Reitbeteiligung: Alles was du über die Pflichten, Kosten und den Vertrag wissen musst

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Du wünscht dir schon lange ein eigenes Pferd, bist dir aber noch nicht sicher, ob du wirklich bereit bist? Dann ist eine Reitbeteiligung vielleicht genau das Richtige für dich. Die Suche dauert manchmal länger, aber wenn es zwischen Pferd, Reiter und Besitzer passt, dann kann ein Zusammenschluss in Form einer Reitbeteiligung für alle ein großer Gewinn sein. Aber was ist eigentlich eine Reitbeteiligung genau, welche Pflichten haben Reiter und Besitzer jeweils und welche Kosten entstehen dabei? Das erklären wir dir hier ganz genau, außerdem zeigen wir dir, was du unbedingt bei der Suche, beim Vertrag und bei der Haftung beachten solltest. Danach bist du rund um das Thema Reitbeteiligung bestens informiert. Viel Spaß beim Lesen!

Was ist eine Reitbeteiligung?

Zuerst zur wichtigsten Frage: Was ist eigentlich eine Reitbeteiligung? Eine Reitbeteiligung ist, wenn es neben dem Besitzer noch eine weitere Person (die Reitbeteiligung) gibt, die sich fest um das Pferd kümmert und es mit reitet. Wichtig ist, dass zwischen den beiden eine Absprache besteht, die die Abläufe genau regelt und dass dabei die Nutzung des Pferdes durch die Reitbeteiligung gegen Entgelt vereinbart wird. Konkret bedeutet das, dass Besitzer und Reitbeteiligung einen “Miet”-Vertrag über das Pferd als “Mietsache” schließen. Das Entgelt kann neben einem monatlichen Geldbetrag auch in geldwerten Leistungen, z.B. der Übernahme der Hufschmiedkosten, bestehen. 

Im besten Fall entsteht so eine Win-Win-Win Situation. Für den Besitzer ist es meist ein willkommene Entlastung und er weiß, dass das eigene Pferd, auch wenn er mal krank oder im Urlaub ist, gut versorgt wird. Das Pferd bekommt mehr Aufmerksamkeit und Beschäftigung und gleichzeitig hat die Reitbeteiligung die Chance, sich reiterlich weiterzuentwickeln und zu testen, ob sie bereit für ein eigenes Pferd ist. Denn als Reitbeteiligung bist du verantwortlich, das Pferd unabhängig vom Wetter, Krankheit und anderen Verpflichtungen an deinen Tagen zu versorgen.

Ein zusätzlicher Vorteil ist noch, dass Besitzer und Reitbeteiligung ihre Erfahrungen und ihr jeweiliges Wissen austauschen können. Nicht selten entstehen so dann auch Freundschaften.

Wichtige Abgrenzungen: Was ist keine Reitbeteiligung?

Beritt: Ein Beritt des Pferdes erfolgt grundsätzlich auch von einem anderen Reiter und gegen Entgelt. Allerdings ist die Leistung, anders als bei einer Reitbeteiligung, auf das Reiten und die Ausbildung des Pferdes begrenzt. Eine intensive Pflege des Pferdes auch bei Krankheit oder die Kostenbeteiligung am Hufschmied etc. sind hier nicht eingeschlossen.

Eigentümergemeinschaft: Eine Eigentümergemeinschaft besteht, wenn das Pferd mehrere Besitzer hat, die gemeinsam über das Pferd entscheiden. Bei einer Reitbeteiligung ist es dagegen so, dass es nur einen Besitzer gibt, der allein die Entscheidungen trifft.

Pflegebeteiligung: Die Pflegebeteiligung funktioniert im Prinzip genauso wie eine Reitbeteiligung, allerdings liegt der Fokus hier nicht auf dem Mitreiten, sondern auf dem Mitpflegen und Beschäftigen des Pferdes. Oftmals handelt es sich dabei schon um ältere, nicht mehr oder nur eingeschränkt reitbare Pferde, die sich aber auch über zusätzliche Aufmerksamkeit freuen.

