#Interview mit Marketing-Expertin Kristina Sehr: WhatsApp-Chats mit Pferd, Authentizität und Grautöne im Reitsport
Von WhatsApp-Chats mit ihrem Pferd Tobi und einem Augenzwinkern zur gefragten Marketing-Expertin für die Reitsportbranche: Kristina Sehr hat einen außergewöhnlichen Weg hinter sich. Im Gespräch mit Christian Kröber wird es aber schnell tiefgründig: Wie können Athleten heute noch authentisch kommunizieren? Was würde es Positives bringen, wenn wir mehr Grautöne lernen auszuhalten? Und wo sieht Kristina Chancen und Herausforderungen für den Pferdesport insgesamt?
Kristina spricht offen über die Herausforderungen der Branche – stagnierende Umsätze, eine schwindende Anzahl an Pferdebesitzern, eine hitzig geführte Online-Debatte. Doch sie zeigt auch auf, wo unsere größte Stärke liegt: In der echten, unmittelbaren Begegnung mit dem Pferd, die niemals digitalisierbar sein wird.
Ein Gespräch über Konstruktivität statt Diffamierung, über Komplexität statt Vereinfachung – und darüber, warum heute die Beziehung zum Pferd wertvoller denn je ist.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]
[00:00:15-00:00:59]
Ich glaube, wenn wir wollen, dass Breitensport und Spitzensport zum Beispiel sich nicht komplett aus den Augen verlieren, dann müssen wir einen Weg finden, in eine reale Kommunikation zu kommen. Und die würde für mich auch erfordern, dass dieser Diskurs nicht so aussieht, dass wir einfach nur einzelne Menschen uns herauspicken, die wir dann diffamieren. Und das würde auch bedeuten, dass wir akzeptieren, dass es komplexer ist als nur gut und schlecht, sondern dass es ganz, ganz viel dazwischen gibt. Herzlich willkommen zum WeHorse Podcast. Heute mit Christian Kröber. WeHorse ist deine Lernplattform, auf der du täglich Inspirationen, Trainingstipps und das Wissen der besten Trainer bekommst, um gemeinsam mit deinem Pferd jeden Tag besser zu werden.
[SPEAKER 1]
[00:01:58-00:01:59]
Hallo Christina.
[SPEAKER 2]
[00:02:01-00:02:02]
Hi Christian.
[SPEAKER 1]
[00:02:02-00:02:40]
Schön, dass du da bist bei uns im Podcast. Quasi ein Gegenbesuch. Ich war schon mal bei dir vor einiger Zeit im Podcast. Freue mich sehr, dass du da bist. Du als Person stehst dafür, wie ich finde, zumindest in der Pferdewelt, dabei zu helfen, Authentizität, Offenheit, Markenaufbau, eine klare Erzählung zu entwickeln und Und das Ganze machst du für Marken, aber auch für Athleten. Und wir wollen heute mal reingehen, was eigentlich genau so eine authentische Erzählung ausmacht. Vielleicht aus deiner Sicht, was macht Authentizität insbesondere in unserem Bereich Pferdesport aus?
[SPEAKER 2]
[00:02:43-00:02:49]
Also danke erstmal für das nette Intro. Du stellst direkt eine gar nicht so leicht zu beantwortende Frage.
[SPEAKER 1]
[00:02:49-00:02:51]
Wir haben ja Zeit miteinander heute.
[SPEAKER 2]
[00:02:51-00:04:39]
Ja, das stimmt. Aber ich glaube, weißt du, Authentizität, das ist ja das Passwort schlechthin im Marketing. Das ist ja dieser eine Begriff, der immer wieder fällt und immer wieder hören wir überall, wenn es um Marketing und Kommunikation geht, branchenübergreifend übrigens, du musst authentisch sein, es muss sich authentisch anfühlen. Und das klingt immer toll, aber ich glaube, es ist für viele gar nicht so leicht machbar im Alltag und auch im Berufsleben. Am Ende verbirgt sich dahinter ja erstmal die Idee, möglichst glaubwürdige Inhalte zu produzieren, die man dann rausträgt in die Welt. Glaubwürdigkeit in dem Sinne, dass derjenige, der da kommuniziert, irgendwo integer ist zu dem, wie er wirklich ist, zu dem, wofür er steht, zu seinen eigenen Werten. Und dass er dann möglichst nah ist an dem, was ihn wirklich ausmacht und wofür er steht und das dann übertragen kann in Inhalte, die er oder sie veröffentlichen kann. Und du merkst schon, weil ich es ein bisschen sperrig erkläre, ganz so leicht ist das gar nicht. Denn Zum einen ist ja immer die Frage, was fühlt sich für mich authentisch an, aber was kommt dann bei dir wirklich an? Wenn ich jetzt zum Beispiel Content auf Social Media veröffentliche, du machst ja vielleicht was ganz anderes daraus, als ich damit gemeint habe. dann ist es für viele auch gar nicht so leicht, erst mal sich selber so gut zu kennen, zu wissen, wer bin ich denn, wofür stehe ich, was ist denn für mich authentisch. Dann hat man vielleicht noch ein paar Vorbehalte und denkt sich, ja, das ist schon so, dass sich das für mich richtig anfühlt, aber was ist, wenn mir da was negativ ausgelegt wird. Also da sind ganz, ganz, ganz viele kleine Hindernisse und Herausforderungen. Und deswegen würde ich immer sagen, ist erst mal Arbeit, insbesondere übrigens in der Pferdebranche, da hinzukommen mit unseren Kunden und Kundinnen, dass wir wissen, was ist denn für dich wirklich authentisch und wie können wir das dann auch in Kommunikation übertragen.
[SPEAKER 1]
[00:04:39-00:05:29]
Ist gar nicht so leicht. Ist nicht auch eine Herausforderung, die die Pferdewelt einfach hat, gerade in diesem Kontext, dass man in so einem emotionalen Umfeld sitzt, Das Ganze betreibt, also wir hier mit unserem Podcast versuchen ja auch immer Diskussionsbeitrag zu leisten zu den emotionalen Themen, die ja am Ende sind. Pferdewohl, Zukunft des organisierten Reitsports, Vereine, Ethik und so weiter. Ist es nicht, weil es auch gerade so ein komplexes Feld geworden ist, Und ich sage auch bewusst geworden in den letzten Jahren, das war sicherlich vor 20 Jahren, das war noch nicht unsere Zeit, aber war es sicherlich weniger komplex. Aber ist diese Komplexität nicht auch ein riesiger Treiber?
