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#103 Neu-FN Präsident Hans-Joachim Erbel: Vielfalt als Schlüssel

Hans Joachim-Erbel ist der neue Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Er kam mit 10 Jahren durch seine Schwester zur Reiterei und war später im Beruf bei der „Reed Exhibitions Deutschland GmbH“ auch für die Equitana zuständig. Und über die Equitana lernte er auch die FN genauer kennen.Als Hans-Joachim Erbel sein Unternehmen in Folge der Coronakrise verlassen musste, trat Generalsekretär Soenke Lauterbach an ihn heran und schlug ihm das Amt des Präsidenten vor. In dieser Folge des wehorse-Podcasts spricht der neue FN-Präsident mit Christian Kröber darüber, warum er sich für die Wahl zum Präsidenten aufstellen ließ und welche Punkte ihm zukünftig wichtig sind.

Spendenkonto der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) für die Opfer der Flutkatastrophe:Verwendungszweck: Flutkatastrophe Juli 2021IBAN: DE23 4126 2501 0006 2228 03BIC: GENODEM1AHLVolksbank eG

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]Herzlich Willkommen zum wehorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber und wir bei wehorse, der Online-Reitschule, haben hier Kurse für alle Sparten und Bereiche der Pferdewelt. Und so ist unser Podcast auch ein Ort, wo Menschen aus den verschiedensten Bereichen zu Wort kommen und dabei ist unser Anspruch auch, dass wir über die Zukunft des Pferdes, über die Zukunft der Reiterei sprechen und bei vielen Dingen auch mal genauer hinschauen. Dazu habe ich mich mit dem frisch gewählten neuen Präsidenten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Hans-Joachim Erbel getroffen, der als Präsident nun den organisierten Teil der Pferdewelt nach außen vertritt. Bevor es allerdings losgeht, in das Gespräch, kann ich hier im Podcast das nächste wehorse Online-Festival verkünden. Unser großes Digital-Event steigt am Sonntag, den 12. September 2021 um 10 Uhr. Dann geht es in die nächste Runde mit vier, wie ich finde, fantastischen Trainern, die je eine Präsentation halten und sich dann deinen Fragen in einem Live-QA stellen. Wir haben die Begründerin des T-Touch, Linda Tellington-Jones, dabei, beispielsweise die Ausbilderin und Bewegungsexpertin Claudia Butry, die Dressurtrainerin und Pferde-Osteopathin Laura Nettelbeck und auch den Begründer des Gentle Touch, der Gentle Touch-Methode. Peter Piet Kreinberg. Das Ganze ist live, interaktiv und auch kostenfrei und dazu benötigst du eins der exklusiven und begrenzten Tickets. Die gibt es unter wehorse.com/festival-de. Die Tickets sind wie gesagt begrenzt. Es gibt neben diesen Präsentationen auch noch ein großartiges Gewinnspiel und einiges mehr. Und ein Ticket für das wehorse Online Festival kriegst du unter wehorse.com/festival.de Nun geht es los mit dem Gespräch mit Hans-Joachim Erbel. Auf geht’s! Ja, hallo im wehorse Podcast an den neuen FN-Präsidenten Hans-Joachim Erbel.

[SPEAKER 2]Ja, hallo Christian. Schön, dass wir uns wieder treffen.

[SPEAKER 1]Ja, schön, dass du bei uns bist. Wir kennen uns schon sehr lange, deswegen darf ich dich Hajo nennen. Also wenn wir uns sehen, ist es immer Hajo. Das natürlich auch hier im Podcast. Wir sitzen ja in ganz lockerer Runde zusammen. Du bist seit neuestem Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Viele kennen dich vielleicht als ehemaligen Chef der REIT Exhibition Deutschland, der Muttergesellschaft der Equitana, der Weltmesse des Pferdesports. Und nun bist du quasi neuer FN-Präsident. Aber vielleicht für alle, die ich noch nicht kenne, magst du dich selber einmal vorstellen.

[SPEAKER 2]Kann ich gerne machen. Ja, Hans-Joachim, kurz vorm Hajo Erbel. Ich bin 61 Jahre alt, noch, noch, werde im August 62. Ja, wie du schon gesagt hast, war fast 20 Jahre lang bei Ried Exhibitions tätig. Davor war auch schon im Messewesen tätig gewesen, bei der Messe Franke, aber wenn man von vorne anfängt und ein bisschen darüber nachdenken, wie war die Karriere Reiterei. Da habe ich zum ersten Mal im Alter von zehn Jahren Kontakt mit der Reiterei gehabt. Meine Schwester wollte eigentlich reiten und ich sollte nicht alleine zu Hause bleiben, deswegen musste ich mit in den Stall.

[SPEAKER 1]Also mitgehangen, mitgefangen so ein bisschen.

[SPEAKER 2]Genau, aber dann ist meine Schwester leider vom Pferd runtergefallen und wollte nicht weiter reiten. Aber meine Mutter hatte schon eine 10er Karte gekauft.

[SPEAKER 1]Im Reitverein?

[SPEAKER 2]Im Reitverein.

[SPEAKER 1]In Baden-Württemberg, glaube ich.

[SPEAKER 2]Nee, das war damals im Fränkischen gewesen. Das war in der Nähe von Nürnberg. Genau hieß der Ort Fischbach. Und dann hat es geheißen, einer muss die Karte abreiten und dann habe ich dann die Zehnerkarte abgeritten und bin dann dabei geblieben. Wurde dann ganz klassischer Schulpferdereiter, wobei hinterher war noch eine Reitbeteiligung gehabt und zwar das normale Programm, wie man in die Reiterei so ein bisschen reinkommt, ohne größere Ambitionen zu haben. Also ganz im Reitverein ein bisschen Vereinsmeisterschaften geritten und Vergleichskämpfe, aber niemals über L drüber hinaus gekommen. Das war bis zum Abitur. Abitur, dann ins Studium. Im Studium ist die Reiterei ein bisschen abgerissen.

[SPEAKER 1]Dann kam die Studentenreiterzeit.