Pferd zur Verfügung: Ähnlich zur Reitbeteiligung ist auch das Pferd zur Verfügung eine Möglichkeit zu testen, ob du bereit für ein eigenes Pferd bist. Der wesentliche Unterschied liegt hier im Entgelt, denn beim Pferd zur Verfügung wird ein “Leih”-Vertrag geschlossen. Das heißt, es fällt kein fester monatlicher Betrag als Entgelt für die Nutzung des Pferdes an. Stattdessen übernimmt derjenige, der das Pferd zur Verfügung bekommt, alle Kosten für Unterbringung, Fütterung, Tierarzt usw. Im Gegenzug steht demjenigen dann das Pferd aber auch vollständig wie ein eigenes Pferd zur Verfügung.

Eine junge Frau schiebt bei der Stallarbeit eine Schubkarre.
Auch Stallarbeiten, wie Misten und Füttern, gehören zu den Pflichten bei einer Reitbeteiligung.

Welche Pflichten hast du als Mitreiter?

Bei einer Reitbeteiligung ist Kommunikation das A und O. Gib dem Besitzer Bescheid, was du an dem jeweiligen Tag mit dem Pferd gemacht hast und sag ihm, wenn dir z.B. etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist. So könnt ihr zusammen frühzeitig erkennen, ob das Pferd vielleicht krank wird und es entsprechend versorgen. Solltest du dir mal unsicher sein oder du Fragen zum Pferd oder dem Training haben, dann besprich das am Besten vorher mit dem Besitzer. Dann könnt ihr im Vorfeld alles aus dem Weg räumen, was zu Unstimmigkeiten führen könnte. Wichtig ist dann nur, dass du dich auch zuverlässig an die Absprachen und an die vereinbarten Termine hältst.

Als Reitbeteiligung solltest du natürlich verantwortungsbewusst mit dem Pferd umgehen. Das gleiche gilt aber auch für die gesamte Ausrüstung, sei bei der Nutzung von Halfter, Sattel, etc. achtsam, halte sie möglichst sauber und bringe sie ordentlich zurück. Im Übrigen gehört auch die Pflege des Pferdes bei Krankheit zu deinen Pflichten, selbst wenn das Pferd eine Zeit lang nicht geritten werden kann. Um dein eigenes Pferd würdest du dich in so einer Situation ja auch kümmern und es nicht sich selbst überlassen. Zur Orientierung frage dich: Wie würde meine Wunsch-Reitbeteiligung aussehen bzw. sich verhalten, wenn ich der Besitzer wäre?

Wie alt muss man für eine Reitbeteiligung sein?

Auf die Frage, wie alt du sein musst, bevor du bereit für eine Reitbeteiligung bist, gibt es keine allgemeingültige Antwort. Grundsätzlich sagt man, dass Reiter ab 12 Jahren für eine Reitbeteiligung bereit sein können. Allerdings ist das Alter lediglich ein erster Ansatzpunkt. Nur weil ein Reiter älter ist, heißt das nicht, dass er besser vorbereitet ist als ein jüngerer. Das kann so sein, muss es aber nicht.

Ausschlaggebend sind vielmehr Erfahrung und Verantwortungsbewusstsein, weil du als Reitbeteiligung selbst- und eigenständig verantwortlich für das Pferd bist. Um herauszufinden, ob du bereit bist, frage dich, wie gut du Alltagssituationen mit dem Pferd alleine meistern kannst. Das beginnt beim Holen des Pferdes, entweder aus der Box oder von der Weide. Danach kommt die Vorbereitung zum Training. Wie sieht es mit Putzen, Satteln und Trensen aus? Kannst du das alles selbstständig und wärst du in der Lage, ggf. Verletzungen zu bemerken und einzuschätzen? Weiter geht es mit der eigenständigen Gestaltung des Trainings. Inklusive Aufwärmen und Trockenreiten. Kannst du hier im Zweifelsfall erkennen, ob das Pferd lahmt? Im Anschluss endet der Pferdealltag im Vergleich zu Reitstunden nicht mit dem Zurückbringen des Pferdes. Bei einer Reitbeteiligung können dann noch Aufgaben wie Ausmisten der Box und Füttern hinzu kommen. 

