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#155 PSSM-Spezial mit Dr. Ingrid Vervuert und Dr. Anna May

Die genetisch bedingte Stoffwechselstörung PSSM beeinflusst den Glykogenspeicher in den Muskeln des Pferdes, was zu Muskelsteifheit und Leistungseinbußen führt. Eine gezielte Fütterung und Bewegungsstrategie kann helfen, die Symptome zu mildern und das Wohlbefinden der betroffenen Pferde zu verbessern. Eine frühzeitige Diagnose und individuelle Behandlung sind entscheidend, um Pferden mit PSSM ein gesundes und aktives Leben zu ermöglichen.

In dieser Folge des wehorse-Podcasts spricht Host Christian Kröber mit Dr. Ingrid Vervuert und Dr. Anna May darüber, was PSSM eigentlich genau ist und wie es erkannt werden kann. Außerdem geben die Expertinnen Tipps zum alltäglichen Management eines PSSM-Pferdes.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]

Heute eine Spezialfolge zum Thema PSSM und PSSM2 mit Prof. Dr. Anna May und Prof. Dr. Ingrid Vervuert.

[SPEAKER 3]

Dazu muss man aber ganz klar sagen, dass es noch nicht mal eine einzige Studie beim Pferd gibt, die irgendeinen Zusammenhang zwischen einer Manganergänzung über den Bedarf hinaus und PSSM nachweisen konnte. Herzlich willkommen beim WeHorse Podcast mit Christian Kröber.

[SPEAKER 1]

Auf vielfachen Wunsch haben wir heute ein höchst interessantes Thema, dem wir uns widmen. Wir werden ja hier im WeHorse Podcast auch wieder vermehrt echte Wissensfolgen machen. Und heute widmen wir uns PSSM und PSSM2. Worum handelt es sich bei diesen Muskelerkrankungen? Was kann ich machen? Wie behandle ich das Ganze? Den W-Fragen stellen wir uns wirklich in der Tiefe. Und dafür habe ich heute zwei der absoluten Top-Expertinnen Deutschlands zu Gast. Zum einen Prof. Dr. Ingrid Verführt. Sie ist an der Universität in Leipzig und forscht dort zu den Themen Tierernährung und Ernährungsschäden. Zum anderen freue ich mich auf Prof. Dr. Anna May von der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Und an der dortigen Pferdeklinik ist sie Oberärztin für Innere Medizin. Und damit haben wir die beiden wichtigen Disziplinen, die beiden wichtigen Bereiche am Tisch. Die Ernährung und der Blick einer Internistin auf PSSM und PSSM2. Und gemeinsam machen wir heute den Deep Dive zum Thema. Also alles was ihr wissen müsst zu diesen Muskelerkrankungen gibt es jetzt. Und ich würde sagen, auf geht’s. Hallo im WIOS-Podcast. Professor Dr. Anna May und Professor Dr. Ingrid Vervuert. Hallo ihr beiden. Hallo.

[SPEAKER 3]

Hallo zusammen.

[SPEAKER 1]

Wir wollen heute über ein spannendes Thema sprechen, nämlich über PSSM. Etwas, was viele Pferdesitzer beschäftigt und wir wollen heute vielleicht etwas mehr Licht ins Dunkel bringen für viele. Und liebe Anna, wir starten einmal mit dem generellen Thema, was ist eigentlich PSSM? Du bist Oberärztin der inneren Medizin an der LMU in München. Und natürlich ein Thema, was bei dir und bei euch häufig natürlich besprochen wird, PSSM. Es gibt zwei Typen, aber vielleicht einmal aus deiner Sicht. Was ist PSSM?

[SPEAKER 2]

Also in der Tat ein sehr spannendes Thema, weil es wirklich sehr häufig vorkommt in der Population und auch vor allen Dingen durch diese Gentests in der Pferde, also in der Pferdebesitzer oder bei den Pferdebesitzern angekommen ist. PSSM ist eine Zusammenfassung oder letztendlich ein Überbegriff von verschiedenen Erkrankungen. Es gibt zwei unterschiedliche Typen davon. Das ist einmal PSSM1 und die sogenannte PSSM2, die aus verschiedenen Subtypen besteht. Und Charakteristika dieser Erkrankung sind vor allen Dingen, dass die Pferde eben Muskelsymptome zeigen. Das können kreuzverschlagähnliche Symptome sein, dass die Pferde zum Beispiel ungern vorwärts gehen, dass sie unter der Belastung stehen bleiben, langsamer werden, triebiger werden. Dann kann auch so Schwächesymptome auftreten, Muskelatrophien, Muskelzittern vielleicht. Und betroffene Pferde zeigen oftmals auch ein bisschen niedrigere Kopf-Hals-Haltung, ein Gangbild, was ein bisschen schleppend ist. Und eben gerade in diesem Themenkomplex der PSM2 auch Gangbildveränderung und Leistungsinsuffizienz. Und bei PSSM1 wissen wir ja schon lange, dass das eine Mutation eines Gens ist, eine Punktmutation von einem Gen, das für das Glykogen-Synthase-Enzym verantwortlich ist. Und dieses Enzym wird dadurch überaktiv und produziert dann konstant Glykogen, was dann aber für den Organismus eben nur eingeschränkt verfügbar ist. Und bei PSSM2 ist es so, dass da eigentlich dieser Überbegriff gewählt wurde, weil man noch sehr wenig über die Erkrankung wusste. Mittlerweile weiß man, dass da verschiedene Subtypen oder verschiedene Erkrankungen darunter fallen, wie zum Beispiel diese fibrilläre Myopathie oder auch diese Recurrent Exertion Erectomyolysis, die beim Vollblüter vorkommt.

[SPEAKER 1]

Es sind, wie man schon merkt, sehr viele Fachtermine auch dabei, wo jetzt der Otto-Normalverbraucher, der Pferdesitzer, natürlicherweise, man kennt es ja von sich selbst, man denkt, ja, was ist das jetzt? Woran liegt es eigentlich, dieses Thema PSSM in den letzten Jahren? Wir haben ja hier im Podcast auch schon mal andere Themen besprochen, wie ECVM oder WFFS. Woran liegt das eigentlich, dass PSSM jetzt in den letzten Jahren doch zumindest subjektiv häufiger vorkommt, Anna?

[SPEAKER 2]

Es ist so, dass die PSM1 ja vor allen Dingen Korte Horsens und auch Kalbhüter betrifft, während bei PSSM2 diese Erkrankungen, die darunter fallen, auch vor allen Dingen beim Warnhutfett auftreten bzw. nicht vor allem, sondern es sind auch viele Kräuterhust betroffen. Aber wenn wir Muskelerkrankungen beim warmen Blutwert haben, sind 80 Prozent davon PSSM2. Und das ist natürlich was, was die Leute angeht, was die Leute auch bewegt. Weil letztendlich diese Pferde, anders als bei PSS M1, wo die wirklich diesen klassischen Kreuzverschlag, klassische Symptome haben, haben die oftmals auch Gangbildveränderungen, Steifheit, wechselnde Lahmheiten, die nicht klar zuzuordnen sind. Und das ist was, was die Besitzer natürlich merken und was die Besitzer natürlich auch therapiert haben wollen. Was natürlich ein bisschen schwierig ist bei der Erkrankung, dass ganz viele unklare Lahmheiten, die nicht weiter ausdiagnostiziert werden, dann natürlich diesem Komplex zugeordnet werden. Und dann müssen wir natürlich uns über diese Gentests unterhalten, die letztendlich nur Varianten testen, aber nicht sagen, dass das eine zugrundeliegende Erkrankung hat. Darüber können wir später noch mal detailliert sprechen. Und wenn wir dann diesen Gentest machen und das Pferd eine unklare Lahmheit hat, dann glauben viele Besitzer, dass diese PSSM2 vorliegt. Und deswegen ist es jetzt in aller Munde. Es ist auch immer dann einfacher oder wird mehr über Krankheiten gesprochen, wenn ein einfacher Test vorliegt, wie zum Beispiel dieser Gentest, der aber nicht validiert ist und den wir deswegen ablehnen.

[SPEAKER 1]

Es sind ja zwei Dimensionen, die wir heute mit euch beiden auch zusammenbringen. Einmal die innere Medizin und einmal der Blick auf die Fütterung. Bevor wir das Ganze zusammenführen, vielleicht noch einmal, Wann kann diese Krankheit denn ausbrechen? Gibt es gewisse Risikofaktoren? Du hast es ja gerade schon angesprochen, gewisse Rassen, die zum Beispiel bei PSSM 1 gefährdeter sind oder anfälliger sind, also Quarter Horses zum Beispiel oder Kaltblutrassen. Was sind die Risikofaktoren?

