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#Interview mit Nataliia Zhurbina: Pferde und Krieg in der Ukraine

Diese Podcast-Folge beleuchtet die besondere Verbindung zwischen Pferd und Mensch noch mal ganz neu: Host Christian Kroeber spricht mit Nataliia Zhurbina, einer Trainerin aus der Ukraine, die nun in Deutschland lebt. Sie berichtet über die Situation der Pferde in der kriegsgebeutelten Ukraine und wie sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen einen Verband gegründet hat, um traumatisierte Pferde und Menschen zusammenzubringen. Ihr Ziel ist es, Therapiepferde auszubilden und mit ihrer Hilfe Veteranen, Kinder und andere Kriegsopfer dabei zu unterstützen, die Kriegsereignisse zu verarbeiten und neue Kraft zu schöpfen.

Nataliia erzählt zudem, wie auch wir hier in Deutschland helfen können, die Lebensbedingungen von Pferden und Menschen in der Ukraine zumindest ein Stück weit zu verbessern.

Hier findest du weitere Informationen über Nataliias Verein, Spendeninformationen und Impressionen >>

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 3]
[00:00:00-00:00:11]
Heute sprechen wir über die Situation und Rolle der Pferde in der kriegsgebeutelten Ukraine nach über zwei Jahren Krieg mit Nataliia Zhurbina.

[SPEAKER 1]
[00:00:13-00:00:24]
Dort leben über 30 Pferde jetzt und sie wurden aus Kriegsgebieten gebracht und heute helfen sie für Veteranen und Kinder, die von Krieg betroffen sind.

[SPEAKER 2]
[00:00:25-00:00:42]
Herzlich willkommen zum WeHorse Podcast. Heute mit Christian Kröber. WeHorse ist deine Lernplattform, auf der du täglich Inspirationen, Trainingstipps und das Wissen der besten Trainer bekommst, um gemeinsam mit deinem Pferd jeden Tag besser zu werden.

[SPEAKER 3]
[00:00:44-00:02:33]
Wir alle sehen tagtäglich in den Nachrichten die Bilder aus der Ukraine, die seit über zwei Jahren unter dem Angriffskrieg Russlands leidet. Was in der Berichterstattung häufig keine Rolle findet, ist die Situation der Pferde vor Ort. Vor Kriegsbeginn hatte die Ukraine 100.000 Pferde und heute spreche ich mit der Präsidentin des ukrainischen Verbandes für Pferdegestützte Therapie und adaptives Reiten, Nataliia Zhurbina. Sie hilft aus Deutschland heraus, die Arbeit zu organisieren, traumatisierten Veteranen, aber auch traumatisierten Pferden zu helfen, insbesondere durch therapeutisches Reiten und die Arbeit darum zu. Eine Arbeit, die meines Erachtens unglaublich wichtig ist und sehr, sehr wenig Öffentlichkeit bisher bekommen hat. Dazu haben wir auch Sibylle Wiemer zu Gast, die den ganzen Kontakt angebahnt hat für den Podcast, die sich selber auch schon seit längerer Zeit dafür einsetzt, die Arbeit der Menschen in der Ukraine rund ums Pferd mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Also, wir widmen uns heute einem gar nicht so einfachen Thema, aber am Ende für uns auch ist der Krieg lediglich... Etwas mehr als 1000 Kilometer entfernt. Und es ist eine sehr, sehr notwendige und wichtige Auseinandersetzung mit der Lebensrealität Tausender von Pferden, Tausender von Pferdemenschen und auch von Veteranen, die dank therapeutischem Reitens einen besseren Zugang zu ihrem, ja dann auch am Ende gehandicapten Leben und auch zu mehr Lebensqualität bringt. Also, los geht's. Der Podcast mit Natalia Giurbina und Sibylle Wiemer. Hallo bei uns im Podcast. Nataliia Zhurbina und Sibylle Wiemer. Schön, dass ihr da seid.

[SPEAKER 2]
[00:02:33-00:02:33]
Danke.

[SPEAKER 1]
[00:02:33-00:02:34]
Hallo.

