#Interview mit der „Anwältin der Pferde“ Ulrike Thiel zum Dressursport: Ungesundes Spektakel
In dieser Folge sprechen wir mit Ulrike Thiel, einer engagierten Wissenschaftlerin und Aktivistin, die sich als Anwältin der Pferde bezeichnet. Dr. Ulrike Thiel ist Psychologin, Reittherapeutin, Richterin und erfolgreiche Buchautorin. In ihrem Institut HippoCampus bildet sie Pferde, Reiter und Equitherapeuten nach klassischen Grundsätzen aus.
Ulrike teilt mit uns ihre kritischen Ansichten zum Dressursport und den aktuellen Praktiken. Sie spricht über die Herausforderungen durch Korruption in den Verbänden, den Fokus auf Spektakel statt Harmonie und die Veränderungen in der Ausbildung der Pferde. Wir erkunden gemeinsam, was es braucht, damit der Dressursport wieder pferdegerecht wird, und ob das überhaupt möglich ist. Ein spannendes Gespräch für alle, die sich für eine ethische und faire Behandlung von Pferden interessieren.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 1]
[00:00:01-00:00:12]
Heute die als Anwältin der Pferde bekannt gewordene Kritikerin des internationalen Dressursports Ulrike Thiel.
[SPEAKER 2]
[00:00:12-00:00:45]
Und dann hat die Frau Witthages etwas gesagt, was glaube ich damals sehr viel verändert hat. Sie hat gesagt... this horse was more spectacular. Dieses Pferd ist spektakulär gegangen. Und das war irgendwie auch sein Wendepunkt. Das plötzlich spektakulär, was vorher nie vorgekommen ist in den Beschreibungen von Qualität einer Dressurprüfung, dass das plötzlich im Vordergrund gestanden ist. Herzlich willkommen beim Wehorse Podcast mit Christian Kröber.
[SPEAKER 1]
[00:00:47-00:02:42]
Der WeHorse-Podcast ist ja immer auch ein Ort, wo wir verschiedenen Stimmen aus dem Pferdesport eine Bühne geben. Heute ist Ulrike Thiel zu Gast. Sie ist eine starke Kritikerin des aktuellen Dressursports, die selber promovierte Psychologin, Sportlehrerin, Reittherapeutin und ehemalige Richterin. Mit ihrer Kritik wollen wir uns heute auseinandersetzen, auch verstehen, was sie antreibt, insbesondere auf Social Media. und auch was Lösungsansätze sein können, um nicht zu sagen, es gibt gar keinen Spitzensport mehr, sondern wie kann er ganz konkret in der Zukunft aussehen, um sich auch mit dieser Kritik auseinanderzusetzen. Wir selber hier bei WeHouse nehmen natürlich auch die Kritik am Sport, insbesondere im gehobenen Bereich, wahr. Das ist einer der Gründe, warum wir den WeHouse Courage Award aus der Taufe gehoben haben. um Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die Brücken bauen, zwischen Disziplinen, zwischen Ausbildungsweisen, zwischen Denkrichtungen und nicht Gräben weiter vertiefen, sondern verbinden. Das ist die Essenz dieses Awards. In diesem Jahr wird der Award auf dem Hamburger Derby verliehen, unsere Heimatstadt sozusagen, sonntags in einer Pause des Derbys um ca. 15.45 Uhr und wir freuen uns, so viele wie möglich von euch dort zu treffen. Weitere Infos gibt es unter wehorse.com slash award. Das Ganze im Übrigen ermöglicht, auch in diesem Jahr durch fantastische Partner, die wir gewinnen konnten, um ein wirklich großartiges Preisgeld zu erzielen, das zu 100% für diesen Zweck gespendet wird. Also, soviel dazu. Schaut gerne vorbei unter wehorse.com/award. Und jetzt das Gespräch mit Ulrike Thiel. Hallo hier im Podcast, Dr. Ulrike Thiel. Hallo Frau Thiel.
[SPEAKER 2]
[00:02:45-00:02:45]
Guten Tag.
[SPEAKER 1]
[00:02:45-00:03:04]
Schön, dass Sie bei uns sind. Sie selber bezeichnen sich auf Social Media als die Anwältin der Pferde. Wenn wir einmal in dem Bild bleiben und wenn Sie auf den Zustand des Pferdesports 2025 schauen, wie fällt Ihr als selbsternannte Anwältin der Pferde Ihr Bild aus?
[SPEAKER 2]
[00:03:07-00:04:54]
Ja, diesen Titel habe ich mir eigentlich nur deshalb verliehen, weil man im Netz irgendeinen Spitznamen haben muss, wenn man auf YouTube oder in anderen Medien mal was von sich gibt. Aber es bildet ungefähr das ab, was ich halt versuche. Ich habe mir das letzte Jahr und dieses Jahr ziemlich genau angeschaut und beobachte ja den Top-Sport jetzt schon seit über 20, 30 Jahren. Und ich muss sagen, es ist in den letzten zwei Jahren wirklich immer schlimmer geworden. Vor allem habe ich mich auf den Dressursport spezialisiert, weil mir der besonders am Herzen liegt. Und da entsetzt mich ehrlich gesagt sehr, dass wirklich die Weltbesten oder die meisten der Weltbesten im Viereck beim Abreiten und man kann dann auch schließen im Training, eigentlich nicht pferdegerecht arbeiten und auch nicht so arbeiten, wie das eigentlich den Richtlinien entsprechen würde. Und das ist halt wahnsinnig schade, weil Tierschutzaktivisten sehen das dann und dann wird gefordert, dass überhaupt Reiten abgeschafft werden sollte aus deren Standpunkt, wobei ich halt finde, dass das wäre sehr, sehr schade, weil man könnte das Ganze sogar im Spitzensport so machen, dass es den Pferden auch gut geht.
