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#138 Fütterungsexpertin Conny Röhm: 8 Fragen rund um die Fütterung

Conny Röhm ist die führende Expertin in Sachen Fütterung und Pferdewissenschaftlerin aus Leidenschaft. Sie verrät dir, was gute Fütterung ausmacht.

Der Futtermittelmarkt entwickelt sich ständig weiter. Aber welche Zusatzfuttermittel sind überhaupt sinnvoll? In diesem wehorse-Podcast klärt Conny wichtige Fragen rund um die Fütterung verschiedener Pferdetypen.

Mehr zum Thema Pferdefütterung lernst du auch im unserem Jahresstartprogramm „Two Hearts Two Minds“. Erfahre in vier Wochen, wie du die Partnerschaft mit deinem Pferd auf eine ganz neue Ebene bringen kannst. Für mehr Gesundheit, Vertrauen und Zufriedenheit in eurem Alltag.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]Herzlich willkommen zum wehorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber und heute widmen wir uns gemeinsam einem der wichtigsten, wenn zugleich auch komplexesten Themen rund ums Pferd, nämlich der Fütterung. Dazu habe ich eine absolute Top-Expertin an meiner Seite, nämlich Conny Röhm, mit der wir schon viele Jahre zusammenarbeiten. Sie ist die führende und renommierteste Fütterungsexpertin, die es in Deutschland gibt. Und bei uns gibt es extrem viele Fragen, die immer wieder auflaufen. Unter anderem in unseren Live-Events und Webinaren für WeHouse-Mitglieder gibt es wirklich eine Flut von Fragen, die immer wieder uns erreichen. Und wir haben uns gedacht, heute widmen wir uns mal. mit ein wenig Zeit diesen Fragen und gehen noch mal in die Tiefe rein, beleuchten ganz viele verschiedene Aspekte der Fütterung. Und falls euch das Thema interessiert, ist das hier der richtige Ort dafür, um einmal in das Thema tiefer einzusteigen. Und auch das Two Hearts, Two Minds Jahresstartprogramm, das am 8.1. beginnt, wo Conny auch Teil des Ganzen sein wird. Und ganz konkret auch in kleinere Runde als hier, wo wir wirklich mit wenigen hundert Leuten nur zusammen sind, konkrete Fragen beantworten wird, sich auch die Zeit nehmen wird, auf diese Sachen einzugehen und mehr Informationen zum Jahresstartprogramm www.wehorse.com/go/jahresstart und wir steigen jetzt ein in das Thema Fütterung mit Conny Röhm. Auf geht’s! Hallo liebe Conny! Hallihallo, guten Tag. Schön, dass du da bist. Wir wollen uns mal wieder unserem Lieblingsthema widmen, nämlich Fütterung. Du warst in den vergangenen Monaten auch mehrfach bei unseren Live-Events auf der Plattform und du hältst einen eisernen Rekord, denn bei dir werden die meisten Fragen abgegeben. Und es sind so viele Fragen, dass ich sagen würde, wir arbeiten die jetzt auch mal weiter ab. Es sind sehr viele interessante Fragen, denen wir uns jetzt gemeinsam widmen.

[SPEAKER 2]Sehr gerne, ich bin sehr gespannt.

[SPEAKER 1]Und die erste Frage ist ganz schön. Wir nehmen jetzt heute am 14.12. aus. Es ist draußen, zumindestens hier im Norden Deutschlands. Du sitzt ja im, man könnte sagen, Westen in Rheinland-Pfalz. Hier im Norden, rund um Hamburg, ist es heute minus 6 Grad. Und eine Frage kommt von Sandra. Wie deine Meinung zum Thema Weidegang bei kalten Temperaturen ist? Es geht ja immer wieder auch um den erhöhten Fruktangehalt, was verunsichernd sein kann. Wie ist deine Einschätzung zum Thema Weidegang im Spätherbst und Winter?

