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#108 Pferdeprofi Katja Schnabel: Auf der Spur des Problems

Katja Schnabel, auch bekannt durch die Fernsehsendung “Die Pferdeprofis”, betreibt einen Stall im Brandenburger Wald. Die Pferdewissenschaftlerin hat zusätzliche Ausbildungen als Besamungswartin, Osteopathin, Physiotherapeutin, Ausbilderin für Pferdewirte, Horsemanship-Trainerin und einige mehr.

Katja ist ums Pferd eine echte Allrounderin und hatte schon immer ein großes Interesse daran, sich in diesem Bereich weiterzubilden. Im Gespräch mit Christian Kröber erklärt sie ihren persönlichen Ansatz, um mit Problempferden zu arbeiten.

Erfahre in diesem wehorse-Podcast mehr über Katjas Werdegang und was die Ursache für die meisten Probleme mit einem Pferd ist.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zum wehorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber und heute habe ich quasi 50% der VOX-TV-Show die Pferdeprofis bei mir. Es handelt sich nämlich um Katja Schnabel, die neben der TV-Serie, in der sie sich zusammen mit ihrem Kollegen Bernd Hackl Problempferden annimmt, einen Stall vor den Toren Berlins betreibt und eine wirklich facettenreiche und echte Hippologin ist. Standesgemäß haben wir den Podcast bei ihr zu Hause auf der Stallgasse aufgenommen und eine Reise unternommen durch ihre ganz persönliche Pferdewelt. Bevor wir damit starten, darf ich euch noch auf zwei neue wehorse-Kurse hinweisen, die frisch abgeloadet wurden. Zusammen mit der Ausbilderin Claudia Butry, die das neue Reiten, das sogenannte neue Reiten, begründet hat, haben wir uns der Stangenarbeit angenommen. Herausgekommen sind derzeit zwei Kurse, fünf Ideen im Schritt, fünf Ideen für ein besseres Hinterbein. Es geht um Tipps und Tricks, Inspirationen, aber auch einer wirklichen Anleitung, wie man sich der Stangenarbeit nähern kann. Weitere Themen rund um das Thema Stangenarbeit kommen in den nächsten Wochen noch neu dazu. Es ist ein super Nachschlagewerk, Inspirationsquelle, Anleitung für jeder Mann, jeder Frau, ganz gleich welcher Disziplin. Das Ganze jetzt für alle wehorse-User neu bei uns. Und jetzt geht’s los mit Katja. Viel Spaß.

[SPEAKER 1]Hallo Katja. Hallo, ich freue mich.

[SPEAKER 2]Schön, dass du bei uns bist im Podcast.

[SPEAKER 1]Ja.

[SPEAKER 2]Im Vorfeld des Podcasts, liebe Katja, wir sitzen ja gerade bei dir auf der Stallgasse, könnte man sagen, vor den Toren Berlins. Richtig. Hoppegarten.

[SPEAKER 1]Richtig, Hoppegarten-Neunhagen.

[SPEAKER 2]In einem historischen Rennstall.

[SPEAKER 1]Ja.

[SPEAKER 2]Und hier hast du dein Camp quasi aufgeschlagen.

[SPEAKER 1]Jawohl, hier habe ich mich und meine Pferde untergebracht und bin halt so der Stadt nah und kann Party machen, bin auch hier in meinem Brandenburger Wald und kann hier in Ruhe trainieren. Eigentlich ganz praktisch.

[SPEAKER 2]Die S-Bahn hält vor der Haustür. Ich bin mit der S-Bahn gerade gekommen. Ja.

[SPEAKER 1]Problemlos. Ja, genau, das ist halt cool. Vier Minuten Fußweg und schon ist man hier. Also das ist sehr, sehr praktisch.

[SPEAKER 2]Also historische und heilige Hallen. Du bist Pferdewissenschaftlerin, Besamungswartin, Osteopathin, Physiotherapeutin. Du bist Ausbilderin für Pferdewirte, dadurch bist du selber auch Pferdewirtin. Ja. Horsemanship-Trainerin, TGT-Bodentrainerin, Wanderreit, Wanderrittführerin. Jawohl. Also das ist ja eine ganze Liste. Du bist quasi die echte Allrounderin.

[SPEAKER 1]Ja, und immer wenn ich gefragt werde, was machst du beruflich, sage ich, ich bin Pferd.

[SPEAKER 2]Ich mache was mit Pferden.

[SPEAKER 1]Ich bin ein Pferd mittlerweile. Aber ja, mein Leben, ich wollte nie was anderes machen, als mich weiterbilden und alles um- und mit Pferden lernen. Und das hat sich über die Jahre gut gehalten. Und ich habe mich da durchgeboxt. Mit Pferden ist ja immer nicht leicht. Aber ich wollte tatsächlich nie was anderes machen. Ich habe mal angefangen zu studieren, Englisch, Spanisch, Französisch. Lehramt. Ja, Dolmetscher. Dolmetscher. Dolmetscher und Übersetzer entweder oder. Und das war noch zu Leipziger Zeiten. Ich habe das aber irgendwie drei Semester noch mit Engagement gemacht. Und dann aber am dritten war mir schon klar, das ist nicht so meins und irgendwas mit Pferden. Tierarzt war aber auch nicht. Ich wollte nicht mehr Drinärmedizin studieren, weil dann auch … Auch ein mühsames Studium, ne? Ja, da hatte ich auch Angst vor unter uns. Aber das hört ja jetzt keiner.

[SPEAKER 2]Wir haben bestimmt keine Tierärzte, die zuhören.

[SPEAKER 1]Nein, nein, nein.

[SPEAKER 2]Ganz sicher.

[SPEAKER 1]Ich dachte, das schaffst du nicht. Das Durchhaltevermögen und eben dieses komplizierte, wirklich harte, schwierig Studium und Lernen, Lernen, Lernen. Pferdefysiotherapie, Osteopathie. Da fing das so an damals, ne? Also jetzt vor 15 Jahren, 16 Jahren fing das alles an, wo man sich das Pferd nochmal anders so betrachtet. Und da fing an, diese anderen Berufe aus dem Boden irgendwie zu kommen. Aber da wurde ich … Den Ordner habe ich noch. Ich habe mir ganz viele Sachen … Da gab es, glaube ich, auch schon Internet, so mit … Dieses Eisen-Einwahl-Ton. Hier ist ja die … Ja, genau. Genau das. Da habe ich mich immer eingeloggt und dann alles gesucht, was es so gibt und ausgedruckt. Und den Ordner habe ich bis heute. Was man alles mit Pferden machen kann quasi. Ja. Welche Schulen es gibt und welche Berufe es so gibt. Aber … Aber es ist ja schon sehr breit.

[SPEAKER 2]Also Besamungswartin und Wanderrittführerin, das ist ja schon ganz weit auf der Klaviatur links und rechts. Absolut. Das sagst du richtig.

[SPEAKER 1]Aber es ist ja jetzt über Jahre entstanden. Also mein Profil hat sich ja über Jahre aufgebaut. Und daher habe ich, weil ich ja vielseitig interessiert bin und mir alles angucken will und auch immer irgendwie alles machen will. Ich bin jetzt halt keiner … Ich bin nicht in der einen Schublade zu finden und gucke nicht nach links und rechts. Ich will halt wirklich kreuz und quer mir alles anschauen und wissen. Und deswegen kommt diese breite Spanne zustande. Und dann habe ich ja dieses Studium gefunden, Pferdemissenschaften in Wien und bin ja extra dann nach Wien gezogen. Und der Besamungswart war eben im Zuge dessen. Da sind wir dann nach Neustadt für ein paar Wochen gegangen oder zwei Wochen oder so und haben das so als …

[SPEAKER 2]Neustadt an der Dosse.

[SPEAKER 1]Genau.

[SPEAKER 2]Das brandenburgische Landgestüt, die glaube ich eine Kooperation auch mit Wien haben.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Ganz genau. Und jetzt gibt es ja auch dieses Institut, das Graf-Lehendorff-Institut. Das ist ja auch entstanden durch diese Kooperation von Wien und Neustadt. Das sind nämlich meine Professoren, die haben das so ins Leben gerufen. Also da wird immer noch fleißig weiter geforscht und mit Pferden gearbeitet im wissenschaftlichen Sinne. Und die bringen echt immer wieder voll gute Sachen raus, weil die Studenten eben da viel komplett rund ums Pferd forschen. Und über das Graf-Lehendorff-Institut wird das halt so abgefangen und eben aufgearbeitet und auch veröffentlicht. Und das war dann in diesem Zuge. Genau, das war dann nach Neustadt.