[SPEAKER 2]
[00:05:29-00:05:30]
Ein riesiger Treiber für was genau?
[SPEAKER 1]
[00:05:31-00:06:04]
Dafür, dass Menschen teilweise Sorge haben, authentisch mit ihrem Hobby, mit Pferd und dann natürlich jetzt in deinem Kontext übertragen dann auf Menschen, die sich auch, die am Ende ja was nach außen transportieren wollen. Also du betreust ja zum Beispiel Gerrit Nieberg, Sieger im großen Preis von Aachen vor einigen Jahren. Das ist ja eine Person, die... In gewisser Weise des öffentlichen Lebens. Fällt es dem, und deswegen fange ich nochmal neu so ein bisschen im Ansatz der Frage an, fällt es dem schwieriger, authentisch zu sein?
[SPEAKER 2]
[00:06:05-00:08:60]
Ah, verstehe. Du stellst richtig komplizierte, aber richtig gute Fragen, Christian. Ich freue mich, dass wir direkt vom eigentlichen Marketingthema ein bisschen wegkommen konnten und über Kommunikation sprechen. Denn darum geht es am Ende ja. Das ist ja auch ein Thema, das uns alle, auch wenn wir nicht im Marketing arbeiten, aber das beschäftigt uns ja in der Pferdewelt. Wie kommunizieren wir unsere Inhalte noch? Und ich glaube schon, das ist eine relevante Frage, die du stellst, weil dieses Authentischsein, das ist ja gleichzeitig ein Hindernis und gleichzeitig aber auch was, was es mir leichter machen kann. Da muss ich kurz ausholen. Also es kann total schwierig sein, wenn ich jetzt Inhalte erstelle, darüber reden wir ja bei Kommunikation, ich erstelle ein Video, ich schreibe einen Text, ich zeige mich in meinem Alltag, was auch immer. und das fühlt sich für mich wahnsinnig authentisch an und das bin total ich, dann kann es umso schwieriger und emotionaler für mich sein, wenn diese Inhalte dann auf Kritik stoßen. Und da wird mir was negativ ausgelegt. Aber das ist ja ein Stück von mir selber, also ist das nah an mir dran, also emotionalisiert mich das auch, wenn da was passiert. Gleichzeitig könnte ich mir auch sagen, naja, weil dieses Stückchen Inhalt authentisch ist, weil das wirklich ich bin und ich habe da was gemacht, zu dem ich total stehe und das entspricht meinen Werten und meinem moralischen Kompass, dann kann ich da vielleicht auch drüber stehen, wenn dazu mal eine emotionalere Debatte losbricht. Denn ich weiß ja, was ich da gemacht habe und warum ich das gemacht habe, dann fällt es mir vielleicht auch leichter, integer innerhalb der Debatte zu sein. Und wenn es jetzt speziell um zum Beispiel AthletInnen geht, mit denen wir arbeiten, ja, natürlich sind das auch Fragen, die die sich stellen. Wir arbeiten mit, wie du schon gesagt hast, mit Marken, mit Events, mit größeren Stellen, aber eben auch mit einzelnen Athletinnen und Athleten. Und die alle wissen natürlich, dass es ein gewisses Spannungsfeld gibt momentan, dass es eine sehr hitzig geführte Debatte gibt. Und ich glaube, niemand von den Menschen, mit denen wir arbeiten, hat so eine Einstellung von, naja, ist mir alles egal, was die reden, sondern am Ende... Und ich glaube, das haben wir alle sehr gemeinsam als Pferdemenschen. Am Ende geht denen das allen irgendwo nahe, wenn über sie gesprochen wird und wenn sie Gegenstand von Diskursen sind, weil am Ende wollen die alle auf irgendeine Art und Weise ein guter Pferdemensch sein. Und natürlich definiert das jeder Mensch für sich anders. Aber dementsprechend ist das schon was, was die bewegt. Und dann gibt es Menschen, die stehen da ein bisschen mehr drüber und sagen sich, naja, ich lese mir das vielleicht gar nicht so durch. Der Nächste sagt, oh nee, ich möchte auf keinen Fall, dass da irgendwas losbricht. Und dann muss man mit diesen Menschen einen guten Weg finden, der sich für sie irgendwo machbar anfühlt und wo sie schon noch sagen können, naja, das bin hier aber schon noch ich. Also niemand, mit dem wir arbeiten, kommt zu uns und sagt, lass uns eine komplett neue Persönlichkeit für mich erfinden und dann tun wir so, als wäre ich das und dann kommunizieren wir irgendwas, für das ich überhaupt nicht stehe, sondern wir versuchen immer einen Weg zu finden, der sehr nah an diesen Menschen dran ist, wie sie wirklich sind.
[SPEAKER 1]
[00:09:00-00:09:25]
Wie siehst du denn zurzeit in der Gesamtdebatte das Thema Pferdewohl und gerade auch vor dem Hintergrund immer der sich ja auch entwickelnden Situation dazu? Was nimmst du wahr, wenn du mit Athletinnen und Athleten sprichst, mit Marken? Wie ist da so gerade der Blick drauf, wie sich der Pferdesport darstellt? Cool.
