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#70 Zuchtleiter Fabio Ladwig über Pferdezucht im Wandel der Zeit

Tauche ein in die Welt der Pferdezucht! Fabio Ladwig, Zuchtleiter und Geschäftsführer des Rheinischen Pferdestammbuchs, bringt dir in dieser Podcast-Folge alle Facetten der Zucht näher. Er erläutert, welche Aufgaben ein Pferdestammbuch erfüllt, was unter einem Zuchtziel zu verstehen ist und wie man sich als Einsteiger dem Züchten nähert.

Mit dem Rheinisch-Deutschen Kaltblut fing alles an. Heute vertritt das Rheinische Pferdestammbuch 40 verschiedene Rassen. Wusstest du, dass dazu beispielsweise auch das Shetlandpony oder der Paso Peruano zählen? Erfahre, wie auch Spezialrassen ihren Weg in das Stammbuch finden.

Weg von der bäuerlichen Zucht, hin zu sportlich orientierten Anpaarungen: Christian Kröber und Fabio Ladwig diskutieren die Zucht im Wandel der Zeit. Denn die sich veränderte Nutzung unserer Pferde beeinflusst unseren Anspruch an die Vierbeiner. Und darauf wiederum reagiert die Zucht. Lerne die Zusammenhänge kennen und welchen Einfluss der Sport auf die moderne Pferdezucht übt.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Mein Name ist Christian Kröber und heute sprechen wir über eine Kategorie, über ein Themengebiet, das auch sich auf wehorse.com, der Online-Reitschule, bei uns immer einer großen Beliebtheit erfreut, nämlich das Thema Zucht. Dafür spreche ich mit dem Zuchtleiter und Geschäftsführer des rheinischen Pferdestammbuches, Fabio Ladwig. Ich habe ihn getroffen in einem, wie ich finde, traumhaften Ambiente auf dem Schloss Wigrad und wir sprechen darüber, was eigentlich die Arbeit eines Pferdestammbuches ausmacht und wie die Zucht eigentlich auch für Anfänger funktioniert. Also, auf geht’s, viel Spaß. Hallo im wehorse-Podcast, Fabio Ladwig.

[SPEAKER 2]Hi Christian, schön, dass ich dabei sein darf.

[SPEAKER 1]Ja, schön, dass du endlich mal dabei bist. Wir sitzen in Mönchengladbach, im Schloss oder auf dem Schloss Wigrad, alterwürdig kann man sagen, die Heimat des rheinischen Pferdestammbuches. Du bist Zuchtleiter und Geschäftsführer. Für alle, die es nicht wissen, was sind die Aufgaben eines Pferdestammbuches?

[SPEAKER 2]Wir sind ja ein Zuchtverband, in dem Fall für Pferde. Wir haben 40 Rassen. Müsst ihr euch vorstellen, vom Mini Shetty bis zum rheinisch-deutschen Kaltblut, wo auch hier die Wiege liegt des Kaltblutes.

[SPEAKER 1]Hier im Rheinland?

[SPEAKER 2]Ja, genau. Das war früher, hatten wir in der Hochzeit 25.000 eingetragene rheinische Kaltblutstuten, weil damit gearbeitet wurde. Dadurch ist das alles mal entstanden.

[SPEAKER 1]Vor dem Zweiten Weltkrieg?

[SPEAKER 2]Na, noch danach.

[SPEAKER 1]Noch danach?

[SPEAKER 2]Und da war hier noch ein Landgestüt dabei und da hat man jeden Tag damit zu tun gehabt. Und dann ist es irgendwann gewechselt zum Warmblut und wir haben vom rheinischen Reitpferd bis Minichetti alles dabei, Spezialpferderassen, Paso Peruanos, Mangalagas, Islandpferd ganz groß hier im Rheinland. Also ist für jeden etwas dabei in so einem Zuchtverband. Und ein Zuchtverband kümmert sich halt um die Zuchtprogramme, nennt sich das. Vertritt quasi auch die Rassen in der Zucht. Guckt, wo müssen wir vielleicht etwas verbessern. Wo muss man in den Anpaarungen drauf achten. Auch, dass es darum geht, wenn man, wir erstellen Abstammungsnachweise, Pferdepässe, also amtliche Dokumente. Und dementsprechend müssen wir aber auch dafür Sorge tragen, dass, sagen wir mal, so ein Äquidenpass ordnungsgemäß mit Abstammung da ist. Durch DNA-Abstammung, richtige Anpaarung, dass es auch wirklich die Rasse ist. Das ist alles, was wir so füllen. Die Dienstleistungen machen wir, wir tragen die Fohlen ein. Die müssen ja registriert werden, jetzt noch mit einem Transponder. Früher wurden die ja auch noch gebrannt, mit einem Brandzeichen. Dann werden die dementsprechend eingezeichnet für den Pass. Das ist jetzt erstmal so die ureigene Aufgabe. Zuchtstuten eintragen, dementsprechend den Leuten einen Hinweis zu geben, bei den Stuten sind die für die Zucht geeignet, sind sie nicht geeignet. Bei Fohlen ähnlich schon mal, wenn wir die prämieren. Das sind erstmal so die ureigenen Aufgaben.

