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#80 Michaela Kölbl über den Schlüssel zum stressfreien Verladen

Welcher Reiter kennt es nicht: Ein Turnier steht an oder der nächste Ausflug zum Geländeplatz ist geplant. Doch je näher der Termin rückt, desto weniger bleibt von der Vorfreude. Stress macht sich breit: Der Gedanke ans Verladen überschattet alles.

"Das ist ein Reizthema", bringt Michaela Kölbl es im wehorse-Podcast auf den Punkt. In ihrer langjährigen Tätigkeit als Pferdetrainerin hat sie einiges erlebt. Vor allem hat sie aber Probleme gelöst. Sie hat Menschen den Druck genommen und Pferden Vertrauen geschenkt. "Wenige Menschen verstehen die Natur der Pferde. Aber wenn man da ansetzt, sind die Probleme vom Tisch." Was genau Michaela damit meint und warum die natürlichen Instinkte des Pferdes der Schlüssel zum stressfreien Verladen sind, erfährst du in diesem Gespräch.

Die Arbeit mit Wildpferden in Namibia beschreibt Michaela als echten Wendepunkt. "Das war eine lebensverändernde Erfahrung. Ich habe erlebt, wie schön es ist, mit Tieren zu arbeiten, die noch ein weißes Blatt Papier sind. Du hast eine direkte Verbindung zu den Pferden, da ist nichts dazwischen", schwärmt die Pferdefrau. Welche Trainingsphilosophie Michaela aus diesen Erfahrungen ableitet, erläutert sie im Gespräch mit Christian Kröber. Dabei macht sie Mut und verdeutlicht, wie einfach es gehen kann. Verladen muss kein Drama sein!

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]Herzlich Willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber und heute widmen wir uns einem Thema, das wahrscheinlich jedem schon mal passiert ist, nämlich Aufladen eines Pferdes und welche Probleme dabei entstehen können. Zum Thema Verladetraining haben wir in den vergangenen Wochen mit der Pferdeverhaltenstrainerin und Verladeexpertin Michaela Kölbl einige Onlinekurse kreiert, wie man diese ganzen Probleme auflöst, das Ganze trainiert und auch für sich löst. Darüber habe ich mit ihr gesprochen, über ein paar einfache Regeln, die jeder beachten kann und wie man diese Probleme dann am Ende auch fundamental auflöst. Bevor es losgeht, natürlich noch der große Hinweis auf das wehorse Online Festival am 10.01.2021 unser kostenloses Online-Event mit fünf großartigen Trainern, die präsentieren. Es ist Dr. Britta Schöffmann, Katrin Obst, Lars Meyer zu Baxton, Linda Leckebusch und Christoph Hess. Also aus allen Sparten der Pferdewelt haben wir großartige Trainer in einer kostenlosen Veranstaltung. Die Trainer werden präsentieren und danach gibt es die Möglichkeit Fragen zu stellen und Tickets gibt es unter wehorse.com. Das wehorse Online Festival, fünf Top-Trainer in deinem Wohnzimmer und das Ganze kostenfrei. Also wir sehen uns am 10.01.2021 und jetzt viel Spaß mit Michaela Kölbl. Hallo Michi. Grüß dich. Schön, dass du da bist. Du bist seit neuestem auf wehorse.com zum Thema Verladen. Bist aber nicht nur im Verladen unterwegs, sondern in vielen anderen Bereichen um das Verhalten von Pferd und Mensch. Warum ist aber eigentlich das Verladen und das Aufladen für so viele Probleme?

[SPEAKER 2]Das frage ich mich auch manchmal, ganz ehrlich. Das Interessante ist ja, dass alle Pferderassen und alle Reitweisen, dass man das sieht, dass die Leute beim Verladen Probleme haben. Das hat in meinen Augen damit zu tun, dass ganz wenige Menschen die Natur der Pferde wirklich verstehen. Weil wenn man da ansetzt, dann sind die Verladeprobleme eigentlich vom Tisch. Und ich sage mal, es gibt natürlich traumatisierte Pferde, die hatten schon mal einen Unfall beim Verladen. Das ist ja ganz offensichtlich, dass die ein Problem haben. Aber sehr viele Pferde haben ein Problem, weil die Menschen sie nicht richtig lesen können.

[SPEAKER 1]Also Bedienerprobleme könnte man sagen.

[SPEAKER 2]Bedienerprobleme, ein Manualproblem, ganz genau.

[SPEAKER 1]In der Softwareentwicklung hat man das beispielsweise auch. Da sagt man, es muss so für alle Typen von Personen funktionieren. Das ist ja beim Verladen am Ende auch, weil man mit dem Lebewesen gemeinsam das meistern muss.

[SPEAKER 2]Ganz genau.

[SPEAKER 1]Was sind aus deiner Sicht die gravierendsten Probleme? Woran hapert es bei den Menschen, dass Verladen immer so ein großes Thema ist? Ich meine, nicht nur bei uns, bei WeHouse, sondern auch darüber hinaus. Es gibt große Gurus zum Thema Verladen. Warum ist das so prominent?

[SPEAKER 2]Also das Ding ist einmal, dass es so in den Köpfen der Leute ist. Verladen ist Drama. Ich erlebe das bei meinen Kunden, die schlafen nachts nicht mehr, weil die dann Sorge haben, oh Gott, ich muss mein Pferd verladen. Und haben dann auch schon schlechte Erfahrungen damit gemacht. Aber einfach dieses Thema Verladen ist so ein Reizthema. Das ist einfach so bei ganz vielen. Und dann sind die Probleme natürlich, weil da kommt oft Zeitdruck. Wann müssen die Leute verladen, wenn das Pferd beispielsweise eine Kolik hat? Dann muss das ad hoc in den Hänger. Das heißt, da liegen die Nerven blank, da sind Emotionen da, da ist Zeitdruck, die Leute sind im Stress und dann zeigt das Pferd ein bisschen Widerstand, dann geht das nach hinten los. Und das ist natürlich Futter dann für die nächste Verladensituation, die irgendwann kommt. Viele Leute wollen auf ein Turnier, sind dann auch schon angespannt, denken schon an das Aufwärmen und jetzt muss das Pferd in den Hänger. Also da ist ganz viel Stress ein ganz großer Faktor. Deswegen sage ich immer, wenn sich die Leute Zeit nehmen würden und einfach mal das üben, ohne dass dieser Druck dahinter ist, ohne dass ein Pferd jetzt mal in die Klinik muss oder das Turnier ansteht oder sonst was, dann sind diese ganzen Emotionen auch raus.

[SPEAKER 1]Also Trockenübungen quasi, oder mal zu Hause üben. Ja, natürlich.

