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#Interview mit Joachim Geilfus & Dr. Michael Köhler: Experten-Perspektiven auf FEI Blood Rule

Der Weltreiterverband (FEI) hat die sogenannte Blood Rule im Springreiten geändert – und die Pferdesportwelt diskutiert. Dabei geht es um Regelungen, wie in Turnierprüfungen damit umgegangen werden soll, wenn vor, während oder nach einer Prüfung bei einem teilnehmenden Pferd Blut am Körper festgestellt wird.

Pferde sollen ab Inkrafttreten der neuen Regelung zum 1. Januar 2026 trotz sichtbaren Blutes unter bestimmten Umständen weiter an der Prüfung teilnehmen können, zum Beispiel an einem zweiten Umlauf eines Großen Preises oder einem Stechen.

Was bedeutet das für den Pferdesport? Warum kam es bei der FEI Generalversammlung zu diesem Abstimmungsergebnis? Und warum sehen viele Fachleute darin einen Rückschritt fürs Tierwohl?

Diesen und mehr Fragen gehen wir in dieser Folge gemeinsam mit zwei Insidern auf den Grund, die beide Funktionen innerhalb der FEI bekleiden: Tierarzt Dr. Michael Köhler und Richter Joachim Geilfuß.

Sie erklären:
• wie es zu der umstrittenen Abstimmung kam – und warum jede Nation nur eine Stimme hat
• welche Szenarien künftig auf Turnieren entstehen könnten
• welche neue Verantwortung jetzt auf Richter und Tierärzte zukommt
• warum sie die Regeländerung kritisch sehen und welche Auswirkungen sie erwarten

Eine Folge für alle, die verstehen wollen, was hinter den Kulissen des internationalen Sports passiert – und was die Entscheidung für Pferde, Reiter und das Vertrauen in den Sport bedeutet.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]
[00:00:01-00:00:11]
Heute zum kontroversen Thema der FEI Blood Rule 2 Einschätzungen von Dr. Michael Köhler und Joachim Galfus.

[SPEAKER 3]
[00:00:11-00:00:36]
Mit diesen geringen Blutmengen im Maul, in der Flanke, also da, wo das Bein mit den Sporen liegt, könnte das Pferd jetzt trotzdem diesen großen Preis noch gewinnen. Und das ist natürlich für unsere Position dieses Sportes, der ja doch auch immer... In der Kritik ist für mich ein absoluter Rückschritt, gerade in Sachen von Wayfair aufs Haus.

[SPEAKER 2]
[00:00:36-00:00:52]
Herzlich willkommen zum WeHorse Podcast. Heute mit Christian Kröber. WeHorse ist deine Lernplattform, auf der du täglich Inspirationen, Trainingstipps und das Wissen der besten Trainer bekommst, um gemeinsam mit deinem Pferd jeden Tag besser zu werden.

[SPEAKER 1]
[00:00:53-00:02:46]
Heute schauen wir auf die sogenannte FEI Blood Rule und die derzeitige öffentliche Diskussion zu diesem Thema. Vor wenigen Tagen hat der Weltreiterverband, die FEI, bei ihrer Hauptversammlung in Hongkong mit 56 zu 20 Stimmen ein Update dieser Regel beschlossen. Die Blutregel bezeichnet diejenige Regelung im internationalen Pferdesport, wie mit Pferden umgegangen wird, bei denen während einer Prüfung Blut sichtbar wird. Und die jetzige Entscheidung wird von vielen als Rückschritt in Sachen Tierschutz gewertet und unterscheidet sich deutlich zum Beispiel von der in Deutschland geltenden nationalen Null-Toleranz-Regel. Dazu spreche ich nun mit zwei der profiliertesten Stimmen zu diesem Thema. Zum einen Dr. Michael Köhler, er ist Inhaber der fachärztlichen Praxis für Pferde im brandenburgischen Wusterhausen und seit Jahrzehnten als Tierarzt auf internationalem Turnierparkett unterwegs. Zudem ist er der sogenannte FBI National Head Veterinarian for Germany, also so etwas wie der erste internationale Pferdetierarzt im Lande. Und dann schauen wir auf den Blick eines erfahrenen Richters, der am Ende zusammen mit dem Theater zukünftig auch entscheiden wird müssen, ob ein Pferd weiter an den Start gehen darf. Joachim Galfus war langjähriger Geschäftsführer der Deutschen Richtervereinigung und ist einer der weltweit erfahrensten Richter im Springsport. So trug er bis dato Verantwortung als Jurymitglied unter anderem bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. Beide geben ihre klare Perspektive auf diese Entscheidung und welche Auswirkungen sie ganz konkret haben werden. Ein sortierter und klarer Blick auf die Dinge. Auf geht's. Hallo bei uns im Podcast, Dr. Michael Köhler. Hallo Michael.

[SPEAKER 3]
[00:02:46-00:02:49]
Schönen guten Tag, Christian.

[SPEAKER 1]
[00:02:50-00:03:19]
Michael, wir wollen über derzeit ein wirklich kontroverses Thema sprechen, nämlich das Update der FEI Blood Rule. Du bist ein erfahrener Tierarzt, du bist der FEI National Veterinarian for Germany, also der erste Tierarzt sozusagen aus Sicht des Weltreiterverbandes in Deutschland. Bevor wir einmal reinschauen, was wirklich die Konsequenzen dieses Updates sind, was genau ist die FEI Blood Rule und welchen Zweck verfolgt sie eigentlich?