[SPEAKER 2]

Also Risikofaktoren für PSSM 1 oder 2 ist letztendlich dann tatsächlich die Rasse beziehungsweise Also bei PSSM 1 ist es so, dass Kalbhüter das sehr häufig haben und Quarter Horses und aber auch Tinker und Hafflinger es dort verbreitet ist in der Population. Bei PSSM 2 sind es eben je nach Typ, je nach Untererkrankung eben auch die Warmblutpferde oder bei der Recurrent Exertional Rectomyelitis, der RER, vor allen Dingen auch Vollhüter und dann eben auch Stuten und nervöse Pferde. Das heißt, da spielt nicht nur die Rasse rein, sondern eben auch der der Charaktertyp und das Geschlecht letztendlich. Bei der myofibulären Myopathie sind es auch zum Teil Warmblutgelder, aber auch Araber, da spielt die Rasse auch eine Rolle. Und letztendlich Risikofaktoren dafür sind eben die, die ich gerade genannt habe. Dann gibt es natürlich noch andere Muskelerkrankungen, wo zum Beispiel auch die Fütterung oder die Vitamin-E-Selenversorgung da mit reinspielt. Das sind dann aber eher diese sporadischen, belastungsinduzierten Muskelerkrankungen.

[SPEAKER 1]

Woran liegt das eigentlich, dass genau diese Rassen das sind? Also man hat ja immer wieder die Thematik, dass in gewissen Genpools gewisse Dispositionen sind zu Krankheiten. Warum genau jetzt ein Quarterhost? Lässt sich das irgendwie zurückverfolgen oder irgendwie erklären, warum gerade jetzt so eine Rasse dafür empfänglich ist?

[SPEAKER 2]

Bei den Kalbhütern geht man davon aus, dass es letztendlich auch ein Selektionsvorteil ist, dass bewusst oder unbewusst darauf selektiert wurde, weil dieses Glykogen, diese Energie, die im Muskel gespeichert wird, schneller gespeichert wurde bei diesen Pferden. Und dann gerade, wenn auch Insulin vorlag, dann eben auch noch schneller in den Muskel aufgenommen wurde. Und dass dann eben diese Pferde zwar nicht vollständig diese Energie zur Verfügung hatten, aber eben gerade bei dieser langsamen kontinuierlichen Arbeit, dass eben durchaus auch ein Vorteil für die Pferde sein konnte, dass das gespeichert wurde und dann eben in kleinen Maßen dann eben auch freigesetzt werden konnte. Bei den Quarters weiß ich echt nicht. Ingrid, weißt du irgendwas dazu?

[SPEAKER 3]

Da ist immer dann auch die Frage, ob man einen relativ engen Genpool züchtet, was dann eben, wenn eine Mutation oder wie auch immer vorliegt, dass man dann eben doch auch immer auf bestimmte Hengste zurückgreift. Das spielt natürlich auch ganz häufig eine Rolle. Man kennt ja schon auch bei anderen Erkrankungen bestimmte Vererbungen.

[SPEAKER 2]

Gerade beim Kortehaus und beim Araber kommen ja relativ viele genetische Erkrankungen vor. Und dass die jetzt hier wieder auftreten als Hauptbetroffene, wundert irgendwie, wundert Tierärzte zumindest nicht.

[SPEAKER 1]

Ingrid, bei dem ganzen Themenkomplex PSSM ist man ja auch sehr schnell bei der Fütterung. Jetzt hat Anna ja gerade ausgeführt, was sind die Risikofaktoren, die jetzt erstmal auf den ersten Blick ja gar nicht auf Fütterung zunächst hindeuten. Warum ist trotzdem das Thema Fütterung so wichtig vor dem Hintergrund PSSM?

[SPEAKER 3]

Also es gibt schon aus Sicht der Fütterung einige Bedingungen oder Faktoren, die man beachten sollte, die wir aber grundsätzlich auch bei anderen muskulären Erkrankungen beachten. Also das ist schon mal so das eine, dass eben auch die Fütterung tatsächlich auf den Muskelstoffwechsel einen enormen Einfluss haben kann. Das ist das eine. Und das Zweite ist, das muss man auch ganz klar so sagen, dass die Futtermittelindustrie auch sehr gerne solche Probleme aufgreift und dann auch sehr schnell mit Produkten ja auch Werbung macht, die zum Teil überhaupt nicht zulässig ist, um dann eben auch eine schnelle Lösung zu finden. Also das heißt, gerade die Futtermittelindustrie muss man immer wirklich sagen, für viele Sachen gibt es überhaupt gar keine Untersuchungen. Und dennoch kommen natürlich die Firmen sehr leicht an diese Einzelfuttermittel oder auch wie zum Beispiel Mangan und machen dann eben auch sehr viele Versprechungen. Und dann ist auch klar, dass eben auch die Pferdebesitzenden eine Lösung finden wollen. Und der Zusammenhang Fütterung, Muskulatur ist auch klar. Und wenn dann sehr viele Werbeversprechungen dann auch noch die Besitzer dazu hinführen, eben bestimmte Produkte zu füttern, hat sich das in meinen Augen auch tatsächlich in den letzten Jahren extrem aufgeschaukelt. Also das ist sicherlich so ein gemischtes Problem, also der Zusammenhang Fütterung, Muskulatur, aber eben auch das, was beworben wird.

[SPEAKER 1]

Ist das auch ein gewisser Hype in Anführungsstrichen oder eine gewisse Welle, die gerade durch Pferde-Deutschland schwappt?

[SPEAKER 3]

Absolut. Wir haben immer so Wellen von bestimmten Erkrankungen wie KPU, Kryptopylurie. Die ist Gott sei Dank wieder abgeschwappt. Das war auch eine Erkrankung, die es eigentlich beim Pferd gar nicht gibt. Aber dann spezialisieren sich ein, zwei Labore und diagnostizieren irgendwas und die Industrie justiert nach. Und bei der PSSM ist es ja durchaus auch so, dass viele Pferde muskuläre Probleme haben, Ganganomalien haben, sehr nervös sind und von daher wird eben diese Erkrankung dann auch sehr gerne genutzt, eben auch entsprechende Werbeversprechungen zu machen. Ich will mal letztendlich mal das Wort Mangan eben auch in diesem Zusammenhang nennen. Also es werden ganz viele Versprechungen gemacht, dass eben die Pferde mehr Mangan brauchen oder Mangan überhaupt brauchen bei PSSM. Und da muss man natürlich ganz klar sagen, Mangan ist ein essentielles Spurenelement, was für ganz verschiedene Funktionen auch im Kollagenstoffwechsel, also im Gelenkstoffwechsel etc. benötigt wird. Das Problem ist nur, dass sehr leicht von dem Menschen auf das Pferd Sachen übertragen werden und die Pferde haben überhaupt keinen Manganmangel. Mangan ist beispielsweise ausreichend im Heu vorhanden, aber das ist natürlich ein Futtermittel, was wiederum die Futtermittelindustrie, also die eben Ergänzungsfutter herstellen, nicht so gut verkaufen können und deswegen werden separat Produkte angeboten. Dazu muss man aber ganz klar sagen, dass es noch nicht mal eine einzige Studie beim Pferd gibt, die irgendeinen Zusammenhang zwischen einer Manganergänzung über den Bedarf hinaus und PSSM nachweisen konnte. Selbst Arbeitsgruppen, die sich sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigen, sind auch etwas verwundert, was die Industrie daraus gemacht wird. Und ein weiteres Problem, was dann auch noch offensichtlich wird, viele Leute denken, wenn sie eine Blutprobe nehmen, dass sie dann genau Bescheid wissen, was dem Pferd bei der Fütterung fehlt oder nicht fehlt. Und beim Mangan ist das zum Beispiel so, dass wir lange Zeit gar keine optimalen Referenzbereiche hatten und auch eine Futtermittelfirma eigene Referenzbereiche für Blutwerte herausgegeben hat. Und die waren dann eben auch so hoch, dass eben die meisten Pferde eben da drunter fielen. Und dann hieß es ja, das Pferd hat einen Manganmangel, ich habe auch das passende Produkt. Wir selber haben im letzten Jahr neue Referenzwerte zum Mangan etabliert und man sieht auch in der normalen Population eine riesige Streuung und da fallen dann auch tatsächlich nicht mehr sehr viele Pferde unter einem Manganmangel und dazu kommt auch, dass gerade beim Mangan der Spiegel im Blut überhaupt nicht die Versorgungslage anzeigt, weil wenn ich sehr viel Mangan fütter, dann versucht das Pferd eben dieses überschüssige Mangan loszuwerden und das macht es zum Beispiel über die Gallenflüssigkeit. Also das heißt, es kommt viel zusammen, Werbeversprechen, aber auch immer so diese einfache Möglichkeit, ich nehme eine Blutprobe und dann weiß ich, was dem Pferd fehlt. Also das spielt halt tatsächlich auch im Moment eine sehr große Rolle und natürlich sind auch die Medien, also spielen da auch meines Erachtens eine große Rolle. Es wird schnell was gepostet, meinem Pferd haben Mangaren geholfen, ja möglicherweise sind ganz andere Sachen auch umgestellt worden und es wird dem Mangaren zugeordnet. Also das spielt natürlich auch eben so diese Vernetzung der Leute und die Einschätzung zu Problemen, ja wir sagen ja heute Viral-Gene und das spielt natürlich auch eine Rolle, dass eben so ein Thema eben auch sehr breit transportiert wird.