[SPEAKER 2]Aber du machst jetzt Forschung am lebenden Objekt, könnte man sagen.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Ich betreibe Forschung aktiv am Pferd und am Menschen. Weil diese Kombination muss ja irgendwie stimmen. Das hat sich dann so herauskristallisiert. Also ich habe ja auch einen Hof geleitet. Das war meine erste wirkliche Berufserfahrung nach meinem ganzen langen Lernen und nach meinen vielen Stationen, wo ich war. Und dann war das, das habe ich glaube ich fünf Jahre gemacht. Und da haben wir Unterricht gegeben, kleine Pferdezucht gehabt, Reitkurse gegeben, Wanderritte gemacht, Messeauftritte, Pferde ausgebildet, Pensionspferde. Wir hatten Zimmer zur Vermietung, wir hatten ein kleines Bistro. Da war so alles auch.

[SPEAKER 2]Platte, Palette.

[SPEAKER 1]Genau. Und das war auch wieder so eine tolle Geschichte, wo ich breit lernen konnte. Also da war alles abzudecken. Und dann hat sich das so ein bisschen herauskristallisiert, dass ich einfach nur noch Bock habe auf Pferdetraining und Menschencoachen. Und daraufhin habe ich mich dann selbstständig gemacht. Sodass ich jetzt vor allem in diesem Coaching-Bereich arbeite und Pferde ausbilde. Und die anderen Sachen, die anderen Ausbildungen, die ich habe, die helfen mir einfach nur, dieses Wesen Pferd immer zu verstehen, immer mehr zu verstehen. Also ich mache jetzt in der Zucht nichts mehr. Wanderritte mache ich auch nicht mehr. Dazu fehlt mir die Zeit.

[SPEAKER 2]Aber auch was Schönes. Wanderritte ist ja herrlich.

[SPEAKER 1]Ja, ein Traum. Also im Sommer hier irgendwie oder Herbst, Frühjahr noch geiler durch Brandenburg zu ziehen und sich da eine Tour zu überlegen. Mega. Und dann mit ein paar Leuten loszuziehen. Super. Also ich liebe das auch. Und dann irgendwie so feste Standorte. Besser noch als Zelten. Manche sind ja auch hardcore und über Zelten und stellen sich da ins Paddock hin und ziehen den nächsten Tag weiter. Das ist nicht so meins. Gerne irgendwo einkehren, die Pferde sicher irgendwo stehen haben und dann entspannt abends irgendwie essen und dann am nächsten Tag weiter. Also wenn es die freie Zeit hergibt, dann mache ich das noch.

[SPEAKER 2]Dann machen wir zusammen dann. Den nächsten Wanderritter bin ich dabei.

[SPEAKER 1]Hey, das versprichst du mir jetzt.

[SPEAKER 2]Das verspreche ich jetzt hochroteheilig im Podcast. Wenn ich einen Wanderritt mache, ich habe noch nie einen gemacht, noch nie einen Wanderritt, dann machen wir den gemeinsam. Durch Brandenburg.

[SPEAKER 1]Ja, finde ich gut. Ich bin deine Rittführerin. Ich bin die Rittführerin. Und dann super. Das ist heute und hier.

[SPEAKER 2]Das haben wir hochroteheilig jetzt festgehalten.

[SPEAKER 1]Und ich habe ein paar Zeugen.

[SPEAKER 2]Das ist das erste Mal, dass ich im Podcast etwas versprochen habe.

[SPEAKER 1]Primäre. Und das mit der Frau Schnabel.

[SPEAKER 2]Das mit der Frau Schnabel. Viele kennen dich ja von VOX. Pferdeprofis. Dein Kollege, der Bernd Hackel, war ja auch schon mal hier bei uns zu Gast. Da hilft dir diese Breite auch enorm. Du hast ja sehr, sehr viele Problemfälle. Vielleicht bevor wir da einsteigen, für alle, die jetzt die Pferdeprofis nicht kennen. Was genau macht ihr da?

[SPEAKER 1]Eigentlich wird da nur unsere tägliche Arbeit, die wir eh schon machen, dokumentiert. Sprich die Kamera ist dabei. Also ich mache jetzt nicht auf einmal nur diesen Job, diese Rolle da für diese Sendung, sondern ich trainiere meine Pferde. Ich trainiere in dem Fall ja wirklich viele Problempferde. Und das wird dokumentiert. Also mehr ist es eigentlich nicht. Die haben ja damals einen neuen Trainer gesucht oder Trainerinnen gesucht. Und so kam ich dann vor vier Jahren ins Spiel. Ich glaube jetzt vier Jahre schon. Und ich habe immer in meinem Stall so Hälfte, Hälfte. Einmal so die VOX-Pferde, die wir eben filmen und wo das dokumentiert wird. Und andere Ausbildungspferde, die mir Besitzer bringen, um das Pferd einzureiten, um zu korrigieren oder eben wenn es Probleme hat. Und dann halt die krassen VOX-Pferde, die ja wirklich mit teilweise schlimmen Problemen zu uns kommen. Und daraus entsteht dann halt für jedes Pferd eine kleine Sendung. Und das wird dann immer ausgestrahlt bei VOX. Also nicht mehr und nicht weniger.

[SPEAKER 2]Und da siehst du ja auch die komplette Bandbreite an Problemen, die es so gibt.

[SPEAKER 1]Ja. Und die ist ja, wissen wir selber, die ist ja enorm. Von einem kleinsten Führproblem, welches schnell behoben ist, bis wirklich zur Vollkatastrophe, dass man nicht mehr rankommt. Es gibt ja super ängstliche Pferde, die halt einfach so verprügelt worden sind oder irgendwas erlebt haben, so ein traumatisches Erlebnis hatten. Die halt von der Psyche nicht stabil sind, eh so introvertiert und so ganz klein mit Hut eh schon sind. Dann passiert denen irgendwas und dann machen die halt dicht. Dann kommt man da nicht mehr ran. Sowas habe ich jetzt gerade hier. Das wird dann im Februar, denke ich, kommen die neuen Folgen dann im Fernsehen. Habe ich auch gerade so ein Pferd hier. Das sind erst mal zwei, drei Monate. Gehen da verloren, in Anführungsstrichen, oder wird man Zeit investieren in dieses, ich lasse dich anfassen, lass dich führen, erschrecke dich nicht, wenn ich die Hand hebe. Also diese Basic, da sind wir noch gar nicht bei irgendeiner Pferdeausbildung. Also von daher ist die Bandbreite sehr groß und wir haben ja alles. Verladen ist ja eh Alltag, dass das nicht klappt.

[SPEAKER 2]Das ist so der Klassiker, so Verladetraining ist wahrscheinlich so Brot- und Buttergeschäft.

[SPEAKER 1]Ja, ist auch schon mal langweilig, weil alle irgendwie Verladeprobleme haben und Hufe geben, ist auch bei vielen nicht möglich, anbinden und dann ganz klar.

[SPEAKER 2]So das Einmal-Eins, das ist es häufig dann.

[SPEAKER 1]Ja, ja und meist halt auch die Überforderung. Also wenn die halt zum Beispiel Stress haben, wenn mit anderen Pferden das zu eng wird in der Reithalle, das ist auch so ein Klassiker, dass die dann nach oben gehen, weil sie nicht wissen wohin und eben Angst haben. Oder dann hat die schönen Buckler, die sagen, Stinkefinger, nicht mit mir, ich habe gelernt, ich bin groß, stark und wenn ich mich ganz wild um den Kreis drehe, fällt der Reiter irgendwann runter. Die haben wir auch. Also alles, tatsächlich.

[SPEAKER 2]Und gibt es so einen Grund, jetzt siehst du ja ganz viele verschiedene Problemstellungen, kann man da so sagen, was sind so die Hauptquellen, woheraus entstehen solche Probleme eigentlich?

[SPEAKER 1]Ja, ganz klar, das ist immer die Unwissenheit der Leute.

[SPEAKER 2]Also bei Menschen entsteht häufig das Problem.