[SPEAKER 2]
[00:09:28-00:13:24]
Also ich glaube, alleine auf diese Frage könnte man, ich könnte jetzt 300 Seiten schreiben, weil das Ganze derart komplex ist. Also erstmal möchte ich vorweg schicken, wie du schon gesagt hast, ich arbeite natürlich im Marketing und in der Kommunikation. Ich selber habe einen journalistischen Hintergrund, aber ich bin keine Tierärztin. Ich bin keine ausgebildete Pferdewirtin. Mein Sachbereich ist Kommunikation. Das möchte ich einfach vorweg schicken. Ich bin nicht die Richtige, um mit mir jetzt darüber zu sprechen, wie vielleicht das Gangbild aussehen muss, sondern ich kann darüber sprechen, wie dieser Diskurs auf Kommunikationsebene geführt wird. Ich glaube, diese Debatte ist derart komplex, dass es sehr, sehr schwierig ist, sie in ihrer Gänze überhaupt zu überblicken. Und ich glaube, das ist etwas, was die Debatte gemein hat mit Diskursen, die generell auf Social Media und Co. geführt werden. Denn Kommunikation, die vor allem auf sozialen Medien abläuft, hat natürlich immer eins gemeinsam. Es ist eine sehr verkürzte Form von Kommunikation. Leute reden ja nicht wirklich miteinander, sondern viele Menschen arbeiten sich an ihren eigenen Themen ab. Man kann direkt wieder offline gehen, wenn man keine Lust mehr hat, weiterzureden. Eine gewisse Gestik-Mimik fehlt. Also es ist wirklich, finde ich, das möchte ich vorweg schicken, es ist nicht gleichzusetzen mit einem real geführten Gespräch. Das alles färbt aber natürlich unseren Eindruck, den wir von dieser Debatte gewinnen. Deswegen glaube ich persönlich, dass an manchen Stellen, nicht insgesamt, an manchen Stellen diese Debatte sich manchmal auch hitziger anfühlt, als sie wirklich geführt wird, de facto. Ich glaube, auch das möchte ich sagen, das ist mir wichtig. Ich glaube ganz sicher, dass sich vieles noch verändern muss in unserem Sport. Ich glaube, einiges ist schon auf einem guten Weg, aber ich glaube, wir haben noch ganz, ganz großen Handlungsbedarf. Nachdem wir jetzt sehr viele Jahre über viele Themen intensiv gesprochen haben, wird es definitiv auch Zeit, dass Handlungen folgen und dass Dinge sich real verändern. Ich finde schon, wenn ich für unsere Kundinnen und Kunden sprechen kann... dass die da alle irgendwo sehr sensibel sind und dass die alle versuchen, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Natürlich aber jeder Mensch auf seine eigene Weise. Heißt ja, nur weil ich vielleicht denke, dass Person XY das und das mit dem eigenen Pferd nicht so macht, wie ich das machen würde, heißt das ja nicht, dass diese Person XY sich dabei was Schlimmes denkt. Wir sind ja alle sehr unterschiedlich sozialisiert mit unseren Pferden. Wir haben unterschiedliche Dinge beigebracht bekommen. Und ich habe oft das Gefühl, während wir vielleicht umgehen, andere Standards und Maßstäbe ansetzen, versuchen wir schon alle vieles rund um unsere Pferde richtig zu machen. Ich glaube, wir müssen wieder einen Weg finden mit diesem Diskurs. Und ich weiß noch nicht richtig, wie das momentan gelingen kann, Christian. Ich glaube, wir müssen wieder einen Weg finden, in eine reale Kommunikation zu kommen. Und die würde für mich auch erfordern, dass dieser Diskurs nicht so aussieht, dass wir einfach nur einzelne Menschen uns herauspicken, die wir dann diffamieren. Und das würde auch bedeuten, dass wir wieder versuchen, konstruktiv zu werden und nicht nur kritisieren, ohne dabei konstruktive Lösungsvorschläge zu haben. Und das würde insbesondere voraussetzen, dass wir wieder lernen, Gleichzeitigkeiten auszuhalten, dass wir wieder lernen, Grautöne zu verstehen, dass wir akzeptieren, dass es komplexer ist als nur gut und böse und gut und schlecht, sondern dass es ganz, ganz viel dazwischen gibt. Weil ich glaube, wenn wir wollen, dass Breitensport und Spitzensport zum Beispiel sich nicht komplett aus den Augen verlieren, dann müssen wir diese Komplexität aushalten. Und dann müssen wir auch Menschen, die vielleicht schon mal Fehler gemacht haben, denen müssen wir noch einen Weg anbieten. denen müssen wir noch irgendwie eine Option geben, wieder Teil dieser ReiterInnen-Gesellschaft zu sein und wieder irgendwie sich auch verbessern und aus Fehlern lernen zu können. Und ich glaube, das sind alles Punkte, die momentan nicht so richtig gegeben sind. Und da fehlt mir persönlich einfach die Konstruktivität an vielen Stellen.
[SPEAKER 1]
[00:13:25-00:13:53]
Du selber hast im Jahre 2014... einen Blog gestartet auf Facebook damals unter dem Titel Wenn mein Pferd WhatsApp hätte. Das waren fiktive Zwiegespräche zwischen dir und deinem Pferd Tobi. Und so hat man das erste Mal auch von dir damals was gehört. Was war das damals? Beschreib mal für alle, die das nicht kennen. Womit hast du auch in gewisser Weise ja deine Karriere in der Pferdewelt gestartet?
[SPEAKER 2]
[00:13:55-00:14:32]
Boah, das waren ja noch ganz andere Zeiten. Also rund um Marketing, Social Media und Co. Also damals war Instagram noch nicht so groß. Damals hatte man Facebook-Seiten. Und damals nannte man sich auch noch nicht Influencerin, sondern Bloggerin. Und ich fand das total spannend. Ich bin mit Pferden aufgewachsen. Ich hatte immer schon Ponys und Pferde. Und dann irgendwann kam dieses Pferd zu mir und ich wusste... Der ist es, das ist ein ganz besonderes Pferd für mich und dann hatte ich total Lust, Inhalte zu dem zu teilen. Tobi war damals vier, den gibt es übrigens immer noch, also der ist auch nach wie vor in meinem Besitz und ich sehe ihn jeden Tag. Wie alt ist Tobi inzwischen? 15 Jahre alt.
[SPEAKER 1]
[00:14:32-00:14:32]
15?
[SPEAKER 2]
[00:14:32-00:15:34]
Ah, okay. Ja, er graut so langsam. Tobi ist mir treu geblieben und ich ihm. Damals habe ich diese Facebook-Seite gestartet und dann habe ich irgendwann mal wirklich aus so einem innerfamiliären Gag heraus so ein Format entwickelt, das hieß, wenn mein Pferd WhatsApp hätte, wie du schon gesagt hast. Ich habe im Grunde einfach fiktive Chats geschrieben. Die Idee war... Wir stellen uns vor, Tobi hat ein eigenes Handy mit auf der Koppel oder wo auch immer er so unterwegs ist und kann mir Nachrichten schreiben. Und im Grunde war der Running Gag immer nur, dass Tobi mich behandelt hat wie seinen Butler, wie eine bessere Dienerin und mir Anweisungen gibt. Durch diese Chats, von denen ich sehr viele geschrieben habe, habe ich diesem Pferd quasi eine Art Persönlichkeit verliehen. Und das hat damals auf Facebook wahnsinnig gut funktioniert. Also ich weiß noch, dass ich damals das erste Set von Chats veröffentlicht habe. Ich weiß es nicht mehr, neun oder zehn werden es gewesen sein. Und ich hatte über eine Million Ausrufe. Und das war verrückt damals. Da war man noch nicht so dran gewöhnt, dass es ständig virale Videos gab wie heute. Und so nahm das Ganze seinen Lauf, ja.