[SPEAKER 1]

Am Ende ist es ja ein bisschen wie bei Menschen. Ich habe gestern, bin ich in so eine Promotion reingelaufen von einem Vitaminwasser. wo da auch irgendwelche tollen Sachen drin sind, wo man am Ende ja gar nicht weiß, bringt mir das überhaupt irgendwas? Ist es vielleicht sogar eventuell nicht förderlich für das, was ich vorhabe? Dasselbe ist es ja am Ende in der Pferdewelt auch.

[SPEAKER 3]

Also gut, dass du das ansprichst. Vor anderthalb Wochen hat der Spiegel einen exzellenten Artikel herausgebracht, wo genau dieses Thema beim Menschen angesprochen worden ist, dass eben sehr viele Versprechen sind, Omega-3-Fettsäuren, Mangan, probiotische Stämme. Und die haben auch ganz klar, und das ist eben absolut korrekt aufgezeigt, dass eben vielfach die Studien gar nicht vorliegen und dass im Grunde genommen ja auch die Firmen davon leben, dass sie solche Produkte verkaufen. Und sie haben durchaus eben auch mal thematisiert, dass eben dieses viel hilft viel eventuell auch erhebliche Nachteile haben kann. Also dieser Hype beim Mensch, der wird natürlich auch sehr schnell auf das Tier betragen. Und ich kann das auch insofern auch gut verstehen. Die Tierbesitzer wollen ja auch was für ihr Pferd, für ihren Hund beispielsweise tun. Das ist ja erstmal ein absolutes berechtigtes Anliegen. Aber dennoch muss ich ganz klar sagen und ich nutze eben auch tatsächlich diesen Podcast, um da auch darauf aufmerksam zu machen. Es sind extrem viele Werbeversprechen von der Futtermittelindustrie, die keinerlei wissenschaftliche Basis hat. und auch eben einfache Lösungen anbieten und die funktionieren in der Regel nie.

[SPEAKER 1]

Wir können ja mal drauf schauen, was denn die Symptome sind, die ich auch als Pferdesitzer an meinem Pferd erkennen kann. Anna, wir können ja mal mit PSSM 1 anfangen. Was sind Symptome, Erscheinungen, Wesensveränderungen an meinem Pferd, wo ich sagen sollte als Pferdesitzer, naja, da schaue ich mal besonders hin?

[SPEAKER 2]

Also bei PSSM 1 hat man meistens diese ganz typischen Kreuzverschläge, also das, was man unter Montag-Morgen-Krankheit, Kreuzverschlag, versteht. Das heißt, die Pferde haben regelmäßig oder in bestimmten Abständen, zeigen die Muskelsteifheit, Unwilligkeit, vorwärts zu gehen, sind vielleicht auch einfach nicht so leistungsfähig und bauen auch nicht so Muskulatur auf. Oft haben sie auch am Rücken oder an der Hinterhand, selektiv, dann so ein bisschen Muskelatrophie und wirklich wichtig ist, dass sie diese regelmäßigen Episoden zeigen, wo sie einfach ungern vorwärts gehen, triebig sind und so weiter. Und dann sind das meistens tatsächlich eher keine Warmblutrassen, sondern Rassen wie Kaltblüter, Quarterhorses, Tinker, Hafflinger. Und die, die man bei dem PSM 1 eben tatsächlich diesen Gentest machen. Bei PSM 2 ist es ein bisschen unterschiedlich. Und das ist eben das, warum das jetzt auch so in der bei den Pferdebesitzern angekommen ist, weil da vorherrschen diese Gangbildveränderungen vor. Also dieses, die Pferde sind triebig, laufen am Anfang nicht ordentlich los, die zeigen wechselnde Lahmheiten, sind so ein bisschen, ja, einfach schlecht, unrittig, schlecht zu reiten. Und das ist was, was tatsächlich auch in der Warmblutproportion dann verbreitet ist und deswegen greifen viele Leute zu diesen Gen-Tests. Das kann man beim Pferdentest auch beobachten und ja, als Besitzer auch schon.

[SPEAKER 1]

Du hast eben das Wort regelmäßig gesagt. Was ist in deinem Verständnis da regelmäßig? Ist es zwei, dreimal? Ist das eine Beobachtung, die ich über Wochen mache, wo ich dann feststelle, naja, wir haben hier schon eine richtige Veränderung? Was ist dieses regelmäßig?

[SPEAKER 2]

Das ist leider tatsächlich ziemlich individuell. Also regelmäßig heißt für mich jetzt nur, dass es wiederholt auftritt. Wenn das einmal ist, einmal ist es keinmal. Da ist es so, dass jedes Pferd auch mal irgendwie steif sein kann, unrittig sein kann und so. Aber wenn wir in bestimmten Abständen und bei stark betroffenen Pferden kommt es tatsächlich auch, ist es regelmäßig immer so oder eben auch mehrfach die Woche so. Bei weniger stark betroffenen Pferden kann es auch nur alle paar Wochen oder Monate auftreten. Und der Unterschied zwischen PSSM1 und PSSM2 ist meistens dann auch der, dass bei PSSM1 eigentlich wirklich so Episoden auftreten, dass das Pferd zum Beispiel, nachdem es stand oder nachdem es eben weniger bewegt wurde und dann mehr bewegt wurde, dass es dann so eine typische Episode zeigt, dass es ganz steif wird und nicht weitergehen möchte. Und dann eben auch die Muskelenzyme, wie man jetzt messen kann, richtig erhöht sind. Bei PSSM2 ist es so, dass es wirklich generell unrittige Pferde sind. Generell welche, die einfach schlecht loslaufen und vielleicht eben wenig Muskulatur aufbauen. Und wo dann eben auch beim Test durch den Tierarzt die Muskelenzyme nicht erhöht sein müssen. Und das ist eben das, was diese Krankheit so schwer greifbar macht. Und das ist eben das, was die Besitzer auch merken. Und weshalb da ganz viele Pferde in diese Schublade gesteckt werden. Weil sie einfach… Es gibt ganz viele unrittige Pferde aus verschiedenen Gründen. Es gibt ganz viele Pferde mit wechselnden Larmhalten aus verschiedenen Gründen. Und die passen dann halt in diese PSSM2-Schublade rein.

[SPEAKER 1]

Kann man denn grundsätzlich sagen, dass das eigentlich dann nie eine akute Krankheit ist? Weil ich sehe ja eine Entwicklung, klar ist die individuell, aber über einen gewissen Zeitraum. Anders als jetzt ein offener Bruch, als extremes anderes Beispiel vielleicht. Ist das ja dann keine akute Krankheit, oder?

[SPEAKER 2]

Naja, also bei PSSM 1 gibt es tatsächlich diese ganz akuten Episoden, wo das Pferd wirklich richtig anfängt zu schwitzen und nicht weitergehen kann und die Muskulatur verhärtet ist. Das ist dann in dem Fall schon akut. Insgesamt ist es eine chronische Erkrankung, die ja auch angelegt ist, die ja auch immer da ist. Bei PSSM 2 ist es tatsächlich ein bisschen anders. Das ist eher so, dass die nicht diese ganz typischen Episoden zeigen, sondern dann auffallen, dass sie beim längeren Zeitraum schlecht laufen und eben Larmheiten zeigen oder Gangunregelmäßigkeiten zeigen. Das ist eher chronisch zu sehen, ja.