[SPEAKER 1]
[00:04:56-00:05:11]
Kommen wir sicherlich gleich noch drauf, was das auch heißt und wie die Kritik auch außerhalb der Pferdeszene wirkt. Sie haben gerade gesagt, dass sich das in den letzten zwei Jahren noch einmal verschärft hat, die Situation. Warum aus Ihrer Sicht hat es sich verschärft? Warum gerade zwei Jahre?
[SPEAKER 2]
[00:05:13-00:07:37]
Ich fange schon etwas früher an, ich beobachte das ja schon seit den 90er Jahren, wo dann so langsam diese Überzeugungsreiterei unter dem Namen Rollkur oder LDR, Low Deep and Round oder mit welchem Namen auch immer, so sukzessive immer mehr in den Sport eingedrungen ist. Und im Moment ist beinahe keiner der Top-Reiter, der diese Methode nicht anwendet. Auch wenn es Ihnen gelingt, im Viereck das Pferd so zu reiten, dass manchmal sogar die Nase vor der Senkrechten ist, sieht man an den Bewegungsmustern der Pferde, dass das nicht auf korrekte Art und Weise erreicht wurde, sondern nur mit Spannung. Und sieht man auch natürlich an den Schmerzäußerungen und dem Konfliktverhalten der Pferde, dass es ihnen dabei nicht gut geht. Und während zum Beispiel ganz zu Beginn der Rollkurreiterei vor allem aufgerollt wurde und auch noch einige andere unfaire Arten und Weisen angewendet wurden, um diese Bewegungsmuster, die spektakulär sind, zu erzeugen, sieht man jetzt immer mehr, dass auch Kandare und Trense und das gesamte Reithalster so angelegt werden, dass noch mehr Druck ausgeübt wird, noch mehr Schmerzen dem Pferd zubereitet werden. Das hat sich gerade in den letzten zwei, drei Jahren noch mehr verschlechtert. Und was sich halt noch mehr verschlechtert hat, ist, dass Kritik auch kaum angenommen wird und dass man das Gefühl hat, dass die FIA oder auch die nationalen Verbände versuchen, alles schön zu reden und jeder, der Kritik übt, wird verletzt. diskreditiert oder quasi als Spinner abgetan und das finde ich sehr, sehr schade. Ich bin ja nur ein kleines Licht unter den Kritikern, aber das sind natürlich auch Wissenschaftler, die noch immer im Pferdebereich tätig sind als Wissenschaftler und auch ehemalige Richter und Reiter und Ausbilder, die das auch sehen und sich auch immer wieder äußern. Aber ja, es passiert nicht viel.
[SPEAKER 1]
[00:07:37-00:07:50]
Nun sprechen Sie die letzten zwei Jahre an und die Entwicklung, die dahinter liegt, die ist ja länger. Das Thema Rollkur als Begriff ist ja so vor circa 15 Jahren das erste Mal aufgetaucht.
[SPEAKER 2]
[00:07:50-00:08:04]
Das hat der Herr Professor Heinz Mayer in einem Artikel in St. Georg geschrieben, wo das damals so Begonnen hat, salonfähig zu werden, weil vorher war die Methode ja verpönt.
[SPEAKER 1]
[00:08:04-00:08:43]
Und mein Blick auf die Dinge, wenn ich jetzt schaue, ist sie auch bis weiterhin verpönt? Das Wort Rollco ist ja fast schon ein Schimpfwort. Und es ist dann sicherlich auch durch Reiterinnen und Reiter aus den Niederlanden recht stark in den internationalen Ressortsport gekommen. Der Fall Totilas, da wird dann auch viel immer rund um Rollkur gesprochen. Aber wenn man das jetzt mal schaut in die Entwicklung der letzten Jahre, Wenn man wahrscheinlich mit den internationalen Ressortreitern sprechen würde, würden alle sagen, Rollkur, das lehnen wir zu 100% ab und das wollen wir nicht.
[SPEAKER 2]
[00:08:43-00:08:51]
Sie sagen aber... Ich spreche von Überzeugungsreiterei und das ist auch ein sehr neutraler Begriff dafür.
[SPEAKER 1]
[00:08:51-00:08:58]
Beschreiben Sie vielleicht einmal die Überzeugungsreiterei aus Ihrer Sicht, was das genau bedeutet.
[SPEAKER 2]
[00:08:59-00:10:27]
Das bedeutet, dass man das Pferd nicht von hinten nach vorne über den Rücken reitet, indem die Oberlinie sich dehnt und das Pferd Anlehnung am Gebiss suchen kann, sondern indem man den Hals verkürzt, den Rücken versteift und das Pferd eigentlich immer hinterm Zügel reitet. Und zwar mit Absicht. Und hinter dem Zügel geritten werden, hat ja inzwischen auch die Wissenschaft schon gezeigt, ist für das Pferd sowieso nicht gut, egal ob man es nicht schafft, es vor, es in Dehnung zu bringen oder ob man das absichtlich macht. Es führt dazu, dass man... durch die Versteifung im Widerriss und im Rücken das Pferd dazu bringen kann, dass es die Vorderbeine extrem anzieht und dann wirklich spektakulär läuft. Das heißt, man erzeugt quasi künstlich ein Spannungsreiten, was man früher als Spannungstrapp bezeichnet hat und eher abgewertet hat. Das wird dann auf die Art und Weise eigentlich künstlich erzeugt. Das kann man bei den Teuchern, also bei diesen typischen holländischen Pferden sehen, die angespannt gehen und dann die Vorderbeine so hochziehen. Bei anderen Rassen auch, wo das offensichtlich diskutiert wird und das geht bis zum Big Lick.