[SPEAKER 3]
[00:03:21-00:03:57]
Ja, eigentlich der Zweck der FEI Bloodhole war, als man sie eingeführt hat, natürlich das Thema Welfare of the Horse. Und natürlich auch, wir dürfen das immer nicht vergessen, auch die Blick der Öffentlichkeit auf unseren Sport. Wer möchte irgendwo Blut gerne haben oder Blut sehen? Es geht hier natürlich in erster Linie um Blut im Einflussbereich des Reiters, weil da ist natürlich ein Zusammenhang zu stellen zwischen dem Sport an sich und dem dabei entstandenen Blut.

[SPEAKER 1]
[00:03:57-00:04:07]
Und welche Regelungen jetzt aus seiner tierärztlichen Sicht haben sich da jetzt geändert? Was genau umfasst dieses Update?

[SPEAKER 3]
[00:04:07-00:05:25]
Es war ja bisher so, in dem Moment, wo man solches Blut gefunden hat, Im Einflussbereich des Reiters, über das unterhalten wir uns sicherlich zunächst einmal, das wurde ja in der Regel durch die Stewards festgestellt, auf dem Abreiteplatz mal vor der Prüfung oder auch häufiger mal nach der Prüfung, dann wurde dieses Pferd halt disqualifiziert. Das konnte halt eben eine größere Blutmenge sein, aber in vielen Fällen dieses sogenannte Minorblatt, also eine kleine Stelle, wo Blut ist, wo halt eben irgendwo die Haut, die Schleimhaut, wenn wir gerade im Bereich des Maules sind, verletzt ist. Und das wurde natürlich auch abgeklärt, wo das Blut herkommt, das ist vielleicht an der Brustwand, da wo die Sporen liegen, einfacher zu sehen, als das im Maul ist, damit man eben auch entscheiden konnte, wo kommt dieses Blut her. Und diese Regelung ist halt jetzt minimal, mindestens aufgeweicht, wenn nicht sogar abgeschafft worden. Aus meiner Sicht, irgendwie möchte man sie abschaffen.

[SPEAKER 1]
[00:05:25-00:05:59]
Es ist auf jeden Fall deutlich komplexer geworden. Du hast ja gerade die Rolle auch der Stewards angesprochen. Für alle, die auch nicht so mit dem internationalen Turniersport vertraut sind. Die Stewards sind ja am Ende diejenigen, die außerhalb des Wirkungskreises der Richter auch dafür sorgen, dass auf dem Abreiteplatz und darüber hinaus... an den Übergängen zwischen der Turnierarena und dem Abreiterplatz beispielsweise, die Regeln weiterhin eingehalten werden, dort wo die Richter quasi auch keinen konkreten Einblick haben, weil die sitzen ja auf dem Richterturm und können ja nur das bewerten, was im Wettkampfbereich am Ende stattfindet.

[SPEAKER 2]
[00:05:59-00:06:02]
Ja.

[SPEAKER 1]
[00:06:02-00:06:42]
Nun ist es ja so, aus deiner Sicht ist es eine Aufweichung. Das Ganze ist deutlich komplizierter geworden. Es gibt eigentlich Sehr viele Szenarien. Wir haben im Vorfeld auch mal eine Präsentation hier von der Hauptversammlung in Hongkong, der FII, uns angeschaut. Die kommt da so mit fünf Szenarien. Je nachdem, was passiert, gibt sie Beispiele. Vielleicht einmal grundsätzlich gesprochen. Wie wird denn unter dieser neuen Regelung das sogenannte Fit-to-Compete ausgelegt? Also das Pferd ist in der Verfassung... am Turniersport an der Prüfung teilzunehmen. Wie ist das jetzt geregelt?

[SPEAKER 3]
[00:06:44-00:08:18]
Also ist es ja jetzt nicht mehr so, dass dieses Pferd nicht mehr weiter starten darf. Es wird am Ende ein Richter hinzugezogen, auch BIT-Ärzte werden hinzugezogen, um dann zu sagen, ist es denn jetzt diese geringe Blutmenge durch eine kleine Verletzung, die aber ja bisher zum Ausschluss geführt hat. was jetzt nicht mehr unbedingt der Fall sein muss. Das heißt, das Pferd kann weitergehen. Wir denken uns das mal, wie das ja üblich ist, am Ende eines Umlaufes. Das Pferd kommt aus der Bahn und durch irgendeinen Einfluss, bösartig oder nicht, das will ich noch nicht mal sagen, bösartig, aber ein Einfluss des Reiters ist irgendwo eine Verletzung, sagen wir im Sporenbereich. Dann war das bis jetzt so, dass dann das Pferd disqualifiziert wurde und für einen zum Beispiel zweiten Umlauf oder ein Stechen gar nicht mehr mit zur Verfügung stand. Das war natürlich für alle, die dort die erste Runde Null absolviert haben, sicherlich aus dem eigenen Eindruck sehr, sehr ärgerlich. Aber, oder auch in Nationenpreisen, wenn ein Reiter halt in der ersten Runde Null eine Nullrunde geliefert hat, die dann aber zur Disqualifizierung geführt hat, dann gab es keine zweite Runde, weil das Pferd war für diese Prüfung, und da zählen ja beide Runden dazu, disqualifiziert.

[SPEAKER 1]
[00:08:18-00:08:40]
Aber es liegt ja jetzt dann auch im Ermessensspielraum. Es kommt ja nicht zu diesem Automatismus. Ich sehe im Einflussbereich des Reiters, zum Beispiel an der Flanke, dort wo das Bein liegt, sehe ich Blut. Automatismus, Ausschluss. Jetzt ist ja ein viel höherer Bewertungsspielraum drin.

