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#133 Mentalcoach Sven Fydrich: Mentales Training lohnt sich

Was ist eigentlich Mentaltraining? Und wie kann ein Reiter seine Leistung durch mentales Training verbessern? Antworten auf diese Fragen kann Mentalcoach Sven Fydrich liefern. Er betreut einige Reiterinnen und Reiter und hilft ihnen, ihre reiterlichen Leistungen durch mentales Training zu verbessern.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]Herzlich willkommen zum wehorse Podcast. Heute ist es Folge Nummer 133 und ich spreche mit dem Mentalcoach Sven Fydrich. Ein wirklich spannendes Thema. Wie gehe ich eigentlich mit meiner eigenen Einstellung um? Und gibt es Besonderheiten gegenüber anderen Sportarten? Und was ist Mentaltraining eigentlich? Diesen Fragen gehen wir gemeinsam nach. Sven ist Mentaltrainer aus Nordrhein-Westfalen. Per se eigentlich gar nicht aus dem Pferdesport, außer dass seine Frau auch reitet. Aber er betreut seit einiger Zeit mehr Reiterinnen und Reitern und hilft ihnen dabei, sich im Mentalbereich zu verbessern. Und ein wirklich interessantes und spannendes Thema, das auch, wie ich finde, über den Pferdesport hinausgeht, fast so ein bisschen Lebensweisheiten mitbringt. Und ich würde sagen, wir steigen rein. Mein Name ist Christian Kröber. Los geht’s. Moin Sven.

[SPEAKER 2]Moin, grüß dich.

[SPEAKER 1]Schön, dass du da bist. Wir wollen heute über ein spannendes Thema sprechen, nämlich Mentaltraining. Was ist eigentlich Mentaltraining?

[SPEAKER 2]Ja, was ist eigentlich Mentaltraining? Also meine Aufgabe ist grundsätzlich, den Sportler dahin zu bringen, seine persönliche Bestleistung zu erreichen bzw. neudeutsch in den Flow zu kommen.

[SPEAKER 1]Das ist wirklich Neudeutsch. Das hat man glaube ich vor 10 Jahren so noch nicht gesagt, dass man in den Flow kommt. Aber man möchte quasi versuchen, dass ich alles andere ausblende und wirklich mich voll konzentrieren kann.

[SPEAKER 2]Genau, so hast du es auf den Punkt gebracht. Also Flow ist quasi die höchste Konzentrationsfähigkeit des Menschen. Und das nennt man einfach Flow als Neudeutsch. Ich sag immer so schön, das ist meine persönliche Bestleistung.

[SPEAKER 1]Obwohl Bestleistungen kann sich ja unterschiedlich manifestieren. Für manche ist es eine Bestzeit, für andere ist es das Meistern einer Aufgabe, oder?

[SPEAKER 2]Ja, ganz genau. Also ich rede ja nie davon, dass wir Weltmeister oder irgendwelche Titel errungen möchten, sondern… Bei mir geht es halt wirklich rein um die Bestleistung. Wenn ich nicht, ich sage jetzt mal böse, das Talent habe Weltmeister zu werden, aber meine Bestleistung ist Dritter bei einer Weltmeisterschaft zu werden, dann ist das unser Ziel. Und das ist ja meine persönliche Bestleistung und da möchte ich den Sport dahin bringen.

[SPEAKER 1]Nun bist du als Mentaltrainer ja nicht aus dem Pferdebereich, sondern du machst ja alle möglichen Sportarten. Erzähl mal so ein bisschen über dich, wie bist du zu dem Thema Mentaltraining gekommen?

[SPEAKER 2]Oh, wie bin ich dazu gekommen? Selber komme ich aus dem Sportbereich. Ich komme vom Eishockey, Skaterhockey oder als kleiner Junge ganz typisch im Fußballerleben angefangen, dann weiterentwickelt. Dann habe ich hier mal eine C-Lizenz im Breitensport gemacht vom Deutschen Olympischen Sportbund.

[SPEAKER 1]Im Breitensport?

[SPEAKER 2]Im Breitensport, genau. Man kann vom Deutschen Olympischen Sportbund so eine Breitensport-C-Lizenz machen. Das befugte ich dann, den Breitensport zu unterrichten als Trainer. Hab mich dann aber so auf Eishockey, Skatehockey spezialisiert. War dann jetzt bestimmt 16 Jahre am Stück Trainer, 10 Jahre Bundesligatrainer, hab eine Bundesligamannschaft trainiert und hab alles gewonnen, was man gewinnen konnte. Aber irgendwann kam der Gedanke, das kann doch nicht alles sein oder beziehungsweise das ist nicht alles und man fühlte sich nicht erfüllt. Und ich habe auch gesehen, dass sportlich irgendwo Grenzen erreicht worden sind und auch taktisch immer weiter Grenzen erreicht werden. Und dann habe ich mal eine Doku gesehen über Jürgen Klopp, aber schon Ewigkeiten her. Und dann bin ich auf den Trichter gekommen, wie oft der Kopf eine Sache entschieden hat. Oder bei mir als Trainer, wie oft ich schlechte Entscheidungen getroffen habe. Und habe mir dann überlegt, da muss es doch eine Lösung für geben. Und dadurch bin ich dann zum Sport-Mental-Training gekommen, auch über den Deutschen Olympischen Sportbund. Da kann man in so Förderprogramme bzw. kann man immer gucken, wo da was ist. Und dadurch bin ich dann in die Deutsche Sport-Mental-Trainer-Akademie gerutscht und da habe ich dann meine Ausbildung gemacht.

[SPEAKER 1]Jürgen Klopp ist natürlich so ein Paradebeispiel. Also Fußballtrainer, aber ich glaube auch ein sensationeller Motivator und Mentalcoach.

[SPEAKER 2]Ja genau, also Jürgen Klopp sagt ja selber von sich, er ist nicht der beste Fußballlehrer, aber der ist halt der Motivator schlechthin. Und der Erfolg gibt ihm ja recht damit, muss man ja ganz klar so sagen.

[SPEAKER 1]Warum sollten sich Pferdesportler mit dem Thema Mentaltraining beschäftigen?

[SPEAKER 2]Nicht nur Pferdesportler, sondern auch jeder Sportler sollte sich eigentlich damit beschäftigen, weil, wie ich gerade schon gesagt habe, und ich glaube das trifft auch auf den Pferdesport zu, irgendwann ist Zucht, Taktik und sportliche Fitness irgendwann ausgereift. Und irgendwann ist man mit allen Sachen auf einem Niveau, kommt man ja irgendwann an. Und wenn man diesen Schritt mehr machen will oder sich von der Masse abheben möchte, dann ist der Kopf entscheidend. Ich kann mir jetzt vorstellen, wie du schon sagtest, ich muss ja keine Ahnung von der Sportart haben, aber es entscheiden ja auch Sekunden beim Reiten, bei einem Wettkampf. Und wenn da mein Kopf fit ist und an ist oder ich gewisse Pläne habe und vorbereitet bin, Dann fällt mir das ja viel einfacher und vor allem kann ich meine Energieressourcen viel besser verteilen.

