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#161 Springsportlegende Paul Schockemöhle

Paul Schockemöhle ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten der internationalen Pferdesportszene. Zu aktiven Zeiten vertrat er Deutschland bei Championaten und wurde unter anderem dreimaliger Europameister im Springreiten. Dennoch bezeichnete er sich immer nur als Amateurreiter: Eigentlich war er schon damals Unternehmer.

Nach seiner aktiven Laufbahn im Springsattel baute er das Gestüt Lewitz auf. Die moderne Zuchtstätte zählt zu den größten Gestüten weltweit und stellte bei den Olympischen Spielen in Tokio rund zehn Prozent der Pferde. Mehr aus seinem Leben als Reiter, Züchter und Geschäftsmann erzählt er im wehorse-Podcast und stellt sich Fragen zu Höhen und Tiefen seiner Karriere.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]

Heute zu Gast, Springsportlegende Paul Schockemöhle.

[SPEAKER 1]

Ich habe nie einen Reitlehrer gehabt, aber ich habe sehr, sehr viel gelernt von anderen Reitern durchs Zuschauen und auch viel von den Pferden gelernt, die ich geritten habe.Aber grundsätzlich habe ich natürlich am meisten gelernt von meinem Bruder Alwin.Herzlich willkommen beim WeHorse Podcast mit Christian Kröber.

[SPEAKER 2]

Einer der großen deutschen Pferdesportpersönlichkeiten ist Paul Schockemöhle.Er war dreifacher Einzeleuropameister im Springreiten, er rang olympische Medaillen für Deutschland und war über Jahrzehnte eines der Aushängeschilder des deutschen Spring- und des deutschen Pferdesports. Neben den sportlichen Erfolgen hatte er als Züchter und Unternehmer einen riesen Einfluss auf die hiesige und auch auf die internationale Reiterei.In der vergangenen Woche haben wir ihn zum Podcast in der Lewitz, seiner großen Zuchtstätte in Mecklenburg-Vorpommern, die zwischen Berlin und Hamburg liegt, besucht. Allein die Dimensionen dieses Gestüts sind schon unglaublich.Mehrere tausend Hektar groß und mehrere tausend Pferde sind auch dort beheimatet, die er alle in einem Karteikartensystem handschriftlich führt.Diese fast schon legendären Karten haben wir uns auch gemeinsam en Detail angeschaut.Darüber hinaus gab es eine große Führung und ich kann wirklich sagen, es sind gigantische Dimensionen. Und so kommen 10% aller Pferde, die in Tokio bei der Olympiade starteten, aus der schockemüllischen Zucht.Im Podcast selber haben wir natürlich über die Lewitz im Detail gesprochen, aber vor allen Dingen haben wir eine Reise durch seine ganz persönliche, hippologische Geschichte gemacht mit all seinen Höhen und Tiefen. Egal wie man zu ihm steht, die Lebensleistung, wie ich finde, ist extrem beeindruckend.Und auch er als Erscheinung, als Person, ist extrem beachtenswert.Und daher ist dieser Podcast wirklich, wie ich finde, spannend.Im Nachhinein hatte ich auch noch einige Fragen, zu denen wir gar nicht gekommen sind am Ende.Aber ich denke, dass extrem viel drinsteckt in dieser Folge.Wir steigen ein.Auf geht’s.Herzlich willkommen im Podcast Paul Schockemöhle.

[SPEAKER 1]

Herzlich willkommen auch.Ich hoffe, Sie fühlen sich hier auf dem guten Nebelstuhl und haben ein ordentliches Gespräch.

[SPEAKER 2]

Ja, ich freue mich drauf.Vielen Dank für die Einladung, dass wir hier sein dürfen.Wir sitzen hier in einem Konferenzraum auf dem Gestüt Lewitz und vielen in der Pferdewelt ist natürlich die Lewitz ein Begriff.Eigentlich, habe ich auch im Vorfeld nachgeschaut, steht ja Lewitz für eine Landschaft hier in Mecklenburg-Vorpommern, aber züchterisch natürlich in der Pferdewelt dieser Begriff weit verbreitet.Was ist das züchterische Lewitz oder die züchterische Lewitz?Was passiert hier?

[SPEAKER 1]

Ja, hier passiert Zucht.Wir haben ungefähr 1000 Fohlen im Jahr.Davon werden etwa 50% der Fohlen als embryos geboren, die dann mit 7 Tage Alter umgesetzt werden von der ursprünglichen Spenderstute zur Zählerstute. Wir sind also gynäkologisch hier auch relativ gut ausgerüstet.Wir bewirtschaften hier ungefähr einen Betrieb von 3000 Hektar.Die Futtergrundlage für die Pferde ist Gras- und Maisvillage, wobei wir Mineralstoffe und Vitamine dazumischen und so weiter haben und ein eigenes Futterhaus. Wir haben hier mehrere Stationen, wo wir auch dann die jungen Pferde anreiten, zwei- und dreijährig sie freispringen lassen. Von hier aus veranstalten wir auch Auktionen, Online-Auktionen.Wir haben also praktisch jeden zweiten Dienstag eine Auktion, wo wir ca.20 Pferde versteigern, online.Weil man natürlich so viele hat.Aber das funktioniert eigentlich ganz gut.Unsere Pferde haben in der Zwischenzeit doch einen recht guten Ruf.

[SPEAKER 2]

Also die Idee ist quasi von der Geburt oder von dem Embryotransfer bis dann hin zum angerittenen und in der Ausbildung ganz früh stehenden Pferd den gesamten Weg hier in der Lewitz abzubilden.

[SPEAKER 1]

Ja, wir haben hier drei Betriebe, wo wir reiten. haben etwa 200 Fohlen, die später mal Richtung Dressur gehen sollen und etwa 800, die springmäßig ausgebildet werden sollen und dazu muss dann auch die Genetik passen.

[SPEAKER 2]

Was macht aus Ihrer Sicht ein Pferd, ein gutes Pferd züchterisch aus?Wann ist ein Pferd aus Ihrer Sicht gut gezogen?