[SPEAKER 3]
[00:08:40-00:09:00]
Natürlich, jetzt ist ein Bewertungsspielraum drin. Man kann wirklich sagen, diese Minor-Blood-Geschichten, dass es dann eben diese Jumping-Warning-Card gibt und dann sogar das Pferd weiter geritten werden kann. Zum Beispiel in meinem Beispiel in einem zweiten Umlauf, in einem Stecken.

[SPEAKER 1]
[00:09:02-00:09:49]
Du hast es gerade angesprochen, es gibt die sogenannte Jumping Recorded Warning, könnte man auch salopp sagen wie eine gelbe Karte, die dann, wenn geringfügig Blut gefunden wird, zwar nicht zu einem Ausschluss führt, aber es gibt dann auch eine erste und zweite Warnung. Und bei zwei Verwarnungen innerhalb von zwölf Monaten folgt eine Geldstrafe von 1000 Schweizer Franken und eine automatische Sperre von einem Monat. Das klingt so ein bisschen wie beim Fußball, gelb-rot und dann eine Sperre vom Verband. Ist das sinnvoll, gerade in so einem Bereich, wo ja auch die Öffentlichkeit so stark hinschaut und wo der Pferdesport ja wirklich in der Kritik steht im Hinblick auf Animal Welfare, dass man so eine Regelung einführt?

[SPEAKER 3]
[00:09:51-00:11:09]
Also aus meiner Sicht nicht und ich stehe da sicherlich im tierärztlichen Bereich auch nicht alleine, auf keinen Fall. Wir haben auch in verschiedenen Gremien dazu schon diskutiert, in denen ich auch tätig bin. Da spricht man sich natürlich dagegen aus, zumal die Regelung ja so ist, dass wenn das Pferd weiter starten dürfte, könnte dieser Reiter, obwohl das Pferd im Einflussbereich des Reiters Blut hat, in geringer Menge, das setze ich jetzt mal voraus, andersmals sollte der Ermessensspielraum halt doch an die Obergrenze kommen und es geht nicht weiter, also nicht fit to compete, aber mit diesen geringen Blutmengen im Maul, in der Flanke, oder Brustkorb ist es ja eher, die Flanke ist ja doch noch ein Stückchen weiter hinten, also da, wo das Bein mit den Sporen liegt, könnte das Pferd trotzdem diesen großen Preis noch gewinnen. Und das ist natürlich für unsere Position dieses Sportes, der ja doch auch immer in der Kritik ist oder sehr offen betrachtet wird, für mich ein absoluter Rückschritt, gerade in Sachen von Welfare of the House.

[SPEAKER 1]
[00:11:11-00:12:37]
Ein Hinweis in eigener Sache, denn es gibt ein neues Format, eine Innovation bei uns auf der Plattform in der WeHorse App. Kurze, inspirierende, motivierende und lehrreiche Tipps und Tricks aus allen Bereichen rund ums Pferd im Kurzformat. Die Shorts. Dabei haben wir Top-Athleten begleitet, Spitzensportler, das Ganze kurzweilig, auch Persönliches, Hautnahes und vor allen Dingen die Geheimtipps der Spitzensportler. Unter anderem mit Olympiasiegerin Julia Krajewski, Raphael Netz, Moritz Treffinger, Mannschaftseuropameisterin im Dressurreiten Katharina Hämmer und einigen mehr. Schaut also gerne vorbei. Ganz einfach zu finden bei uns. durch das Zeichen Shorts auf den Kursen. Und dann freuen wir uns, wenn euch das Ganze gefällt. Lasst auch gerne euren Kommentar da. Dann sehen wir auch, wie eure Einschätzung dazu ist. Die neuen Shorts bei uns auf WeHouse. Wie kann das passieren, dass ein solcher Rückschritt dann am Ende doch beschlossen wird auf einer Hauptversammlung? Die großen europäischen Pferdesportnationen haben sich ja klar positioniert. Die Deutsche Rattelig-Vereinigung hat sich klar positioniert. Aus tierärztlicher Sicht hast du ja deinen Standpunkt auch gerade nochmal dargelegt. Wie kann das sein? Ist das eine Form von... Beratungsresistenz? Ist sehr viel Sportpolitik dahinter? Was ist so deine Analyse, dass wir an diesen Punkt jetzt gekommen sind?

[SPEAKER 3]
[00:12:38-00:12:50]
Natürlich. Ich sage mal, in dem Moment habe ich gerade vor sechs Wochen das Nations League Finale in Barcelona betreuen dürfen für die FI.

[SPEAKER 1]
[00:12:50-00:12:52]
Also die Nationenpreis-Serie inzwischen?

[SPEAKER 3]
[00:12:52-00:14:15]
Ja, die Nationenpreis-Serie, genau. Das Finale dieser Nationenpreis-Serie betreuen dürfen und da gab es so einen Fall von Minor Blut und dann merkt man natürlich, wie groß die Aufregungen sind und ich sage mal, spätestens wenn ich in dieser Runde mal Reiter frage, dann sagen die, wegen so wenig Blut muss das denn sein, dass diese Kontakte kriegt man ja. Das Problem immer so ein bisschen natürlich bei der FI ist, es ist ein Verband, der weltweit agiert Und wir haben natürlich in einigen Regionen, in einigen Ländern in der Welt, in anderen Kontinenten, aber... Auch bei einer Umfrage, die ich in Europa mal gemacht habe, selbst in europäischen Staaten, wird das eben nicht so kritisch gesehen. Das ist ja nicht viel Blut. Und dann ist natürlich das Abstimmungssystem der FII so, jede Nation oder jeder Verband hat eine Stimme. Egal, ob es der größte Pferdesportverband ist, mit der meisten Mitgliederzahl ist, was Deutschland ist. Oder es eben ein kleines Land in Asien oder in Afrika oder in Südamerika ist. Jeder hat eine Stimme.

