Hast du ein Pferd, das schnell von der Rolle ist? Ist Dein Pferd ein ängstlicher Typ, nervös und guckig? Dann haben wir etwas für dich. Akupressur für’s Pferd hilft nämlich. Keine Sorge: Nadeln brauchst du dafür nicht! Bei der Akupressur arbeitest du nur mit deinen Fingern und der Hand. Die Methode ist von jedermann einfach zu lernen und stammt aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM).
So funktioniert Akupressur beim Pferd
Natürlich ersetzt Akupressur keine Ausbildung zum gelassenen Pferd. Sie kann sie jedoch wunderbar ergänzen! Das Praktische daran ist: Akupressur ist eine Methode, die jeder Pferdebesitzer oder Reiter selbst anwenden kann. Akupressur ist sozusagen der kleine Bruder der Akupunktur. Beide Methoden nutzen die gleichen Punkte am Pferdekörper, nur eben mit unterschiedlichen Mitteln. Die eine Methode nadelt und kann so heilen, die andere Methode ist sanfter, ohne Nadeln. Sie wirkt eher unterstützend. Mit Akupunktur kann man nicht heilen, jedoch Disharmonien beheben.
Jede Menge Ideen für die Ausbildung an sich findest du natürlich in unseren Kursen. Zum Beispiel wie „Der Weg zum unerschrockenen Dressurpferd“ erarbeitet wird, das ist eines von Uta Gräfs Spezialgebieten. Die vertrauensbildende Grunderziehung am Boden findest du ebenfalls bei uns. Zum Beispiel in dem Kurs The Gentle Touch Bodenschule von Peter Kreinberg.

Die wichtigsten Akupressurpunkte
Um einen Effekt bei nervösen Pferden zu erzielen, musst du wissen, welche Punkte du drückst, wie lange und wie häufig. Insgesamt gibt es mehr als 365 Punkte in der Heilmethodik der TCM (das ist die Abkürzung für Traditionelle Chinesische Medizin). Früher galt in China derjenige Arzt als fähig, der mit wenigen Punkten oder sogar nur einer gesetzten Nadel viel Wirkung erreichte. Viel hilft viel gilt nicht!
Gut für dich, denn es reicht aus, wenn du dir wenige Punkte merkst. Unsere Expertin für Akupressur, Tierärztin Dr. Ina Gösmeier, rät, dass Laien stets nur fünf Punkte akupressieren sollten.

Punkte gegen Nervosität
Folgende Punkte helfen Pferden, die mit Nervosität zu tun haben:
- Ni3 sitzt an der Innenseite der Hinterbeine, zwischen Sprunggelenkshöcker und Unterschenkel. Sein korrekter Name lautet „Niere 3, großer Wildbach“. Du kannst den Punkt oben im Bild sehen. Es ist nicht der Punkt, auf den der Finger zeigt, sondern der parallel dazu liegende an der Innenseite des Hinterbeins. Das Drücken dieses Punktes stärkt Pferde, die von ihrer Art her dem Shen-Typ entsprechen. Die Einordnung in verschiedene Typen hat Dr. Ina Gösmeyer vorgenommen. Im Kurs Akupressur für Pferde erklärt sie genau, welche Kriterien zu welchem Typ gehören. Das ist sehr interessant, hier mal zu schauen, welcher Charaktertyp zu dem eigenen Pferd gehört! Shen-Typen sind beispielsweise nervös bei neuen Aufgaben, werfen dann auch gerne mal etwas durcheinander. Sie brauchen viel Lob und Unterstützung und sind sehr bemüht, alles richtig zu machen.

- Bl 10 liegt eine gute Handbreit hinter den Ohren des Pferdes und ebenfalls eine gute Handbreit tiefer als der Mähnenkamm. Es ist genau die Stelle, auf die Dr. Ina Gösmeier in dem Bild oben den Zeigefinger legt. Der ausführliche Name des Punktes lautet „Blase 10, Himmelspfeiler“. Dieser Punkt unterstützt die Konzentration und das Gedächtnis der Pferde. Zudem beruhigt er und klärt. Vor allem für Pferde, die zwar einzelne Lektionen gut behalten, aber nervös werden, wenn mehrere hintereinander abgefragt werden, ist dieser Punkt geeignet.

Punkte gegen Angst
- Dü 3 befindet sich am Vorderbein, knapp über dem Fesselgelenk außen. In dem Bild über diesem Text ist es der grünliche Punkt am Vorderbein vorne rechts. Mit vollem Namen heißt er „Dünndarm 3, Hinterer Fluß“. Akupressierst Du diesen Punkt, dann soll sich das Selbstvertrauen des Pferdes verbessern.
- Yintang heißt ein Punkt, der generell beruhigen und gegen Angst helfen soll. Er befindet sich an der Stirn des Pferdes, genauer: Oberhalb der Augen genau in der Mitte der Stirn. Im Kurs Akupressur für Pferde zeigt Dr. Ina Gösmeier genau, wie der Punkt aktiviert wird. Achtung, dieser Punkt sollte länger als die anderen akupressiert werden!
Die richtige Druckstärke
Jeder Punkt sollte mindestens 30 Sekunden lang akupressiert werden. Ruhe währenddessen, sowie die Regelmäßigkeit und Wiederholung, sind extrem wichtig. Wie genau die Finger genutzt werden, um die Punkte zu aktivieren, das siehst du im wehorse-Kurs Akupressur für Pferde mit Dr. Ina Gösmeier.

So kannst du dich bei der Akupressur selbst überprüfen
Achte auf dein Pferd: Es soll die Akupressur als angenehm empfinden und dabei entspannen. Wirkt das Pferd eher angespannt oder spannt die Muskeln während der Behandlung an, dann stimmt etwas nicht.
Gehe diese Liste durch, um den Fehler zu finden:
- Hast du den richtigen Punkt ausgewählt?
- Stimmt die Intensität des Fingerdrucks?
- Ist das Umfeld so, dass sich das Pferd konzentrieren und entspannen kann?
- Ist der behandelnde Mensch, also bist du, wirklich gelassen währenddessen? Nervosität oder Anspannung kann sich nämlich verstärkt durch die Akupressur übertragen.
Wenn alle Parameter kontrolliert sind und sich dieses Verhalten dennoch nicht ändert, dann bitte den Rat eines Akupunkteurs einholen.
Wie häufig solltest du akupressieren?
Ein Mal täglich solltest du akupressieren, um einen Effekt bei psychischen Problemen wie Angst und Nervosität zu erreichen.
Was kann Akupressur nicht?
Sie ersetzt keinen Tierarzt und kann Krankheiten nicht heilen, sondern nur den Körper und eine Gesundung unterstützen. Wird das Pferd aufgrund einer Erkrankung akupunktiert, also genadelt, dann kann der Pferdebesitzer zwischen den Akupunktur-Sitzungen die Behandlung mit der Akupressur unterstützen. Wie man das optimal gemeinsam mit dem Akupunkteur macht, erklärt Dr. Ina Gösmeier in unserem Podcast-Interview mit ihr.