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#72 Stammgast Volker Raulf: So gehts Pferde-Deutschland inmitten der Corona-Pandemie

Der wehorse-Podcast hat einen neuen Stammgast: Volker Raulf. Ab sofort unterhält er sich regelmäßig mit Christian Kröber über aktuelle Geschehnisse, Trends und Entwicklungen in der Pferdewelt. Den Auftakt macht diese Folge mit einer Bestandsaufnahme und der Frage: Wo stehen wir?

Leere Turnierplätze und digitale Pferde-Messen rufen bei Volker Raulf gemischte Gefühle hervor. Einerseits gehören gemeinschaftliches Feiern und persönlicher Austausch zum besonderen Charme von Reitsportveranstaltungen. Andererseits bietet uns die aktuelle Situation ungeahnte Möglichkeiten. Corona als Chance verstehen - wie das geht, erfährst du in diesem Podcast.

Und wie steht es um den Pferdemarkt? Haben Züchter und Händler dieser Tage ein besonders schweres Los? Ganz und gar nicht, weiß Auktionator Volker Raulf. Aus erster Hand erfährst du, warum Online-Auktionen ein echter Segen sein können und wie sich Angebot und Nachfrage im Pferdemarkt verändern.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Mein Name ist Christian Kröber und heute zu Gast, Pferdemann und Stammgast bei uns, Volker Rauf. Gemeinsam sprechen wir über einige aktuelle Themen, die die Pferdewelt bewegen und betreffen und die man sich auch aktuell anschauen sollte. Also kein großes Vorspiel.

[SPEAKER 1]Los geht’s.

[SPEAKER 2]Hi im wehorse Podcast, der neue Stammgast Volker Rauf. Hi Volker.

[SPEAKER 1]Hi. Hallo Christian. Schön von dir zu hören.

[SPEAKER 2]Ja, wir wollen in einem ganz neuen Format bei uns mal so ein bisschen über so aktuelle Themen sprechen. Also wir werden dich jetzt mal häufiger hören bei uns. Du warst ja schon mal im Podcast. Und wir wollen so ein paar Dinge abklappern, die vielleicht gerade wichtig sind, wo sich in den letzten Wochen und Monaten noch was entwickelt hat. Und natürlich ist Corona da im Mittelpunkt. Da dreht sich ja viel bei uns in der Pferdewelt. Und vielleicht, um mit einer Sache mal anzufangen, Turniere. Das ist ein großes Thema für viele. Das ist ja erst in der Corona-Zeit weggefallen. Dann kamen so die kleineren Turniere wieder hoch. Aber gerade die großen Turniere fallen weg. Stuttgarter Schleierhalle-Weltcup beispielsweise, was ja auch ein Turnier ist für Jung und Alt gewesen, was auch die Verbindung war zwischen Basis- und Spitzensport. Wie guckst du gerade so auf diese Turniersituation, die zum Teil ja auch sehr krass ist?

[SPEAKER 1]Ja, eigentlich mit so ein bisschen gespaltenem Gefühl. Auf der einen Seite denke ich… ist diese Pandemie, diese Seuche, die uns wir alle weltweit erreicht hat, glaube ich, nicht einfach so von der Hand zu weisen. Und nur weil es nicht in mein Konzept passt, finde ich alles ganz schrecklich, dass es entsprechende Auflagen gibt, damit die Seuche auch im Griff bleibt. Auf der anderen Seite natürlich eine Katastrophe für uns Pferdeleute, aber eine Katastrophe auch für die Sportler, ob sie nur Radfahrer sind, Leichtathleten sind oder Tischtennisspieler sind. Ganz abgesehen von den Fußballern, die ja selbst ein riesengroßes Problem aufmachen und in 50.000 Zuschauerstadien unbedingt 100, 150 Leute reinhaben wollen. Jeder versucht da was, jeder hat eine Idee, jeder hat ein Konzept und jeder glaubt, er hat es gefunden und so muss es gehen. Ich glaube, Es geht alles das, wo wir uns selbst so ein bisschen zurücknehmen und sagen, komm, wir halten jetzt, bis es eine Impfung gibt, bis es etwas gegen diese Seuche gibt, halten wir uns auf 1,50 Meter Abstand. Wir haben uns alle jetzt an den Mund-Nasen-Schutz gewöhnt, der ja nicht nur uns schützt, sondern eigentlich auch immer viel mehr unser Gegenüber schützt. Und wenn wir uns daran halten, dann können wir uns ja in diesem Rahmen ein bisschen bewegen. Es gehen halt nicht die Großveranstalter, Ganz zum Leidwesen unserer Freunde, die aus der Veranstaltungstechnik sind. Für die ist ja in diesem Jahr komplett alles weggefallen. Katastrophe eigentlich für die.