[SPEAKER 2]Tja, also hier oben in der Eifel ist es heute am 14.12. auch kalt, minus 6 Grad und es schneit ganz stark. Und es ist alles sehr schön weiß und alles besonders schön glatt. Deswegen können wir uns genau mit der Frage heute auch am besten befassen. Also wir müssen das vielleicht ein bisschen weiter ausholen, denn ich bin nicht der größte Freund des Weide-Wintergangs, des Winterweidegangs, so rum. Der Grund ist ganz einfach und zwar jetzt um diese Jahreszeit im Winter ruht die Wiese normalerweise. Das, was wir jetzt an Gras sehen, ob Schnee drauf oder nicht, ist nicht besonders lebendig, wenn ich ehrlich bin. Also die Pflanzen leben schon noch. Aber die sind natürlich jetzt, und das ist ganz richtig, voll mit Fructan. Und Fructan ist ein Speicherkohlenhydrat. Das heißt, es ist jetzt nichts Giftiges, sondern Fructan, es gibt auch nicht das Fructan, es ist eine Gruppe der Fructane, ist ein Speicherkohlenhydrat. Und das ist sehr komplex, es ist also ein sehr großes, komplexes Konstrukt und die Pflanzen nutzen das als Frostschutzmittel. Weswegen die Fruktanmenge im Winter bei kalten Temperaturen unter 10 Grad steigt das so langsam an, weil die Pflanze dann immer so ein bisschen Sorge hat. Ja, es könnte ja frieren, also zum Beispiel auch im August schon und im September hat die immer relativ viel Fruktan parat und dieses Fruktan ist an unterschiedlichen Orten in der Pflanze vorhanden. Es gibt Pflanzen, die haben mehr in der Wurzel. Andere haben das mehr im Blattwerk und eben um sich zu schützen, haben wir dann gerade bei Gras eben im Blattwerk größere Fruktanmengen. Wie viel Fruktan gerade wo in der Pflanze ist, kann die Pflanze also selbst entscheiden. Die macht das natürlich nicht bewusst, die denkt da jetzt nicht drüber nach. Das sind biochemische Prozesse, weswegen wir eben bei kalten Temperaturen mehr davon haben. Per se ist Fruktan aber nicht giftig. Sondern wie gesagt, es ist ein Kohlenhydrat, aber das Pferd kann das gar nicht verdauen. Das heißt, dem Pferd fehlt das Enzym Fructase. Wir haben die Fructase, wir Menschen, aber Pferde haben die nicht. Weswegen das Pferd im Dünndarm selber diese Fructane nicht verwerten kann. Macht aber nichts, das Pferd hat eine Menge Darmbakterien und die können die Fructane verwerten. Per se sind die Fruktane also gar nicht unbedingt problematisch. Was problematisch ist für ein Pferd, ist spontaner Anstieg von Fruktan. Meistens ist es auch so, dass wenn Fruktane jetzt in großer Menge oder generell Zucker in großer Menge im Gras ist, dass wir dann beides haben, so die Gesamtzuckermenge, also in allen leichtlöslichen Kohlenhydraten und noch Fruktane. Weswegen wir auch in der Analytik, also in der chemischen Analyse von Gras oder Heu beide Stoffe, also Gesamtzucker und eben die Fruktane auch externe so unterschiedlich voneinander ausgewiesen haben. Denn wie gesagt, Pferde können die nicht primär verdauen. Sekundär werden sie verdaut eben durch Dammbakterien. Da gibt es verschiedene Gruppen, die also von großen Mengen Fruktan profitieren. und dann spontan wachsen, also viel davon, weil die haben viel Futter und dann können sie sich in sehr rasanter Menge plötzlich vervielfältigen. Und das ist das, was unsere Pferde auch dann krank macht im Endeffekt. Das heißt, es ist gar nicht das Fruktan selbst, sondern das ist der rasante Anstieg von Fruktan in der Nahrung. An sich muss man sich da also nicht so viele Gedanken machen, außer in der Situation, wo von jetzt auf gleich sehr viel Gesamtzucker drin ist oder eben auch sehr viel Fruktane. Wir haben ein zweites Wetterphänomen, wo die Fruktane auch sehr hoch in der Pflanze sind und das ist bei großer Dürre. wie wir die in diesem Sommer erlebt haben. Denn die Pflanze kann auch bei einem Fruktananstieg, also bei großer Produktion von Fruktan, damit mehr Wasser ziehen. Das heißt, die sogenannte osmotische Kapazität vergrößert sich. Ich könnte euch das so vorstellen, ihr habt Kennt ihr diese Wunderhandtücher oder so einen Schwamm, der total trocken ist und dann sein Volumen verkleinert? So kann man sich das vorstellen. Das heißt, ihr kennt alle diese Schwammtücher, die irgendwie klein sind und dann hält man die unter Wasserhahn, dann werden die sofort größer. So kann man sich das vorstellen, so macht die Pflanze das auch. Das heißt, die Fruktane sorgen dafür, dass die Pflanze jegliche Feuchtigkeit, die um sie herum ist, dann tatsächlich auch anziehen können. Und das ist ganz praktisch, weswegen wir eben bei großer Dürre auch hohe Mengen an Fruktan haben. Aber warum ich eben gesagt habe, ich bin nicht der größte Freund der Winterweide, ist eigentlich noch was anderes. Das sind gar nicht die Fruktane, sondern das ist tatsächlich die Weideruhr. Jetzt bei 10 Grad plus ist das noch Wurscht, das heißt da haben wir ja meistens noch im Herbst, September, Oktober, vielleicht sogar in diesem Jahr im November durchaus noch Aufwuchs auf der Wiese. Aber dann sollten wir den Wiesen durchaus mal ein bisschen Ruhe geben und im Winter mit dem Frost. haben wir eine sogenannte Bodenhebung. Das heißt, der Frost zieht in den Boden rein, der Boden hebt sich. Das kennt ihr auch, wenn ihr im Frost durch den Wald lauft, dann wird der Boden so crispy. Dann kriegt er so ein crispy Geräusch. Das ist die sogenannte Bodenhebung, die entsteht durch Feuchtigkeit und Frost. Und die braucht der Boden auch, auch der Weideboden braucht die, damit da vernünftig Sauerstoff in die oberen Bodenschichten kommen, damit da das Tauwasser in die oberen Bodenschichten eindringen kann und damit sich da ein gesundes Bodenleben entwickeln kann. Und wenn wir die Pferde im Winter viel auf die Weide lassen, dann latschen die das platt. Und dann haben wir diese Bodenhebung nicht und dann haben wir eine ganz starke Winterverdichtung. Das heißt, Wasser kann dann, also Schmelzwasser oder auch Regenwasser, kann dann nicht vernünftig in den Boden eindringen. Wir haben eine ganz starke Abnahme der Artenvielfalt, wenn wir Pferde im Winter auf die Weide lassen. Das heißt, viele Pflanzen finden das nicht so witzig, wenn das Pferd das dann freifrisst, also entweder den Schnee zur Seite macht oder wenn wir keinen Schnee haben, Das heißt, diese ruhenden Pflanzen dann quasi abnagt bis auf die grüne Grasnarbe des Grauens und das tut der Wiese nicht gut. Deswegen würde ich tatsächlich immer schauen, dass wir auf jeden Fall Weidestücke haben, auch wenn wir nicht so viel Weide haben, die wir im Winter wirklich mal ein paar Monate in Ruhe lassen, wo wir gar nichts mit machen, sondern dass sich da auch eine vernünftige Bodenflora und Fauna erhalten kann. Das fände ich sehr, sehr schön.

[SPEAKER 1]Und das ist ja auch, was du sagst, sehr wichtig, es ist nicht nur ein Winterthema. Es ist ein Sommerthema und ein Winterthema. Genau. Dann die nächste Frage, die dreht sich um Pferde, die adipös sind und wenn man denen trotzdem ein Leckerli geben möchte, was könnte man denen geben? Oder was sollte man denen geben?