[SPEAKER 1]Für viele ist das Thema mentales Training oder wie bereite ich mich eigentlich gut vor, häufig ja etwas, ist eine kleine Barriere, weil man es sich aber gar nicht so gut vorstellen kann. Du hast ja gerade schon das Stichwort Pläne genannt. Es ist ja so, dass es häufig auch wirklich relativ einfache Abläufe sind, die man trainiert. Führ uns mal so ein bisschen durch, was kann ich eigentlich tun, wenn ich mich diesem Thema so ein bisschen nähern will.

[SPEAKER 2]Was kann man tun? Es ist relativ einfach. Erstmal muss ich wissen, was ich tun möchte oder wo ich ein Problem mit habe. Ich nenne jetzt mal ein Beispiel. Die meisten Sportler kommen zu mir und sagen, hey Sven, im Training funktioniert immer alles, aber im Wettkampf kann ich das nicht abrufen. Ja, der Klassiker. Das sind so 70% der Weltmeister. Und da gucken wir dann genau hin. Woran liegt das? Bin ich zu nervös? Habe ich Konzentrationsprobleme? Oder bin ich einfach schlecht organisiert? Es gibt ja auch Sportler, das sind super Sportler, die sind aber so schlecht organisiert schon bei der Abreise. Und ich betreue auch ein paar Pferdesportler, deswegen kann ich da so ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Das Verladen vom Pferd hat bei vielen Sportlern schon Stress ausgelöst. Es fängt schon am Stall an, dass es nicht funktioniert und das Verladen war dann so schlecht und dann geht es schon mit so einer schlechten Laune hoch und das war auch vom Zeitlichen her schlecht getaktet. Also wir reden eigentlich über ganz einfache Sachen, die ich dann mit den Sportlern zusammen mache. Wir erstellen dann eigentlich Handlungspläne beziehungsweise betreiben wir Projektmanagement.

[SPEAKER 1]Das geht ja auch darum, dass man dann in der Balance bleibt, dass man jetzt nicht sich von so einem Verladeproblem, was ja immer wieder auftauchen kann, kennt ja jeder auch von sich. Ich hab auch hunderte von Turnieren geritten und ich muss sagen, Verladen war immer ein nerviges Thema. Es geht also darum wirklich einfach zu sagen, okay, ich mach A, ich mach B, ich mach C und das in einer organisierten Art und Weise.

[SPEAKER 2]Genau, also mit Handlungsplänen dabei. Heißt, beim Verladen kann ja immer was schief gehen, wie du sagtest. Also brauche ich in meiner Schublade verschiedene Lösungsansätze. A, wie ich das Verladen so einfach wie möglich gestalte. Für mich also am stressfreisten. Idealerweise natürlich auch für das Pferd am stressfreisten, weil dann ist es ja für mich auch immer sehr angenehm. Und irgendwann kenne ich ja mein Pferd also ich weiß ja warum manche Sachen passieren oder wie kann ich die verhindern muss ich einfach mehr mehr Zeit nehmen muss ich Leute damit zunehmen was auch immer also wie gesagt da bin ich ja nicht der Profi. Aber in der Regel hole ich da immer die Trainer zu und sage dann immer, was können wir denn machen? Und ich bin ja eigentlich nur da für Hilfe zur Selbsthilfe. Also die überlegen dann nochmal und sagen oft so, boah Sven, hab ich ja noch gar nicht gedacht, ja eigentlich könnten wir das auch so und so machen oder wir machen das so und so. Und dann haben wir meistens das Problem schon gelöst und dann ist es stressfreier. Und wenn es einfach nur eine Viertelstunde eher am Stall sein ist.

[SPEAKER 1]Also unorganisiert ist ein Thema. Nervosität hast du eben genannt.

[SPEAKER 2]Genau, Nervosität. Wodurch kommt Nervosität? Nervosität kommt ja immer durch Sachen, die man nicht kennt. Das kennt ja jemand. Immer wenn ich eine Sache nicht kenne, bin ich ja so ein bisschen nervös. Heißt, da spreche ich dann immer mit den Trainern oder auch mit den Sportlern zusammen. Wir müssen ja eigentlich die ganze Sache tauschen. Im Moment haben wir Trainingsspaß und Wettkampfernst, wenn man das mal so nennen möchte. Also im Training, da bist du ja immer so losgelöst, da funktioniert alles. Warum ist das so? Das ist ganz einfach. Weil mein Trainingsgelände, das kenne ich ja in und auswendig, da fahre ich jeden Tag hin. Ich treffe immer die gleichen Personen. Ich habe meistens auch Sachen an, wo ich mich mit drin wohlfühle. Ja, ich bin in meiner Komfortzone. Bin ich nicht nervös, sondern ist für mich alles da. Aber ich fahre zu einem Turnier oder Wettkampf an einen Ort, wo ich vielleicht noch gar nicht war. Ich kenne nicht. Ich kenne die Umgebung nicht. Ich weiß nicht, was auf mich wartet. Also bin ich nervös. Heißt, ich muss eigentlich diese ganze Nummer switchen. Das ist jetzt wieder nicht ganz so einfach. Heißt, ich muss eigentlich Trainingsernst haben und Wettkampfspaß. Heißt, ich muss im Training eigentlich das trainieren, was auf mich am Wettkampf wartet. Jetzt würden sich die meisten Zuhörer wahrscheinlich fragen, wie soll ich das denn alles machen? Das kann man eigentlich mit ganz einfachen Sachen machen. Also mit meinen Reitsportlern, wie wir das machen. Wir reiten zum Beispiel öfter mal an unterschiedlichen Höfen. Ja, wir trainieren dieses Verladen, fahren dann zum unterschiedlichen… Den Ernstfall. Den Ernstfall, genau. Das klingt zwar erstmal jetzt alle die Hände um den Kopf zusammenschlagen, aber das mache ich genau mit den Sportlern. Wir trainieren das Verladen, fahren dann zum anderen Hof und da wartet dann die Prüfung.

[SPEAKER 1]Hört sich so einfach an, aber es ist so.

[SPEAKER 2]Genau, und das bringt die Sportler in so eine Stresssituation beim Training, Aber umso öfter wir das machen, umso mehr Routine kommt für die Sportler rein. Oder wenn du bei dir an deinem Hof reitest, kommst du an und wir sagen, heute übrigens reiten wir eine Prüfung, so und so sieht es aus, jetzt geht es los. Da sitzt jemand und vor allen Dingen am Rand stehen auch einfach Zuschauer. Wir organisieren dann ganz oft, Zuschauer vom Stall, Familie. Also ich hatte eine Sportlerin, die ist immer total nervös, wenn die Familie dabei ist. Also habe ich die komplette Familie eingeladen.

[SPEAKER 1]Oma, Opa, alle waren da.

