen. Also man sagt immer so schön, ein Pferd reagiert auf eine Schenkelhilfe, reagiert auf eine Zügelhilfe. Aber man muss sich natürlich immer wieder fragen, woher weiß denn das Pferd, wenn das Bein einen kleinen Impuls setzt, dass es vorwärts gehen soll. Und woher weiß das Pferd, dass es irgendwann seitwärts gehen soll. Und woher weiß das Pferd, dass es durchs Genick gehen soll, damit der Rücken entlastet wird. Das weiß das Pferd ja nicht. Und ich habe also für dieses Video ein paar meiner Reitschüler begeistern können, die mit dem Pferd mitmachen. Eine ganz junge Stute, die war zu Zeiten des Drehs auch erst ein paar Wochen eigentlich unter dem Sattel. Wir haben einen Tinker, der eine oder andere wird den Tinker Harry schon aus… Den kennen wir ja schon. Genau, Harry ist ja, ich sag mal, ein ganz außergewöhnliches Pferd. Es gibt ja so Pferde. Natürlich wird Harry nie ein super klasse Dressurpferd werden, aber Harry ist so ein typisches Beispiel für ein Pferd, was recht intelligent ist, wenn vielleicht Ja, ein oder andere sagen auch Tiere und Intelligenz ist so eine Sache, wobei man auch heute weiß, dass es auch eine Art tierische Intelligenz gibt. Also er ist sehr lernfähig, ist so ein typisches Pferd, der sagt, ich versuche, wenn man ihm was beibringt, dann versucht er es erstmal und sagt nicht gleich nein, sondern er versucht es und wenn er mal das Gefühl hat, er fängt an es zu kapieren, dann macht er es auch. Und Harry Hammer hat dabei, um auch so ein bisschen zu erklären, diese Begriffe positive, negative, Verstärkung, Wir haben die Fuchsstute dabei, die auch in Stellung und Bewegung am Titel ist. Eine ehemalige Zuchtstute, die natürlich von Anatomie nach einigen Fohlen so ein bisschen ihre Probleme hat mit einem etwas durchhängenden Rücken, mit ein bisschen viel Bauch. Wie gesagt, es gibt ja bei Pferden nicht unbedingt gleich nach der ersten Schwangerschaft die Rückbildungsgymnastik, sodass natürlich manche Stuten dann ein bisschen im Rücken durchsinken. Und durch die Arbeit, wir versuchen dieses Pferd stabiler hinzukriegen, damit sie halt das Reitergewicht auch schadlos tragen kann. Die ist also auch dabei, die hat in der Zwischenzeit eine ganze Menge gelernt. Wir haben den jungen Fuchs dabei, der auch in einem der ersten Videos Stellung Biegung drin ist. Der ist zum Zeitpunkt des Videos fünfjährig und fängt auch alles andere langsam zu lernen. Bisschen Seitengänge und die Übergänge schöner. Also anhand dieser Fährte versuche ich zu erklären, wo es drauf ankommt, wenn es um die Hilfen und die Hilfengebung geht. Und ich reite selber auch Fiorento-Festivals von Kohl Fuchs. Der hat ein hübsches Gesicht, das ist übrigens auch dem Titel dieser DVD drauf. Und auch auf ihm versuche ich so ein bisschen zu erklären, wo man drauf achten muss, wenn man eine Zügenhilfe gibt. Warum gebe ich nach? Es ist ja nicht, weil es irgendwo im Buch steht, nachgeben, sondern das hat ja einen Effekt aufs Pferd und das ist das Wichtige.

[SPEAKER 1]Das sind ja häufig so einfache Dinge, die viele, die ein bisschen höher reiten, immer als selbstverständlich wahrnehmen, aber das ist ja eigentlich, was Reiten ausmacht.