[SPEAKER 1]
[00:10:27-00:10:30]
Die auch so gezüchtet wurden über Jahrhunderte.
[SPEAKER 2]
[00:10:32-00:12:59]
Aber das scheint Menschen zu faszinieren, wenn ein Pferd so läuft. Also schon über die Jahrhunderte offensichtlich. Und das haben sich dann die Überzeugungsreiter der ersten Stunde irgendwie herausgepickt und immer besser, aus ihrer Sicht, perfektioniert natürlich. Und es war halt insofern auch traurig, ich habe das ja in Holland verfolgt, wo das wirklich auch propagiert wurde und wird. Und auch als Pferdeschonen verkauft. Und es wurde sogar gesagt, man würde dann dem Pferd jeden einzelnen Wirbel während des Reitens massieren, was ja völlig schwachsinnig ist. Was ich schade gefunden habe, weil ja immer so ein Konkurrenzkampf besteht international, dass man in Deutschland in der Pferdepresse eigentlich am Anfang sehr, sehr kritisch der ganzen Sache gegenübergestanden ist und sich da auch geäußert hat. Also im St. Georg gab es da Artikel, in diversen anderen Pferdezeitschriften auch. Aber Nachdem dann immer mehr deutsche Reiter es auch angewandt haben und damit gesiegt haben, hat sich auch in Deutschland irgendwie das Bild darauf verändert und auch in vielen anderen Ländern. Und es wird, glaube ich, nicht mehr gesehen, was es dem Pferd antut, weil es also wirklich spektakulär aussieht, nicht? Und das finde ich halt so schade, weil ich glaube, dass die meisten Leute, die dann im Stadion stehen und dem zujubeln, auch nicht mehr sehen können, weil man heute auch beinahe nicht mehr weiß, wie es richtig ausschauen würde. Also es gibt, glaube ich, auch nicht mehr so viele Reiter oder Ausbildner, die noch immer wissen, wie eigentlich ein gut gehendes Pferd aussieht. Das schaut nicht spektakulär aus, das ist eher Fahrt, wenn es gut geritten wird. Also wir, die die klassische Dressur lieben, uns gefällt das, wenn wir das sehen. Weil das eben locker flockig geht, das Pferd sich wohl fühlt und man eigentlich eher schaut, ob die Harmonie da ist. Aber das Publikum heute godiert, glaube ich eher das extrem Spektakuläre.
[SPEAKER 1]
[00:12:59-00:13:44]
Nun gibt es auf der einen Seite das Publikum, auf der anderen Seite gibt es Richter und Verbände. Das ist ja am Ende das Turnier oder der Wettkampf, in dem sich dann die Dressurreiter befinden, ist ja auch nur die Spitze auf dem Eisberg oder die Kirsche auf der Torte des Trainings, was zu Hause passiert. Sie haben ja gerade gesagt, dass aus Ihrer Sicht auch das willentlich und wissentlich passiert und trotz guter Motive anders gehandhabt wird. Gehen Sie davon aus, dass die führenden Dressurreiter, die wir haben in Deutschland und auch international, also ganz wissentlich und willentlich nicht mehr nach den klassischen Grundsätzen reiten?
[SPEAKER 2]
[00:13:45-00:15:37]
Ja, das denke ich wirklich. weil es einfach Punkte bringt. Ich glaube, dass heute würde jemand, der noch wirklich genau nach den Richtlinien reiten würde, der würde kein Heferl mehr gewinnen. Schauen Sie sich eine Prüfung heute an. Da wird kein normaler versammelter Trab mehr geritten. Die Pferde rennen durch die Gegend. Es wird keine Ecke mehr korrekt geritten. Die Pferde sind nicht mehr wirklich gebogen und treten diagonal unter das Reitergewicht. Und die meisten Pferde sind einfach nicht über den Rücken, weil sie so überspannt sind, dass sie eigentlich, wie gesagt, nur mehr Spannungsbänke zeigen. Und Das schaut nicht so spektakulär aus. Also eine Traversale, wenn die korrekt geritten wird, da ziehen die Pferde die Beine nicht so an und setzen es so auf die Seite, so ganz extrem, wie das im Moment eben so gerne gezeigt wird. Das ausgestreckte Trab, da sollte das Pferd sich quasi im Rahmen verlängern. und die Hinterbeine drunter bringen und sich wegstoßen. Schauen Sie sich heute einen ausgestreckten Trab an, die Pferde machen keinen Raum mehr, aber sie strampeln vorn. Also das Wort strampeln mag ich nicht, weil es ein Pferd diskreditiert und die können eigentlich nichts dafür. Aber es ist leider so, also wenn man sich da zum Beispiel zwei Videos übereinander legen würde, von einem Pferd, das einen korrekten ausgestreckten Trab geht, ohne vorne zu überagieren, Das drückt sich weg und macht mehr Raum. Ein Pferd, wie es heute viele Punkte bekommt, macht gar nicht so viel Raumgriff.
[SPEAKER 1]
[00:15:37-00:16:14]
Sie selber waren auch als Ressortrichterin tätig. Sie leben seit vielen Jahren in den Niederlanden und haben dort auch ein Institut gegründet. Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen als Richterin? Wenn man ihrer Position folgt, müssten ja eigentlich die Richter, die ja übersetzt die Regelhüter sind, zumindest in dem Moment, wo das Pferd im Viag ist, auch der klassischen Reitlehre und der Ausbildung von Pferden, müssten ja sagen, naja, das sind Pferde oder Paare, die dann weniger Punkte bekommen. Wie schauen Sie auf die Rolle der Richter?