[SPEAKER 1]Und man muss ja sagen, das Pferdestammbuch oder dieses Konzept stammt ja eigentlich aus viel viel früherer Zeit, wo einfach staatlich kontrolliert wurde, wie viel Pferde gezüchtet werden, was für Pferde gezüchtet werden und daraus ist das dann gewachsen in die Neuzeit, das kann man so sagen.

[SPEAKER 2]Genau, also für uns gibt es zum Beispiel schon seit 1892, also auch altehrwürdig haben wir hier auch begonnen am Schloss Wigrad. und war immer sehr eng verbunden mit dem Ministerium. Jetzt fängt es an, dass wir auch mit der Neuzeit gehen müssen und nicht mehr nur staatliche, hoheitliche Aufgaben haben, sondern auch wie Vermarktung, weitere Veranstaltungen auch außerhalb des Zuchtbereiches erledigen.

[SPEAKER 1]Und man hat ja mit dem Kaltblut auch damals den Laden am Laufen gehalten, weil in der Landwirtschaft ohne das Kaltblut wäre ja nichts gewesen.

[SPEAKER 2]Genau, also so sind wirklich hier ist auch großer Reichtum entstanden durch die Kaltblutzucht in Zusammenhang auch mit dem Ackerbau der hier war.

[SPEAKER 1]Also wenn man hier reinkommt, also auch bei dir hier in deinem Arbeitszimmer, da stehen durchaus die ein oder anderen Kaltblutstatuen.

[SPEAKER 2]Ja, also denen haben wir das ja alles zu verdanken, dass dieses Schloss eigentlich noch existiert und wir auch da sind und so gewachsen sind.

[SPEAKER 1]Ihr als Rheinländer, so wie man ja landläufig sagt, man sagt ja nicht mal das rheinische Pferdestammbuch, sondern die Rheinländer reihen sich ja ein in die verschiedenen Zuchtverbände, die es in Deutschland gibt. Und es gibt das eigentlich ja regional. Also ihr macht das fürs Rheinland, dann gibt es zum Beispiel euren Mutterverband, den Hanoveranerverband in Pferden, aber auch viele weitere.

[SPEAKER 2]Genau, also so ist das ursprünglich ja auch diese Zuchtverbände. Deswegen gibt es rheinische Reitpferde, es gibt den Hannoveraner, den Oldenburger, den Westfalen, weil die ja damals noch viel mehr regional verbunden waren. Es gab ja auch nicht immer eben das Auto oder die Bahn oder mal eben mit dem Pferd wegfahren. Dadurch sind diese Zuchtverbände in den Regionen oder auch so regionsverbunden entstanden. Und jetzt fängt es natürlich sagen wir auch mal durch die Globalisierung weltweit an, dass der Rheinländer genauso in Amerika ist oder der Hannoveraner, aber man hat immer noch ein Stück Identität, die man bewahrt.

[SPEAKER 1]Aber ihr, wie du eben gesagt hast, mit den 40 Rassen insgesamt, also seid überspannt, es geht jetzt nicht nur um den Warmblüter per se oder den Kalbblüter, sondern ganz viel auch dazwischen in der Klaviatur. Ist das dann einfach historisch gewachsen oder gab es dann eine Gruppe von Züchtern, die gesagt haben, jetzt den Mangalaga, der ursprünglich aus Brasilien kommt, den wollen wir im Rheinland züchten. Ey liebes Pferdestammbuch, könnt ihr das für uns verwalten oder wie entsteht das?