[SPEAKER 1]

Das ist schwer zu sagen.Grundsätzlich ist es so, dass bei mir die Stämme sehr wichtig sind.Das heißt, es gibt eine Ursprungsschute, die gute Leistungen gehabt hat und die wir dann vermehrt haben, auch mit guten Hengsten.Wir haben eine Hengststation in Mühlen-Oldenburg.

[SPEAKER 2]

Also Ihr Heimatbetrieb, kann man ja sagen.

[SPEAKER 1]

Ja.Und haben selbst sehr viele Hengste.Allerdings benutzen wir die Hengste auch. wenn sie gut sind und wir an den Samen kommen von allen Hengsten in der Welt.Und wenn sie fragen nach den Stuten, wie gesagt, die guten Pferde kommen eigentlich fast immer wieder aus denselben Stämmen.Wenn ich hier 1200 Stuten habe, habe ich hier vielleicht nur 10, 12 Stämme.

[SPEAKER 2]

Wie halten Sie Überblick über das Ganze?Also 1200 Stuten.Gibt es überhaupt einen Betrieb, der weltweit größer ist als dieser?Man sagt ja immer, Lewitz ist die größte Zuchtstätte der Welt.Sehen Sie das genauso?

[SPEAKER 1]

Das glaube ich schon, ja.Das glaube ich schon.Es ergab sich, ich hatte auch das ursprünglich gar nicht vor.Sie wissen, da in Südoldenburg ist alles sehr eng und auch teuer und Großfarmen kann man da gar nicht erwerben.Nachdem ich meine Reisekarriere beendet hatte, habe ich überlegt, was ich mache und habe mich dann dafür entschieden, Fairtrade zu betreiben.Dann kam die Wende und dann gab es die Möglichkeit, hier diesen Betrieb zu kaufen.Das ursprüngliche Gut gehörte dem Herzog von Mecklenburg, der war aber schon schon enteignet worden vor dem Krieg durch Hitler und die später enteigneten Bauern hier, die sind restituiert worden.Die haben also ihr Land zurückgekriegt, aber der Herd doch nicht und das war dann Staatsgut und dann wurde das verkauft von der Treuhand und da habe ich mich beworben und dann hat man mir den Zuschlag gegeben.

[SPEAKER 2]

Wie war das damals hier?Das stelle ich mir vor, das war eine LPG hier zu den Endzeiten der DDR.

[SPEAKER 1]

Das war hier ein Zusammenschluss von mehreren LPG.Fünf LPG und dieses Staatsgut, die haben 17.000 Hektar verwaltet, haben der Jungrinder hier aufgezogen und sich eigentlich nur mit mit der Erinnerzucht beschäftigt, wobei sie dann noch eine Kleinpferdezucht hatten, die ich aus Traditionen habe ich da immer noch ein paar von.Damals hatten die 120 und die haben hier auch Fahrturniere veranstaltet.Habe ich aber dann nicht weitergeführt.

[SPEAKER 2]

Und als sie dann nach der Wende kamen, wurden sie hier mit offenen Armen begrüßt, weil das ist ja auch durchaus immer jetzt mit den Nachwirkungen der Wende, 25, 30 Jahre danach, dieses Treuhandthema, war es erstmal relativ simpel hier so einen Betrieb aufzubauen, aus einer Rinderzucht so einen großen Pferdezuchtbetrieb zu machen? Werbung!Ein weiteres Mal darf ich euch eine Trinkmahlzeit in Flaschenform ans Herz legen.Es handelt sich dabei natürlich um die Kollegen von YFood, die vegetarische und in Teilen auch vegane Trinkmahlzeiten anbieten.Sie kommen in Geschmacksrichtungen wie Schoko, Cold Brew Coffee, Vanille oder Happy Banane.Ich selber bin eher so der fruchtige Typ. Daher präferiere ich die Geschmacksrichtung Mango.Das Ganze ist total praktisch, wenn man viel unterwegs ist oder aber auch zum Beispiel den ganzen Tag im Stall verbringt, denn man muss es nicht kühlen, kann es einfach mit dabei haben und einpacken.Exklusiv für alle WeHorse Podcast-Hörer gibt es weiterhin 10% Rabatt im Webshop unter yfood.de mit dem Code wehorse-podcast.Den Webshop findet ihr unter www.yfood.de und der Code WHEEHOUSE-PODCAST für 10% Rabatt.Viel Spaß!

[SPEAKER 1]

Zu dem Zeitpunkt war ich sicherlich drei, vier Tage von jeder Woche hier, um das alles umzubauen.Und das war sicherlich auch nicht so einfach.Die Mentalität war sicherlich auch eine andere als die der Südolmburger.Und auch hier ist es schwer, gute Leute zu finden.

[SPEAKER 2]

Es gibt ja den legendären Karteikasten, wir haben ja eben schon einmal darüber gesprochen.Der Karteikasten hilft Ihnen, eine Übersicht hier zu behalten.Was ist dieser Karteikasten?Was hat es damit auf sich?

[SPEAKER 1]

Der Karteikasten beinhaltet viele Karten.Diese Karten sind jeweils einer Stute zugeordnet.Und auf dieser Karte steht einmal, wird da festgehalten, die Eigenleistung dieser Stute.

[SPEAKER 2]

Also ob sie im Sport gegangen ist.

[SPEAKER 1]

Ob sie im Sport gegangen ist oder wie sie freigesprungen ist, wie viel Vermögen sie hat, ob sie gute Technik hat, ob sie vorsichtig ist, ob sie irgendwelche Besonderheiten hat und so weiter.Das ist alles da festgehalten.Und sämtliche Foren sind da festgehalten, von welchen Hengst sie Foren gehabt haben. die Fohlen sich nachher gut bewährt haben, dann hat die Studie eine Chance von einer normalen Bedeckung zu einer Spenderstudie zu werden und wenn das umgekehrt ist, dann kann auch mal eine Spenderstudie zur Empfängerstudie werden.

[SPEAKER 2]

Sie züchten hier primär Springpferde.Wie findet die Selektion statt?Wie ist so ein Prozess?Wie läuft der Selektionsprozess ab?