[SPEAKER 2]Dann kam aber irgendwann, ich habe dann einmal den Studienwechsel gemacht von München nach Darmstadt. Und in Darmstadt kannte ich keinen Menschen und da habe ich gehört, es gibt Studentenreiter. Ja, das war das zweite intensivere Begegnung mit Pferden und mit Reitern. Und das war eine sehr schöne Zeit, Studentenreiterei. Und da habe ich auch viele Menschen kennengelernt, die ich jetzt auch wieder in der FN wieder getroffen habe. Also ein paar Studentenreiter. Wir kennen uns ja eigentlich auch über die Studentenreiter. Von daher trifft man viele Menschen auf einmal wieder. Das war dann die Studentenreiterei. Während des Studiums und dann in den Job und da ist wieder das Reiten eigentlich so gut wie abgerissen. Und dann wie gesagt war ich erst als fast Schwabe, wie sich das gehört, beim Daimler geschafft.

[SPEAKER 1]Wie sich das für einen ordentlichen Schwaben gehört beim Daimler.

[SPEAKER 2]Genau, einmal im Leben muss man als Schwabe beim Daimler geschafft haben, das ist eine Ehre. Dann über die Messe Frankfurt gekommen und dann bei Ried Exhibitions angefangen. Das war natürlich für mich eine Sensation. Das habe ich dem Arbeitgeber auch gar nicht gesagt, weil sonst hätte er vielleicht bei der Verhandlung über das Gehalt nochmal mitbekommen, wie arg es mich gefreut hat, dass auf einmal zu meinem Portfolio an Messen die Equitane dazu gehört. Weil die Equitana kannte man natürlich als Reiter. Und die haben wir damals schon von unserem Reitverein aus mit dem Bus hingefahren.

[SPEAKER 1]Mit dem Bus hingefahren, ganz klassisch.

[SPEAKER 2]Ganz klassisch. Also von daher. Und auf einmal macht man das Ding selber. Und das war natürlich sensationell. War faszinierend. Und ich weiß nicht, ob du das sagst. Wir sitzen noch gerade hier.

[SPEAKER 1]Auf der Equitana Open Air in Neuss, genau. So schließt sich ein bisschen der Kreis.

[SPEAKER 2]Ja, genau. Mal als Besucher jetzt hier. Das ist auch ein ganz anderes Gefühl. Ja und jetzt dann über die Equitana auch. FN kennengelernt. FN, einer der wichtigsten Partner für die Equitana. Und da auch den Sönke Lauterbach kennengelernt.

[SPEAKER 1]Der Generalsekretär der FN. Auch schon bei uns im Podcast gewesen.

[SPEAKER 2]Genau, wunderbar. Und Breido kennengelernt. Hast du Breido auch schon im Podcast?

[SPEAKER 1]Breido Graf Zuranzauer, der ehemalige Präsident, der war noch nicht bei uns.

[SPEAKER 2]Vielleicht kannst du als ehemaligen Präsidenten nochmal podcasten. Irgendwann wurde ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mich ein bisschen zu engagieren in der FN ehrenamtlich. Da war meine Reaktion klar, sehr gerne, aber es muss halt mit dem Job zusammenpassen. Dann kam Corona. Alle, die es ein bisschen mitbekommen haben, ich glaube, das Messewesen ist das am stärksten Betroffene.

[SPEAKER 1]Gastronomie, Hotellerie und Messe, das sind glaube ich so die drei.

[SPEAKER 2]Wenn man anderthalb Jahre keine Messe macht, anderthalb Jahre keine Umsätze macht, hat auch bei uns im Unternehmen zu erheblichen Einschnitten geführt. 30 Prozent der Menschen wurden entlassen. Und ich habe mich dann mit meinem Arbeitgeber geeignet, nicht geeignet, aber uns dann zusammengetan und gesagt, okay, ich gehöre zu den 30 Prozent, was halt so in solchen Situationen auch passiert, wenn so erhebliche Umstrukturierungen passieren, dass eigentlich logischerweise die Alten gehen, die Jungen bleiben sollten. So ist es da auch passiert. Deswegen bin ich dann 2020 aus der, von GliedExperience raus. Hab das dann auch Sönke gesagt, du sagst, Sönke, wenn du jetzt jemanden haben wolltest, der da ehrenamtlich tätig ist, weil du jemanden von der Equitana dabei haben willst.

[SPEAKER 1]Wäre jetzt der Moment.

[SPEAKER 2]Da sage ich, jetzt ist es vorbei, ich bin nicht bei der Equitana, also müsst ihr vielleicht nochmal neu überlegen. Dann sagt Sönke, ja, ich nehme es mal mit. Aber dann kam er dann ein paar Wochen später und sagte, Ich glaube, wenn du jetzt mehr Zeit hast, habe ich mal was anderes für dich. Und so ging dann die ganze Reise und diese Geschichte, dass er mir das vorgeschlagen hat, Präsident zu werden, was natürlich für mich fast erschrocken gewesen bin, dass mir das angetragen wird. Und ja, da muss man sich überlegen, will man das, kann man das? Kann man diese Aufgabe ausfüllen? Ich habe das dann natürlich erst mit meiner Frau besprochen. Und hab mit vielen Menschen darüber gesprochen, die sich auskennen, die auch die FN deutlich besser kennen als ich. Und eigentlich sind alle zum Schluss gekommen, Mensch, das könnte eine gute Idee sein und es könnte passen. Also auch für beide Seiten. So natürlich für mich, aber auch für die FN könnte das eine gute Geschichte sein, dass ich da mal der Präsident werde.

[SPEAKER 1]Was waren so persönlich für dich die Faktoren, wo du gesagt hast, das ist eine Herausforderung, der möchte ich mich auch stellen?

[SPEAKER 2]Also das zieht sich ein bisschen durch mein Leben. Ich sage, ich mag immer, wenn es breit ist. Ich bin niemand gewesen, der jetzt einen Doktor promoviert hat in irgendeinem speziellen Thema, sondern was mich immer gereizt hat, war die Vielseitigkeit, verschiedene Menschen kennenzulernen, auch über mein Studium Wirtschaftsingenieur, also beide Welten des Ingenieurs als auch des Kaufmännischen kennenzulernen. Das hat mich immer fasziniert und das fasziniert mich auch bei der FN. Die Breite, wie sie aufgestellt ist. Dass es sich nicht nur um den Spitzensport handelt, sondern dass alle Bereiche abgedeckt werden und auch da eine Parallelität zur Equitana da ist. Auch die Equitana deckt hier alle Bereiche.

[SPEAKER 1]Und auch zu deiner Vita. Du kommst ja aus der Breite. Du hast es ja nie als Spitzensport-Ambition auf höchstem Niveau geritten.