[SPEAKER 2]Ganz ehrlich, eine Möhre. Das Ding ist nämlich, die Leute haben immer viel zu viel Angst vor Möhren. Dabei bestehen Möhren zu 90 Prozent aus Wasser oder 89 Prozent aus Wasser, wenn man es ganz genau anschaut. Der Rest sind ein bisschen Feststoffe, also ein paar Ballaststoffe. Dann haben wir da Vitamine, Spurenelemente drin und so ein Kram. Und natürlich auch ein bisschen Zucker. Aber ganz ehrlich, das sind zwei Gramm Zucker in In 100 Gramm, das ist also sehr, sehr übersichtlich, haben wir so eine XXL-Möhre, die hat so 300 Gramm und hat die 6 Gramm Zucker. Gemessen daran, dass ein Pferd mit einer normalen Heuration, ja gar nichts Dolles, ganz normales Heu, so standardmäßig, kein super Turbo-Power-Heu, sondern so ganz schnödes, normales Heu, nimmt so ein Pferd zwischen 800 und 1500 Gramm Zucker auf. Also 800 Gramm wäre jetzt, wenn das so super energiearm wäre, 1500 Gramm ist so ein Durchschnittsheu, also auch nichts Dolles. Das nimmt so ein 500 Kilo Pferd auf, wenn das Heu frisst. Also normale Heuration zwischen 800 und 1500 Gramm Zucker. Da ist so eine Möhre mit 6 Gramm Zucker doch wirklich zu vernachlässigen. Ein bisschen vorsichtig müssen wir natürlich sein, wenn es getrocknete Möhre ist. Das heißt ein Enttrocknungsprodukt. Kennt ihr alle so Möhrenchips? Da ist auch nichts gegen einzuwenden. Aber die haben natürlich bei 100 Gramm bedeutend mehr Zucker, weil da Wasser entzogen wurde, als so eine Frischmöhre. Das heißt, wenn ihr ein dickes Pferd habt und ihr möchtet damit arbeiten, ihr möchtet das Pferd loben oder was auch immer, klickern, wie auch immer, dann nehmt ihr ein Stück Möhre. Guckt, dass die Stücke nicht zu klein sind, damit die Pferde die auch kauen müssen. Sonst neigen manche Pferde dazu, ein bisschen dapperig zu sein und die einfach abzuschlucken. Dann haben wir eine Schlundverstopfung. Also Pferde dürfen das durchaus kauen müssen. Aber wie gesagt, es ist ein 2% Zucker drin. Das heißt, in einem Kilo Möhre hätten wir 20 Gramm. Wir müssen es nicht übertreiben. Wenn das Pferd eh adipös ist, muss das nicht unbedingt ein Kilo Möhren haben. Aber trotzdem, wenn ich es loben möchte, auch aus der Hand oder was auch immer, in welchem Zusammenhang ich dem das Pferd belohnen möchte oder eben auch etwas Gutes tun möchte, dann ist so eine Möhre oder zwei oder drei von mir aus absolut in Ordnung. Da würde ich also immer eher dazu tendieren. Bevor ich da noch einen Handstand mache, es gibt dann immer wieder Leute, die empfehlen Gurke und Zucchini und so und ich kann euch sagen, Pferde mögen sowas nur bedingt.

[SPEAKER 1]Hab ich auch noch nie gesehen, dass ein Pferd ne Gurke, ich hab das auch schon mal gehört und ich hab immer…

[SPEAKER 2]Also ich glaube, die wenigsten Pferde freuen sich da auch wirklich drüber, Christian. Das ist wirklich dieses Schmeckt nicht besonders gut, das haut sich Wasser und bäh. Ich kann das verstehen, wenn die das nicht essen möchten. Deswegen Oldschool-Möhre. Übrigens, manche greifen dann auch zur roten Beete. Da vielleicht ein kleiner Hinweis noch. Die rote Beete hat bedeutend mehr Zucker als die Möhre. Nur so nebenbei. Ist jetzt auch nicht so mega viel, aber die Möhre versaut euch nicht eure Taschen. Wenn ihr die rote Beete kleinschneidet, habt ihr alles voll rotem Saft. Den kriegt man nie wieder rausgewaschen. Es bleibt für Ewigkeiten in den Klamotten. Und deswegen lieber die Möhre.

[SPEAKER 1]Gut. Die gute alte Möhre. Ist doch wunderbar. Dann kommen wir zu einem Themenkomplex rund um ältere Pferde. Und die erste Frage kommt von Jennifer. Welches Futter ist für einen schlanken Oldie geeignet, gerade um gut durch den Winter zu kommen?

[SPEAKER 2]Tja, das ist so ein bisschen Glaskugellesen jetzt. Also grundsätzlich ist es so, dass je älter ein Pferd wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass sein Bedarf steigt. Nicht jedes alte Pferd hat einen angehobenen Bedarf. Das muss auch ganz klar gesagt sein. Das ist ein bisschen rassetypisch, typtypisch und auch eine Frage der Alterungsgeschwindigkeit. Aber wenn wir jetzt einen Oodi haben, der eher schlank ist, der jetzt von Jahr zu Jahr vor allem im Winter abbaut, dann guckt man sich als allererstes an, frisst er noch Heu, also hat er noch vernünftig Zähne, kann er noch Heu essen oder fehlt ihm da schon Raufutter? Das gilt auch für die Pferde, die Adlibitum haben. Sind die Zähne noch in Ordnung? Ich habe alte Pferde gesehen, die stehen den ganzen Tag an der Heuraufe und die lutschen ihr Heu klein. Das ist natürlich nicht wirklich schlau, da nimmt man nicht so viel auf und dann ist es natürlich schwierig, denn die brauchen dann Heukopps. Das ist das Erste, was ich prüfen würde. Können die ein Heu essen? Wie viel Heu essen die? Und reicht dieses Heu aus oder müssen wir langsam anfangen? mit Heukorps aufzustocken. Da kann man dann auch direkt mal einen Blick auf sein Heu werfen. Was ist denn da drin? Wie viel Energie ist da drin? Wie viel Eiweiß ist da drin? Und was fehlt da noch so? Und was kann ich noch dazu geben? Also das wäre so der erste Weg, den ich gehen würde. Die Frage nach dem Heu und eben die Frage stellen Heukorps. So und dann, wenn ich eine Idee habe, was in meinem Heu drin ist, dann kann ich natürlich noch ein bisschen weiter schauen und kann sagen, okay, mein Pferd hat anscheinend einen Mehrbedarf entwickelt. Der Mehrbedarf bei alten Pferden kann im Energiebereich auf bis zu 100 Prozent ansteigen. Der steigt also nicht um 100 Prozent, sondern bis zu 100 Prozent. Das ist das große Fragezeichen, was wir immer haben, denn das Pferd verrät uns das nicht. Das ist so etwas, woran man sich so Stück für Stück rantasten muss. Kann also sein, wenn wir jetzt ein Pferd haben, das ist 25, dass das anfängt an Mehrbedarf zu entwickeln und vielleicht liegt er im ersten Jahr bei 10 Prozent, im zweiten Jahr bei 20 Prozent und im dritten Jahr bei 25 Prozent. Und so können wir dann also Stück für Stück die Energiezufuhr mal ansteigen lassen. Das tun wir, wie gesagt, erstmal durch Grünfutter, also Heu, das im Feld mehr Heu angeboten ist, wenn es limitiert ist. Wenn es nicht limitiert ist, dann schauen wir in die Heukrops rein, das wir zusätzlich Heukrops anbieten. Und dann kann es eben sein, dass auch ein Pferd im Alter einfach Kraftfutter benötigt. Das ist ganz einfach. Und da kann man sich Stück für Stück mal rantasten. Und da schauen wir auch wieder auf die Frage der Zähne. Was kann das Pferd noch kauen? Macht das Sinn, dass wir dem Pferd vielleicht ganz schnöden Hafer geben? Ja, weil wenn das Pferd noch Zähne hat, dann kann es vielleicht einfach Hafer essen.

