#Interview mit Benjamin Werndl: Warum Reiten ein moderner Sport ist
In dieser Folge spricht Dressurreiter Benjamin Werndl darüber, warum Reiten für ihn kein eingestaubter, rein traditioneller, sondern im Gegenteil ein ziemlich moderner Sport ist. Er erzählt, was ihn die Arbeit mit Pferden fürs Leben gelehrt hat, wie eng und konkret die Zusammenarbeit mit seiner Schwester, der zweifachen Doppeloympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl wirklich ist, und welche Rolle körperliche Fitness für ihn als Reiter spielt.
Außerdem gibt er spannende Einblicke, wie er mit seinen Pferden systematisch auf Erfolge hinarbeitet – immer mit dem Ziel, die Partnerschaft in den Mittelpunkt zu stellen. Eine inspirierende Folge über Training, Teamgeist und die feine Balance zwischen sportlichem Ehrgeiz und Pferdewohl.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 3]
[00:00:01-00:00:04]
Heute zu Gast der Dressurreiter Benjamin Werndl.
[SPEAKER 1]
[00:00:04-00:00:45]
Das ist auch sowas Tolles im Sport allgemein, dann da durchzuhalten. Deswegen, ich finde ja auch Reitsport so hochmodern. Wenn wir diese Schnelllebigkeit anschauen, auch der nächsten Generation, alles nur so recht oberflächlich, ehrlich gesagt. Und so eine tiefe Beziehung aufzubauen zu einem Tier, dieses Liebevolle, dieses Zeithaben, dieses Echte, das Wahrhaftige. Auch dieses aufrechte Sitzen auf dem Pferd allein, schon die Haltung. Diese positive Körperspannung, das Pferd spiegelt einen selbst, das sind alles so wichtige Dinge. Herzlich Willkommen beim WeHorse Podcast mit Christian Kröber.
[SPEAKER 3]
[00:00:46-00:02:42]
Heute freue ich mich, einen der erfolgreichsten deutschen Dressurreiter der vergangenen zehn Jahre bei uns zu begrüßen. Benjamin Werndl ist der Mannschaftsdritte der Weltmeisterschaften von Herning 2022, belegte damals dort im Einzel den vierten Rang. Der betreibt zusammen mit seiner Schwester Jessica von Bredow-Werndl, die ja zweifache Doppel-Olympiasiegerin ist. die renommierte Reitanlage in Aubenhausen. Er ist also Reiter, er ist vor allen Dingen aber auch Ausbilder und wir besprechen heute seine Erfolge, aber auch seine Herausforderungen, seinen Blick auf das Thema Ausbildung generell, den modernen Dressursport, was es braucht, um erfolgreich zu sein und wie er seine Pferde und sich selber auch auf den Punkt fit hält. All das ist drin in der heutigen Folge. Zudem endet heute die Nominierungsphase des WeHorse Courage Awards 2025. Unser Preis, der in die dritte Runde geht, dieses Jahr der Menschen auszeichnet, die mit Mut und Engagement hohe Standards im Umgang und in der Ausbildung von Pferden fördern und verbreiten. Es geht darum, Brücken zu bauen, anstatt Gräben zu vertiefen und damit die positive Wahrnehmung des Pferdesports nach innen und außen zu verbessern. Und heute ist der letzte Tag, wo ihr eure Nominierungen einreichen könnt. Unter weos.com slash award ist das möglich. Ein relativ simples Formular, wo auch anonym das Ganze abgegeben werden kann. Und am 1.6., nachdem die fünfköpfige Jury getagt hat, unter anderem Lisa Röckener, Ingrid Klimke, Katja Schnabel, Petra Teegen und Dr. Carsten Zech, wird dann der Award verliehen im Rahmen des Hamburger Derbys am 1. Juni. Also nur noch heute, 4.5.2025, ist es möglich, eine Nominierung einzureichen. Wir freuen uns.
[SPEAKER 1]
[00:02:46-00:02:47]
Hi Christian.
[SPEAKER 2]
[00:02:47-00:02:50]
Schön, dass du da bist. Wir haben es ja schon ein paar Mal probiert, ihm hat es noch nie geklappt.
[SPEAKER 3]
[00:02:50-00:02:51]
Endlich bist du da.
[SPEAKER 1]
[00:02:51-00:02:55]
Freut mich sehr. Freut mich auch sehr. Bin froh, mal mit dir zusammenzukommen.
[SPEAKER 2]
[00:02:56-00:03:09]
Ja, wir wollen ein bisschen plaudern über dich als Ausbildungspersönlichkeit, als Reiter, als Athlet in gewisser Art und Weise. Wenn du jetzt drauf schaust, aus sportlicher Sicht und auch aus emotionaler Sicht, was fasziniert dich am Dressurreiten?
[SPEAKER 1]
[00:03:10-00:04:15]
Das ist ja gleich eine große Frage. Also grundsätzlich ist die ja sehr einzigartig, unsere Sportart mit einem Tier zusammen. So eine Verbindung aufzubauen, gibt es ja sonst nicht. Und wir sind uns da schon unserer großen Verantwortung auch bewusst, um was es da geht. Mich fasziniert einfach dieses... Verständnis erstmal für ein Pferd, ein Pferd kennenzulernen und dabei sich selbst auch kennenzulernen. Also wir sind ja vom Ansatz auch sehr über den Tellerrand hinausschauend und das Ganze eigentlich, also wenn du dann mit einem Pferd im Viereck mit so einer Leichtigkeit tanzt und das ist fast nur noch Denksport und es sieht nicht nur leicht aus, sondern es ist wirklich leicht, Alles ist im Gleichgewicht. Das fasziniert mich sehr, aber auch was darüber hinaus ist, weil es ist eben nicht nur das Reiten, sondern wir können uns auch unternehmerisch ausleben. Man lernt ganz, ganz tolle Menschen kennen, finde ich gerade im Reitsport. Insofern fasziniert mich sehr viel und ich könnte da lange drüber reden.
[SPEAKER 2]
[00:04:15-00:04:17]
Wir haben ja Zeit jetzt hier miteinander.
[SPEAKER 1]
[00:04:18-00:04:21]
Ja, aber ich glaube, wir haben schon sehr besonderen Sport.