[SPEAKER 1]
[00:15:34-00:15:44]
Und da hast du dir einfach überlegt, was findest du selber witzig und hast daraus diese Chat-Nachrichten in irgendeinem Design-Programm gebaut und die veröffentlicht einfach.
[SPEAKER 2]
[00:15:44-00:16:36]
Genau, es gab online irgendeinen WhatsApp-Chat-Generator, wo man die quasi erstellen konnte. Also da gab es ja auch noch nichts mit KI-Bildgenerierung. Das war wirklich so ein Online-Tool, das ich benutzt habe. Und ich glaube, ich hatte einfach schon immer, deswegen bin ich auch irgendwann dann in den Journalismus gegangen und habe auch da geschrieben. Ich hatte immer schon Freude daran, irgendwo Narrative zu finden, Dinge in Geschichten zu kleiden, Dinge zu erzählen. Und das war ja auch irgendwo mein Weg, Diese Persönlichkeit meines Pferdes, das entsprach ja auch dem, wie ich seine Persönlichkeit wahrgenommen habe, so ein bisschen nach außen zu tragen. Das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Und damals war ja auch Bloggen noch auf einem Level, wo man das nicht sofort monetarisieren konnte oder so. Ich hatte dann irgendwann mal später als kleinere Influencerin ein paar Kooperationen, aber man konnte das ja noch nicht derart monetarisieren wie heute. Dementsprechend war das einfach nur, weil ich Freude dran hatte.
[SPEAKER 1]
[00:16:36-00:17:06]
Also für alle, die jetzt nicht aus dem Marketingbereich kommen, monetarisieren im Kontext heißt es quasi, Partnerschaften mit Marken, Firmen etc. geschlossen werden, wo dann gegen Geld Inhalte geteilt werden. Was heute ganz handelsüblich ist, also alle, insbesondere im Pferdebereich, der Pferdebereich ist ja eine sehr inzwischen ausgebildete Influencer-Community, da ist es in der Regel so, das sind alles Profis, die verdienen ihr Geld damit.
[SPEAKER 2]
[00:17:08-00:17:38]
Genau richtig. Und damals war das noch Zukunftsmusik. Also damals im Jahr 2014 und 2015. Irgendwann mal gab es die ersten Marken, die gesagt haben, hey, wir finden das total spannend. Das waren wirklich die Anfänge von Reitsport-Influencertum. Können wir dir ein bisschen was von unserem neuen Futter schicken und dann zeigst du das deinen Followern oder so. Aber das war noch in keiner Weise auf einem so professionellen Level wie heute Influencerinnen und Influencer in unserer Branche agieren. Nein, das waren wirklich die Anfänge.
[SPEAKER 1]
[00:17:38-00:17:50]
Und daraufhin, also mit dieser Idee, mit deinem Pferd Tobi diese WhatsApp-Verläufe zu posten, hast du, glaube ich, auch dann ein Angebot von einer Zeitschrift bekommen, dort anzufangen, oder?
[SPEAKER 2]
[00:17:50-00:18:49]
Du kennst dich richtig gut aus, Christian. Ja, das ist so. Damals kam dann eine Redakteurin auf mich zu, damals noch von der Reiter Revue. Diese Kollegin, zu der habe ich heute noch einen sehr netten Kontakt und eine gute Freundschaft. Und das ist Sabine Gregg, die ist mittlerweile bei der FN. Und die kam damals auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, eine Kolumne zu schreiben für die Reiterrevue. Und das habe ich getan. Und darum wiederum, das ist richtig typisch Reitsport, wo sich ja viele Menschen gegenseitig kennen. Und dann läuft auch vieles über eine gute Empfehlung. Und hey, weißt du nicht jemanden, den ich fragen könnte? Klar, ich kenne da jemanden. Das kennen wir alle aus unserem eigenen Reitstall. Und genau so kam ich dann über Umwege und auch über die wunderbare Sabine damals an meinen ersten richtigen freiberuflichen Job. Und das war damals, auch da gab es noch nicht so richtig Social Media Marketing wie heute. Damals gab es PR, so Öffentlichkeitsarbeit für damals das Turnier der Sieger. Und dann nahm alles seinen Lauf.
[SPEAKER 1]
[00:18:49-00:19:39]
Und dann nahm alles seinen Lauf und daraus ist quasi die Agentur und die Firma entstanden, die du heute betreibst, zusammen mit deinem Team. Aber noch einmal zurück auf diesen Switch von, ich mache ein paar witzige WhatsApp-Sendungen, Nachrichten, stell die hoch hin zu Journalismus. Das ist ja doch noch ein weiter Sprung, wo gerade ja auch im Pferdesport, und du hast es ja eben auch angesprochen, diese Feinheit besteht, dass diese Fachlichkeit... noch dazukommen, wo man ja häufig auch viel mehr im Brennpunkt der Diskussion steht. Ich will jetzt nicht sagen, dass jemand, der Politikkolumnist ist, jetzt nicht im Brennpunkt steht, aber es ist ja schon häufig hitzige Diskussion. Was hat dich bewogen, dann aber diesen Schritt doch auch zu gehen in diesen etwas journalistischeren Bereich, auch wenn es kein 100% Journalismus zu dem Zeitpunkt damals war?