[SPEAKER 2]Alle waren dabei. Wir haben die eingeladen, ohne dass sie das wusste und haben gesagt, so jetzt geht’s hier los. Und dann entsteht Trainingsernst, weil dann möchtest du ja nicht versagen vor deiner Familie heißt. Und im Training können wir das ja wunderbar trainieren. Dafür ist das Training ja da. Und umso öfter wir das machen, da entstehen ja Routinen. Und bei einer Routine entsteht ja Selbstbewusstsein. Ist ja ganz einfach. Also umso öfter ich das mache, entsteht bei mir eine Routine und dann mache ich das ja selbstbewusst. Wie alltägliche Dinge, die wir immer machen. Ich vergleiche das immer, wenn ich ein Wasserglas hochhebe und daraus trinke. hat sich wahrscheinlich keiner jemals Gedanken zugemacht, wie ich das einfach tue, weil es eine Routine ist von mir und wenn ich das alles in den Sport, in mein Training mit einbinde, in regelmäßigen Abständen, ich sage jetzt nicht immer, dass ich das jetzt jeden Tag mache mit den Sportlern oder oder oder, Aber wir machen das regelmäßig. Da entsteht eine Routine. Heißt, die machen sich über die Sachen im Wettkampf keine großen Gedanken mehr. Sondern das fließt einfach raus und damit kommen wir wieder an den Anfang. Damit kommen wir in Richtung Flow. Flow ist ja das, die höchste Konzentrationsform, wo ich mir keine Gedanken mehr großartig machen muss über die Sachen, die ich tue.

[SPEAKER 1]Also wir haben diese beiden Punkte. Gibt es noch weitere Punkte, wo Mentaltraining wichtig ist?

[SPEAKER 2]Konzentration. Ich habe viele Sportler, also der Mensch neigt ja dazu nach einer Viertelstunde seine Konzentration zu verlieren. 15 Minuten ist schon sehr sehr viel. Also wenn du dich jetzt mal 15 Minuten auf eine Sache konzentrieren musst, ist das schon extrem viel. Und das ist ja so ein Thema in einer Prüfung. Wenn ich so eine Prüfung reite, ich fange an und dann kennt es ja jeder mittendrin. Da kann ich auch wieder aus dem Nähkästchen flauern, da habe ich eine Sportlerin. In der Hälfte der Prüfung geht der Kopf an. Und dann sagt der Kopf auch, bis jetzt läuft ja alles ganz gut.

[SPEAKER 1]Und dann fängt es an zu kippeln.

[SPEAKER 2]Was ist jetzt, wenn ich das Ding jetzt doch versäge noch? Und da kann man Konzentrationsübungen machen. Es gibt ganz einfache Konzentrationsübungen, die machen wir dann sowieso ein bisschen spielerisch, halt auch aktiv, wo man sich konzentrieren muss. Wir haben auch jetzt schon mal aufs Pferd bezogen. Du musstest Rechenaufgaben permanent rechnen, also in deiner Runde, wo du wieder an einem Trainer vorbeikommst, gab es Rechenaufgaben, du musstest die machen.

[SPEAKER 1]Aber ist das nicht eigentlich dann, weil das ist eher eine Ablenkung hätte ich jetzt gesagt, ich muss eine Rechenaufgabe machen.

[SPEAKER 2]Ja aber alles was eine Ablenkung ist, schafft ja deine Konzentration. Also da kommen wir, alles was du automatisiert kannst, ist ja für dich normal. Die Routine. Aber alles was eine Ablenkung für dich ist, Schafft deine Konzentration. Man sagt eigentlich in der Regel, alles was einfach für dich ist, also ich sag mal, du wirfst einen Tennisball hoch und fängst den, das ist für dich einfach. Und wenn du jetzt aber anfängst einen Tennisball hochzuwerfen und den Versuch mit der anderen Hand zu fangen und du kannst das nicht gut, dann gehst du in eine Konzentrationsphase rein, weil du dich fokussierst. Und das ist das gleiche mit dieser Rechenaufgabe. Heißt, du bist abgelenkt, aber in dem Fall fördern wir jetzt quasi, es geht jetzt gar nicht großartig um das Reiten, um die Technik oder Taktik, sondern da geht es einfach nur darum, deine Konzentration zu fördern. Dass du eine Sache machst und eine andere sagst. Also dieses Multitasking, was man Frauen immer so zusagt, obwohl es es gibt kein Multitasking. Das kann der Körper nicht. Und das fördern wir mit ganz, ganz vielen spielerischen Sachen, nicht nur auf dem Pferd, sondern auch neben des Platzes. Es gibt verschiedene Testsysteme, das Wiener Testsystem ist zum Beispiel ein solches Testsystem, was man mit den Sportlern machen kann. Aber wir machen auch ganz normale Konzentrationsaufgaben.

[SPEAKER 1]Ist das nicht auch, das habe ich mal gelesen über Borussia Dortmund, dass die auch während des Trainings mit den Fingern, ich weiß nicht, ob das Konzentration oder Koordination ist, verschiedene Übungen, jetzt kann man hier ein Podcast… Hase-Jäger meinst du? Hase-Jäger.

[SPEAKER 2]Genau, Hase-Jäger. Das ist zum Beispiel das klassische Kinder-Konzentrationsspiel, aber du wirst sehen, wie viele Erwachsene das nicht können. Und das ist zum Beispiel, sowas machen wir auch. Und wenn du zum Beispiel Hasejäger gut kannst, dann lassen wir dich zum Beispiel noch über eine Hürde laufen. Also in Bewegung machst du dann Hasejäger. Und so fördern wir immer weiter diese Konzentrationsübungen. Und bis wir dann irgendwann auf so einem Level sind, wo du einfach sagst, ich bin sofort in dieser Konzentration, weil das machen wir einfach viel zu wenig. Einer meiner Lehrer nennte das mal konzentrierter Lifestyle. Das kannst du also quasi in dein Leben mit einbauen. Heißt, wer war dann so verrückt, aber ist wirklich richtig gut gewesen, der ist teilweise rückwärts die Treppen hochgelaufen.

[SPEAKER 1]Das ist eine große Konzentrationsaufgabe.

[SPEAKER 2]Oder der hat sich mit der falschen Hand die Zähne geputzt. Also der hat das in sein Leben mit integriert, weil er gesagt hat, wenn ich Konzentration machen möchte, muss ich das ganze erleben. Das ist aber schon wirklich total verrückt gewesen. Aber ich habe selten jemanden getroffen, der sich so in Konzentrationsphasen bringen kann. Und der wurde dadurch koordinativ so gut, dass der so talentiert mit den Sachen war. Und das ist ja auch beim Reiten. Koordination ist ja auch überhaupt wichtig für den Sport. Steh doch einfach mal morgens auf. Und putz nicht nur mit der rechten Hand deine Zähne, sondern einfach mit der linken Hand.

[SPEAKER 1]Das werde ich jetzt ab heute mal probieren. Jetzt habe ich heute morgen meine Zähne schon geputzt, aber… Ja, aber guck doch mal wie ungewöhnlich.