[SPEAKER 2]
[00:04:22-00:04:53]
Wenn man dich beobachtet, auch deine Schwester Jessica und wir haben uns ja schon an vielen Stellen in den vergangenen Jahren auch immer wieder mal getroffen, habe ich immer gedacht, als wir zusammensassen, ihr versucht wirklich anders da drauf zu schauen und diese, du sagst ja, über den Tellerrand hinausschauen, also Fitness ist für euch ein Thema, mentale Stärke ist für euch ein Thema, Haltung, diese ganzen verschiedenen Bausteine zusammenzubringen. Würdest du sagen, dass das so eure Denkweise und deine Denkweise beschreibt?
[SPEAKER 1]
[00:04:54-00:05:34]
Ja, definitiv. Also es gibt ja auch nicht ein Geheimnis jetzt oder einen Trick, sondern ich glaube, es sind ganz viele Zahnräder, die dann am Ende ineinander greifen. Und wir haben ein Team um uns herum aufgebaut, die Jesse und ich. Wir sind erstmal ein sehr gutes Team. Also wir ergänzen uns einfach sehr kongenial. Und trotzdem wissen wir, ohne das Team um uns herum sind wir nicht so stark und gut. Als Reiter bist du natürlich auch immer nur so gut wie dein Pferd. Also brauchst du auch gute Pferde und dann auch starke Partner an deiner Seite, weil es natürlich auch aufwendig ist. Das ist so und insofern kann ich das auf jeden Fall bejahen.
[SPEAKER 2]
[00:05:35-00:05:54]
Ist es, weil das ist ja das eine, als Sportler unterwegs zu sein, aber diese Gewerke noch dazu zu denken, jetzt hat sich auch der Dressursport weiterentwickelt, vielleicht hätten wir vor 20 Jahren gesprochen hier, hätte man gesagt, was ist das? Was ist das? Warum muss man jetzt noch funktionales Training dazu nehmen?
[SPEAKER 1]
[00:05:55-00:05:59]
Funktionelles Training.
[SPEAKER 2]
[00:05:59-00:06:08]
Funktionelles Training. Ist das etwas, was ihr euch selber erarbeitet habt oder habt ihr da immer auch Anleihen von woanders genommen?
[SPEAKER 1]
[00:06:09-00:07:23]
Ja, wir holen uns Experten dazu. Also DressurFit, das ist das funktionelle Training, das wir entwickelt haben, haben wir entwickelt mit einem Sportwissenschaftler zusammen, dem Marcel André. Und wir sind nicht die Sportwissenschaftler. Der Marcel übersetzt die Bewegungen, die wir im Sattel machen, in Übungen. Und das ist jetzt nicht nur Ausgleichssport, was wir machen. Sport ist natürlich immer gut, wenn du das ansprichst. machst neben dem Reiten, dass du auch nicht einseitig wirst. Aber wir trainieren ja ganz gezielt, deswegen heißt es funktionelles Training, ganz gezielt die Dinge, die wir dann brauchen, um ein noch besserer Reiter sein zu können. Wir wollen das Pferd ja am Sitz haben und nicht an der Hand. Also wir wollen zwar an die Hand ran reiten, aber wir wollen uns nicht mit der Hand festhalten müssen. Deswegen dürfen wir so stabil sein selber, dass wir das Pferd im Gleichgewicht halten können am Sitz, gleichzeitig aber auch so flexibel, dass wir mit der Bewegung mitgehen können. Also das ist schon sehr komplex und das kann man außerhalb vom Sattel sehr gut trainieren und wir finden das wichtig. Unser Sport entwickelt sich weiter, wie andere Sportarten sich auch weiterentwickeln. Und da kann man nicht sagen, nur weil man das immer so gemacht hat, Wieso braucht man das jetzt? Es ist ja immer noch so, dass wir immer noch im Entwicklermodus sind.
[SPEAKER 2]
[00:07:23-00:07:31]
Der Reitsport ist ja weiterhin hinten dran. Wenn man schaut, wie viel Sport, das funktionelle Training, das machen ja nicht die Mehrheit der Reiter.
[SPEAKER 1]
[00:07:31-00:08:05]
Ja, aber es steigt. Es wird mehr. Und das Bewusstsein wächst dafür. Und wir sind jetzt gerade dabei, das auszuweiten. Auch das wird mental fit heißen. Den mentalen Bereich. Das ist natürlich jetzt nichts Neues. Aber da wollen wir unsere Erfahrungen auch teilen. Und wir lernen ja immer noch dazu. Und es ist nie so, dass wir sagen, jetzt wissen wir, wie es geht. Sondern wir teilen ja auf unserem Weg unsere Erfahrungen, was wir lernen dürfen. Wir kriegen da sehr, sehr, sehr viel positives Feedback und wir können da vielen Reitern helfen und dadurch natürlich auch Pferden.
[SPEAKER 3]
[00:08:06-00:09:19]
Werbung, wer kennt es nicht? Es ist Samstag, das Pferd hat eine kleine Verletzung und ich bin mir unsicher, muss ein Tierarzt drauf schauen? Muss ich vielleicht in die nächste Klinik fahren, um eine weitere Behandlung machen zu lassen? All das sind wichtige Fragen. wo wir inzwischen eine Hilfe anbieten. Denn für alle Wios-Mitglieder gibt es den Online-Tierarzt. Insbesondere spannend für den gerade beschriebenen Fall, aber auch für nicht akute Verletzungen und Krankheiten, wo nicht sofort ein Tierarzt vor Ort sich ein Bild machen sollte. Die Frage, gehe ich in die Klinik, ja oder nein? Oder auch eine wichtige zweite Meinung. All das sind Fragestellungen, die wir abdecken mit Wios. dem Online-Theater. Zudem ist es eine echte Kostenreduktion, denn das Ganze ist kostenlos innerhalb der WeHouse-Mitgliedschaft unbegrenzt zu nutzen. Zudem wirklich täglich Ganze Woche, von Montag bis Sonntag, 7 bis 24 Uhr gibt es Termine. Was müsst ihr tun? Ihr müsst WeHouse-Mitglied sein. Ihr müsst auf unserer Seite in den Bereich Online-Tierart navigieren. Und dann könnt ihr dort den Termin vereinbaren.