[SPEAKER 2]Also wie gesagt, ich habe vielleicht zwei, dreimal, vier Zügel in der Hand gehabt, aber das war es auch dann gewesen. Und dann habe ich auch festgestellt, oder ich, das ist glaube ich nicht meine Welt. Aber die Equitana will ich alles haben. Wir haben Spitzensportler auf der Equitana immer gehabt. Fast alle deutschen Olympiasieger waren da gewesen. Aber halt nicht nur den Spitzensport, sondern viel Breitensport, viel Zucht dabei gewesen. Also auch die ganzen Bereiche, die auch die FN abdeckt, sind eigentlich da vorhanden. Und das finde ich das Faszinierende. dieses zusammenzubringen und ich habe keine Altlasten. Das macht es zum einen natürlich einfacher, weil man überall reingehen kann und ich werde nicht abgestempelt zu irgendeinem Bereich, sei es Zucht, sei es Spitzensport oder was auch immer, sondern ich gucke halt relativ breit auf die ganze Angelegenheit drauf und denke mir, das ist eine Chance für alle Bereiche. Und auch eine Chance dahingehend, wenn man sich überlegen muss, wie muss die FN sich verändern? Müssen wir uns weiterentwickeln? Und wenn ja, in welche Richtung müssen wir weiterentwickeln? Und da habe ich per se oder von meiner Vita her keine Präferenzen, sondern ich kann gucken und feststellen, was macht am meisten Sinn für uns alle.

[SPEAKER 1]Du bist als FN-Präsident ehrenamtlich tätig und stehst damit ja dem organisierten Reitsport in Deutschland vor, könnte man sagen. Als FN-Präsident. Und da gibt es ja die verschiedensten Anschlussverbände.

[SPEAKER 2]Es geht um die organisierten Strukturen innerhalb des Pferdesports.

[SPEAKER 1]Glaub ich so knapp 700.000 organisierte Mitglieder in Deutschland.

[SPEAKER 2]Leider nicht steigend, aber da können wir später noch mal drüber reden. Sondern eher leicht, die Tendenz leicht sinkende Mitgliederzahlen in den Vereinen.

[SPEAKER 1]Das ist vielleicht ein ganz gutes Stichwort. Jetzt mal mit der Brille als FN-Präsident. Wie beurteilst du den aktuellen Zustand der Pferdewelt in Deutschland?

[SPEAKER 2]Ehrlicherweise kann ich es noch nicht sagen. Dafür bin ich noch nicht lang genug drin. Ich habe auch nicht den Anspruch nach so kurzer Zeit das Ganze zu wissen, was alles da auf uns zukommt oder wie die Situation insgesamt zu sehen ist. ist mein Anspruch, mich reinzuarbeiten. Man kann halt nur Tendenzen erkennen. Man kann erkennen, wenn man reinschaut in die Mitgliederzahlen, dass die nicht steigend sind, sondern dass sie leicht sinken sind. Da muss man sich überlegen, wie geht man damit um? Und ich weiß aber auch gar nicht, gibt es weniger Reiter in Deutschland oder gibt es nur weniger organisierte Reiter in Deutschland? Sprich, darüber definiert sich ja die Mitgliederzahl. dass Teile des Reitsports oder des Pferdesports vielleicht ein bisschen an der FN vorbeigehen. Und das könnte ein Potenzial sein. Aber generell ist, das war auch eine der ersten Sachen, die ich mir, wo ich mal einfach nachgelesen habe, wenn man die Satzungen guckt der FN, ist es sehr spannend zu sehen, dass einer der ersten Satzungszwecke, die genannt werden, ist, den Jugendsport, den Jugendpferdesport zu fördern.

[SPEAKER 1]Also die Basis, die Breite.

[SPEAKER 2]Genau, die Basis, was ja auch vollkommen Sinn macht. Denn wenn ich wirklich alle Bereiche bedienen will, bis hin dann auch in den Spitzensport, das schaffe ich nur dann immer wieder, auch mit guten Spitzensportlern zu arbeiten, wenn die Basis stimmt. Aus einer kleinen Basis werde ich niemals so gut in den Spitzensport hineingehen können oder hineinarbeiten können. Das wäre, als wenn ich eine breite Basis habe. Und ich glaube, das ist etwas, wo wir uns darüber nachdenken müssen, wie können wir denn mehr Menschen jährlich aufs Pferd bringen und dass die Zahl derjenigen ist, die neu dazukommen, dass die Größe als derjenigen ist, die sich jährlich ganz normal aus dem Pferdesport verabschieden müssen.

[SPEAKER 1]Und gibt es da schon Lösungsansätze? Also es ist ja am Ende, Mitglieder in die Vereine reinzuholen, ist ja das Thema dann.

[SPEAKER 2]Ich würde noch sagen, ich habe da keine Lösung dafür. Mit Lösungen müssen wir uns erarbeiten. Man kann, würde man sagen, geschult, dass man durch viele Jahre als Geschäftsführer tätigt, da muss man sich auch immer wieder überlegen, für ein Geschäft verantwortlich zeichnet. Wohin geht die Reise? Was muss ich verändern? Wie muss ich meine Strategie anpassen? Was sind meine Kunden? Was sind meine Kundenbedürfnisse? Und so tendiere ich auf, jetzt auch vorzugehen. Wer sind denn unsere Kunden? Wo können wir uns vielleicht neue Kundenpotenziale, wenn man das mal ganz kaufmännisch betrachtet, uns erarbeiten? Und das sehe ich auf jeden Fall in der Jugendpotenzial. Da sehe ich, und das wird ein ganz dickes Brett werden, wir müssen, glaube ich, verstärkt in den Schulsport reinkommen. Da ist interessant zu sehen, dass, wenn man sich die Parteiprogramme anschaut, dass unisono, fast durchgängig, alle Parteien, dass alle Parteien in ihren Wahlprogrammen drinstehen haben, dass der Schulsport ausgeweitet werden soll. Und da sehe ich auch eine Chance für den Pferdesport, für den Reitsport.

[SPEAKER 1]Und ich glaube, dass es…

[SPEAKER 2]Das ist eine Sache, die ist nicht so einfach zu organisieren. Aber wir haben ja schon Beispiele, wo es funktioniert. Und die müssen wir, glaube ich, nach oben skalieren. Dass wir sagen, wir schaffen es, eine Durchgängigkeit in den Schulsport hineinzubekommen. Dass das eine mögliche Standardgeschichte ist, wie ich mich als Kind betätigen kann. Also wenn wir den Schulsport generell ausweiten wollen, dann muss ich ja Angebote schaffen in diesem Schulsport. Nur jedes Mal in der in der Sporthalle rumjuckeln und Völkerball spielen. Das kann es ja nicht sein. Das heißt, ich muss Angebote machen für die Kinder, die auch spannend sind, die interessant sind. Und da, glaube ich, könnte auch der Reitsport eine wichtige Rolle spielen.