[SPEAKER 1]

Ja, wir fangen an, die mal über kleine Sprünge freispringen zu lassen. Dann wird schon mal auch sortiert, die werden begutachtet.Früher habe ich das alles selbst gemacht.Inzwischen habe ich auch Leute, die das machen können und die mir dabei helfen.Und dann werden schon auch einzelne Tiere aussortiert. Aber ich muss sagen, in der Zwischenzeit sind wir doch schon so weit, dass 80 Prozent der Pferde gut springen, sodass wir sie dann angreifen oder vorbereiten auf die Auktion.

[SPEAKER 2]

Ist das, was man züchterischer Fortschritt nennen würde?Dass man sagt, 80 Prozent, so eine hohe Quote, können dann vielleicht auch in den Sport gehen oder zumindest weiter unter dem Sattel auch auf Turnieren laufen?

[SPEAKER 1]

Ja, das ist, glaube ich, eine gute Quote, wobei wir uns immer weiter bemühen, sie noch höher zu kriegen und besser zu kriegen.Ich kann dazu sagen, dass auf den letzten Olympiaden und Weltmeisterschaften jeweils mindestens 10 Prozent der Pferde, die da geschadet sind, aus Levis geboren sind. Das ist schon, glaube ich, ein Erfolg.

[SPEAKER 2]

Macht Sie das stolz?

[SPEAKER 1]

Gut, das befriedigt mich, dass das Ziel, das ich mir mal gesetzt habe, dass das dann doch relativ auch erreicht wird.

[SPEAKER 2]

Was treibt Sie an, so einen großen Betrieb hier zu halten, zu führen?Sie haben schon 1988 Ihre Reiterliga-Karriere beendet, aber Sie könnten jetzt ja auch ein ruhigeres Leben führen, als hier auf der Lewitz 1.500 Stuten in Kartei Karten zu schreiben.

[SPEAKER 1]

Ja, mir hat immer viel an Pferden gelegen.Ich bin gern Züchter und das macht mir Spaß und deswegen mache ich das.Es war so, als ich damals zu teuer gewandert bin und nach Betrieben gefragt habe, die zu verkaufen sind, hatte ich ursprünglich vor, irgendwie so einen Hof zu kaufen von 600 Hektar und vielleicht 200 Stunden zu haben. Oder 150.Und dann ergab sich aber, dass dieses Gut hier zu kaufen war und das verkehrsmäßig für mich sehr gut liegt.

[SPEAKER 2]

Unweit der Autobahn.

[SPEAKER 1]

Unweit der Autobahn.Wir führen zwei Autobahnen, führen praktisch durch unseren Betrieb. Einmal die A24 Hamburg-Berlin und die Wismar, die jetzt gebaut wird nach Marstenburg, die 14, die läuft auch bei uns durch.Und ich brauche eigentlich, finde ich, von Hamburg-Ost 40 Minuten, normalerweise. Fahrzeug.Sie sind heute Morgen das gefahren.Ich fahre immer meistens abends um sieben.Und so dass ich hier in Bremen und Hamburg da nicht mehr so viel Verkehr habe, dann komme ich gut und bin ich immer in zweieinhalb Stunden hier.

[SPEAKER 2]

Sie sind ja nicht nur hier mit der Levit und der Betrieb in Mühlen.Man könnte sagen, Sie sind Multi-Unternehmer, haben großen Speditionsbetrieb.Jeder, der über Deutschlands Autobahnen fährt, hat sicherlich schon mal einen LKW von Ihnen auch gesehen. Sie haben mit 23 Jahren den Turniersport angefangen.Ihr Bruder Alwin hat damals schon geritten, sehr, sehr erfolgreich.Warum haben Sie das Reiten angefangen?Was hat Sie in die aktive Turnierreiterei gezogen?

[SPEAKER 1]

Ich habe mit 17 mein erstes Set gekauft. Ich war der Jüngste bei uns in Mühlen und in Oldenburg ist der Gebrauch so, dass der älteste Sohn den Hof erbt und ich war der Jüngste, da wusste ich also, dass ich selbst für mich sorgen musste.

[SPEAKER 2]

A. Gibt nichts zu holen in der Erbfolge.

[SPEAKER 1]

B. Und dann bin ich erst im Gefühlbereich gelandet.Hab da auch ihren Vater kennengelernt. Als ich dann 1968 schon ein bisschen Geld verdient hatte, da war ich 23, weil ich da Spaß dran hatte, bin ich mit meinem Bruder Alwin nach Mexiko zur Olympiade gefahren, war sein Pfleger. drei Wochen und da habe ich mir überlegt, das kannst du vielleicht auch mal selbst versuchen.Dann bin ich mit 23 angefangen zu reiten und hier und da habe ich dann auch mal was gewonnen.

[SPEAKER 2]

Aber es ist ja schon ein weiter Weg von ich bin mit dem Bruder bei Olympia dabei, hin zu ich werde selber mal Olympia reiten und ich werde selber dreifacher Europameister sein in Folge.War das planbar für Sie oder sind da viele gute Zufälle auch zusammengekommen?

[SPEAKER 1]

Das weiß man nie, wenn man anfängt Sport zu betreiben, wie weit man das schafft.Sicherlich hatte ich mein erstes Ziel einmal in Aachen reiten zu können. Nachher waren meine Ziele höher und größer und wie gesagt, zum Teil sind sie dann auch erfüllt worden.Grundsätzlich, wenn man interessiert ist, ich komme aus einer Pferdefamilie, ich hatte sehr früh mit Pferden zu tun, habe auch schon relativ früh Pferde gehandelt, auch als 20-Jähriger hatte ich schon einen Bereiter eingestellt. Und hab selbst nur immer abends geritten, wenn ich Zeit hatte.Und insoweit war ich vorbelastet und deswegen ging das auch dann bei mir relativ schnell.Nachdem ich dann angefangen hatte Turniere zu reiten, ein Jahr später hab ich schon Nationenpreis geritten.

[SPEAKER 2]

Woher kommt auch dieses Unternehmergen?Also dass Sie auch so früh schon in diese unternehmerische Denke auch mit Pferden gekommen sind?