[SPEAKER 1]Ja, nur. Ein Hund hat Probleme, weil der Mensch da irgendwas verpasst hat, was zu etablieren. Ein Mensch hat Probleme, weil die Eltern irgendwie verpasst haben. Wie in der Kindheit irgendwas falsch gemacht haben. Genau. Und es ist auch nur eine Psyche, es ist gar kein großes Hei-Ti-Tei, wenn ein Pferd Probleme hat, die haben einfach in der Prägefase irgendwas nicht mitgekriegt. Und das ist, sag ich auch immer, geht den Menschen wie den Pferden so. Was du halt für einen Input gibst in diesen wichtigen ersten Jahren, ob jetzt die Einreitphase, so zwischen ab drei, drei, vier, fünf, da werden halt so viele Fehler gemacht. Und dann später werden viele Fehler gemacht, weil der Mensch nicht weiß, wie das ganze Wesen Pferd funktioniert und die Pferde einfach, die leben im Hier und Jetzt, die denken ja gar nicht so kompliziert wie wir. Die gucken nur, was geht und was geht nicht und immer nur bedürfnisorientiert. Ich will meine Ruhe, ich will grasen, ich reiß mich frei. Ich will mich nicht anstrengen, ich blockiere Arbeit, ich stemme die Füße in den Boden oder rufle.

[SPEAKER 2]Oder ich fahr dazu steigen.

[SPEAKER 1]Genau, dann geht der Mensch zurück, lässt mich in Ruhe, weil er erstmal überlegen muss, wie er jetzt hier weiterkommt und schon hat das Pferd diese Ruhephase und weiß, ah ok, wenn ich hier so richtig Rambazamba mache, hab ich meine Ruhe. Der meint es gar nicht böse, er hat einfach nur, wurde der vielleicht im Vorfeld überfordert, wusste nicht, was los ist, was er machen soll. Da kann man wieder zurückgehen, ist das Einmaleins nicht richtig erklärt worden? Die Anreitphase, das Einmaleins mit dem Menschen, was darf es, was darf es nicht. Und so suchen die sich ihre Lücken, aber immer nur bedürfnisorientiert. Wenn alles gut geht, die ab drei eine ordentliche Lernphase hat mit dem Menschen, der klar und strikt sagt, was geht und was nicht, dann sind das ja alles problemlose Pferde, die machen ja alles für uns, kann man ja sagen. Wenn die ihren Job gefunden haben und nicht überfordert wurden, sondern an die Sache langsam herangeführt werden oder wurden, machen die alles. Der Job muss noch passend aufs Pferd, also nicht jedes Pferd ist ein Kutschpferd und nicht jedes Pferd kann ein Springpferd werden und nicht jedes Pferd kann ein Schulpferd werden. Das muss man auch nochmal, muss man auch gucken, ist mein Pferd überhaupt für das geeignet, was ich machen will. Aber wenn es das ist, ist eigentlich alles gut und man kann es dahin bringen. Aber der Knackpunkt und Drehpunkt ist immer der Mensch, immer.

[SPEAKER 2]Und wie finde ich den richtigen Job, wenn man fährt? Ich gehe ja häufig mit Erwartung schon ran. Viele kaufen ja nicht ein Pferd und sagen, ich gucke mal, ob wir jetzt Kutsche fahren oder ob wir Dressur reiten oder ob wir das zum Longierpferd machen oder zum Voltigierpferd. Wie finde ich das heraus, weil häufig weiß ich es ja gar nicht. Ich fahre zum Züchter, gucke mir ein Pferd an und sage, Mensch, ich gucke ins Papier, das sieht jetzt sinnvoll aus, wie das Pedigree ist, das ist die und die Rasse und ich glaube, ich mache damit das und das. Aber vielleicht passt der Job ja gar nicht so wie bei Menschen. Wie finde ich das überhaupt heraus?

[SPEAKER 1]Na ja, aber muss ich mir sicher sein, was ich will. Also bin ich der Kutscher, bin ich der Springer oder will ich ein Ausreitpferd haben? Wenn ich ein Ausreitpferd haben will, brauche ich mir kein Sportpferd hoch im Blut stehend.

[SPEAKER 2]Und mir kein Vollblüter kaufen quasi auf der extremen Seite jetzt.

[SPEAKER 1]Genau, dann darf man sich so ein Sportmodell eben nicht holen mit schönen PS unterm Hintern, wenn ich nur rumdüddeln will und Späteinsteiger bin oder Wiedereinsteiger oder Späteinsteiger. Das ist einfach die falsche Kombination. Will ich aber ein Allroundpferd haben? Na klar, dann kaufe ich mir auf gut Glück ein Pferd, was gut dasteht, was gute Papiere hat. Und wenn ich weiß, ich kann all dies so ein bisschen machen, ich kann ein bisschen springen, ich kann ein bisschen dressurieren, ich bin sattelfest, ich kann dem erklären, was ich will. Dann kann man natürlich das eine Pferd dahin bringen, zu machen, was es am Ende soll. Also ich muss mir halt schon klar sein, was kann ich selber, was kann ich dem Pferd beibringen? Kann ich überhaupt dem Pferd was beibringen oder brauche ich ein Pferd, welches alles schon kann und seinen Job im Leben gefunden hat? Ich bin ein braves Reitpferd. Aber die große Branche müsste schon klar sein. Will ich Volti, will ich Ausreit, will ich Distanz. Da brauche ich kein kleines Pony mir holen, weil er lieb ist, wenn ich Distanzritte gehen möchte. Da brauche ich schon wieder was Sportlicheres. Aber natürlich kann man immer sein Pferd, welches man hat, fördern, erst fördern und dann fordern und dann mit ihm diesen Job machen. Aber ich muss mir dessen sicher sein, was ich will und halt auch meine Grenzen kennen. Und das ist halt auch ein Hauptthema, die Überschätzung der Menschen. Sie wissen nicht, zu was sie eigentlich fähig sind und ab wann nicht mehr.

[SPEAKER 2]Und zu was sie dann auch nicht fähig sind. Es ist ja auch gut zu wissen, jeder für sich persönlich, was kann man nicht. Zum Beispiel ich kann ganz viele Dinge nicht, genau wie du ganz viele Dinge nicht kannst. Es ist immer wichtig zu wissen, wo ist quasi die Linie, ab wann auch eine Überforderung, die wir beim Anfang fast sind, eintreten kann.

[SPEAKER 1]Genau, also ich brauche mich jetzt nicht in ein Parcours stellen, weil ich bin keine Springreiterin. Und warum soll ich da jetzt ein Heel draus machen, das ist so und ich weiß die Grenze und das lasse ich die anderen machen. Ich mache die Basis so, reicht mir völlig aus.

[SPEAKER 2]Jetzt sieht man ja bei Vox, bei den Pferdeprofis immer nur einen Ausschnitt von der Arbeit mit den Pferden. Wie ist so der Weg von Problempferden? Ich glaube du siehst vorher nur ein Video und dann heißt es, okay, jetzt kommt der und der kommt jetzt zu mir, der Hannoveraner mit dem und dem Problem. Und dann wie näherst du dich dem Ganzen? Schaust du erstmal, lässt du erstmal auf den Paddock und guckst, wie verhält der sich, wie gehst du dran? Das ist ja ein völlig fremdes Pferd in dem Moment.

[SPEAKER 1]Ja, oh Gott, da muss ich einfach drüber nachdenken, weil ich das so natürlich und normal schon mache, dass ich es halt einfach mache. Also wir sehen die Videos und dann schauen wir, was da so los ist und dann habe ich schon so einen groben Ablaufplan in meinem Kopf, wenn ich dann so das Pferd…

[SPEAKER 2]Die grobe Bedienungsanleitung quasi, was muss jetzt gemacht werden?