[SPEAKER 2]Nur diese Kleinigkeit. Die Leute sagen immer erst, das ist verrückt, aber ich empfehle den Leuten, probiert es doch aus. Es geht jetzt gar nicht nur um das Zähneputzen. Ja, aber benutze doch einfach mal nur deine, wenn du Rechtshänder bist, mal deine linke Hand.

[SPEAKER 1]Das ist schon ein riesen Unterschied, das stimmt, weil man ist ja immer geneigt mit der Hand, wo die Routine, wo wir bei dem Thema sind, ist die Routine ja viel besser, wenn ich hier mit meiner rechten Hand was greife, als wenn ich mit meiner linken Hand was greife. Ist denn, du sagtest gerade Konzentration ist ja eine… Jetzt bei dem Beispiel, wenn ich jetzt mit der linken Hand Zähne putze oder was anderes mache, kann ich denn unendlich Konzentration abrufen, weil eigentlich ist doch Konzentration auch kraftverbrauchend.

[SPEAKER 2]Richtig, aber du trainierst es ja, natürlich unendlich ist nichts, also auch wir stoßen wahrscheinlich irgendwann mal an die Grenzen, aber wir sind ja, Ich würde sagen, da wir es nie machen, haben wir noch einen riesen Weg, um das zu trainieren. Heißt, Konzentration ist ja ein Ausdauersport. Heißt, umso mehr wir machen, umso besser wird unsere Ausdauer. Auch das wird irgendwann Grenzen erreichen. Aber wie ich eingangs gesagt hatte, Sind wir mal ganz ehrlich zu uns, wann trainieren wir das? Also machen wir ja nicht bewusst, dass wir uns mal am Tag Zeit nehmen und wenn wir uns nur mal fünf Minuten Zeit nehmen würden und würden sowas trainieren. Also ich kann von uns zu Hause sagen, wir haben so ein Kinderspiel zu Hause, ich weiß nicht ob ihr das kennt, wo so ein Kügelchen in so eine Mitte fallen muss und damit das Kügelchen dann drin befestigt ist, so kleine Kinderspiele. So etwas habe ich zu Hause und nehme mir manchmal Zeit und dann versuche ich so Schwierigkeitsgrade zu lösen. Und das habe ich zum Beispiel auch in meiner Hockey-Mannschaft gehabt. Die lagen am Kabinenplatz und die Leute haben mich alle für verrückt erklärt. Aber ich kann dir sagen, das waren alles erwachsene Männer und das waren alles gestandene Hockey-Jungs. Die sind in der Kabine an ihrem Platz und da lag das. Und ich habe nichts dazu gesagt, sondern jeder von denen hat dieses Kinderspiel in die Hand genommen und hat versucht es zu lösen. Was habe ich dabei erzeugt? Ohne dass die es mitbekommen haben. Die waren in der Konzentrationsphase. Die haben rechts und links nichts mitbekommen, wo die waren. Sondern die haben sich darauf konzentriert, diese kleine Metallkugel in ein Loch zu treffen. Und haben sich dadurch so geärgert, wenn sie es nicht gemacht haben, dass sie da dran geblieben. Bis die das geschafft haben. Und dann haben die untereinander getauscht. Und so habe ich Konzentrationstraining in eine Mannschaft integriert, obwohl sie es gar nicht mitbekommen haben. Und so kann man das in jede Sportart dann auch reinbringen.

[SPEAKER 1]Und das ist ja auch hilfreich, egal ob ich jetzt wettkampflich reite, also wettkampforientiert, oder ob ich einfach Freizeitreiterin bin, die in den Wald reitet.

[SPEAKER 2]Genau, weil ich denke, es hat ja auch jeder seine Ambitionen. Jeder hat seine Priorität und Ambitionen. Ich betreue auch Amateursportler. Also es ist ja gar nicht nur, dass ich Profisportler betreue, sondern ich betreue auch Amateursportler, die einfach sagen, ich habe die und die Aufgabe vor mir, weil ich sage immer ungern, es gibt eigentlich kein Problem, weil ein Problem wäre unlösbar und es gibt nur große und kleine Aufgaben. Und das Schöne in dem Wort Aufgabe steckt das Wort Gabe drin. Ja, heißt wir haben die Gabe eigentlich alles zu schaffen und zu lösen. Und von daher auch wenn ein Amateurspoiler zu mir kommt und sagt, hey Sven, ich hab das und das, möchte ich mal machen. Ja, dann gehen wir das gemeinsam an.

[SPEAKER 1]Jetzt hast du ja eben von Flow gesprochen. Sind denn diese Punkte, die wir jetzt gerade davor hatten, diese drei verschiedenen Aspekte, muss ich die alle lösen um in den Flow zu kommen?

[SPEAKER 2]Absolut nicht. Weil ich denke, jeder von uns war schon mal im Flow, wenn er mal so überlegt. Also um das mal so ein bisschen zu beschreiben ist, jeder der schon mal einen Wettkampf geritten ist, wird ja schon mal vom Wettkampf fertig gewesen sein und wird gesagt haben, boah der ist irgendwie wie im Flug an mir vorbeigegangen, ich kann mich an gar nichts erinnern. Ja das ist dann schon so ein Stück weit Flow, wo man schon so drin ist, wenn alles an einem vorbeizieht und sagt einfach boah das war so toll aber irgendwie kann ich mich gar nicht richtig dran erinnern. Warum nur ein Stück weit Flow? 100% im Flow ist eher selten, weil man immer so ein Stück da raus rutscht aus der Sache. Da muss man sich aber darüber ein bisschen bewusst sein, was Flow ist und da muss man das kennenlernen. Das war ja jetzt so ein bisschen unbewusst, was die Leute gemacht haben. Die wissen ja gar nicht eigentlich, dass die so im Flow waren. Ja und unsere Aufgabe ist die ja schnellstmöglich wieder in den Flow zu bringen und so lang wie möglich in den Flow zu bringen. Also dass du mal, ich nehme jetzt einfach mal ein Fußballspiel, 90 Minuten im Flow bist, ist erst unwahrscheinlich, weil es kommen immer Situationen, wo du rausgerissen wirst, wo du wieder rein und so denke ich, wird das auch immer beim Reiten sein. Also du wirst ja immer mal einen Gedanken haben, wo du sagst, oh war gut oder war weniger gut und dann bist du vielleicht ein Stück weit wieder raus, kommst vielleicht auch schneller wieder rein, ist aber gar nicht so schlimm, weil besser wenig im Flow als gar nicht im Flow.

[SPEAKER 1]Glaubst du, dass es heutzutage Oder im Jahr 2022, bald ist 23, dass es schwieriger ist in den Flow zu kommen in Zeiten, wo wir dauerhaft berieselt werden. Jeder hat ein Handy dabei, auch auf dem Pferd. Eine Flut an irgendwelchen Push-Nachrichten, Whatsapp, jeder checkt alles zeitgleich. Ist das förderlich für Flow und Konzentration und die ganzen Themen?