[SPEAKER 1]Und wahrscheinlich auch ein Muss, weil die Ganztagsschule wird ausgebaut. Das heißt, ich meine, bei mir war es so, ich bin dann um 13 Uhr nach Hause gekommen, dann gab es was zu essen, dann ging es zum Pferd. Das war so der ganz normale Rhythmus. Aber das ist ja heutzutage komplett anders, weil die Kids einfach bis 16, 17 Uhr zur Teilzeit in der Schule sind.

[SPEAKER 2]Wir haben es ja irgendwann mal, natürlich versucht man, wenn man so reitsportaffin ist wie wir, also wir, meine Frau und ich, haben meine Frau über die Reiterei kennengelernt, über die Studentenreiterei kennengelernt. Da hat man natürlich auch mal versucht, die Reiterei oder den Pferdesport den Kindern näher zu bringen. Einer hat das dann gemacht, hat angefangen zu reiten, aber dann war genau dieser Effekt. Dann kam das G8, das G8 führte dann dazu.

[SPEAKER 1]Also zwölf anstatt 13 Jahre?

[SPEAKER 2]Genau, dass da nur noch zwölf Jahre ist. Und wie hat man das aufgefangen? Indem man verstärkt in den Nachmittagsunterricht gegangen ist. Das heißt, die Kinder kamen nicht mehr um ein Uhr nach Hause, sondern die kamen dann um fünf Uhr nach Hause. Aber deswegen wurde der Sport nicht ausgebaut, sondern es wurde ganz normaler Schulunterricht gefahren. Aber ich glaube, da liegt die große Chance drin, dass wir über diese Ganztagsschulthematik, dass wir diesen Sport und auch verschiedenste Sportarten, unter anderem auch das Reiten, dann in diesen Schulsport integrieren können. Dafür müssen wir Angebote schaffen. Dafür braucht man auch Reitvereine, die das mitmachen, die sich als Partner für den Schulsport prädestinieren. Das muss wieder von der FN mit unterstützt sein. Da kann die FN auch diesen Verein helfen, sagen, wie kann ich so etwas am besten organisieren, wie kann ich so etwas am besten machen.

[SPEAKER 1]Ich kann es gar nicht oft genug sagen, das WeHorse Online Festival 12.09.10 Uhr. Vier fantastische Trainer, Live-Q&A, Gewinnspiel und und und. Sei mit dabei. Es gibt begrenzte und exklusive Karten. wehorse.com slash festival.de Und was natürlich für Vereine auch eine Herausforderung durchaus ist. Also man muss sich ja anschauen, welchen Herausforderungen Vereine sich entgegensehen. Nicht nur das Mitgliederthema, sondern auch steigende Kosten in ganz vielen Bereichen. Das ist natürlich etwas, was die FN nicht verändern kann, aber wie schaust du so auf das Thema drauf, auch eine gewisse Finanzierbarkeit des Nachwuchs sicherzustellen?

[SPEAKER 2]Da habe ich noch keine Lösung für. Es ist erst mal eine Frage, wie finanziert sich das? Finanziert sich das vielleicht selber? Werden die Schulen besser ausgestattet mit Geldern? So würde ich es als ehesten Vermutung vermuten, dass die Förderung nicht über die ANFN kommt, sondern wenn wir in Deutschland sagen, uns ist die Schule wichtig, dann sehe ich auch die Notwendigkeit, dass wir in unser Schulsystem investieren. Und dazu würde auch dann die Förderung von Sport kommen. Natürlich nicht nur Reitsport, sondern alle mehrere Sportarten. Aber ich sehe es eher über den, wahrscheinlich eine Finanzierung über dieses Thema Schule. Als Vater von zwei Kindern bekommt man auch natürlich einen automatischen anderen Blick auf das ganze Schulsystem, was wir haben. Und ich glaube, wenn ich sehe, wie entwickelt ist unser Land Deutschland und wie entwickelt oder in dem Fall wie unterentwickelt ist unser Schulsystem in Deutschland, ich finde das immer wieder erschreckend.

[SPEAKER 1]Das ist noch ein großes Thema für sich quasi.

[SPEAKER 2]Genau, es ist ein großes Thema für sich alleine, aber es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als das Thema Schule weiterzuentwickeln. Weil wir haben in Deutschland keine großartigen Bodenschätze. Das einzige Bodenschatz, den wir haben, ist eigentlich zwischen den beiden Ohren. Und eigentlich sollten wir doch den Anspruch haben, dass wir das beste Schulsystem haben in der Welt. Oder zumindest in den Top Ten sind. Und ich glaube, davon sind wir weit entfernt. Alle Untersuchungen zeigen, dass wir meistens abgeschlagen sind im Weltvergleich, im europäischen Vergleich sogar. Und da müssen wir dran. Aber auch das erkennt man, zumindest die Notwendigkeit erkennt man in dem derzeitigen Wahlprogramm der Parteien. Da sehe ich jetzt zurückkommend auf die Chance, die wir haben, wenn das der Fall ist, dieses dicke Brett zu bohren, dass wir uns da aufstellen sollten in der Reiterei oder im Pferdesport, dass wir da ein Teil davon werden, wenn diese Entwicklung losgeht.

[SPEAKER 1]Nun ist die FN ja nicht nur die olympischen Disziplinen, also Springen, Ressort, Vielseitigkeit, sondern auch mit sehr, sehr vielen Anschlussverbänden, Westernreiten, Island und, und, und, und, und. Wie stellst du als FN-Präsident sicher, da auch diesen Spagat gehen zu können, also auch ein Repräsentant aller Facetten zu sein?