[SPEAKER 1]Das wäre auch immer.

[SPEAKER 2]Wenn die Zähne in Ordnung sind, kann es auch ungequetschten Hafer fressen. Ansonsten würde ich ihn frisch quetschen. Und dann kann man überlegen, reicht das. Oder gehen wir in ein sogenanntes Mischfutter, also in ein sogenanntes Müsli-Futtermittel, was dann meistens aus Hafergerste-Mais oder Gerste-Mais-Dinkel oder Ähnlichem besteht, was ja auch erstmal Energie bringt. Und da gucken wir wieder an, wie hoch ist der Mehrbedarf ungefähr. Und da tastet man sich langsam ran mit ganz kleinen Mengen. Dass man dann sagt, okay, wir gucken mal in so eine Seniorenmischung rein. Diese Seniorenmischungen sind in der Regel mit Öl angereichert oder Ölsaaten. Dann sind da andere Protein- und Energieträger noch drin. Da kann Reiskleie mit drin sein oder Bierhefe oder ähnliches. Also wirklich so ein Komplexfutter. Das finde ich im Alter auch nicht schlimm, denn einen Faktor haben wir im Alter auch noch. Und das ist, ich sag mal, eine gewisse Tütteligkeit.

[SPEAKER 1]Alte Pferde werden tüttelig.

[SPEAKER 2]Die werden auch mäkelig im Futter. Das heißt, dann sind die plötzlich 25 und gucken euch an und sagen, ich hab mein Leben lang hier das und das gegessen, das ess ich jetzt nicht mehr. Das seh ich gar nicht ein.

[SPEAKER 1]Und dann werden die speziell.

[SPEAKER 2]Das liegt daran, dass auch Geschmacksknospenaltern, die schmecken anders. Das heißt, ähnlich wie alte Menschen, die das auch haben, haben Pferde ein verändertes Geschmackserlebnis. Und dann kann es euch passieren, dass euer uraltes Pferd, und ich habe ja auch so eins im Stall stehen, die wird mäkelig jetzt. Und Dinge, die sie also ihr Leben lang gut gefressen hat, die spuckt die jetzt weg und sagt, das esse ich nicht. Du willst mich wohl vergiften. Und dann muss ich ehrlich sagen, dürfen wir bei den alten Pferden auch einfach viele Glaubenssätze mal über Bord schmeißen und sagen, wichtig ist, dass das Pferd am Fressen bleibt. Und wenn es halt das wirklich glitzernde Erdbeermüsli essen möchte, dann ist das halt so. Dann ist das so, weil die ethische Frage müssen wir dann einfach auch aufmachen, also die ethische Frage stellen, was ist ethisch vertretbar, dass das Pferd jetzt Bio, Öko und Blümchen frisst, ohne Geschmacksverstärker und ohne Melasse und ohne dies und ohne jenes und das Pferd steht davor und verhungert uns fast. Und da bin ich ehrlich, da ist beim alten Pferd fast alles erlaubt. solange das Pferd am Fressen bleibt. Wenn wir also ein sehr schlankes Pferd haben, schaue ich in die Mischfuttermittel rein und frage wirklich ganz praktisch, möchtest du das essen? Und wenn die Antwort so lautet, ja, finde ich lecker, dann freue ich mich. Und von der Steigerung her, wie hoch die Menge ist, da tastet ihr euch Stück für Stück dran. Fangt jetzt nicht mit der größtmöglichen Dosis an, sondern verfüttert mal 200 Gramm, mal 300, das macht ihr mal ein paar Tage. Dann guckt ihr so auf den Punkt, wo das Pferd langsam beginnt besser auszusehen und da bleibt ihr auf dem Level. Das heißt, dann steigert ihr es nicht weiter, sondern da bleibt ihr auf dem Level. Achtet so ein bisschen drauf, das gilt aber für alle Pferde, dass nicht zu viel Getreidestärke wird, zwei Gramm pro Kilogramm Körpermasse. Mehr sollte das tatsächlich nicht sein. Aber wir können eben beim alten Pferd durchaus mit Öl arbeiten. Auch mit so Sachen wie Luzerne zum Beispiel ist manchmal eine gute Idee. Aber eben durchaus auch nichts rückschrecken vor einem Mischfuttermittel. Die sind extra dafür gemacht, weil ihr seid in guter Gesellschaft. Dass die Pferde mäkelig werden, dass sie dünner werden. Und dafür sind diese Senior-Futter in der Regel auch konzipiert, dass das Pferd mehr Energie braucht. Und die meisten sind eben ganz gut aromatisiert. Das machen die Hersteller nicht, um uns zu ärgern, sondern das machen die genau aus dem Grund, weil wir alle die gleichen Probleme mit den alten Pferden haben, dass sie ein bisschen mehr brauchen und dass sie speziell werden. Und auch Demenz zum Beispiel gibt es bei Pferden, dass sie da auch durchaus mal daran erinnert werden müssen, dass sie das doch jetzt bitte essen mögen, was da vor ihnen steht.