[SPEAKER 1]

Gut, hab ich vielleicht Glück gehabt.Ich hatte Vorwiegend einen großen Mentor, das war Josef Meerpol, der Inhaber von Big Dutchman.Das ist die größte Ausrüsterfirma für Geflügel und Schweine in der Welt.Der war zehn Jahre älter als ich, aber trotzdem war ich sehr gut mit ihm bekannt und auch eigentlich freundschaftlich verbunden. Der hatte viel Vertrauen in mir gegenüber gezeigt und wir haben viele Dinge dann am Anfang zusammen gemacht.Und er als Big Dutchman-Mann hatte dann nicht so die Zeit, die verschiedenen Firmen zu begleiten.Ich habe die dann aufgebaut und mir entsprechende Leute gesucht, die mir dann auch geholfen haben, verschiedene Firmen aufzubauen.

[SPEAKER 2]

Wenn wir nochmal zu dem Reiterlichen kommen, wie sie gesagt haben, dann ging es auch sehr schnell mit ihrer Karriere los.War es denn immer klar, dass sie springreiten wird?

[SPEAKER 1]

Ja, das war klar.Mein Bruder war Springreiter und das sehr erfolgreich.Sie wissen ja, er war Olympiasieger später.Das war übrigens das letzte Mal, wo ich mit ihm in der Mannschaft geritten bin, in Montreal, auf Olympiade.Und danach ist er wegen seinen Rückenproblemen auch aufgehört.Aber es war immer klar, wenn ich reite, werde ich Springreiter.

[SPEAKER 2]

War da auch so ein bisschen der brüderliche Konkurrenzkampf ein Thema?

[SPEAKER 1]

Das war sicherlich.Am Anfang hat er nicht geglaubt, dass ich ihm möglicherweise nacheifern könnte.Und bei den Erfolgen gibt es zu, dass es Zeiten gab, wo wir nicht unbedingt befreundet waren.

[SPEAKER 2]

Sie waren dreifacher Europameister in Folge mit ihrem legendären Pferd Deister, eine Leistung, die bis heute unerreicht ist.Sie waren zwölf Jahre lang ununterbrochen in den Top Ten der Weltrangliste.Was hat sich seit damals getan im Sport?Man sieht es natürlich offensichtlich, dass sich der Sport enorm weiterentwickelt hat, globalisiert hat.Aber so aus Ihrer Sicht, wie hat sich der Springreitsport verändert zu Ihrer Zeit im Vergleich?

[SPEAKER 1]

Ja, der Sport ist sehr viel globaler geworden.Er wird jetzt fast oder eigentlich in allen Erdteilen betrieben.Ich habe dazu auch ein bisschen meinen Beitrag geleistet.Ich habe ursprünglich nach Atlanta die saudi-arabische Equipe begleitet und war deren Trainer.

[SPEAKER 2]

Also die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta.

[SPEAKER 1]

96 in Atlanta, dann hatte ich in 2000 die Koreaner in Athen, dann hatte ich später Ukrainer und jetzt in Tokio waren die Japaner vier Jahre vorher bei mir.Also mir hat das immer Spaß gemacht, auch nach meiner Zeit Olympiaden zu besuchen und Leute zu betreuen.Also ich war auf elf Olympiaden immer in verschiedenen Funktionen tätig.

[SPEAKER 2]

Wie läuft das ab?Ruft dann der japanische Verband an und sagt, hallo Herr Schockemülle, wir haben hier die Heim-Olympiade, können Sie uns helfen?Führen Sie uns mal durch.

[SPEAKER 1]

Ja, es ist so, dass ich natürlich internationale Kontakte hatte, Pferdehandel betrieben habe, die internationalen Kontakte auch gepflegt habe und eben auch viele andere dann gemerkt haben, dass ich möglicherweise nicht nur reiten kann, sondern auch ein bisschen organisieren und so bin ich da zugekommen und bin dann jeweils gefragt worden und man hat sich dann da irgendwie geeinigt.

[SPEAKER 2]

Lässt sich dann wirklich ganz konkret was machen?

[SPEAKER 1]

Vielleicht muss ich das eben kürzer entschuldigen, dass ich Sie unterbreche, aber ich hatte ursprünglich schon auch bei mir im Stall dann sehr gute Reiter.Franke Slotak war bei mir, Ludwig Bergwarn war bei mir, Otto Becker.Und ich habe ja sieben, acht Jahre lang fast die ganze deutsche Mannschaft gestellt mit mir zusammen.

[SPEAKER 2]

Woher kam eigentlich diese unglaublich große Dichte an Talenten?Das ist ja schon etwas Besonderes.Auch Ludger Bärbaum, der gerade seine Karriere beendet hat, der erfolgreichste deutsche Springreiter der letzten Generation.Dann mit einem Otto Becker, der Bundestrainer derzeit, der Springreiter.Woher kommt diese unglaublich hohe Dichte?Dirk Havemeister war ja auch bei Ihnen, Mannschafts-Olympiasieger 1988. Das ist ja schon eine besondere Mixtur, auch immer wieder diese Top-Leute zu haben.

[SPEAKER 1]

Ja, ich habe mir die natürlich auch gesucht.Otto Becker hatte schon seine Karriere eigentlich beendet.Der war Winzer in Franken.Und den habe ich dann mal angerufen und gesagt, du, ich glaube als Winzer hast du zwar einen Job, aber eigentlich nicht das, was du wirklich gerne machen würdest.Und ich überlege dir das, ob du nicht bei mir anfangen würdest als Reiter.

[SPEAKER 2]

Anstatt Weißwein wieder in den Springsattel.

[SPEAKER 1]

Und ich hatte ihn vorher auch öfter beobachtet und so ist das mit Ludger Bärbaum, den hat der Bundeszentralmanager Hermann Schöde mir gesagt, da ist ein junger Mann, der ist sehr ehrgeizig und ich glaube, der wird gut, den Versuch mal einzustellen und so ist das dann nach und nach gewachsen.

[SPEAKER 2]

Glauben Sie, dass auch so eine gewisse Paul-Schocke-Möhle-Schule dazu beigetragen hat, dass die jetzt da stehen, wo die stehen?

[SPEAKER 1]

Ne, ich glaube schon, dass das meine, wenn ich jetzt mal sage, meine Persönlichkeit, das ist vielleicht ein bisschen hochgegriffen, aber mein Ehrgeiz, mein Organisationstalent und so weiter, dass das anerkannt wurde und dass da eben auch heute noch Gebraucher machen und sagen, okay, das ist, glaube ich, ganz gut, wenn ich da mal ein, zwei Jahre hingehe.