[SPEAKER 3]
[00:02:35-00:03:21]
Wir wollen heute sprechen über die Situation in der Ukraine. Wir wollen sprechen vor allen Dingen über etwas, was gar nicht unbedingt eine große Öffentlichkeit bekommt, nämlich die Situation der Pferde in der Ukraine und wie sie auch helfen können im Wiederaufbau, in gewisser Weise aber auch in der Arbeit mit traumatisierten Menschen, die von der Kriegsfront kommen und vieles mehr. Natalia, du lebst seit 2022 hier in Deutschland, bist aufgrund des Angriffskriegs Russlands geflüchtet. Vielleicht bevor wir rein starten in wirklich so die fachlichen Themen. Du kommst aus Schakiv. Wie ist die Situation gerade vor Ort in der Ukraine? Wie schaust du aus der Entfernung aus Deutschland gerade auf die aktuelle Situation?

[SPEAKER 1]
[00:03:22-00:04:39]
Ja, meine Heimat ist Tscharkiv in der Ukraine, direkt an der Grenze zu Russland. Tscharkiv wird fast jeden Tag beschossen und dort lebt noch ganz meine Familie. Aber bis 2022 habe ich in Kiew gelebt, genau zwischen Putscha und Kiew. Dort war ich Leiterin von einem großen Reitstall, der heißt Solomachin Rancho. Und durch den Krieg bin ich nach Deutschland gekommen. Und ja, die Situation in der Ukraine ist ganz schwer. Viele Städte werden jeden Tag beschossen und gebombt. Und Menschen in der Ukraine bleiben mutig und sie haben noch Kraft, aber Viele Menschen sind müde. Jeden Tag müssen sie Kraft finden zum Weiterleben, zum Überleben. Und sie versuchen ein normales Leben. Das ist so schwer.

[SPEAKER 3]
[00:04:39-00:04:42]
Hast du selber denn auch Familienmitglieder, die an der Front sind?

[SPEAKER 1]
[00:04:43-00:05:02]
Ja, viele meiner Freunde sind Soldaten in der Ukrainer Armee. Und viele meiner Freunde sind Volunteure. Sie sammeln Geld und verdienen.

[SPEAKER 2]
[00:05:03-00:05:04]
Um zu überleben auch.

[SPEAKER 1]
[00:05:05-00:05:31]
Ja, sie sammeln Geld, um eine Ammunition zu kaufen für unsere Soldaten und für Menschen, die müssen umziehen für andere Gebiete von der Front, von der Grenze. Und auch in der Ukraine gibt es so viele Menschen, die müssen zu anderen Städten

[SPEAKER 3]
[00:05:34-00:05:40]
Du selber bist Präsidentin des ukrainischen Verbandes für Pferdegeschütztherapie und adaptives Reiten.

[SPEAKER 1]
[00:05:42-00:06:40]
Ja, seit 20 Jahren arbeite ich mit Pferden als Trainerin und Spezialistin für Pferdeverhalten und auch wie Leiterin eines großen Reizvereins. Und in Deutschland wollte ich den Kontakt zur Ukraine nicht verlieren. Darum habe ich mit Kollegen einen Verband gegründet. Dieser Verband arbeitet in der Ukraine. Dort sind unsere Mitglieder und Projekte. Ich selbst unterstütze die Arbeit aus Deutschland auf Distanz. Wir bringen Menschen zusammen, die mit Pferdengestütztherapie arbeiten. Wir machen Regeln für Sicherheit, Ausbildung und Haltung von Pferden. Wir bieten Kurse und suchen Partner im Ausland. Deshalb haben wir mit Sibylle kennengelernt.

[SPEAKER 3]
[00:06:40-00:06:49]
Ja, Sibylle, du inzwischen unterstützt ja die Arbeit auch sehr intensiv. Wie ist das zustande gekommen? Wie kommt es, dass du dich da so engagierst?

[SPEAKER 2]
[00:06:50-00:07:21]
Ich hatte einen Stand auf der Equitana und eben dementsprechend auch Ringzeiten, wo ich eben zum Thema Sitzschulung ging. Und ja, auch die Nutzung, was wir ja auch bei euch bei Wehorse haben, die Nutzung von den Fränklin-Materialien, den Bändern, Schwenken, was auch immer. Und es waren damals vier Frauen. Ihr wart, glaube ich, die Viktoria war dabei, du, und dann war noch eine, da weiß ich den Namen gerade nicht mehr.