[SPEAKER 2]Gute Frage. Ja, ich gebe dir recht, also auch um mein… Der Ausbilder, Trainer, wie man ihn nennen möchte, der hat mir mal was Schönes gesagt. Der hat gesagt, unsere Großeltern sind an einem Tag so viel gelaufen, wie wir in einer Woche. Aber unsere Großeltern haben in einer Woche so viel Informationen erhalten, wie wir an einem Tag. Heißt wir, wie du schon sagtest, durch Push-Nachrichten, WhatsApp, Instagram, was es auch immer alles gibt, wir halten ja schon viel, ich nenne es jetzt einfach mal Datenmüll, den wir eigentlich gar nicht brauchen. Ich würde jetzt nicht sagen per se, dass du schlechter in den Flow kommst, weil es sehr typabhängig ist. Ich betreue auch keine Sportler, die es nicht brauchen. Ich mache ja keinen Fass auf bei Sportlern, die einfach sagen, du wirst es wahrscheinlich auch kennen. Es gibt ja Reiter, die fahren einfach zum Wettkampf und die reiten den einfach runter. Das sind einfach solche Talente, solche Wettkampftypen, mit denen würde ich jetzt gar nicht großartig an den Sachen arbeiten, weil ich mache jetzt nicht irgendwo einen Fass auf, wo wir dann auf einmal was finden und der bringt sich dann wirklich komplett aus der Nummer raus. Ich denke, auch in unserer heutigen Zeit ist Flow Trainingsache. Also wenn man das möchte, ist das Trainingssache. Und dann können wir auch diesen ganzen Datenmüll, so schön wie ich ihn genannt habe, zur Seite schieben.

[SPEAKER 1]Aber jedes Stückchen Datenmüll oder jede Information, die ich ja erhalte, die ich ja kognitiv wahrnehme, nimmt ja mir immer auch ein Stückchen Konzentration. Und du hast ja gerade gesagt, Konzentration kann ich trainieren, aber ist ja auch nicht unendlich.

[SPEAKER 2]Genau.

[SPEAKER 1]Das ist ja dann schon, also ich merke es an mir, ich habe jetzt mein Handy so konfiguriert, ich kriege keine Push Notifications, sondern ich will immer selber entscheiden, was ich sehe und was ich nicht sehe. Und ich habe das Gefühl, ich habe dadurch eine höhere Konzentrationskapazität.

[SPEAKER 2]Aber da hast du dir ja schon selber die Lösung gerade gegeben. Und das meine ich, das kann ja auch jeder Sportler. Wir können ja beeinflussen. Muss ich Instagram haben? Muss ich Facebook haben? Muss ich, wie du schon sagst, die Typ-Push-Up-Nachrichten haben? Oder muss ich mir permanent irgendwelche Nachrichten reinziehen? Also ich mache es zum Beispiel genauso wie du. Also ich habe auch am Anfang, Ich habe extrem viel gelesen, also nicht gelesen im Sinne von Büchern, sondern von Nachrichten und habe mir alles von der ganzen Weltgeschichte rein und habe gesehen, wie überflutet ich damit war. Und jetzt einmal am Tag checke ich ganz kurz die wichtigsten Weltnachrichten, was auch wirklich wichtig ist, was wirklich relevant ist, um halt auch mit im Leben zu bleiben. Und das priorisiere ich. Und das kann ich auch nur jedem Sportler empfehlen, der damit ein Problem hat oder generell. Priorisiere doch einfach genau, welche Daten du aufnehmen möchtest. Was ist für mich wichtig und was brauche ich? Und dann habe ich ja schon wieder, wie du so schön sagtest, Kapazitäten für meine Konzentration frei.

[SPEAKER 1]Jetzt hast du ja als Nichtreiter den Blick von außen auf die Pferdewelt. Würdest du sagen, dass die Reiter anders sind als andere Sportler oder gibt es doch sehr viele Parallelen?

[SPEAKER 2]Nein, es gibt total viele Parallelen. Also wie gesagt, ich betreue ja querbeet, bin im Reiten zwar jetzt gerade sehr aktiv und kennen dann viele. Also grundsätzlich, die Sportler haben in der Regel alle ihre gleichen Wehwehchen. Also der einzige Unterschied ist natürlich gearbeitet mit dem Tier, weil was immer noch so eine ungewisse Konstanz natürlich ist, weil das Tier ist halt ja immer noch ein Tier. Bin ich aber natürlich auch durch meine Frau ja so ein bisschen schon gewohnt.

[SPEAKER 1]Deine Frau ist Hundetrainerin, aber reist jetzt auch.

[SPEAKER 2]Da bin ich natürlich auch ein bisschen sensibilisiert drauf. Aber nein, die Sportler an sich sind alle gleich. Jeder, der das macht, möchte sich ja im Wettkampf messen. Also gibt es überall, wie ich schon sagte, die gleichen Wehwehchen. Nein, da gibt es keinen großen Unterschied.

[SPEAKER 1]Obwohl der Faktor Pferd kann ja schon das Zünglein an der Waage sein, weil wenn ich jetzt Tennis oder Hockey, du sagst ja eben auch im Hockeybereich so aktiv bist, da weiß ich okay, um zum Erfolg zu kommen, was sind die Komponenten, ich selber, dann vielleicht noch die Mannschaft, gut das ist auch wichtig, und dann habe ich irgendwie den Hockey, bei Eishockey den Puck und den Schläger. Das sind die Essentials, die ich am Ende brauche. Beim Reiten ist ja schon noch das Pferd. Strahlt das nicht Unsicherheit aus in diese ganzen Prozesse, die wir eben erläutert haben?

[SPEAKER 2]Ich bin kein Pferdetrainer, also ich kann es nicht 100% sagen. Aber was ich so bis jetzt bei meinen Reitern gesehen habe, umso besser meine Reiter aufgestellt waren, umso besser meine Reiter locker waren. Umso besser lief auch das Pferd. Also ich hab immer, die Reiter haben oft zu mir gesagt oder kamen mit den Sachen zu mir und haben gesagt, boah Sven ich bin so verkrampft, auch in meinen Händen und ich hab die Züge so schlecht gehalten. Ich habe das ganze Pferd damit wuschig gemacht. Und da habe ich mir mal auch zu Gedanken gemacht, ich kann es jetzt nicht hundertprozentig sagen, weil ich jetzt auch keine Studie dazu habe, aber meine Reiter haben mir dann gesagt, umso lockerer sie waren, umso besser sie aufgestellt waren mit mir, also Pläne, umso besser wir vorbereitet waren, umso niedriger das Stresslevel für die war. Umso entspannter war auch das Pferd für die. Weil die ganz anders mit dem Tier umgegangen sind. Ich würde es jetzt einfach mal auf die Hunde runterbrechen. Das ist bei uns zu Hause aber auch. Umso entspannter ich bin oder umso entspannter wir was mit unseren Hunden machen und umso entspannter sind die. Das trifft wahrscheinlich jetzt nicht auf jeden Hund zu.

[SPEAKER 1]Ja, wirken Wechselwirkungen auch.