[SPEAKER 2]Ja klar, genau. Und ganz konkret, die Probleme, die Leute natürlich mit den Pferden haben, ist Nummer 1, das Pferd geht nicht Richtung Rampe. Das sind also die Pferde, die wie die Parkohr davor stehen, manchmal schon 10 Meter davor, die dann wirklich ihre Füße in den Boden rammen und sich nicht mehr bewegen. Die gehen nicht mehr weiter. Genau, das sieht man sehr oft. Oder die Pferde, die gehen dann mal so die ersten zwei Füße oder die ersten zwei Schritte auf die Rampe und bleiben stehen. Oder es gibt Pferde, die gehen einigermaßen rein und schießen direkt wieder raus. Das nenne ich immer Billardkugel. Die gehen relativ zügig rein, aber die bleiben nicht lange drin, dass die Menschen die Stangen hinten ran machen können. Und dann gibt es Pferde, die haben Probleme beim Fahren. Und dann gibt es welche, die haben bei allen drei Probleme. Also die gehen nicht rein, die bleiben nicht drin und die können auch nicht. Das ist das Worst-Case-Szenario. Das ist das Worst-Case-Szenario. Und Pferde, die sich dann auch während der Fahrt hinschmeißen. Also das ist alles schon da gewesen.

[SPEAKER 1]Ja, es gibt ja immer wieder so auch krasse Geschichten, also das auch bei der Fahrt, aber die Punkte, die du nennst, das sind die üblichsten, die eigentlich auch fast jeder von uns schon einmal selber erlebt hat.

[SPEAKER 2]Ganz genau. Und was natürlich dann auch noch dazu kommt, wenn so die Atmosphäre eh schon so ein bisschen aufgeladen ist, dann kommen dann ja oft immer irgendwelche Leute, die wissen es ja besser, dann sagen die, du musst das machen und das machen. Und dann ist da auch noch so ein Druck von außen. Dann sagen die Leute, du brauchst jetzt eine Pitsche oder einen Besen oder einen Sack über den Kopf oder was weiß ich nicht alles. Und ich habe das jetzt gestern noch gehört, da hatte mich eine angeschrieben, sagt sie, das Schlimmste für mich ist nicht, dass ich mein Pferd nicht direkt verladen kriege, sondern die anderen, die lachen über mich mittlerweile. Ich fummel jetzt schon seit einem halben Jahr rum

[SPEAKER 1]und ich kriege mein Pferd nicht verladen.

[SPEAKER 2]Die dumpfe anderen. Dieses Lächerlich-Machen, das ist für ganz viele eine Riesenhürde. Und deswegen wird dieses Thema verladen, ist das auch so Drama-beladen.

[SPEAKER 1]Jeder hat ja schon eine Situation erlebt, dass man den Besen von hinten nimmt und denkt, jetzt hau drauf, böse gesprochen. Aber das sind dann die Momente, die dann auch so hängen bleiben, die auch ein negatives Trauma am Ende fundieren, oder?

[SPEAKER 2]Also ich sage mal, es gibt Notsituationen. Ich werde dann oft gefragt, was darf man überhaupt machen, was darf man gar nicht machen. Ich sage, wenn eine Notsituation da ist und ich sage, das Pferd muss jetzt in den Hänger, es muss in die Klinik, weil sonst verreckt ist. Dann sage ich immer, es ist wirklich alles erlaubt.

[SPEAKER 1]Alles.

[SPEAKER 2]Also da gibt es auch kein Tabu. Aber das sind wirklich Ausnahmesituationen. Aber wenn es jetzt darum geht, das Pferd zu verladen, weil es auf ein Turnier geht oder man will ausreiten, mal in Urlaub fahren, dann geht es wirklich darum, das Pferd zu lesen und damit vernünftig umzugehen.

[SPEAKER 1]Nun ist Verladetraining ein Baustein bei dir. Du machst natürlich auch sehr viel darüber hinaus. Wie würdest du dich eigentlich selber beschreiben?

[SPEAKER 2]Das ist eine echt fette Frage.

[SPEAKER 1]Wir haben ja auch Zeit, Michi.

[SPEAKER 2]Ich sehe mich ein bisschen als Verhaltenstrainerin für Pferde. Aber eben nicht nur, weil Verhaltenstraining ist oft sehr technisch. Ich bin also nicht eine, die einfach irgendein Schema den Leuten gibt und sagt, mach jetzt eins, zwei, drei und dann ist der Drops gelutscht. Sondern ich sehe mich auch… Ich habe jetzt nicht Psychologie studiert, aber ich interessiere mich schon seit Jahren für Psychologie. Und das ist für mich ein wichtiges Thema im Umgang mit den Menschen. Weil wenn die Menschen ihre Pferde anders verstehen, wenn die ihre Energie anders einsetzen können, dann können die mit den Pferden auch anders arbeiten. Also ich arbeite natürlich mit den Pferden und habe auch da ein Background, dass ich denen Dinge beibringen kann. Aber ich würde mich jetzt nicht als… Ja, wie soll ich das sagen? Es ist schwer zu fassen, weil wenn ich dieses Wort Horsemanship erwähne zum Beispiel. Horsemanship ist auch mittlerweile so durchgenudelt. Jeder macht Horsemanship. Jeder, der irgendeinen Carrotstick hat und drei Pylonen zu Hause hat, der macht Horsemanship mit seinem Pferd. Und das ist auch, wenn so ein Begriff schon so besetzt ist, ist es manchmal schwer, da noch was anderes reinzupacken. Ich lese Pferde und ich bringe Menschen bei, Pferde zu lesen. Und ich bringe denen bei, mit ihrer Energie oder ihre Energie zu steuern. Das setzt voraus, dass sie erstmal wissen, dass sie etwas in sich haben, die Leute, was über Technik hinausgeht, was die meisten aber nicht nutzen. Und ich sage den Leuten auch immer, es geht nicht, jetzt kommen wir wieder zu diesem Verhaltenstraining. Es geht mir zumindest nicht primär darum, das Richtige zu tun, die richtige Technik anzuwenden. Das können ganz viele. Dann sieht man die von außen und sagt, wow, das sieht ganz cool aus, was du da machst. Aber das Pferd reagiert nicht. Und dann sage ich, mir geht es darum, dass die Leute lernen, die Intention hinter dem, was sie tun, dass sie die steuern, dass da eine Klarheit drin ist. Weil das Pferd reagiert mehr auf die Intention, reagiert mehr auf die Energie hinter dem, was wir tun, als auf das, was wir tun. Das ist sehr, sehr spannend. Und die Pferde sind sensibler, als wir das denken. Und das Schöne ist, wenn die Leute das jetzt hier hören, diesen Podcast, können die damit nicht vielleicht viel anfangen, aber wenn die das sehen im Umgang mit dem Pferd, wenn die auf einmal sehen, dass das Pferd aufmacht, wenn die spüren, dass die selber einen anderen Zugang haben zu ihrer Energie und merken, dass eigentlich mit total wenig eine unglaublich große Reaktion kommt, dann sagen die, jetzt weiß ich, was du meinst. Jetzt weiß ich, was du meinst. Und das ist mein Job. Das ist nicht gut zu greifen. Ich kann mich selber auch kaum beschreiben. Das ist mehr ein Gefühl, was ich vermittle. Was aber extrem anfassbar ist, wenn die Leute das tatsächlich erleben. Und die erleben das nach sehr kurzer Zeit. Ich sehe mich als, jetzt kommen interessanterweise, so zeitverzögert kommen die Antworten, ich habe mich immer gesehen als jemand, der anschiebt. Ich bin jemand, der die Pferde und die Menschen auf die Schiene setzt, gibt denen was mit, gibt denen ein paar Impulse und sagt, jetzt lauf da mit und mach dein Ding.