[SPEAKER 1]
[00:07:21-00:07:22]
Da war Anja.

[SPEAKER 2]
[00:07:22-00:07:24]
Genau, Anja.

[SPEAKER 1]
[00:07:24-00:07:31]
Das ist Besitzer einer Stahl, die neben Kalkiv Ja, und dann kamt ihr zu uns.

[SPEAKER 2]
[00:07:31-00:10:04]
Wir waren damals zu zweit am Stand. Die Lia Lingott und ich waren da. Und eigentlich über das supergute Englisch, was die Viktoria sprach, habe ich gesagt, wo kommt ihr denn her? Und ich habe an alles Mögliche gedacht. Also irgendwas Ostmäßiges habe ich schon rausgehört. Aber dann sagt sie, ich komme aus der Ukraine. Und dann dachte ich ja, ihr würdet alle in Deutschland wohnen. Und dann kamen eben die Geschichten hervor, dass die Viktoria, ich spreche die bestimmt falsch aus, Solomaka Ranch, dass sie einen großen Stall leitet für therapeutisches Reiten. Zwischen Butscher und Kiew. Und dann habe ich gesagt, Butscher, oh Gott, das war doch da ganz schlimm. Und Kiew ist jeden Tag bei uns in den Nachrichten. Und dann sagt sie, doch, ich bin da. Und ich arbeite jetzt im Schwerpunkt mit Kindern, die im Krieg traumatisiert wurden. Und mit Veteranen, die ihre Gliedmaßen verloren haben. Und dann habe ich ihr erzählt, dass ich 25 Jahre therapeutisches Reiten gemacht habe, hier in der Lüneburger Heide. Und wir haben uns schon ein bisschen angefangen auszutauschen, fast schon ein bisschen fachlich geworden. Dann war ich ganz erstaunt, wie viel Fachwissen ihr habt. Und da habe ich auch gedacht, mein Gott, das sind so tolle Menschen. Und dann habe ich nur gedacht oder gefragt, wie konntet ihr da bleiben? Und die Anja, also Charkiv, Kiew, Butscha, das sind so die Orte, die in Deutschland in den Medien sozusagen, klar der Don war es noch dazu, aber... Oder Odessa oder so. Aber das sind die Orte, wo wir Tag für Tag hören, wie schrecklich das da ist mit Bomben und Krieg und irgendwelchen Gräueltaten. Und dann haben sie erzählt, also Viktoria glaube ich war es, dass sie eben, als sie gemerkt haben, dass die russische Armee vor der Tür steht, Dass sie ihre Pferde freigelassen haben und dass sie einen Teil der Pferde durch Bombenangriffe dann doch verloren haben, weil die Pferde in den Stall zurückgelaufen sind, als dann der Krach losging. Und dass sie ein ganz tolles Zuchtprogramm haben für Kaltblüter in der Ukraine. Das mussten sie natürlich einstellen, weil sie auch unter anderem eine tragende Stute verloren haben oder zumindest das Fohlen dazu. Und am Ende standen wir auf der Messe und haben mit fünf Frauen geweint.

[SPEAKER 1]
[00:10:06-00:10:23]
Ja, Viktoria ist meine Partnerin. Wir haben zusammen diesen Stall gegründet. Und ich war am 25. Februar, das war der zweite Tag, das war morgen, morgen früh.

[SPEAKER 3]
[00:10:23-00:10:25]
Der zweite Kriegstag im Jahre 2020.

[SPEAKER 1]
[00:10:25-00:11:07]
Ja, 2022, das war... Zweiter Kriegstag und ich war dort mit unseren Mitarbeitern und durch unser Dorf waren ungefähr 350 Panzer und wir versuchten unsere Pferde zu fangen, zum Halfter anziehen Und in diesem Moment, ein Panzer hat unseren Stall getroffen.

[SPEAKER 2]
[00:11:07-00:11:08]
Schon geschossen?

[SPEAKER 1]
[00:11:08-00:11:20]
Ja, geschossen. Und zwei Pferde sind getötet. In diesem Moment. Ja, das habe ich gesehen, weil ich war 15 Meter entfernt.