[SPEAKER 1]Genau, die großen Trainingsschritte und die Bedienungsanleitung und den Menschen dazu ja auch, den analysiere ich ja auch immer dann direkt. Da ist es halt echt schon so gut drin, wenn man das ein Leben lang macht oder jetzt so intensiv wie eben wir Trainer, dann scannst du die Situation und weißt genau, was du da für Menschen vor dir hast. Das ist Phase. Ja, genau. Und dann kommen die halt bei uns an und dann ist erstmal für mich wichtig, dass der sich hier ein paar Tage akklimatisieren kann und mich als coolen Menschen da irgendwie kennenlernt, dass ich da mal Futter bringe, der mal den Hof zeigt, der ein bisschen spazieren mit mir geht, erstmal so eine kleine Quality-Time verbringe, aber auch schon natürlich ganz klar sage, dass ich hier am Strickende bin und das Sagen habe und nicht, dass… Die Front muss geklärt werden. Ja, und die kommen ja oftmals an, wo es halt das nicht ist. Das merkt man beim Führen. Du führst und das Pferd ist vorne weg, also jetzt entspannt, geht halt mit dir spazieren irgendwann und guckt nicht, was sagt eigentlich der da am Strickende. Also das kann man relativ schnell und freundlich und klar klären, dass die merken, okay, mit der ist nicht zu diskutieren. Das ist halt auch wichtig. Die Pferde müssen fühlen, dass es da keinen Diskussionsraum gibt. Die Grenzen, mein Rahmen oder der Rahmen des Pferdes, den gibt es und Punkt. Und jedes Mal, wenn er ausweicht, kommt halt kurz Stopp, das war zu viel. Und bei den Besitzern ist halt immer so viel Möglichkeit, um zu diskutieren. Jeden Tag neu, jeden Tag anders und das ist halt das Schöne hier, dass wir den Pferden das klar und fair und halt täglich sagen, was ihr Job ist und wo ihr Rahmen oder ihre Grenzen sind und dann fügen die sich dem halt total schnell. Und wir sind jeden Tag mit ihnen zu Gange. Wir haben sie jeden Tag am Strick, ein bis zweimal und das nehmen die dann auch sehr, sehr… Da sind die auch sehr froh drüber, weil sie dann schnell wissen, was ihr Job ist und dann fügen die sich ein und dann geht es relativ gut. Bisschen wie die Berufsschule hier. Ja, die Berufsschule ist auch geil. Genau. Ja, die KS-Berufsschule. Genau. Ja. Und daher, ja, weiß ich gar nicht. Also so würde ich das machen oder so mache ich das, aber ich denke da gar nicht drüber nach. Ich fühle ja, also ich fühle vor allem, was da los ist und dann gehe ich aufs Paddock und dann…

[SPEAKER 2]Fühlen wird ja häufig immer zusammen angebracht mit, was fühlst du im Sattel. Aber das ist ja ein Gefühl, was du von unten hast, wo du das Pferd siehst und sagst, okay, was für eine Energie herrscht hier eigentlich gerade.

[SPEAKER 1]Genau. Energie. Ganz, ganz wichtig. Wie ist der Ausdruck in den Augen? Manche sind halt leer und hohl, manche sind total klar und wach und dementsprechend sind auch die Probleme. Die Kravenzmänner, die hier kommen und denken, sie sind drei Meter groß und können jeden umschubsen, den sie wollen, das sehe ich dir direkt an. Da gibt es dann halt auch mal ein paar klarere Worte. Und bei denen, die halt so ein bisschen intro und verschreckt sind und ängstlich und die sich gucken, die muss ich aufbauen. Also ich muss genau gucken, welches Charaktertier habe ich vor mir und wie helfe ich es, wie helfe ich dem Pferd und wo hole ich es ab. Das ist halt auch ganz wichtig. Ich darf also auf keinen Fall und es stört mich immer so ein bisschen, wenn ich so andere beobachte, dass sie halt die Schablone einfach auf jedes Pferd setzen wollen. Schema F. Ja, Schema F. Am Ende ist es das wahrscheinlich, weil jedes Pferd soll sich brav reiten lassen, brav führen lassen, brav anbinden lassen. Aber der Weg dahin ist halt bei allen so ein bisschen unterschiedlich. Und bei denen, die halt mehr Hilfe brauchen, die musst du aufbauen, die darfst du nicht noch mehr in die Ecke drängeln und mit zu viel Souveränität und Strenge kommen. Die musst du wieder so ein bisschen Bauchkitzeln und die groß machen. Und dann trauen die sich wieder mehr, dann haben die wieder mehr Spaß, Motivation und dann verstehen die wieder, dann werden die offener im Kopf und dann verstehen die auch wieder mehr, was wir wollen. Wenn die so dicht sind, dann hören die nicht zu und dann kann keiner lernen. Wenn ein Kind gestresst ist und nicht zuhören kann, dann kann es auch nichts lernen, dann kann es noch so oft in die Schule gehen. Und das ist bei den Pferden genauso. Und die, die da so arrogant und machometisch herkommen und sagen, bam, geh weg du Mensch, ich will da das. Hier bin ich. Genau, die brauchen das. Und diese Nuancen, das fehlt mir manchmal im Pferdetraining. Da sehe ich halt, dass Pferde ungerecht behandelt werden. Also gar nicht nach ihren Möglichkeiten. Und ich will dieses Gefühl schulen der Besitzer, das Verständnis dann.

[SPEAKER 2]Aber das ist ja dann, und da kommen wir eigentlich zum zweiten Teil der Gleichung, nämlich Coaching des Menschen.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Ganz, ganz wichtig. Ja, wie, was wolltest du sagen?

[SPEAKER 2]Das ist ja ein unglaublich wichtiger Teil, weil es ist ja super, ich meine, du bist top ausgebildet, hast mega Erfahrung, machst das schon sehr, sehr lange. Aber dann das zu Hause mit dem Besitzer abzurufen, das ist ja nochmal was anderes.

[SPEAKER 1]Ja, und das ist halt auch eines meiner Hauptjobs eigentlich, dass ich den Pferden nicht helfe, sondern das Bewusstsein beim Besitzer schaffe. Ich möchte ihm sein Pferd erklären, den Charakter erklären und wie sein Pferd denkt. Und dann, nur so kann er ja auch, wenn keiner mehr da ist, um ihn zu unterstützen, dem Pferd zu Hause helfen. Und das ist immer wieder erschreckend, wie stumpf die Menschen sind, obwohl sie ja alles nur gut meinen und es lieb meinen mit ihrem Pferd, aber die reden aneinander vorbei. Und von daher muss ich halt versuchen, also bei mir ist ganz klare Ansage, du kommst so oft wie möglich zu mir, sonst nehme ich dein Pferd auch einfach nicht. Du musst genauso lernen wie dein Pferd, sogar so ein bisschen mehr. Wenn du dich irgendwo was falsch gemacht hättest, wärt ihr beide ja nicht an der Stelle. Klar, ein Pferd kann auch mit psychischen Vorerkrankungen, also schon vor Belastung, zu mir kommen und ich kann das Problem verschlimmern, es kann gleich bleiben oder ich kann es verbessern. Und das ist dann der Job des Besitzers, aber dafür muss man ja erstmal fühlen, was hier Phase ist. Und meist werden die Probleme verschlimmert. Und deswegen muss ich unbedingt die Besitzer coachen, ob jetzt am Boden oder eben vom Sattel aus. Und es ist eine wichtige Ansage, ihr müsst hier kommen, ihr könnt jeden Tag zugucken, ihr könnt jeden Tag hierher kommen. Es ist ja oft nicht möglich, natürlich, dann weit zu fahren und immer in den Stall zu uns zu kommen. Die kommen dann aber, das finde ich immer ganz toll, weil ich die direkt von Anfang an so darauf sensibilisiere, die kommen dann meist mehrere Tage bald, nehmen sich Urlaub, machen Freitag, Samstag, Sonntag, Montag und dann arbeitet man intensiv eben zweimal am Tag mit dem Pferd und dem Besitzer. Und ich rede und rede und rede und versuche dann also, dass da beim Besitzer was passiert.

[SPEAKER 2]Und merken das dann die Pferde auch sofort, okay, Körpersprache hat sich verändert, wir haben gerade über Energie gesprochen, das ist ein bisschen ein abstakter Begriff, aber die Energie hat sich verändert. Weil es ist ja auch ein bisschen ein Thema, wer ist eigentlich die Bezugsperson dann in dem Moment? Ist das so einfach dann in dieser, wir sprechen ja viel über Beziehung zwischen Mensch und Pferd, in der Beziehung eigentlich änderbar? Ja. Weil es ist ja schon viel, ja, ich will nicht sagen, das Kind in den Brunnen gefallen vielleicht schon, aber es ist ja vielleicht schon viel passiert in der gemeinsamen Beziehung.