[SPEAKER 1]Also Hilfe zur Selbsthilfe auch.

[SPEAKER 2]Ja, ich bin aber keine Langzeitbegleitung. Ich möchte ein paar Impulse setzen, ich möchte an den Kern der Sache gehen, das ist auch meine Philosophie. Ich behaupte, wenn du an den Kern der Sache gehst, ob das jetzt bei Pferden ist oder bei Menschen oder in irgendwelchen anderen Lebensbereichen, dann hast du nach ganz kurzer Zeit radikale Veränderungen. Ich sage zum Beispiel auch, wenn du Unterricht hast bei einem Trainer und du siehst nicht innerhalb der ersten Session, dass sich grundlegend was verändert, dann ist der Kern nicht getroffen. Und deswegen, ich möchte immer diese Schaltstelle finden und dann kann man das drehen und dann verändert sich ganz schnell was und dann kann ich auch wieder gehen und dann kommen die Nächsten. Und das ist eigentlich für mich so belohnend, weil es nicht einfach irgendeine Theorie ist, sondern die funktioniert tatsächlich. Das geht sehr schnell. Und weil es eben die Arbeit ist mit den Instinkten der Pferde. Und es ist interessant, als du mich vorhin gefragt hast, wie bezeichne ich mich, konnte ich dir gar keine richtige Antwort geben, weil das, was ich mache, ist mir so zur zweiten Natur geworden, dass es mir gar nicht mehr bewusst ist. Es sind die Instinkte. Ich arbeite mit den Instinkten der Pferde und ich arbeite mit den Instinkten der Menschen. Das Problem ist aber sehr oft, und da schließt sich wieder der Kreis zum Verladen, dass die Menschen bewusst oder unbewusst, meistens unbewusst die Instinkte ihrer Tiere unterdrücken, ihre eigenen Instinkte auch unterdrücken und da geht die Verbindung verloren. Und ich bin jetzt eine, die sagt, wir lassen die Instinkte mal wieder raus. Wir unterdrücken die nicht, wir müssen die ja nicht kreieren, die sind ja da, wir müssen die einfach nur wieder zulassen und lenken. Wenn das passiert, das setzt natürlich voraus, wenn der Mensch auch wieder Zugang zu seinem eigenen Instinkt hat, viele unterdrücken das eben, weil sie Angst haben, Instinkte sind sehr kraftvoll, dann lösen sich ganz viele Probleme automatisch und die kommen von innen. Und deswegen sind diese Veränderungen auch so extrem massiv. Also es ist weniger die Technik, deswegen habe ich Probleme mit diesem Wort Verhaltenstraining, wobei das etwas ist, was man natürlich greifen kann. Aber das ist mehr im Außen. Die Technik kommt als Gerlande oben drauf. Aber was es wirklich auslöst, ist dieses von innen heraus, diesen Instinkt zu lenken. Weil dann sind wir eins zu eins mit diesem Pferd verbunden. Und das war für mich eine wirklich lebensverändernde, veränderndes Erlebnis, als ich mit Wildpferden gearbeitet habe. In Namibia. Und da habe ich gesehen, wie schön das ist, wenn du mit Tieren arbeitest, die noch wirklich so ein weißes Blatt Papier sind. Die total roher Instinkt sind. Und jetzt sagen vielleicht viele, ja aber Jungpferde sind doch sowieso alle weiße Blatt Papier. Ne, die sind schon sehr oft benutzt, beschmutzt. Auch Jungpferde heute schon. Auch wenn die noch nicht geritten sind. Aber sehr viel, zu viel menschlicher Kontakt.

[SPEAKER 1]Benutzt man es so in dem Sinne, dass quasi zu viele Einflüsse schon eingewirkt haben?

[SPEAKER 2]Richtig, genau. Und dann auch sehr viel von den Menschen. Jetzt nicht bösartig, aber es gibt sehr viel so eine Vermenschlichung. Da ist das Pferd nicht mehr als Pferd da. Und wenn du jetzt mit so einem Wildpferd arbeitest, dann siehst du erst mal, wie toll das ist, wenn du so eine reine, rohe Natur vor dir hast. Und was mich so fasziniert hat, und das hat wirklich so mein ganzes Training komplett umgestellt, dass du hast eine direkte Verbindung zu diesen Tieren. Da sind keine Filter dazwischen. Wie das bei diesen Tieren ist, mit denen ich so arbeite. Die haben ja alle schon irgendwas auf der Festplatte. Das ist ja auch der Grund, warum die Leute mich anrufen. Die sind gestresst, die Pferde, und die haben Angst, die sind aggressiv oder die sind abgeschaltet. Ganz viele sind abgeschaltet. Und da arbeitest du immer durch Schichten, durch Filter. Wenn du das aber einmal erlebt hast, wie das ist, ohne Filter zu arbeiten, eins zu eins, so ganz roh, da kriegst du Gänsehaut. Und da willst du das auch bei anderen haben. Und das ist einfach so real, so echt. Und als ich dann wiederkam nach Deutschland, ich war auch noch in Deutschland, ich war auch gar nicht lange da,

[SPEAKER 1]das waren vier Wochen, aber die waren so intensiv.

[SPEAKER 2]Da habe ich gewusst, was ich machen muss. Es geht nicht darum, den Pferden oder versuchen, Probleme zu lösen oder Pferde zu verladen. Ja, das mache ich, aber das ist nicht meine Intention. Sondern ich habe verstanden, für mich, es geht darum, die Pferde wieder mit ihren Instinkten zu verbinden und sie wieder in den Zustand ihres Wildpferdes zu bringen. Jedes Pferd hat dieses Wildpferd in sich. Und wenn das wieder da ist, dann ist das ein ganzes Problem. Und wenn das wieder da ist, ist die Kommunikation echt. Und dann kriegst du auch dieses echte Vertrauen.