[SPEAKER 2]
[00:16:16-00:16:51]
Ja, also ich habe das ja natürlich auch am eigenen Leib und mit sehr vielen Freunden und Bekannten erlebt, so die Entwicklung in den Niederlanden. Ob das in Deutschland auch so gegangen ist, kann ich nicht sagen, weil mir da so der Überblick fehlt. Aber wir haben schon erlebt als Richter, dass wir immer mehr angehalten wurden, eigentlich die Methode, die jetzt in Holland en vogue war, im Ring, also im Viereck, dann auch zu fördern.
[SPEAKER 1]
[00:16:51-00:16:53]
Aber angehalten von wem?
[SPEAKER 2]
[00:16:53-00:17:42]
Also bei den Schulungen wurden wir da immer wieder belehrt. Und dann kam sogar der Moment, weil es natürlich auch etliche kritische Richter gegeben hat, wo man ein Papier unterschreiben musste, dass man sich öffentlich nicht mehr kritisch zum Pferdesport äußern dürfe. Da haben dann sehr viele Richter, so wie ich auch, unsere Richtererlaubnis, unsere Lizenz niedergelegt. Es wurden dann auch, auch international hat man das gesehen, einige wirklich Top-Richter, auch O-Richter, wurden plötzlich nicht mehr eingeladen, die wurden dann abgeschoben. Ich habe selbst mit Kollegen gesprochen, die zum Beispiel bei Indoor Brabant immer als... eingesetzt wurden.
[SPEAKER 1]
[00:17:42-00:17:51]
Dem großen Hallenturnier in Zertogenbosch, eine der größten Hallenturniere Europas und das Top-Indoor-Event in den Niederlanden.
[SPEAKER 2]
[00:17:51-00:19:21]
Genau. Da war ich natürlich auch früher immer dabei, weil das wirklich sehr schön war. Da war es dann so, dass mir auch Kollegen gesagt haben, die dort als Steward eingesetzt waren, wenn sie dort wirklich eingeschritten hätten, was sie häufig gerne gemacht hätten, hätten sie nirgends mehr richten können. Also da wurde schon von dem ganzen Netzwerk, das da dranhängt, also sehr, sehr viel in die Richtung gearbeitet und man hat das auch bei den Global Research Foren gemerkt, da war ich auch eine Zeit lang immer dabei und habe mir das angehört und versucht auch mitzudiskutieren. Also ich weiß noch, wie Frau Wittages dann Chefrichterin geworden ist. Da gab es damals noch ganz, ganz viele Diskussionen darüber, dass bei einer Kür im World Cup damals ein Pferd gewonnen hatte. das wirklich Spannungen gezeigt hatte und das offensichtlich eben auch so trainiert wurde. Und man hat sich da gemeinsam die drei bestplatzierten Ritte angeschaut und die meisten im Publikum haben dann gesagt, ja, also wir hätten eigentlich zwei und drei vorne gehabt und beim ersten wüssten wir eigentlich nicht so genau, wo wir den gehabt hätten. Und dann hat die Frau Wittages etwas gesagt, was, glaube ich, damals sehr viel verändert hat. Sie hat gesagt, was Also übersetzt, das Pferd war spektakulär.
[SPEAKER 1]
[00:19:21-00:19:26]
Das Pferd ist spektakulär gegangen.
[SPEAKER 2]
[00:19:26-00:20:36]
Und das war irgendwie auch sein Wendepunkt, glaube ich. Also zumindest mir ist das damals so erschienen, dass plötzlich spektakulär, was vorher nie vorgekommen ist in den Beschreibungen von Qualität einer Dressurprüfung, dass das plötzlich im Vordergrund gestanden ist. Es sind damals gerade die Richtlinien für die Richter neu geschrieben worden. Das hat unter anderem der Herr Moritz getan. Und er hat sich damals auch sehr bemüht, das besonders gut zu verworten und so weiter. Und man hat aber dann schon immer mehr gemerkt, also die Gruppe der Überzäumungsreiter, die also international auch immer mehr verlinkt waren, die hat da schon sehr viel Einfluss ausgeübt. Chef Jansen hier in Holland hat das ungefähr so formuliert, hat gesagt, wenn ich weiß, der eine Richter möchte das mehr sehen, dann bereite ich das Pferd so vor, dass es genau das mehr zeigt. Also Pferd wird zur Marionette gemacht, das auf Knopfdruck die Bewegungen zeigt, die man sehen möchte und die dann gewinnen.
[SPEAKER 1]
[00:20:37-00:20:45]
Worauf führen Sie das aus Ihrer Sicht zurück? Das hört sich ja zunächst so ein bisschen an, wie als wäre eine größere Verschwörung im Dressursport.
[SPEAKER 2]
[00:20:45-00:21:51]
Ja, also das klingt wie eine Verschwörungstheorie, das ist mir auch bewusst, aber ich bin wahnsinnig vorsichtig mit Verschwörungstheorien. Und ich möchte auch nicht verbittert klingen unter dem Motto, ich habe mich da geärgert und bin frustriert und schimpfe da jetzt drauf. Also so ist das wirklich nicht. Also das konnte man wirklich beobachten. Und ich war damals auch mit vielen Kollegen im Ausland vernetzt und habe auch immer wieder Kontakt zu Richtern, die dann noch im Zirkus geblieben sind und dann langsam ausgeschieden sind gehabt. Also... Das war für viele damals auch schon sehr beunruhigend und man konnte die Entwicklung dann auch nicht aufhalten irgendwie. Und die Reiter, die dann auch immer versucht haben, quasi normal weiterzureiten, die sind halt dann auch darauf gekommen, sie reißen kein Leib auf, so wie wir Österreicher dann immer sagen. Also die gewinnen keinen Blumentopf, sagt man in Deutsch. Und man merkte dann auch, dass sich die dann auch immer mehr umgestellt haben.