[SPEAKER 2]
[00:09:19-00:09:23]
Exklusiv für WeHouse-Mitglieder.
[SPEAKER 3]
[00:09:23-00:09:24]
Werbung Ende.
[SPEAKER 2]
[00:09:26-00:09:45]
Der gemeinsame Weg von dir und deiner Schwester ist ja sehr eng miteinander verknüpft. Also ihr seid altersmäßig nicht weit auseinander, aber ihr habt immer so auch diese Entwicklungsschritte in gewisser Weise gemeinsam bestritten. War das von Anfang an eigentlich der Plan, dass ihr das als Duo bestreitet?
[SPEAKER 1]
[00:09:46-00:10:29]
Also das war gar nicht so geplant. Es war sowieso nichts geplant in dem Sinn, sondern das hat sich so ergeben. Und wir haben Spaß gehabt am Reiten. Ich bin ja da zunächst einfach mit meiner Schwester mal mitgekommen zum Reiten. Und ich hatte nicht jetzt sofort so diese Pferdeliebe in mir, sondern das hat sich entwickelt. Und dann wollte ich ja eigentlich auch Springreiter werden. Und dann hat man mir gesagt, du, erst mal solltest du Dressur lernen. Und das ist wahrscheinlich auch der genau richtige Ansatz. Da bin ich hängen geblieben, weil es mich so fasziniert hat. Dressur lernen, das ist ein lebenslanger Prozess. Ich würde auch gar nicht behaupten, dass ich es jetzt kann, aber es läuft gut und ich lerne immer noch dazu.
[SPEAKER 2]
[00:10:29-00:10:32]
Ein kleiner Erfolg habt ihr ja.
[SPEAKER 1]
[00:10:33-00:11:40]
Ja, das ist toll, aber geplant war das nicht. Wir haben halt eine sehr ähnliche Vorstellung davon, wie wir mit Pferden umgehen wollen, wie wir mit Tieren allgemein umgehen wollen und wissen auch um die Stärke davon zusammenzuarbeiten. Also wenn du, natürlich brauchst du auch deine Freiheit. Also wir machen auch nicht alles zusammen, sondern wir geben uns auch die Freiheit und Unser Betrieb, unser Unternehmen ist auch so strukturiert, dass wir unterschiedliche Verantwortungsbereiche haben. Also die Jessie macht zum Beispiel mehr die Mitarbeiter, ich mache mehr die Kunden, auch den Verkauf. Und das läuft sehr gut. Wir stimmen uns da eng ab, aber man hat schon seinen eigenen Bereich. Ich habe auch meine eigenen Pfleger, meine eigene Steigasse, die Jessie auch. Und ich glaube, das ist sehr wichtig, dass beides gleichzeitig ist. Also dein Freiraum für dich, deine Gestaltungsfreiheit und trotzdem auch dieses ganz, ganz enge Zusammenarbeiten. Und das funktioniert bei uns bestens.
[SPEAKER 2]
[00:11:40-00:11:49]
Und wie läuft das ganz konkret ab? Also setzt ihr euch beispielsweise jeden Morgen zusammen und sagt, heute ist der Plan das und das? Oder ist das eher, dass ihr andere Ziele euch setzt?
[SPEAKER 1]
[00:11:49-00:12:15]
Wir haben einen Sure-Fix. Jede Woche setzen wir uns einmal zusammen. Aber ehrlicherweise, wir sprechen ja den ganzen Tag miteinander. Und wenn ich jetzt auf meine Wahlwiederholung drücke, dann ist mit größtem Abstand die Jessie die meistgewählte Nummer. Und umgekehrt ist es auch. Also wir stimmen uns schon sehr eng ab. Und wir sind auch nicht immer einer Meinung. Wir streiten auch mal ganz normal wie andere Geschwister auch.
[SPEAKER 2]
[00:12:15-00:12:17]
Was ja auch wichtig ist wahrscheinlich, um weiterzukommen.
[SPEAKER 1]
[00:12:17-00:12:57]
Genau. Und immer mit der Suche nach der besten Lösung und immer in einem fairen Rahmen. Also da bin ich der Jessie auch sehr dankbar. Und wir beleuchten dann verschiedene Situationen auch aus unterschiedlichen Aspekten. Wir sind auch ein bisschen unterschiedlich. Also die Jessie ist zum Beispiel... voll der Gefühlsmensch aus dem Bauch raus die Entscheidung treffen. Ich bin mehr der Analytiker. Ich durchdenke das dann alles. Und ich glaube, wir profitieren einfach auch davon, dass wir unterschiedlich sind, weil sie auch mehr jetzt durchdenkt. Ich durchfühle mehr. Also die Wahrheit liegt ja immer in der Mitte.
[SPEAKER 2]
[00:12:57-00:12:59]
Also ihr färbt aufeinander ab.
[SPEAKER 1]
[00:12:59-00:13:07]
Ich würde schon sagen, ja. Und jetzt kennen wir uns natürlich auch schon sehr gut. Und ihr Rat ist mir schon sehr, sehr wichtig und umgekehrt auch.
[SPEAKER 2]
[00:13:08-00:13:22]
Nun ist es ja so, ihr seid ja auch sportlich beide auf höchstem Niveau. Jessica als Doppel-Olympiasiegerin, du auch Championats erfahren. Da gibt es ja aber auch nur eine gewisse Anzahl von Plätzen.
[SPEAKER 3]
[00:13:23-00:13:29]
Also in dem Moment seid ihr ja eigentlich sogar Konkurrenten, wenn man es jetzt rein nur aus der sportlichen Brille betrachten würde.
[SPEAKER 1]
[00:13:29-00:13:47]
Ja, unbedingt. Als Sportler willst du ja gewinnen. Also ich möchte natürlich die Jessie schlagen. Das ist ehrlich gesagt sehr schwer, aber ich wachse daran. Und sie möchte auch mich schlagen und das ist überhaupt nicht schlimm. Mir ist es nur ehrlich gesagt viel lieber... dass die Jessie vor mir ist als irgendjemand anders. Also im Zweifel.
[SPEAKER 2]
[00:13:47-00:13:48]
Weil sie der Familie bleibt.