[SPEAKER 2]Es gibt das Ursprungszuchtbuch zum Beispiel, das sind die, die nehmen wir den Egidienberger, der ist hier im Rheinland entstanden, auf Egidienberg, Walter Feldmann, da haben wir das Ursprungszuchtbuch. der Hannoveraner, sag ich mal sagen, wir machen ein Filialzuchtbuch dafür auf, weil wir 20 Mitglieder haben, die alle diese Pferde züchten wollen und dann betreuen wir die in dem Bereich. Also man kann jederzeit, dann gibt es aber auch genügend Züchter, die hierher, die einfach hier angesiedelt waren, die gewisse Rassen interessant finden, die bei uns dann anfragen, sagen könnt ihr dafür ein Zuchtprogramm erstellen, wie funktioniert das, könnt ihr euch darum kümmern, dass wir die Genehmigung kriegen, auch von dem Ursprungszuchtbuch, darum kümmern wir uns

[SPEAKER 1]Das kann auch ganz irgendwo anders sein. Ihr sprecht dann mit den Brasilianern zum Beispiel und sagt, hört mal zu, wir haben hier so ein paar, ist das für euch in Ordnung, können wir das als Filial… Buch weiterführen.

[SPEAKER 2]Genau, haben wir zum Beispiel aktuell mit dem Speed Racking Horse, das kommt eigentlich aus Amerika und die haben den Rack, nennt sich das, auch eine recht schnelle Gangart, so ähnlich Pass oder bei den Paso Peruanos auch den Tölt. Und da waren wir gerade dabei mit den Amerikanern, da musst du das mit der EU regeln und das sind dann so die Uraufgaben.

[SPEAKER 1]Aber das ist ja auch ganz spannend, weil es ja nicht nur darum geht, zwischen Züchter und Züchter zu vermitteln, sondern auf einmal kommt dann so eine staatliche Ebene noch dazu, wo man mit der EU dann spricht.

[SPEAKER 2]Genau. Und die Herausforderung, sag ich mal, auch in der täglichen Arbeit ist, wenn du so 40 Rassen hast, die du alle auch fachlich gut betreuen willst, dementsprechend das Know-how für diese 40 Rassen auch zu haben, die zu beurteilen, da immer auf der Höhe von der Zucht zu sein, wenn das Ursprungszuchtbruch Änderungen durchführt, muss das auch immer schnell mal eben erledigt werden und das macht es schon sehr vielfältig oder auch fachlich sehr anspruchsvoll, diese ganzen Rassen so zu überblicken.

[SPEAKER 1]Wie machst du das für dich? Wir kennen uns schon lange, sind schon lange befreundet, aber ich hab dich jetzt noch nie gesehen, dass du mit einem großen, die 100 größten Pferderassen der Welt Buch irgendwo sitzt und das studierst. Also wie hast du das angeeignet? Weil das ist ja schon sehr breit.

[SPEAKER 2]Ja, das ist über Jahre gewachsen, sag ich mal, Pferde zu beurteilen. Da gibt’s von der Biomechanik ist es ja recht ähnlich im Exterieur, wo du sagst, wenn die so und so fußen müssen. Dann müssten die theoretisch so und so gebaut sein und den Rest kannst du dir wirklich bei verschiedenen Züchtern auch mal gut aneignen und es ist viel Selbstrecherche.

[SPEAKER 1]Weil es gibt ja auch Zuchtziele.

[SPEAKER 2]Ja genau, also die sind immer verankert im Zuchtprogramm. Und wie ungefähr es gebaut sein sollte, wie es sich bewegen sollte. Aber Theorie und Praxis. Du musst dann auch noch die Sportseite verbinden. Brauche ich es noch so im Zuchtprogramm, wie es der Sport fordert teilweise? Man sieht es ja auch, wie gezüchtet wird. Nehmen wir mal das Springpferd. Es wird ja heutzutage in der Springpferde-Zucht viel mehr mit Leistungshengsten gezüchtet, die selber international erfolgreich waren und man nimmt die Stute, die international erfolgreich war, weil man sagt, wenn man diese Leistungen aneinanderpaart, muss was Gutes rauskommen. Früher war das ja wie ein Schausystem und kein Sportsystem. Die Schaustute, die vorne stand, war für die Zucht am besten geeignet. Und ob die jetzt schon Sport gegangen ist.

[SPEAKER 1]Also muss man sagen, auf den Stuten schauen, wo dann prämiert wurde, Staatsprämienstute und so weiter.