[SPEAKER 1]

In der Recherche ist uns auch aufgefallen, dass die Symptome meist das erste Mal zwischen den Jahren sieben bis zehn stattfinden. Warum eigentlich genau da? Kann man das irgendwie sagen?

[SPEAKER 2]

Ja, das ist da, wenn die Pferde auch ein bisschen mehr belastet werden meistens. Also letztendlich wird das Pferd ja irgendwann mal angeritten. Dann kann das sein, dass man sagt, Mensch, das Pferd ist ein bisschen unrittig oder zeigt ab und zu mal so Episoden, wo es eben nicht gut vorwärts geht und so. Das schreibt man dann oft noch der Ausbildung zu. Und da, wo die Pferde eigentlich wirklich Leistung bringen sollen, da fällt es auch am meisten auf. Aber man muss dazu sagen, auch Drei- und Vierjährige werden uns vorgestellt mit den Symptomen, wenn sie einfach… Es kommt ein bisschen auf die Belastung an, die man den Pferden in dem Alter angedeihen lässt.

[SPEAKER 1]

Es gibt für PSSM2 ein Gentest, der allerdings noch nicht 100% validiert ist. Wie schaust du auf dieses Thema Gentest?

[SPEAKER 2]

Gentest generell beim Tier oder beim Pferd ist eine ganz schwierige Sache, weil man Gentests auf den Markt bringen darf, ohne dass sie wissenschaftlich validiert sind. Das heißt, jedes Labor kann letztendlich sagen, Mensch, wir haben hier ein paar Varianten gefunden, Und wir bieten das jetzt einfach mal kommerziell an. Und dann können Leute Haare oder Blut oder so da hinschicken und diese Tests werden durchgeführt und man bekommt ein Ergebnis. Und wir TES sehen das sehr, sehr kritisch, weil es eigentlich essentiell ist, diese Tests zu validieren. Also wir müssen wissen, ob diese Varianten, die da getestet werden, ob die auch wirklich mit der Krankheit zusammenpassen. Weil diese Varianten eben auch bei gesunden Pferden häufig vorkommen. Gerade bei PSM2, wir können ja direkt auf diesen Gentest eingehen, ist es so, dass diese Varianten, die dort getestet werden, auch bei gesunden Pferden regelmäßig vorkommen. Und es ist eine groß angelegte Studie auch gemacht worden von Stephanie Warburg aus den USA, die übrigens dort auf den Seiten von diesen Laboren auch immer zitiert wird, obwohl sie sich ausdrücklich gegen diese Gentests ausspricht. Also keiner liest wahrscheinlich diese Literatur, die da angegeben ist. Die hat eine groß angelegte Studie gemacht. Sie hat festgestellt, dass das dass PSM2 auch eine Glykogenspeicherkrankheit ist. Und diese ganzen Varianten, die getestet werden, sind überhaupt keine Varianten, die für diese Glykogenspeicherkrankheiten verantwortlich sind. Und diese Varianten kommen bei ganz, ganz vielen Pferden vor. Und wir sehen das sehr, sehr kritisch, weil aufgrund von diesen Tests, die nicht validiert sind, die meiner Meinung nach auch, ich kann es ja ganz deutlich sagen, großer Schwachsinn sind, dass aufgrund von… Entschuldigung, Ingrid lacht. Dass aufgrund von diesen Tests Entscheidungen getroffen werden. Es werden Entscheidungen getroffen hinsichtlich der weiteren Ausbildung der Pferde. Es werden Entscheidungen getroffen, ob diese Pferde verkauft werden, zum Teil sogar euthanasiert werden. Und wir Tierärzte möchten uns ausdrücklich dagegen aussprechen, diese Tests durchzuführen. Weil wenn Pferde aufgrund von solchen Gentests, wie Variantentesten, die bei jedem Pferd vorhanden sein können, dann Entscheidungen treffen wie eine Euthanasie, dann ist das tierschutzrelevant. Und deswegen möchten wir uns ganz ausdrücklich gegen diesen PSM2-Test aussprechen.

[SPEAKER 1]

Ihr, die zuhört, habt das gerade natürlich nicht gesehen hier, ich hab’s ja beobachten können, Ingrid hat die ganze Zeit das Ganze unterstützt, gelacht und ich will nicht fast sagen abgefeiert, rund um dieses Thema Gentest. Jetzt ist es ja so, wir haben ja gerade über die verschiedenen Symptome gesprochen. Bevor wir dahin kommen, was kann ich eigentlich machen, um ein Pferd, das PSSM hat, ein besseres Leben angedeihen zu lassen, durch Haltung, durch Fütterung und viele weitere Faktoren. Wenn ich jetzt diesen akuten Fall habe, Anna, eben der Tatsache, dass ich idealerweise möglichst schnell meinen Tierarzt anrufe, was kann ich tun?

[SPEAKER 2]

Man muss natürlich aufhören mit der Belastung in dem Moment. Die Pferde dürfen sich nicht weiter bewegen. Wenn ich jetzt so einen akuten Anfall habe, dass das Pferd steif geht und sich nicht mehr bewegen mag, bringe ich es am besten in den Stall zurück. Je nach Temperaturen kann das Pferd eine Decke bekommen oder eben einfach trocken aufgestallt werden. Man kann testen, ob sein Pferd dehydriert ist, ob das eben Flüssigkeit benötigt. Man sollte ihm auch in jedem Fall Flüssigkeit anbieten. Zum Teil sogar, wenn es jetzt warm ist, heiß ist und das Pferd geschwitzt hat, dann kann man ihm auch zum Beispiel so WHO-Lösungen, also mit Salz oder anderen Elektrolyten angereichertes Wasser geben. Und dann natürlich den Tierarzt anrufen, der dann Muskelrelaxantien geben kann, Schmerzmittel geben kann. Grundsätzlich als Besitzer sollte man erst mal kein Getreide füttern, sondern auf reine Heufütterung übergehen. Und dann entscheidet der weitere Verlauf, was man mit dem Pferd weitermacht. Wenn das ein akuter Schub war, mit Erhöhung der Muskelenzyme, dann bleiben die Pferde normalerweise in einem kleineren Areal, kleineren abgegrenzten Paddock, bis diese Muskelenzyme, insbesondere das akute Muskelenzymen, die Kretzen, die Nase, wieder abgesunken sind. Und dann natürlich die Fütterung auch, also spielt dann auch noch eine Rolle im weiteren Verlauf und die Haltung, dass das Pferd sich regelmäßig bewegen kann, ausreichend bewegt wird, aber eben keine Peak-Leistung bringen muss, also wirklich Spitzenleistung, Leistungsspitzen bringen muss. Das ist bei diesen Pferden eben auch von Bedeutung.

[SPEAKER 1]

Also wenn ich gerade in der Reithalle bin und ich merke, okay, da kommt gerade ein ganz akuter Schub, dann kann ich trotzdem auch noch in den Stall gehen. Ich muss jetzt nicht quasi wie eine Salzsäule stehen bleiben, sondern man versucht das Pferd irgendwie in die Box zu kriegen, in den Stall zu kriegen und dort erstmal Ruhe einkehren zu lassen.

[SPEAKER 2]

Genau, weil in der Reithalle ist eigentlich niemandem geholfen. Da stehen ja meistens Leute rum und der Tierarzt freut sich auch, wenn er es in der Box dann eben in Ruhe anschauen kann. Also langsam in die Box zurückgehen, in einem Tempo, das das Pferd dann auch meistens vorgibt. Wenn die stark schwitzen, dann wirklich in Ruhe und dann in die Box dort abtrocknen oder eben eine Decke auflegen und absatteln natürlich und den Tierarzt rufen.

[SPEAKER 2]
Das ist eine schöne Formulierung, ein Ritterschlag.

[SPEAKER 3]
Denn wir müssen es ja so sehen, dass der Ritterschlag jede Sportart betrifft.

[SPEAKER 2]
Natürlich haben wir andere Sportarten dabei, die in der Medialität natürlich weit, weit voraus sind. Nehmen wir mal die Leichtathletik zum Beispiel. Nehmen wir mal Schwimmen auch. Ich sag mal Franziska van Almen, sie wird ja immer noch vergöttert.