[SPEAKER 2]
[00:19:41-00:21:59]
Ja, das ist schon ein großer Schritt. Ich finde das ganz gut, dass du das nochmal so hervorhebst, weil der Begriff Journalist oder Journalistin sein ist ja gar nicht geschützt. Was geschützt ist, ist so ein Begriff wie Redakteurin sein. Das bin ich zum Beispiel theoretisch, weil ich ein Volontariat gemacht habe bei einer Tageszeitung. Aber ich finde, heute verschwimmen die Grenzen so schnell. Wir glauben schnell, dass eine Influencerin, die einen langen Text schreibt, da irgendwie journalistisch gearbeitet hat. Und das ist ja längst nicht immer so. Deswegen war mir das auch vorhin so wichtig, dazu zu sagen, dass ich natürlich, wenn es jetzt um Pferdesport geht, nicht die fachliche Kompetenz hat, die vielleicht ein Pferdewirtschaftsmeister hat. Und ich finde, auch das sind Grenzen, die in dieser Debatte rund um Pferdesport aktuell sehr schnell verschwimmen. Nur weil ich selber ein Pferd habe und versuche, vieles für mein Pferd richtig zu tun, heißt es längst nicht, meines Erachtens, dass ich dieselbe Kompetenz mitbringe wie jemand, der das beruflich macht. Deswegen ist es schon wichtig, dass wir darüber sprechen, finde ich. Ich glaube, ich bin mit Pferden aufgewachsen. Wie gesagt, ich habe auch einen Berufsreiter als Vater. Dementsprechend konnte ich da gar nicht anders. Aber ich glaube, ich hatte einfach schon immer eine Seite an mir. Ich wollte das schon gerne richtig machen und fundiert machen. Ich hätte für mich, glaube ich, niemals die Option gesehen, schon damals aus irgendeinem Internetding mir jetzt einen Job zu bauen. Sondern ich wollte eine klassische akademische Laufbahn und dementsprechend habe ich erst mal studiert und dann auch noch ein Master gemacht. Und danach ging es für mich zu Tageszeitungen, wo ich dann volontiert habe, wirklich klassisch in der Presse mein Volontariat gemacht habe. Und dann bin ich Redakteurin geworden und habe da erst mal als Redakteurin gearbeitet. Zum einen war damals in den 2010er Jahren, war das noch nicht so sehr ein Berufsbild wie heute. Vor allem nicht in der Reitsportbranche. Also hey, ich mache Reitsportmarketing. Das war wirklich ein Fantasieberuf damals. Ich kann mich noch erinnern an einen Moment, und das ist jetzt auch noch gar nicht mal so lange her, das war glaube ich 2018 oder so. Da habe ich mir überlegt, was wäre mein absoluter Traumberuf? Und letztlich habe ich mir damals was ausgemalt, was ich heute tatsächlich mache. Aber das gab es wirklich damals nicht, Christian. Also es gab dieses Berufsbild nicht von ich mache Marketing in der Reitsportbranche und dann noch in Agenturformen. Und ich glaube, auch deswegen wollte ich erstmal eine ganz klassische Laufbahn. Und das war auch fantastisch für mich. Also ich kann das nur weiterempfehlen. Eine journalistische Ausbildung zu machen, hat mir ganz, ganz viel beigebracht.
[SPEAKER 1]
[00:21:59-00:22:22]
Siehst du dich da auch als Vorreiterin in gewisser Weise? Weil jetzt gibt es das ja schon. Also man sieht ja schon immer mal wieder Leute, die sagen, ja, ich mache Reitsport, spezifische Marketing. Es gibt zum Beispiel hier in Hamburg eine Agentur, die hat einen eigenen Ableger, wo nur... Pferdesachen gemacht werden aus Werbeagentursicht.
[SPEAKER 2]
[00:22:23-00:22:24]
Laura Westerheider mit Inuit.
[SPEAKER 1]
[00:22:24-00:22:27]
Liebe Grüße an dieser Stelle. Freundin des Hauses.
[SPEAKER 2]
[00:22:31-00:23:35]
Ich tue mich schwer damit. Also sicherlich war ich einigermaßen früh dran. früh dran, damit dann zu sagen, okay, ich gehe jetzt diesen Schritt, ich traue mir da auch, also nachdem ich als Redakteurin gearbeitet habe, war ich auch noch mal eine Zeit lang in einer Agentur, in einer ganz klassischen Digitalagentur, habe da Social Media gemacht und erst dann irgendwann habe ich mich getraut, diesen Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Sicherlich war ich da einigermaßen früh dran, aber ich weiß nicht, ob man sagen kann, man war Vorreiterin oder Vorreiter in irgendwas, weil ich nicht daran glaube, dass Dinge so funktionieren, dass es einen Menschen gibt, der an vorderster Front ist. Ich glaube, das sind einfach Tendenzen in unserer Gesellschaft und in dem Moment eben rund um Digitalisierung. Und ich glaube, das schwappt dann einmal so über und dann gibt es mehrere Menschen gleichzeitig, die diesen Schritt machen. Es fühlt sich dann vielleicht manchmal so an, als wäre man der oder die Erste, aber im Endeffekt sind es immer mehrere Menschen gleichzeitig, die sich so ein Gebiet erschließen. die dann losgehen, Gespräche führen, die dann neue Gedanken irgendwie raustragen. Ich glaube, da wird es sicherlich mehrere gegeben haben.
[SPEAKER 1]
[00:23:35-00:24:06]
Nun, Christina, wollen wir ja hier im Podcast auch immer ein bisschen schauen, wie entwickelt sich eigentlich der Pferdesport? Jetzt hast du ja den Einblick daraus, dass du konkret mit Sportlern arbeitest, mit Marken, mit größeren Firmen, die im Pferdesport tätig sind. Wenn du mal reinhörst in die Szene, Was glaubst du, wie entwickelt sich der Pferdesport in den nächsten 24 bis 36 Monaten? Was sind die Trends, die du gerade so siehst?
[SPEAKER 2]
[00:24:09-00:24:16]
Meinst du hinsichtlich Marketing und Kommunikation oder meinst du hinsichtlich Sporttrends in der Industrie, was konsumiert wird oder sowas?
[SPEAKER 1]
[00:24:16-00:24:57]
Generell, wenn du jetzt an der Theke gefragt wirst und jemand sagt, Mensch, was ist denn gerade im Pferdesport so los, Christine? Erzähl doch mal. Und du bist ja wirklich mit vielen Entscheidungsträgern auch. Was siehst du gerade? Was entwickelt sich? Ich gebe dir mal ein Beispiel. Nun, wir alle wissen darum, dass... der Turniersport sicherlich gerade nicht die beste Zeit erlebt. Ist sicherlich eine Mixtur aus sehr vielen Gründen, dass es den Turnierveranstaltern nicht so gut geht, dass aber auch das Interesse am Turniersport gesamtgesellschaftlich und auch innerhalb des Reitsports zurückgeht. Da würde ich sagen, tendenziell wird die Wichtigkeit von Reitturnieren eher weniger werden.
[SPEAKER 2]
[00:24:59-00:25:00]
Meinst du?
[SPEAKER 1]
[00:25:00-00:25:02]
Ja, das würde ich schon so sehen.
[SPEAKER 2]
[00:25:05-00:25:14]
Spannend. Also, ich glaube, erstmal muss ich mich entschuldigen, weil ich glaube, ich kann dir nie so prägnante Antworten geben, wie du dir das vielleicht als Podcast-Host wünschen würdest.
[SPEAKER 1]
[00:25:14-00:25:16]
Nein, wir haben ja sehr viel Zeit, Christine.