Die Entscheidung ist am Ende abhängig von deinen reiterlichen Fähigkeiten, deinem Kenntnisstand rund ums Thema Pferd, dem Pony oder Pferd und den äußeren Rahmenbedingungen. Falls du dir noch unsicher bist, kannst du deinen Reitlehrer oder deine Reitlehrerin nach seiner/ihrer Einschätzung fragen. Oder du beginnst zunächst mit einer Pflegebeteiligung. Da es sich dabei oftmals um routinierte ältere Pferde handelt, kannst du hier besonders im Umgang wunderbar Erfahrungen sammeln.

Welche Pflichten hat der Besitzer?

Zu den Pflichten des Besitzers gehört ein freundlicher und höflicher Umgang mit der Reitbeteiligung. Damit einher geht auch, dass die Reitbeteiligung nicht ausgenutzt werden sollte. Konkret bedeutet das, dass das Verhältnis zwischen Arbeits- & Kostenbeteiligung und der Möglichkeit, Zeit mit dem Pferd zu verbringen, fair gewählt sein sollte.

Außerdem muss der Besitzer überprüfen, ob eine Reitbeteiligung in die Versicherung mit einbezogen ist und ggf. die Versicherung entsprechend anpassen oder wechseln. Das ist allerdings nicht das Einzige, was zu dem Punkt Versicherung zu beachten ist. Weiter unten im Artikel findest du dazu noch weitere Informationen.

Tipp: Wenn du ein Pferdebesitzer und auf der Suche nach einer Reitbeteiligung bist, dann sei bereits in deiner Anzeige ehrlich und konkret in dem, was du dir wünscht. Stell dich, dein Pferd und deine Anforderungen bzw. Wünsche hinsichtlich der Reitbeteiligung vor. Damit sparst du dir am Ende Zeit, weil sich Bewerber/innen gezielter bei dir melden, und du beugst späteren Problemen vor, da die Reitbeteiligung direkt von Anfang an die Vorlieben von dir und deinem Pferd ehrlich kennenlernt.

Eine junge Reiterin galoppiert auf einem braunen Pferd im Dressurviereck.
Welche Kosten bei einer Reitbeteiligung entstehen, erfährst du im nächsten Abschnitt.

Die Kosten einer Reitbeteiligung

Vielleicht fragst du dich jetzt: “Was kostet denn eine Reitbeteiligung?”. Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es leider nicht. In der Regel belaufen sich die Kosten auf 50-150€ im Monat. Manchmal reicht dem Besitzer auch die Mithilfe bei der Stallarbeit als Gegenleistung, das aber ist eher die Ausnahme. Wie viel der Besitzer monatlich von dir als Mitreiter verlangt, ist individuell verschieden und abhängig von verschiedenen Faktoren:

  • Der Stall: Steht das Pferd in einem Stall, der größer und besser ausgestattet ist, zahlt der Besitzer meist eine höhere Boxenmiete. Damit wird der Preis für die Reitbeteiligung tendenziell auch höher sein. Durch die zusätzliche Ausstattung wie z.B. Führmaschine und Solarium neben Reithalle und/oder Reitplatz, hast du dann aber auch mehr Möglichkeiten, die du nutzen kannst. 
  • Dir als Mitreiter: Je nachdem wie engagiert du dabei bist und welche reiterlichen Fähigkeiten du hast, ist es manchmal möglich, noch in einem kleinen Rahmen mit dem Besitzer zu verhandeln. 
  • Das Pferd: Die Kosten für die Reitbeteiligung variieren je nach Pferd und Ausbildungsstand. Hier gilt, dass höher ausgebildete Pferde und Turnierpferde als Reitbeteiligung in der Regel teurer sind als weniger ausgebildete Freizeitpferde.