[SPEAKER 2]Riesenkatastrophe.

[SPEAKER 1]Riesenkatastrophe. Das ist schlimm, das ist traurig, aber wir sehen im Moment finden die Europameisterschaften der jungen Reiter, Junioren und Children im Dressurreiten statt. das geht, da ist nicht so ein riesen Publikumshype drauf, da kann man höchstwahrscheinlich vernünftig in Ungarn Abstand einhalten und dann kann man auch Sport machen. Man muss sich einfach an Regeln halten und ich glaube, dann können wir es überstehen und ich hoffe, dass wir es überstehen können.

[SPEAKER 2]Könnte das so eine Dauereinrichtung werden, dass man sagt, naja, das klappt ja ganz gut jetzt, das Turnier unter der Käseglocke, dass man sagt, ah, die ganz großen Zuschauerveranstaltungen vielleicht brauchen und wollen wir in der Zukunft auch gar nicht mehr, dass sich das so ein bisschen aufteilt?

[SPEAKER 1]Also, ich kann mir Reitsport ohne Aachen nicht vorstellen. Ich kann mir Reitsport ohne diese Faszination im großen Preis einfach nicht vorstellen. Und ich denke, weltweit ist es der Wunsch eines jeden Reiters, irgendwann im Leben einmal in Aachen mitgemacht zu haben. Und wir sind ja in Aachen so ein ganz kleines bisschen involviert. Ich sehe ja die leuchtenden Augen, wenn allein die Reiter, die bei der Eröffnungsfeier teilnehmen dürfen, und ihre Rasse präsentieren dürfen. Für die ist das once in a lifetime. Das ist das Erlebnis, wenn so viele Menschen begeistert dabei sind und alle, die teilnehmen, einfach feiern. Und dieses Feiern, dieses Gemeinschaftliche, ist einfach was Außergewöhnliches. Das ist großartig und das brauchen wir auch. Das brauchen wir für uns, für unsere Pferde, auch für unser Selbstbewusstsein. Auch die Züchter brauchen das. Das ist einfach wichtig. Und das ist schön. Letztendlich ist es schön, du wie ich, wir sind hin und wieder mal unterwegs auf dem Turnierplatz und moderieren ein bisschen und versuchen mit dem, was wir tun, die Gäste auf dem Turnierplatz mitzunehmen, sie ein bisschen anzufeuern, sie ein bisschen zu inspirieren, sie ohne dass wir es ihnen sagen müssen, sie sollen doch mal klatschen, dass sie es aus dem Herzen heraus leben und aus dem Herzen heraus einfach genießen. Und das finde ich wichtig, das finde ich total toll.

[SPEAKER 2]Und sowas darf ja auch nicht verloren gehen. Also, Aachen sprichst du an.

[SPEAKER 1]Ja, das darf nicht verloren gehen. Du sprachst gerade über diese Turnierveranstaltungen, die vielleicht unter der Käseglocke stattfinden. Ich sag mal so, eventuell amerikanisches Modell. Wir haben im Frühjahr in Amerika sechs, sieben Wochen Turniere. Dort sind nur ganz, ganz wenige Zuschauer. Aber ich glaube, unsere Tradition, Hier in Westeuropa ist eine andere und wir können froh sein, dass wir die Begeisterung fährt, so in der Gesellschaft noch verankert haben. Es gibt ja auch Gegenströme. Und wenn wir diese Begeisterung Pferd nicht mehr in der Gesellschaft haben, dann stelle ich mir ganz schnell die Frage, ob denn nicht der ein oder andere Politiker auf die Idee kommt, ob die Unterstützung der Pferdezucht zum Beispiel, die über die Landes-, Landwirtschaftsministerien gefördert werden und und und, ob das dann nicht auch irgendwann aufhört. Und ich glaube, wir können froh sein, dass die Gesellschaft so nah am Pferd ist und dass die Gesellschaft das Pferd mag. Und wenn ich sehe, welche Politiker zum Beispiel nach Aachen, zum Beispiel nach Stuttgart und so weiter und so fort kommen, die fühlen sich auch, glaube ich, in diesem Umfeld wohl. Und das sollten wir unbedingt erhalten. Das ist wichtig für uns alle.