[SPEAKER 1]Also ich bin da so von fasziniert,

[SPEAKER 2]weil das ist eine so schöne Arbeit, die kannst du auch nicht faken. Also auch so Wildpferde, die sind natürlich wild, klar, die sind reaktiv, die sind sehr schnell, die sind, die erschrecken sich schnell. Aber wenn du sie wieder mit den Pferden

[SPEAKER 1]in den Zustand bringen kannst,

[SPEAKER 2]dann ist das eine tolle Arbeit. Und wenn du die nicht brichst, wenn du diesen Spirit nicht brichst, die Instinkte und die Natur intakt lässt, dann arbeiten die für dich. Und das kannst du auch mit Pferden machen, die eben auch schon richtig was erlebt haben. Ob das jetzt am Hänger ist oder am Boden. Ich sage mal, die Leute führen ihre Pferde und die Pferde laufen die über den Haufen oder lassen sich nicht vernünftig führen oder erschrecken sich, reißen sich los oder unterm Sattel. Diese ganzen Verhaltensauffälligkeiten, die Pferde können sich lösen, wenn du den Instinkt wieder erlaubst

[SPEAKER 1]und die lenkst. Also für mich ist das Fazit,

[SPEAKER 2]also meine Arbeit oder die, ich sage mal so, diese Headline ist, dass die Pferde oder ich sage mal, diese Verhaltensauffälligkeiten, die sehr viele Pferde zeigen, dass das nur das Resultat ist von unterdrückten Instinkten. Und damit ist es auch klar,

[SPEAKER 1]dass das nicht nur das Resultat ist von unterdrückten Instinkten. Und am Ende kommt es quasi weniger auf die Methodik an, also Schritt 1, 2, 3,

[SPEAKER 2]sondern mehr auf die Connection, die ich habe und was ich daraus dann baue. Ganz genau, das ist ein Abfallprodukt. Ganz genau. Es ist aber schwer, das in Worte zu fassen. Guck mal, wie lange ich jetzt darüber gesprochen habe, um dieses Gefühl irgendwie zu transportieren. Hätte ich jetzt gesagt, ja, da gibt es ja viel in diesen Horsemanship-Schulen, da gibt es diese Games, deswegen ist das ja auch so verbreitet und so auch erfolgreich. Was ich aber erlebt habe, auch mit Kundenpferden, und ich sage nicht, dass diese Games schlecht sind, aber es geht um die Anwendung, es geht um die Intention dahinter. Sehr viele von den Pferden sind nachher echt abgeschaltet. Die sind so drüber, das sind Zombies. Weil die Leute denken, sie müssen jetzt das alles durchnudeln und dann haben sie die Verbindung. Und dann kommst du hin und sagst, das Ding ist genauso unterdrückt wie vorher auch. Nur glaubt mal, man hat jetzt irgendwas Gutes getan. Und deswegen bin ich da immer ein bisschen vorsichtig, das in so ein Schema zu packen. Es ist aber auch, und das ist auf der einen Seite der Segen und Fluch meiner Arbeit, so schön und so echt und so besonders die ist, ich weiß aber, dass ich damit nur ganz wenige Menschen erreiche. Weil die wenigsten eben nicht bereit sind, sich für diesen Weg zu entwickeln. Und ich glaube, das ist auch ein guter Weg, um den Weg zu öffnen,

[SPEAKER 1]weil der so anders ist als der andere, der so gepredigt wird.

[SPEAKER 2]Glaubst du, dass das so ist, dass sich da auch in gewisser Weise was ändert? Ich glaube schon, dass sich was ändert. Weil die Leute fühlen, die fühlen, dass da was fehlt. Die merken, die machen gewisse Dinge und sagen, ja, ich mache das, aber irgendwas fehlt da noch, oder… Also eine andere Art von Bedeutung kann Themen befördern. Wenn man nur eins werden lässt. Aber insgesamt, was ich gerne sehe und was ich mehr OVERNEESTin ganz optimal find. Und die sind nicht neugierig, die fließen da allereine. Die fließen auf jeden Fall weil sie abgesehen sind von diesen diesen Und die hat das auch umgesetzt mit ihren Schülern. Und die sagt, das ist Wahnsinn, wie schnell das geht. Ich will damit nur sagen, wenn du eine Bereitschaft hast, du suchst nach etwas, du weißt noch nicht genau, was es ist, aber du siehst es dann irgendwann und weißt du es. Und ich glaube schon, dass die Leute offener sind. Aber besonders die, die, ich sag mal, die auch den Mut haben, sich auf ihren eigenen Verstand zu verlassen.

[SPEAKER 1]Und sich da quasi zu öffnen.

[SPEAKER 2]Und nicht einfach nur das nachplappern, was die breite Masse macht. Das erfordert natürlich auch eine gewisse Selbstsicherheit.

[SPEAKER 1]Offenheit dafür.

[SPEAKER 2]Offenheit, aber auch zu sagen, ja selbst wenn jetzt 90 Prozent das so machen, ich mache es jetzt trotzdem anders. Ich merke das ja, wenn ich in Ställe komme. Ich sag jetzt mal, klassische Ställe zum Beispiel. Und da werden jetzt bestimmte Dinge in einer gewissen Art und Weise gemacht. Jetzt komme ich und jetzt kommt die Tante mit der Flag. Jetzt kommt die mit dem Strick und dem Knotenhals. Da rollen die schon mal die Augen. Und wenn dann ein Reitschüler oder ein Schüler von mir Bodenarbeit verladen, muss ich dann rechtfertigen vor seinen Stallkollegen. Das ist schwer, weil da ist so viel Peer Pressure.

[SPEAKER 1]Also quasi auf Deutsch, Druck unter den Kollegen.

[SPEAKER 2]Ja natürlich. Also Druck in dem Fall unter den Stallgenossen, unter den Miteinstallern. Und das geht jetzt nicht nur darum, dass die Leute eine Offenheit brauchen. Es geht auch darum, dass sie den Mut haben zu sagen, ja auch wenn ich jetzt anders bin, weil ich die Tante hier in den Stall hole, weil ich daran glaube, dass es funktioniert, ich bleibe da stehen. Ich mache das. Und da merke ich, da gibt es nur wenige von. Du merkst es auch. Das finde ich auch das Spannende bei der Arbeit mit den Pferden. Du beobachtest, wie die mit ihrem Pferd umgehen. Und ich sage immer, wenn ich zu neuen Kunden gerufen werde, ich will auch gar nicht so viel Geschichte von denen hören, sondern ich sage, jetzt mach doch einfach mal, zeig mir mal, wo ist gerade der Status Quo. Zeig mir das mal in 5 oder 10 Minuten. Und dann gucke ich denen zu und sehe, während sie das machen, wie sie sind. Also auch unabhängig vom Pferd. Auch wenn du nachher mit denen redest, das ist alles synchron.

[SPEAKER 1]Das Pferd hat wahrscheinlich auch so ein bisschen Abbild des Besitzers.

[SPEAKER 2]Ja natürlich. Also das ist im Prinzip nochmal so ein Vergrößerungsglas, ohne dass ich das seziere. Ich beobachte das einfach nur. Und dann redest du mit den Leuten und dann passt es auch manchmal. Dann siehst du, ja, das ist jemand, der ist sehr unsicher. Oder das ist jemand, der ist so ein bisschen überselbstbewusst. Da merkst du ganz genau, das ist fake. Aus der Unsicherheit heraus kommt da sehr viel über Präsentation. Und das finde ich auch das Spannende. Deswegen ist das so transparent und so reell.