[SPEAKER 3]
Die hat tolle Erfolge gehabt, aber wir können sie ja nicht jetzt zum Beispiel, wenn ich Michael Groß nehme, unseren Albatross, was der ja gewonnen hat auch.

[SPEAKER 2]
Aber trotzdem, das sind medial natürlich so Ankommersportarten.

[SPEAKER 3]
Reiten ist es auch. Wir sind bei den Übertragungen oder auch im Stream sind wir mit immer führend unter den Top 3 aller Sportarten.

[SPEAKER 1]
Das ist so.

[SPEAKER 3]
Ich hab ja die Zahlen von Tokio auch gesagt bekommen, selbst mit einer in Anführungsstrichen Nischen-Sportart-Dressur ganz weit mit oben dabei. Das bestätigt ja, dass das Interesse da ist, aber wir müssen uns auch mal dann gleich wieder loslösen. dass wenn vier Wochen später irgendwo wieder geritten wird, dass dann halt eben das Interesse in der ARD nicht da ist. Weil dann keine fünf Millionen zuschauen, sondern wenn wir Glück haben vielleicht 500.000. Wir werden immer eine Randsportart bleiben im Vergleich zu Fußball, zu Leichtathletik, zu Formel 1 oder auch von mir aus Handball oder Tennis. Und da dürfen wir auch nicht meinen, dass wir uns jetzt künstlich aufblähen müssen, um das zu erreichen.

[SPEAKER 2]
Und das auf Kosten eben der Werte, die unser Sport hat.

[SPEAKER 3]
Und davor möchte ich immer warnen. Prostituiert nicht diesen Sport in die falsche Richtung.

[SPEAKER 1]
Wir haben eben über die Fehltritte gesprochen und was das mit dir gemacht hat. Nun auf der anderen Seite gibt es ja auch große Momente und Momente, die Menschen begeistern. Zum Beispiel im vergangenen Jahr Großverpreis von Aachen, Gerrit Nieberg, der dort gewann mit Ben. Deine Kommentierung, die habe ich gefühlt und ich bin ab und an, wenn ich in NRW bin, eins Live-Hörer. Das war in den Eins-Live-O-Ton-Charts, die ja immer so spannende Ausschnitte haben und immer auch, da warst du wochenlang, wurdest du da rauf und runter gespielt und das war in aller Munde. Sind diese Dinge dann oder dieser Moment, kommt der dann einfach aus dir heraus? Hast du schon vorher gedacht, okay, wenn der gewinnt, der Bursche, das wird was Besonderes für mich auch? Wie entwickelt sich so ein Moment bei dir?

[SPEAKER 3]
Wenn du da sitzt als Kommentator, dann hast du zwar, ich sag mal, wie der Pfarrer, der in die Kirche geht, deine Bibel dabei.

[SPEAKER 2]
Für mich heißt das also meine Unterlagen. Als Pfarrer hast du deine Predigt auch vorbereitet. Aber als Kommentator bereitest du nichts vor.

[SPEAKER 3]
Weil du weißt ja nicht, wie der Sport läuft.

[SPEAKER 2]
So und die Situation war in diesem Moment halt eine ganz besondere und es hat mich nichts in meinem Leben so emotional abgeholt wie eben dieser Erfolg von Gerrit Nieberg und Ben.

[SPEAKER 3]
Weil ich die Familie schon so lange kenne und weiß noch wie Lars und Gitta kamen.

[SPEAKER 1]
Die Eltern.

[SPEAKER 2]
Also die Eltern.

[SPEAKER 1]
Die Eltern von Gerrit.

[SPEAKER 3]
Und Gitta sagte, wir kriegen Nachwuchs.

[SPEAKER 2]
Das war Gerrit.

[SPEAKER 3]
Also ich kenn den Burschen seitdem er also wirklich mit dem Kinderwagen durch die Sörs geschoben wurde, wie ich es gesagt hatte.

[SPEAKER 2]
Und ich hatte morgens erst zwei Stunden eine Live-Übertragung in der Dressur gehabt. Und eine Stunde später ging dann die Übertragung im Springstadion für mich weiter und bin nochmal durch den Parcours gegangen.

[SPEAKER 3]
Da lief gerade auch Gerrit durch und der hatte mit seinen beiden Pferden, mit Ben und auch mit Blue Star Berlin, tolle Runden gezeigt schon.

[SPEAKER 2]
Und da habe ich gesagt, weißt du was Junge, du hast dich so toll entwickelt.

[SPEAKER 3]
Das macht richtig Spaß zuzuschauen, ich drück dir die Daumen nachher nochmal, weil das Jahr vorher war ja auch schon Achter glaube ich da, das ist ja ein Riesenerfolg im großen Preis von Aachen.

[SPEAKER 2]
Ich hab ihm gewünscht, dass er nochmal einfach eine schöne Runde hinbekommt. Und dann müssen wir uns ja nochmal Folgendes vor Augen halten, als diese Stechen lief und wir hatten fünf Paare im Stechen. Und dann war Scott Brash da durchgeritten. Und als Scott Brash durch war, war gefühlt das Ding eigentlich eingetütet.

[SPEAKER 3]
Und als letzter kam Gerrit Nieberg.

[SPEAKER 1]
Auch nicht gerade als Favorit.

[SPEAKER 2]
Nicht unbedingt. Und ritt auch ganz normal eins, zwei los. Und ich sagte auch gar nichts.

[SPEAKER 3]
Ich dachte mir so, naja, das Ding ist durch.

[SPEAKER 2]
Und auf einmal ging er auf diesen Ochse schräg. Und in dem Moment fing ich ja an zu kommentieren. Und in dem Moment war das ja dieses Niberg oder Brash, Niberg oder Brash. Und dann gewinnt der Junge das. Das war eigentlich unmöglich, weil Niberg oder Brash war immer Brash.

[SPEAKER 1]
Ein Duell, das es vorher eigentlich noch nie so gab.

[SPEAKER 3]
So, gab’s auch nicht, aber auch wie Brash, so, und er ging, ich sagte auch nicht, der geht jetzt vorne rum, hat jeder gesehen, dass er dann vorne rum ging, den kürzeren Weg.

[SPEAKER 2]
Ich sagte, besser kann man’s eigentlich gar nicht mehr machen. So, und jetzt ist er dran. So, und dann hat mich…

[SPEAKER 3]
Das geht ja wie ein Feuerwerk im Kopf in ein Hundertstel von Sekunden. Und dann ist es einfach aus mir rausgebrochen und ich hab mich total erstmal geschämt, weil ich mich zum Affen gemacht hatte, weil mir die Tränen runtergelaufen sind vor Freude. Ich wurde sofort gefeiert in den sozialen Medien. Ich glaube, das ist das meistgeklickte Video überhaupt im Reitsport dieses Jahres gewesen. Mit hunderttausenden, wenn nicht sogar siebenstelligen Klicks und zehntausenden von Kommentaren.

[SPEAKER 2]
Was ja schön ist.

[SPEAKER 3]
Aber dafür mache ich es ja nicht. Mir ist es einfach mal in diese emotionale Schiene dahin gegangen.

[SPEAKER 2]
Dann hat man mich auch schon gefragt, aber du musst ja als Reporter neutral sein.

[SPEAKER 3]
Als ich mal ein Radiointerview dann auch da machte, sage ich, ja, das ist mir nicht gelungen. Man kann mich dafür jetzt auch kritisieren.

[SPEAKER 2]
Aber dann kritisiert man mich auch für meine Ehrlichkeit und meine einfache Menschlichkeit, die vielleicht da mal ausgebrochen ist. Und man hat gesehen, dass Carsten Sussmeier nicht einfach eine Kommentatorenmaschine ist, sondern einfach ein Mensch, der auch Gefühle hat. Und ich glaube da haben die Leute auch nochmal eine neue Facette an mir entdecken können.

[SPEAKER 1]
Also ich kann es nur sagen, das hat Menschen außerhalb des Pferdesports fasziniert und ich glaube wir alle, die auch im Pferdesport tätig sind und ihr, die auch zuhört, Das ist ja am Ende das, was wir brauchen. Wir müssen Menschen begeistern vom Pferdesport und diese Passion und Faszination vermitteln. Ich glaube, das, was da beim Großen Preis von Aachen passiert ist, das kann Menschen außerhalb der Pferdewelt begeistern.