[SPEAKER 2]

Sie haben ja auch damals, zu den Zeiten, wo Sie noch aktiv ritten, schon eine enorme Strahlkraft auch als Name gehabt.Also der Name Paul Schockemülle steht ja im Springsport für Höchstleistung, auch dieses Organisationstalent, was Sie angesprochen haben, diese Globalität und Internationalität.War das auch eine Zeit lang vielleicht eine Bürde oder wie sind Sie mit dieser Öffentlichkeit umgegangen, mit den Medien, die damals auch den Springsport noch mehr im Fokus hatten?

[SPEAKER 1]

Ganz normal.Ich hoffe, dass ich mit beiden Füßen auf der Erde geblieben bin und hatte eigentlich zu den Medien, die damals den Springsport wesentlich mehr im Auge hatten als jetzt.Heute ist alles vorwiegend Fußball, bis auf den letzten Wochen Basketball.

[SPEAKER 2]

Ja, das hat sich ganz schnell gedreht auf einmal.

[SPEAKER 1]

Ja, aber vorwiegend ging es im Sport um Fußball und nicht mehr so um den Reitsport.Das liegt natürlich auch ein bisschen daran, dass Reitsport relativ teuer ist und nicht von so vielen Leuten ausgeübt wird.Nun bin ich in einer Region in Südolmburg, wo viele Pferde gezüchtet werden und da kommen auch dann eine ganze Menge Reiter her.Automatisch.

[SPEAKER 2]

Sie haben es ja gerade angesprochen, wir hier im Podcast besprechen auch häufiger die Zukunft des Reitsports, die Zukunft des Turniersports, die Zukunft der Reiterei generell.Sie haben gerade das Thema Preissteigerung angesprochen, das ist natürlich nicht mehr so günstig wie vielleicht noch vor 20 Jahren Pferde zu halten. Warum ist es so, dass beispielsweise die Medien, wir haben gerade Fußball auch angesprochen, nicht mehr so stark diesen Fokus aufs Reiten haben?Ist es wirklich, dass einfach weniger Menschen reiten als früher?

[SPEAKER 1]

Ja, es ist aber auch so, dass im Sport immer der Sport im Vordergrund steht, wo das Land erfolgreich ist.Als Boris Becker und Steffi Graf Tennis gespielt haben, weil Tennis in den deutschen Medien sehr groß ist, als die aufgehört haben, gab es noch einen Michael Stich, aber es waren wenige Persönlichkeiten da, die die Medien mitgerissen haben.Und wenn wir wieder Weltmeister mal werden im Fußball, dann werden die Medien wieder voll sein.Und das im Fußball sowieso.Okay, die haben das ja gerade letzte Woche miterlebt, wie die Medien über den Fußball berichten. Sowohl gute Dinge wie schlechte Dinge jeweils versuchen dann entsprechend teilweise aufgebauscht, meiner Meinung nach, aber grundsätzlich doch eine riesige Aufmerksamkeit dadurch auch in der Öffentlichkeit haben.

[SPEAKER 2]

Verfolgen Sie sowas aktiv außerhalb der Pferdewelt?Also jetzt Basketball beispielsweise, wo Sie Weltmeister geworden sind.Verfolgen Sie sowas aktiv?

[SPEAKER 1]

Ja, ich bin sportorientiert. Ich sehe sehr viel schon von anderen Sportarten und interessiere mich dafür schon immer.

[SPEAKER 2]

Ich habe auch im Vorfeld nochmal nachgelesen, Ihre Veranstaltungsagentur PST Marketing, die unter anderem ja die VW Classics in Neumünster organisiert hat, auch die Riders Tour, die haben Sie ja initial mal mit dem damaligen Manager von Boris Becker, nämlich Ion Thiryak gegründet.Das ist ja auch ungewöhnlich für die Pferdewelt eigentlich.

[SPEAKER 1]

Grundsätzlich ja.Ion Thiryak war ja zu dem Zeitpunkt noch Manager von Boris Becker. und hat Tennisveranstaltungen gemacht, hatte auch innerhalb seiner Firma gute Leute, die wiederum gute Beziehungen zu größeren Firmen hatten.Und da war es für mich natürlich interessant, mit ihm Kontakt zu bekommen, um auf unseren Turnieren auch gute Sponsoren hinzukriegen.Und das ist eigentlich einige Jahre gut gelungen, bis er dann nach Rumänien gegangen ist.

[SPEAKER 2]

Wo er ursprünglich herkommt.

[SPEAKER 1]

Er war Rumäne, er war ein großer Sportler.

[SPEAKER 2]

Er war auch Tennisspieler.

[SPEAKER 1]

Das ist eigentlich nicht so bekannt.Er war Tennisspieler. aber vorher schon für Rumänien auf Olympia als Eishockey-Spieler.Zwei völlig verschiedene Sportarten betrieben, bis zu Olympia-Reifen, das ist schon was.Speziell Can Tirek, ein richtig ausgebuter Geschäftsmann.Das ist jetzt, glaube ich, der reichste Mann in Rumänien.

[SPEAKER 2]

Genau, das wollte ich gerade sagen.Das ist inzwischen der reichste Mann Rumäniens.Unglaublich, was sich auch daraus entwickelt hat.Ich habe letztens einen Podcast mit Boris Becker gehört, da hat er auch nochmal gesagt, was für einen wichtigen Anteil John Tyriac auch auf seine Karriere damals hatte. Jetzt sind Sie Turnierveranstalter, natürlich jetzt nicht mehr so in der tragenden Rolle, vielleicht wie vor einigen Jahren, haben eine Spedition, die verschiedenen Unternehmungen, hier die Lewitz.Gerade wenn man jetzt auf den Turniersport schaut, es gibt weniger Turniere in Deutschland, es gibt weniger hochklassige Turniere in Deutschland.Wie bewerten Sie so gerade die Turnierlandschaft hierzulande?