[SPEAKER 1]Du hast jetzt in Teilen auch schon die nächste Frage fast schon mit beantwortet, ohne dass du es wusstest, nämlich wie sichere ich die Mineralstoffversorgung bei einem älteren Pferd? Gibt es da jetzt noch was anzufügen aus deiner Sicht? Ja, natürlich.

[SPEAKER 2]Wenn ich das jetzt wirklich absichern möchte und ich sehr genau hingucken will, dann nehme ich noch eure Analytik und gucke mir auch die Mengen und Spurenelemente da drin an. und schaue natürlich auf die Gesamtration, was fütter ich meinem Pferd gerade. Gerade wenn wir mit Mischfuttern arbeiten, sind die häufig mineralisiert, dass es nicht zu viel des Guten wird. Würde ich jetzt nur Heu und Hafer füttern, dann müsste da sehr wahrscheinlich in Deutschland ein Mineralfutter dabei. Aber was genau, kann ich genau bestimmen, wenn ich eine HEU-Analytik habe und natürlich eine Idee, wieviel ein HEU das Pferd tatsächlich noch frisst. Das Gleiche können wir dann mit HEU-Cops machen, falls ich mit HEU-Cops arbeite. Die meisten Hersteller geben eine Vollanalyse längst mit raus. Das ist also gar kein Problem, dass man eine Idee hat, wieviel ist da ungefähr drin. Ja, und dann kann man daraus im Zweifelsfall ableiten, habe ich ein Defizit irgendwo oder nicht. Die gute Nachricht ist beim alten Pferd, jetzt die Bedarfswerte an Mengen- und Spurenelementen steigt nicht besonders, am Vitamin ein bisschen mehr. Das liegt daran, dass das Pferd auch, also dass der Körper des Pferdes altert und dass so Sachen wie Eigenvitaminproduktion immer noch sehr gut funktioniert. Aber wir davon ausgehen müssen, dass es nicht so gut funktioniert, wie das noch damals war, als das Pferd erst fünf war. Also wenn wir jetzt ein sehr, sehr altes Pferd da stehen haben, dann ist gerade die Eigenvitamingenese, der wasserlöslichen Vitamine, zum Beispiel das Vitamin C und die B-Gruppe, die können dann schon mal ein bisschen Mitleidenschaft gezogen sein. Den Pferden geht es immer noch gut. Die stehen da ja auch, die sehen ganz gut aus. Trotzdem schadet das auch nichts, wenn ich gerade die B-Gruppe noch extra beisetze. Das macht im Zweifel zwar ein glänzendes Fell.

[SPEAKER 1]Was ja auch schön sein kann.

[SPEAKER 2]Auf jeden Fall, gerade beim alten Pferd, denn auch das Fell wird älter.

[SPEAKER 1]Kommen wir jetzt mal in die Tipps und Tricks-Ecke. Da ist eine Frage von Angela. Müssen Pferde regelmäßig entgiftet werden, zum Beispiel mit Zeolit oder bestimmten Kräutern oder macht der Körper das eigentlich komplett alleine?

[SPEAKER 2]Was soll ich sagen? Der Körper macht das komplett alleine. Wir müssen ja gar nichts entgiften. Ich muss immer so ein bisschen drüber schmunzeln, weil da wird halt auch sehr viel Geld mit verdient mit diesen Entgiftungskuren und so weiter.