[SPEAKER 1]
[00:14:18-00:14:43]
Die Kritik ist ja auch außerhalb des inneren Bereiches des Pferdesports groß. Die Präsidentin des österreichischen Pferdesportverbandes, Sissi Max-Theurer, hat folgendes Zitat, wenn die FII so weitermacht, verlieren wir irgendwann den olympischen Status für Springreiten, Dressur und Vielseitigkeit. Teilst du diese Einschätzung?

[SPEAKER 3]
[00:14:46-00:15:50]
Einschätzung teile ich. Ich kenne das Interview von Sissi Max Theurer, das habe ich natürlich inzwischen in der Recherche, man beschäftigt sich ja auch damit, auch komplett gelesen, aber auf alle Fälle. Das ist zwar ein besonderer Status, den der Pferdesport hat im Olympischen Programm, dass wir die einzige Sportart sind, die sich mit Tieren beschäftigt, Sport mit Da gibt es sicherlich Leute, die sehen das sehr positiv. Aber da gibt es auch einen großen Teil, der das einfach sehr kritisch sieht. Ja, und wir haben früher viele Diskussionen um die Vielseitigkeit gehabt. Wir haben Fälle des Blutes am Pferd im Bereich Dressur gehabt. Und natürlich immer das Thema auch des Springens. Und wir gucken auf Olympische Spiele der Vergangenheit zurück. Auch da spielt die Blut eine Rolle.

[SPEAKER 1]
[00:15:50-00:16:46]
Und man muss ja auch immer noch dazu sagen, die Regelung im Springreiten, wir reden ja hier gerade nur über die Regelung im Springreiten. Die ist ja so, dass immer ja auch nur rückwirkend ausgeschlossen wird. Also im Dressurreiten, da gibt es ja einen gewissen Automatismus inzwischen. Wenn ein Pferd zum Beispiel am Maul blutet und das offensichtlich ist, wird der Chefrichter bei C abklingeln. Was ja auch inzwischen keine Besonderheit mehr ist, sondern das passiert und das sieht man ja auch. Im Springreiten ist es dieses am Ende rückwärtige Disqualifizieren. Es wird quasi nicht abgeklingelt während des Rittes. Nun ist es ja so, dass sich dadurch auch die Rolle des Tierarztes und du selber bist ja auf unglaublich vielen internationalen Turnieren als FII-Veterinär vor Ort und im Einsatz. Diese Rolle ändert sich ja dadurch. Inwiefern ändert sie sich für dich auch ganz persönlich?

[SPEAKER 3]
[00:16:49-00:17:46]
Ja, weil natürlich jetzt auch in den Entscheidungsprozess oder in dem Beratungsprozess, wir müssen ja immer sagen, wir haben ja eine eher beratende Funktion. Ob wir das als Tierarzt immer gut sehen, gerade wenn es um das Thema Tierschutz, also Welfare of the Horse geht, eigentlich sind wir da ja die Profis, die sich jeden Tag damit beschäftigen, die natürlich medizinisch über alles das, was dort am Tier passiert, sehr gut Bescheid wissen. Aber wir werden in diesem Fall als Berater hinzugezogen, um zu entscheiden, ob das Pferd immer noch fit to compete ist. Das ist sicherlich eine große Verantwortung. Aber ja, wir müssen auch mal darüber nachdenken, ob das nicht dann am Ende mal ein Statement sein kann, dass wir tierärztlich auch kritisch bleiben. Aber wiederum, am Ende entscheidend

[SPEAKER 1]
[00:17:51-00:18:33]
Wie wird das eigentlich dann praktisch ablaufen? Also derzeit sind es ja beispielsweise Kontrollen durch Stuarts, das Pferd verlässt die Wettkampfarena, dort warten Stuarts, dort gibt es eine Kontrolle, wie es zum Beispiel eine Gebisskontrolle ja auch gibt. Und wenn man sich das jetzt anschaut, ich habe mir das hier ins Deutsche übersetzen lassen, das heißt dann neue obligatorische Überprüfung der Wettkampftauglichkeit durch die Bodendjury in Absprache mit dem Veterinärdelegierten in allen Fällen von Blutung. Das ist jetzt so ein bisschen das Beamtendeutsch. Aber was ist denn jetzt genau die Bodendjury? Wie muss man sich das denn vorstellen?

[SPEAKER 3]
[00:18:33-00:19:47]
Also im Normalfall hast du ja... solltest du auf jedem Turnier einen freien Richter haben, der nicht auf dem Richterturm tätig ist, sondern für solche Entscheidungen, auch dass es heute schon so zur Verfügung steht. Die Stewards kündigen dem FII-Official-Vet, also dem FII-Tierarzt, die Überprüfungen an. Man hat auch einen sehr engen Draht, das ist auch heute schon so. Und auch heute ist es schon so, dass wenn man diesen Job versucht gut zu machen, befindet man sich in der Nähe, sodass in der Regel ein Handzeichen ausreichend ist und der Richter holt sich auch die tierärztliche Meinung dazu. Braucht aber auch heute, um dann zu sagen, es geht nicht mehr weiter, es ist eine Disqualifikation, einen Richter. also nicht auf dem Richterturm sein, dafür zur Verfügung stehen, der dann diese Entscheidung ausspricht. Es soll ja nicht sein, dass dann ein Richter vom Richterturm aus der aktiven Prüfung rausgeholt wird.