[SPEAKER 1]

Ja, das hängt auch mit den Erfolgen zusammen.Als wir vor 30, 35, 40 Jahren war Deutschland im Ridesport fast die beherrschende Nation.Und das ist jetzt nicht mehr so.Im Nationenpreis in Aachen starten dann 10 Mannschaften und alle 10 Mannschaften können gewinnen. Das war auch früher nicht so. Ursprünglich auf den Olympiaden und so weiter haben die Deutschen eigentlich immer die Goldmedaillen abgeräumt.Und jetzt sind wir auch schon mal froh, wenn wir eine Bronze kriegen.Und dadurch hat man dann auch nicht mehr so viel Interesse für die Medien, ist man nicht mehr so interessant für die Medien.Und in anderen Ländern hat sich das zum Teil anders entwickelt.

[SPEAKER 2]

Woran liegt das, dass dieser Nimbus, dieser deutsche Nimbus verloren gegangen ist?

[SPEAKER 1]

Das liegt an der Qualität und an der Globalisierung des Reitsports insgesamt, dass auch andere Nationen in den Sport investiert haben, in gute Pferde investiert haben, Pferde gezüchtet haben, speziell Belgien und Holland. Aber auch Frankreich, USA haben immer teure Pferde gekauft, gute Pferde gekauft.Es sind verschiedene Reitlehrer, auch deutsche Reitlehrer, in andere Länder gegangen.Und jetzt ist eben Deutschland nur noch eine Nation von 15, die wir nicht gewinnen können.Und früher war es die Reitpferdenation überhaupt.

[SPEAKER 2]

Was ja für den Sport eigentlich erstmal gut ist, dass er dadurch auch mehr andere Nationen haben Chancen, dort gewinnt dann auch das Ganze an mehr Aufmerksamkeit, ist ja eigentlich für den Sport eine gute Sache.

[SPEAKER 1]

Für den Sport ist es absolut eine gute Sache.Es ist vor 30 Jahren schon mal auch diskutiert worden, ob man den Reitsport überhaupt bezüglich der Olympischen Spiele weiter betreiben kann, ist eigentlich seitens der Olympischen Spiele gibt es einen Beschluss, dass nur Sportarten in den Olympischen Kalender aufgenommen werden, die praktisch auf allen Erdteilen auch betrieben werden.Und so ist es gut, dass Wir Araber haben und Asiaten und Amerikaner und Südamerikaner und überall der Reitsport zwischenzeitlich mitrieben wird.Und der Reitsport ohne Olympiade wäre kein guter Reitsport mehr.

[SPEAKER 2]

Also der olympische Status ist für die Pferdewelt und gerade für die olympische Disziplin, also Vielseitigkeit, Ressourcen, Springen schon elementar.

[SPEAKER 1]

Eindeutig.Das sehen Sie, da waren wir früher auch mal führend, sind das jetzt nicht mehr, zum Beispiel beim Fahren.Das ist keine olympische Sportart und deswegen steht das auch nicht mehr im Mittelpunkt der Medien.

[SPEAKER 2]

Grundsätzlich sieht man ja, das ist wahrscheinlich auch ein gesellschaftliches Thema, dass die Pferdewelt wird bunter, es wird breiter.Wir bei Wehorse sehen auch, es gibt neue Disziplinen wie Working Equitation, wo auf einmal Leute sagen, ich reite kein Dressur mehr, sondern es geht jetzt Richtung Working Equitation.Verschiedene Reitweisen, die immer wieder neu kommen.Das ist glaube ich etwas, was im Reitsport ja inherent liegt, seit ewigen Zeiten gefühlt. Beobachten sie solche Entwicklungen?Also sind sie interessiert, was passiert außerhalb dieser olympischen Disziplin oder sind sie da sehr fokussiert?

[SPEAKER 1]

Nein, gerade weil ich eben viele Nationen trainiert habe. bis zur Olympiade gebracht habe und die auch meine Schüler da gut ausgesehen haben jeweils, sehe ich das sehr global und habe die Entwicklung natürlich auch mitverfolgt.Als wirtschaftliches Beispiel kann ich Ihnen sagen, dass ich 95 Prozent meiner Pferde ins Ausland verkaufe.Und das sagt eigentlich alles raus.

[SPEAKER 2]

Und wir reden ja dann wirklich von Alaska bis Australien bei Ihren Pferden, oder?

[SPEAKER 1]

In etwa.Okay, in Alaska ist das leider nicht so.

[SPEAKER 2]

Mit dem Klimawandel wird es vielleicht auch ein bisschen besser.

[SPEAKER 1]

Wir wollen das nicht erhoffen, dass es Alaska irgendwann mal in dieser Form nicht mehr gibt.Wir sind schon richtig auf dem Weg tropisches Klima zu bekommen und das ist absolut nicht erfreulich. Also wir hatten hier in den letzten drei, vier Jahren immer eine Frühjahrstrockenheit, dann sehr viel Regen, wie eine Regenzeit und jetzt im Herbst auf einmal wieder Sonne.

[SPEAKER 2]

Ich meine für Sie hier mit dem Betrieb natürlich ein Riesenthema.Bereitet Ihnen Klimawandel große Sorgen?

[SPEAKER 1]

Das ist ein Problem in der Futterbeschaffung tatsächlich.Die Basis für die Fütterung der Pferde ist hier Silage.Eine Mischung aus Gras- und Mais-Silage und Vitaminen. Mineralstoffe, die wir da zuführen und so weiter.Aber normalerweise, wenn Sie jetzt nicht Bauer sind, werden Sie das nicht wissen, aber im Frühjahr wächst normalerweise auf dem Feld eigentlich jede Frucht am besten und auch Gras, was wir am meisten haben müssen. Und wenn da jetzt eine Frühjahrs-Trockenheit ist, dann ist das schon schwierig, entsprechend Gras zusammenzukriegen.

[SPEAKER 2]

Was machen Sie dann im Port-au-Port?

[SPEAKER 1]

Möglicherweise war in diesem Jahr das so, dass wir eine Regenzeit hatten und dann auch drei Wochen gutes Wetter, sodass wir dann doch in der Zeit noch ziemlich viel Gras zusammengekriegt haben.Aber manchmal mussten wir, wir hatten auch schon Jahre, wo ich dann ziemlich weit her das Wasser zusammensuchen musste.

[SPEAKER 2]

Was viele gar nicht wissen ist, dass sie vor einiger Zeit eine Stiftung gegründet haben, die Paul-Schocke-Müll-Stiftung.Warum haben sie eine Stiftung gegründet?