[SPEAKER 2]Ja, ich korrigiere mich gerade die ganze Zeit selber. Wir reden halt nicht nur vom Reitsport, sondern wir reden vom Pferdesport. Das heißt, es gibt ja auch Menschen, die mit Pferden zu tun haben, die nicht reiten. Der ganze Zuchtbereich, der ganze Kutschenbereich ist ja Pferdesport. Und ich glaube, Ich kenne es ja von der Equitana, wo die Breite ja gelebt wird und wir uns jedes Mal von jeder Equitana zu Equitana überlegen mussten, wo haben wir denn neue Potenziale. Und das ist die ganze Breite. Und von daher habe ich da kein Problem mit mich, mit allen Menschen auseinanderzusetzen und zu gucken, was braucht ihr denn, wo können wir denn euch unterstützen, sodass wir da gemeinsam besser vorangehen können. Also das ist für mich auch kein Problem. Das habe ich euch schon gesagt, das ist ja eher Warum mache ich das Ganze? Das ist ja eher der Reiz an der ganzen Geschichte, dass ich da wenig Hemmungen habe, mich mit allen Menschen hinzusetzen und mich mit ihnen zu unterhalten. Wohin geht die Reise? Und was können wir, wenn man so will, als Zentrale tun, um diese Reise zu unterstützen?

[SPEAKER 1]Und vielleicht ja auch der frische Blick von außen, weil du ja keiner Disziplin auch zuordnenbar bist. Man kann ja nicht sagen, du warst jetzt irgendwie 25 Jahre, hast du einen Springstall betrieben oder warst 37 Jahre im Dressursport unterwegs, sondern du kommst ja von außen und hast dadurch natürlich vielleicht auch einen anderen Blick auf die Dinge.

[SPEAKER 2]Ja, ich denke mal, das war auch ein Grund, warum man auf die Idee gekommen ist, lasst doch mal den Erbel nehmen, der kommt von außen. Ich war ja bisher auch gar nicht in der FN tätig gewesen. Ich kenne Menschen, einige Menschen über die Vergangenheit, sei es über den Studentenreiter, im Sport oder sei es auch über die Equitana, aber trotzdem kenne ich ja noch die meisten Menschen innerhalb einer FN-Struktur, die kenne ich ja nicht. Also da bin ich jetzt dabei, sie kennenzulernen, ich sie kennenzulernen, sie mich kennenlernen. Das wird auch erst mal mich zeitlich ganz schön auslasten. Ich habe auch den Anspruch, dass ich sage, ich gehe zu allen Landesverbänden hin, ich gehe zu allen Zuchtverbänden hin, bin alle persönlich da. Ich habe die letzten 25 Jahre mein Geld mit Face-to-Face-Kontakten verdient, sprich im Messewesen. Das Messewesen lebt von dem persönlichen Treffen von Menschen, also von Face-to-Face, wie man es in Neudeutsch sagt. Ich bin im Tiefe Wurzel, das heißt, wie kann ich mit den Menschen zusammenkommen? Das ist für mich Face-to-Face, von daher würde ich ein Reisen durch Deutschland machen, um mit den Menschen zusammenzukommen und mit ihnen zu unterhalten. Das wird mich bestimmt anderthalb Jahre dauern, bis ich alle Verbände, alle Zuchtverbände, alle Landesländer besucht habe. und dann bekommt man auch immer mehr Überblick darüber und immer mehr Gefühl dafür, was ist wichtig, was treibt die Menschen um und es ist ja ein Gegenstromprinzip, das heißt man hört nicht nur zu, sondern man diskutiert, man stellt Fragen und kommt vielleicht über dieses Zuhören, über dieses Fragestellen, Hinterfragen von Dingen dazu, Strategien oder Konzepte dafür entwickeln, wie geht es weiter. Wenn wir das wirklich wollen, dass wir die Kinder aufs Pferd bringen wollen, dann kann man ja noch weitergehen. strukturierte Prozesse zu installieren, dass auch schon im Vorschulalter die Kinder mit den Pferden zusammenkommen. Da muss man natürlich die Einstiegshürden gering machen und ich habe vor kurzem Diskussionen gehabt, Einstiegshürden, wenn man das einmal rein wörtlich genommen, wir müssen vielleicht mehr auch in den Ponysport noch mehr ausarbeiten, noch breiter machen, weil natürlich trauen sich Kinder auf einen Pony viel eher drauf oder die Eltern erlauben es viel eher, ein Kind vielleicht auf einen Pony zu lassen, als auf einen sofort auf einen Großpferd. Also von da glaube ich, Ponysport könnte auch etwas sein und da gibt es auch schon Beispiele, wo es wunderbar funktioniert, wo reine Pony-Reitstelle funktionieren und von daher zu der Finanzierung, ich glaube, dass die dass diejenigen, die sich für Pferde interessieren, auch bereit sind, dafür auch Geld auszugeben. Wo auch, in welcher Form auch immer. Also von da ist es ja nicht nur eine Förderung, eine Subventionierung dieses Jugendsports, sondern ich glaube, dass es auch, wenn ich in einen Reitverein gehe, sind auch meine und die Beteiligten auch dazu bereit, dafür auch einen nicht… Es gibt immer die Geschichte, dass Reiten so teuer ist. Ich glaube im Vergleich zu anderen Sportarten sind wir nicht viel teurer.

[SPEAKER 1]Würdest du sagen, dass der Pferdesport im Jugendbereich günstiger ist? Oder gleich teuer wie jetzt ein Tennis oder Fußball?

[SPEAKER 2]Wahrscheinlich ist es ein bisschen teurer. Fußball im Verein spielen, wenn ich nicht jede Woche neue Fußballschuhe haben will, wahrscheinlich etwas teurer. Aber ich glaube, dass so viel ausgegeben wird im Kinderbereich, das kann sich fast jeder leisten. Und wenn ich dann auch eine Förderung habe, was Sie vorher schon gesagt haben, wenn ich über den Schulsport komme und über die Schule eine Förderung stattfindet, dann glaube ich, müssten wir in einen Bereich reinkommen, wo sich das jeder leisten können sollte.

[SPEAKER 1]Und das ist ja auch ein Thema Durchlässigkeit im Sport, wenn man jetzt auf die Olympia läuft, wenn man drauf schaut auf die olympischen Disziplinen, wie durchlässig ist es eigentlich? Ich bin ein Talent, ich bin jung, ich habe zwar nicht die finanziellen Ressourcen, die es benötigt, um teure Pferde zu kaufen, wie kriegen wir trotzdem das Talent von 0 auf 100 quasi in den Spitzensportbereich rein? Das ist sicherlich ja auch ein Thema. wo einiges zu tun ist, wo viele ja auch die mit dem organisierten Sport vielleicht nicht viel zu haben sagen, das sieht so ein bisschen wie ein abgeschlossener Zirkel aus.