[SPEAKER 1]
[00:13:48-00:14:48]
Genau. Aber ich wäre ja kein Sportler, wenn ich sagen würde, also Zweiter ist für mich okay. Ich möchte natürlich gewinnen. Wobei dieser Ehrgeiz auch eine Kehrseite haben kann. Also wenn du dich nur noch aufs Gewinnen konzentrierst, dann... verlierst du ja den Fokus auf die Entwicklung und auf das, was du kannst in dem Moment, dein Pferd. Und ich versuche auch nicht, so gut zu sein wie die Jessie oder wie jemand anders, sondern ich versuche, mein bestes Selbst zu sein oder mit meinem Pferd das Bestmögliche zu erreichen. Das ist ein Prozess, sich nicht vergleichen zu wollen mit anderen, der gar nicht so einfach war. Das habe ich über Jahre lernen dürfen. Und der Sport ist ja so ein wahnsinnig tolles Lernfeld. Und das versuche ich auch meinen Kindern mitzugeben. Unsere Eltern haben uns das mitgegeben. Das ist das Feld der Entwicklung schlechthin und auch ein ganz großes Lernfeld fürs Leben. Und die Pferde sind ja so große Lehrmeister auch für uns.
[SPEAKER 2]
[00:14:48-00:14:56]
Was sind so die größten Lernerfolge oder die großen Learnings generell, die du daraus ziehst, weil du so betonst dieses Thema Lernen für dich?
[SPEAKER 1]
[00:14:57-00:16:04]
Ja, spontan fällt mir, da ist ganz viel natürlich, aber spontan fällt mir zum Beispiel ein, dass du oft, wenn du einen Schritt weiter kommen möchtest, du einen Schritt zurück gehen darfst. Also wenn du jetzt eine Schwierigkeit hast irgendwo und du willst dann da mit dem Kopf durch die Wand, dann verkrampfst du und es wird eher schlechter. Aber wenn du einen Schritt zurück gehst in der Entwicklung, in der Ausbildung mit einem Pferd, und machst es dem Pferd in einer bestimmten Situation erstmal leichter wieder. Zum Beispiel, wenn der fliegende Galoppwechsel nicht so gut funktioniert, dann konzentrierst du dich erstmal wieder auf den guten, versammelten Galopp, die Energie aus dem Hinterbein, dass ich wirklich zum Loslassen komme. Und dann machst du wieder einen Wechsel und das funktioniert. So ist es auch im Leben. Wenn ich mir die Zeit nehme und mich erstmal wieder auf die Basis konzentriere, was ist denn eigentlich jetzt entscheidend in dem Moment, dann kommst du einen Schritt weiter. Da gibt es ganz viele Beispiele, aber die Pferde sind für mich nach wie vor die größte Inspirationsquelle für alles im Leben.
[SPEAKER 2]
[00:16:04-00:16:31]
Du hast ja eben selber beschrieben, dass du, als du jünger warst, als du Kind warst, gar nicht unbedingt jetzt, das war nicht lieber auf den ersten Blick, das Reiten für dich. Was hat das für dich geholfen? dahin geführt, dass du jetzt wirklich so mit dieser Leidenschaft und mit dieser Passion darüber sprechen kannst? Ist es dieser analytische Blick am Ende da drauf und der sportliche Ehrgeiz? Was hat dich da so weiterentwickelt und verändert?
[SPEAKER 1]
[00:16:31-00:17:28]
Ja, man spricht ja von dem Pferdevirus. Also wenn wer einen befällt, das kann man auch jemandem gar nicht erklären, der das nicht hat. Aber wenn man diesen Virus in sich trägt, dann, also ich denke beim Einschlafen am Pferde und wache auf und denke am Pferde und habe das einfach so in mir jetzt. Und ich stehe da voll dazu. Und natürlich war der sportliche Eindruck, Antrieb am Anfang, glaube ich, schon für mich. Ich war ehrgeizig und dann habe ich aber gelernt, dass es jetzt nicht reicht, für mich zumindest, und da spreche ich auch für die Jessie, nur Erfolg zu haben. Es geht auch um das Wie. Wie hast du denn Erfolg? Wie erlebst du das mit deinem Pferd? Und das finde ich extrem wichtig für mich mittlerweile. Und da haben wir viel gelernt und das teilen wir.
[SPEAKER 2]
[00:17:28-00:17:30]
Wie ist dieses Wie idealerweise?
[SPEAKER 1]
[00:17:30-00:19:18]
Mit Freude. Also dass wir selbst Freude haben bei dem, was wir tun und auch unsere Pferde Freude haben dabei. Und wenn ich jetzt... Also ich war ja jetzt auch schon im deutschen Team. Ich bin selbst auch bei den jungen Reitern deutscher Meister gewesen und Europameister bin am Treppchen gestanden. Und das ist ja nur ein kurzer Moment. Der ist toll, aber das reicht nicht für mein Leben, sondern dieses tägliche mit dem Pferd erleben. Und ich habe natürlich auch Phasen, wo es mal schwieriger ist, wo mir auch mal was nicht gelingt. Und diese Leidenschaft dann zu haben, Leidenschaft ist eine Eigenschaft, die Leidenschaft ist, Der alte Spruch. Genau. Ich mag das schon auch. Und du musst es schon wirklich, wirklich wollen, weil du wirst vor Hindernisse, Herausforderungen kommen. Und das ist auch sowas Tolles im Sport allgemein, dann da durchzuhalten. Deswegen, ich finde ja auch Reitsport so hochmodern, wenn wir diese Schnelllebigkeit anschauen, auch der nächsten Generation, alles nur so recht oberflächlich, ehrlich gesagt. Und so eine tiefe Beziehung aufzubauen zu einem Tier, dieses Liebevolle, dieses Zeithaben, dieses Echte, das Wahrhaftige, weil du kannst dir einem Pferd auch nichts vormachen. Das spürt das ja sofort. Deswegen ist auch dieses aufrechte Sitzen auf dem Pferd allein schon die Haltung, diese positive Körperspannung. Das Pferd spiegelt einen selbst. Das sind alles so wichtige Dinge. Und deswegen ist es groß und da kann ich lange drüber erzählen. Insofern ist das sehr schön, unser Sport.