[SPEAKER 2]Und man sieht ja auch, es hat beispielsweise einen CAIO Aachen oder auch eine Equitana, die natürlich total darunter leiden. Also muss man da nicht wegdiskutieren. In Aachen sitzen dann 55.000 Leute oder ein bisschen mehr im Stadion. Bei einer Equitana sind auch tausende von Leuten pro Tag da. Das wird ja unglaublich schwierig jetzt, wenn es kein Impfstoff gibt, das umzusetzen. Die kommen aber trotzdem auf bessere oder auf andere Ideen, neue Wege. Also Aachen hat es gemacht mit einer digitalen Veranstaltung, die Equitana. Wie guckst du so auf diese Dinge drauf?

[SPEAKER 1]Ich denke, das ist im Moment so ein must to do. Alle machen es, alle machen irgendetwas Digitales. Da will man natürlich auch nicht auch nicht hinten anstehen. Und wenn dann die Equitana, wie gerade geschehen, eine digitale Equitana macht, dann ist das schon ganz klasse. Dann ist das schon ganz hoch aufgehängt. Genauso wie in Aachen. Aber letztendlich Ganz ehrlich, wenn ich mich über Pferdefutter informieren will, wenn ich mich über neue Transportmöglichkeiten informieren will, dann will ich auf den Stand gehen, dann will ich was in die Hand nehmen, dann will ich es riechen, dann will ich es anfassen, dann will ich mit den kompetenten Gesprächspartnern sprechen, in Aachen will ich ins Gespräch kommen mit Sportlern. Und wenn das alles nicht gegeben ist und das alles nur noch über unseren Bildschirm zu machen ist, ich bin schon ziemlich sicher, da geht uns ganz viel verloren.

[SPEAKER 2]Jetzt ist ja unweit von dir beispielsweise ein Sitz im Rheinland, Mönchengladbach. Gibt es ja beispielsweise Sportställe wie Holger Hetzel, die jetzt so diese, was du eben auch sagtest, so das amerikanische Modell fanden, wo jetzt Turniere, jede Woche Arbeitsturniere für die Spitzensportler, wo einfach jeden Tag Ausscheidungen sind. Ist das etwas, was wir jetzt mehr sehen werden, dass so ein bisschen diese Spreizung zwischen Spitzensport und Basis so ein bisschen weitergeht? Oder kommt das danach wieder zusammen, dass man sagt, okay, naja, wir brauchen trotzdem die ländlichen Turniere, wo alle waren? Oder geht das so ein bisschen auseinander?