[SPEAKER 2]Das ist eigentlich, was Reiten ausmacht. Viele, die höher reiten, haben mit der Zeit das Gefühl dafür entwickelt, im richtigen Moment die richtige Hilfe zu geben. Ich glaube trotzdem, dass Manches Missverständnis auch im höheren Bereich zwischen Pferd und Reiter darauf basiert, dass vielleicht der Reiter sich etwas zu schnell auch erärgert über das Pferd. Ich kann mich da nicht von frei machen. Ich sage mal, als Jugendliche bin ich mit Sicherheit auch relativ häufig mein ungerechtes Pferd gegenüber geworden, wenn ich irgendetwas bereiten wollte, was nicht geklappt hat. Das habe ich auch schnell gesagt. Der blöde Esel. Gar keine Frage. In der Zwischenzeit, man wird ja auch ein bisschen schlauer, wenn man älter wird, weiß ich natürlich, dass das Pferd gar keine Chance hatte, es so zu machen, wie ich wollte, weil ich irgendetwas falsch gemacht habe. Und ich sage mal, der alte Spruch, Fehler ist immer ein Fehler des Reiters. Da ist schon was dran. Ich glaube, wie gesagt, auch wenn man manchmal gute Reiter, erfahrene Reiter sieht, wenn die neue Lektion erarbeitet ist, z.B. Thema Fliegen und Galoppwechsel, dass dann man immer sehr auffassen muss, dass Ehrgeiz und Zeitdruck nicht überhand gewinnen und dann aus diesem Ehrgeiz und Zeitdruck der Reiter dann schon mal ungerecht wird. Und wie gesagt, da kann sich keiner von frei machen. Wenn man dann absteigt und ein schlechtes Gewissen hat und weiß, dass man selber war, das ist schon der erste Schritt in die richtige Richtung. Das ist schon der erste Schritt, es beim nächsten Mal vielleicht anders zu machen. Aber das sind so Dinge, die sind mir immer so wichtig, die sollte man sich als Reiter immer wieder vor Augen führen.

[SPEAKER 1]Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist, dass erfahrene Reiter nehmen das dann immer als selbstverständlich wahr. Natürlich muss ich dann jetzt nachgeben. Aber ich glaube, was das Tolle an deinen Filmen mit uns ist, dass auch ein Anfänger was mitnehmen kann. Nicht nur die, die jetzt schon beispielsweise L- oder M-Reiten in der Dressur, sondern auch derjenige, der zu Hause einfach mit seinem Pferd, mit seinem Pony Spaß haben will.

[SPEAKER 2]Ja, weil, wie gesagt, ich versuche schon, dass ich dass jedem so erklären kann, dass er es verstehen kann und umsetzen kann. Das mit der Umsetzung ist natürlich noch mal ein bisschen schwieriger, wenn ich ein Pferd habe, was noch nicht so perfekt geritten ist, dass ich es auch so fühlen kann. Deshalb sind ja auch gute Leerpferde so wichtig. Ich kann einem Walter tausendmal sagen, du musst reintreiben, bis dein Pferd nachgeht. Wenn ein Pferd ganz schlecht in der Basisausbildung gearbeitet ist. Und es gibt Pferde, die sind, auf gut Deutsch gesagt, leider Gottes zäh wie Leder. Nicht, weil sie so zäh sein wollen, sondern weil sie einfach so in der Ausbildung einen Manko haben, dass sie selber nie gelernt haben, im Genick nachzugeben. Und dann kann ich natürlich einem unerfahrenen Reiter tausendmal sagen, du musst den weich durchs Genick reiten. Wie soll der das spüren? Deshalb ist das auch so ganz wichtig, dass wirklich ein unerfahrener Reiter Wenn es ihm geht, auch die Möglichkeit hat, auf einem gut gerittenen Pferd zumindest hin und wieder mal was zu fühlen, um zu wissen, wo er hin will und wo er hin muss und was er irgendwann mal spüren muss, wo dieses Aha-Gefühl erst entstehen kann.

[SPEAKER 1]Obwohl man ja auch häufig sagen muss, es sind doch schon kryptische Begriffe manchmal, weich durchs Genikraten. Also ich finde, du erklärst das super, aber wenn man jetzt viele andere Lehrvideos auch sieht, es ist ja häufig so, dass diese Begriffe auch nicht immer so einleuchtend sind, gerade wenn man am Anfang ist mit seinem Pferd, vielleicht gerade erst zum Pferdespruch gekommen ist.

[SPEAKER 2]Ja, also ich sag mal, ich komme aus der FN-Reiterei und ich möchte auch überhaupt nicht die Reiterei neu erfinden und wenn mich gefragt werde, nach welcher Methode reiten Sie denn, dann sage ich, ich habe keine Methode, ich komme aus der FN-Schule und klassische Ausbildung, Richtlinien, das ist mein Zuhause.