[SPEAKER 2]Genau. Aber ich glaube, wenn ich ruhig bin und merke, dass ich auch einen Plan habe, glaube ich auch, dass das Tier das merkt.

[SPEAKER 1]Glaubst du, dass sich dieser Blick auf Mentaltraining in den letzten Jahren oder Jahrzehnten verändert hat?

[SPEAKER 2]Es hat sich schon verändert, aber sehr schleppend in Deutschland. Wir hängen hinten dran, weil bei uns, wir sind so typisch deutsch, wir sagen immer, dann hat derjenige ein Problem, wenn er Mentaltrainer ist.

[SPEAKER 1]Warum ist der Psychologe dabei?

[SPEAKER 2]Genau, warum ist der Psychologe dabei? Obwohl das ja das falsche Wort ist. Sondern die Leute, die zu mir kommen, das sind ja die motivierten Leute. Das sind eigentlich die Leute, die richtig Bock haben. Die haben Bock, alles aus sich rauszuholen. Und ich sag dir, Holland, Frankreich. USA ist ganz weit vorne damit, aber wenn wir nur in unser Nachbarland Frankreich schauen, da hat fast jeder einen Mentaltrainer im Sport. Egal ob im Schwimmen, Reiten, wo auch immer, die sind super weit verbreitet. Bei uns ist das wirklich noch total klein gehalten, aber weil das so typisch deutsch ist, da müssen wir uns so ein Stück weit von lösen. Weil ich bin jetzt nicht der Psychounkel, der da kommt, sondern wir möchten ja wirklich einfach nur schauen, dass wir das Beste aus uns rausholen oder aus unserem Team rausholen. Und dafür bin ich ja einfach da. Und das ist ja eigentlich toll, dass die Leute zu mir kommen, weil die haben erkannt, hey, ich brauche ein Stück weit Hilfe. Ich bin ja nichts anderes als ein Sporttrainer auf einer anderen Ebene. Weil du holst ja auch beim Reiden, wenn du nicht weiterkommst, eine Fachmeinung. Durch einen guten Trainer oder durch ähnliche Sachen, durch Seminare, wo du dich ja auch weiterbildest. Heißt, ich bin eigentlich nur eine Weiterbildung auf dem mentalen Bereich und der ist halt nun mal auch kriegsentscheidend.

[SPEAKER 1]Und ich glaube ganz wichtig zu sagen ist auch, du bist ja kein Psychologe.

[SPEAKER 2]Genau, ich bin kein Psychologe. Also ich habe jetzt keinen, wo man zu mir kommt in der Überweisung und dann geht es hier los. Helfen Sie mir mal bitte. Und ich ratter dann zehn Seminarstunden mit dir runter, sondern ich habe auch schon Clienten gehabt, wo nach zwei, drei Stunden alles taco war. Wo wirklich nur so eine kleine Schraube eingestellt werden muss. Dann bin ich aber auch jemand und sage, hey du kommst alleine klar. Und wenn du im halben Jahr nochmal was hast, ruf mich einfach an, dann können wir das behandeln. Also ich bin jetzt keiner, der 10 Stunden runter rattert oder so. Ich bin auch schon jemand, der gesagt hat, auf Sportland, wo ich gesagt habe, hey du, das kannst du selber lösen. Hier das und das ist, dafür brauchst du mich gar nicht. Und dann waren die Leute einfach schon super froh darum, weil sie gemerkt haben, hey gut, wow, ich kann es ja selber. Weil eigentlich, ich baue ja nur ein Methodenbuffet auf für die Leute und die können sich daraus bedienen.

[SPEAKER 1]Also du bietest an, okay es gibt das, es gibt das, es gibt den Ansatz, den Ansatz und das dann, wie du ja eben erklärt hast, ist ja eigentlich auch eine sehr strukturierte Art und Weise. Es ist ja nicht, du legst ja nicht die Hand auf und sagst so jetzt wird alles, sondern es ist wirklich am Ende ein Ablauf von Dingen.

[SPEAKER 2]Richtig, genau. Ich schaffe Strukturen mit den Leuten zusammen und das ist halt entscheidend. Und da gibt’s halt auch noch viele andere Sachen, die wir machen können. Mentales Techniktraining und, und, und. Aber das ist wirklich dann auch schon Endstufe.

[SPEAKER 1]Häufig ist ja glaube ich auch dieser Blick, den wir darauf haben in Deutschland, dass das vielleicht so ein bisschen, ja wenn ich irgendwie ein Problem habe, dann sollte ich mal einen Mentaltrainer, eher dieses Psychologisierende. Kommt das auch daher, dass viele glauben, dass wenn ich einmal gescheitert bin, brauche ich einen Mentalcoach?

[SPEAKER 2]Wahrscheinlich ja. Und da werfe ich jetzt mal den Blick wieder rüber in die USA zu Kollegen. Und da steht Scheitern gleich mit Erfolg in den USA. Und hier in Deutschland steht ja immer mit Scheitern mit Versagen. Aber durch Scheitern, lass uns das doch mal positiv sehen. Wenn man jetzt nicht ganz kläglich und dumm scheitert, wo man ins Verderben reinrennt, sondern wenn man einfach mal einen schlechten Wettkampf hat. Ich sage dir jetzt eins, was nie jemand hören möchte, aber so ein Wettkampf ist doch viel mehr wert als ein Platz 1, weil daraus ziehe ich ja Sachen, die ich besser machen kann. Daraus lerne ich. Heißt, ein zweiter oder dritter Platz und ich sehe mich als gescheitert, ist doch eigentlich super, weil ich sehe doch einfach, die und die Sachen brauche ich noch bis Platz 1. Und dann schmeckt doch der Platz 1 viel besser, wenn ich über diesen Weg gegangen bin. Das ist doch auch völlig in Ordnung. Du siehst doch die ganzen großen Leute. Wir haben ja gerade über Apple und Bill Gates und wie sie alle heißen gesprochen.

[SPEAKER 1]Vorgesprochen haben wir so ein bisschen die große Rutsche durch die Pferdewelt gemacht.

[SPEAKER 2]Genau, richtig. Das sind doch alles Leute, die irgendwann mal gescheitert sind in ihrem Leben. Und die total erfolgreich sind. Und ich kenne auch ganz viele Sportler, die schon extrem gescheitert sind.

[SPEAKER 1]Scheitern ist was gutes, muss man auch wirklich sagen, wenn man daraus die Lehren zieht.

[SPEAKER 2]Richtig, genau.