[SPEAKER 1]Erstens ist das für ganz, ganz viele im Moment eine riesen Herausforderung. Wir brauchen unbedingt die ländlichen Turniere, wie das so immer war. Ich glaube, das wird es auch nicht mehr geben, weil ich einfach davon überzeugt bin, dass jetzt auch die Veranstalter in den Reitvereinen der sogenannten ländlichen Veranstaltungen sich auch überlegen müssen. Es geht ja in Zukunft auch anders. Ich glaube, es wird in Zukunft eine größere Variabilität geben. Ich glaube, Wir werden nicht darum hinkommen, in Zukunft den Sport zu verändern. Das fängt schon beim Nennen an und das hört noch lange nicht auf bei der Art der Durchführung des Turniers. Wenn ich allein überlege, von hier, von Mönchengladbach bis bis Holland, bis nach Pehlbergen, ein riesiges Turnierzentrum, ja, da nennt man mit dem Handy, da nennt man im Prinzip, guckt man 24 Stunden vorher, ob da noch ein Startplatz frei ist und fährt darüber. Es wird alles nur gebucht. Da wird nichts mehr bezahlt im Sinne von, ich muss jetzt da was überweisen und ich hole mir an der Meldestelle mein Gewinngeld ab. Das geht alles vollautomatisch. Ich glaube, wir sind in Deutschland lange, lange Zeit einen Weg gegangen, der so traditionsverwachsen ist und war, Das wird uns in Zukunft, glaube ich, so nicht mehr gelingen. Mit diesen Traditionen wird jetzt krampfhaft, zwanghaft, weiß ich gar nicht, aufgeräumt werden müssen. Da bin ich relativ sicher. Wir müssen uns an einen modernen Turniersport gewöhnen. Wir gewöhnen uns daran, dass wir mit digitalen Medien arbeiten. Und ich kann mich noch ganz gut daran erinnern. Ich war lange Jahre in Riesenbeck engagiert bei den bei den Viererzugfahrern und ich habe die Zeit erlebt, wo auf Papier mit Bleistift die Ergebnisse geschrieben wurden und das wichtigste Utensil auch für die Meldestelle war das Radiergummi. Das gibt es heute alles nicht mehr. Wir müssen da transparenter werden, wir werden da auch transparenter und ich glaube und ich hoffe und ich wünsche, dass die meisten Verantwortlichen die Zeichen der Zeit erkannt haben, weil sonst gibt es ein Problem. Sonst gibt es ein Problem für die klassische Reiterei, diese sogenannte ländliche Reiterei. Es wird ein Problem für die Landesverbände geben. Man muss sich da natürlich fragen in dieser digitalen Zeit, warum brauche ich so viele Landesverbände? Warum brauche ich 16 besondere Bestimmungen? Warum kann ich das nicht alles zentral regeln? Der ADAC mit viel, viel mehr Mitgliedern ist auch zentral geregelt. Das ist alles ganz einfach. Es gibt immer das Argument, das kennst du, das kenn ich, naja, solange wie ich Vorsitzender bin, wollen wir hier mal nichts ändern und und und, aber Corona wird uns allen helfen, da ganz schnell zu sein und sehr flexibel zu werden, weil sonst, wenn wir einmal den Zug verpasst haben, dann ist es vorbei. Noch können wir alles mitbestimmen.

[SPEAKER 2]Es ist ja am Ende jetzt, wie man das mit den Corona-Bestimmungen auch merkt, es gibt ja jetzt wieder die ersten Leute, die sagen, naja, das war vielleicht doch nicht so schlau, das auf Länderebene runterzugeben. Genauso ist es hier ja auch. Und am Ende, das sage ich auch hier, immer wenn ich gefragt werde, das ist eine Entwicklung, wo man dachte, die wird so zehn, zwölf Jahre vielleicht dauern, was jetzt zum Beispiel digital angeht. Dass Leute digitale Medien verwenden, auf einmal ein Zoom-Call ist ein ganz normaler Begriff geworden. Da gibt es gar keine Berührungsängste mehr. Und diese Entwicklung, wo man dachte, naja, die ist vielleicht so zwölf, zehn bis zwölf Jahre, die ist jetzt runterkondensiert auf sechs Monate, drei bis sechs Monate. Auf einmal müssen ganz viele Dinge schnell gehen. Ich glaube, da muss auch im Pferdebereich dann neu gedacht werden.

[SPEAKER 1]Ja, es muss neu gedacht werden und es muss. Das werden wir erleben. Das wird, glaube ich, die große Veränderung sein. Der Totalverweigerer dieser digitalen Technik, der wird auf der Strecke bleiben. Der Totalverweigerer, der sagt, nein, das will ich so nicht. Ich will zum Beispiel für meine Pferdezucht, für meine Zuchtstätte, will ich nicht digital werben. Will ich mir nicht die modernen Medien nehmen, um meine tollen Pferde, meine Turniererfolge, meine Zuchterfolge zu präsentieren. Das will ich alles nicht, das mache ich nicht, das tue ich nicht. Die bleiben auf der Strecke, das werden wir erleben. Und wir werden dann erleben, dass das alte Traditionszuchthäuser, die einfach diese Zeit nicht mitgeben wollen, aus welchem Grund auch immer, es mag ja auch vernünftige Gründe dafür geben, aber dann auch an diesem Markt nicht mehr teilnehmen. Das wird kommen. Und dann sind wir natürlich auch ganz schnell bei den Sportverbänden und Zuchtverbänden. Das alles, was 30 Jahre, 40 Jahre funktioniert hat, funktioniert morgen auch noch, aber anders. Und dieses anders, das müssen wir neu definieren, das muss jeder für sich neu definieren. Ich bin ganz sicher, ich bin ganz sicher und mein eigenes Geschäft zeigt mir das eigentlich im Moment sehr deutlich. Ich bin ganz sicher, dass wir hier in den nächsten Monaten und auch in kurzer Zeit, in weniger als zwölf Monaten, ganz neue Konstruktionen erleben werden.