[SPEAKER 1]Du bist ja auch Richterin.

[SPEAKER 2]Ich bin auch Richterin, ja. Natürlich gibt es ein paar Begriffe, die wirklich seltsam sind. Und wenn ich unterrichte, versuche ich die auch immer zu erklären. Es gibt zum Beispiel so ein Lieblingsbegriff von mir, das Pferd muss sich am Gebiss abstoßen. Also ich habe mich als 15-, 16-, 17-Jährige immer gefragt, was heißt denn das eigentlich? Wie soll der sich am Gebiss abstoßen? Eigentlich heißt das nichts anderes, als dass ich das Pferd von hinten So treibe, dass die Hinterbeine etwas mehr vorfußen. Dadurch ein Hauch mehr Druck und Druck ist jetzt nicht negativ gemeint, sondern so ein ganz kleines bisschen Druck auf dem Gebiss entsteht. Das Pferd diesen leichten Druck spürt und gelernt hat mit einem Kaul zu reagieren. Dadurch seine Kaulmuskulatur, seine Kiefermuskulatur und auch sein Genick in diesem einen Moment entspannt. Das ist dieses Abstoßen am Gebiss. Und die Reiterhand umgehend reagiert, indem sie in dem Moment weich ist. Vorher ist sie nicht haft, sie ist abwartend. Und das sind so Begriffe, die versuche ich dann immer auf dem Reiter zu erklären, was das heißt. Denn es gibt schon so ein paar Begriffe, die werden manchmal, höre ich so, wenn ich bei anderen manchmal auch zuhöre im Unterricht, so reingeworfen. Und man sieht bei manchen Reitern ein Fragezeichen im Gesicht. Oder halbe Parade. Alle reden von halben Paraden. Ich habe mal in einem Reitabzeichen Lehrgang, den ich mal gegeben habe, auch mal so in die Runde gefragt, sollten mal erklären halbe Parade und ganze Parade. Und da waren einige Leutchen bei, die haben auch schon 5, 6, 7 Jahre geritten. Und ich werde es nie vergessen, eine Antwort war eine ganze Parade, ja das ist, also da ziehe ich so lange, bis das Pferd stehen bleibt. Und ich glaube, dass manche Begriffe man vielleicht Erstmal so erklären sollte, dass die Leute sagen, jetzt verstehe ich, was damit gemeint ist. Und dann kann ich natürlich auch im Unterricht irgendwann wieder von halber Parade sprechen. Aber eigentlich muss ich erst mal erklären, was das heißt.

[SPEAKER 1]Was fasziniert dich an der Turnierrichterei? Du bist ja nicht nur Turnierrichterin, beispielsweise auf der Equitana, der Wettmesse des Pferdesports in Essen. Dort richtest du ja auch den Showcup. Was ist für dich die Motivation?

[SPEAKER 2]Ich gebe zu, dass ich in der Zwischenzeit relativ selten richte, weil ich irgendwann auch gesagt habe, ich muss mich entscheiden, ob ich mehr unterrichten will oder mehr richten will. Die Motivation Richter zu werden war einfach, dass es mir, dass der Turniersport mir eigentlich Spaß macht, dass ich selber aus dem Turniersport auch stamme und dass ich denke, dass ich als Richter auch die Verantwortung habe, auch im Basisbereich, und ich richte nur bis M, weil für mehr fehlte mir irgendwann die Zeit, und wie gesagt, irgendwann habe ich mich mehr fürs Unterrichten entschieden, den Leuten so ein kleines bisschen was auf den Weg zu geben, wenn sie sich denn auf ein Turnier trauen und sich da in der Öffentlichkeit messen, denen dann, wenn ich da am Lüftertisch sitze, durch ein gutes Protokoll so ein kleines bisschen Richtschnur zu geben, damit sie wissen, ob sie auf dem richtigen Weg sind oder nicht. Das finde ich ganz wichtig. Deshalb finde ich, dass Turnierreiten, das wird ja oft so verteufelt, oh Gott, Turniersport und so. Ich finde denn Turniersport ist ein sehr wichtiges Instrument, weil ich kann mir, wenn ich mir am Turnier gehe, kann ich mir natürlich ununterbrochen vorstellen und einreden, wie toll ich das alles mache. Wenn ich aber mich nicht mal von Experten, Sachverständigen und letztlich sind Richter das, in der Öffentlichkeit mal mit anderen messe, weiß ich ja nicht so ganz genau, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Das heißt, hin und wieder mal sich vielleicht in einer kleinen Prüfung mal messen und mal gucken, was sagen die Experten, kann nicht schaden, muss nicht sein, kann aber nicht schaden. Insofern, wie gesagt, finde ich das den Turniersport an sich, sogar eher sehr gut, um eine gewisse Qualität zu halten und zu erreichen. Dass es schwarze Schafe gibt im Turniersport, das ist keine Frage, aber ich denke, die gibt es auch überall.