[SPEAKER 1]Man muss daraus die Lehren ziehen. Ich habe eine, wo du es gerade erzählst, erinnert mich das sehr, ich habe eine Doku oder eine Doku-Reihe über Jan Ullrich in der ARD letztens gesehen. Und da war so der Vergleich Lance Armstrong gegen Jan Ullrich und Jan Ullrich war immer der viel höher Talentiertere. Alle Experten haben gesagt, der wird den Radsport auf Jahre dominieren. Und Lance Armstrong wurde von Jan Ulrich auch mehrfach geschlagen und dann ist Lance Armstrong hingegangen und hat gesagt, ich bin nicht höher talentiert, wo kann ich denn trotzdem besser sein? Und das ist am Ende auf der mentalen Ebene, der hat geschaut, Was sind meine Stärken und wo kann ich die einsetzen? Das heißt, ich muss zum Beispiel viel härter arbeiten als Jan-Ulrich. Jan-Ulrich hat alles in die Wiege gelegt bekommen. Er musste das ganze Jahr übertrainieren und wenn er eine Woche Pause gemacht hat, war der Tour de France-Sieg förmlich weg. Und das ist ja genau das. Das ist aus dem Scheitern heraus. Ich schaue, wie muss ich mich eigentlich aufstellen nach vorne raus.

[SPEAKER 2]Genau und das mache ich mit den Sportlern, da sprichst du auch was schönes an, weil Motivation und mentale Stärke schlägt immer Talent. Ich sage meinen Sportlern immer ein schönes Beispiel. Es gab vor ein, zwei Jahren das DFB-Pokalspiel Holstein-Kiel gegen Bayern München und da hat Holstein-Kiel gewonnen, nach Elfmeterschießen. Und dann sage ich immer meinen Sportlern, wie soll denn das funktionieren? Weil die Bayern haben einen Kader von 800 Millionen Euro auf dem Papier und Holstein-Kiel wahrscheinlich 40. Also nagelt mich jetzt nicht darauf fest. Keine Ahnung. Wie soll denn ein Erstligist gegen einen Zweitligist verlieren? Und dann sagen die, ja keine Ahnung. Dann sage ich, ja genau. Also in der Regel teilen wir 100 Prozent auf. 15 Prozent sind davon Talent. Bayern hat wahrscheinlich 15% Talent. Schöpfen das Talent 15% komplett aus. Dann bleiben wir 85% in einem Spiel Motivation. Die Bayern fahren nach Kiel und sagen, Mittwochabend, Regen in Kiel, kalt, Zweitligist, gar keine Lust auf die Nummer. Kiel weiß Champions-League-Sieger, ausverkauftes Haus, Flutlicht, hammergeil, wir sind motiviert, heißt Kiel hat vielleicht von den 15% Talent nur 5. Ja, also da fehlen schon 10% Talent zu den Bayern. Wenn wir nur nach Talent gehen würden, würden die Bayern die immer schlagen. Aber Kiel hat wahrscheinlich 80% Motivation und die Bayern nur 30%. Und wenn wir das beides zusammenrechnen, ja dadurch schlägt Kiel einfach die Bayern. Und so einfach ist das. Und das kann man auch in dem Pferdesport sagen. Du musst nicht der Talentierteste sein. Natürlich gehört immer Talent dazu, gar keine Frage. Das muss ich auch unterstreichen, irgendwo gehört ein Talent dazu. Aber die Motivation was zu tun, wie du das gerade mit Lance Armstrong, mehr zu arbeiten, Sachen zu bearbeiten, die ich nicht so gut konnte. Das zu machen schlägt dann irgendwann später das reine Talent.

[SPEAKER 1]Wenn du das aufteilen müsstest, du hast gerade gesagt 15% ist Talent. Ergo wäre jetzt ja 85% ist Motivation, kann man das so sagen?

[SPEAKER 2]Ja genau, ist es so. Ist auch wissenschaftlich so bewiesen, dass es so ist. 15% da streiten sich die Geister ob es 15% oder 20% ist, jetzt aber darauf kommt es jetzt gar nicht mehr an auf die Prozente. Heißt irgendwann ist dein Talent ja erschöpft, ausgeschöpft. Bei jedem Supertalent ist ja irgendwo das ausgeschöpft. Und der Rest ist ja irgendwann eigene Arbeit. Das siehst du ja oft im Nachwuchsbereich. Wenn wir im Nachwuchsbereich talentierte Sportler haben, die marschieren so durch den Nachwuchs durch, wie eine Rakete, weil die alles mit ihrem Talent wegmachen. Dann kommen die in den Senioren- oder Erwachsenenbereich und da merkst du einfach, okay, hier ist eine ganz andere stelle hier muss ich auch arbeiten für mein talent weil jetzt treffe ich auf leute die haben ein bisschen weniger talent als ich aber die haben die ganze die muss den ganzen nachwuchs lang arbeiten für ihren erfolg. Ja die sind das arbeiten gewöhnt immer voranzukommen immer neue sachen zu machen und die schlagen dann irgendwann das talent das habe ich zu oft gesehen also blickt doch einfach mal durch die sportwelt wie viel. Extrem gute Talente, die du jetzt schon gesehen hast im Sport. Jetzt kenne ich natürlich keinen aus dem Reitsport.

[SPEAKER 1]Ich denke gerade schon darüber nach, wer das sein könnte. Aber ich glaube sowas gibt es definitiv auch im Reitsport. Du hast natürlich den Faktor Pferd immer noch dabei. Das heißt du hast immer so die Kombination, ich glaube gerade bei Pferden, Da kann man das auch sehr stark daran festmachen, dass du Pferde hast, die werden Weltmeister der Nachwuchsressortpferde, die siehst du aber nie bei Olympia beispielsweise. Genau.

[SPEAKER 2]Also von daher ist das immer so und das müssen wir erarbeiten. Und ich freue mich auch, wenn jemand mit 15% Talent kommt und noch Bock hat zu arbeiten. Cristiano Ronaldo wäre jetzt zum Beispiel jemand. übermäßiges Talent, aber auch, wenn man ihn mal verfolgt, warum der so lange erfolgreich ist, weil der permanent an sich arbeitet.

[SPEAKER 1]Ist ja schon spannend. Ich würde jetzt daraus Schluss folgern, dass eigentlich dann das Thema Motivation, Mentaltraining, dieser ganze Komplex ja eigentlich unterrepräsentiert ist.

[SPEAKER 2]Definitiv, ja. Weil wir können extrem viel rausholen. Und ihr müsst ja auch so sehen, alles was ihr jetzt hier mitnehmt, auch wenn ihr Amateursportler seid, ihr könnt es ja für euer Arbeits- und Privatleben auch benutzen. Im Privatleben? Im Privatleben ja, Motivation für Projekte. Ich mache ja auch viel Projektmanagement mit den Leuten. Ich nenne es ja gar nicht Ziel oder wo wir den Erfolg haben möchten, sondern wir machen ja ein Projektmanagement mit den Sportlern. Ist ja ganz einfach. Möchte ich ein Haus bauen, muss ich auch Projektmanagement betreiben. Muss ich auch gut organisiert sein. Und wenn ich das lerne, aus meinem Sport gewisse Disziplinen zu haben, ziehe ich das ja auch automatisch in mein Privatleben mit. Und das nenne ich dann ja auch wieder, da kommen wir auf den Anfang, konzentrierter Lifestyle. Dass ich dann organisierter in meinem Privatleben bin. Und umso organisierter ich in meinem Privatleben bin, umso mehr Energieleistung habe ich ja dann auch wieder für den Sport. Also es ist ja ein Kreislauf.