[SPEAKER 2]Was kommt dir da so in den Kopf? Was sind die neuen Konstruktionen?

[SPEAKER 1]In diesem Jahr war es ja durch Corona so ein bisschen zurückhaltend mit Auktionen. Wir waren bis zum März, April waren wir dabei. Dann kam ja jetzt eine leichte Lockerung. Am letzten Samstag hatte ich die erste Veranstaltung wieder in Westfalen. Aber jetzt haben wir in den nächsten vier Wochen sechs Auktionen. Wir machen als kleines Privatunternehmen, machen wir für Züchter, als Dienstleister, ja fast mehr, fast mehr wie die Verbände, die eigentlich dafür geboren sind, dass eigentlich deren Aufgabe ist, für die Züchter auch die Vermarktung zu organisieren und und und und. Wir machen fast mehr und wir bewerben es ja nicht am Markt. Die Züchter kommen ja auf uns zu oder die die Pferde ausbilden und da sehe ich, da Da gibt es Unzufriedenheit, aber letztendlich können wir als kleines Unternehmen natürlich auch nicht alle glücklich machen, weil wir letztendlich auch nicht alle bedienen können. Das ist ein Riesenproblem. Ich glaube, da müssen auch die Verbände noch viel mehr auf die Züchter zugeben. Bisher sitzen die ja oft so in ihren schönen Geschäftsstellen und Palästen und warten, dass die Züchter kommen und Anliegen haben. Ich glaube, das geht in Zukunft anders. Wer als Zuchtverband am Markt bestehen will, muss zu seinen Züchtern auf dem Hof. Und wenn er es nicht tut, dann gehen die Züchter woanders hin.

[SPEAKER 2]Nun bist du ja extrem nah dran durch die Auktionen, hast viel Kontakt auch zu Züchtern. Großes Thema ist, glaube ich, auch Auflösung von Höfen und von Zuchtstätten. Wie ist denn so gerade die Lage im Pferdemarkt, vor allen Dingen auf der Züchterseite? Weil man hört ja immer auch aus den Medien, dass ganz viele Märkte im Umbruch sind, einfach durch Corona Brandbeschleuniger. Aber wie ist es jetzt gerade so im Pferdehandelssegment bei den Züchtern?

[SPEAKER 1]Wie ist die Lage? Eigentlich ist es relativ einfach und das wird ja auch jeder, der sich im Pferdehandel seinen Lebensunterhalt verdient, bestätigen. Es ist im Moment relativ schwierig, an gut gerittene Pferde zu kommen. Wir haben ja ganz viele Bereiter, wir haben ja ganz viele, die eine vernünftige Ausbildung gemacht haben, die ihren Abschluss gemacht haben, die Pferdewirtschaftsmeister sind. Aber ich glaube, in dieser Gruppe derer, die es eigentlich können müssten, sind zu wenig, die sich mit der Basisarbeit beschäftigen, die Pferde ausbilden, die Pferde in den Sport bringen, die Pferde an den Sport heranbringen. Die suchen alle einen Sponsor, der sie unterstützt, damit sie sich selbst in der LM und S-Dressur oder entsprechend im Springen eine Schleife erreiten können. Ich glaube, wir müssen wieder zurück, dass eben auch das handwerkliche, das feine Arbeiten mit dem Pferd wieder nach vorne kommt. Wir haben zu wenig gerittene Pferde. Deshalb kosten im Moment gut gerittene Pferde mit Qualität überproportional viel. Und die ganzen Pferde, die nicht geritten sind, manchmal dann auch über sogenannte langweilige Abstammungen verfügen, ja, die sind am Markt nicht gefragt. Die sind am Markt dann einfach nicht gefragt, weil der Endverbraucher ist oft nicht der, der ein Pferd ausbilden kann. Der Endverbraucher ist bereit, Geld auszugeben, möchte sich dann aber aufs Pferd setzen und sich wohlfühlen. Der möchte sich aufs Pferd setzen und genießen. Der möchte sich aufs Pferd setzen und einfach Spaß und Freude haben. Und mit so einem Halbwilden geht das nicht. Das ist einfach schwierig. Dafür gibt es natürlich auch Kundschaft, gar keine Frage. Aber der breite Markt möchte gerne, genauso wie wir uns ein Auto kaufen, mit ganz viel Rückfahrkamera und Unterstützungshilfen beim Autobahnfahren und Abstand halten, Stabilisator und und und. Genauso ist es beim Pferd. Das möchten die gerne auch beim Pferd haben. So schön wie möglich, so angenehm wie möglich, so einfach wie möglich. Dann sind die Leute happy und dafür geben die auch viel Geld auf.