Zusätzliche Kosten für den Reitunterricht

Damit du als Reitbeteiligung das Pferd besser kennenlernen kannst und deine eigenen Reitfähigkeiten gefördert werden, empfiehlt es sich, Unterricht zu nehmen. Wenn der Besitzer selbst den Unterricht gibt, ist er manchmal im Preis direkt inbegriffen. In den meisten Fällen ist dies jedoch nicht der Fall. Dann erfolgt der Unterricht von einem separaten Trainer, je nach Stallgröße, Trainer und Ausbildungsstand kostet eine Einheit 10-40€. Wenn du also einmal pro Woche Reitunterricht nehmen möchtest, solltest du pro Monat zusätzlich zu den Kosten für die Reitbeteiligung nochmal 40-160€ einplanen.

Zusätzliche Kosten für dein Equipment

Als Reitbeteiligung bist du für deine Ausrüstung selbst verantwortlich. Du musst nicht von Anfang an direkt mit allem voll ausgestattet sein. Einen Teil wirst du mit Sicherheit auch schon haben. Ein Reithelm ist selbstverständlich Pflicht, daneben sind eine Reithose und Reitstiefel auch schon zu Beginn empfehlenswert. Weiteres Equipment, wie z.B. Reithandschuhe, können dann mit der Zeit dazu kommen. Diese Kosten sind dann natürlich keine laufenden monatlichen Kosten, sondern einmalige Anschaffungen. Zu den ersten Investitionen können z.B. die eigene Gerte, ein eigener Putzkasten oder auch die eigene Abschwitzdecke zählen.

Was sollte man bei einer Reitbeteiligung beachten?

Das wichtigste bei einer Reitbeteiligung ist, dass es zwischen Besitzer, Reitbeteiligung und Pferd passt. Klingt einfach, ist es oft aber gar nicht. Besitzer und Reitbeteiligung sollten sich bei der Suche ausreichend Zeit nehmen, um einander kennenzulernen. Am besten trifft man sich dafür nicht nur einmal zum schnellen Probereiten, sondern mehrfach. Dann können beide Seiten schauen, ob die gleichen Werte geteilt werden und es ähnliche Vorstellungen vom Training gibt. Die Reitbeteiligung bekommt so einen Einblick in den normalen Alltag. Und der Besitzer kann sich ein erstes Bild von der Zuverlässigkeit der Reitbeteiligung machen.

Daneben sollte es auch zwischen Reitbeteiligung und Pferd passen. Charakterlich und sportlich gesehen. Auch hier lohnen sich mehrere Treffen im Vorfeld. Der Besitzer kann sich hier dann genau anschauen, ob ihm gefällt, wie die Reitbeteiligung mit dem Pferd umgeht. Und die Reitbeteiligung lernt die Vorlieben und typischen Verhaltensweisen des Pferdes kennen. Beim Zusammenfinden von Reitbeteiligung und Pferd kann Reitunterricht gerade in der Anfangszeit helfen.

Grundsätzlich gilt aber: Wenn der Besitzer oder die Reitbeteiligung das Gefühl hat, dass es nicht ganz passt, sollte das ehrlich und neutral kommuniziert werden. In einem solchen Fall lohnt es sich dann meist einfach weiter zu suchen.

Hinweis: Damit das Pferd nicht überfordert wird, sollte darauf geachtet werden, dass sich nicht mehr als 3 Personen um das Pferd kümmern. Das schließt den Besitzer mit ein. Da sich das Pferd auf jeden Menschen neu einstellen muss, kann es mit mehreren Mitreitern auch zu viel des Guten werden.

Ab einer gewissen Dressurklasse muss das Outfit von Reiter und Pferd stimmen
Zu den wichtigen Vereinbarungen gehört bei einer Reitbeteiligung auch, ob die Turnierteilnahme erlaubt ist.