[SPEAKER 1]Grundsätzlich

[SPEAKER 2]Letztlich ist es so, der Körper hat Superengiftungsorgane. Fangen wir vorne an. Das Hauptengiftungsorgan ist die Lunge. Das heißt, das Fett atmet ein und atmet aus und alles, was aus dem Kohlenhydratstoffwechsel übrig bleibt, wird schlicht ausgeatmet. Das tun wir auch. Das tue ich auch in jeder Sekunde. Ein- und Ausatmen ist eine Superengiftung. Dann hat das Pferd natürlich die Leber. Die Leber ist ein Filterorgan. Die Leber ist super gut im Filtern von Stoffwechselendprodukten, aber eben auch von Schadstoffen. Die Galle und die Leber arbeiten da Hand in Hand. Über die Galle wird sehr viel ausgeschieden, über die Leber auch. Die Nieren, die eben auch dafür da sind, Dinge auszuscheiden. Wir haben die Haut, die Sachen ausscheiden kann und so weiter. Das heißt, der Körper ist super drauf ausgelegt, zu entgiften. Tückisch wird es natürlich, wenn wir richtige Vergiftung haben. Zum Beispiel mit Jakobskreuzkraut, mit der Herbstzeitlose, mit einer Problematik, wenn das Pferd Bergarhornsamen frisst und so ein Kram. Da haben wir dann, oder wirklich Schwermetalle aufnimmt, wie eine Bleivergiftung zum Beispiel, kommt hier in der Eifel schon mal vor, bei den Bleibergbaugebieten. Und das sind natürlich dann Sachen, da können wir auch nicht wirklich entgiften. Da wird zwar dann versucht, diese Gifte so schnell wie möglich aus dem Körper hinaus zu schleusen. Das gilt aber nur für die Zeit, wo sie noch im Verdauungstrakt sind. Oder auch wenn das Pferd jetzt komisch Medikamente gefressen hat, die es hätte nicht besser fressen sollen, weil es ist ausgebrochen und hat sich ja, warum auch immer, am Medikamentenstand bedient. Gott sei Dank kommt das bei Pferden nicht so häufig vor wie bei Hunden. Aber tatsächlich müssen wir da auch eigentlich wenig tun. Im Akutfall steht das Pferd in der Pferdeklinik und wird da entsprechend ausgeschwemmt. Das wird mit sehr viel Paraffinöl gemacht und noch mehr Flüssigkeit intravenös. Aber darüber hinaus hat man tatsächlich wenig Möglichkeiten. Tatsächlich ist es so, dass viele dieser Gesteinsmehle, Tonminerale usw. gar keine Kapazität haben wirklich Toxine zu binden. Die binden sich nämlich an alles, was sie gerade finden können und dummerweise können die dabei auch Stoffe abgeben. Da spricht nämlich kein oder wenig Leute darüber, dass diese Gesteinsmehle ganz häufig zerfallen biochemisch und dann eben zum Beispiel Sachen wie Aluminium im Körper freisetzen könnten. Das ist ganz schön tückisch, wenn man glaubt, man würde etwas entgiften, aber tatsächlich bindet sich solche Gesteinsmehle eben erstmal an Speichel und dann an Magensekret und dann sind die in der Regel voll gesättigt. Das geht super schnell. Könnt ihr mal ausprobieren, wenn ihr solche Gesteinsmehle nehmt und einfach mal ein bisschen Wasser drauf kippt, dann seht ihr, wie reaktiv die binden können. Und wenn dann natürlich zufällig gerade ein Toxin mit dabei war, dann kann man das einschließen. Allerdings hat das Pferd höchst selten im Speichel oder auch im Magensekret Toxine. Also das kommt eigentlich nicht vor. Bis es also im Darm ankommt, wo es also vermeintlich Toxine binden könnte, ist das längst gesättigt. Da wird also gar nichts weggebunden. Deswegen kann ich mir das sparen. Natürlich gibt es auch zwei Stoffe, die im Rahmen der Entgiftung immer wieder auftauchen. Das ist einmal die Marindiesel und die Artischocke. Die Marindiesel bringt uns ein Wirkschaftskomplex. Das ist das Silimarin oder Silibenin und die Artischocke das Zynarin. Und wenn wir uns jetzt Silibenin oder Silimarin mal genauer anschauen, dann sind das eine der wenigen Phytotherapeutika, die wissenschaftlich untersucht sind. Die entgiften aber dummerweise auch nicht. Also Bad News, auch die haben keinerlei Entgiftungspotenzial. Im Gegenteil, was die machen, ist die Hepatozyten, das sind die Leberzellen, die stabilisieren die Außenmembran. Das heißt, das sind antioxidative Stoffe, die ganz gezielt auf die Außenmembran der Leber reagieren oder mit reagieren und der so ein bisschen helfen, länger gesünder zu bleiben, also älter zu werden. Das kann man machen oder sollte man nur dann machen, wenn die Leber auch wirklich ein Problem hat. Und wenn die kein Problem hat, lässt man die Feini in Ruhe. Die kann nämlich ihren Job ganz alleine machen. Die Leber ist ein ganz, ganz tolles Organ. Die erholt sich von unglaublich vielen Dingen. Die filtert hunderte Liter Blut jeden Tag. Das ist ihr Job. Die ist relativ groß beim Pferd. Die wiegt so fünf Kilo. Ein ganz großer, dunkelroter Lappen. Und die ist immer nur dann wirklich angestrengt, wenn von außen sehr viel Toxine reinkommen, wie zum Beispiel durch Giftpflanzen. Oder das Pferd absonderlich fett ist. Das heißt, Adipositas ist eine der Dinge, die der Leber richtig zusetzt, weil die Leberzellen dann ihren Job nicht richtig machen können. Und so eine Leber kann also sich vergrößern um mehrere Prozent, die kann auch gut in Fett eingepackt sein, das sollte sie nicht sein. Und so eine Fettleber beim Pferd, die ist tatsächlich kreischegelb und die wird instabil. Das heißt, die kann auch reißen. Da machen sich viele Leute mit dicken Pferden nicht so Gedanken, dass sie sich nicht wundern müssen, wenn die Pferde schlechte Leberwerte haben. Das liegt dann an der Fettleber. Die gute Nachricht ist, sehr wahrscheinlich bildet die sich zurück, wenn das Pferd abnimmt. Das heißt, wenn wir ein Pferd entgiften wollen, dann lassen wir es erstmal schön in Ruhe gucken, dass wir natürlich keine Toxine füttern, aber wir müssen keine Entgiftungskuren machen. Das Gleiche gilt auch für den Fellwechsel. Der Fellwechsel wird hier und da immer mal so als Krankheit stilisiert, aber der Fellwechsel ist etwas ganz Natürliches. Es ist eine Mehrbedarfssituation, aber keine Situation, weil ein Pferd entgiftet werden muss. Und wenn die Leber reagiert auf den Fellwechsel, heißt das, dass die Ration vorher nicht gut war. Das ist so die einfachste Erklärung dafür. Aber wir müssen Pferde nicht entgiften. Sicher sinnvoller ist es, dass wir sie nicht vergiften. Dass ihr also schaut, dass euer Raufutter eine gute Qualität hat, dass da keine Pilze drauf sind, dass wir ein vernünftiges Wasser haben. Dass die Weiden nicht schwemmlandbelastet sind mit Altöl oder so einem Kram. Das kann schon mal passieren nach großen Überschwemmungen. Und eben, dass wir auch nur auf Weiden lassen. Wie gesagt, ich habe es eben schon erwähnt, wie jetzt hier bei uns in der Eifel. Wir haben hier und da immer so Bleianbaugebiete. Da gibt es Wiesen, die an sich nicht beweidet werden sollten, aber das sind ja einzelne.

[SPEAKER 1]Aber was ja auch gar nicht so einfach ist herauszufinden, oder? Also gerade so eine Eifel?

[SPEAKER 2]Doch, hier weiß man das. Also da muss ich ehrlich sagen, das sind dann so Situationen, wo diese Wiesen auch tatsächlich gar nicht als Weideland ausgewiesen sind. Traditionell, wo dann plötzlich doch Vieh drauf weidet. weil es irgendeiner verpennt hat, aber man kennt seine Region ja durchaus. Ob das jetzt ein Abbaugebiet war, ein Bergbaugebiet war, das sind ja Sachen, da wird ja schon seit vielen, vielen Jahrzehnten nichts mehr abgebaut, aber trotzdem weiß ich ja, wo ich da wohne quasi. Also das weiß man schon normalerweise. Wenn man sich mit seiner Heimat oder seinem Umfeld ein bisschen befasst, dann wird man da ganz schnell drauf kommen. Denn das finden wir meistens eben auch entsprechend Brauchtum und Wegbezeichnungen manchmal. Also wenn jetzt ein Weg heißt zum Stollen, dann ist wahrscheinlich nicht der Weihnachtsstollen gemeint.