[SPEAKER 1]Das WeHorse Online Festival am 10.01.2015. Großartige Top Trainer, kostenfrei das Ganze geliefert in euer Wohnzimmer. Ihr braucht nur Internet. Mehr braucht ihr nicht. Und sichert euch jetzt euer kostenfreies Ticket unter wehorse.com.wehorse.com.festival.de. 100% kostenfrei Dr. Britta Schöffmann, Katrin Obst, Lars Mayer zu bechsen. Linda Lecke-Busch-Stark und Christoph Hess. Wie kann ich diese Connection denn erreichen? Also du hast es beschrieben, warum das wichtig ist. Aber wie kann ich das erreichen? Also jeder kennt ja die Situation, dass man Probleme mit seinem Pferd hat. Das kann ja von der fliegende Wechsel klappt nicht bis hin zu es geht nicht auf den Hänger oder es schlägt nach anderen Menschen. Also es ist ja eine Vielfalt an Dingen, die passieren können. Wie kann ich diese Connection wieder aufbauen?

[SPEAKER 2]Das fängt damit an, ich sage immer egal was du für ein Problem hast, ob das jetzt am Hänger ist oder tatsächlich unter dem Sattel, wo das Pferd bockt oder kickt oder beißt, fang immer am Boden an. Das ist Nummer 1. Fang am Boden an. Und was heißt das jetzt? Ich mache es jetzt mal ganz anfassbar, dass die Leute sich da was darunter vorstellen können. Ich arbeite mit einem Knotenhalfter, aus dem Grund, weil das einfach eine bessere Signalwirkung hat als ein Stahlhalfter. Dann arbeite ich am Anfang mit einem langen Strick. Und lang heißt in dem Fall 7 bis 8 Meter Strick. Und dann arbeite ich mit einer Fleck. Fleck ist ein Stab mit einer Tüte dran, die raschelt.

[SPEAKER 1]Kann man sich auch jeder selber zusammenbauen?

[SPEAKER 2]Kann sich jeder selber zusammenbauen. Habe ich früher auch gehabt, Gärte und Tüte dran.

[SPEAKER 1]Oder so eine längere Longierpeitsche geht auch?

[SPEAKER 2]Nee, das wäre nicht so, weil die ist dann zu lang oft. Die biegt sich zu viel. Also so eine, ich sag mal 1,20 Meter im Schnitt, so was in der Art. Und dann eine Tüte.

[SPEAKER 1]Und eine Dressur Gärte.

[SPEAKER 2]Ja, ich kenne mich da jetzt nicht so mehr aus, aber ungefähr so was in der Art. Das sind also meine Tools. Und dann fange ich erstmal an, wir hatten eben über die Instinkte gesprochen. Weil ich brauche den Zugang zu den Instinkten. Jetzt mache ich die Pferde erstmal wach. Das ist Nummer 1. Und das ist aber das erste, wo die Leute schon in Ohnmacht fallen. Das heißt, ich fange jetzt an mit dieser Fleck, die auch ein bisschen raschelt. Und die meisten Pferde, ich sag mal 99% der Pferde haben das noch nie in ihrem Leben gehört, gesehen. Das heißt, ich erschrecke die.

[SPEAKER 1]Das ist schon ein ganz neuer Impuls dann quasi.

[SPEAKER 2]Ein ganz komplett neuer Impuls.

[SPEAKER 1]Etwas, was sie noch nie gesehen haben.

[SPEAKER 2]Richtig. Und im Prinzip träge ich den Fluchtinstinkt. Ganz bewusst. Also ich wedel mit der Fleck, die wissen gar nicht, wo das herkommt, dann geht erstmal die Post ab. In den meisten Fällen. Manche Pferde blockieren auch sofort und gehen rückwärts. Das ist auch immer sehr interessant, wie die erste Reaktion auf die Fleck ist. Da gucke ich genau hin, kriegst du ganz tolle Rückschlüsse auf das, was ist.

[SPEAKER 1]Kann man direkt das Pferd auch einschätzen, ne? Ist es ein bisschen musikalisch? Zieht es sich zurück?

[SPEAKER 2]Ja, ganz genau. Also wenn du mit der Fleck wedelst und die fangen an zu blockieren, die ziehen sich zusammen und gehen tendenziell rückwärts. Dann weißt du schon ganz genau, das ist genau das, was der unter dem Sattel macht, das ist das, was der am Hänger macht. Sobald der Druck kriegt, fängt der an, in diese Rückwärtsbewegung zu gehen. Manchmal ist das eine Sache von ein, zwei Sekunden, aber dann weißt du genau, was passiert. Und das deckt sich 100% immer mit dem, was die Leute sagen. Und dann gucke ich, dass die auf diese Fleck, auf diese Bewegung, dass die nach vorne gehen. Wenn du das mit einem Wildpferd machen würdest, du würdest mit der Fleck wedeln, die würden einfach nur nach vorne gehen, die würden nicht blockieren. Die würden einfach nur nach vorne gehen. Und dann bist du aber einmal wieder mit diesem Instinkt connected. Und das heißt nicht, dass du stundenlang im Kreis rennst, bis dir die Zunge aus dem Hals fällt. Du machst dich auch nicht müde, das ist nicht der Sinn der Sache, sondern die mal kurz aufwecken.

[SPEAKER 1]Impulse zu spüren.

[SPEAKER 2]Und du siehst es anders. Leute haben damit Probleme, weil die sagen, jetzt reißt du den Kopf zu hoch, jetzt drückt er den Rücken weg. Ist egal. Ist vollkommen egal, was die machen. Die sollen erstmal wieder in diesen Go-Modus kommen. Auch wirklich nicht wirklich kontrolliert. Die einzige Kontrolle, die du hast, ist der lange Strick. So, und wenn du dann merkst, dass die wieder an sind, die Augen werden größer, das fühlst du sofort, dann musst du auch nicht fragen, wenn du dir die Frage stellst, ist er jetzt an oder nicht, dann ist das wahrscheinlich nicht. Weil wenn das ist, weißt du es.

[SPEAKER 1]Aber reagiert das Pferd gegenüber dir dann anders als gegenüber der gewohnten Person? Das ist ja auch ein Thema.

[SPEAKER 2]Am Anfang ja, deswegen mache ich das auch am Anfang.

[SPEAKER 1]Aber diese Gewohnheitssachen hat das eingefahren.

[SPEAKER 2]Das ist richtig, am Anfang mache ich das auch, weil ich habe keine Sorge, wenn das Pferd mal wegrennt. Viele Leute wissen ja gar nicht, was sie machen sollen, dann sind die, ich sag mal, die wedeln damit der Fleck, aber die Absicht dahinter, das was ich eben gesagt habe, die ist eher, oh ich trau mich nicht. Was ist, wenn das Pferd wegrennt? Was ist, wenn es mir einen Strick durch die Hand reißt? Die Sorge habe ich ja gar nicht. Deswegen habe ich eine andere Präsenz, auch weil ich das einfach schon öfters gemacht habe, ganz klar. Dann sehen die Leute das aber, die Pferdebesitzer stehen ja dann oft am Rand und gucken sich das an und sagen, ah ok, ja da geht aber jetzt auch nicht die Post ab. Nachher könnt ihr das auch selber machen, weil die sehen, es passiert ja nichts. So aber wenn sich das Pferd dann einigermaßen beruhigt hat, ist in diesem wachen Zustand, dann ist es eigentlich erst bereit, dass ich mit ihm kommuniziere. Erst dann. Und dann fange ich an die Füße zu bewegen in die Seite. Das heißt dann wird es spannend. Dann vorher bewege ich die Füße nach vorne, mache die an und dann fange ich an.