[SPEAKER 2]
[00:25:16-00:29:43]
Ja, aber ich möchte mich auch bei den Zuhörenden entschuldigen. Weißt du, ich glaube, ich beschäftige mich ja den ganzen Tag von morgens bis abends mit dieser Branche. Und ich glaube wirklich, das eine Thema, das mich immer beschäftigt, ist, dass ich mir wünsche, dass wir... dass wir versuchen zu verstehen, wie komplex diese Branche ist, wie komplex unser Zusammensein mit den Pferden ist und all das, was diesen Sport ausmacht. Deswegen tue ich mich so schwer damit, Dinge so doll zu verkürzen. Ich würde mir so wünschen, dass wir mehr verstehen, dass so viele Dinge gleichzeitig passieren und dass sie einander nicht ausschließen. Deswegen so erstmal als kleiner Disclaimer, Entschuldigung, dass ich mich schwer damit tue, Dinge so ganz doll auf den Punkt zu bringen. Was momentan passiert ist, Also ich erlebe natürlich erstmal von Industrieseite aktuell, um damit anzufangen, dass es schon eine gewisse Sorge gibt, wie sich das alles entwickelt, speziell im deutschsprachigen Raum, wo natürlich viele Player innerhalb der Industrie momentan bemerken, dass Umsätze stagnieren. Da kommen wir natürlich auch noch von einem gewissen Pandemie hoch, weil es während Corona für einige Unternehmen durchaus sehr gut lief, wenn man es jetzt rein unternehmerisch betrachtet. Gleichzeitig sehen wir, dass gesellschaftlich die Schere weiter auseinander geht, dass es mehr Leute gibt, die sich vielleicht das zweite Pferd nicht mehr leisten können oder auch gar kein Pferd mehr leisten können, für die Reitsport schlichtweg aus Kostengründen nicht mehr zugänglich ist. Das alles sind Dinge, die die Marken, die die Herstellermarken sicherlich erstmal besorgen, genauso wie natürlich Turnierveranstalter und auch Verbände. Also das sind Themen, die viele unserer Kundinnen und Kunden absolut umtreiben. Gleichzeitig sehen wir aber auch bei allen, die sehr international aufgestellt sind, dass es auch noch Wachstumsmärkte gibt. Also wir sehen ja durchaus, dass es im Mittleren Osten genauso wie auch in den USA starke Zuwächse gibt momentan, wo es eher mehr Reitturniere gibt, wohin mehr Pferde verkauft werden, wo mehr Geld in die Branche fließt. Das klingt jetzt total oberflächlich von mir. Das heißt damit überhaupt nicht, dass es mir egal ist. dass hier in Deutschland der Reitsport für Kinder und Jugendliche nicht mehr so gut zugänglich ist, wie er das sein sollte. Ich versuche nur die Gesamtheit gerade zu betrachten, weil wir insgesamt einfach sehen, dass es eine Verschiebung gibt von Märkten. Das könnte man auch sicherlich nochmal diskutieren vor dem Hintergrund des Pferdewohls. Wie gesagt, auch das wieder ist sehr komplex, aber wir sehen, während der Markt hierzulande vielleicht stagniert, ist es nicht so, dass er das überall tut, sondern eher eine Verschiebung, die stattfindet. Dann ist es noch so, was bewegt den Sport zusätzlich und das ist wirklich die Debatte rund um Pferdewohl, die du schon angesprochen hast. Ich glaube, es gibt wortwörtlich keinen Tag in meinem Leben, an dem ich nicht über das Thema spreche, an dem ich mich nicht mit irgendwem dazu austausche. Ich glaube, das ist das eine Thema, das uns alle bewegt, weil alle Menschen, die ich kenne und mit denen ich zusammenarbeite, sich jeden Tag die Frage stellen, Wie können konkrete Lösungswege aussehen? Wie gehen wir das gemeinsam weiter als Sport und als Branche? Wie können wir noch in der Mitte der Gesellschaft stattfinden mit dem Reitsport? Wie kann der Reitsport zukunftsfähig sein? Was können wir für unsere Pferde tun? Das sind Themen, die fast alle Menschen innerhalb dieser Szene bewegen, würde ich sagen. Und zuletzt würde ich noch sagen, auch ein Thema, das ich sehr auf dem Schirm habe, ist, wie verändern wir uns allgemein als Gesellschaft und insbesondere in Bezug auf Digitalisierung. Ich glaube, wir alle werden gefühlt totgespült von Inhalten auf Social Media und Co. Ich glaube, viele Menschen haben ein bisschen die Orientierung verloren. Welche Inhalte wollen sie noch konsumieren und wie wollen sie die konsumieren? Sei es Fernsehen, Werbung, Online, Print, alles was da so stattfindet. Das ist irre viel momentan, dem wir uns jeden Tag stellen müssen. Und ich glaube, dass darin und auch in einer immer komplizierter und manchmal auch bedrohlicher wirkenden Welt, ich glaube, dass da eine solche Kraft in der Begegnung mit dem Pferd liegt. Ich möchte jetzt gar nicht zu pathetisch werden, aber ich wünsche mir, dass das ein Thema wird, das uns die nächsten Jahre beschäftigt. Dass vielleicht innerhalb dieser Welt, die immer komplizierter und digitaler wird, dass es vielleicht für noch mehr Menschen eine ganz, ganz schöne Ausflucht sein kann, Zeit mit einem Pferd zu verbringen. Weil ich glaube, darin liegt so viel Positives und so viel Schönes, dass wir als Menschen daraus ziehen können. Und vielleicht schaffen wir es ja irgendwie als Branche, das wieder mehr aufzuzeigen in Zukunft. Das wäre etwas, was ich mir wünschen würde.