[SPEAKER 1]Ja, und das ist halt das Geile bei Pferden, ich sage es immer wieder, die leben im Hier und Jetzt. So wie du jetzt heute um 13 Uhr zu deinem Pferdchen bist, so reagiert er. Das ist halt das Tolle, die sind nicht nachtragend, die diskutieren, also nee, diskutieren ist falsch, die sind nicht nachtragend, die lesen dich jetzt und reagieren jetzt. Und deswegen ist alles immer ab dem jetzigen Zeitpunkt veränderbar, immer. Sonst könnte man keine Tiere trainieren, auch die Hundeschulen würden nicht funktionieren, Intensivtraining von Pferden, das würde alles nicht gehen, wenn die Pferde, weil sie nicht so verkopft sind wie wir Menschen, weil die einfach so einfach sind. Ich sage halt immer auch bei Vorträgen oder Shows, ich muss euch leider, also auch wenn es sich blöd anhört, aber Pferde sind einfach dumm, so in Anhörungsstrichen, damit meine ich, die sind einfach gestrickt, die wollen jeden Tag überleben und darum geht es, Bedürfnisse befriedigen und überleben. Futter, Wasser, die Herde, ein Dach über dem Kopf, ein Baum zum unterstellen sozusagen und das halt jeden Tag einfach aufs Neue, die denken nicht nach, wie viele Varianten gibt es heute, wenn der Besitzer nachher kommt, mein Herrchen, wenn ich so mache, wenn ich ihm den Hintern zudrehe, wird der A, B, C oder D machen. Mal gucken, wie er heute so drauf ist. Das gibt es nicht und deswegen macht es das eigentlich auch einfach, Pferdetraining. Und wenn der Mensch, das ist ja, die kommen ja, gehen ja ganz viel mit Erha-Erlebnissen dann raus, wenn das der Mensch begriffen hat, dann ist das für total einfach in der Umsetzung und den Pferden auch, wenn es blöd sich auch wieder hier anhört, denen ist es egal, also wer da kommt. Natürlich kennen sie ihre Person, weil die bringt Futter und die krault und macht und tut, aber es kann jedes, jeder Mensch kann das Pferd an den Strick nehmen oder sich draufsetzen, das ist nochmal was anderes beim draufsetzen, weil man da einfach noch sensibler sein muss, aber am Strick geht jedes Pferd mit jedem mit, weil es halt so und dann ist der Mensch, der da gerade am Strick ist, der Ansager und das ist mega, mega leicht. Ich sag auch immer, meine Jungs sind zwar toll und glaube ich lieben mich abgöttisch, aber wenn ab morgen ein anderer kommt, der die Krauleinheiten macht und ihnen halten würde.

[SPEAKER 2]Dann ist das quasi so, oder?

[SPEAKER 1]Ja, dann ist das so. Die können gut ohne uns leben, aber sie brauchen klare Ansagen, jeden Tag neu und fair und Pferdetraining ist daher nicht schwer und es ist jeden Tag veränderbar. Du kannst jeden Tag einen neuen Trainingsimpuls setzen, ohne zehn Jahre aufzuarbeiten, wenn du jetzt ein zehnjähriges Pferd hast. Du kannst Muster rauskriegen, weil sie haben gelernt, bei Steigen fliegt der runter, also ich lasse ihn nicht mehr steigen, bis er das Steigen vergisst. Zack, biegen, Hinterhand ein bisschen aktivieren und den Hals auf Bein und dann schon früh genug, dass er nicht steigen kann und dann vergisst er irgendwann das Steigen oder die Freireiser, die werden mit Kapzaum geführt. Nach dem 20. Versuch hört er dann auf, sich freizureißen und nach dem 50. Spaziergang, nur am Kapzaum, werden die Bilder schwächer. Er darf sich daran nicht mehr so erinnern. Das sind die Muster, die wir trainieren müssen. Aber er würde immer jeden Tag, jedes Pferd reagiert, im Hier und Jetzt mit Ja oder Nein, geht oder geht nicht.

[SPEAKER 2]Weil das hätte ich jetzt auch gesagt. Ich hatte in meiner außerordentlich unerfolgreichen Reitkarriere…

[SPEAKER 1]Na komm, mach dich nicht so klein.

[SPEAKER 2]…hatte ich mal ein Pferd, das war ein Wallach, ein Holsteiner, der hat immer gemerkt, wo Ein- und Ausritt ist.

[SPEAKER 1]Ja, na klar.

[SPEAKER 2]Oder Eingang von einer Halle und hat dann immer gedacht, ey, wenn ich keinen Bock mehr habe, bleibe ich da einfach richtig dran kleben und fange irgendwann das Steigen an.

[SPEAKER 1]Ja, Klassiker.

[SPEAKER 2]Und das ist ein Klassiker, wo man dann einfach immer wieder dran arbeiten muss, bis, wie du sagst, dieses Bild einfach verloren geht. Richtig?

[SPEAKER 1]Ja, genau. Aber wie geht das Bild verloren, indem du drauf haust und da gewinnst? Wir wollen ja immer Spore und drauf hauen. Aber du musst einfach andere Komfort-Spots aktivieren in der Halle. Nämlich die gegenüberliegende Seite ist zum Beispiel immer die Seite, wo man absteigt. Also damit ja gar nicht diese Tür, die ja immer am Ende der Reitstunde positiv… Dass sie gar nicht assoziiert wird damit. Genau. Und schon hätte man dieses Thema relativ schnell abgewürgt, weil der würde immer in die gegenüberliegende Ecke versuchen, da eben zu parken. Aber durch den Eingang geht es ja immer rein und raus. Also das bleibt ja immer positiv. Du musst nur noch was anderes Positives mit einbauen. Und ganz wichtig, nicht emotional werden, wenn der steigt und macht und tut, sondern du machst es ihm da unangenehm. Da wird halt gearbeitet, ob jetzt die PF, wenn es eben ein nicht steigendes Pferd ist, sondern da wird richtig was gearbeitet. Und dann geht es in die Pause in die andere Ecke. Man bleibt auch oft immer in dieser Ecke stehen, um zu quatschen. Dieser Eingang-Ausgangsbereich ist immer eine Quatsch-Ecke. Das Pferd ist bedürfnisorientiert und ökosparmodell. Also die wollen immer die Energie möglichst…

[SPEAKER 2]Immer in den Snooze-Mode.

[SPEAKER 1]Für die Flucht. So blöd es klingt, aber die sind nun mal Fluchttier. Also wissen die, aha, wir quatschen da. Die quatschen da ja immer und es ist halt der Comfort-Spot geworden. Durch rein und raus oder quatschen. Da darf man halt an diesen Stellen nicht quatschen mit anderen Pferden und Reitern. Man muss die Ecke vermeiden, wenn die ein Problem darstellt. Und dann wird der sich auch nicht so wehren, weil der eine Idee hat, der will eigentlich in die andere Ecke. Und wenn denn die… Ich glaube, eine Ecke wird niemals zum Steigepunkt. Weil sie ist niemals so anziehend wie die Tür, die dann zum Koppel oder zur Box führt. Also man muss halt Psychologie anwenden. Man muss sich fragen, warum. Es geht nicht immer nur um Kräftemessen. Es geht nicht nur um raufhauen und um Sporereien.

[SPEAKER 2]Und das ist für viele ja kontraintuitiv.

[SPEAKER 1]Mega.

[SPEAKER 2]Da muss ich mich jetzt durchsetzen. Der muss jetzt lernen, das geht hier weiter. Und das kann gar nicht sein. Wie geht das, dass er jetzt anfängt, das zu steigen? Aber eigentlich muss es andersrum sein. Eigentlich musst du, wie du sagst, psychologisch denken, okay, der macht das ja nicht aus bösem Willen.

[SPEAKER 1]Nein, gar nicht.

[SPEAKER 2]Sondern einfach nur, weil irgendein Reiz gerade da war.

[SPEAKER 1]
Genau. Und du musst ihm halt Optionen geben für ein Verhalten. Also eine andere Option. Nämlich, wenn er weggeht und in die andere Ecke geht, da kriegt er eine Pause. Also am Anfang steigt man mal ab und hört auf. Also er braucht nur einen Topf mit mehreren Varianten von einem Verhalten und das kann man dann etablieren. Also man muss einfach denken und vor allem mal nachdenken. Und wir sind halt immer so herrisch. Aber ein normaler Reiter macht sowas natürlich nicht, weil die denken gar nicht darüber nach. Und wie du sagst, ein Pferd meint es nie böse. Es hat einfach gelernt, dann da durchzukommen. An der Stelle mit Steigen und dann kämpft man ja. Und warum die kämpfen und den Schmerz aushalten, den man ihnen dann antut. Also Schmerz, Gärte, Bein, Tock, Tock, Tock, Gärte, Gärte. Weil die halt so an ihrer Ruhe und Harmonie interessiert sind, als sich halt hier zu verausgaben, dass das so ins Fokus kommt und sie wissen, es wird gekämpft.

[SPEAKER 2]
Und die wollen ausbrechen aus der Situation.

[SPEAKER 1]
Ja, genau. Und wenn man sich auf keinen Kampf einlässt und dann alles positiv versucht zu beenden, wird auch keiner darüber nachdenken und geschweige denn machen. Aber du musst es weglächeln, wenn der da rumalbert und sagt, komm wir gehen raus. Und die meisten werden böse und aggro. Aber du sagst, komm, komm Alter, wir gehen mal in die andere Ecke, komm, schau mal da, machen was dir nett. Und da musst du nur Verhaltensweisen noch eröffnen, die es noch gibt und nicht mitkämpfen. Weil da steigern die sich rein. Ist das so ein bisschen verständlich?