[SPEAKER 1]
[00:19:47-00:19:52]
Das quasi unterbrochen werden müsste.

[SPEAKER 3]
[00:19:52-00:20:29]
Sondern ein freier Richter, den es geben soll, muss verfügbar sein, der dann die Entscheidung trifft. Der Tierarzt wird hinzugezogen, Sicht an. Klar, es geht uns dann frei, auch kritisch zu sagen, für mich ist Blut Blut und für mich hat das dann mit Welfare of the Horse nichts zu tun, aber die endgültige Entscheidung macht der Bodenrichter, der am Einritt oder am Vorbereitungsplatz sein Dienst tun sollte.

[SPEAKER 1]
[00:20:31-00:21:04]
Nun, du hast es auch eben schon mehrfach angesprochen, die Position in Deutschland ist eine andere. Da ist die Null-Toleranz-Regelung, die auch durch den FN-Präsidenten Martin Riechenhagen noch einmal unterstrichen wurde in den vergangenen Tagen. Nun gibt es ja die nationale Regelung und nun ab 01.01.2026 die neue internationale Regelung. Glaubst du, dass die nationalen Regelungen, wie wir sie haben, so bleiben werden? Ist das jetzt nur etwas, was wir auf internationaler Ebene sehen, diese Entwicklung? Wie ist da deine Einschätzung?

[SPEAKER 3]
[00:21:07-00:22:03]
Also ich glaube, dass die Regelungen so bleiben. Hoffe es zumindest sehr. Aber ich sage schon mal, ich glaube auch daran. Dazu ist das Statement doch sehr deutlich gewesen. Klar hat die FBI mit all ihren Regulierungen, die sie machen, immer die Tendenz zu sagen, die National Federations, also die nationalen Verbände, sollen das auch in ihre nationalen Regelungen übernehmen. Aber das hat schon an einigen wenigen anderen Punkten nicht geklappt. Und ich denke, in dem Thema Tierschutz, welfare of the horse, wird man sich hier nicht bewegen, weil wir einfach auch sagen müssen, das ist für diesen Bereich aus meiner Sicht wirklich ein Rückschritt.

[SPEAKER 1]
[00:22:04-00:22:25]
Lieber Michael, ein kontroverses Thema. Vielen Dank für deine Zeit und deinen Blick auf die Dinge. Ich glaube, da wird in den nächsten Tagen noch viel darüber gesprochen werden, über die neue FBI Blood Rule und vielleicht auch das letzte Wort. Hier und da noch nicht gesprochen. Wir werden die Entwicklung ganz genau beobachten. Aber ich danke dir für deine spontane Zeit und weiterhin alles Gute.

[SPEAKER 3]
[00:22:25-00:22:27]
Vielen Dank, Christian.

[SPEAKER 1]
[00:22:29-00:22:47]
Neben der Sicht eines Tierarztes ist natürlich auch unglaublich wichtig, wie das Ganze dann gelebt wird durch die Jury. Und da haben wir nun einen der erfahrensten Richter, die es weltweit gibt im Springsport, Joachim Galfus. Hallo bei uns im Podcast, Joachim Galfus.

[SPEAKER 2]
[00:22:48-00:22:50]
Hallo.

[SPEAKER 1]
[00:22:50-00:23:14]
Joachim, schön, dass du bei uns bist. Wir wollen aus Richtersicht auch ein wenig vortragen. Licht ins Dunkel bringen rund um das Update der FBI Blood Rule, was ja vor wenigen Tagen in Hongkong bei der FBI Jahreshauptversammlung beschlossen wurde. Aus Richtersicht, und du bist ja wie kaum ein anderer im Spitzensport verankert, was sehen wir hier mit dem Update der Blutregel?

[SPEAKER 2]
[00:23:16-00:24:19]
Gehe ich gerne sofort drauf ein, nur ich möchte eins, bevor ganz klar feststellen, egal auf welcher Ebene, ob im internationalen Sport, im nationalen Sport oder selbst auch im Breitensport, kein Mensch, den ich kenne, jetzt seit über 50 Jahren bin ich in diesem Sport aktiv, möchte seinem Pferd irgendwie schaden und das möchte ich jetzt noch mal ganz ganz deutlich vorangestellt haben. Trotzdem passiert immer mal was und jetzt kommen wir auf die Blutregel. Christian, ich glaube ich war der allererste überhaupt, der jemanden rausgenommen hat, weil Blut am Pferd war. Und das war kein anderer als Ben Mayer in Hamburg auf dem Derby beim Preis von Europa. Oder Preis von Hamburg, keine Ahnung. Da weiß ich gar nicht mehr, wie das hieß.

[SPEAKER 1]
[00:24:19-00:24:21]
Ein wichtiger Preis.