[SPEAKER 1]

Gut, ich habe immer schon mal auch hier für verschiedene Dinge irgendwas gestiftet, aber diese Stiftung, hat den Zweck und ist auch genehmigt worden zur Unterstützung des Reitsports, aber grundsätzlich machen wir da mehr qualitative Zwecke und unterstützen die.Zum Beispiel habe ich im letzten Jahr, äh nicht, im vorletzten Jahr, als der Krieg angefangen ist in der Ukraine, 150 Damen von der Grenze Polen-Ukraine mit Kindern abgeholt und dann den Unterschupf hier gewährt und Essen bezahlt, bis das Land das Land übernommen hat und so weiter.Das waren schon chaotische Zustände, wo ich glaubte, wenn es einem relativ gut geht, man auch ein bisschen wieder zurückgeben kann.

[SPEAKER 2]

Warum treten Sie damit nicht stärker auf?Also es wirkt so, dass Sie damit gar nicht groß in die Öffentlichkeit gehen.Das ist ja eigentlich eine großartige Sache.

[SPEAKER 1]

Ich bin nicht die Person, ich bin nicht öffentlichkeitsgeil, auf deutsch gesagt.Um es brutal auszudrücken.Ich kann eigentlich ohne Öffentlichkeit besser leben als mit.

[SPEAKER 2]

Liegt das auch aufgrund Ihrer Historie, wo Sie immer wieder auch öffentlich unter Druck gehabt sind?

[SPEAKER 1]

in meiner ganzen Karriere derjenige, der zu allem Ja und Nein gesagt hat, sondern auch meine eigenen Ideen versucht habe, mal durchzusetzen.Und dadurch, dass ich zeitweise mal eine ganze Mannschaft stellen konnte, haben wir auch vieles durchgesetzt.Und das bringt natürlich nicht nur Freunde. Und es gibt natürlich auch Journalisten.Grundsätzlich stehe ich Journalisten offen gegenüber, aber es gibt aber auch ein paar, mit denen ich mich nicht mehr unterhalte.

[SPEAKER 2]

Hat das was mit Ihnen auch persönlich gemacht?Haben Sie sich mehr zurückgezogen oder gibt es irgendeine Veränderung?

[SPEAKER 1]

Ja, also wie gesagt, ich brauche die Öffentlichkeit nicht.Ich kann eigentlich wesentlich besser oder genauso gut meine Dinge voranbringen, nicht so öffentlichkeitsbezogen.

[SPEAKER 2]

Ist das hier, die Lewitz und die Zucht, ist das am Ende auch Ihr Traum?

[SPEAKER 1]

Das ist schon zum Teil das, was ich wollte, aber ich hatte gesagt, dass ich ursprünglich einen kleineren Betrieb haben wollte.Das ist dann aber so gekommen, weil er sehr verkehrskünftig lag und so weiter und so fort.Und dann auch größer, als ich ursprünglich wollte.Und daraus hat sich natürlich dann auch die Pferdezucht wesentlich vergrößert, weil die Möglichkeiten hier waren.

[SPEAKER 2]

Ein Thema, das auch hier im Podcast schon mal besprochen wurde, vor anderthalb Jahren war Matthias Alexander-Rath hier bei uns zu Gast, da haben wir auch das Thema Totilas angeschnitten, wo ich glaube, das haben Sie auch öffentlich ja schon gesagt, dass da einiges schief gelaufen ist.Wie schauen Sie jetzt mit Abstand auf dieses Totilas-Thema, wo ja die Hoffnungen damals sehr hoch waren und dann die Dinge doch nicht so gelaufen sind wie geplant.Wie schauen Sie mit diesen, mit auch einigen Jahren Abstand da drauf?

[SPEAKER 1]

Ja, es ist so, dass bei Tortillas sehr viel schief gelaufen ist, das ist richtig.Vorwiegend allerdings aus Gesundheitsgründen bei dem Pferd.Und der war dann eigentlich nicht mehr so zu trainieren, wie man einen Hochleistungspferd trainieren muss. Und dadurch sind auch nicht die Ergebnisse gekommen.Im ersten Jahr ging das alles noch, aber im zweiten nicht mehr so.Ich selbst habe ihn mehr als Zuchthengst gesehen, denn als Sportpferd.Er war zu seinem Zeitpunkt das beste Ressortpferd der Welt.Und eine Riesenbereicherung auch für meine Zucht und auch insgesamt für die deutsche Zucht. Das lief dann in Deutschland relativ schief.Viele Journalisten haben auch dann darauf negativ über ihn berichtet.In Holland war das nicht so, wo er ursprünglich ja auch seine großen Erfolge mit Edward Galle gehabt hat und da wurde er stark weiter benutzt, auch als Deckhengst, auch schon als er nicht mehr so gut im Sport war.Jetzt in der letzten Olympiade in Tokio. waren zum Beispiel in der holländischen Mannschaft drei Pferde, alle drei Pferde stammen von Tutti Lassa und auch das Ersatzpferd.Und das ist schon mal so etwas, das ist vorher nie vorgekommen und ich habe ihn eben als wirkliche Alternative gesehen und er wäre ein super Outpost gewesen und ich habe aber auch sehr, sehr gute Pferde von ihm. Für mich ist das jetzt im Nachhinein unter Berücksichtigung der Nachzucht nach wie vor aufgegangen.

[SPEAKER 2]

Hätten Sie damals gerechnet, dass das mediale Echo so groß war?Das ist ja schon enorm, was auch, wenn man sieht, das war ein Pferd, Bild, Zeitung, Seite 1, was ja selten ist, bis nie dagewesen ist.

[SPEAKER 1]

Gut, das war damals das beste Pferd der Welt.Der hatte auch in der Weltmeisterschaft alle drei Prüfungen gewonnen in Kentucky.Ich war aber schon vorher im Gespräch mit dem Besitzer. Dann war das klar sehr schnell, dass ich ihn kaufen konnte und auch gekauft habe.Das war natürlich sowohl für die Pferdewelt als auch für die Journalisten schon eine außergewöhnliche Geschichte, ein außergewöhnlicher Preis und auch außergewöhnlich, dass ein Pferd das Land verlässt. Der Besitzer hat in Holland schon auch Schwierigkeiten gehabt, dass er das Pferd verkauft hat und so weiter.Die Erwartungen, die wir in ihn gesetzt haben, die haben sich leider nicht erfüllt.Aber so ist das nun mal im Leben.Das geht nicht immer alles gut.