[SPEAKER 2]
Das ist sehr verständlich. Also ich fand gerade, das mit der Halle ist ja total einleuchten. Man steigt immer ab am Ein- und Ausritt. Das wird dann connected mit, ah super, hier ist jetzt Arbeit zu Ende, jetzt ist Feierabend, jetzt kann ich wieder abchillen.

[SPEAKER 1]
Salopp gesagt. Genau, das wollen die ja eigentlich. Die wollen Ruhe. Klar, unsere Sportpferde haben auch ein Go und wollen ihre Energie rauslassen, vor allem wenn sie viel stehen. Aber das haben sie ja jetzt schon zehn Minuten lang. Reicht ja jetzt so, nach dem Motto. Genau, also sie wollen wissen, dann haben sie Feierabend.

[SPEAKER 2]
Gibt es bei dir gewisse Spezialitäten, auf die du besonders Lust hast oder ist jeder Fall, jeder Case individuell?

[SPEAKER 1]
Ja, jeder individuell. Immer. Aber das Schöne ist, am Ende können sie alle das Gleiche. Deshalb macht mir das so Spaß. Hier kommen die verrücktesten Pferde oder auch die unwissendsten. Ich habe ja auch hier Jungpferde im Training, die kommen von der Koppel. Die wissen gar nichts.

[SPEAKER 2]
Wo du dann anreiten sollst.

[SPEAKER 1]
Ja, genau. Die sollen wir einreiten und da lege ich immer großen Wert auf die vorhergehende Bodenarbeit und auch Handarbeit. Also Doppellonge, Lange, Langer Zügel, Handarbeit am Gebiss, also da am langen Zügel durch den Wald. Also die werden halt richtig, richtig stabil gemacht am Boden und dann ist das mit dem Reiter eigentlich eine Kleinigkeit. Und das ist halt so schön, weil am Ende sie halt alle das Gleiche können. Dann kann ich mir von meinen Pferden alle rauszerren und die können das am Ende. Egal wie der Grundcharakter ist, mit welchen Problemen sie gekommen sind. Das ist halt das Schöne an dem Training und wenn ich das schon weiß, bin ich halt total entspannt. Weil bei dem einen dauert es länger, bei dem anderen eben nicht so lang. Der eine kämpft mehr, der andere ist mehr stumpf und sagt, nö, will ich nicht, mache ich nicht. Oder geht so in sich, die muss ich motivieren. Aber am Ende machen sie es. Und das entspannt mich als Trainer und schon bin ich, was Pferde ja wollen, nicht emotional, nicht böse. Ich lache die aus, wenn die da rumalbern und sage, Mäuschen, wir stehen hier eine halbe Stunde. Am Ende wirst du das machen, was ich will. Weil er es dann verstanden hat und akzeptiert. Die meisten wissen es nicht und sind überfordert und rasten aus. Der Mensch macht mit und dann pusht sich das so hoch. Und ich stehe da und sage, komm, überleg mal, überleg mal. Und dann wird es so leicht und dann macht es halt Spaß. Wenn die Leichtigkeit kommt. Ja, ja. Und das ist so schade, dass der größte Teil der Pferdewelt das nicht macht und das nicht fühlt und nicht zulässt. Auch mal so zu denken. Die wollen immer nur, dass alles funktioniert. Das muss ja bam, bam, bam.

[SPEAKER 2]
Also man muss eigentlich das ganze Thema von der anderen Seite angucken, wie wir es ja gerade beschrieben haben.

[SPEAKER 1]
Ja, weil dann wird es leichter und beide haben mehr Spaß, weil die Pferde motivierter sind.

[SPEAKER 2]
Was war so der spannendste Fall oder der krasseste Fall, den du jemals hattest?

[SPEAKER 1]
Boah, da gibt es so viele. Das sind alles so kranke Seelen teilweise.

[SPEAKER 2]
Ist das so einer, der heraussticht oder wo du sagst, das war schon besonders?

[SPEAKER 1]
Ja, da kommt jetzt zum Beispiel einer in der nächsten Staffel. Da kann ich jetzt noch nicht so viel drüber reden, aber das ist ein Spanier, der jetzt, weil das jetzt so ein präsenter Fall ist, so ein krasser Fall. Der hat ein Geländeproblem und ist so ein Angstpatient. Und alle Pferde wirklich, alle, die irgendwie Angst haben und auch nicht gerne ins Gelände gehen, die kriege ich wirklich alle hin oder wir, wir kriegen die alle hin. Und das ist ein Pferd, der so kaputt ist durch sein Vorleben. Der kommt irgendwie aus Spanien, Italien und bla bla bla. Der hat schon einen Weg hinter sich. Da ging nichts mehr. Da hast du von bei jedem Tag von Null angefangen, diese Angst zu nehmen. Der ist mega guckig, will nicht vorwärts alleine, sobald ein Mensch vorläuft oder ein anderes Pferd. Oh, ich sag, nee, das sag ich nicht vor. Ich darf nur nicht das Endergebnis erzählen. Aber das war so halt ein krasses, krasses Pferd. Ich denke, was hat der erlebt? Was hat der erlebt, dass die so krass sind und sich so schwer darauf einlassen und die sind so blockiert, mit sich selber blockiert, in sich selber blockiert. Da kannst du als Mensch erzählen und lieb sein und nett sein und positiv agierend unterwegs sein. Die sind so kaputt. Und dann halt auch mein Pille zum Beispiel, mein Schwarzer, war auch ein krasser Fall. Der sollte ja eigentlich beim Schlachterland landen, weil er hat jemanden tatsächlich tödlich verletzt. Und natürlich am Boden. Und natürlich sagt da jeder Besitzer und jeder Steuerbesitzer, dieses Pferd geht bitte jetzt von meinem Hof. Und die Besitzerin, das war auch ein persönlicher Todesfall, die hat trotzdem den immer noch nicht abgeben wollen und hat halt jemanden gesucht. Und die hatte im Vorfeld, bevor dieser Unfall passierte, mich schon zwei, drei Mal kontaktiert, eben weil ihr Pferd so problematisch ist. Aber die wollte es nicht zu mir bringen. Und ich habe gesagt, so wie sich das anhört, brauche ich nicht einmal im Monat kommen und wir machen was auf deinem Reitplatz. Das ist ein Fall für eine engmaschige, ganztägige Betreuung. Ganztagsbetreuung. Ja. Und das mache ich halt nicht. Was soll ich da einmal hinfahren? Das muss hierher. Und dann ist dieser Unfall passiert und dann rief sie mich wieder an. Und das war natürlich eine ganz schlimme Geschichte. Und die weinte natürlich. Ich sage, okay, pass auf. Ich komme mal und gucke es mir an, bringe den Hänger mit. Und dann nehme ich den mit und wenn der nach drei Monaten, also ich gebe ihm drei Monate, wenn ich sehe, das ist irgendwie trainierbar oder handelbar und nicht gefährlich, dann kann er ja bleiben. Aber drei Monate gebe ich ihm. Und ohne makaber zu klingen, wir hatten im Nachbarort, das ist halt ein Schlachter, der macht alle Tiere. Und wenn ein Pferd gefährlich wird, dann mache ich da auch kein großes, dann hat ein Pferd, wer soll dieses Pferd halten?

[SPEAKER 2]
Dann geht es quasi nicht mehr.