[SPEAKER 2]Genau, so hat man das ja durch das Prämierungssystem gesagt, okay diese Staatsprämienstute ist besonders geeignet dafür. Das ist auch noch, also der Wandel kommt so ein bisschen, dass Reiten dazu oder auch so eine Prüfung mehr damit gewertet werden, um in der Zucht da voranzukommen, weil man merkte, nur Schau geht nicht. Man kann sowas exterieur beurteilen, man weiß aber nicht die Rittigkeit, die Fähigkeit, sich vielleicht unter dem Sattel besonders gut zu zeigen. Und in der Springpferdezucht fängt es aber an, da geht schon zu viel Richtung Sport, weil irgendwann kannst du diese Leistungsfähigkeit gepaart mit vielleicht nicht mehr so gutem Exterieur oder gut gebauten Pferden, das kannst du nicht mehr überkompensieren. Das heißt, du musst wieder zurück zu korrekterem Exterieur. weil je nachdem wie ein Winkel gebaut ist in so einem Pferd, irgendwann kann auch durch die Leistungsfähigkeit das nicht mehr kompensiert werden, dass der dadurch besser fußt, sondern dann wird es einfach wieder schlechter, egal wie viel Leistung du kombinierst. Und da muss man noch jetzt wieder den Mittelweg finden, aber es geht nur von diesem reinen Schausystem auch Richtung Sportsystem, aber da muss auch dementsprechend das Zuchtprogramm anpassen, dass das ausgelegt ist und die Stuten honoriert, die auch sportlich erfolgreich sind.

[SPEAKER 1]Ich glaube, was wir in dem Kontext einmal sprechen sollten, ist das Wort Zuchtziel, was vielleicht einige immer wieder gehört haben, aber auch manchmal nicht klar ist, was das ist. Wie entsteht ein Zuchtziel und wer definiert das eigentlich?

[SPEAKER 2]Also bei den meisten Pferden ist das, würde ich sagen, aus der Historie entstanden. Im Warmblutbereich gleicht man sich, da gab es in den verschiedenen Regionen, wenn wir jetzt Hannoveraner nehmen, Oldenburger, zwar nicht ganz gleiche Zuchtziele, die haben sich jetzt angeeignet. Deswegen waren früher auch gewisse Regionen oder Rassen bekannter als andere. Die Hannoveraner hatten ein anderes Zuchtziel in dem Sinne als der Oldenburger. Die haben vielleicht noch ein bisschen mehr noch dynamischer wollen wir sie im Gang haben, solche Sachen. Das hat sich mit der Zeit einfach gewandelt, wo man sagt, müssen wir es jetzt anpassen, ist es noch genau dieses Gangwerk so geeignet für die Kunden oder ist es auch für unseren Sport so geeignet, müssen wir irgendwas anpassen. Ist ja auch bei den Richtern, wenn du heute den Trab richtest oder eine Note drauf gibst, ist ja anders als vor 30 Jahren oder 40, wo Herr Klimke noch geritten ist mit Allerich sag ich mal, die traten anders. Und dementsprechend war das Zuchtzieh damals anders, wie so ein Bewegungsablauf sein soll und dann hat man angefangen, der Sport oder auch der Kunde möchte es anders, müssen wir das irgendwann anders definieren, aber historisch wandelt sich das immer.

[SPEAKER 1]Und das liegt dann quasi, ist jetzt ja nicht ein festgeschriebenes Gesetz, sondern wie du sagst, es wandelt sich auch mit dem Zeitgeist, wie auch das Pferd gesehen wird. Denn zum Beispiel nach dem zweiten Weltkrieg, als dann die Maschinisierung der Landwirtschaft kam, waren halt diese schweren Pferde nicht mehr gefragt, sondern es ging eher Richtung Freizeit-Sport und da war dann einfach ein leichteres Pferd gefragt.

[SPEAKER 2]Genau, genau. Wenn man dann früher denkt, wirklich noch die richtig alten Pferde, die hatten ja noch zwei Meter Köpfe und Gelenke wie wir schultern.

[SPEAKER 1]Du so ein bisschen mehr als ich aber.

[SPEAKER 2]Arme kann ich ja nicht sagen, da haben wir beide nicht so viel. Weil das Arbeitspferde sein mussten und dann kam der Wandel zum Sportpferd einfach.