[SPEAKER 2]
Aber es begeistert ja nicht deshalb die Menschheit, weil ich kommentiere, sondern weil das ja passiert ist. Weil dieser Sport so phänomenal war.

[SPEAKER 3]
Wie ich es auch sagte, ich bin da über 30 Jahre in Aachen, aber ich hab sowas noch nie erlebt und ich hab da jeden großen Preis gesehen.

[SPEAKER 2]
Ich hab über die Hälfte der großen Preise live kommentiert für die ARD.

[SPEAKER 3]
Aber wenn man dann vielleicht nicht alles, was im Sport gerade passierte, mit einem Kommentar kaputt macht, ist ja schon ganz viel gewonnen und das begleitet hat. So natürlich in einer Art, wie es vielleicht der Reitsport noch nie zuvor erlebt hatte.

[SPEAKER 2]
Wo auch Leute sagten, das ist einer der legendärsten Kommentare in der Sportgeschichte.

[SPEAKER 3]
Aber darum geht’s mir nicht, weil ich hab ihn nicht geplant. Er war einfach da und er wird auch so nie wieder kommen. Und ich hatte schon schöne Momente.

[SPEAKER 2]
Ob das der Olympiasieg von Uli Kirchhoff damals in Atlanta war, den auch keiner erwartete. 96. 96 mit Jude Pom. So viele schöne Sachen. Und deshalb, es sind doch alles Geschenke. Also für mich. Ich hoffe für die Zuschauerinnen und Zuschauer auch ein bisschen.

[SPEAKER 1]
Schaust du auch auf andere Sportarten? Also zum Beispiel den Tom Bartels, der WM im Fußball 2014, legendär, die Flanke von Schürrle auf Götze, mach ihn, mach ihn, er macht ihn. Schaust du auf sowas auch?

[SPEAKER 2]
Also Tom Bartels ist ein Weltklasse-Kommentator einfach, ein toller Mensch. Hat eine tolle Art, eine tolle Stimme. Einfach super.

[SPEAKER 3]
Also ich schätze ihn sehr.

[SPEAKER 2]
Ich glaube, das beruht auch auf Gegenseitigkeit. Damals habe ich noch Fußball geguckt, ja.

[SPEAKER 3]
Den Schmarrn gucke ich mir leider jetzt nicht mehr so auf.

[SPEAKER 1]
Verständlicherweise muss man sagen.

[SPEAKER 3]
Nein, aber ich bin ja auch nur Hesse. Also ich komme aus dem Middle of Nowhere. Ich bin Eintracht Frankfurt Fan.

[SPEAKER 1]
Aber dann waren die 40 Jahre für dich ja in Ordnung.

[SPEAKER 3]
Ich bin Kummer gewohnt und ab und zu auch mal alle 42 Jahre darf man sich freuen.

[SPEAKER 2]
Nein, also man muss sich auch mal selbst auf die Schippe nehmen.

[SPEAKER 3]
Aber ich bin jetzt nicht so ein absoluter Fernsehgucker.

[SPEAKER 2]
Überhaupt nicht.

[SPEAKER 3]
Und was ein bisschen schade ist, auch wenn man olympische Spiele kommentiert, es bleibt kaum Gelegenheit mitzuverfolgen, was woanders stattgefunden hat.

[SPEAKER 1]
Weil man einfach so im Tunnel ist.

[SPEAKER 3]
Ja, weil man selbst stundenlang ja auf dem Sender ist. Und irgendwann ist auch mal der Kaffee auf und dann kriegst du irgendwo nochmal vielleicht in der Nachricht mit oder irgendein Kollege sagt, oh wir haben hier eben auch eine Medaille in Kanu geholt oder was auch immer. Ich glaube der Zuschauer kriegt mehr mit als wir Reporter bei den Olympischen Spielen von anderen Spielen.

[SPEAKER 1]
Aber jetzt wenn man Tokio ganz konkret nimmt, du bist ja dann vor Ort in Tokio oder sitzt du hier in Hamburg quasi im Sender und kommentierst von hier?

[SPEAKER 2]
Also in diesem Fall, was Tokio anbetrifft, war es eine andere Situation.

[SPEAKER 3]
Geplant war ja 2020, als wir noch kein Corona auf der Agenda hatten und da wären wir eigentlich alle in Tokio gewesen. Ich sag jetzt mal 90% in Tokio, 10% Manpower in Germany. Durch Corona war es genau umgekehrt. Wir haben also mit dem ZDF zusammen einen Joint Venture sowieso bei Olympischen Spielen. Das ZDF hat ein tolles Studio mit Kommentatorenkabinen in Mainz auf dem Lerchenberg für ARD und ZDF gebaut.

[SPEAKER 2]
Bis auf eine Handvoll Reporter und auch die Moderatorinnen und Moderatoren, die in Tokio waren, waren alle anderen wirklich in Mainz. Also wir haben alles aus Mainz kommentiert.

[SPEAKER 3]
Und ich hatte meine… Verbindungsquellen nach Tokio, wo ich dann mal eben telefoniert hatte oder mal geskypt hatte und und und, um ein bisschen informiert zu sein. Das war eine neue Erfahrung. Nicht ganz so glücklich, aber ich glaube, wir haben es alle gut hinbekommen. Aber es war brillant gelöst. Große, große Anerkennung, was ARD und ZDF da geleistet hatten.

[SPEAKER 2]
Perfekt.

[SPEAKER 3]
Aber wir haben dafür auch nicht in der Käfighaltung gelebt, wie unsere Kollegen, die 14 Tage in der Vollquarantäne waren.

[SPEAKER 1]
Wir haben eben hier im Vorgespräch ein bisschen auch über dein Leben geplaudert und vor allen Dingen über die Pferde. Und du hast im Vorfeld gesagt, es gibt ein Pferd deines Lebens. Und da habe ich gemerkt, da glitzerte es förmlich in den Augen. Wer ist das Pferd deines Lebens?

[SPEAKER 2]
Es gibt sicherlich immer so ein Pferd deines Lebens oder ein Hund deines Lebens oder was für jeden. Und ich glaube auch, ich habe ja auch eine Serie bei mir mit meinem Format Soß die On Tour, was ich ja habe. Über Geschichten kann man ja auch auf meiner Homepage nachlesen. Das Pferd meines Lebens von Hugo Simon, von Paul Schorkenböhle und und und.

[SPEAKER 3]
Gut, da kann ich jetzt mich nicht vergleichen, aber darum geht’s doch gar nicht.

[SPEAKER 2]
Jedes Pferd hat doch seinen Wert. Der Wert eines Pferdes wird ja nicht definiert über die Erfolge, sondern über das, was es mir gibt, seine Persönlichkeit und alles.

[SPEAKER 3]
Für mich war das mein Pferd Cassius gewesen. So, den ich dreijährig bekam, da lag gerade der Sattel drauf und mit dem bin ich dann das erste Mal in Out geritten. Am zweiten ist er vorbeigerannt, das war für ihn viel schlimmer und ich hab glaub ich fünf Runden in der Halle gebraucht, um ihn durchzuparieren, wieder zum Trab und endlich im Schritt zu haben, weil er maulig war wie die Sau.

[SPEAKER 2]
Salopp.

[SPEAKER 3]
Aber später haben wir auch mal ein Essspringen gewonnen. Nein, aber das macht sich ja nicht aus, weil dieses Pferd hab ich abgöttisch geliebt.

[SPEAKER 2]
Und das ist es doch und das versuche ich auch mitzugeben. Freunde, Pferde geben uns was. Nicht die Schleife am Kopf, sondern die geben uns etwas und das kann man mit Geld nicht bezahlen. Und Entschuldigung, wenn ich jetzt, aber ich bin halt so ein bisschen am Wasser gebaut da auch, aber ich muss sagen,

[SPEAKER 3]
Wenn wir das einfach mal auch verinnerlichen würden, was uns Pferde geben, ohne einen Leistungsgedanken im Vordergrund zu haben. Und ich sage immer, bitte beherzig doch zunächst erstmal eins, der Rücken eines Pferdes ist weder ein Arbeitsplatz noch ein Sportplatz, sondern es ist immer ein Ehrenplatz. Und wenn man damit anfangen und wir wissen, dass es ja auch für die Top-Sportler auch so gehandhabt wird. Sonst würden Pferde nicht 17, 18 jährig noch bei Olympischen Spielen gehen und Medaillen gewinnen und mit 30 noch auf der Weide rumlaufen. Wir hören immer nur Negativmeldungen. Es gibt Pferde, die im Stall als Freizeitpferd ein wesentlich schlechteres Dasein fristen als als Top-Sportler. Und Pferde sind eben auch Sportler, wie wir Menschen auch.