[SPEAKER 1]
Und solche Pferde gibt es. Die sind einfach so krank. Entweder man hat irgendwo an der Nordsee eine Koppel, wo kein Mensch hin muss und kann. Da kann der Pferd sein. Aber das gibt es ja nicht mehr in unserer Welt. Überall muss man Pferde versorgen, Pferde raus und rein. Und wenn ein Pferd eine Gefahr für Menschen darstellt, ist da Ende. Und es kommt einfach ab und zu mal vor. Und das kann man auch einfach so sagen, weil es nicht schlimm ist. Weil es eher gefährlich ist. Und dann habe ich gesagt, okay, den kann ich ja immer noch ins Nachbardorf führen. Alles gut, ich probiere es. So über Naivität. Ach, kriege ich alles hin. Und dann bin ich auch hin und habe ihn angeschaut und dann, klar, der hat sich direkt losgerissen, der hat sich nicht führen lassen, der hat dann niemanden an sich ran gelassen, weil er wusste, mein Pille ist ein riesen Friesenmix, stämmig und groß ohne Ende. Ordentlich Kraft. Ja, Kraft und so ganz hoheitlich, guckt der, der hat so einen hohen Halsaufsatz, eine Brust wie so ein Kalter und dann guckt der dich halt an und du denkst so, okay, tschüss, ich gehe, ich drehe mich um und mach du deins. Ich will mich hier nicht einmischen in dein Plan. So einen Ausdruck hat der auch, so ganz souverän. Und dann anbinden ging nicht, anfassen ging nicht. Aber wie ich gerade sagte, jung und naiv, ich sag, komm, den nehme ich mit. Einfach weil ich da gebauchkitzelt war. War dann die Challenge. Und immer mit dem Wissen, wenn es hier zu krass wird, geht der weg. Und das wäre für den so oder so das Endziel gewesen, auch jetzt schon ohne mich. Und dann hab ich den mitgenommen und wie alle wissen, er ist ja immer noch bei mir. Also ich hab so drei Angriffe überlebt, da hab ich mich zum Glück verstecken können, so hinter Sprungstangen auf dem Reitplatz, weil der mich angegriffen hat am Boden. Weil der wollte sich halt nichts sagen lassen und das war ja auch ein Thema.

[SPEAKER 2]
Und hat der dann irgendwie vorne gehauen oder dich gebissen oder was war da?

[SPEAKER 1]
Genau, der kommt dann mit dem Kopf auf dich zu und das Maul auf und Ohr nach hinten, so ein schöner Angriff und dann will er dich halt beißen oder auch dreht dir dann den Hintern zu und haut dich. Und verfolgt dich auch mit Aushauen im Hinterbein, bis er halt genug hat. Also am Boden war der einfach dicht und hat gemerkt, der ist saustark, jeder weicht ihm aus. Und da hab ich halt, ich hab den auch ein halbes Jahr nur mit Hängeskette geführt, wegen seinem Freireißen, damit der einfach merkt, der muss die Bilder vergessen.

[SPEAKER 2]
Und das sind Bilder, die glaube ich dann sehr tief schon drin sind, ne? Ja. Im System.

[SPEAKER 1]
Ja, zu viel, zu viel, zu erfolgreich auch. Und der hat mich halt auch geerdet. Da dachte ich, jedes Pferd krieg ich hin, kein Ding. Aber wenn man dann immer wieder mal an so Pferde kommt, die einfach so krass sind, dann wirst du geerdet. Okay, jetzt musst du doch noch mal darüber nachdenken, was mach ich da, was ist hier Phase und kann man vielleicht doch nicht alles dominieren, wie wir Menschen das ja gerne tun wollen mit anderen Wesen. Und da gab’s eine geile Situation, der wollte sich freireißen. Ich führe den also Richtung Rheinplatz mit meinem Halfter und Hängeskette über die Nase und wir bleiben kurz stehen, um zu reden, weil ein Auto kam. Man quasselt kurz und ich merke schon, wie der anzieht und dann die Nase so langsam rummacht, um gleich loszuackern. Zwei Meter musste ich dann mitrennen und dann kam da ein Baum und da habe ich schnell den Strick um den Baum gewickelt. Also ich bin um den Baum gelaufen und dann hat das so gescheppert, weil der hat dann angefangen loszutraben und wollte halt weg. Und dann natürlich blieb der im Baum hängen und blieb stehen, guckte mich ganz verdammt an so, boah ist die stark. Also ab dem Tag war das nicht mehr.

[SPEAKER 2]
War quasi waffengleich.

[SPEAKER 1]
Ja, okay, alter Falter. Und dann haben wir uns einfach dahin so gekämpft, aber ohne Kampf, dass das jetzt mein wichtigstes Trainingspferd mit anderen Pferden geworden ist. Also Handpferde, Handpferdreiten, junge Pferde einreiten, als Pferd vorne weg mitlaufen. Also der ist ein ganz wichtiges Pferd jetzt hier in meinem Trainingsstall. Ich kann ein paar Sachen nicht machen, er will nicht longiert werden zum Beispiel. Aber der ist so groß und so stämmig, es macht ja eh keinen Sinn, dass Pferde im Kreis laufen müssen, also aus Pferdesicht. Ja, dann longiere ich den halt nicht. Der ist jeden Tag mit mir im Gelände und auf der Bahn, das ist doch okay. Also ich mache ein paar Dinge nicht und das ist so unsere Koexistenz. Er hat auch dann seit diesen drei, vier Angriffen nichts mehr gemacht. Putzen war immer noch schwierig, das hat ein Jahr gedauert, bis er jetzt wirklich ruhig am Anbinder steht und sich putzen lässt, ohne immer zu hauen und mit den Hintern so rumzudrehen. Also ihr habt euren gemeinsamen Weg gefunden quasi. Ja, und der ist jetzt ein ganz tolles Pferd. Ich kann jeden Menschen draufsetzen, da weiß ich, der ist da oben super safe. Nur am Boden, da lasse ich halt den niemanden holen, außer Nele und ich, also unser Team hier, ansonsten darf den keiner holen, eben damit diese Bilder nicht geweckt werden. Der darf nicht wieder erfahren, wie stark er eigentlich ist. Also das war auch nochmal so ein krasser Fall, neben den anderen vielen krassen Fällen.

[SPEAKER 2]
Aber das ist quasi ein Fall, den du ja dann auch täglich jetzt siehst, wo du ganz klar siehst, okay, was ist auch dann das Endresultat der Arbeit oder eher der Weg, auf den man sich begibt.

[SPEAKER 1]
Genau, und dass es immer eine Möglichkeit gibt, entweder durch das Training, durch den Umgang oder durch Besitzerwechsel. Also das wäre da einfach nicht, hätte nicht funktioniert. Der muss in andere Hände oder in den Himmel. Und das ist jetzt ein Fall, wo es halt funktioniert und bei vielen funktioniert es ja durch Besitzerwechsel. Weil einfach der, der am Strick ist oder oben drauf sitzt, der ist, der das Pferd dirigieren kann, der dem Pferd Grenzen zeigen kann, der das Pferd aber auch motivieren kann. Ich will nicht immer nur über Grenzen hier reden. Es geht ja auch darum, ein Pferd aus der Reserve zu locken und zu motivieren, dass es Bock hat auf die Arbeit mit uns Menschen. Dass diese Kommunikation entsteht, dass man so eine Freundschaft entwickelt durch die tägliche Arbeit. Das ist auch schwierig, auch eine Challenge für jeden Besitzer. Total. Wie kriege ich denn meine Freude transportiert zum und in das Pferd und meine, hey komm, wir haben jetzt Bock hier, machen wir das und das und das Pferd so, oh nee, kein Bock. Also die Motivation ist auch nochmal die andere Seite im Pferdetraining. Außer die Grenzsetzung, um mal nicht nur negativ hier zu reden.

[SPEAKER 2]
Wunderbar. Am Ende eines jeden WeHouse Podcast, Katja.

[SPEAKER 1]
Hä, wir sind schon am Ende?

[SPEAKER 2]
Möchtest du noch weiter?

[SPEAKER 1]
Wir haben so viel noch zu reden, dann machen wir nochmal ein andermal.

[SPEAKER 2]
Wir können ja mal rumreden, über was möchtest du denn noch gerne sprechen.

[SPEAKER 1]
Nein, ach, ich dachte jetzt, jetzt kommen hier noch viel mehr Fragen und nicht nur über Pferde.

[SPEAKER 2]
Ja, das stimmt, dann machen wir ein Podcast Teil 2.

[SPEAKER 1]
Ja, genau. Nein, alles gut, wir sind ja hier im Pferdethema, bei WeHouse.

[SPEAKER 2]
Und du kennst ja unsere Podcasts und dann weißt du vielleicht auch, dass natürlich die Fragen noch nicht zu Ende sind, sondern es kommen die vier WeHouse Podcast Fragen noch.

[SPEAKER 1]
Oh, das weiß ich nicht.

[SPEAKER 2]
Die Bühne ja jedem Podcast Gast baut, jetzt auch dir.

[SPEAKER 1]
Da hättest du mich aber drauf vorbereiten können.

[SPEAKER 2]
Ich bin mir sicher, dass du das gerade so bekommst.

[SPEAKER 1]
Okay.