[SPEAKER 1]Okay, also Zuchtziel ist klar, wenn man jetzt auf so einen Warnblüter guckt, ist das immer relativ klar. Jetzt haben wir gesprochen beispielsweise, dass ihr auch einen Mangalaga verwaltet, der eigentlich aus Brasilien kommt. Da würde man ja sagen, die Brasilianer legen das fest und ihr müsst das übernehmen. Ist das so oder könnte sich auch hier die Truppe der eingefleischten Mangalaga-Züchter im Rheinland sagen, nee, wir haben ein ganz anderes Ziel, wir züchten, wir paaren den jetzt an mit irgendwas europäischem.

[SPEAKER 2]Dann schlägt nämlich das Zuchtprogramm durch, wo du sagst, ist diese Anpaarung auch in dem Ursprungszuchtprogramm vorgesehen? Du kannst ja manchmal Veredelungen machen. Nehmen wir es beim Ägidienberger, wo Isländer mit drin sein kann oder auch ein Paar so fährt. Immer zu einem gewissen Prozentsatz. Ist das da aber nicht verankert im Ursprungszuchtbuch? Müssen wir uns schon dran halten? Oder wir sagen, das ist jetzt so interessant, wir kreieren eine neue Rasse. So wie es der Ägidienberger bei uns immer war.

[SPEAKER 1]Und der Egidienberg ist ja auch ein ganz gutes Beispiel, weil da sind ja eigentlich Rassen zueinander gekommen, die sonst nicht zueinander kämen. Also Paso und ein Isländer ist ja nicht etwas, wo man sagt, okay das ist jetzt logisch. Und da kann ich dann quasi als Begründer dieser Rasse dann das auch festlegen, gemeinsam mit euch?

[SPEAKER 2]Wenn man so züchtet, ja, das wäre möglich. Also wenn du das jetzt kröberische Naturpferd machen willst oder so.

[SPEAKER 1]Kann das vielleicht sein? Vielleicht ist das heute der Ursprungs-Podcast dafür.

[SPEAKER 2]Als Wanderreiter.

[SPEAKER 1]Meinst du, Wanderreiter? Ja, Wanderreiter mit sportlichem Einschlag.

[SPEAKER 2]Genau, genau.

[SPEAKER 1]Würde ich sagen. Nun habt ihr ja sehr viele Züchter im Land, wo ihr quasi Dienstleister seid. Wir kommen langsam in einer Post-Corona-Welt an. Wie hast du so in den letzten Monaten, auch Jahren, die Entwicklung der Zucht gesehen? Es hat sich ja viel getan, sehr viel, wenn man jetzt gerade auf der Sportebene guckt, geht auch Richtung Benelux beispielsweise. Wo steht Zucht Deutschland Stand heute?

[SPEAKER 2]Der Wandel der Züchter selber ist interessant. Früher war das ja klar, wenn du landwirtschaftlich geprägt warst, auch als Person, hast du noch Pferde gezüchtet, hast du mit auf dem Hof gehabt. So war eigentlich der typische Züchter, war ja Landwirt oder hat dementsprechend einen eigenen Hof gehabt, eigene Flächen. Im Rheinland hat sich das schon früher gewandelt als vielleicht noch weiter landwirtschaftlich geprägte Bundesländer. Hier ist es jetzt wirklich eine Privatperson, die sagt, das ist jetzt mein Hobby, ich habe Spaß an Zucht, die stalle ich ein und habe ein bis zwei Zuchtstuten und nicht mehr wie früher der Züchter, der fünf, zehn, fünfzehn Stück hatte. Also wird das Segment kleiner, der Züchter wird kleiner und es werden mehrere und mehr Privatpersonen, die man dementsprechend anders betreuen muss. die natürlich vielleicht vorher auch gar nichts mit dem Pferd selber zu tun hatten, die wirklich Anfänger sind, sage ich mal jetzt so. Und der Wandel wird auch weiter zur richtigen Privatperson gehen, die jetzt in Aufzuchtstelle was gibt, die dementsprechenden Zuchtstellen steht, wo eben insgesamt mehr Dienstleistung geboten werden muss als früher, wo es so landwirtschaftlich geprägt war. Da geht es langsam weg.

[SPEAKER 1]Und ist es etwas, was jetzt in einem etwas industrialisierteren Bundesland wie NRW einfach, wo das vorweg geht und wie du sagst, die etwas ländlicheren Regionen ziehen dann nach, also ist das ein genereller Trend?

[SPEAKER 2]Ist ein genereller Trend, was man auch in Niedersachsen sehen kann, wo es auch langsam so anfängt.