[SPEAKER 2]
Hobby-Leistungssportler. Aber egal.

[SPEAKER 3]
Ich bin kein besserer Mensch, weil ich auf Turniere gehe. Mein Pferd ist kein besseres Pferd, weil es auf Turniere geht. Jedes Pferd, ob’s ein Haflinger ist, ob’s ein, was weiß ich, ein Connemara Pony ist, ob’s ein Tinker ist, ob’s ein Vollblüter, egal was auch immer, hat doch seine Faszination und seinen Wert.

[SPEAKER 2]
Und das macht’s aus.

[SPEAKER 3]
Und wer das für sich nicht verinnerlicht, der wird auch nie mit dem Herzen genau da sein, wo er eigentlich gerne sich aufhält, nämlich im Stall. Und das ist es, was uns alle abholen muss. Und das ist vielleicht auch diese Sentimentalität, die ich habe. Hans Heinrich Isenbarth hat früher immer die Sendung beendet mit Vergessen Sie die Pferde nicht. Ein faszinierender Satz. Ich glaube, das ist eine vornehme Pflicht, dass wir die Pferde nie vergessen. Und ich sehe es auch als eine vornehme politische Pflicht, dass wir die Pferde nicht vergessen. Als Kulturgut nämlich. Besonders wenn es darum geht, uns auch Land und Hauptgestüte in unserer Republik zu erhalten. Das ist eine vornehme Pflicht.

[SPEAKER 1]
Ist das am Ende auch das Besondere und die Essenz der Verbindung zwischen Mensch und Pferd, diese Partnerschaft und dieses besondere Band, was existiert, das du ja gerade so beschrieben hast?

[SPEAKER 3]
Klar, man muss ja auch nicht meinen, dass man zu jedem Pferd denselben optimalen Draht hat. Man hat’s ja auch nicht zu jedem Menschen. Also ich glaube, man steht nicht vorm Altar und sagt so, wie beim Bachelor, hier gibt’s zehn Frauen und welche werde ich jetzt mal heiraten.

[SPEAKER 1]
Welche wähle ich jetzt aus?

[SPEAKER 3]
Ich bin dann lieber für das, was man auch wirklich empfindet und nicht irgendwie aufgrund irgendeiner Glücksspirale dann am Ende auf einen zukommt. Manchmal muss man sich auch zusammenraufen und dann wird man ein Dreamteam. Aber die Chance zu geben, jedem, ob Mensch oder Tier, und vor allem sich auch dem Pferd mal zu öffnen und dem Pferd auch mal zu sagen, ja, ich verstehe, was du meinst. Ich sag immer, die Augen eines Pferdes sind der Zugang zu seiner Seele. Und das müssen wir erkennen. Wir müssen an Pferde rangehen, wir müssen sie lesen, wir müssen ihr Verhalten, ihre Körpersprache, ohne jetzt Frau Talington-Jones oder wer auch immer zu sein oder der große Pferdeflüsterer, Aber ich glaube, das sind so viele einfache Dinge, die unser Leben als Mensch auch begleiten, die wir einfach nur mit Pferden auch kommunizieren müssen.

[SPEAKER 2]
Und nie dürfen wir eins vergessen, Respekt vor jedem anderen zu haben.

[SPEAKER 1]
Das Spannende ist ja auch, dass du quasi in den vergangenen Jahren auch nochmal den Pferden wieder näher gekommen bist. Denn zusammen mit deiner Lebensgefährtin betreibst du inzwischen im Hessischen einen Stall.

[SPEAKER 3]
Ja, da bin ich, ich sag jetzt mal, wie die Jungfrau zum Kind ist gekommen. Gut, das hat meinen Horizont auch ein bisschen erweitert, der jetzt nur mit dem Turniersport sich beschäftigt und jetzt auf der Freizeitebene unterwegs ist. Ein Stall, in dem wir sehr viel auch schon noch verbessert haben und noch weiter verbessert wird. Also ein kleines Paradies, muss ich sagen. Schön gelegen, sehr schön ruhig. Gleich um den Stall drumherum hektarweise auch Weiden. Mit einer großen Reithalle, mit tollen Boxen, mit Außenplatz und allem. Und das Schöne ist dieses Kaleidoskop in diesem Stall. Diese Community, natürlich erster Linie schon eher weiblich geprägt. Ich freu mich auch, wenn mal die Männer kommen.

[SPEAKER 1]
Gibt’s davon noch ein paar bei euch?

[SPEAKER 2]
Ja, Gott sei Dank.

[SPEAKER 3]
Also nein, es ist schön, weil es ist ja auch toll, dass man einfach so bunt ist, gemischt ist, auch vom Alter her. Und da reden wir nicht über Ludger Bärbaum oder Isabel Wert, sondern da reden wir über, was weiß ich, den Haffi da oder was weiß ich, den Friesen da.

[SPEAKER 1]
Den Tinker dort.

[SPEAKER 3]
Ja, es ist aber doch schön. Und ab und zu sprechen wir dann auch mal über den jungen Hengst, der jetzt gerade mal wieder vierjährig vom Turnier kam und eine Springpferdeara mit meiner Lebenspferdin gewonnen hat, weil die sich in erster Linie um die Ausbildung junger Pferde kümmert oder auch Unterricht macht. Und das finde ich so toll. Kinder an die Hand zu nehmen, deren Augen leuchten. Die Eltern bringen die hin. Die haben Vertrauen, die haben Spaß, die fangen da an. Da ist eine riesen Begeisterung, Nachfrage. Und genau da müssen wir doch in unserer Pferdewelt ansetzen.

[SPEAKER 1]
Das ist ja, was wir brauchen am Ende.

[SPEAKER 3]
Ja, dass wir Pferdewirtschaftsmeister haben, einfach gesagt, Reitlehrer hieß es früher, aber die brauchen wir nicht, diese Gerrit Niebergs und Sandra Aufass, die es ja auch sind. Die brauchen es für ihren eigenen Betrieb, aber die werden sich nicht hinstellen.

[SPEAKER 1]
Wir brauchen sie in der Breite.

[SPEAKER 3]
So, in einem Tattersaalverein, mal salopp formuliert und wirklich von der Pike auf zu sagen, so halt mal die Hände tiefer, nimm den Absatz tief und das und das. Und das ist das Schöne und ich sehe, wie dankbar gerade diese Kinder sind, aber auch Erwachsene, die anfangen mit dem Reiten. Und die Pferde, mein Gott, wissen wir Menschen eigentlich, was wir Pferden zu verdanken haben, was Pferde für uns tun und geben. Und das sage ich auch immer wieder. Vergesst bitte nicht das, was die Pferde euch eigentlich entgegenbringen. Dass sie euch manchmal auch ertragen müssen und trotzdem weitermachen, bis sie es endlich kapiert haben.

[SPEAKER 1]
Und trotzdem am nächsten Tag wieder da stehen und mit euch losgehen.

[SPEAKER 2]
Ja, und alles.

[SPEAKER 3]
Und sie alle ein Herzensgemüt haben. Und das zu erleben ist nochmal eine weitere große Freude für mich, wo ich auch, wenn ich das Mikrofon irgendwann mal abgegeben haben werde, was in ein paar Jahren irgendwann vielleicht auch mal kommt, mich aber darauf freue, dann auch ein bisschen mehr Zeit bei allen möglichen Pferden und Menschen zu verbringen.

[SPEAKER 1]
Und du sagtest, dass gerade dein Projekt der neue Zaun ist.

[SPEAKER 3]
Ja ich war schon immer ein Workaholic und bin auch ein Selfmade-Man, mach alles da auch und so, bin auch handwerkerlich nicht ganz so doof. Also die ersten 500 Meter Koppelzaun hab ich alle Löcher noch gemacht und gebohrt und gesetzt und alles. So jetzt habe ich hier einen guten Kumpel gehabt, der kam dann mit seinem Rammer und hat mir die letzten 220 Pfosten da reingehauen, sodass ich jetzt nur noch den 3-Riegel-Holzzaun dran montiere dann quasi und dann sind irgendwo auch 1,2 Kilometer Zaun mal endlich fertig.