[SPEAKER 2]
[00:24:21-00:27:59]
Ich war der Erste, der das gemacht hat. War auch im NDR veröffentlicht. Aber ich habe gesagt, wenn ein Pferd blutet... dann geht das nicht mehr. Ich hatte Ben damals angeboten, starte 20 Viertel später und nehme die Sporen ab. Das wollte er nicht und deswegen haben wir ihn rausgenommen. Persönlich, die jetzige Regelung ist im Vergleich zu der bislang existierenden Regelung fast noch ein bisschen deutlicher. Weil in meiner Case, und das sind viele Fälle, die wir haben, dass einfach mal der Schenkel verrutscht. Und jetzt nochmal zurück auf meine Eingangsrede. Keiner will sein Pferd verletzen. Überhaupt nicht. Aber es passiert. Ist mir auch schon passiert, auch als aktiver Reiter. Dass das jetzt mit einer Verwarnung endet, die auch öffentlich gemacht wird und dass bei dem zweiten Fall das zu einer Sperre führt mit Geldstrafe, ist fast deutlicher als bislang. Nur für die breite Öffentlichkeit ist das nicht darstellbar. noch nicht mal unsere Reiter kennen das Regelwerk. Insofern muss ich sagen, wir hatten gestern eine Sitzung mit der FN und auch mit dem Vorstand der Richtervereinigung und wir stehen komplett hinter der Meinung Deutschlands, dass wir in Deutschland die Bestimmungen nicht aufweichen und Blut ist Blut und dann ist fertig. Das ist... der Standpunkt. Und das kann man auch erklären, auch dem nicht reichsportaffinen Zuschauer, weil darum geht es ja. Wir müssen unseren Sport in der Öffentlichkeit, und in der Öffentlichkeit heißt vor allen Dingen auch für Menschen, die nicht jeden Tag mit dem Pferd umgehen, müssen wir vertreten können. Und wenn da irgendwas blutet, dann wird es schwierig zu vertreten, dass der dann noch weiter reiten darf und, und, und, und. Es ist schon für meine Begriffe schwer genug zu erklären, was ist Blut im Einwirkungsbereich des Reiters oder was ist Blut, was einfach mal passiert, weil das Pferd sich tritt. Ich kann ein Beispiel nennen. Ich habe das gehabt in Stuttgart vor vielen Jahren. Da hat sich ein Pferd beim Stechen vom großen Breit einen Ballendritt zugezogen. Der ist rausgegangen, der war null, aber der ganze eine Huf war blutig. Ja, aber da kann der Reiter nichts für und da änderst du auch keine Leistung, wenn du den nachträglich rausnimmst. Insofern die Unterscheidung im Einflussbereich des Reiters und was sonst alles noch passieren kann, die muss schon bleiben, aber auch das ist schwer genug zu erklären.

[SPEAKER 1]
[00:28:01-00:28:27]
Du sprichst es ja an, es gibt einmal die nationalen Regelungen, wir sprechen ja über die internationalen Regelungen unter dem Dach der FII. Und die neue Regelung, die ja jetzt auch gerade in der Öffentlichkeit diskutiert wird, die tritt ja in Kraft am 01.01.2026. Vielleicht einmal zur Klarstellung, weil du es ja gerade auch angesprochen hast, wie ist denn die aktuelle Regelung?

[SPEAKER 2]
[00:28:28-00:30:02]
Die aktuelle Regelung ist, wenn es, also es gibt, das muss man sehr deutlich unterscheiden, es gibt immer Fehler, die passieren, weil einmal mein Schenkel verrutscht oder sonst irgendwas, dann ist die aktuelle Regelung, wenn Blut in der Pferdekontrolle festgestellt wird, und das wird bei großen Turnieren in jeder großen Prüfung gemacht im Anschluss, dann führt das zur Elimination. Das heißt, er wird aus dem Umlauf ausgeschlossen oder auch aus dem Stechen ausgeschlossen. Wenn er vorher null war, dann ist er nach wie vor platzierungswürdig. Und dann gibt es die zweite Regel, wenn das zu übertriebener Einsatz der Sporen oder zu übertriebener Einsatz der Gärte oder überhaupt der Einwirkung führt, dann kann entschieden werden, das ist jetzt nicht mehr nur ein ganz schade Blutfall, in Anführungsstrichen, sondern das ist aufgrund schlechter reiterlicher Einwirkung, das würde ich mal so bezeichnen, passiert. Und dann kann dieser Reiter oder Reiterin disqualifiziert werden, Mit der Folge auch einer gelben Karte wegen Abuse of Horse.

[SPEAKER 1]
[00:30:02-00:30:04]
Pferdemisshandlungen?

[SPEAKER 2]
[00:30:04-00:30:09]
Ja, Pferdemisshandlungen. Das ist das, was im Moment Fakt ist.

[SPEAKER 1]
[00:30:11-00:31:02]
Es gab ja den Fall, der auch sehr öffentlichkeitswirksam war, bei Olympia in Tokio 2021. Der irische Reiter mit dem Pferd Kilkenny. Der Fall ist hier natürlich bekannt und da gab es ja keinen offensichtlichen Ausschlussgrund, weil du hast es ja eben gesagt, es muss ja im Einwirkungsbereich des... des Reiters liegen, also an der Flanke oder dort, wo die Schenkelhilfe ist oder am Maul. Und dann gab es aber die Regelung, die du jetzt gerade beschrieben hast, dass die Richter im Sinne des Tierwohls nach eigenem Ermessen dann abklingeln können. Wie würde ein solcher Fall, damals hatte das Pferd Nasenbluten, wie würde denn nach der neuen Regelung das Ganze laufen?