[SPEAKER 3]
[00:11:21-00:11:23]
Entfernt, ja.

[SPEAKER 2]
[00:11:23-00:12:03]
Ja. Das ist ja unvollstellbares Leid. Also ich meine, jeder Pferdebesitzer weiß ja gar nicht. Also ich habe auch damals schon gesagt, ich weiß gar nicht, was ich machen würde. Ich weiß weder, ob ich den Mut hätte, dort zu bleiben, aber meine Pferde einfach da in der Wildnis zu lassen oder einfach da zu lassen. Und ich finde das so bewundernswert. Und dass ihr euch mittlerweile auch um die traumatisierten Pferde kümmert und die traumatisierten Kinder und die Kriegsveteranen. Da bekommt das ganze Wort therapeutisches Reiten ja ein ganz anderes Gewicht. Und das Ganze noch bei täglichem Bombenhageln.

[SPEAKER 3]
[00:12:05-00:12:37]
Jetzt können wir uns das in Deutschland gar nicht vorstellen, wie das ist, wenn wir unsere Pferde halten. Das kennen wir nur in komplettem Frieden und auch in gewisser Weise ja in einem großen Schutz, den wir genießen. Vor Kriegsbeginn lebten ca. 100.000 Pferde in der Ukraine. Ist die Situation für alle Pferde in der Ukraine, Natalia, problematisch oder ist insbesondere im Bereich der Front und den Gebieten, die auch angegriffen werden, das besonders prekär?

[SPEAKER 1]
[00:12:40-00:13:27]
Von der Front, das ist die schwierigste Situation, selbstverständlich, diese Pferde müssen evakuiert werden. Aber in anderen Regionen ist es auch sehr schwer zu überleben, weil fast die ganze Ukraine jeden Tag gebombt ist. Ich habe eine Liste, da steht Stallen, welche gelandet sind. Ja, von Krieg. Und diese Stallen sind in ganz verschiedenen Gebieten.

[SPEAKER 2]
[00:13:27-00:13:30]
Also es ist ein Teil in ganz Ukraine betroffen.

[SPEAKER 1]
[00:13:30-00:13:37]
Ja, das ist Sumy, Kiew, Kherson, Zaporizhia, Kharkiv.

[SPEAKER 2]
[00:13:38-00:13:45]
Und Odessa, das war vor... Odessa ist der Krieg ja schon länger sogar.

[SPEAKER 1]
[00:13:45-00:14:07]
Ja, und zum Beispiel im Juli diesem Jahr in Odessa ist... Eine von Drohnen, Drohnen trafen, ist eine Pferde getötet und der ganze Stall ist ausgelacht.

[SPEAKER 2]
[00:14:07-00:14:07]
Unvorstellbar, ne?

[SPEAKER 1]
[00:14:08-00:14:25]
Ja, ja, das ist wahrscheinlich... Kleine Gebiete neben Polen sind nicht so gefährlich. Aber wir haben Stallen in der ganzen Ukraine.

[SPEAKER 3]
[00:14:25-00:14:36]
Aber das ist ja auch ein großer logistischer Aufwand, diese Pferde zu evakuieren. Es muss ja dann auch, wie du sagst, Ställe geben, die auch überhaupt die Möglichkeiten haben, diese Pferde aufzunehmen.