[SPEAKER 2]
Also die letzten 250 muss ich noch machen.

[SPEAKER 3]
Bleibt jetzt wenig Zeit, wenn ich in Hamburg oder danach in Wiesbaden und dann schon wieder da bin. Aber Ende Juni ist der Sound fertig und da freue ich mich auch drauf, weil ich mach das einfach gerne und vor allem ich sehe auch, dass die Pferde und die Menschen sich darüber freuen, wenn irgendwas nochmal etwas besser und schöner wird.

[SPEAKER 1]
Und das Spannende ist, was du auch sagtest, die Menschen in dem Stall wussten erst gar nicht, wer du bist und haben irgendwann gesagt, ja Mensch, guck mal, den Carsten haben wir gerade im Fernsehen gesehen.

[SPEAKER 2]
Also ich will das mal so sagen.

[SPEAKER 3]
Die Wahrnehmung meiner Person ist für mich völlig sekundär. Weil ich persönlich bilde mir ja nicht irgendwas drauf ein, dass ich jetzt beim Fernsehen am Mikrofon sitze oder irgendwo auf dem großen Turnier die Ansage mache oder irgendeine Moderation oder eine Showabend mache oder irgendwas. Nein, das ist mein Job, den ich nicht als Job sehe, sondern als Berufung, als Freude. Es wird bei mir zu Hause nicht einmal über meinen Beruf gesprochen. Auch mit meinen erwachsenen Kindern. Wir sprechen nie über meinen Beruf. Ich spreche über deren Beruf und wie es denen geht und was sie für Ziele haben. Aber es wird nie darüber gesprochen, auch wenn man eine Auszeichnung oder irgendwas ist, ich poste sowas auch nicht. Also es ist schön, aber es ist mir nicht wichtig, mich selbst darzustellen.

[SPEAKER 2]
Ich möchte den Sport schön darstellen.

[SPEAKER 3]
Und insofern, ja, ist doch nett, wenn die nicht alle gleich wissen, wer ich bin. Aber deshalb hat sich das Leben für die danach auch nicht verändert, wo sie es jetzt erkannt haben. Nein, wir gehen genauso mit Lockerheit und Respekt weiter um. Vielleicht gucken sie jetzt auch mal kurz mal rein, wenn ich mal hier in Hamburg kommentiere und sagen dann, naja, im Stall höre ich ihn lieber.

[SPEAKER 1]
Lieber Carsten, am Ende eines jeden WIOS-Podcasts warten die vier klassischen WIOS-Fragen. Natürlicherweise jetzt auch auf dich.

[SPEAKER 3]
Da muss ich jetzt Angst vorhaben, oder?

[SPEAKER 1]
Ich bin mir sehr sicher, du wirst es meistern. Schauen wir mal. Frage Nummer eins. Hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 2]
Das Motto, nach dem ich lebe, ist eigentlich, freu dich auf den nächsten Tag, der kommt. Weil, das ist doch eigentlich unser Leben. Also, das ist wie beim Autofahren. Ich komm immer nur nach vorne, wenn ich durch die Windschutzscheibe nach vorne gucke und ich ständig in den Rückspiegel schaue.

[SPEAKER 3]
Und schau, was war hinter dir und was hättest du machen können, klar.

[SPEAKER 2]
Aber ich freu mich auf das, was kommt. Und das ist mein Motto.

[SPEAKER 1]
Das Leben von vorne nehmen.

[SPEAKER 3]
Ja, und wie gesagt, für mich ist das Leben… Alles was kommt, eine Zugabe und ein Geschenk, aufgrund der Situation, die ich geschildert hatte, habe ich noch mehr Respekt und Freude auch an dem, was jetzt kommt. Ich glaube, das ist doch schön, wenn man morgens aufsteht und auch wenn einem, ich sag mal, der Rücken wehtut oder die Knie oder das oder die Schultern, aber sich trotzdem auf das freut, was kommt.

[SPEAKER 2]
Das ist mein Lebensmotto. Freu dich auf das, was kommt.

[SPEAKER 1]
Frage Nummer zwei gibt es einen Menschen, der dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?

[SPEAKER 3]
Ja, was heißt geprägt?

[SPEAKER 2]
Ich sag mal so, in meiner bescheidenen Reiterei, was auch mal mit einem gewissen Reitunterricht mal in Zusammenhang gebracht werden konnte, war ein Mensch da, von dem ich sehr viel mitgenommen habe für meine Reiterei. Und das war damals Peter Luther gewesen.

[SPEAKER 3]
Man kennt ihn noch mit dem Namen Livius, die älteren auf jeden Fall, wo er ja auch Olympia-, WM- und Tallinn-Gewinner wurde und auch Mannschaftseuropameister.

[SPEAKER 2]
Livius, ein Lordnachkomme aus der Holsteiner Zucht.

[SPEAKER 3]
Da war ich in den 70er, Ende der 70er Jahre mal drei Wochen in den Osterferien da und da kannte aber noch kein Peter Luther. Und genau Ende 78, das war 78 gewesen, gewandert an das Weltcup springen in Berlin. Aber diese drei Wochen, wo ich auch mit meinem Cassius, damals war der glaube ich fünf, da und von ihm Pferderitt und jeden Tag auch Unterricht bekam, hat mich sehr geprägt und mir auch ganz ehrlich Dinge mitgegeben, die ich heute als Kommentator auch gut nutzen kann. Insofern steht bei mir ganz oben auf der Stufe Peter Luther.

[SPEAKER 1]
Peter Luther.

[SPEAKER 2]
Ein feiner Stilist, ein toller Mensch auch.

[SPEAKER 1]
Frage Nummer drei. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 3]
Vergesst nie, was, wie ich es auch schon sagte, die Pferde für euch geben, was sie euch ermöglichen. Und vergesst nie, diesen Momenten gegenüber auch dankbar zu sein. Und es nicht als Selbstverständlichkeit hinzunehmen, egal ob ich jetzt Turniere oder Freizeitreiter dann sehe. Das ist das Wichtigste.

[SPEAKER 2]
Und gönnt auch im Sport gerade mal immer wieder auch den Pferden eine Pause.

[SPEAKER 3]
Ganz wichtig. überfordert sie nicht, erkennt auch, ob ein Pferd in der Lage ist, vielleicht das Ziel, was jeder vor Augen hat, olympische Spiele ist doch klar, zu erreichen oder vielleicht auf niedrigerem Level glücklicher wäre. Weil das ist ja keine Schande, wenn man auch erkennt, dass ein Pferd das nicht kann. Ich finde, das ist nicht eine Schande, sondern eher eine Auszeichnung, wenn Menschen das auch selbst erkennen können. Und für mich heißt das eigentlich, seid immer dankbar, dass es Pferde gibt, weil ohne die Pferde würde euch kein Mensch kennen.

[SPEAKER 2]
Mich übrigens auch nicht.

[SPEAKER 1]
Und dann zum Abschluss, vervollständige bitte diesen Satz.

[SPEAKER 3]
Pferde sind für mich die besseren Menschen.

[SPEAKER 1]
Ich glaube, danach kommt nichts mehr, lieber Carsten. Vielen Dank, es hat mir sehr viel Spaß gemacht.

[SPEAKER 3]
Ja, ich freue mich, dass es geklappt hat und ich drücke dir die Daumen auch für deine Zukunft und ich freue mich auch, wenn wir mal wieder zusammen auf dem Turm sitzen.

[SPEAKER 1]
Genau.

[SPEAKER 3]
Auch wenn es jetzt nach Hamburg ausgestrahlt wird erst, aber ich darf jetzt sagen, ich freue mich auf Hamburg, auf das, was kommt. Und ich sage allen Hörerinnen und Hörern, bleiben Sie mit Freude dabei und vor allem bleiben Sie wohl auf.

[SPEAKER 2]
Und in diesem Sinne bis bald bei den Pferden.

[SPEAKER 1]
In diesem Sinne, lieber Carsten, Dankeschön. Ciao. Ciao. Dieser Podcast wurde vorbereitet von Juliane Trenkler, produziert von Mara Landwehr. Mein Name ist Christian Kröber. Wie immer freuen wir uns, wenn ihr uns positiv bewertet. Das hilft uns sehr, zum Beispiel auf Spotify oder auf Trustpilot. Ansonsten sehen wir uns wieder bei der nächsten Folge des WeHorse-Podcasts. Bis dann.

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