[SPEAKER 2]

Ist so ein bisschen wie ein Wechsel von Mario Götze von Borussia Dortmund zu Bayern München.Man wechselt die Seiten.Das Pferd hat ja auch zwischen den beiden großen Dressurrival-Nationen, Niederlande, Deutschland, die Seiten gewechselt.

[SPEAKER 1]

Das ist richtig.Aber grundsätzlich, wie gesagt, habe ich ihn mehr als als Suchthengst gesehen als als Sportpferd. Und da hat er eigentlich seine Erwartungen erfüllt.Ich bin auch jetzt noch gefürchtet von ihm und setze ihn auch jetzt noch ein.

[SPEAKER 2]

Wenn heute nochmal so eine Möglichkeit vorbeikäme, würden sie sowas nochmal machen?

[SPEAKER 1]

Ich glaube ja.Und hoffen, dass es besser geht.

[SPEAKER 2]

Am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts, Herr Schocke-Müller, gibt es die vier klassischen WeHouse-Fragen, die jedem Podcast-Gast blühen.Natürlich auch Ihnen jetzt.Und Frage Nummer eins ist, haben Sie ein Motto, nach dem Sie leben?

[SPEAKER 1]

Ja, ich habe nicht tatsächlich ein Motto, aber was ich glaube, was sehr wichtig ist, nicht nur im Sportbereich, auch in allen Geschäftsbereichen, Zuverlässigkeit und Ehrgeiz.Und nach beiden Kriterien, glaube ich, arbeite ich.

[SPEAKER 2]

Dann Frage Nummer zwei.Gibt es einen Menschen, der Sie im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?

[SPEAKER 1]

Ich habe nie einen Reitlehrer gehabt, aber ich habe sehr, sehr viel gelernt von anderen Reitern durch Zuschauen und auch viel von den Pferden gelernt, die ich geritten habe.Aber grundsätzlich habe ich natürlich am meisten gelernt von meinem Bruder Alwin. Da war ich selbst dabei, wie er Pferde geritten hat.Ich konnte meine Reitweise nicht mit seiner vergleichen.Mein bestes Pferd, Askan, habe ich mal von meinem Bruder erworben. Weil er ihm nicht lag, aber ich mit ihm gut zurecht kam.Wir haben unterschiedliche Reitweisen, aber grundsätzlich hatten wir die gleiche Überzeugung, wie man an die Sache herangeht.

[SPEAKER 2]

Dann Frage Nummer 3.Wenn Sie Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könnten, was wäre es?

[SPEAKER 1]

Ja, sorgsam mit den Pferden umzugehen, die auch genügen zu arbeiten, denen viel Bewegung zu verschaffen.Ein richtig fittes Pferd ist auch nicht so leicht, das ist bei jedem Sportler so, verletzt sich auch nicht so schnell.Und wenn man ein Pferd nicht richtig arbeiten kann und das Beispiel dafür ist zum Beispiel Todilat, dann wird es auch nicht mehr die großen Leistungen vollbringen.

[SPEAKER 2]

Kleine Zwischenfrage, sitzen Sie ab und an noch selber im Sattel?

[SPEAKER 1]

Nein, ich hatte einen Unfall in Aachen, 1989.Bin da sehr schwer gestürzt, hatte ein neues Pferd am Wasser graben und der war sehr tief und habe mich da überschlagen, war einige Stunden bedrängungslos und habe vier Wirbel hier verschoben und konnte absolut nicht mehr reiten. Hatte danach auch jahrelang ein bisschen Probleme, bin oft durch die Gegend geschritten, ohne Erschütterungen zu haben.Hatte ein amerikanisches Auto mit speziellen Schoßdämpfern, sodass zu dem Zeitpunkt ich hier viel auch im Osten auf schlechten Straßen gefahren bin und so weiter.Aber reiten konnte ich nicht wieder.Ich habe alle zwei Jahre das mal wieder versucht, aber es ging nicht.

[SPEAKER 2]

Und seitdem nie wieder richtig im Sattel gewesen?

[SPEAKER 1]

Nee.

[SPEAKER 2]

Hat’s dir gereizt?

[SPEAKER 1]

Ich habe immer sehr gern geritten, aber ich war eigentlich wesentlich mehr ein Amateur, als die Leute geglaubt haben.In der Öffentlichkeit war ich ein absoluter Profi, aber Tatsache war, dass ich eigentlich, wenn ich nicht auf dem Turnier war, zu Hause immer nur abends geritten habe. Und tagsüber bin ich mal in Geschäften nachgegangen oder hab andere Leute trainiert und so weiter.

[SPEAKER 2]

Das nennt man dann wohl Talent.

[SPEAKER 1]

Bitte?

[SPEAKER 2]

Das nennt man dann wohl Talent.

[SPEAKER 1]

Ne, das war, sicherlich braucht man auch Talent, aber das war schon eine ziemlich gehörige Portion an, was ich eben schon gesagt habe, an Ehrgeiz, an Einfühlungsvermögen.Pferde sind alle so verschieden wie Menschen. Und dann zu wissen, wie man mit Pferden umzugehen hat.Und die bringen einem schon vieles bei.

[SPEAKER 2]

Und zum Abschluss vervollständigen Sie bitte diesen Satz, Pferde sind für mich.

[SPEAKER 1]

Mein Leben.

[SPEAKER 2]

Ich glaube, danach kann nichts mehr kommen.Lieber Schalko, es hat mir sehr viel Spaß gemacht.Vielen Dank, dass wir hier sein durften.Und schön, dass Sie dabei waren im WeHouse Podcast.

[SPEAKER 1]

Dankeschön.Kein Problem.

[SPEAKER 2]

Diese Folge wurde vorbereitet von Juliane Trenkler, produziert von Mara Landwehr.Mein Name ist Christian Kröber.Schön, dass ihr mit dabei wart.Wir sehen uns bei der nächsten Folge des wehorse Podcasts.

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