[SPEAKER 2]
[00:14:37-00:17:50]
Und die lassen sich ja teilweise kaum noch anfassen, weil die Pferde sind ja traumatisiert. Du fährst also in ein Kriegsgebiet rein und holst ein Pferd raus, was kaum noch anzufassen ist. Und dann musst du irgendwo noch hinfahren und dann musst du da noch sehen, wie du das Tier ernährst. Und ich weiß, dass ein Hilferuf ja ganz groß ist nach Wurmmitteln, nach Gelenk unterstützende Mittel, nach Medikamenten, weil wir uns auch die ganze Logistik in der Ukraine gar nicht mehr vorstellen können, so wie wir denken. Also... Und die Damen außer Natalia, die erzählen eben auch, also ich kann das jetzt nur für Kiew erzählen, dass eben zum Beispiel für die ganzen Veteranen, die Gliedmaßen verloren haben, es ja im Grunde keine Infrastruktur in den Städten gibt. Die kommen also kaum in die U-Bahn runter oder sowas, weil es keine Möglichkeit gibt für Menschen mit einem Bein oder im Rollstuhl oder mit anderen großen Behinderungen, sich frei zu bewegen, so wie wir das jetzt kennen. Da ist ein Behindertenklo, da ist ein Behindertenaufgang, da ist ein Aufzug. Aber wir dürfen natürlich vergessen, dass die Stadt seit vier Jahren bombardiert wird und da kannst du gar nicht mehr Aufzug fahren, beziehungsweise da gibt es eben auch viele Aufzüge überhaupt nicht mehr. Und ich finde das so bewundernswert, dass es da so eine, für mich ist das jetzt eine Handvoll Frauen, weil durch Natalia weiß ich, es sind sogar mehr, aber die mir immer Bilder schicken oder die mir was erzählen. Das ist so eine Handvoll Frauen, die bleiben dort, die kümmern sich um dieses, ich sage jetzt mal traumatisierte Pferde, traumatisierte Kinder, traumatisierte Veteranen. Die schicken mir Bilder, wie sie ihren Hof pflastern, damit die Rollstuhlfahrer besser fahren können. Und die halten an diesem ganzen Konstrukt fest. Und was mich also wirklich zu Tränen gerührt hat, ist, dass sie nach der Messe, die von meiner Internetseite Fotos benutzt haben oder von der Messe von mir Fotos benutzt haben und erzählt haben, was sie bei mir gesehen haben, dass sie jetzt zum Beispiel mit Schwämmen oder so arbeiten wollen, um das Körpergefühl gerade von den Menschen mit Amputationen, wieder zu fördern. Und das hat mich so gerührt, weil du weißt selber, wie es auf einer Messe ist, das ist ja kein Lernportal. Wir haben uns ja nicht stundenlang ausgetauscht, wie kann man mit Menschen mit Amputation optimal arbeiten, sondern sie haben wie einen Schwamm alles aufgesogen, was zu Hause helfen kann und gehen in einen Bereich zurück, wo tagtäglich die Bomben fallen und machen da weiter, Mit dem, was ja durch den Krieg sozusagen sogar noch notwendiger ist, als in einem gesunden, fröhlichen Land ohne jeglichen Frieden, voller Frieden.

[SPEAKER 3]
[00:17:50-00:18:19]
Natalia, also wir haben auf der einen Seite traumatisierte Pferde, wir haben aber auch traumatisierte Menschen, die... nicht nur psychische Belastungen haben, sondern Sibylle, wie du ja gerade beschrieben hast, auch amputierte Beine, amputierte Gliedmaßen, wirklich ja selber auch in einer schwierigen Situation sind. Wie können Pferde beitragen, wenn wir zuerst einmal auf die Menschen schauen, dass diese Menschen ein wenig Linderung erfahren, dass es denen ein bisschen besser geht?

[SPEAKER 1]
[00:18:23-00:19:35]
Ich habe eine Erfahrung mit unseren Pferden am Zallermacher Ranch. Unser Stall war seit einem Monat in Besetzung. Und genau zwischen Russen und unserer Front. Und seit einem Monat... Und unser Stall war im Bomben und das war jeden Tag. Und Pferde haben vielleicht seit fünf Tagen... gewohnt für dieses Geräusch und für diese Situation. Und das war wichtig für Pferde, das war wichtig, draußen zu sein, im Herd, nicht im Stall, weil im Stall das war ein bisschen gefährlich.

[SPEAKER 2]
[00:19:36-00:19:37]
Noch gefährlicher als draußen.

[SPEAKER 1]
[00:19:37-00:20:14]
Ja, als draußen, ja. Ich habe auch ein Beispiel über einen Stall in der Region Kiew. Das ist auch nicht so weit vom Zellermacher Ranch. Das heißt Sozial Ranch. Dort leben über 30 Pferde jetzt und sie wurden vom Schlechthof gerettet oder aus Kriegsgebieten gebracht. Und heute helfen sie für Veteranen und Kinder, die vom Krieg betroffen sind.

[SPEAKER 2]
[00:20:14-00:20:26]
Und Pferde, meine Mannpferde haben so eine besondere Kraft und Pferde sind heiler.