[SPEAKER 2]
[00:19:19-00:20:19]
Ja, und das, was du beschreibst, ich saß vor einiger Zeit mit Pat Pirelli, der auch hier im Podcast war, und der hat erklärt, warum aus seiner Sicht Mensch und Pferd gut zusammenpassen. Er sagte, es gibt erstmal ein ganz objektives Kriterium, und das wäre, dass die Körperformen gut zusammenpassen. Das habe ich noch nie so darüber nachgedacht. Er sagt, es gibt keine Kombination von zwei Lebewesen, wo die beiden Körper so Schlüssel-Schloss-Prinzip-mäßig aneinander passen, dass es harmonisch aussieht. Also wenn jetzt der Mensch auf einer Kuh säße, das sieht selten harmonisch aus, bei den meisten zumindest. Und Und das ist ja am Ende auch erstmal der Schlüssel dazu, diese Beziehung zum Pferd aufzubauen, die du beschreibst, die am Ende ja für euch, klar, den erstmal rein messbaren Erfolg in Siegen und Medaillen bringt, aber wie definierst du diesen täglichen Erfolg? Sind das die Lernfortschritte?
[SPEAKER 1]
[00:20:20-00:21:12]
Ja, ganz genau. Das eine schließt ja das andere auch überhaupt nicht aus. Du musst ja nicht dich jetzt irgendwie anders oder härter deinem Pferd gegenüber verhalten, um einen bestimmten Erfolg zu haben, sondern Und über die Liebe, über den liebevollen Umgang mit dem Pferd baust du eine echte Verbindung auf. Und dann der Erfolg, der Name sagt es ja schon, er folgt. Der Erfolg auf die Entwicklung, auf dieses ehrliche Zusammenwachsen und natürlich auch ehrlich in den Spiegel schauen. Und Turnierreiten eignet sich ja auch sehr gut dafür, zu wissen, wo stehe ich. Und dann kriegt man da Feedback und Fehler sind Teil des Prozesses. Und dadurch entwickle ich mich weiter. Über die Entwicklung habe ich dann am Ende Erfolg. Jetzt bin ich, glaube ich, gar nicht auf deine Frage genau eingegangen.
[SPEAKER 2]
[00:21:12-00:21:29]
Das ist am Ende ja die Definition des täglichen Erfolgs. Genau. Weil am Ende eines jeden Tages wird ja nicht eine Schleife verliehen, die das ja messbar umsetzen würde, sondern es sind ja, wie gesagt, diese kleinen Fortschritte, die ihr feiert.
[SPEAKER 1]
[00:21:29-00:22:38]
Genau. Und wenn du dich darüber nicht mehr freust, über diese kleinen Meilensteine, die du auch erreichst, also im Und täglichen Umgang mit dem Pferd. Also wir haben ja auch, wenn man das allgemein vielleicht nochmal sagt, nicht das, dass wir jetzt jeden Tag unsere Pferde sieben Tage die Woche trainieren, sondern die kommen jeden Tag raus, die Pferde und zwar mehrfach. Wir versuchen die wirklich so natürlich wie möglich zu halten. Ganz viel Bewegung auf die Weide. Wir gehen ausreiten. Also wir trainieren zwei Tage, maximal drei Tage am Stück und dann haben die wieder eine aktive Erholung. Und dann wieder ein bis drei Tage zum Beispiel. Also wenn ich jetzt Montag, Dienstag trainiere, dann habe ich Mittwoch so einen Pausentag, gehe ins Gelände und sie gehen am Nachmittag nach dem Dienstag nochmal in den Aquatrainer bei uns. Wir haben natürlich in Aubenhausen auch ganz, ganz tolle Möglichkeiten. Und dann habe ich einen aktiven Pausentag, dann mache ich Donnerstag Freitag vielleicht auch noch mal eine lockere Arbeit am Samstag. Mehr als fünf Tage die Woche reiten wir die Pferde gar nicht. Und dann picke ich mir immer Sachen raus in einem Training. Ich trainiere ein Pferd so maximal 20 bis 30 Minuten.
[SPEAKER 2]
[00:22:39-00:22:41]
Also natürlich bin ich länger auf dem Pferd, ich reite schon mal...
[SPEAKER 1]
[00:22:42-00:24:11]
Genau, ich reite schon mal in den Wald vorher oder drehe eine Runde im Reitpark bei uns. Weil länger kann sich ein Pferd ja auch gar nicht konzentrieren. Und dann nehme ich mir vor, zum Beispiel an dem Tag möchte ich jetzt daran arbeiten, dass mein Pferd in der Piorette mehr atmet. Dass ich wirklich zum Loslassen komme und dass mein Pferd da lockerer in sich bleibt. Und ich schaffe das an dem Tag und dann feiere ich mein Pferd, dann feiere ich uns und dann gebe ich dem Pferd diese Anerkennung. Weil Pferde lieben nämlich genauso die Anerkennung wie wir Menschen. Und das macht doch... genauso viel Spaß, wie wenn ich jetzt am Turnier irgendeine Schleife hole. Also das darf man auch auf gar keinen Fall verlieren. Das ist elementar wichtig, dass du diese Freude da behältst und dann hat das Pferd nämlich auch die Freude. Nicht sagen, Wenn er keinen Fehler macht, dann war das ein gutes Training. Nein, der darf lauter Fehler machen, das ist völlig okay. Aber ich ignoriere das eher, sondern ich betone wirklich das, was gut läuft im Training. Und das macht mir nach wie vor, muss ich wirklich sagen, so viel Freude mit dem Pferd, diese Arbeit. Und wenn man das bei sich selbst auch spürt, dann ist es das Richtige für einen. Und das kann ich nur mitgeben, das mal auch auszuprobieren. Weil über dieses Freudvolle entsteht noch mehr Freude. Das ist auch sowas, was man lernen kann von den Pferden fürs Leben.
[SPEAKER 2]
[00:24:11-00:24:43]
Wie sieht so ein konkreter Tag bei dir aus? Weil wir haben jetzt über das Reiten gesprochen gerade, was logisch ist und wie du es gerade auch erklärt hast im Aufbau. Aber das Training, Arbeiten an mentaler Stärke, das ist ja auch zeitintensiv oder muss ja einen Raum einnehmen. Habt ihr klare Tagesabläufe für euch, wann ihr was macht? Morgens Sport, also das funktionelle Training, nicht das funktionale Training, funktionelle Training. Wie läuft so ein normaler Tag bei euch ab?