[SPEAKER 2]
Frage Nummer eins. Hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 1]
Ein Motto, nach dem ich lebe. Ja, nimm dich nicht selber so ernst, dann lebst du auf jeden Fall auch schon mal ein bisschen leichter. Und vor allem, mach dir das Leben schön, nimm dir schöne Momente und trenn dich schnellstens von schlechten Dingen und trag sie nicht so lange in deinem Kopf, auch diese schlechten Gedanken. Die muss man wegwerfen, auch wenn man Fehler gemacht hat, schlechte Sachen gemacht hat. Neu sich sammeln, weitergehen, weil das Leben geht weiter und so schnell. Du musst im Hier und Jetzt leben, wie die Pferde auch. Genau. Und dann hast du mehr Freude, Motivation und Spaß. Also möglichst alles Schlechte, möglichst schnell verbannen und sich selber nicht so wichtig nehmen.

[SPEAKER 2]
Sehr gut. Dann Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich vielleicht auch gerade im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?

[SPEAKER 1]
Boah, das waren so viele. Ich habe mein Wissen von überall. Aber klar, die halt in aller Munde sind. Mein Lehrer war am Anfang auch Pat Ferelli, so im Horsemanship.

[SPEAKER 2]
Natural Horsemanship.

[SPEAKER 1]
Genau, ganz groß. Und dann eben seine Trainer, die im Namen Pat Ferellis arbeiten und der trotzdem wieder irgendwie was anderes macht. Bei Silke Wallentin habe ich damals ganz viel gelernt.

[SPEAKER 2]
Ferelli, Instruktorin.

[SPEAKER 1]
Genau. Die ist ja auch ganz großartig in der Freiarbeit und Handarbeit eben parallel zu tun. Dann bei Herrn Hinrichs. Da habe ich ganz viel über klassische Reiterei gelernt und habe da ja auch bei ihm gearbeitet. Das war auf jeden Fall eine harte Schule. Das glaube ich. Das ist ja wirklich eine sehr starke Persönlichkeit. Das ist wirklich barock. Der lebt dieses Barock und der arbeitet auch so im Sinne der Pferde. Da habe ich schon… Echter Horseman. Ja, da bin ich oft weinend vom Pferd gestiegen. Der war so streng und ist so streng. Aber man nimmt halt das alles mit. Und auch Peter Kreinberg ist eine ganz große Größe. Da habe ich auch mir viel abgeschaut. Und so kann ich weiter aufzählen. Ich war in Costa Rica bei einer Instruktorin, bei der Alejandra González und habe da knappe zwei Monate auch gelebt und gelernt, weil sie verbindet Horsemanship und Dressurreiten auf hohem Niveau. Und das war auch großartig.

[SPEAKER 2]
Also hast du von überall quasi das Scheibchen abgeschnitten.

[SPEAKER 1]
Ja, das mache ich auch heute noch, weil man lernt ja eh nie aus. Das ist ja eine neverending Lernkurve und Story. Von daher immer alles sich anschauen, überlegen und machen. Selber ausprobieren ist auch wichtig. Wir haben eine dritte Frage.

[SPEAKER 2]
Du wirkst sehr konzentriert, das ist auch wichtig. Jetzt kommt die nächste Frage. Sehr gut. Also, wenn du Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es? Eine Sache. Eine einzige?

[SPEAKER 1]
Eine Sache. Ich würde aber jetzt so gerne wieder viel reden. Ich darf nicht reden, nur erklären.

[SPEAKER 2]
Du kannst auch erklären, aber es ist eine Sache, die du erklären darfst.

[SPEAKER 1]
Eine Sache. Ich muss mich jetzt entscheiden für eine. Du musst dich jetzt entscheiden. Wir machen ja nochmal einen Podcast, da kann ich ja eine andere Sache sagen.

[SPEAKER 2]
Du kannst beim nächsten Mal, sagst du dann das andere. Heute ist das erste dran. Eine Sache.

[SPEAKER 1]
Ja, es sind ja immer diese Floskeln. Brauche ich jetzt hier nicht sagen, mehr im Sinne der Pferde und Grundverständnis.

[SPEAKER 2]
Wir haben auch keinen Phrasenschwein hier, wo du dann fünf Euro reinschmeißen musst.

[SPEAKER 1]
Okay, gut. Haben wir nicht. Haben wir nicht. Aber dann ist es vielleicht einfach, es fällt und steigt mit dem eigenen Körper. Egal, ob beim Reiten oder am Boden. Man ist mit seinem Pferd beschäftigt so sehr und macht dabei Fehler und missverständliche Bewegungen oder Hilfegebung, dass der Mensch sich viel mehr mit seinem eigenen Körper auseinandersetzen muss und sich seinem Körper bewusst sein muss. Das ist so ein Kauderwelsch oftmals, dass die Pferde gar nicht anhand der Körpersprache lesen können, was ihr Job ist oder was sie machen sollen. Und beim Reiten merken wir gar nicht, wo ist links, wo ist rechts, wo ist unten und wo ist oben. Also Schenkel rechts und Zügel links können nicht voneinander getrennt werden oder können nicht differenziert benutzt werden, weil der Reiter gar nicht weiß, was ich eigentlich gerade mache. Also Körperschulung, Körperbewusstsein schaffen. Das geht halt viel durch alternative Übungen wie Yoga und Sporttreiben sowieso. Aber auf dem Pferd beim Reiten sich viel mehr bewusst werden über den eigenen Körper. Dann kann man auch fairer reiten und deutlicher. Und reiten wird wirklich leicht, weil man braucht minimale Hilfen da oben eigentlich. Und am Boden halt auch sich erstmal bewusst werden, wo laufe ich hin, wo stehe ich, wo ist mein rechter Arm, was macht mein Kopf unabhängig von meinen Fußspitzen, wo dreht sich gerade mein Bauchnabel hin, wo ist oben, wo ist unten. Also das ist glaube ich ein ganz zentraler Punkt, egal ob beim Reiten oder am Boden, dass da so viele Missverständnisse entstehen. Und gar nicht, weil der gaulblöd ist, sondern weil der es gar nicht versteht oder überfordert ist. Und dann rasten die halt auch mal aus. Zu Recht. Du wärst eine Kommunikationwidersetzerin. Ja, genau.

[SPEAKER 2]
Also achtet auf euren Körper in jeglicher Hinsicht.

[SPEAKER 1]
Und halt da hilft nur Coaching von außen. Man muss irgendwo hin, wo die Leute einen sagen, was man gerade macht, was man halt falsch macht. So selber merkt man das so schwer. Oder filmen.

[SPEAKER 2]
Genau, das ist auch einfach mal sich selber filmen, das hilft schon mal.

[SPEAKER 1]
Ja, auch beim Boden. Nicht immer nur die tollen Reitlektionen. Auch mal einfach, wenn ich mein Pferd longiere.

[SPEAKER 2]
Und geht ja mit dem iPhone oder dem Handy total einfach.

[SPEAKER 1]
Ja, jeder hat ja jetzt mittlerweile so ein blödes Pivo oder halt diesen Klammeraffen fürs Handy. Stellst es da hin, guckst vorher durchs Handy und markierst dir mit einer Stange, bis wohin der filmt. Und dann bleibst du in dem Raum und dann guckt man sich das abends an. Und macht am nächsten Tag nochmal die Übung, aber bewusster.

[SPEAKER 2]
Wunderbar. Und dann zum Abschluss, liebe Katja, vervollständige diesen Satz. Pferde sind für mich.

[SPEAKER 1]
Pferde sind für mich. Pferde sind für mich. Ja, einfach die tollsten Mitmenschen.

[SPEAKER 2]
Das habe ich noch nie gehört im Podcast. Sehr gut. Cool. Die tollsten Mitmenschen. Sehr schön.

[SPEAKER 1]
Ja, weil mit denen ist einfach alles so schön und entspannt. Und die wollen einfach klare Ansagen. Sind nicht eifersüchtig, sind nicht böse, nehmen dir nichts böse. Da kannst du nichts Falsches sagen. Die nehmen dich, wie du bist und antworten. Deswegen mache ich das so gerne.

[SPEAKER 2]
Sehr schön. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Gut. Es hat richtig Spaß gemacht. Und schön, dass du da warst. Danke schön, Katja.

[SPEAKER 1]
Danke, dass du da warst in meiner alten Stallgasse hier, in meinem historischen, nicht ganz in meinem, aber im historischen Reitstall. Ja, vielen Dank. Tschau. Tschüss, bis bald.

[SPEAKER 2]
Das war die aktuelle Folge. Schön, dass du mit dabei warst. Lass gerne eine 5 Sterne Bewertung da und folge uns auf Spotify, Apple Podcast oder wo auch immer du Podcasts hörst. Bis bald.

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