[SPEAKER 1]Was bedeutet das für euch als Pferdestammbuch?

[SPEAKER 2]Das sage ich mal, die Denkweise der Züchter anders ist, die gucken anders auf, also landwirtschaftlich geprägt ist alles, die sind vom Grund aus anders eingestellt, aus den Generationen bringen die vieles mit. So ein Neuzüchter, der privat damit anfängt, die muss man anders betreuen oder auch anders mal helfen, wie man überhaupt mit einer Zuchtstute irgendwas angeht und da mehr Hilfestellung leisten.

[SPEAKER 1]Gut und es ist natürlich so, dass viele gerade so aus dem bäuerlichen Bereich auch Tiere mehr als Nutztiere einfach gesehen haben und jetzt trifft das auf eine neue Züchtergeneration, die das sagt, ich mach das aus Überzeugung. Ist das für euch auch? Sag mal, dadurch beschäftigt sich ein Mensch ja auch anders mit dieser Materie. Könnte ich mir vorstellen. Und kann vielleicht nicht und fällt auch eine Entscheidung, welcher Hengst jetzt wird, anders. Kann man das sehen?

[SPEAKER 2]Ja, die haben anderen Blickwinkel da drauf, was die vielleicht mal reizt in der Zucht. Wobei ich hier bei uns im Rheinland sagen muss, wir sind immer sehr, vielleicht auch weil es viele Sportreiter hier gibt, immer sehr sportlich orientiert in der Zucht auch. Und das merkt man auch bei der jüngeren Generation. Es kommen halt oft jetzt mal welche, mehr Reiter auch, die sagen, ich züchte nochmal mit einer Stute. Und die haben dann auch den anderen Gesichtspunkt nochmal sportlicher, wo das früher noch, wo es landwirtschaftlich geprägter war, vielleicht noch ein bisschen differenzierter war, was man züchten möchte.

[SPEAKER 1]Da ist ja auch die Jungzüchterschaft hier im Rheinland ein Riesenthema. Ich glaube, Rheinland hat mit die besten, aber zumindest sehr viele Jungzüchter.

[SPEAKER 2]Ja, wir haben auf jeden Fall viele, würde ich gar nicht sagen von der Anzahl her, aber von der fachlichen Kompetenz, von der Qualität sind wir gut aufgestellt, weil das sowohl immer auch Reiter als auch wirklich seit jungen Jahren gute Züchter sind und unheimlich erfolgreich immer auf den Bundeswettkämpfen oder auch weltweit für die Anzahl, die wir eigentlich stellen. Die Jungs geben unheimlich Gas und sind fachlich super. Da haben wir immer wieder Freude dran, die helfen uns auch sehr.

[SPEAKER 1]Ich muss gleich einmal erklären, was sie genau machen, weil ich glaube, dass es nicht allen immer bekannt, dass es tatsächlich richtige Ausscheidungen gibt und bis hin zu Weltmeisterschaften der Jungzüchter.

[SPEAKER 2]Genau, das ist ja Welt, also Deutschland stellt schon mit Abstand die meisten, aber für jeden Verband einzeln. Und da geht es wirklich darum, sowohl in der Theorie als auch, sage ich mal, Freispringenbeurteilung, Exterieurbeurteilung, Vorführen auf der Dreiecksbahn, das wird alles bewertet.

[SPEAKER 1]Mit fremden Pferden, Weltmeisterschaft ist irgendwo, ich glaub in Calgary war.

[SPEAKER 2]Da war auch in Kanada, da war in Österreich noch letztens und da ist wirklich du kommst da hin und musst halt fremde Pferde nicht nur beurteilen sondern auch das freispringen mit denen dementsprechend angehen und das gepaart mit Theorie und wenn du alles nicht schlecht machst dann bist du auch vorne dabei.

[SPEAKER 1]Also das, was man eigentlich gemeinem Horsemanship nennt.

[SPEAKER 2]Genau, genau, genau. Und das Schöne ist, dass in so einem wirklich, so wie bei uns die Jungzüchter, dass du von klein auf an, du kannst mit acht Jahren, neun Jahren, zehn Jahren trittst du da ein und wirst so langsam schon ans Pferd rangeführt, wie man alles richtig macht, wie man wirklich, wie man so ein Pferd kennenlernt, wie du führst, wie du es beurteilst, wie du züchterische Arbeit angehen kannst. Das lernst du dann schon mit der Pike auf direkt.