[SPEAKER 1]
[00:21:53-00:22:20]
Nun vertreten Sie in sozialen Netzwerken unter anderem die These, dass der Dressursport, so wie er heute ist, nicht mehr zu retten sei. Und wenn man dann ja Ihrer Logik folgt, müsste man sagen, dann müsste man den Dressursport abschaffen. Ist das die finale Lösung oder sehen Sie aus Ihrer Sicht eine Chance auf Veränderung, um diese beschriebenen Entwicklungen vielleicht umzukehren? Oder was müsste eigentlich passieren?
[SPEAKER 2]
[00:22:21-00:26:13]
Ich würde mich wahnsinnig freuen und wenn ich nicht doch noch eine Hoffnung hätte, dass da noch was umzukehren wäre, würde ich mich ja da nicht so engagieren, sondern dann würde ich mir das nicht mehr anschauen und einfach mit meinen Pferden, meinen Schülern und meinen Studenten arbeiten und würde mir denken, das geht mich nichts mehr an und lasse es mal. Aber Ich glaube, das größte Problem ist, dass im Moment das Ganze eben wirklich ein ganz gewaltiger Markt ist, um dort Geld zu machen. Sei das über Pferde, die beinahe wie Aktien gehandelt werden und quasi einen Börsenwert darstellen, sei das über die Events. Man hat das ja auch schon gemerkt, wie dann die Turniere immer größer wurden und die Prüfungen verkürzt wurden, dass man mehr Leute unterbringt, immer mehr auf Kür gearbeitet wurde, weil das natürlich viel spektakulärer ist als alles andere. Das ist einerseits verständlich, aber andererseits war es halt, als noch nicht so viel zu verdienen und an Ruf und Macht und so weiter zu erwerben war im Pferdesport, war es halt noch einfacher, würde ich mal sagen, für viele Reiter. Und Man kann ja jetzt natürlich auch nicht sagen, man müsste jetzt die ganzen VIP-Lounge schließen und man müsste das Ganze wieder kleiner machen. Das wird sich so nicht machen lassen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass man versuchen könnte, auch bei dem, was man in den Vorführungen zeigt, was man in den Shownummern zeigt, was man versucht, dem Publikum nahezubringen, auch zu zeigen, dass das Unspektakuläre genau das Schöne und Harmoniöse sein kann und dass man also dann wirklich versucht, abzustrafen, wenn den Pferden echt während den Prüfungen Schmerzen zugefügt werden und sie in solche Bewegungsmuster gebracht werden, die ihnen einfach nicht gut tun. Das würde aber bedeuten, dass man auch die Richter neu schulen müsste, dass man davon abgehen müsste, dass Richter eingeladen werden vom Veranstalter, dass die ausgelost würden, sodass man sich auch nicht vorher ausrechnen könnte, wer richtet jetzt wo und dass auch die Richter nicht unter Druck gesetzt werden dürften. Also ich fürchte, da ist halt auch sehr viel, was im internationalen Verband verändert werden müsste. Von außen betrachtet glaube ich, dass sich da sehr viel in Richtung ein bisschen Korruption und weniger Pferdegerecht geändert hat in der Zeit, wo dann eine Präsidentin wie Prinzess H. ja dort war. Wenn man dann nur geschaut hat, was sich bei den Distanzreitern alles verändert hat, was immer pferdeunfreundlicher geworden ist, um eben den arabischen Reitern und Pferden viel mehr Möglichkeiten zu geben. Also ja, das hat auch einigermaßen besorgniserregend ausgeschaut damals. Und das ist im Moment ein Apparat, glaube ich, der sehr viel auf PR gibt und etwas zu wenig auf das Pferdewohl, was sie sich zwar immer auf die Fahnen schreiben, aber was halt tatsächlich nicht passiert.
[SPEAKER 1]
[00:26:13-00:26:56]
Nun, wenn ich Sie hier im Podcast erlebe, wirken Sie auf mich sehr konziliant zu den Themen, während auf der anderen Seite... auf Social Media sie sehr polarisierend auftreten. Kritiker werfen Ihnen ja sicherlich bestimmt vor, dass diese Aussagen natürlich auch sehr pauschal sind und es ja in der Grundgesamtheit der Dressurreiter ja auch sehr, sehr viele Reiter gibt, die diesen klassischen Grundsätzen auch folgen und folgen wollen. Wie reagieren Sie grundsätzlich auf diesen Vorwurf, dass diese Kritik auch sehr einseitig ist und das gesamte System verurteilt mit einer Aussage, wie eigentlich können wir den Dressursport abschaffen? Ist das ja sehr absolut und sehr konsequent in der Aussage.
[SPEAKER 2]
[00:26:56-00:27:38]
Das habe ich noch nie gesagt, dass man es abschaffen kann. Und es ist auch so, dass ich eigentlich versuche, immer sehr konkret zu werden, wenn ich Kritikpunkte angebe. Also ich nehme an, dass meine Kritikpunkte auch polarisierend wirken, weil natürlich es sehr viele Fans gibt, die ihre Reiter und auch den Sport so verehren und eine ganze Menge auch nicht sehen. Also das verwundert mich ja auch nicht. Aber ich würde nicht sagen, dass ich unnuanciert kritisiere, sondern ich versuche das immer sehr konkret zu machen.