[SPEAKER 1]
[00:20:26-00:21:23]
Ja, und jetzt mache ich einen Kurs über, wie kann man Pferde für diese Pferdegestürzte Therapie wählen und Ich fahre nach der Ukraine am 22. September und da mache ich drei Seminare, eine in Kharkiv, eine in Kiew und eine in Lviv. über dieses Thema, wie kann man Pferde, auch traumatisierte Pferde, für diese Arbeit vorbereiten. Aber das ist möglich, das ist möglich, seit drei Jahren, mehr als drei Jahren, dass in der Ukraine über den Menschen mit Pferden.

[SPEAKER 3]
[00:21:24-00:21:40]
Natalia, warum eignen sich denn Pferde besonders gut traumatisierte Menschen von der Front und auch Kinder, Menschen generell, die durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogen wurden, zu heilen oder zumindestens, dass es ihnen besser geht?

[SPEAKER 1]
[00:21:41-00:23:07]
Ich denke, für traumatisierte Menschen sind Pferde sehr gute Partner und Inspiration. Neben dem Pferd kann man ruhig sein und auch Kraft zu bekommen. Das ist sehr wichtig. Und man kann mit Pferden lernen, sich zu entspannen. Vertrauen zu haben und neue Energie zu bekommen. Ich denke, das ist sehr wichtig für traumatisierte Leute, für Veteranen und für Kinder. Jetzt ist es sehr wichtig für ukrainische Leute und für Pferde auch, weil wegen des Krieges viele Pferde ihre Besitzer verloren. Manche Besitzer können nicht Weiter für Pferde zahlen. Viele Pferde haben jetzt keine Besitzer. Pferde können Menschen helfen, wie Pferdegestürzte-Therapie. Das heißt, Pferde auch... können andere Besitzer oder soziale Reitvereine zu bekommen, da leben. Das ist auch wichtig.

[SPEAKER 3]
[00:23:09-00:23:19]
Gibt es denn sehr viele Pferde, die gar keine Besitzer mehr haben, wo man gar nicht nachvollziehen kann, wo kommen diese Pferde her und wie die Geschichte dieser Pferde ist?

[SPEAKER 1]
[00:23:20-00:24:06]
Ich weiß nicht wie viele, aber jeden Reitverein, jede Reitschule oder Reitclub haben manche Pferde, die mehr keine Besitzer haben. Besitzer können nach einem anderen Land umziehen oder leider getötet werden. Oder sie können nicht mehr zahlen. Das ist auch so oft passiert jetzt in der Ukraine. Jeder Stall hat diese Geschichte, nicht eine.

[SPEAKER 3]
[00:24:08-00:24:27]
Sibylle, aus deiner Sicht, auch aus Deutschland, aus der Ferne, du hast ja auch große Erfahrungen mit therapeutischem Reiten. Ist es ja auf der einen Seite ein großes tragisches Schicksal, was da in der Ukraine passiert, aber auch was ganz Besonderes, dass trotz dieser Umstände weiterhin therapeutisches Reiten dort ausgeübt wird?