[SPEAKER 1]
[00:29:43-00:31:18]
Was ja auch dahergehend wichtiger wird, weil wir merken ja alle, was für eine Umbruchphase gerade vieles ist, jetzt nicht nur in der Pferdewelt. Und wir kommen ja jetzt, wir gehen ja raus aus dem Computerzeitalter rein in das Zeitalter der künstlichen Intelligenz. Und wir werden ja viele Dinge auch an Tagesabläufen, Dinge, die wir bisher noch selber gemacht haben, werden uns in der Zukunft zumindest in Teilen auch schon mittel- und kurzfristig abgenommen werden. Und A, was macht man dann mit der Zeit? Und B, was ist eigentlich noch sinnstiftend für mich selber als Mensch? Und da ist eigentlich der Pferdebereich sehr, sehr gut für prädestiniert, genau in diesen Bereich reinzugehen. Das ist nicht zwangsläufig, glaube ich, der Turniersport, der dann nochmal wieder anders gelagert ist. Aber diese Verbindung zu einem Lebewesen, was ja in gewisser Weise auch soziale Kompetenz ausmacht, Viele sehen ja auch in ihrem Pferd einen besten Freund oder beste Freundin. Das sind, glaube ich, Dinge, die wichtiger werden, die ja eine große Chance darstellen, um auch diese Branche und am Ende, so wie du da mit deinem Geld verdienst, wir bei WeHorse, wir haben ja auch ein nachhaltiges Interesse daran, dass mehr Menschen reiten, dass mehr Menschen diesen Sport ausüben, dass mehr Menschen sich damit beschäftigen können, Und das ist natürlich etwas, wie man auch wieder eine positive Erzählung einfach reinbekommt.
[SPEAKER 2]
[00:31:18-00:33:38]
Absolut. Aber mir geht es da wirklich nicht nur um die Erzählung, sondern ich fühle das genauso. Ich bin ja nun mal beruflich sehr im digitalen Bereich verhaftet. Also wir machen Marketing und ganz besonders machen wir Social Media Marketing. Also ich hänge eh den ganzen Tag vor irgendwelchen Bildschirmen. Aber für mich persönlich, obwohl ich natürlich will, dass mein Unternehmen zukunftsfähig ist und deins sicherlich auch, Christian, trotzdem finde ich den Gedanken immer wieder auf eine Art heilsam, dass es rund um Pferde immer so einen Restbereich geben wird, den wir niemals digitalisieren können. Ich vertrete da wirklich die These, diese echte Begegnung mit dem Pferd. Du gehst zu deinem Pferd, du hast diese echte Berührung, du bekommst eine Kommunikation von deinem Pferd zurück. Das wird niemals in Gänze digitalisierbar sein. Und das ist das Schöne daran. Und das ist ein Gedanke, der mich oft trägt. Und natürlich könnte man argumentieren, das ist vielleicht gerade für Digitalunternehmen gar nicht so toll, aber das ist ja am Ende die Essenz dessen, warum wir in dieser Branche arbeiten. Ich könnte ja rein theoretisch, wenn ich einfach Lust habe auf Marketing und Kommunikation, mir wirklich auch eine Branche aussuchen, die vielleicht ein bisschen einfacher funktioniert. Aber wir alle tun das ja im Endeffekt aus einer Anfangsleidenschaft heraus, die wir im Regelfall für Pferde haben. Und deswegen gehen wir in diese Branche. Und ich glaube, das ist die eine Qualität von Reitsport. Das sind nicht Events und das sind auch nicht die tollen Titel und der ganze Luxus, der damit verbunden ist, sondern das ist immer die Begegnung mit dem Pferd. Das ist das, was wir alle irgendwo gemeinsam haben, was für alle irgendwo mal der Startpunkt war, uns mit diesem Thema überhaupt zu beschäftigen und uns an das Thema zu verlieben. Und ich glaube auch, das kann das eine Thema sein, was die Branche zukunftsfähig macht. Dass wir das wieder schaffen, nach draußen zu kommunizieren. Weil ich kann total verstehen, dass es Menschen gibt von außen, aber auch natürlich innerhalb unserer Branche, die sagen, das funktioniert alles nicht mehr und wir müssen uns generell die Frage stellen, ob wir Pferde überhaupt noch sportlich nutzen wollen. Ganz egal unter welchen Gegebenheiten, aber vielleicht müssen wir es generell hinterfragen. Ich kann das nachvollziehen, aber ich würde immer dagegen halten... Schau, was Pferde uns geben können, inwiefern wir als Gesellschaft von Pferden profitieren können, was Kinder und Jugendliche von Pferden mitnehmen können. Und das ist so unfassbar hohes Gut und ich wünsche mir, dass wir das wieder besser kommuniziert bekommen.
[SPEAKER 1]
[00:33:38-00:34:49]
Und das am Ende ja, dass wir hier heute sitzen im Jahre 2025, liegt ja maßgeblich daran, dass die Zivilisation, die wir jetzt haben, auch dank Pferde so schnell groß geworden ist. Weil ohne Pferde wäre vieles, was uns heute lieb und teuer ist, gar nicht entstanden. Weil wir als Gesellschaft gar nicht so schnell dahin gekommen wären. Deswegen, wie du sagst, man muss den Blick schärfen, was kann uns das Ganze geben und dieser Enthusiasmus um die Sache, der ist schon außergewöhnlich und unterscheidet ja am Ende dann auch. Den Pferdebereich vielleicht von Tennis oder Fußball würde ich jetzt gar nicht sagen, das ist nochmal ein bisschen anders gelagert vielleicht, aber anderen Sportarten, wo man sagt, naja, wenn jetzt ein junger Mensch in Berlin, Paderborn oder Passau aufwächst, welche Sportarten könnte der denn machen? Könnte der Tennis machen, könnte der Reitsport machen, könnte der vielleicht Paddle heutzutage machen, was auch immer, dann ist sicherlich Reitsport immer mit der Nasenlänge vorne, dass es diese besondere Beziehung zwischen Mensch und Lebewesen gibt.
[SPEAKER 2]
[00:34:51-00:35:49]
Richtig. Und hinzu kommt ja auch noch... Es gibt so viele Sportarten, die übe ich dann aus, zwei, dreimal die Woche und dann lege ich mein Equipment in die Ecke und dann ist es erstmal wieder erledigt. Reitsport ist ja schon für die meisten Leute, auch die, die kein eigenes Pferd besitzen, auch die, die einfach in einer Reitschule reiten, es hat schon oft mit einem Lebensstil zu tun. Also es greift schon sehr in den Alltag ein. Ich glaube auch, dass... ist was, was uns Pferdemenschen irgendwo sehr miteinander verbindet und was diese Branche so besonders macht, dass es eben doch in so viele Lebensbereiche eindringt irgendwo und das auch alles rund ums Pferd. Also ich meine das in keiner Weise despektierlich, aber jetzt nimm mal alle Bereiche, die Tennis so umfasst, das erschöpft sich ja vielleicht auch irgendwann, aber im Und rund ums Pferd hast du ja auch nicht nur den reinen Sport. Du hast ja noch alles rund um das Lebewesen. Du hast noch die gesamte Pferdehaltung. Du hast auch noch, wenn du dich dafür interessierst, die Pferdezucht und den ganzen Lebensstil, der darum gebaut ist. Ich glaube schon, dass das alles Dinge sind, die die Pferdewelt sehr, sehr besonders machen.