[SPEAKER 1]
[00:27:39-00:28:20]
Nun hat hier an Ort und Stelle vor wenigen Tagen der FN-Präsident, der neue FN-Präsident Martin Richtenhagen, gesessen im Podcast und hat angekündigt, dass es ein Art Roundtable geben soll in Deutschland mit allen namhaften Dressurreitern, wo es auch darum geht, diese Fälle mal aufzuarbeiten, eine neue Linie des Verbandes zu finden, gerade bei diesen Tierschutzfragen auch stärker einzuwirken. dass man auf diese Kritik A eingeht und B auch Verbesserungen an den Start bringt. Wie schauen Sie auf solche Initiativen? Rechnen Sie dem irgendwas bei oder glauben Sie, dass das eigentlich verpuffen wird vor dem Hintergrund, was Sie eben auch gesagt haben?
[SPEAKER 2]
[00:28:21-00:29:46]
Ja, also ich fände es sehr schön, muss ich sagen. Und ich habe auch bei der FN immer wieder mit Leuten zu tun gehabt, die sich wirklich sehr bemüht haben. Ich habe mir natürlich dann auch, wie jetzt der neue Präsident kam, mir seine ersten Interviews angehört und war dann schon ein bisschen enttäuscht. Zum Ersten über die Arroganz, mit der er sich über Kritik am modernen Spitzensport geäußert hat. Die Art und Weise, wie er behauptet hat, dass etwa Fotos, von denen man hundertprozentig weiß, dass sie nicht gefaked waren, gefaked gewesen wären. Und ich habe schon den Eindruck, dass er da in einer gewissen Bubble lebt, so wie viele Spitzenreiter auch, wenn man die dann in Diskussionen hört. wäre, um wirklich zu einem echten Dialog zu kommen, wo man einfach normal miteinander redet. Aber da habe ich auch einige Diskussionen erlebt, zum Beispiel Mut zum Wandel gab es da bei so einer Pferdebörse. Also was da von sich gegeben wurde, war für mich echt schockierend, muss ich sagen. So unter dem Motto, es kommen genug Leute, die finden das alle ganz, ganz toll, das kann also nicht falsch sein.
[SPEAKER 1]
[00:29:48-00:30:39]
Nun ist, glaube ich, eine große Gefahr, die ja den Pferdesport in seinen Grundfesten auch beeinflusst und Sie haben ganz am Anfang kurz darauf referenziert, dass die dass man sich intern, also innerhalb der Pferdewelt eigentlich so auseinander nimmt und die Positionen auch so verhärtet sind. Die einen sagen, so ist richtig, die anderen sagen, so ist es falsch. Man findet eigentlich kaum noch an den Tisch wieder zusammen, weil einfach die Positionen so diametral gegenläufig sind und auch verhärtet sind. dass man gar nicht merkt, dass eigentlich eine der ganz großen Gefahren, die die Pferdewelt vor sich hat, die Tatsache ist, dass die Pferdehaltung, unabhängig davon, wie das dann umgesetzt wird, aber die Pferdehaltung grundsätzlich infrage gestellt wird.
[SPEAKER 2]
[00:30:39-00:30:47]
Ja, das beunruhigt mich auch sehr. Und darum finde ich es auch schlimm, dass da nicht mehr unternommen wird, um das nicht zu verhindern.
[SPEAKER 1]
[00:30:48-00:31:37]
Und um den Gedanken noch zu Ende zu führen, ist es ja so, dass man in dieser Auseinandersetzung, die ja teilweise auch wirklich harsch ist von beiden Seiten, und da meine ich jetzt Sie gar nicht konkret, sondern grundsätzlich, wie das geführt wird, wo auch Social Media wirklich kein hilfreiches Mittel ist, weil natürlich dort extreme Meinungen noch stärker hervorgehoben werden, weil sie einfach Reichweiten bringen. in einem Werbenetzwerk wie Facebook oder Instagram, dass man sich so intern auf diesen Grabenkampf konzentriert, dass man gar nicht diese Gefahr von außen sieht. Teilen Sie diese Einschätzung, dass man so in diesem internen Konflikt gefangen ist, dass man in Zweifel sagt, naja, lieber wir schaffen alles ab, als dass wir diesen Konflikt lösen.
[SPEAKER 2]
[00:31:40-00:32:50]
Ich fände das wahnsinnig schade, weil man kann mit Pferden von der Haltung her und auch in der Arbeit so zugange sein, dass man eigentlich sich jeden Tag darüber freut, wie die Pferde auch gerne mitmachen und sich wohlfühlen können und dann auch zu Dingen in der Lage sind, die man ihnen vielleicht auch überhaupt nicht zugetraut hätte. Ich finde es halt sehr schade, dass gerade Menschen, die im Netzwerk, ich nenne das mal Netzwerk, ohne jetzt Verschwörungstheorien da verbreiten zu wollen, da einen großen Namen haben und angeblich feines Reiten lehren und so weiter. Wenn man dann versucht, mit denen in Kontakt zu kommen und auch wirklich im Dialog zu sprechen... dann da irgendwo entweder kneifen oder überhaupt nicht zuhören wollen. Also das finde ich sehr, sehr schade, muss ich ehrlich sagen.
[SPEAKER 1]
[00:32:50-00:33:18]
Nun ist ja, die Pferdewelt besteht ja nicht nur aus Profis, nicht nur aus dem olympischen Sport, sondern aus sehr, sehr vielen Menschen, die aus Spaß an der Freude als Hobby, als Freizeitpartner, mit dem Pferd arbeiten, Pferde reiten, Bodenarbeit machen, vieles, vieles mehr. Was können denn ganz normale Reiter dazu beitragen, dass der Sport pferdefreundlicher wird?