[SPEAKER 1]Es ist nicht der Christstollen wahrscheinlich.

[SPEAKER 2]Es ist nicht der Christstollen. Und da muss man dann so ein bisschen nachschauen.

[SPEAKER 1]Die nächste Frage zielt in die ähnliche Richtung. Kann ich mit Algen, in Klammern Chlorella und Spirulina, das Futter aufwerten und die Leber und Nieren entlasten oder haben sie eigentlich in der Pferdefütterung gar nichts zu suchen?

[SPEAKER 2]Oh, das sind zwei tolle Futtermittel tatsächlich. Kann ich die Ration damit aufwerten?

[SPEAKER 1]Auf jeden Fall.

[SPEAKER 2]Ich würde es aber immer nur dann einsetzen, weil es ein teures Zeug, wenn ich auch tatsächlich Defizite in der Ration habe. Das gilt mit beiden, das sind super Nährstofflieferanten, die haben eine Menge Vitamine, die haben auch eine Menge Eiweiß. Also wenn die aus Aquakultur kommen und nicht Schwermetall belastet sind, das ist nämlich so eine kleine Besonderheit bei all diesen Algen, wenn die aus nativer Quelle kommen, dann kann das schon mal sein, dass sie ein bisschen Schwermetalle mitbringen. Das sieht man aber auf dem Paket, beziehungsweise kann der Hersteller dann auch schlicht darauf ansprechen. Wo die denn herkommen? Aquakultur ist in der Regel untersucht, dass das Wasser auch rein ist. Kann ich damit Leber und Niere entlasten? Das ist schon wieder schwierig, weil es würde Ihnen eine Filteraktivität zusagen. Kann ich natürlich ein Pferd damit, was schlecht ernährt ist, unterstützen? Das auf jeden Fall. Kann ich damit etwas entlasten?

[SPEAKER 1]Eher nein.

[SPEAKER 2]Das ist eine falsche Herangehensweise. Aber ist es ein hochwertiger Futterzusatz? Das auf jeden Fall. Aber wie gesagt, wir brauchen sowas nicht, dass ihr jetzt glaubt, wir müssen sowas unbedingt füttern. Ich würde sowas immer nur dann einsetzen, wenn es eben auch tatsächlich irgendwo ein Defizit gibt oder das Pferd krank ist, nicht gut aussieht. Dann kann man mit solchen Sachen durchaus viel Gutes tun.

[SPEAKER 1]Die nächste Frage dreht sich auch wieder um das Thema Futterzusätze. Wie viel Magnesium darf man am Tag verfüttern? Mein Pferd wird auf AL-Niveau geritten.

[SPEAKER 2]Also, der Bedarf von Magnesium ist ein bisschen leistungsabhängig. Wenn ein Pferd jetzt so AL-Niveau geritten wird, dann ist das tatsächlich noch nicht so eine große Leistung, auch wenn das sicherlich sehr anspruchsvoll ist schon. Aber für das Pferd nicht so die Riesenleistung. Die Untergrenze, die die Ration haben sollte, liegt bei einem 500 Kilo Tier bei ungefähr 6 Gramm am Tag. Das sollte das Pferd durch seine Futtermittel haben. Der Hauptlieferant für Magnesium ist natürlich das Heu und man kann dementsprechend auch mal sein Mineralfutter anschauen. Und es gibt natürlich wie bei allem immer so eine Obergrenze. Bei Magnesiumüberversorgung ist es die Da sehen wir dann Kotwasser vor allem und Durchfälle. Wenn man es richtig übertreibt, dann würde es auch irgendwann nierentoxisch sein. Das heißt, es gäbe starke Ablagerung. Aber so bis 50 Gramm am Tag, da würden wir dann schon Probleme erwarten. Das heißt, die absolute Obergrenze liegt sehr weit oben, eben mit 50 Gramm. Und deswegen, wenn ein Pferd über die 6 Gramm kommt, so mit 10 Gramm, 15 Gramm oder auch 20 Gramm, ist das schon sehr, sehr gut versorgt. Und darüber hinaus würde ich dann nicht mehr gehen. Das heißt, das Pferd braucht es nicht, kann es auch nicht verstopfwechseln direkt. Aber richtig gefährlich wird es eben so ab 50 Gramm. Und da sollten wir doch ein Stückchen von wegbleiben, denn wir müssen ganz klar definieren, Es gibt ja immer eine Untergrenze und eine Obergrenze und wenn wir von der Obergrenze sprechen, dann ist die halt auch schon wirklich toxisch. Das ist dann wirklich problematisch für die Niere und deswegen bleiben wir von diesen 50 Gramm so weit es geht weg. Ich würde also dazu raten, auf jeden Fall die Untergrenze mal anzusetzen und dann ganz langsam zu steigern und zu schauen, ob es einen Effekt gibt. Wenn wir jetzt 20 Gramm erreicht haben und wir haben keinerlei Effekt, Dann heißt es, dass das Pferd auch keine Probleme hat. Vom Magnesium wird immer sehr viel erwartet, was es gar nicht kann. Wenn ein Pferd ein Magnesiummangel hat, dann ist in der Regel die Muskulatur fest. Muskulatur kann aber auch aus 50 anderen Gründen fest sein. Wenn wir also etwas mehr füttern als diese 6 Gramm, 10 Gramm oder eben wenn wir in die 20 Gramm gehen, Und das fährt es immer noch fest, sonst ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es nicht ein Magnesiummangel ist. Das heißt, ich würde raten mal die Hälfte zu verdoppeln. Das heißt zu sagen, sechs Gramm brauchen wir mindestens, gehen wir erstmal auf zwölf Gramm. Und dann vielleicht auf 20 Gramm. Aber wenn es dann halt auch nicht besser wird, wenn wir so ein Problem haben und es wird nicht besser, dann liegt es nicht am Magnesium. Da macht es keinen Sinn, das höher und höher und höher zu setzen. Wie gesagt, auf 50 Gramm haben wir garantiert Vergiftungserscheinungen, die wir dann sehen. Wenn nicht am ersten Tag, dann am zweiten. Und gerade die Niere ist ein sehr empfindliches Organ. Da müssen wir immer gut drauf aufpassen, dass es nicht zu wild wird mit Überdosen von irgendwelchen Dingen, Magnesium oder auch Eiweiß, weil die Niere sich dann irgendwann nicht mehr erholen kann. Deswegen ganz vorsichtig, aber ich denke so sechs Gramm unten und 20 Gramm in der Leistung. Da sind wir schon sehr gut aufgestellt und viel mehr wird das Pferd da auch wirklich nicht benötigen, auch in höheren Klassen nicht.