[SPEAKER 1]Es hängt alles zusammen.

[SPEAKER 2]Genau, es hängt alles zusammen. Arbeitsleben, wenn ich gut durch mein Arbeitsleben gehe, organisiert bin, stressbefreit bin, kann ich besser im Sport. Also komme ich wieder näher an meine persönliche Bestleistung an.

[SPEAKER 1]Und es sind häufig auch einfache Dinge. wie eben beschrieben, ich hab bei mir die push notifications auf meinem handy verändert und es war fast wie eine befreiung, ich dachte boah auf einmal, das nervt nicht, das hab ich jetzt schon vor jahren gemacht, das ist nur ein kleines beispiel, und das hab ich dann meiner freundin gesagt, die hat das dann auch gemacht, das ist ja super, den Mitarbeitern und das sind häufig ja auch, Die einfachen und trivialen Dinge, die er dann weiterbringt. Organisierter zu sein im Privatleben hört sich jetzt erstmal hochtrabend an, aber was heißt das, dass ich zum Beispiel überlege, wie mache ich meinen Wocheneinkauf, wann und wie und wo und nicht einfach in den Tag hinein.

[SPEAKER 2]Genau und wichtig ist halt nicht immer die Welt retten wollen, also nicht sofort alles, sondern fang doch mit kleinen Sachen an. Wie du sagtest, du hast nur deine Push-Nachrichten ausgestellt, das hat dich, Zwei Sekunden am Tag gekostet, deine Push-Nachrichten auszustellen. Das war ein Haken, den du weggemacht hast und dann war gut. Und wie du gerade sagst, das ist für dich eine Befreiung. Fang doch mit den kleinen Sachen an.

[SPEAKER 1]Lieber Sven, wir haben hier im WeHouse-Podcast die vier klassischen WeHouse-Fragen. Die blühen jetzt auch dir. Hast du ein Motto, nach dem du lebst, ist Frage Nummer eins.

[SPEAKER 2]Ja, lieber gemacht haben, als nie gemacht zu haben.

[SPEAKER 1]Du probierst es gerne aus?

[SPEAKER 2]Ja, definitiv, weil sonst würde ich es ja irgendwann bereuen. Also deswegen, das meine ich auch mit Mentaltraining, sonst hätte ich es ja nicht gemacht.

[SPEAKER 1]Dann Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich, und hier ist die Frage meist im Hinblick auf die Pferde, besonders geprägt hat? Jetzt bist du ja relativ, bist ja von außen in den Pferdesport reingekommen. Vielleicht hast du ja eine Person, wo du sagst, Mensch, die hat meinen Blick auf den Pferdesport nochmal verändert.

[SPEAKER 2]Ja, meine erste Klientin, die mich angesprochen hat, weil ich einfach gesehen habe, wie viel Liebe auch zu diesem Tier da drin steckt. Die auch wirklich gut reitet und wo wir auch echt durch die durchs Feuer mit ihr gegangen sind, aber wo immer das Pferd für sie an erster Stelle stand. Das fand ich einfach toll und das ist eine Sache, die gibt es in anderen Sportarten nicht, weil das so materiell ist. Und da habe ich gesehen, die Liebe zu diesem Pferd und das war einfach toll. Da ist mir das Herz aufgegangen. Das hat das nochmal ganz gänzlich verändert für mich.

[SPEAKER 1]Dann Frage Nummer drei. Wenn du Reitern bzw. Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 2]Macht Mentaltraining. Dann seid ihr stressfreier und ihr müsst ja immer eins denken, euer Pferd oder euer Tier, egal ob Hund oder Pferd jetzt bei mir, es gibt ja immer 100% für euch. Es hat ja auch gar keine andere Wahl, sind wir mal ehrlich. Also macht auch mal 100% für euer Tier und schöpft alle Möglichkeiten aus, eurem Teampartner auch gerecht zu sein.

[SPEAKER 1]Und dann vervollständige diesen Satz, Pferde sind für mich.

[SPEAKER 2]Ein neuer Lebensweg, den ich mir nie hätte erträumen können.

[SPEAKER 1]Ja, großartig. Herzlich willkommen in der Pferdewelt. Dankeschön. Ja, großartig. Ich glaube, da konntet ihr sehr viel mitnehmen und es ist wirklich ein spannendes Feld, weil ich glaube wirklich, dass eine Barriere besteht bei vielen, bei mir auch. Man denkt immer, das ist was ein bisschen mystisches und handauflegendes. Nein, es ist total handfest und total umsetzbar.

[SPEAKER 2]Ja, was ich auch noch sagen möchte, es ist nichts mystisches, sondern alles was wir machen ist wissenschaftlich belegt. Also alles kann man durch Studien nachweisen und durch mehrere Studien, die auch nicht jetzt eben aus den 90er oder 2000er, sondern aus den 70er, 80er, 90er, also schon lange fortgeschrieben sind und ich kann euch nur die Empfehlung geben, Probiert es doch einfach mal aus. Macht eine Stunde, ihr gebt so viel Geld für Netflix und andere Sachen aus, also investiert mal eine Stunde in einen Mentaltrainer oder einen Sportmentaltrainer. Hört euch das an und wenn ihr sagt, ist nichts für mich, dann habt ihr die Erfahrung wenigstens gemacht.

[SPEAKER 1]Wie finde ich einen guten Mentaltrainer? Googlen?

[SPEAKER 2]Ne, also es gibt über den Bundesverband Deutscher Sportmentaltrainer. Da kann man googlen bzw. gibt einfach mal Bundesverband Deutscher Sport-Mentaltrainer ein. Dann seht ihr eine Deutschlandkarte. Und da könnt ihr dann gucken, wo ihr wohnt und da könnt ihr auch anklicken und dann seht ihr auch, auf was die Sport-Mental-Trainer spezifiziert sind. Ansonsten hier gerne Kontakt über mich.

[SPEAKER 1]Ich vermittle dann auch gerne. In NRW. Du sitzt in Duisburg.

[SPEAKER 2]Total gerne. Ich bin auch reisewillig.

[SPEAKER 1]Bist du am Start.

[SPEAKER 2]Nein, aber ich vermittle auch gerne. Wenn ich weiß, ich kenne genug Leute, die auch selber Sport-Mental-Trainer und auch Reitprofis waren, vermittle ich auch total gerne. Mir ist sehr wichtig, dass das Sport-Mental-Training gefördert wird.

[SPEAKER 1]Wunderbar, danke Sven. Ja, ich habe zu danken. Diese Folge wurde vorbereitet von Josefine Lindner, produziert von Mara Landwehr. Mein Name ist Christian Kröber. Wir würden uns sehr über eure Bewertung freuen. Beispielsweise ist das möglich auf Spotify. Lasst uns gerne eure Meinung dort da. Ansonsten findet ihr uns dort überall, wo es gute Podcasts gibt. Habt einen schönen Tag. Bis bald.

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