[SPEAKER 2]Ja, wenn man in die Namensliste schaut von Olympia, findet man auch jetzt wieder Namen, die kennt man. Also die kenne ich, aber der Vorname passt nicht zu dem.

[SPEAKER 1]Aber das ist dann schon die nächste Generation.

[SPEAKER 2]Genau, das ist die nächste Generation. Da hat man das Gefühl, es ist vielleicht ein geschlossener Kreis, aber genauso gibt es auch andere Beispiele, wo ganz neue Namen entstehen, ganz neue Menschen oder Familien. Reitsport affin werden oder Pferdesport affin werden. Ich glaube, da ist die Durchlässigkeit da. Und das ist ja etwas, wo ja auch die DFN und auch die Landesverbände sich auch gut organisiert sind in der Förderung von Talenten, in der Kaderförderung. Ich glaube, da gibt es auf jeden Fall schon bestehende Strukturen. Ob die ausreichen, weiß ich nicht. Das wird bestimmt ein spannendes Thema sein. Haben wir genügend Möglichkeiten, dass Talente, die vielleicht nicht die finanziellen Ressourcen haben, aber die wirklich sensationell reiten können, dass die trotzdem in den Spitzensport hinein gefördert werden können. Aber es ist ja eine Kombination. Wir haben ja im Vergleich zu anderen Sportarten, sei es Tennis, sei es Leichtathletik, haben wir halt noch die zweite Komponente und das ist das Pferd. Also das gehört ja auch dazu. Und das sind bestimmt auch unter Überlegung, wie kann ich einem Talent dafür sorgen, dass dieses Talent auch gut beritten ist. Da sind Strukturen gefragt, wie kann man so etwas fördern, weil gute Pferde kosten Geld.

[SPEAKER 1]Ein weiteres Thema, Hajo, über das wir gerne immer sprechen wollen, ist etwas, was vielleicht derzeit im Pferdesport noch so ein bisschen unter dem Radar fliegt. In einigen Wochen haben wir hier bei uns im Podcast eine Gruppierung zu Gast, die nennt sich Riders for Future. Das ist quasi Fridays for Future aus dem Pferdebereich. Wir hören auch sehr viel aus unserer Community. auf Instagram, auf Facebook, sehr, sehr viel rund um das Thema Nachhaltigkeit. Man muss ja nur vor einigen Wochen schauen, was mit der Flutkatastrophe passiert ist in NRW und Rheinland-Pfalz und Bayern ja zum Teil auch. Jetzt ist Bundestagswahl. Wer weiß, was nach der Bundestagswahl passiert, ob es nicht vielleicht einen CO2-Preis gibt. Wie schaust du auf das Thema Nachhaltigkeit im Pferdesport drauf?

[SPEAKER 2]Habe ich noch keine Lösung dafür, aber klar ist, wenn man darüber nachdenkt, wie geht es weiter, wenn wir sagen wollen, wir wollen in 20 Jahren noch olympisch sein. Wir wollen in 20 Jahren noch reiten dürfen. Es gibt ja auch Tendenzen in einigen Parteien, wenn man so will, den Reitsport vielleicht ganz zu verbieten. Das schaffen wir nur, indem wir das Thema Nachhaltigkeit natürlich vorantreiben, weil es wird nichts mehr gehen zukünftig, ohne dass ich auch den Nachhaltigkeitsaspekt

[SPEAKER 1]CO2-Neutralität, um es mal zu sagen.

[SPEAKER 2]Ja, CO2 ist ja das eine. Es gibt ja noch weitere Nachhaltigkeit. Also die ganze Nachhaltigkeit sehe ich breiter als jetzt nur die CO2-Reduzierung. Es geht darum, wie schaffe ich Strukturen, die zukunftsorientiert sind, wo ich weiß, dass das, was ich da aufbaue, das kann ich auch noch in 20 Jahren mindestens, dass ich Prozesse installiere, die Zukunftsfähig sind. So würde ich das Thema Nachhaltigkeit wahrscheinlich breiter definieren wollen. Ohne, dass ich jetzt da schon sage, ich habe schon den Punkt, den müssen wir auf jeden Fall beachten. Aber wir müssen das rangehen. Das wird ein Thema sein. Was muss ich verändern, damit nicht irgendeiner auf die Idee kommt, wir brauchen das Sportpferd eigentlich gar nicht mehr oder ich sehe es als Tierquälerei.

[SPEAKER 1]Aber ist das nicht eine andere Diskussion? Also die Diskussion, darf man ein Pferd reiten, die gibt es ja, aber ist nicht die Diskussion eigentlich, Ist es in einem CO2-neutralen Zeitalter, wo wir uns wahrscheinlich sehr viel schneller hinbewegen müssen als wir alle glauben, ist es dann möglich Pferde zu halten, Pferde zu füttern, das Heu zu bezahlen, einen Stall zu betreiben und vielleicht in Sommern, wo wir 42 Grad im Schatten haben, überhaupt noch Pferde zu halten?

[SPEAKER 2]Ja, es wird eine Abwägung sein. Das heißt, ich werde es wahrscheinlich nicht schaffen, dass unser gesamtes Tun, was wir täglich machen, ohne CO2 zu produzieren, machen kann. Also wir selber produzieren auch CO2. Da kann man natürlich sagen, schaffe ich die Menschheit ab, dann ging es der Erde besser, weil dann würde ja weniger CO2 produziert werden. Das ist jetzt überspitzt gesagt. Aber ich glaube auch, dass man abwägen muss, ist das, was ich tue, Ist das, was ich tue, so wertvoll, dass ich das in Kauf nehme, dass ich ein wenig CO2 auch damit verbrauchen darf? Ich würde mal sagen, wir produzieren zu viel CO2 in unseren derzeitigen Strukturen. Aber natürlich wird auch CO2 von der… Es gibt ja einen natürlichen Prozess der Zersetzung von CO2. Das heißt, irgendwann mal, wenn ich genügend wenig CO2 produziere, sind wir CO2-neutral. Und wenn ich sage, wir haben eine CO2-Neutralität, dann muss ich die Sachen erlauben, die weiterhin CO2 produzieren. Das Ziel muss sein, dass der Pferdesport dazugehört. Dass man sagt, das ist uns so wichtig gesellschaftlich, dass wir weiterhin das Pferd dass wir es in Kauf nehmen, dass wir über das Pferd, über die Haltung von Pferden, über die Stelle, die wir haben, dass wir dort das gerne in Kauf nehmen, weil es ist so wertvoll, diese Arbeit mit den Pferden. Und ich glaube jeder, die Jeder, der im Pferdesport unterwegs ist, der wird ja das unterstreichen, dass das gesellschaftlich für mich etwas sehr, sehr Positives ist für unsere Gesellschaft, wenn man mit Pferden umgeht.