[SPEAKER 1]Am Ende eines eben Podcasts haben wir die vier klassischen Feria-Fragen. Oh je. Und die erste Frage, die ich dir stellen möchte, ist, hast du ein Motto? Geht nicht, gibt’s nicht. Die zweite Frage ist, gibt es einen Menschen, der dich, vielleicht auch insbesondere aus dem Pferdebereich, besonders geprägt hat?

[SPEAKER 2]Also eigentlich würde ich sagen, meine Eltern. Weil die mir auf der einen Seite natürlich die Reiterei ermöglicht haben. Mein Vater hat selbst gedrückt, meine Mutter nie. Sie war aber eine meiner besten Kritikerinnen, weil sie ein unheimliches Auge entwickelt hat. Ohne die zwei wäre ich reiterlich nie dahin gekommen, wo ich hingekommen bin, weder im Sattel noch später auch beruflich. Insofern würde ich sagen, das waren die Menschen, die mich da am besten geprägt haben.

[SPEAKER 1]Wenn es eine Sache gäbe, die du Pferdeleuten, Reitern, Pferdeliebhabern mit auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 2]Reiten soll Spaß machen, und zwar dem Pferd und dem Reiter. Und ich bin nur so ein absoluter Tierfreak. Also wenn ich könnte, wie ich wollte, hätte ich einen ganzen Zoo zu Hause.

[SPEAKER 1]Dein Hund ist ja auch mit dabei.

[SPEAKER 2]Ja, einmal der Hunde, wir haben ja mehrere zu Hause und auch Gatzen und Pferde. Aber ich habe immer geritten aus der Begeisterung fürs Pferd heraus. Und ich glaube, diese Begeisterung sollte man nie verlieren. Das kann parallel gehen mit der Begeisterung für den Sport. Das sollte parallel gehen mit der Begeisterung für die eigene Weiterbildung. Und die Basis ist einfach, für mich jedenfalls, das kann ich jedem ans Herz legen, wer reitet, sollte auch Pferde lieben.

[SPEAKER 1]Und zum Abschluss würde ich bitten, den folgenden Satz zu vervollständigen.

[SPEAKER 2]Pferde sind für mich eine der schönsten Nebensachen der Welt.

[SPEAKER 1]Ich glaube, damit sprichst du auch vielen aus dem Herzen. Wenn ihr Abonnenten von Pferder seid, habt ihr die Möglichkeit, alle Videos von Britta Schöffer mit uns auf der Plattform zu sehen. Es geht um das Thema Stellung und Biegung, es geht um Seitengänge, einfachen fliegenden Galoppwechsel, das neue Material der neuen Filme. So lernen Pferde Reiterhilfen. Und das Ganze im Rahmen der Serie Reiten gut erklärt. Wir verlinken das Ganze natürlich auch an den Showrooms. Alle Infos zu dir auf der Pferdia-Seite. Und ich danke dir, dass du bei uns warst. Hat mir sehr viel Spaß gemacht.

[SPEAKER 2]Ja, danke, Christian. Mir auch.

[SPEAKER 1]Schön, dass du dabei warst. Wir hoffen, du konntest ganz viel für dich und dein Pferd mitnehmen. Wenn dir diese Folge gefallen hat, lasse uns doch gerne eine Bewertung für unseren Podcast da und empfehle ihn gerne weiter, damit auch andere von dem Pferdewissen unserer Pferdia-Ausbilder profitieren können. Noch mehr Pferdia gibt es auf unserer Website unter pferdia.de und auf Facebook und Instagram. Wir freuen uns, wenn Du auch bei der nächsten Folge wieder dabei bist. Viel Spaß beim Weiterentwickeln!

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