[SPEAKER 2]
[00:33:19-00:37:26]
Ja, also für diese Leute tut mir das besonders leid, weil eben, ja eben, dass Arbeiten mit Pferden überhaupt dadurch in Verruf kommen kann. Und man findet ja natürlich auch im Freizeit- oder sonstigen Bereich immer wieder Scharlatane, die versuchen etwas anzubieten unter allen möglichen Namen, was eben halt auch nicht pferdegerecht ist. Und ich kann mir vorstellen, dass es für sehr, sehr viele Leute, die echt ganz gerne mit ihrem Pferd gut arbeiten möchten, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Und das erlebe ich auch immer in Diskussionen mit Studenten oder Schülern. Also dass das im Moment auch über Social Media und YouTube und was weiß ich alles, so viel im Moment zu kriegen ist und man sich einziehen kann, dass man dann nicht mehr weiß, was ist jetzt wirklich gut oder nicht. Also ich habe es damals leichter gehabt. Ich bin damals in Österreich aufgewachsen, habe mir immer die spanische Hofreitschule angeschaut. Man hat damals eigentlich nur zwischen Gutreiten und Schlechtreiten unterschieden. Und hat das relativ schnell mitgekriegt, was schaut jetzt gut aus und was schaut jetzt nicht gut aus. Da gab es einige Standardwerke und die hat man sich dann hineingezogen und man hatte dann auch zum Teil gute und zum Teil schlechte Reitlehrer. Aber es war, glaube ich, für uns damals schon noch einfacher. Als wenn ich heute so mit Leuten spreche, die zu mir für Stunden kommen und mir dann auch manchmal ja leidklagen, dann kann ich mir schon vorstellen, dass es für die wirklich schwieriger geworden ist heutzutage. Und man kann halt nur versuchen, also aus seiner Warte, was ich halt auch versuche, eben Leuten mitzugeben, wie es eben anders gehen könnte oder ihnen auch Literatur zu empfehlen und mit ihnen zu arbeiten. Ja, es wäre halt schön, wenn da mehr Initiativen in der Richtung kommen. wenn es mehr Initiativen in der Richtung gäbe. Das, glaube ich, würde vielen helfen, vielen Reitern. Aber viele orientieren sich dann natürlich auch wieder an den Top-Sportlern, die ja auch auf Social Media ganz, ganz viel zeigen und die echt PR-mäßig irrsinnig gut drauf sind. Also die verstehen es ja auch sehr gut, wenn sie Sachen zeigen, die... wo man, wenn man genau hinschaut, sich denkt, pardon, dass das dann noch immer gerne angenommen wird. Da muss man halt auch schauen, wie man das in Zeiten wie diesen, um das jetzt sozusagen noch besser promoten könnte. Und da wäre es halt schön, wenn auch die Verbände sich da etwas mehr dafür öffnen würden. Also ich habe das ja hier in den Niederlanden auch bei der holländischen FN erlebt, dass die dann so unterwandert von den Top-Reitern und all den Überzeugungsreitern war, dass die guten Leute, die dort auch unterrichtet haben, dann irgendwann weggegangen sind. Und das war halt wirklich schade. Also Man hat ja dann auch selber irgendwann keine Lust mehr, irgendwie zu Veranstaltungen zu gehen, wo man dann immer selber genau sehen kann, was dem Pferd dort passiert. Und dann wird das noch schön geredet und ich bin dann auch eine Zeit lang irgendwo nicht mehr hingegangen und habe mir das auch nicht mehr angetan. Nicht, muss ich ehrlich sagen. Und ich weiß von vielen Kollegen, dass es denen auch so geht. Eigentlich müsste man dann hingehen und immer wieder fragen und Fragen stellen und versuchen auf konstruktive Art, sich wieder bemerkbar zu machen. Aber irgendwann, muss ich ehrlich sagen, ist es mir dann auch zu viel geworden. Und ich habe dann gedacht, lass es mal, was soll es?
[SPEAKER 1]
[00:37:26-00:37:52]
Ist es nicht auch eine große Gefahr, dass... wenn man außerhalb des organisierten Sports und irgendwann auch außerhalb dessen, was die Verbände repräsentieren, dass sehr viele Reitweisen und Ausbildungsphilosophien auf den Markt kommen, die vielleicht sogar noch problematischer sind als genauso problematisch, nur andersrum.
[SPEAKER 2]
[00:37:52-00:40:01]
Das war, worauf ich vorher ein bisschen hinaus wollte, dass im anderen Bereich da eben auch ganz, ganz viel entsteht, was quasi auch manchmal so promotet wird, weil der Spitzensport eben auch viele Leute schon abstößt. Jetzt haben wir etwas, was völlig anders ist und das müssen sie dann machen. Und da ist halt auch, wie Sie sagen, einiges dabei, was eigentlich genauso schlimm ist. Also ob man fern nach unten aufrollt oder direkt in absolute Aufrichtung zum Beispiel bringt und nicht über den Rücken reitet und so weiter. Um ein Beispiel zu geben, um jetzt Namen zu nennen, es ist eigentlich dasselbe in Grün, würde ich mal sagen, nicht? Und diese Gefahr besteht eben auch, und das meinte ich ja, viele sehen einen Wald vor Bäumen nicht mehr. Also auch, dass jeder dann schon mit einem ganz jungen Pferd ganz schnell im Schnelltempo Piaff und Passage zeigen möchte. Also wenn man sich richtig vergegenwärtigt, dass das eigentlich so... ungefähr auf dem Wege der klassischen Reiterei zum Beispiel, eigentlich das allerletzte ist, bevor die Schulen über der Erde kommen, dann hat man ja so viel zu tun, vorher um ein Pferd gut und entspannt und mit Freude und auch sportphysiologisch korrekt gehen zu lassen und auch gut zu trainieren, dass eigentlich es gar nicht so darauf ankommt, ob man überhaupt bis zur Passage und bis zur Piaffe kommt, würde ich mal sagen. Und da entstehen ja auch so völlig andere Wertsysteme inzwischen, was auch schade ist. Weil mir ist also empfiehlt, dass das gut am Zügel geht und das schöne Wendungen reiten kann, taktmäßig geht, in Anlehnung gehen kann und auch zufrieden geht. Viel lieber, wenn das auf L-Niveau geht, als wenn jemand eine krampfartige Pseudopiafta herauspresst, muss ich ehrlich sagen.