[SPEAKER 1]Also quasi eine netto positive Sache für die Gesellschaft.

[SPEAKER 2]Ja, wenn man sieht, wie die Kinder lernen, in den Reihställen Verantwortung zu übernehmen für nicht nur für sich selber, sondern auch für ein Pferd. Über diese Eigenverantwortung. So habe ich es kennengelernt in den Stellen. Man reitet eine Weile, dann bekommt man vielleicht ein Schulpferd vom Reitlehrer gesagt, du kümmerst dich um dieses Pferd. Die Verantwortung zu übernehmen für etwas. Beschäftigt zu sein damit. Dass dieses wichtig wird für mein Leben. Das ist gesellschaftlich, glaube ich, etwas, wo wir einen Asset haben, den wir nach vorne stellen müssen, wo wir auch der Politik sagen müssen, das Pferd ist so wertvoll für unsere Gesellschaft, dass es sich lohnt, es zu halten. Wir sehen es ja im Behindertensport oder wir sehen es ja auch darin, wenn Pferde genutzt werden, um therapeutische Maßnahmen zu machen, wie gut sie auf Menschen wirken, die ein psychisches Problem haben oder behindert sind, dass Pferde ihnen unheimlich viel geben können. Also da, glaube ich, ist es etwas, wo wir sagen, haben wir ein schönes Asset. Wir sind die einzige olympische Sportart, die genderneutral ist.

[SPEAKER 1]Das stimmt. Gerade in Diversity-Zeiten.

[SPEAKER 2]Es gibt keine andere Sportart und das zieht sich ja auch in den Reitstellen durch. Das heißt, wir haben nicht getrennt die meisten Sportarten, was auch immer.

[SPEAKER 1]Es gibt ja eigentlich keine andere Olympische.

[SPEAKER 2]Keine andere Olympische und ich überlege gerade, ob es sonst noch eine andere Sportart gibt, wo Schach. Schach könnte es sein. Aber ich denke, da gehören wir zumindest zu den wenigen Sportarten, wo sowohl die männliche als auch die weibliche Fraktion parallel dran sind. Das ist auch meine Ansicht nach eine Förderung für die Diversity unserer Gesellschaft. Und das ist auch ein Asset, den wir haben und den wir voranstellen müssen. Das heißt, zurückkommt, Leute, wir müssen natürlich zusehen, dass wir unseren Sport nachhaltig ausüben und alles dafür tun, dass er nachhaltig bleibt. Und dann müssen wir es in Kauf nehmen, notfalls, weil es gesellschaftlich so was Schönes ist, so was Gutes ist, dass wir es dann auf jeden Fall behalten.

[SPEAKER 1]Und lieber Hajo, eine Sache, die die FN jetzt auch eingerichtet hat, ist nämlich ein Spendenkonto für die Flutopfer, denn es gibt natürlich nicht nur sehr viel materiellen Schaden und sehr viele Todesopfer, sondern vor allen Dingen auch Reitstelle und Betriebe sind betroffen.

[SPEAKER 2]Ja, ich glaube, wenn man das gesehen hat oder sich die Bilder gesehen hat, das ist so schrecklich. Also wenn man mich gefragt hätte, passiert so etwas in Deutschland? Nein, solche Bilder kennt man aus Bangladesch. wenn solche Flutkatastrophen kommen. Und auf einmal haben wir das hier nebenan, also auch durch unseren Garten, ist auf einmal unser kleiner Bach geflossen und hat die Hälfte des Gartens… Bauch in Solingen. Ja, aber gut, uns ist nichts passiert. Wir haben minimalen Schaden. Nur Otto, unser Rasenmäher, den hat es erwischt. Den haben wir nicht rechtzeitig aus den Fluten rausgeholt. Aber es gibt Ortsteile bei uns in Solingen, die mussten komplett evakuiert werden. Und ich glaube, was jetzt gerade in Rheinland-Pfalz oder auch in Köln passiert, im Westen passiert, ist fürchterlich. Und viele Pferdebetriebe leiden darunter oder sind zu Schaden gekommen. Wir versuchen gerade zusammen zu zählen, wo haben wir denn welche Schäden. Die Reitbetriebe nennen das an die Landesverbände. Und wir haben jetzt schon seit dieser Woche ein Spendenkonto eingerichtet. Wir haben auch schon mit Stand, wahrscheinlich sind wir auch mehr mit Stand, gestern schon über 100.000 Euro wurden innerhalb von vier Tagen gespendet. Finde ich ganz, ganz toll. Aber wir brauchen dann ganz, ganz lange Atem. Ich glaube, dass dort, was da kaputt gegangen ist, bedarf noch mehr Unterstützung.

[SPEAKER 1]Und es hat eine sehr lange Aufbauzeit.

[SPEAKER 2]Und es wird lange, lange dauern. Wenn wir weiterhin unseren Sport betreiben wollen, müssen wir, glaube ich, auch zusehen, dass gerade diese, dass diese Ställe wieder, wieder, wieder aufgebaut werden können. Wir haben es gerade Corona, Corona war schon eine riesengroße Leidenszeit und wo wir auch oder wo die FN, unser, unser Team, und da haben sie, glaube ich, gezeigt, dass sie sehr, sehr gut Krisenmodus können und haben dort eigentlich auch schon gute, tolle Sachen gemacht in der Corona-Zeit für die, für, für die Basis. Aber jetzt kommt halt nochmal die Flutkatastrophe dazu. Und da kann ich nur jeden auffordern, seid solidarisch. Und wenn es nur fünf Euro sind… Jeder Euro zählt. Jeder Euro zählt. Wir werden auch in den nächsten Wochen über die sozialen Medien versuchen, die Möglichkeit einzurichten, dass man ganz einfach mit Online-Payments das Ganze auch noch unterstützen will. Wie gesagt, da brauchen wir einen langen Atem für. Und ich kann da jeden aufräumen. Gebt euer kleines, was ihr quasi einbären könnt, wenn es ein bisschen Taschengeld ist, gebt das mit rein.

[SPEAKER 1]Und wir werden auch das Konto noch in den Show Notes verlinken, dann kann jeder auf die Bankverbindungen zurückgreifen.