[SPEAKER 2]
[00:31:03-00:33:49]
Wie das nach der neuen Regelung läuft, ehrlich gesagt, kann ich dir auch nicht hundertprozentig sagen, aber wahrscheinlich genauso wie bisher. Und ich möchte was zu Tokio sagen. Ich war da Richter und war auch sehr involviert. Und erstens, von unserem Richtertum aus, haben wir das erst ganz am Ende des Parcours gesehen. Und da war die Regelung so, dass das Pferd untersucht wird. Und der hatte einen Zeitfehler. Deswegen war er nicht qualifiziert fürs Stechen. Aber ohne den Zeitfehler wäre er qualifiziert gewesen. Und dann war die Frage, darf er gehen, darf er nicht gehen? Und bei solchen Championaten sind ja Gott sei Dank genug Tierärzte da, die das sofort untersuchen. Dann war die Kino-Conner. ganze Welt, hatte wirklich da keinen Einfluss darauf, dass sein Pferd Kilkenny aus der Nase geblutet hat. Wir haben es nicht gesehen. Wenn wir es gesehen hätten, weiß ich nicht, wie wir entschieden hätten. Wahrscheinlich hätten wir geläutet, um das Pferd zu untersuchen, weil das ist für mich die höchste Priorität, das Pferdewohl im Blick zu haben. Wir haben es aber wirklich, also der kam dann auf uns zu, auf den letzten Sprung, da haben wir es gesehen. Ich glaube, sonst hätten wir ihn vorher abgeläutet und hätten ihn untersuchen lassen. Ob Regelwerk richtig oder falsch, selbst bei Olympia, Pferdewohl ist das Wichtigste, was wir verteidigen müssen. Und das hätten wir da auch gemacht. Und auch die Kollegen. Haben wir nicht, weil wir es zu spät gesehen haben. Dann haben wir sofort angerufen, dass er sofort am Ausgang kommt. von den Veterinären untersucht wird, haben die auch gemacht. Aber die Veterinäre haben sogar gesagt, er hätte auch noch den nächsten Tag gehen können. Dann hat Kien zurückgezogen und wir hätten ihn auch nicht starten lassen.

[SPEAKER 1]
[00:33:51-00:34:15]
Nun ist es ja so, ihr als Richter seid beteiligt, die Tierärzte sind beteiligt, die am Ende ja auch eine Verantwortung haben, dem Pferdewohl gegenüber, vor allen Dingen aber auch natürlich die Reiter. Und es gab im Vorfeld ja an der bisherigen Regelung auch Kritik. Was war aus deiner Sicht die Hauptkritik an der bisherigen Regelung und warum ist es überhaupt zu einem Update dieser Blutregel gekommen?

[SPEAKER 2]
[00:34:16-00:36:58]
Also ich glaube, die Kritik, die bisher da war, dass es Am Anfang, als die Regel eingeführt wurde, wurde es auf vielen Turnieren viel zu eng gemacht. Und da wurden Fälle auch konstruiert. Und es wurde auch von den Stewards, die müssen wir jetzt auch mit einbeziehen, wurde nicht... Wie soll ich sagen... Es wurde nicht so untersucht, wie es jetzt in den Regeln steht. Es wurde versucht, irgendwas zu finden. Und deswegen, ich sage jetzt nochmal mein Eingangswort. Kein Reiter, den ich kenne, auch egal auf welcher Ebene, möchte seinem Pferd Schaden zufügen. Aber unterstrichen und doppelt Ausrufezeichen. Aber das wurde ein bisschen übertrieben, hat sich auch eingeschränkt. Es hat auch dazu geführt, dass Ausrüstung verändert wurde, also dass Sporen mit Zacken nicht mehr erlaubt sind zum Beispiel, die schnell zu Verletzungen führen können, auch wenn man es nicht will. Also insofern, das war alles auf dem richtigen Weg. Und dass die Veränderung jetzt gekommen ist, ja, weil das manchmal sehr harte Entscheidungen sind für, wie sagt man, Shit-Tappen-Fall. Und ich kann das aus Springreiter-Sicht verstehen, aber ich möchte es auch nochmal ganz deutlich sagen, Wir können nur die Meinung der Deutschen Föderation mit unterstützen, auch als Richter. Und ich bin da auch nicht irgendwer. Wir müssen es nach außen hin erklären können, unseren Sport. Und wenn ein Pferd blutet, muss ganz klar sein, was das für Konsequenzen hat. Und da kannst du nicht sagen, zwischen meiner Case und serious Case unterscheiden und hast du nicht gesehen. Das versteht keiner. Ich verstehe auch nicht alle Handballregeln und nicht alle Basketballregeln, aber unser Sport ist sehr im Fokus und das ist der tollste Sport, den ich kenne und das müssen wir auch beibehalten.

[SPEAKER 1]
[00:36:60-00:37:59]
Du bist ja auch an den internationalen Entwicklungen sehr nah dran, wie du eben beschrieben hast. Du bist Richter bis auf olympisches Niveau. Wie konnte es eigentlich dazu kommen, dass es bei einer solchen FBI-Hauptversammlung... 56 Nationen dafür stimmen und 20 Nationen dagegen, unter anderem Deutschland. Deutschland hat ja mit dem FN-Präsidenten Martin Richtenhagen auch einen klaren Standpunkt von Anfang an vertreten. Du hast das ja gerade noch einmal unterstrichen, aber auch die großen Reitsportländer wie Dänemark, Schweden, Niederlande, unsere Nachbarländer Österreich und Schweiz haben ebenfalls dagegen gestimmt. Wie kann eine solche Entwicklung, die ja dann auch gerade wenn man auch den Sport nach außen erklären möchte in diesen großen Pferdesportländern, wie konnte es dazu kommen, dass man auch diese Erzählung so verloren hat, dass man jetzt diesen Shitstorm und diese Medienaufmerksamkeit auf dieses Thema gezogen hat?

[SPEAKER 2]
[00:38:00-00:38:32]
Also ich glaube zum einen, also erstmal um das klarzustellen, ist leider so, finde ich schon lange nicht richtig und andere auch nicht, Aber jede Nation hat eine Stimme. Und ob das Deutschland ist, Holland, Schweden, Dänemark, Schweiz, die haben alle nur eine Stimme. Und es gibt, glaube ich, 130 Nationen, die in der FI organisiert sind. Aber jetzt nagel mich nicht auf die Zahl fest, weiß ich nicht genau.