Wichtige Vereinbarungen

Zu den grundlegenden Vereinbarungen, die Reitbeteiligung und Besitzer treffen sollten, gehört die Einigung über die Kosten. Es sollte geklärt werden, wie hoch die finanzielle Beteiligung an welchen Kosten ausfällt und in welchem Umfang die anfallende Stallarbeit (Füttern, Misten, etc.) übernommen werden soll. Dazu gehört auch die Absprache, wer an welchen Tagen zuständig ist. Nur so ist die tägliche Grundversorgung gesichert.

Hinweis: Der Besitzer sollte nicht auf die finanzielle Hilfe angewiesen sein. Die finanzielle Unterstützung ist zwar nett, darf aber nicht zwingend notwendig sein. Ansonsten kommt es in der Regel schnell zu Unstimmigkeiten.

Des Weiteren solltest du mit dem Besitzer vorher genau besprechen wie das Training aussehen sollte und bzw. wie du die Trainingseinheiten gestalten kannst. Sollte nur in der Halle oder auf dem Platz geritten werden oder ist z.B. auch Ausreiten oder Bodenarbeit erlaubt. Wie sieht es mit Reitunterricht und der Teilnahme an Turnieren aus? Und ganz wichtig ist auch die Frage, was ist, wenn Freunde und Familienmitglieder das Pferd auch mal reiten wollen? Nur wenn ihr Vorfeld über diese Aspekte sprecht, kann die Reitbeteiligung am Ende auch wirklich funktionieren. 

Neben all diesen Dingen sind noch die beiden Punkte: Vertrag und Versicherung bei einer Reitbeteiligung sehr wichtig. Dazu erfährst du in den nächsten Abschnitten mehr.

Der Vertrag und die Haftung bei einer Reitbeteiligung?

Ein Vertrag für die Reitbeteiligung wird grundsätzlich empfohlen, auch wenn sich Besitzer und Reitbeteiligung schon lange gut kennen. Der Vorteil ist, dass es bei Unstimmigkeiten gar nicht erst zu großen Diskussionen kommt, weil im Vorhinein bereits alles geregelt wurde. Dieser Beitrag soll keine Rechtsberatung sein, diese muss ganz individuell bei einem Rechtsanwalt erfolgen. Dennoch gibt es Standard-Fragen, die immer wieder auftauchen. Gemeinsam mit der Juristin Beatrice Walther behandeln wir diese hier ganz allgemein.

Du hast gar keinen Vertrag mit dem Eigentümer unterschrieben? Wenn allerdings genau abgesprochen wurde, wie oft in der Woche das Pferd von der Reitbeteiligung gearbeitet werden darf, ob und welche Disziplinen Reitbeteiligung und Pferd bei Turnieren gehen dürfen, ob und evtl. sogar bei wem die Reitbeteiligung mit dem Pferd Unterricht nimmt, welche Arbeiten im Stall übernommen werden und an welchen Kosten sich die Reitbeteiligung beteiligt, dann besteht trotzdem ein Vertrag. Selbst wenn nichts unterschrieben wurde. Ein Vertrag kann nämlich auch mündlich geschlossen werden. Ein solcher Vertrag hält im Schadensfall sogar vor Gericht stand.

Ein funktionierendes Trio aus Besitzerin, Pferd und Reitbeteiligung
Im Vertrag sollten wichtige Punkte, wie z.B. die Verpflichtungen des Reiters und des Besitzers festgehalten werden.

Was sollte im Vertrag für eine Reitbeteiligung festgehalten werden?