[SPEAKER 2]Genau, wenn einer sofort spenden will auf der FN Seite ist das Konto ganz einfach zu finden. Bitte macht das, würde mich freuen.

[SPEAKER 1]Wunderbar. Lieber Hajo, am Ende eines jeden WeHouse Podcasts kommen die vier klassischen WeHouse Fragen. Denen stellt sich jeder Podcast Gast. Und Frage Nummer eins, die ich für dich habe ist, hast du ein Motto nach dem du lebst? Bin ich schon immer gefragt worden.

[SPEAKER 2]Ich habe früher schon mal gesagt, für mich ist, vielleicht nicht überhaupt ein Lebensmotto, es ist vielleicht übertrieben, aber für mich ist ein unheimliches Ding Integrität. Es hat irgendwann mal jemand gesagt, Integrität ist das, wie du dich verhältst, wenn keiner zuschaut. Das ist ein Aspekt von Integrität. Aber das finde ich sehr gut. Das heißt, dass man im öffentlichen Bereich, als auch im nicht öffentlichen Bereich, als auch wenn ich mit mir alleine bin, dass ich mich nicht verstellen muss. Authentizität. Ja, es ist das gleiche, aber geht in die gleiche Richtung. Aber ich bin mit mir im Reinen. Das ist glaube ich etwas, wo ich sagen und da würde ich immer dran, nur dann möchte ich etwas machen, wenn ich da mit mir selber im Reinen bin und das ist für mich das Thema der Integrität.

[SPEAKER 1]Gibt es einen Menschen, der dich vielleicht auch im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?

[SPEAKER 2]Im Hinblick auf die Pferde? Mein erster Reitlehrer war… Das waren Franken dann? Nein, das stimmt nicht. Das war nicht mein erster Reitlehrer. In der zweiten Phase habe ich dann im Schwäbischen angefangen. Da habe ich dann weitergeritten. Wir sind aus dem Fränkischen dann relativ schnell wieder zurück ins Schwäbische, wo wir auch herkamen, gezogen. Schäbisch-Gemünd gewesen und dort im Reitstall, dort der Reitlehrer, das war ein ganz, ich weiß nicht, ob der Begriff noch bekannt ist, Kommisskopf, so ein richtig alter, ein alter, vom alten Schlag, der war früher, war er in der Bundeswehr gewesen, der hat da so eine Reiterstaffel geführt, so ein richtiger alter Kommisskopf. Aber unheimlich gerade und der hat dafür gesorgt, dass die Pferde immer tipptopp in Ordnung standen. Das Pferdewohl war ihm unheimlich wichtig. Und wenn der Woylach, jetzt gibt es Schabracken, früher gab es Woylache, das wurde unter den Sattel gelegt. So eine richtig dicke, feste Decke. Und wenn die nicht richtig gefaltet gewesen ist oder wenn die eine Falte hatte, dann musste man absteigen vom Pferd, musste das Pferd in den Stall führen, musste den Wollach neu falten und dann durfte man wieder in die Halle kommen, wurde das Ganze inspiziert. und dann durfte man wieder aufs Pferd draufsteigen. Also das war durch eine intensive Schule, ich weiß nicht, ob es heute noch so gut ankommen würde, aber hat mich geprägt, denke ich mal, dass man, egal was man tut, das Pferdewohl immer im Blick haben sollte, wenn man mit Pferden umgeht, dass das ganz vorne steht. Ich habe ein Tier, das Tier kann nicht mit mir sprechen, Also muss ich dafür sorgen, oder ist meine Verantwortung eine größere, dass es ihm gut geht. Ansonsten der zweite Mensch, der mich unheimlich geprägt hat, ist immer noch meine Frau.

[SPEAKER 1]Tagtäglich. Tagtäglich, genau. Im positiven Sinne. Anfrage Nummer drei, wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 2]Ja, gerade schon gesagt, das ist das gleiche wie das Pferdewohl. Also egal was ich mache, das Pferdewohl, das hat für mich auch was mit Nachhaltigkeit zu tun. Wenn ich das Pferdewohl nicht im Blick habe, dann wird unser Reitsport nie nachhaltig sein. Wir haben es mit Tieren zu tun, das heißt tendenziell haben wir natürlich immer die Gefahr, dass das zur Leistungssteigerung meines Pferdes auch Mittel eingesetzt werden, die nicht zum Pferdewohl gehören. Damit müssen wir umgehen. Das wird auch immer wieder passieren, weil die Menschen sind ehrgeizig. Das wird immer wieder passieren in Einzelfällen. Aber das ist etwas, wo wir aufpassen müssen.

[SPEAKER 1]Wo bestraft werden muss?

[SPEAKER 2]Natürlich, also wenn ich den Tierquälerei reingehe, muss ich es auch bestrafen. Aber wenn ich sofort von Bestrafung spreche, ich glaube viel wichtiger ist es Aufklärung zu betreiben. Und ich glaube auch nicht, dass ich nachhaltig gute Leistungen bringen kann, wenn ich nicht das Pferdewohl gleichzeitig im Blick habe.

[SPEAKER 1]Und zum Abschluss, vervollständige diesen Satz, Pferde sind für mich.

[SPEAKER 2]inzwischen ein Wegbegleiter geworden. Anscheinend ein Wegbegleiter geworden, weil, das habe ich vorher schon gesagt, immer wieder komme ich zurück zu den Pferden. Ich kann zwar irgendwann selber sagen, jetzt geht es nicht mehr, ich habe keine Zeit mehr, aber irgendwie komme ich zurück zu den Pferden und die Pferde kommen zurück zu mir. Wie jetzt auch wieder, auf einmal aus heiterem Himmel, jetzt bin ich der Präsident.

[SPEAKER 1]Wunderbar.

[SPEAKER 2]Hätte ich vor einem Jahr nie gedacht.

[SPEAKER 1]Manchmal ist es auch immer noch komisch. Lieber Arjo, schön, dass du da warst. Ich wünsche dir viel Fortuna, ein gutes Händchen als FN-Präsident und wir werden das natürlich sehr genau beobachten und alles Gute. Danke dir.

[SPEAKER 2]Danke dir auch.

[SPEAKER 1]Schön, dass du mit dabei warst beim wehorse Podcast. Lass gerne eine 5-Sterne-Bewertung da und abonniere unseren Kanal, dann verpasst du keine der neuen Folgen. Also bis bald.

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