[SPEAKER 1]
[00:24:44-00:24:59]
Also ich habe für mich festgestellt, dass es am einfachsten ist, wenn ich es wirklich täglich mache. Also das Dressurfit zum Beispiel in der Früh mache ich eine Viertelstunde oder mal 20 Minuten. Wie Zähneputzen. Es ist einfach, ich mache es jeden Morgen.
[SPEAKER 2]
[00:24:59-00:25:01]
Jetzt musst du die Routine einfach ganz normal rein.
[SPEAKER 1]
[00:25:01-00:25:15]
Wenn ich das nicht mache, fehlt mir schon was. Ich gehe auch... zweimal die Woche laufen in der Früh als Alternative zum Beispiel. Aber ich mache jeden Morgen was. Und manchmal mache ich am Wochenende auch mal nichts. Das ist klar.
[SPEAKER 2]
[00:25:15-00:25:17]
Wir waren ja sogar schon mal zusammen laufen.
[SPEAKER 1]
[00:25:17-00:26:27]
Stimmt, wir haben auch schon mal eine Joggingrunde zusammen gedreht. Ganz so fit wie du bin ich da nicht beim Laufen. Aber für mich ist diese Stabilität und dabei auch dieses Lockere, auch Yoga ist zum Beispiel sehr wichtig, die Atmung zu verbinden mit der Bewegung. Das ist sehr, sehr wichtig. Ich meditiere dann auch danach immer noch einen Moment und versuche wirklich dann ins Hier und Jetzt zu kommen und nehme das dann mit. Dann bin ich im Stall um acht und reite dann bis eins ungefähr fünf, sechs Pferde. Und am Nachmittag, dann habe ich dann Mittagspause. Am Nachmittag bin ich wieder im Stall und betreue Kunden, reite vielleicht nochmal das ein oder andere Pferd. Und da gibt es natürlich so viel zu tun. Auch wir haben 25 Mitarbeiter. Dann haben wir fast 55 Pferde in Aubenhausen. Daran sieht man auch den Personalschlüssel, den wir haben. Also das ist schon sehr aufwendig. was wir da betreiben. Aber dadurch, die Pferde kommen halt wirklich viel raus. Die sind wirklich vier, fünf Mal am Tag draußen. Und da ist natürlich immer viel zu tun.
[SPEAKER 2]
[00:26:27-00:26:28]
Wie viele Pferde habt ihr insgesamt?
[SPEAKER 1]
[00:26:28-00:26:28]
Also 55.
[SPEAKER 2]
[00:26:28-00:26:34]
Und dazu circa 25 Mitarbeiter. Genau.
[SPEAKER 1]
[00:26:34-00:26:39]
Wenn man jetzt den Kindergarten-Betreuungsschlüssel denkt, ist das ein guter Betreuungsschlüssel auf jeden Fall.
[SPEAKER 2]
[00:26:41-00:26:48]
Gilt das auch für eure Mitarbeiter? Sorgt ihr euch ähnlich auch darum um die Entwicklung der Mitarbeiter?
[SPEAKER 1]
[00:26:49-00:27:53]
Ja, natürlich. Die Mitarbeiter haben ja auch Ziele und möchten sich auch entwickeln und da versuchen wir sie dabei zu unterstützen. Ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig, auch als Team zum einen mal Ziele zu haben, dass wir da gemeinsam hinarbeiten, aber auch die eigenen Ziele zu unterstützen. Also das ist natürlich bei Bereitern relativ einfach, weil da kannst du sie fördern. Was hast du jetzt für ein Ziel? Zum Beispiel das goldene Reiterabzeichen oder die Teilnahme an einer Europameisterschaft. Und so ist es ja auch bei Kunden. Die betreuen wir dann dabei. Aber auch die Helfer jetzt im Stall, ich sage jetzt mal Stable Manager, die wir alle haben, Die haben auch eigene Ziele, sei es ein Studium. Manche studieren auch noch nebenbei bei uns. Das unterstützen wir, finden wir sehr, sehr gut, dass die sich auch menschlich weiterentwickeln. Und natürlich auch die Leute im Office bei uns. Und das Office ist mittlerweile auch schon sehr groß, auch natürlich über den Aubenhausen-Club.
[SPEAKER 2]
[00:27:53-00:27:57]
Das ist eure unternehmerische Tätigkeit am Ende, der unternehmerische Teil.
[SPEAKER 1]
[00:27:57-00:27:57]
Genau.
[SPEAKER 2]
[00:27:59-00:28:34]
Wenn jetzt, wir sprechen ja hauptsächlich über dich, aber wenn wir einmal noch zumindest, weil ihr ja, wenn ihr so ein enges Team seid, du und deine Schwester, wenn so ein großer Erfolg ist, wie zum Beispiel Doppelgoldmedaille in Paris, wo ist deine Rolle da drin? Bist du, weil wir haben eben über eine Trennung quasi im Täglichen gesprochen, wo wir unterschiedliche Stahlgassen habt, quasi unterschiedlich auch eure Sache macht, aber inwiefern bist du auch Teil des Erfolgs, eines so großen Erfolgs?