[SPEAKER 2]Man hätte ja erwartet, dass er so der umgekehrte Effekt da ist. Dass die Züchter und vielleicht auch die Ausbildungssteller so ein bisschen netter auf dem Fernsehen sitzen und sagen, naja, die Leute können wegen Corona nicht ausprobieren kommen. Es gibt weniger, gerade auch Kundschaft aus Übersee ist vielleicht weniger. Aber das ist gar nicht zwangsläufig so, oder?

[SPEAKER 1]Nein, das ist überhaupt nicht so und das haben wir am letzten Wochenende festgestellt. Ich hatte die große Freude am letzten Wochenende die Pferde von Stefan Borgmann zu versteigern. Stefan Borgmanns Füchter aus Westfalen arbeitet ja schon seit einigen Jahren mit mir. Alle zwei Jahre veranstaltet er eine Auktion von Pferden, die er selbst gezüchtet hat, die bei ihm geboren sind, die bei ihm aufgewachsen sind, die bei ihm ausgebildet wurden. Und dann bringt er sie zur Auktion. Und da hat in diesem Jahr Corona wirklich segensreich in die Auktion hineingewirkt. Das muss man sagen. Denn wir haben in Zusammenarbeit mit ClipmyHouseAuction konnten wir die ganze Welt in Echtzeit per Bild an dieser Auktion beteiligen. Es saßen also Menschen aus Texas, aus Kanada, aus Finnland, aus Österreich, aus Luxemburg, aus Spanien, saßen am Bildschirm, waren in Echtzeit dabei und konnten per Knopfdruck bieten. Das war schon eine tolle Geschichte. Ich habe das im Mai schon einmal gemacht in Holstein und wir werden die ganzen nächsten Auktionen alle mit Online-Beteiligung in einer Live-Auktion machen.

[SPEAKER 2]Und das ist ja am Ende auch etwas, wo man sagt, naja, das wurde ja immer schon mal so ein bisschen ausprobiert, aber jetzt kommt es richtig, weil man hat keine andere Wahl. Jetzt wird es umgesetzt, man merkt, na, es funktioniert ja sogar. Und auf einmal hast du Leute dabei, wo du vorher gedacht hättest, naja, die sind sowieso nie dabei. Dann ist jemand aus Singapur oder wie du jetzt sagtest, wirklich von Übersee, Nordamerika dabei, wo man sonst die nie mit im Boot gehabt hätte.