[SPEAKER 1]
[00:38:34-00:38:35]
Auf jeden Fall sehr viele.

[SPEAKER 2]
[00:38:35-00:40:31]
Sehr viele und da gibt es ganz viele von, die haben noch nicht mal ein Pferd auf ihrer Insel. Aber die haben trotzdem eine Stimme. Das ist Politik und aus der Nummer halte ich mich raus. Aber so können solche Abstimmungsergebnisse bestehen. Das andere ist, dass wir ja schon... lange unter Beobachtung stehen, dass gesellschaftliche Verhalten gegenüber unseren Sportlern sich verändert, massiv verändert, durch viele gesellschaftliche Einflüsse. Und deswegen ist das auch gerne von Ja, wie soll ich sagen, Gegnern des Reitsports, so weit würde ich gar nicht gehen. Aber die sich immer als selbsternannte Tierschützer erklären, wird das natürlich propagiert. Und so eine Regelung, die im Grunde genommen, wenn man nicht total fit im Thema ist, ein Außenstehender fast gar nicht verstehen kann, außer der Tatsache, da ist Blut und es passiert nichts, Und das ist ja eine oberflache Geschichte. Aber das macht unseren Sport schwieriger. Und wir müssen alle gemeinsam, ob Reiter, ob Trainer, verwandt und vor allen Dingen Richter, weil wir sind ja diejenigen, die das jedes Wochenende umsetzen müssen. Wir beschließen es ja nicht immer. Gut, ich bin an vielen Sachen beteiligt, aber ich bin einer von 2500 in Deutschland und international bestimmt auch 250 oder 300. Wir müssen es ja vertreten. Und das macht es schwierig.

[SPEAKER 1]
[00:40:32-00:40:52]
Und es kann ja auch schon zu schwierigen Situationen kommen, weil es gibt genügend Veranstaltungen, wo nationale Prüfungen und internationale Prüfungen zusammen am selben Wochenende stattfinden. Du hast zweimal dieselbe Situation und in Prüfung 1, die national ist, musst du den Reiter sofort abklingeln. Und in Situation 2 hast du jetzt die neue Regelung.

[SPEAKER 2]
[00:40:53-00:41:32]
Ja, aber... Wir reden jetzt mal über den wirklichen Sport und das Springen und nicht über Dressur. Da klingelst du nicht sofort ab, weil du einfach viel zu weit weg bist. Das wird dann alles rückwärts entschieden. Aber natürlich gibt es da noch zwei Regelwerke. Und ich habe mich immer dafür eingesetzt, also wirklich schon seit Jahrzehnten, dass wir das möglichst angleichen. Aber wir müssen auch nicht jeden Blödsinn mitmachen, vorsichtig ausgedrückt.

[SPEAKER 1]
[00:41:32-00:41:54]
Vielleicht zum Abschluss noch, weil das auch eine Frage ist, die immer wieder aufkommt. Woran liegt es eigentlich, dass das nicht einheitlich gehandhabt wird über die olympischen Disziplinen hinweg? Blut am Maul in der Dressur führt sofort zum besagten Abklingeln. Kennt man auch, wird auch so gelebt, während das in der Vielseitigkeit im Springen anders gehandhabt wird.

[SPEAKER 2]
[00:41:54-00:43:28]
Aus deiner Sicht? Christian, diese Frage habe ich gestern in großer Runde auch gestellt, weil ich sie nicht beantworten kann. In der Dressur liegt es mit Sicherheit daran, weil die viel, viel dichter am Pferd sind. weil die Richterhäuschen in der Tresur sind vielleicht zehn Meter vom Prüfungsplatz. Im Springen bei größeren Veranstaltungen bist du 100 Meter weit weg oder auch 50 Meter weiter höher. Ich glaube, das ist einer der Gründe, Aber so richtig kann ich dir das leider nicht beantworten. Aber ich habe die Frage gestern, genau diese Frage gestern aufgestellt und es gab auch keine wirkliche Antwort. Es ist schade, weil wenn wir glaubhaft sein wollen, auch für die Zukunft, Meine persönliche Meinung, unabgestimmt mit irgendwem, wir müssen diese Regeln, die Verletzungen am Pferd, gut, müssen wir einheitlich über alle Disziplinen definieren. Weil am Ende des Tages, wenn wir es nicht mehr machen, auch meine Meinung und denken kann ich noch, machen wir uns immer angreifbar. Und das sollte vermieden werden, so gut es geht.

[SPEAKER 1]
[00:43:30-00:43:44]
Lieber Achim, vielen Dank für deine Zeit, auch dass du so kurzfristig dich bereit erklärt hast, hier das einmal gemeinsam zu machen. Ich glaube, ganz wichtige Perspektive aus Sicht eines aktiven Richters und alles Gute und vielen Dank, Joachim Galfus.

[SPEAKER 2]
[00:43:44-00:43:47]
Ja, danke Christian, kein Problem, gerne gemacht.

[SPEAKER 1]
[00:43:53-00:44:14]
Diese Folge wurde vorbereitet und produziert von Gloria Alter. Wenn ihr Kritik habt, Anregungen, Kommentare zu diesem Thema und darüber hinaus, schreibt uns gerne auf Spotify, Instagram, Facebook, TikTok, egal wo ihr uns findet. Wir freuen uns auf eure Rückmeldung und euer Feedback. Bis bald.

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