Für mehr Sicherheit und Klarheit empfiehlt es sich, die Eckpunkte eures Reitbeteiligungsvertrages schriftlich festzuhalten. Ein kleiner schriftlicher Vertrag bietet beiden Parteien mehr Sicherheit und verhindert auftretende Kommunikationsprobleme. Der Eigentümer des Pferdes und die Reitbeteiligung wissen, worauf sie sich einlassen und welche Verpflichtungen für den jeweils anderen bestehen. Und falls doch mal etwas unklar ist, hat man etwas Schriftliches zur Hand. Ein Vertrag sollte folgende Hauptpunkte enthalten:

  • Die Vertragspartner (d.h. Eigentümer des Pferdes und Reitbeteiligung) müssen erfasst werden (Name, Geburtsdatum, Kontaktdaten, Kontodaten des Eigentümers bei einer entgeltlichen Vereinbarung)
  • Ist die Reitbeteiligung minderjährig, d.h. unter 18, müssen die gesetzlichen Vertreter (i.d.R. die Eltern) ihr Einverständnis erklären
  • Name und Lebensnummer des Pferdes
  • Wie oft darf das Pferd geritten/gearbeitet werden?
  • An welchen Wochentagen darf das Pferd geritten/gearbeitet werden?
  • Das Entgelt, was die Reitbeteiligung zu entrichten hat oder aber die Übernahme bestimmter Posten (z.B. die Kosten des Hufschmiedes)
  • Die Fälligkeit des Entgelts, d.h. wann gezahlt werden muss
  • Die Haftung für Schäden
  • Die Versicherungen (Tierhalterhaftpflicht, Unfallversicherung)
  • Vertragsdauer und Kündigungsfristen

Daneben lassen sich noch weitere Dinge schriftlich festhalten, z.B.:

  • In welchen Disziplinen darf das Pferd gearbeitet werden?
  • Wie ist die Teilnahme an Veranstaltungen (z.B. Turnieren) geregelt?
  • Welche Arbeiten hat die Reitbeteiligung im Stall zu übernehmen?
  • Besteht die Pflicht, Reitunterricht zu nehmen? Wenn ja, wie oft und nur bei einem bestimmten Trainer?
  • Unarten, Macken und auch Krankheiten des Pferdes
  • Was passiert, wenn das Pferd länger krank ist?
  • Die – eigentlich selbstverständliche – Reithelmpflicht
  • Die – ebenfalls selbstverständliche – Pflicht, sorgsam mit dem Equipment umzugehen und Schäden ggf. zu ersetzen

Tipp: Für den Reitbeteiligungsvertrag findest du Vorlagen, die alle essentiellen Punkte enthalten, im Internet. Für die Vorlage der FN musst du einen geringen Preis bezahlen, als Alternative gibt es aber auch kostenlose Versionen zu finden. Die Muster könnt ihr dann auf eure individuelle Situation anpassen.

Wer haftet bei Unfällen mit der Reitbeteiligung?

Prinzipiell gilt beim Pferd die sog. Gefährdungshaftung. D.h. der Pferdehalter haftet für alle Schäden, die sein Pferd verursacht. Das schließt auch z.B. ein Ausbrechen von der Weide ein. Deshalb ist eine Tierhalterhaftpflichtversicherung wichtig. Mit einer Reitbeteiligung ändert sich nun die Sachlage, weil Schäden in Anwesenheit der Reitbeteiligung oder auch an der Reitbeteiligung entstehen können. Der Vertrag ist also außerdem noch bezüglich der Haftung relevant. Ohne Vertrag würde allein der Halter des Pferdes für alle Schäden haften. Selbst dann, wenn er gar nicht beteiligt war.

Unfälle passieren leider schnell und oft gibt es im Anschluss Streit darüber, wer für die Schäden haftet, z.B das Pferd steigt der Reitbeteiligung beim Putzen – in Sandalen – auf den Fuß und der Mittelfuß ist gebrochen oder das Pferd erschreckt sich beim Ausritt, der Reiter stürzt und verletzt sich. Der Eigentümer des Pferdes sollte sich deshalb unbedingt mit seiner Haftpflichtversicherung in Verbindung setzen und die Reitbeteiligung bei dieser melden.