[SPEAKER 1]Also Füße bewegen nach vorne heißt quasi, ein Pferd geht nach vorne im Schritt oder im Trab oder rückwärts, aber nicht seitwärts.

[SPEAKER 2]Aber rückwärts auch nicht, sondern nach vorne. Füße bewegen heißt in dem Falle nach vorne und erstmal go. Es geht nicht darum schneller Trab oder Glopp, aber go heißt go.

[SPEAKER 1]Also auch das Fluchtinstinkt des Pferdes ein bisschen nutzen.

[SPEAKER 2]Ja, richtig. Das ist Nummer eins. Und dann, wenn du merkst, das Pferd ist an, du fühlst wirklich, dieses Pferd ist nach vorne orientiert. Da ist nichts Klemmiges dabei. Das siehst du viel bei Pferden, die sehr viel mit Schlaufzügen geritten werden. Wenn du die mal loslässt, die sind sehr verhalten, die machen kleine Schritte, die gehen nicht aus sich raus.

[SPEAKER 1]Weil die auch Angst haben sich vielleicht zu schlossen vorne.

[SPEAKER 2]Richtig. Ja, aber du nimmst ja, du hast ja nichts, ich habe ja Knotenhalter. Du nimmst ja alles weg. Aber die sind dann oft noch selber in dem Bewusstsein, dass die eingeengt sind. Jetzt lässt du die mal frei und am Anfang sind die möglicherweise sehr klemmig. Aber du möchtest, ich sag mal, dieser Zustand ist erst erreicht, wenn du merkst, das Pferd geht frei vorwärts. Wenn du das hast, fängst du an, eine Vorhandwendung zu machen aus der Bewegung. Das heißt, du verschiebst die Hinterhand. Dann verschiebst du die Schulter. Das heißt, du hast einen Richtungswechsel. Und du kommst über diese Bewegung der Füße, das klingt so banal, kommst du in den Kopf von diesen Pferden. Das heißt, für das Pferd ist das, in seiner Sprache heißt das, da ist jemand, der bewegt meine Füße, da ist jemand, der hat einen Plan, da ist jemand, der passt auf mich auf. Das ist in der Pferdesprache das. Und das hat nichts mit Dominanztraining oder sonst irgendwas zu tun. Das wird ja auch gerne so verkauft. An diesen Horsemanship-Schulen. Da rufen mich Leute an und sagen, kannst du mal Dominanztraining mit meinem Pferd machen? Ich sag, nein. Warum geht das nicht? Das ist die falsche Absicht. Es geht niemals um Dominanztraining. Es geht darum, dass du in der Sprache der Pferde kommunizierst.

[SPEAKER 1]Und die Augenhöhe quasi dadurch auch bewahrst.

[SPEAKER 2]Genau, ganz genau. Und alleine durch diesen banalen Prozess, dieses Anmachen, Füße bewegen nach vorne und dann Füße bewegen zur Seite, also Vorantwendung aus der Bewegung, die müssen ihren Hintern verschieben, Schulter bewegen, also Hinterantwendung, da werden die so wachsam und dann sind die in diesem wirklich idealen Zustand. Da sind die wirklich in diesem Zustand von einem Wildpferd. Die sind dann so schön balanciert. Und das ist dann der Moment, wo du Sachen draufpacken kannst. Dann sind die in dem Zustand, wo die Druck verpacken. Da sind die so weit, wo du sagen kannst, jetzt geh ich zum Hänger. Jetzt können sie es handeln. Vorher können sie es nicht handeln. Und das ist etwas total Fundamentales. Für manche, wenn man denen das auch so erklärt, die sagen, ja und was noch? Ich sage, das ist es. Du siehst die Veränderung teilweise innerhalb von 10 Minuten. Das ist sich komplett verändert. Und das ist dann nicht, dass das nur 10 Minuten hält, sondern das ist dann, als wenn die nicht mehr zurück können. Du hast die einmal wach gemacht. Und dann geht es natürlich darum, den Leuten zu sagen, Leute, behandelt eure Pferde wie Pferde. Ihr sollt ja eure Turniere gehen. Ihr sollt das alles machen mit euren Pferden. Das ist alles gut, aber auf einer anderen Basis. Dann hast du einen anderen Zugang. Und dann kriegst du bei den Leuten, egal welche, ich seh das ja, ob das jetzt Vielseitigkeitsreiter sind, Dressurreiter, Springreiter, Westernreiter, Wald- und Wiesenreiter, die wollen im Prinzip alle, dass das Pferd ihnen vertraut. Das ist das große Ding. Wir wollen, dass das Pferd bei mir ist. Und das kriegst du darüber. Da kriegst du dieses echte Vertrauen.

[SPEAKER 1]Und dann wird auch die Aufgabe irrelevanter, oder? Dann ist ja egal, ob es jetzt um Verladen geht oder vielleicht darum, einen Springkurs zu absolvieren oder andere Dinge. Wenn diese Connection da ist, ist man auf jeden Fall sicherer, gemeinsam das zu meistern.

[SPEAKER 2]Auf jeden Fall. Da ist es nicht mehr dieser Zweifel, sondern du weißt, da ist eine Grundhaltung beim Pferd da, ein gewisser Geisteszustand, wo du spürst, ja das Tier ist bei mir. Du weißt es einfach. Das ist so dieses Wissen ohne es zu wissen. Und ein Gefühl der Sicherheit. Weil oft sind die Leute sehr unsicher und stellen das dann in Frage, ja ist das Pferd jetzt bei mir oder nicht? Da gibt es diese Frage nicht mehr. Und da befinden wir uns auf einer ganz anderen Ebene. Also da geht es nicht um, bring dem Pferd jetzt eins, zwei, drei bei, sondern danach ist es genau wie du gerade gesagt hast, eigentlich vollkommen irrelevant, was du mit denen machst. Und das Schöne ist auch noch, dass wenn du diese Pferde einmal wieder mit ihrem Instinkt, ich sag nicht verbindest, sondern den Instinkt zulässt, weil wie gesagt der Instinkt ist ja da, der ist nur sehr oft unterdrückt. Dann hast du auch wieder richtig noch schöneren Zugriff auf all das, was das Pferd irgendwann schon mal gelernt hat. Ich hatte mal, das war wirklich so ein Extrembeispiel, eine Dressurreiterin, die ist für die französische Nationalmannschaft geritten, für den Kader. Und die hatte jetzt das Problem, dass ihr Pferd sich vor allem erschreckt hat. Konnte die ganzen Grand Prix-Lektionen in- und auswendig, aber war im Viereck einfach eine Erfolgskatastrophe. Und jetzt habe ich mit der gearbeitet, das heißt mit dem Pferd. Und hab den natürlich auch erstmal angemacht. Aber wenn du jetzt so ein Pferd so eine Million Euro kostet, dann bist du natürlich ein bisschen vorsichtiger. Ich weiß noch, dass die Dame sagte, ich hab Sorge, dass der nachher, wenn du den so anmachst, weil ich hatte ihr das vorher erklärt, was ich mache, dass der dann nachher seine ganzen Lektionen vergisst. Also dass der dann jetzt auf einmal Blut leckt und hat jetzt ein Flur im Ohr und fängt jetzt an, die Dinge nicht mehr zu machen. Ich sag, nee, nee, nee, das ist genau das Gegenteil. Das, was wir hier machen, wir durch dieses Aktivieren oder diesen Instinkt wieder zulassen, das ist, als wenn du in dieses Haus einfach mal die ganzen Fenster und die ganzen Türen aufmachst. Und da kommt jetzt mal ein richtiger Wuschwind rein, frische Luft und das macht alles das, was das Pferd gelernt hat irgendwann, das macht es schöner. Das heißt, da kommt der Glanz, da kommt der Ausdruck. Das ist das, was du mit dieser Arbeit machst. Du nimmst nicht ein bisschen weg von dem, was das Pferd irgendwann mal gelernt hat. Nicht ein bisschen. Das ist, als wenn du da einen Lichtkegel draufwirfst. Das wird schöner. Und du siehst das, die Pferde präsentieren sich anders, weil das von innen kommt. Und deswegen ist es auch uninteressant, ob das Dressurleute sind oder Western oder, es ist egal, es funktioniert. Aber es ist ein komplett anderer Ansatz.