[SPEAKER 1]
[00:40:01-00:40:11]
Wir haben hier im Podcast die vier klassischen WeHorse-Podcast-Fragen, die jetzt auch Ihnen blühen, Frau Dr. Thiel. Und Frage Nummer eins ist, haben Sie ein Motto, nach dem Sie leben?
[SPEAKER 2]
[00:40:12-00:40:13]
Ein Motto?
[SPEAKER 1]
[00:40:13-00:40:13]
Ja.
[SPEAKER 2]
[00:40:18-00:41:01]
Also wenn ich es negativ formulieren würde, ist mein Motto, was du nicht willst, was man dir tut, das füge auch keinem anderen zu. Und das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere. Positiv gesehen würde ich sagen, ich versuche halt, mit dem, was ich so im Leben alles mitkriege, einen Weg zu suchen, in dem ich... so durchkommen kann, dass ich das Gefühl habe, dass ich mich noch selber im Spiegel anschauen kann mit dem, was ich mache, sage, schreibe und tue.
[SPEAKER 1]
[00:41:01-00:41:03]
Da könnte ich eine ganze Reihe von Menschen nennen.
[SPEAKER 2]
[00:41:13-00:42:14]
mit denen ich ganz tolle Gespräche hatte, die mir auch kritisch geholfen haben in meiner eigenen Entwicklung. Aber ich glaube, der, den ich auch noch persönlich kennenlernen durfte, der mir bei einigen Lehrgängen, die ich dann auch in Österreich absolviert habe, sehr, sehr viel mitgegeben hat, das war Brigadier Albrecht von der Spanischen Hofreitschule. weil der auch von seiner Sprache her, sowohl als Reiter, als auch als Ausbilder, als auch als Richter, es verstanden hat, alles wirklich so schön korrekt zu formulieren, dass man es verstanden hat und der wirklich davon beseelt war, es für Pferde gut zu machen. Aber da wären noch einige andere zu nennen, aber wenn Sie mich so direkt nach einem fragen, dann war es eher wahrscheinlich.
[SPEAKER 1]
[00:42:14-00:42:23]
Frage Nummer drei, wenn Sie Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könnten, was wäre es?
[SPEAKER 2]
[00:42:23-00:42:32]
Das wäre, hören Sie Ihren Pferden zu und geben Sie ihnen die Chance mitzubestimmen, was man zusammen macht.
[SPEAKER 1]
[00:42:32-00:42:35]
Und dann vervollständigen Sie diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 2]
[00:42:40-00:43:24]
ganz besondere Wesen, die mich immer wieder glücklich machen können, weil sie es schaffen, sich so ihrem Menschen zu öffnen und auch zu versuchen, mit ihm mitzudenken, dass man sich manchmal als Mensch beinahe klein vorkommt, wenn man selbst diese selbe Öffnung anderen nicht in dieser Weise entgegenbringen kann. Ist jetzt ein bisschen kompliziert formuliert, aber ich hoffe, man hat es verstanden.
[SPEAKER 1]
[00:43:24-00:43:48]
Nun ist es ja so, Frau Dr. Thiel, ich bin mir sehr sicher, dass einige der Top-Reiter auch diese Podcast-Folge bei uns jetzt hören. Und wenn Sie noch einmal zum Abschluss zusammenfassen, was Ihre Message ist und was am Ende auch Ihr Ziel ist, Was möchten Sie als Botschaft final zusammenfassen?
[SPEAKER 2]
[00:43:48-00:44:45]
Es wäre schön, wenn die Reiter, die im Moment auch wirklich an der Spitze unterwegs sind, mal versuchen könnten, zehn Schritte zurückzutreten und sich mal unvoreingenommen sich selbst und ihren Pferden zuschauen würden. Und dann versuchen würden, auch sich mit den Horse Grimace and Pain Scales und mit den echten Äußerungen, die ein Pferd von sich gibt, zu befassen. Weil ich glaube, das würde ihnen wahnsinnig helfen, um sich selbst für das entscheiden zu können, was die meisten von Ihnen ja wahrscheinlich wollen, nämlich mit den Pferden so zu arbeiten, dass die Pferde auch damit zufrieden sind.
[SPEAKER 1]
[00:44:45-00:45:00]
Liebe Frau Dr. Thiel, vielen Dank, dass Sie da waren. Ich glaube, wir können uns alle jetzt ein noch besseres Bild über die Gesamtsituation machen. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Und wir werden natürlich dieses Thema weiter sehr, sehr genau beobachten. Und viele Grüße in die Niederlande.
[SPEAKER 2]
[00:45:01-00:45:07]
Ich danke Ihnen herzlich, dass ich dabei sein durfte. Es hat mir auch sehr viel Freude bereitet. Tschüss. Auf Wiedersehen.
[SPEAKER 1]
[00:45:13-00:45:32]
Diese Folge wurde vorbereitet von Annika Voss, produziert von Gloria Alter. Wenn ihr mögt, lasst gerne Kommentare da. Wir lesen wirklich jeden, freuen uns darüber. Bewertet unseren Podcast und abonniert auch gerne ihn, um keine Folge zu verpassen. Wir freuen uns auf die nächste Folge mit euch. Ciao, ciao.