Wichtig: Weil sich eine Reitbeteiligung über einen längeren Zeitraum regelmäßig um das Pferd kümmert und dafür ein Entgelt zahlt, ist eine Reitbeteiligung aus Versicherungssicht nicht gleichzusetzen mit einem Fremd- oder Gastreiter. 

Urteile zu Haftungsfragen gibt es viele. Das Oberlandesgericht Nürnberg hat z.B. letztes Jahr entschieden, dass ein Vertrag für eine Reitbeteiligung nicht ohne Weiteres einen stillschweigenden (d.h., keiner redet darüber, aber beide Seiten wollen, dass etwas rechtlich so ist) Haftungsausschluss rechtfertigt, wenn Unfälle im Rahmen einer Reitbeteiligung geschehen und vom Versicherungsschutz des Pferdehalters ausgenommen sind. Hier musste der Eigentümer des Pferdes die Behandlungskosten teilweise übernehmen. Um solchen Unfällen oder Stürzen vorzubeugen, kannst du dich vorab schon vorbereiten, indem du zum Beispiel den Sicherheitssitz übst und dich informierst, wie du sicher mit deinem Pferd im Gelände reitest. Natürlich ist es ebenfalls wichtig, die Punkte zu Haftung und Versicherung mit in den Vertrag mit aufzunehmen.

Welche Versicherung braucht man als Reitbeteiligung?

Ein bestehender Versicherungsschutz für die Reitbeteiligung ist somit sehr wichtig und kann lange teure Gerichtsverfahren vermeiden. Dabei ist zu beachten, dass die Reitbeteiligung ein Mitverschulden an Unfällen tragen kann und evtl. Kosten mittragen muss. Daher sollte die Reitbeteiligung klären, ob sie bei etwaigen Unfällen ausreichend versichert ist (z. B. durch eine eigene Unfallversicherung). Eine Vereinbarung von Haftungsausschlüssen (z.B., der Eigentümer haftet nicht für durch das Pferd verursachte Schäden an der Reitbeteiligung) ist rechtlich immer schwierig und sollte vorher mit einem Anwalt besprochen werden. Wichtig ist zu wissen, dass eine Haftung für Verletzungen an Körper und Gesundheit – die durch den Eigentümer des Pferdes oder das Pferd verursacht wurden – grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden kann. Neben der Haftpflichtversicherung wird daher auch eine eigene private Unfallversicherung für die Reitbeteiligung empfohlen. (Unabhängig davon, was im Vertrag festgelegt wird.)

Tipp: Die rechtlichen Fragen sind oft kniffelig und kompliziert zu klären. Am besten, man holt sich direkt Hilfe und lässt sich von Experten in Hinsicht auf die individuelle Situation beraten. Welche weiteren Versicherungen für dein Pferd notwendig und sinnvoll sind erfährst du im Uelzener Magazin.

Reitbeteiligung
Beachte die Kündigungsfrist im Vertrag, wenn du deine Reitbeteiligung aufgeben möchtest.

Die Kündigung einer Reitbeteiligung

Die Reitbeteiligung hat keine Zeit mehr, sich um das Pferd zu kümmern oder Eigentümer und Reitbeteiligung finden keinen gemeinsamen Nenner in Sachen Pferdehaltung und -training. Viele Gründe können dazu führen, dass eine oder beide Parteien den Vertrag beenden wollen. Oft geschieht dies dann plötzlich: Die Reitbeteiligung schreibt eine kurze WhatsApp-Nachricht, dass sie ab nächster Woche nicht mehr kommt und auch nicht mehr bezahlt oder der Eigentümer verbietet der Reitbeteiligung die weitere Nutzung des Pferdes. So einfach ist das jedoch nicht, schließlich ist es nicht fair, wenn der Eigentümer von heute auf morgen ohne Unterstützung dasteht oder die Reitbeteiligung den monatlichen Beitrag schon bezahlt hat, das Pferd aber plötzlich nicht mehr pflegen oder reiten darf. Vereinbart für einen solchen Fall in eurem Vertrag unbedingt eine Kündigungsfrist. Die Kündigungsfristen richten sich danach, welche Form von Vertrag ihr vereinbart habt.