[SPEAKER 1]
[00:28:36-00:30:22]
Ja, ich würde sagen, das zu bemessen ist schwierig, aber ich fühle mich schon als großen Teil dieses Erfolgs und die Jessie auch umgekehrt. Also wir haben sowohl in Tokio jeden Tag Kontakt gehabt, da war ich ja nicht dabei, da war ich zu Hause. Da haben wir jeden Tag telefoniert. Jetzt in Paris war ich ja auch vor Ort. Da hatten wir natürlich jeden Tag Kontakt. Am Ende kann ich ja da in dem Moment auch nicht mehr so viel machen. Da ist die Jessie dann auf sich allein gestellt, im Viereck sowieso und sie spürt, Und sie hat so viel Vertrauen in sich und in ihr Pferd, und das ist über so viele Jahre gewachsen, dass ich dann nur noch da bin. Ich bin einfach nur da und unterstütze sie und höre ihr zu. Ich muss ihr dann auch keine Ratschläge mehr geben, außer sie fragt mich. Und sie hat mich zum Beispiel auch an dem Sonntag An dem Finaltag hat sie mich in der Früh angerufen und hat mich um Rat gefragt, jetzt in Paris. Und dann habe ich reingespürt und habe ihr mein Gefühl gesagt dazu. Und genau so hat sie es dann auch gemacht, also bezogen auf diese eine Sache. Und ich glaube, das ist sehr, sehr wichtig für sie, insgesamt auch so einen Bruder an ihrer Seite zu haben, der für sie mitkämpft. Und ich fühle es umgekehrt genauso. Also ich habe schon das Gefühl, sie kämpft wirklich für mich und wir sind wirklich ein tolles Team und wir sind da beide sehr dankbar dafür. Und das sage ich jetzt nicht einfach nur so, weil sie es gut anhört, sondern das fühle ich wirklich.
[SPEAKER 2]
[00:30:22-00:30:27]
Und du stehst am Ende auch im Einritt und fieberst voll mit.
[SPEAKER 1]
[00:30:27-00:30:32]
In Paris war ich jetzt auf der Tribüne, weil da gibt es ja die Akkreditierungen, die so begrenzt sind.
[SPEAKER 2]
[00:30:32-00:30:33]
Aber Olympias ist es sehr schlecht.
[SPEAKER 1]
[00:30:33-00:30:42]
Genau, und da ist die Jessie auch sehr, sehr gut betreut gewesen von dem Team um sie rum, also Monika Teodorescu und Johnny Hilberath.
[SPEAKER 2]
[00:30:42-00:30:44]
Der leider vor kurzem verstorben ist. Ja.
[SPEAKER 1]
[00:30:45-00:31:21]
Das ist für uns menschlich und auch natürlich als Trainer ein sehr schwerer Verlust. vielleicht die prägendste Figur überhaupt als Trainer und auch als Mensch, speziell für mich. Also da kriege ich schon ein Kloß im Hals jetzt, weil das ja auch noch nicht lange her ist. Insofern, aber da war ich in Paris nicht als Trainer, sondern eher als Bruder und Stütze und Ratgeber in bestimmten Situationen an ihrer Seite.
[SPEAKER 2]
[00:31:25-00:31:55]
Nun, deine sportliche Karriere, unter anderem warst du schon mit der deutschen Equipe auf Championaten, beispielsweise auch Team Bronzemedaillist in Herning damals 2022 bei der Weltmeisterschaft. Wo siehst du dich selber? Siehst du dich zukünftig noch stärker in der Rolle des Trainers und auch des Analytikers und gewissermaßen auch des Tüftlers am Erfolg oder wirklich auch ganz, ganz aktiv im Sattel?
[SPEAKER 1]
[00:31:56-00:32:39]
Die nächsten Jahre ganz, ganz aktiv im Sattel. Also ich habe große Lust. Ich habe so tolle Pferde jetzt gerade im Stall, die Jessie auch. Und wir sind so aufgestellt, wie wir noch nie aufgestellt waren in der Breite. Und da habe ich ganz große Lust, das jetzt im Sattel zu probieren. Also es ist trotzdem schon so, dass da jetzt alles kann, nichts muss. Es ist so eine gewisse Lockerheit jetzt schon, weil wir auch schon viel erreicht haben und es hilft. Und irgendwann sehe ich mich schon auch als Trainer. Ich glaube, ich bin da sehr gut drin und mache das ja jetzt auch schon. Aber der Fokus ist jetzt ganz klar erstmal aufs Reiten.
[SPEAKER 2]
[00:32:39-00:32:51]
Du hast, das habe ich in Vorbereitung dieses Gesprächs gelesen, dass du ein gelbes Büchlein hast für wichtige Erkenntnisse nach Trainings und Prüfungen. Was ist das für ein gelbes Büchlein?
[SPEAKER 1]
[00:32:53-00:34:01]
Ja, das habe ich wirklich schon seit 15 Jahren. Jetzt schreibe ich mir immer wieder Erkenntnisse auf. Weil es ist ja so, wenn du vom Turnier kommst, sind Eindrücke ganz frisch. Auch Dinge durch Fehler lernst du ja wahnsinnig viel. Ich bin jetzt nicht so scharf darauf, Fehler zu machen. Ich versuche schon, möglichst wenig Fehler zu machen. Aber sie sind, wenn sie dir passieren, extrem wichtig, um daraus deine Schlüsse zu ziehen. Und das ist dann auch wichtig. Ein Festhalten der Entwicklung eigentlich, die ich da mache. Also ich lerne daraus und von jedem Pferd wieder neu, sodass ich das dann auf den anderen Pferden, auf der nächsten Generation schon wieder anwenden kann. Und dieses Buch, wenn man sich das heute durchliest, ich habe erst vor ein paar Tagen wieder mal zurückgeblättert, es ist spannend, wenn man das so liest und es wiederholen sich natürlich auch Dinge. denke ich mir, das wusste ich ja eigentlich schon. Das war doch damals schon so. Trotzdem erlebt man es dann wieder neu. Vielleicht veröffentliche ich das irgendwann mal.
[SPEAKER 2]
[00:34:01-00:34:03]
Es gab jetzt schon mehrere gelbe Bücher.
[SPEAKER 1]
[00:34:03-00:34:35]
Das ist ein ganz großes, dickes Buch. Das ist immer noch das Gleiche. Aber ich schreibe da jetzt nicht jeden Tag was rein. Das ist kein Tagebuch, sondern das ist für mich wirklich so ein Erkenntnisbuch. Nach einem Training, oder nach einem Turnier oder einfach mal so auch. Aber es ist dieses Aufschreiben, alleine die Gedanken zu formulieren, weil sonst schwirren die da irgendwo rum, die Gedanken. Und das mal aufschreiben, niederbringen, hilft mir dann schon zum Festhalten.
[SPEAKER 2]
[00:34:35-00:34:40]
Und das ist dann quasi für jedes Pferd individuell oder nach Situation?