[SPEAKER 1]Und wir sind noch relativ radikal in dieser Geschichte, da ich ja so ein bisschen zwischen den Stühlen sitze als Auktionator. Ich bin ja zum einen dem Einlieferer verpflichtet und ich bin zum anderen natürlich auch dem Kundenkäufer verpflichtet. Eigentlich sind beide meine Kunden und ich sitze dazwischen, zwischen den Stühlen, im wahrsten Sinne des Wortes. Und da ich eben auch meinem Kundeneinlieferer verpflichtet bin, laden wir die Menschen weltweit ein, an dieser Auktion teilzunehmen. Aber dann gibt es eine kleine Hürde. dann muss man ein Deposit hinterlegen, dann muss man eine Sicherheit hinterlegen. Das ist bei Maschinenauktionen, bei großen Kunstauktionen ist es gang und gäbe. Wir in der Pferdeszene kennen das nicht, aber ich habe das für unser Auktionshaus Mennraths wieder eingeführt. Es wird auch von seriösen Auktionskunden total angenommen. Das ist überhaupt kein Problem. Manche haben die Möglichkeit, schon während eines Telefonats das Geld loszuschicken und meistens ist der Hörer noch nicht aufgelegt, dass das Geld schon als Sicherheit hinterlegt. Alles das ist eigentlich gar kein Problem. Das heißt, ich wusste vorher, das sind 40 Menschen, die haben eine Sicherheit hinterlegt. Diese 40 Menschen sind wirklich interessiert. Ich hatte vorher ganz viel Informationen und hatte eigentlich auch vorher schon ein relativ gutes Bauchgefühl. Und ich glaube, es gibt die ein oder andere Veranstaltung im Auktionsbereich, da wissen die Macher währenddessen, dass die Gäste reinkommen, noch nicht so ganz, wer bietet denn und wer bietet nicht. Zuerst sehen die ganz viele Züchter und Angehörige oder Angehörige von denen, die Pferde geliefert haben. Und dann hofft man natürlich, dass jeder, der vorher ausprobiert hat und gesagt hat, er kommt, auch wirklich kommt. Und wenn er nicht kommt, dann ist ihm eben was anderes eingefallen, dann hat man Pech gehabt. Aber wenn der Mensch von jeder Möglichkeit, selbst aus dem fahrenden Auto, von der Autobahn die Möglichkeit hat, um Beifahrersitz natürlich zu bieten, ist das natürlich eine tolle Geschichte. Und wenn der mir vorher versichert hat durch sein Deposit, dass er daran auch wirklich teilnehmen will. Das ist schon eine tolle Geschichte. Hat allerdings für uns den Nachteil, und das war jetzt unser Job gewesen am Montag, dass wir an alle, die natürlich nicht zum Zuge kamen, natürlich auch dieses Deposit sofort wieder zurück überweisen. Das ist ja auch eine Selbstverständlichkeit. Da bleibt ja keiner in dem Mangel, dass er sein Geld nicht zurückkriegt. Also jeder wurde sofort wieder, das wurde alles ganz schnell wieder rückabgewickelt. Das ist auch gar kein Problem.

[SPEAKER 2]Wir haben ja darüber auch ein paar mal schon gesprochen und immer wenn ich darüber nachdenke, denke ich nach, das ist ja eigentlich auch wie, als wenn ich jetzt mich heute entscheide, ich möchte Netflix buchen oder ich möchte Disney Plus angucken oder irgendwas anderes, einfach irgendein Internetprodukt sofort konsumieren. Klar, ich muss jetzt bei euch die Kohle hinterlegen, das ist klar. Aber es wird ja eigentlich unwichtiger, wer das Pferd gezüchtet hat, wo es steht, von wem es vorher geritten wurde und so weiter. Man guckt darauf, ist das ein Pferd, was mir passt, was mir gefällt. Klar, ich kann es nicht ausprobieren, wenn ich in L.A. sitze und auf ein Pferd in Westfalen biete, bin ich nicht da. Aber es löst ja schon so ein bisschen das auf, was man vorher so diese Züchterbindung genannt hat und so. Das wird ja weniger dadurch.

[SPEAKER 1]Ja und nein. Dazu muss man die Antwort zweiteilen. Erstens, auf den Interessenten aus Texas oder aus L.A., da ist es so, Der kennt immer irgendeinen in Westeuropa, den er mal eben anruft und sagt, fahr da mal hin, kannst du den mal reiten, kannst du das Ganze filmen, schick mir das mal eben. Das geht ja heute fast alles in Echtzeit. Wir haben uns zum Beispiel auch Gedanken gemacht, der eine versteht gar kein Englisch, Entschuldigung, gar kein Deutsch, weil er es nicht verstehen will, und andere, die gar kein Deutsch können, die verstehen Deutsch perfekt, weil die aber auch die Übersetzungsmaschinen kennen, weil die ganz genau wissen, wie man sich helfen kann. Also auch das ist immer eine Frage, wie stelle ich mich selbst in dieser Geschichte auf? Das ist das eine. Und der andere Punkt in dem Zusammenhang ist natürlich, dass gerade diese Möglichkeit des Onlines, sich am Auktionsgeschäft zu beteiligen, ganz, ganz neue Wege aufmacht. Das ist nicht Corona geschuldet, sondern da ist ein Corona höchstwahrscheinlich Initiator und Corona ist da höchstwahrscheinlich einer, der diesem ganzen Verkaufsgeschäft einen riesen, riesen Input gibt. Und wenn man es richtig macht, Und wenn man miteinander sauber und ehrlich umgeht, dann ist das für alle zum Riesenvorteil. Zum Riesenvorteil für den Anbieter, für den Käufer und auch für die, die sich dafür interessieren.