[SPEAKER 1]
[00:35:49-00:35:51]
Wie häufig reitest du selber noch?
[SPEAKER 2]
[00:35:53-00:36:19]
Oh, leider nicht mehr so oft, wie ich mir das wünschen würde. Ich kümmere mich immer noch so gut wie jeden Tag um Tobi, von dem wir vorhin schon gehört haben. Und mittlerweile habe ich mir auch noch den Traum verwirklicht, mal selber einen Fohlen zu züchten. Der ist jetzt gerade in die Aufzucht gewechselt, einen Hengstfohlen. Aber ich bin ja auch gar nicht nur berufstätig, sondern auch noch Mutter. Und das alles gleichzeitig zu jonglieren, ist eine Herausforderung. Das muss ich dir nicht erzählen, Christian.
[SPEAKER 1]
[00:36:19-00:36:21]
Nee, genau. Das stimmt. Ja.
[SPEAKER 2]
[00:36:22-00:36:30]
Dementsprechend, ich würde immer noch sagen, ich bin so gut wie jeden Tag am Stall, aber in den Sattel schaffe ich es nicht mehr so oft wie früher. Aber das ist für mich auch okay. Es ging noch nie primär ums Reiten.
[SPEAKER 1]
[00:36:30-00:36:32]
Und schreibst du mit dem Fohlen auch schon WhatsApp-Nachrichten?
[SPEAKER 2]
[00:36:36-00:36:42]
Ich weiß nicht, ob dieser Trend heute noch so funktionieren würde. Wenn schon, müsste man ihn komplett anders darreichen, glaube ich.
[SPEAKER 1]
[00:36:42-00:36:54]
Man müsste es anders darreichen, das stimmt. Christina, es gibt hier im WeHouse-Podcast die vier WeHouse-Fragen, die warten auf jeden Gast. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 2]
[00:36:58-00:37:23]
Nee, tatsächlich nicht. Ich könnte dir kein Lebensmotto nennen. Ich habe da keinen Kalenderspruch parat. Aber wenn ich kurz drüber nachdenke, weißt du was, ich habe kein Lebensmotto, aber ich glaube, ich versuche einfach mit möglichst viel... Begeisterung durchs Leben zu gehen. Ich möchte niemals abgestumpft werden, gerade wenn wir über Pferde reden. Ich möchte das nie als selbstverständlich erachten, sondern ich möchte immer mit sehr viel Enthusiasmus und Begeisterung da durchgehen.
[SPEAKER 1]
[00:37:24-00:37:30]
Frage Nummer zwei. Wer hat dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt?
[SPEAKER 2]
[00:37:30-00:38:21]
Ich könnte jetzt ganz viele großartige Trainer und Athleten nennen, aber ich glaube, wie kein zweiter hat mich mein eigener Vater geprägt. Jemand, der bis heute, der ist mittlerweile Mitte 60, mein Vater, bis heute noch reitet der Pferde an mit sehr großer Leidenschaft. Hat mir das auch vorher beigebracht, wie das funktioniert. Hat sich sein ganzes Leben lang insbesondere der Jungpferdeausbildung verschrieben. Sieht, glaube ich, eine ganz besondere Magie in diesen ersten Wochen, in denen Pferde unterm Sattel sind. hat mir, glaube ich, Reitsport nahegebracht als etwas, das nicht viel mit Dilemma zu tun hat, aber ganz, ganz viel mit einer Lebensentscheidung, sich für Pferde zu entscheiden als Lebensinhalt, weil er lebt das bis heute zu 100 Prozent. Ich glaube, keiner hat mich so beeinflusst wie er.
[SPEAKER 1]
[00:38:21-00:38:42]
Frage Nummer drei ist, was würdest du, beziehungsweise wenn du, Reitern bzw. Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 2]
[00:38:42-00:39:41]
Ich glaube, es gibt schon so viele Dinge, die Pferdemenschen auf den Weg gegeben werden. Weil ich glaube, uns Pferdemenschen kann das oft sehr, sehr, sehr schwer fallen, auf einem Weg zu bleiben. Ich glaube, überall, gerade heutzutage online, wird uns alles entgegengeschrien, was wir mit unseren Pferden machen sollen. Und ich glaube, manchmal fällt es schwer, bei sich selber und dem eigenen Pferd zu bleiben, weil man sich ja oft hinterfragt und sich fragt, bin ich auf dem richtigen Weg? Dann hört man wieder auf jemand anderen. Deswegen glaube ich, das Einzige, was ich sagen wollen würde, wäre, und das ist was, was Tobi mir beigebracht hat, über den wir heute schon viel gesprochen haben, dem eigenen Pferd zuzuhören. Ich weiß nicht, ob das für alle anderen auch so gilt, aber bei mir war das jetzt in den letzten über zehn Jahren immer so, dass am Ende mein Bauchgefühl recht hatte in Bezug auf mein Pferd. Und er hat mir eigentlich immer sehr, sehr klar zu verstehen gegeben, was für ihn richtig ist und was nicht. Und hätte ich, glaube ich, öfter auf ihn gehört und weniger auf andere, dann hätte ich öfter rückblickend bessere Entscheidungen getroffen. Deswegen würde ich einfach nur sagen, dem Pferd zuhören.
[SPEAKER 1]
[00:39:41-00:39:45]
Und zum Abschluss vervollständige diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 2]
[00:39:48-00:39:48]
Mein Leben.
[SPEAKER 1]
[00:39:50-00:39:56]
Christina, vielen Dank, dass du da warst. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Schön, dass du endlich mal am Start warst bei unserem Podcast.
[SPEAKER 2]
[00:39:56-00:39:58]
Ich freue mich auch total.
[SPEAKER 1]
[00:39:58-00:40:01]
Weiterhin alles Gute und bis bald.
[SPEAKER 2]
[00:40:01-00:40:05]
Dankeschön. Danke, dass ich dabei sein durfte. Hat mir ganz viel Freude gemacht. Bis bald, Christian.
[SPEAKER 1]
[00:40:06-00:40:28]
Ciao, ciao. Diese Folge wurde produziert von Gloria Alter. Lasst gerne eure Meinung da, zum Beispiel einen Kommentar zu dieser Folge. Wir lesen wirklich jeden und freuen uns über euer Feedback. Bis zum nächsten Mal beim WeHorse Podcast.