[SPEAKER 1]Und das ist ja auch etwas, wo man dann viel einfacher mit der Züchterei in Kontakt kommt und das aber auch am Ende, was glaube ich jeder Reiter möchte, der ein Pferd besitzen will, es muss irgendwo gezüchtet werden. Wenn man es nicht selber macht, braucht man irgendwen, der es macht und so hat man ja auch direkt einen guten Zufluss an neuen Menschen, die sich damit beschäftigen.

[SPEAKER 2]Und gerade jetzt wird das natürlich wichtig, wo wir darüber geredet haben, dass es nicht mehr so landwirtschaftlich geprägt ist. Früher ist jeder auf dem Hof groß geworden, dementsprechend mit Tieren. Das ist jetzt nicht mehr unbedingt der Fall und so kann man die aber dementsprechend auch gut heranführen, wie man mit dem Tier umgeht.

[SPEAKER 1]Ist das so, dass ihr das auch merkt, dass Züchter auch aus der Stadt einfach kommen? Weil es gibt ja einen Unterschied, ob ich jetzt bäuerlich geprägt bin und auf dem Betrieb groß geworden bin oder auf dem Dorf groß geworden bin. Da habe ich immer nochmal mehr Kontakt. Aber jemand, der aus Düsseldorf, Berlin oder Leipzig vielleicht kommt, aus der Innenstadt, hat damit ja gar nichts zu tun. Sieht man, dass da mehr passiert? Dass Leute aus der Stadt jetzt sagen, ich werde Züchter?

[SPEAKER 2]Ja da geht es immer noch vereinzelter, aber die sind dann immer auch gleich sehr engagiert und sehr wissbegierig, auch wirklich Züchter die vielleicht vorher wie gesagt wirklich so statt und eigentlich nicht viel zu tun, die unheimlich, das finde ich interessant, unheimlich wissbegierig, neugierig sind, wie kann ich was machen, die kommen auf einen zu, bitte helf mir und sag mir was können wir machen und ich möchte noch mehr. Es ist immer interessant, wie die dann Spaß dran finden, auch obwohl vorher auch nicht landwirtschaftlich geprägt, sondern gar nichts mit Tieren unbedingt, aber sagen ich habe da jetzt so Spaß, weil über die und die Schiene habe ich mal Pferd kennengelernt und alles von der Pike auf auf lernen wollen. Das hat man früher halt so nicht gehabt, weil jeder hat so ein gewisses, jeder mal mit Tieren zu tun gehabt in der Breite, aber das ist jetzt halt anders und dementsprechend muss man die da auch anders schulen.

[SPEAKER 1]Und natürlich weil das Internet auch einfach da die Arithmetik verändert hat. Ich kann mich viel einfacher auch informieren. Ist denn, wenn du jetzt jemandem raten würdest, der anfangen möchte zu züchten, wie näher ich mich der ganzen Sache?

[SPEAKER 2]Ich kann immer nur empfehlen sich wirklich an den Zuchtverband auch zu wenden, die können dann auch dementsprechend vielleicht auch in gewisse Ställe vermitteln, wo man sagt, da kannst du erstmal was lernen, die helfen dir dabei, die haben vielleicht auch die passende Stute, man muss sie ja auch nicht immer gleich kaufen, ist es heutzutage auch nicht unüblich, die dementsprechend, nennen wir es mal böse gesagt, leasen oder mal wirklich ein Jahr versuchen.

[SPEAKER 1]Leihmutterschaft.

[SPEAKER 2]Ja genau. und da vielleicht ein Gespür für zu kriegen mit dementsprechenden Leuten, die da noch zur Seite stehen. Ich sage mal, was dadurch auch entstanden ist, dass die Züchterschaft jetzt breiter geworden ist und nicht mehr nur jeder im Stall selber zehn Stück stehen hat, dass es auch dementsprechend professionelle Aufzuchtstelle oder auch Zuchtstelle gibt, die da einen gut betreuen können.