[SPEAKER 1]Wie kann ich mich auf die individuellen Charaktere einstellen? Weil das ist ja, wie du sagst, nicht immer Schema F. Ich kann jetzt nicht die Schablone rausnehmen, auch wenn wir beispielsweise in den Online-Kursen beim Verladen gibt es ja auch schon konkrete Tipps, wie man das machen kann. Aber ich habe ja immer ein individuelles Pferd vor mir. Und am Ende auch einen Charakter. Wie kann ich mich am besten darauf einstellen?

[SPEAKER 2]Oft ist es ja so, dass wir unser eigenes Pferd durch unsere eigene Brille sehen. Es gibt Pferde, ich unterteile die immer, das ist jetzt wirklich ganz grob, es gibt so viele Untertypen. Es gibt die Parkuhren, das sind eher so die phlegmatischen, lethargischen, die kommen nicht in die Puschen, ist aber auch oft rassebedingt. Dann gibt es so die Workaholics, die sind immer unter Strom, die geben immer Gas. Und dann gibt es eigentlich so dieses Ideale dazwischen, das ist der Energiesparer. Der Energiesparer ist eigentlich das Wildpferd. Das Wildpferd ist die Perfektion des Energiesparers.

[SPEAKER 1]Weil es immer weiß, wann es Energie sparen muss, weil ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal was zu fressen, zu trinken kriege und so weiter?

[SPEAKER 2]Ganz genau. Das sind die Pferde, die kannst du anmachen und die kannst du wieder ausmachen. Jetzt sind aber viele Leute, weil du gerade sagst, du musst dich individuell darauf einstellen. Das steht und fällt aber auch mit. Du kannst das ja nie objektiv sehen. Ich habe das schon so oft erlebt, da sind vermeintliche Parkuhren, die sind aber gar keine Parkuhren. Die stehen in Wirklichkeit unter Strom, die haben sich nur abgeschaltet.

[SPEAKER 1]Die wurden zur Parkuhr gemacht.

[SPEAKER 2]Dann wird es nämlich komplex, das ganze Ding. Weil die Leute haben, ich sage es mal, mit denen weiß ich nicht was. Die haben die konditioniert und weiß ich nicht, was alles gemacht, weil denen das alles too much war und jetzt haben sich die Pferde runtergeschaltet und jetzt sind die Leute im Glauben, sie haben so etwas Schläfriges da. Dabei ist das gar nicht so. Die sind in Wirklichkeit ganz anders. Also wenn die Prämisse falsch ist, wird das ganze Training sich dann auch, das wird nicht passen. Oder umgekehrt. Du hast ein Pferd, was extrem unter Strom ist oder die Leute sagen, mein Pferd ist immer so, er schreckt sich immer und es ist nach ganz kurzer Zeit ersichtlich, dass dieses Pferd eigentlich ganz cool ist, aber es reagiert sehr stark auf die Energie von den Besitzern, die auch immer sehr unter Strom ist, sehr unsicher. Das heißt hier arbeite ich mit dem Menschen. Weil jedes Pferd will eigentlich, und das ist das Schöne, wenn du die Instinkte wieder nutzt, jedes Pferd will ein Energiesparer sein. Und jedes Pferd ist eigentlich auch ein Energiesparer. Da willst du aber hin. Das heißt, unabhängig davon, was dieses Pferd in den Augen der Leute ist, mache ich erstmal dieses, wir machen jetzt das Pferd erstmal an. Und dann sagen viele, aber der ist doch schon so an. Du kannst ja jetzt nicht, wo soll das denn hingehen? Guck, der ist doch schon so unter Strom. Ja, ja, gerade deswegen müssen wir das machen. Weil da sind wieder diese Schichten oben drauf. Und es ist schwer zu erklären, was da passiert, aber es passiert innerhalb von kurzer Zeit etwas und die Pferde, das ist als wenn die sagen, endlich versteht mich mal einer. Endlich kann ich mich mal entspannen. Weil am Ende des Tages wollen sich die Pferde alle entspannen. Die wollen alle in die Ruhe. Und wenn die Leute das dann auch einmal sehen, dann kriegen die einen neuen Bezug. Das heißt, die fangen auf einmal an, ihr Pferd neu zu sehen. Und ich habe so viele Aha-Erlebnisse, dass sie sagen, boah, ich wusste gar nicht, dass der das, das habe ich gar nicht gewusst. Das heißt, die kriegen auf einmal so eine neue Wertschätzung auch ihrem Tier gegenüber. Und dann weiß ich, dann ist eigentlich alles möglich. Was ich also mache, unabhängig davon, was die Leute mir erzählen, ich lasse das Pferd erstmal erzählen. Das ist auch so ein Pferd. Ich habe jetzt die Geschichte von deinem Herrchen, von deinem Frauchen gehört, jetzt erzähl du mal, wie sieht es denn wirklich aus? Wie geht es dir? Das ist wie so ein Dialog.

[SPEAKER 1]Fast wie eine Paartherapie.