[SPEAKER 1]
[00:34:41-00:35:36]
Ja, ich schreibe das dann hin. Zum Beispiel Turnier am so und so vielten Inn. Und dann schreibe ich in Daily Mirror Doppelpunkt und dann meine Erkenntnisse mit diesem Pferd oder mit Famoso und mit allen Pferden. Ich habe ja so viele unterschiedliche Pferde jetzt auch schon im Grand Prix reiten dürfen. Oder auch mit jungen Pferden schreibe ich auch was auf. Und dann... Ich habe natürlich auch, wie wir die Academy, die Aubenhausen Academy dann verfilmt haben, also in der zeigen wir mit jungen Pferden bis zum Grand Prix Pferd, wie wir an bestimmten Dingen arbeiten, wie wir Tragkraft entwickeln, wie wir ins Gleichgewicht kommen, da auch immer mal wieder nachgeschaut. Was habe ich da eigentlich aufgeschrieben? Also vieles ist nach Gefühl, aber dieses trotzdem, dieses gedankliche Festhalten ist schon auch wichtig.
[SPEAKER 2]
[00:35:36-00:35:52]
Wie so ein eigenes Logbuch dafür. Außerdem habe ich gelernt, dass du gerne Sportlerbiografien liest. Was ist aus deiner Sicht die herausragendsten Sportler, über die du gelesen hast?
[SPEAKER 1]
[00:35:52-00:35:60]
Da gibt es ja ganz viele, aber ich habe wirklich viele schon gelesen. Ich finde, die von Andrew Agassi ist nach wie vor...
[SPEAKER 2]
[00:35:60-00:36:01]
Die wäre mir auch als erstes in den Sinn gekommen.
[SPEAKER 1]
[00:36:02-00:36:47]
Die ist ja so authentisch und so gut. Da sagt die Jessie dann immer, nachdem ich die gelesen habe, wäre ich viel zu hart gewesen zu ihr, weil er ist ja auch durch eine harte Schule gegangen. Und da habe ich gedacht, ich muss jetzt plötzlich mal härter sein. Das stimmt natürlich nicht. Man darf seinen eigenen Weg finden. Und ich lasse mich davon inspirieren. Ich versuche niemanden zu kopieren. Oder zu imitieren, sondern ich will meinen Weg finden. Ich will der Benni sein und meinen Weg. Ich finde, das ist ein ganz wichtiger Schlüssel, auch nicht so sehr zu vergleichen oder jemandem nachzumachen, aber sich inspirieren lassen kann man schon von anderen und auch von anderen Sportarten.
[SPEAKER 2]
[00:36:47-00:37:06]
Und dann den eigenen persönlichen Touch dran bringen. Das sehe ich ganz genauso, den eigenen Touch. Weil eine Kopie ist nie das Original. Es wird nie ans Original ranreichen. Eine Kopie wird immer eine Kopie bleiben. Lieber Benni, hier im WIAS Podcast haben wir immer vier klassische Fragen, die jedem Gast hier blühen. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]
[00:37:07-00:37:20]
Nein, ich habe kein Motto. Ich bin offen und ich bin ehrlich. Ich möchte wahrhaftig sein in dem, was ich tue und in dem, was ich sage. Aber ich lebe nicht nach einem Motto.
[SPEAKER 2]
[00:37:20-00:37:23]
Gibt es einen Menschen, der dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]
[00:37:26-00:37:40]
Ja, ich habe ja vorher schon gesagt, der Johnny und am meisten geprägt haben mich die Pferde selbst. Die Pferde sind meine größten Lehrmeister nach wie vor. Und ich würde nie behaupten, dass ich jetzt alles weiß, sondern ich lerne immer noch jeden Tag dazu.
[SPEAKER 2]
[00:37:42-00:37:49]
Wenn du Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]
[00:37:49-00:38:12]
Die Freude und die Liebe in den Vordergrund zu stellen zu den Pferden. Also aus diesem liebevollen, freudvollen Umgang entwickelt sich so viel Großartiges. Und auch Erfolg, also es ist überhaupt nicht so, dass wir jetzt nicht an Erfolg interessiert sind, aber das lässt sich bestens kombinieren.
[SPEAKER 2]
[00:38:12-00:38:14]
Dann lässt sich der Erfolg gar nicht mehr verhindern.
[SPEAKER 1]
[00:38:14-00:38:19]
Genau, du bist sozusagen, wenn du dich auf die Entwicklung konzentrierst, bist du unaufhaltsam.
[SPEAKER 2]
[00:38:19-00:38:24]
Ja, 100%. Und dann zum Abschluss vervollständige ich diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]
[00:38:24-00:38:26]
Das ist klassisch, mein Leben.
[SPEAKER 2]
[00:38:26-00:38:39]
Das ist wirklich, ich würde sagen, das ist hier so Folge 210, ich würde sagen, über 50% sagen, das ist ja auch das Schöne, das ist auch ein bisschen der Sinn unseres Podcasts hier.
[SPEAKER 1]
[00:38:40-00:39:08]
Ich kann natürlich dazu ergänzen, dass mittlerweile Ich würde sagen, das ist mein Leben, aber die Familie und ich habe mittlerweile auch drei Kinder, das schon auch einen ganz, ganz großen Platz einnimmt für mich. Insofern das jetzt nur auf die Pferde zu reduzieren, würde ich nicht sagen. Aber sie sind sehr... wichtig für mich. Es ist elementar wichtig.
[SPEAKER 2]
[00:39:08-00:39:21]
Und gerade mit Kindern verändert sich auch noch die Perspektive auf die Dinge. Das ist meine Erfahrung, dass man nochmal anders über Dinge nachdenkt, anders auch auf seine eigene Realität schaut, in der man ist. Benni, vielen Dank für deine Zeit und schön, dass du da warst.
[SPEAKER 1]
[00:39:22-00:39:22]
Danke auch. Ciao.
[SPEAKER 3]
[00:39:28-00:39:45]
Diese Folge wurde vorbereitet von Annika Voss, produziert wie immer von Gloria Alter. Wenn ihr mögt, folgt unserem Podcast-Kanal auf allen Podcast-Plattformen, die es gibt, wo ihr unterwegs seid. Ihr könnt auch Kommentare geben, insbesondere auf Spotify, freuen wir uns auch mega drüber. Also bis bald beim WIOS Podcast.