[SPEAKER 1]Also dass man nicht das alles selber aufbauen muss, sondern man kann quasi sagen, hier ist die Stute mit der ich gerne züchten möchte, ich überlege mir welchen Hengst ich gerne hätte und das kann ich dann in vertrauensvolle Hände geben. Lieber Fabio, am Ende eines jeden WeHouse Podcast kommen die vier klassischen WeHouse Fragen, die ich heute Freestyle machen werde, weil ich sie nicht hier gerade bei mir habe, aber ich bin zuversichtlich, dass ich es hinkriege. Und Frage Nr. 1, während jetzt vielleicht schon die Schweißperlen hier hochkommen, ob ich es schaffe. Die Frage Nr. 1, hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 2]Ein Motto, nach dem ich lebe? Schwer zu sagen. Also ein Motto. Konkret würde mir jetzt kein Spruch einfallen. Ich sage mal so, jeden Tag einfach etwas besser zu sein und dementsprechend auch zu leben, sich jeden Tag zu verbessern, jeden Tag irgendwo ein Stück weit was Neues dazu zu lernen und sich in gewisser Weise auch immer eine Leichtigkeit und Fröhlichkeit jeden Tag zu erhalten.

[SPEAKER 1]Also keinen Stillstand.

[SPEAKER 2]Nee, genau.

[SPEAKER 1]Gibt es einen Menschen, der dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat? Das ist Frage Nummer zwei.

[SPEAKER 2]geprägt, gut einmal meine Eltern besonders, meine Mutter, weil ich damit groß geworden bin oder auch meine Großväter und einfach meine Ausbildung. Das war ja im Landgestüt in Celle, da habe ich viele prägsame Momente gehabt, auch durch die Ausbilder dort und Ein, zwei Privatpersonen, mit denen ich jahrelang in der Zucht unterwegs war, die unheimliches Know-how haben und auch jetzt so auch durch unsere verschiedenen Züchter, die alle ein bisschen mitprägen und alle verschiedene Sichtweisen mitbringen, wo man viel durchlernen kann. Auch immer noch, obwohl man natürlich ein gewisses Know-how hat, aber man lernt halt nie aus und verbessert sich jeden Tag.

[SPEAKER 1]Frage Nummer 3 ist, wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache mit auf den Weg geben könntest, rund ums Thema Pferd, was wäre es?

[SPEAKER 2]Dann würde ich sagen, dass man immer zuerst überlegen sollte, bevor man sein Pferd bestraft oder irgendwas an was könnte, es liegen, weil meistens ist nicht das Pferd schuld.

[SPEAKER 1]Das ist ein Bedienerfehler heute.

[SPEAKER 2]Genau.

[SPEAKER 1]Und zum Abschluss vervollständige bitte diesen Satz Pferde sind für mich Leidenschaft. Wunderbar. Puh, ich hab’s geschafft auf Freestyle. Hat glaube ich es keinem aufgefallen, hätte ich es nicht gesagt. Ich glaube, eine Sache können wir noch lüften, Fabio. Die kennen eigentlich sehr sehr viele, sie wissen es nur nicht, denn alle, die schon mal auf der Equitana waren, auf der Weltmesse des Pferdesports in Essen, die alle zwei Jahre stattfindet, kennen dich eigentlich indirekt, denn du bedienst die Tore auf der Equitana, die auf uns zugehen.

[SPEAKER 2]Ja, das haben wir jetzt zehn Jahre fast zusammen gemacht, würde ich aber sagen.

[SPEAKER 1]Genau so haben wir uns auch kennengelernt.

[SPEAKER 2]Einige Hop-Top-Shows geschafft, die glimpflich vorbeigingen und auch einige Abläufe gemanagt.

[SPEAKER 1]Genau, also wir beide haben für alle Zuhörer, wir haben lange im Ablauf-Team der Equitana gearbeitet und Fabio managt da die Tore und sitzt mit einem großen Headset immer im Backstage-Bereich und sagt jetzt auf, jetzt zu und vielleicht kommt daher auch das Wissen rund um alle Pferderassen.

[SPEAKER 2]Ja, die haben wir da auf jeden Fall gesehen auf der Equitana und werden sie auch weiterhin sehen.

[SPEAKER 1]Genau. Gut, Fabio, vielen Dank, dass ich hier sein durfte bei euch bei herrlichem Wetter auf Schloss Wigrad.

[SPEAKER 2]Ja, mach auch noch einen kleinen Spaziergang. Hier ist es immer schön im Schlosspark.

[SPEAKER 1]Genau.

[SPEAKER 2]Und vielen Dank, dass ich dabei sein durfte.

[SPEAKER 1]Ja, und weiterhin Hals und Beinbruch. Danke, Fabio. Ciao. Falls dir diese Podcast-Folge gefallen hat, lass gerne eine 5-Sterne-Bemerkung da. Wir sagen Dankeschön.

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