[SPEAKER 2]Ein Thema zum Schluss, was wir noch einmal besprechen wollen, ist Auflösung von Höfen. Da seid ihr ja auch viel unterwegs. Seht ihr da jetzt mehr Höfe?

[SPEAKER 1]dicht machen?

[SPEAKER 2]Oder ist das einfach etwas, das vorher schon da war, das wird bleiben?

[SPEAKER 1]Das hat es immer gegeben. Das wird es auch in Zukunft weitergeben. Mir ist das früher nie so aufgefallen. Aber wir haben natürlich so ein bisschen den Effekt, wenn man bei der Einrufauflösung geholfen hat und der Der Anbieter, der Verkäufer, der Züchter, der Aufzüchter war zufrieden. Der ist ja nicht aus der Pferdeszene raus. Der spricht ja drüber. Und dann erzählt er natürlich auch, ja, ich habe das mit dem und dem gemacht und das hat super geklappt. Und das bringt dann meistens auch, dass die Menschen anrufen. Aber der Weg ist ja relativ lang und man darf sich das auch alles gar nicht so einfach vorstellen. Es gibt immer ein Erstgespräch am Telefon. Dann werden die Menschen natürlich auch mit all den Problemen und all dem Aufwand beschäftigt, die mit so einer Auktion einhergehen. Dann muss man sich vor Ort das Pferdematerial angucken. Das ist ganz, ganz wichtig. Aber man darf ja, glaube ich, nicht mehr Pferdematerial sagen. Da gab es ja den letzten Riesen-Hype bei der Reiter-Revue. Sagen wir einfach Pferde. Genau, bei Pferde. Und so, dann machen wir für den Aufzüchter, für den Züchter, der es verkaufen will, machen wir den Komplettservice bis hin zum Inkasso und, und, und, und, und. Der bekommt innerhalb von einer Woche nach der Auktion, bekommt er von uns den gesamten Auktionserlös ausgekehrt. Dahinter steckt natürlich irre, irre viel Arbeit und Ich weiß nicht, warum die Verbände es ihren Züchtern nicht anbieten. Das wird vielleicht auch irgendwann mal kommen. Aber bis dahin wollen wir denen züchtern, die dann altersbedingt oder weil in der Familie kein Nachfolger da ist, der weitermacht und, und, und, und, und, dass die dann aufhören. Ich finde, das ist eigentlich auch nur verständlich. Das ist auch nichts Besonderes. Man muss nicht mit 80 durch seinen Stall rennen mit 25 Pferden. Da reichen auch noch zwei tolle Stuten oder ein schönes Fahrpferd. Und dann hat man auch als alter Mann oder alte Frau, und alt ist hier ehrenhaft gemeint, Freude an seinen Pferden. Da muss man nicht 20, 30 Pferde betreuen und sich körperlich kaputt machen. Man muss auch immer wissen, wann genug ist.

[SPEAKER 2]Gut, Volker, dann haben wir so ein paar Themen abgeklappert rund um unsere Pferdewelt und ich würde sagen, das machen wir jetzt häufiger. Also ab und an wirst du von mir hören. Und dann sprechen wir mal wieder über die ein oder anderen Dinge.

[SPEAKER 1]Ab und an treffen wir uns im Netz und auch das ist coronabedingt. Sonst wären wir beide gar nicht auf die Idee gekommen oder du gar nicht auf die Idee gekommen, zwischendurch mal per Google, wie heißt das, Google Meet mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich bin natürlich froh, dass ich hier im Hintergrund echte Experten habe, die uns das einstellen konnten, weil sonst hätte ich das Telefon in der Hand genommen und wäre ansonsten aufgeschmissen gewesen. Aber du siehst mit der richtigen Unterstützung und wenn man es will, dann ist das alles überhaupt kein Problem.

[SPEAKER 2]Aber hast du wieder heute was gelernt?

[SPEAKER 1]Google Meet. Aber total, total. Schön. Wunderbar.

[SPEAKER 2]Viele Grüße und bis bald.

[SPEAKER 1]Ciao, ciao. Bis bald. Tschüss.

[SPEAKER 2]Danke an Volker, dass er dabei war. Vergiss nicht, den wehorse Podcast zu abonnieren oder noch besser, uns eine 5-Sterne-Bewertung dazulassen. Das geht in allen gängigen Podcast-Apps oder auf Trustpilot.com.

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