Ab wann kann man bei einer Reitbeteiligung fristlos kündigen?

Bei einem „Miet“ – Vertrag, der klassischerweise bei einer Reitbeteiligung geschlossen wird, wird zwischen der fristlosen Kündigung und der ordentlichen Kündigung unterschieden. Die fristlose Kündigung erfolgt – wie der Name schon sagt – fristlos, d.h. sie gilt sofort und ist z.B. gerechtfertigt, wenn die Reitbeteiligung das vereinbarte Entgelt nicht zahlt oder das Pferd aufgrund grob fahrlässigem oder sogar vorsätzlichen Verhaltens der Reitbeteiligung zu Schaden gekommen ist.

Bei einer ordentlichen Kündigung dagegen ist die zwischen der Reitbeteiligung und dem Eigentümer des Pferdes vereinbarte Kündigungsfrist einzuhalten. Für eine solche Kündigung müssen keine besonderen Gründe vorliegen.

Habt ihr dagegen einen „Leih“ – Vertrag vereinbart, das Pferd wird also zur Verfügung gestellt, sieht das Gesetz vor, dass der Eigentümer das Pferd jederzeit zurückfordern kann, wenn ihr keine feste Dauer im Vertrag oder eine Kündigungsfrist vereinbart habt. Deshalb solltet ihr eine Kündigungsfrist aus Fairness-Gründen vereinbaren. Eine fristlose Kündigung, z.B. wegen der o.g. Gründe, bleibt aber noch möglich. Beide Formen vom Vertrag können auch von vornherein für einen festen Zeitraum geschlossen werden (z.B. für 6 Monate). Der Vertrag endet dann automatisch mit Ablauf der vereinbarten Zeit. Eine fristlose Kündigung ist such hier weiterhin möglich.

Wie du siehst, es gibt es viele Fragen zum Thema Reitbeteiligungsvertrag, die du bereits vorab geklärt kannst und unbedingt klären solltest.


In Kooperation mit Beatrice Walther (Juristin).

Wo finde ich eine Reitbeteiligung?

Wenn du jetzt das Gefühl hast, eine Reitbeteiligung ist für dich genau das Richtige, dann ist nur noch eine Frage offen, und zwar: Wo kann man eine Reitbeteiligung finden? Auch wenn die Suche nicht immer einfach ist und unter Umständen länger dauern kann, gibt es eine gute Nachricht. Es gibt eine Menge Orte, an denen du fündig werden kannst. Du kannst anfangen, indem du dich in deinem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis umhörst. Wenn es da nichts Passendes gibt, schau online. Viele Reitbeteiligungen sind in Kleinanzeigen-Portalen inseriert. Weitere Anlaufstellen sind Foren, Facebook-Gruppen und andere Social Media Plattformen. Als Tipp können wir dir noch mitgeben, dass es sich lohnen kann, einfach mal bei den Reitställen in der Umgebung freundlich nachzufragen. Die können dich unter Umständen dann weiter vermitteln.

Hinweis: Überlege dir vorher, was du dir für deine Reitbeteiligung wünscht. Möchtest du einfach nur einen Freizeitpartner oder auch die Möglichkeit mal auf einem Turnier zu starten? Außerdem sei ehrlich zu dir und frage dich, wie viel Zeit du hast und wie viel zusätzliche Arbeit du übernehmen kannst? Das macht die Suche häufig leichter. 

Wir wünschen dir viel Erfolg bei der Suche und dann ganz viel Spaß mit deiner Reitbeteiligung. Für abwechslungsreiche Trainingsideen in der Dressur oder beim Springen haben wir Informationen für dich zusammengestellt. Du kannst dich auch gerne von alten Meistern inspirieren lassen!

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