[SPEAKER 1]Die nächste Frage, Conny, die finde ich sehr interessant. Gibt es einen Tipp zur Fütterung beim Pferd, das Kissing Spines hat? Kissing Spines hat, wenn sich die Dornfortsätze der Wirbelsäule berühren, Kann man das futtermäßig begleiten? Wäre mir neu. Vielleicht lerne ich jetzt was.

[SPEAKER 2]Tatsächlich nicht. Also grundsätzlich müssen wir bei Kissing Spines immer im Auge behalten, dass das Pferd potentiell schmerzhaft sein kann. Das kommt jetzt darauf an, wie schwer sind die, wie ist der Therapiezustand und so weiter. Natürlich wird ein Pferd mit Kissing Spines, was schmerzhaft ist, also im Rücken Schmerzen hat, auch in der Muskulatur fest werden, weil sich das festhält, verhält. Wir haben bei einem schmerzhaften Pferd immer die Kortisolspiegel erhöht. Das heißt, generell ist das eine Mehrbedarfssituation. Aber was wir natürlich vermeiden müssen bei Kissing Spines ist Übergewicht. Das ist ganz wichtig. Das Pferd mit Kissing Spines dürfte nicht fett sein, weil der Bauch sonst an dem Rücken zieht und zwar in die falsche Richtung. Das ist ganz gefährlich, aber wir können sie natürlich nicht wegfüttern. Ich würde aber auf eine sehr gute Ration achten, dass das Pferd alles hat, was es braucht, vor allem ausreichend Eiweiß, aber nicht übermäßig, weil auch die Nieren würden Rückenschmerzen erzeugen, wenn es denen nicht mehr gut geht. Deswegen eine vernünftig sehr gut ausgewogene Ration, darauf achten, dass das Pferd eben ausreichend Magnesium hat, ausreichend Vitamin E und so weiter, dass also alles da ist, was die Muskulatur geschmeidig halten könnte. Aber ganz wichtig, auch nicht im Übermaß. Viel hilft da nicht viel, sondern einfach nur eine ganz normale, ich sag mal langweilige Standardration bauen. Ausreichend, wie gesagt, für ausreichende Nährstoffe sorgen und eben schauen, dass es weiter therapiert wird. Das ist ganz wichtig und dass so wenig Schmerzen wie möglich persistent bleiben. Das ist ja immer so ein bisschen schwierig bei Kissing Spines. dass es Pferde gibt, die dauerhaft sehr große Schmerzen haben. Da muss man dann auch wirklich überlegen, ob das Leben für das Pferd lebenswert ist. Ob das geritten wird oder nicht, steht ja auf einem ganz anderen Blatt. Aber auch Pferde können so schwer Kissing Spines entwickeln, dass sie auch schon Pompuren rumstehen, Schmerzen haben. Da muss man sich gut überlegen, ob man das kann und möchte. Und dann wiederum, wenn das Pferd sehr gut dasteht, wenn es auch in einem guten Therapiezustand ist, dass man den eben auch erhält. Aber wegfüttern kann man sie nicht. Man kann nur dafür sorgen, dass das Pferd alle Nährstoffe hat, die es tatsächlich braucht. Das ist aber kein Hexenwerk. Also das braucht jetzt nicht deswegen mehr von diesem oder jenem, sondern das ist eine ganz, ganz standardmäßige Eine ganz standardmäßige Fütterung, die man da ansetzt, dass eben alle Nährstoffe, die das Pferd braucht, auch wirklich zur Verfügung stehen. Weil wenn man dann in Mangel hineinläuft, dann wird es natürlich schwierig, weil das Pferd dann steif wird. Und das wäre natürlich auch wieder blöd, man hat das gerade so schön therapiert. Trotzdem ist es eine Standardration, die man da baut und erstmal nichts groß spektakuläres, sondern einmal kontrolliert, wie viel ist im Heu drin an Nährstoffen und fehlt da was, habe ich irgendwas im Übermaß. Aber gerade wenn etwas fehlt, dass man das eben auch entsprechend beisetzt.

[SPEAKER 1]Wunderbar. Liebe Conny, wir tauchen mit dir in den nächsten Wochen noch tiefer zu dem Thema ein, nämlich bei Two Hearts Two Minds, unserem Jahresstartprogramm, wo du ja auch mit von der Partie bist zum Thema Fütterung.

[SPEAKER 2]Auf jeden Fall, ich freue mich auch sehr.

[SPEAKER 1]Wunderbar. Da sehen wir uns wieder. Und ja, vielen Dank, liebe Conny. Und ich bin mir sicher, ich kann übrigens schon sagen, das waren nur die spitze des Eisbergs der Fragen. Wir kriegen weiter unendliche Twitterungsfragen. Macht damit gerne weiter. Wir sammeln hier alles für dich, Conny, und arbeiten das Schritt für Schritt immer wieder ab.

[SPEAKER 2]Ich sehe schon, eines Tages sind wir bei Podcast-Folge 3795. Genau, das kann passieren.

[SPEAKER 1]Davon sind 3.800 nur Fütterung. Hurra! Danke dir liebe Conny und bis bald! Sehr gerne! Tschüss! Ciao! Und falls ihr in der Zukunft noch mehr Fragen loswerden möchtet, wir haben alle zwei Wochen, außer jetzt in der kurzen Weihnachtspause, immer bei uns auf wehorse zu verschiedenen Themen, Fragestunden, Webinare, wo ihr mit unseren Experten, mit den sogenannten wehorse-Trainern in den Austausch treten könnt. Das Ganze, wenn man wehorse-Mitglied ist. Schaut gerne mal vorbei auf wehorse.com. Ansonsten mein Name ist Christian Kröber. Wir sehen uns das nächste Mal beim wehorse-Podcast. Ciao, ciao.

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