[SPEAKER 2]Das ist wie ein schlechtes Licht zu bringen und zu sagen, Mensch, guck mal, was du mit deinem Pferd gemacht hast. Das geht nicht. Für mich geht es in meiner Arbeit darum, die Menschen und die Pferde intakt zu lassen. Weil wir tun alles, die Pferde tun alles, was sie machen, weil sie glauben, sie müssen es machen. Auch die Dinge, die für uns vielleicht unverständlich sind. Das heißt, wenn das Pferd jetzt beim Verladen rückwärts geht oder vielleicht sogar steigt, dann regen sich viele auf. Dann sage ich, ja das ist aber das, was das Pferd glaubt, was es machen muss. Das hat es irgendwann beigebracht gekriegt. Unbewusst. Und wenn man einmal diese Einstellung hat und das so sieht, dann kannst du gar nicht mehr wütend werden. Und bei den Leuten ist es genauso. Bei uns Menschen. Alles, was wir tun, das tun wir doch eigentlich im besten Sinne. Wir wollen das Beste. Und dann ist das vielleicht manchmal nicht das Tollste, aber wir glauben, wir müssen das so machen. Es gibt immer einen Grund. Wir verstehen den nicht immer. Und bei Pferden verstehen wir auch nicht immer den Grund. Aber wenn du weißt, es gibt einen Grund, dann nimmst du die Schärfe raus. Das ist übrigens etwas, was in meinem Training extrem wichtig ist. Ich will den Druck rausnehmen. Mir geht es nicht darum, noch mehr Druck draufzupacken. Weil die ganzen Probleme am Boden, am Hänger und am Sattel, die haben auch damit zu tun, dass zu viel Druck da ist. Und wenn ich jetzt hinkomme und sage, jetzt müssen wir folgendes machen. Du musst jetzt eins machen und zwei machen und das machen und das musst du im Pferd bereiten und du musst an dir arbeiten. Das ist so viel Druck. Wenn du aber hingehst und sagst, wir nehmen jetzt mal den ganzen Druck weg, du musst mal gar nichts machen, du musst gar nichts machen, dann entsteht ein Raum und in diesem Raum kann wieder Neues entstehen. Das sind wir in einem ganz anderen Zustand. Und das passiert auch ohne, dass man das groß erklären muss. Die Leute spüren das. Da sind wir wieder bei der Energie. Die Pferde reagieren auf unsere Energie, nicht auf unsere Worte. Denen ist scheißegal, was wir sagen. Denen ist das total egal. Es geht um, ist das was du tust synchron mit dem was du ausstrahlst. Und wenn die Menschen dahin kommen und wenn sich ihre auch selbst mehr bewusst, dann können die mit ihrem Pferd klarer kommunizieren.

[SPEAKER 1]Also liegt der Schlüssel im Endeffekt beim Menschen.

[SPEAKER 2]Auf jeden Fall.

[SPEAKER 1]Und daraus entwickle ich dann quasi den Rest.

[SPEAKER 2]Ganz genau. Und das Schöne ist ja auch, dass wenn du mit Pferden arbeitest und mit Menschen und die offen sind, was wir eben schon gesagt haben, die Bereitschaft haben, die tragen das ja auch in ihr Leben ohne die Pferde. Das bleibt ja nicht am Pferd, das bleibt ja nicht im Reitstall, sondern es verändert sich etwas in denen. Eine Art von, ich kann ja tatsächlich das mal so und so machen. Das ist das Schöne. Das wächst von innen nach außen. Das betrifft alle Lebensbereiche. Deswegen ist das nicht einfach nur eine Verhaltenstechnik oder sonst irgendwas, sondern es wächst etwas von innen. Eine neue Energie, die vorher unterdrückt war. Und die, wie ich das eben erzählt habe, wenn die Fenster aufgehen, da kommt einmal so ein Wind rein. Das geht durch alle Lebensbereiche durch. Und dann passiert was mit den Leuten. Und das ist total schönes zu sehen.

[SPEAKER 1]Großartig. Liebe Michi, am Ende eines jeden WeHouse Podcasts haben wir die vier klassischen WeHouse Fragen, die natürlich auch auf dich warten, wie auf jeden der bisherigen, ja knapp 80 Podcast Gäste. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto nach dem du lebst?

[SPEAKER 2]Boah, das ist jetzt echt eine Frage. Ich habe bestimmt eins, das fällt mir jetzt aber nicht ein. Gar kein Motto. Sei offen. Das ist jetzt so platt. Das passt jetzt nicht.

[SPEAKER 1]Das sind so diese abgegriffene. Irgendwas hast du aber bestimmt.

[SPEAKER 2]Ich habe bestimmt eins. Also mir gefällt ein Spruch sehr gut. Menschen, es ist egal wie viel du weißt, solange sie nicht wissen, wie sehr du ihnen bedeutest.

[SPEAKER 1]Dann Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen oder eine Person, die dich auch im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?

[SPEAKER 2]Das war mein Mentor Don Barnes aus Oregon. Ganz genau. Der hat mich sehr geprägt. Da warst du eingezahlt. Ja, der hat mich sehr geprägt. Das war wie eine Vaterfigur für mich. Der hat mir so viel beigebracht, auch unabhängig der Pferde. Was ich aber interessanterweise erst Jahrzehnte später verstanden habe. Also das, was ich damals gelernt habe, das war Anfang 1990, das war kurz nach der Schule. Das war schon tausend Jahre her. Da gab es natürlich keine Handys zum Aufnehmen und nichts. Das ist alles in meinem Kopf. Aber ich habe damals auf einer Ebene was verstanden, aber jetzt Jahrzehnte später hat es erst Klick gemacht auf einer anderen Ebene. Also dem habe ich ganz, ganz viel zu verdanken, dem Don.

[SPEAKER 1]Dann Frage Nummer drei. Wenn du Reitern bzw. Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 2]Nutze die Instinkte. Nutze die Instinkte und unterdrücke sie nicht. Ich habe keine Angst vor Instinkten.

[SPEAKER 1]Und dann zum Abschluss vervollständige noch diesen Satz. Pferde sind für mich.

[SPEAKER 2]Ein wunderbarer Spiegel unserer Seele.

[SPEAKER 1]Wunderbar. Vielen Dank Michi, hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich danke dir Christian. Die Weihnachtszeit steht vor der Tür. Wie wirst du Corona-Weihnachten verbringen?

[SPEAKER 2]Ich werde mit meinen engsten Liebsten Weihnachten verbringen und ich freue mich drauf.

[SPEAKER 1]Wunderbar. Also zwei der drei Online-Kurse, die wir mit dir haben, sind schon live. Also guckt sie euch gerne an. Verladetraining mit Michi Kölbe. Hat mir sehr viel Spaß gemacht Michi und schön, dass du dabei warst. Ich danke dir. Wir genießen jetzt die schöne Aussicht. Wir sind nämlich in einer Sturmfreien Bude in Düsseldorf. Sehr schön. Und werden jetzt den Blick über die Stadt genießen. Also danke dir Michi.

[SPEAKER 2]Ich danke dir Christian.

[SPEAKER 1]Schön, dass du dabei warst beim wehorse Podcast. Wenn du magst, lass uns gerne eine Bewertung da und abonniere uns auf der Podcast-Plattform, auf der du uns hörst. Du findest uns auf Apple Podcast, auf Google Podcast, Deezer, Spotify und überall dort, wo es gute Podcasts gibt.

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