[SPEAKER 2]
[00:24:29-00:28:23]
Zweifelsohne. Also zweifelsohne. Ich kann das von Natalia noch ein kleines bisschen ergänzen. Es gab mal, leider gibt es das nicht mehr, ein Buch namens Taro dos Equos. Da beschreibt eine Amerikanerin namens Linda Kohanov, dass sie eigentlich mit ihrer Vollblutstute irgendwelche Rennen im Phoenix irgendwo in der Wüste machen wollte. Und dann wurde das Pferd krank und dann hat sie mit diesem Pferd letztendlich eines der größten Therapiezentren in Amerika gegründet. Und bei ihr passierte ähnlich, wie es bei mir auch kommt. Therapiestelle haben nicht viel Geld. Das heißt, wir bekommen irgendwelche Pferde geschenkt, gesponsert für ganz kleines Geld, die einen enormen Wert haben. Also mein Rekord ist ein Pferd, was für 120.000 Euro verkauft werden sollte. Und ich habe den für 1000 Euro gekauft. Das heißt, wenn man therapeutisches Reiten durchführt, wird man nicht reich. Das heißt, wir haben sowieso einen gewissen Bedarf, immer gemeinnützig zu sein, Spenden zu bekommen oder eben Veranstaltungen durchzuführen, durch die Geld reinkommt. Gleichzeitig ist es erstaunlich, dass Pferde, die selber ganz schlimme Sachen erlebt haben, mit einer Bierruhe den Menschen, die es brauchen, ich sage immer ein Zuhause geben. Also das Spannende am therapeutischen Reiten ist ja, dass das Gehirn des Menschen den Schritt des Pferdes wiedererkennt als eigenes Gangmuster. Also übertrieben gesagt, wir waren alle mal Salamander, wir waren alle mal Vierfüßler und unser Gehirn denkt immer noch in vier Füßen. Das heißt, wenn ich im Schritt auf einem Pferd sitze, dann erfährt mein Gehirn ein sehr gesundes Gangbild. Wenn ich aber traumatisiert bin, und zwar egal ob physisch oder psychisch, dann ist mein Gangbild anders. Ich halte die Schultern fest, ich ziehe den Kopf ein bis hin zu, ich habe eine Spastik und Humpel oder mir fehlt ein Bein oder was auch immer, egal was das ist. Aber in dem Moment, wo ich auf dem Pferd bin, bekommt unser Gehirn wieder die Idee, das ist gesund. Und ich glaube, in Kombination mit Dopamin macht das Ganze das dann das Reiten so toll. Und das nächste ist, das wissen alle Reitkinder, die mal irgendwie mit 14 in der Box ihres Lieblingspferdes saßen und dem den ersten Liebeskummer erzählt haben. Pferde haben so einen großen Charakter. Also wir haben mal in einer deutschen Fortbildung für therapeutisch Reiten, haben wir mal gesagt, der Schritt eines Pferdes löst die Zunge. Das heißt, das therapeutische Reiten ist zwar jetzt nicht so, es gibt keine Lobby, die sagt, ey toll, Krankenkassen und und und. Aber wir, die das mal gemacht haben oder machen, wir wissen, dass es erstaunliche Hilfe gibt, wenn die Pferde mit ihrer Art, also es gibt ja Pferde, die brauchen einen nur anzupusten und der Reiter oder der Mensch fühlt sich schon gut. Geliebt, gehalten, gestärkt. Und ich glaube, das ist ja das, was mich jetzt so ganz in die Bewunderung treibt, dass es Menschen im Krieg gibt, die letztendlich ja selber in Lebensgefahr sind, die sich um diese Tiere und um diese Kombi zwischen traumatisierten Menschen und traumatisierten Pferden weiter kümmern. Das finde ich einfach bewundernswert. Wisst ihr, wie ich das meine? Weil es ist sowieso schon schwierig, ne?

[SPEAKER 3]
[00:28:25-00:28:40]
Natalia, wie werdet ihr denn zurzeit in der Ukraine, jetzt bist du ja in Deutschland und organisierst ja auch in gewisser Weise die Unterstützung, aber welche Unterstützung gibt es für eure Arbeit derzeit aus dem Ausland und auch aus der Ukraine selber?

[SPEAKER 1]
[00:28:41-00:30:14]
Es gibt viele Arten zu helfen. Erzählen Sie anderen von unserer Arbeit, das ist sehr wichtig, von unserem Leben, wie viele Leute in der Ukraine leben. Teilen Sie Wissen und Erfahrungen. Wir lernen gerne von Kollegen und Kolleginnen. Das ist sehr wichtig für unsere Leute. Und wahrscheinlich kann man spenden für Futterzusätze oder Ausrüstung. Futterzusätze zum Beispiel für alte und kranke Pferde. So viele alte und kranke Pferde sind in der Ukraine in der Sie brauchen Unterstützung mit Medikamenten und Pflegeprodukten, auch Decken, Halfern, spezielle Therapeutensättel. Und wie Sibylle hat gesagt, Steigbügel, sichere Steigbügel, das ist auch wichtig. Sehr wichtig und Hilfe für Menschen mit Amputationen beim Aufsitzen und diese Lösung, wie kann man das aufsitzen und ein Gerät wahrscheinlich. Alles kann neu oder gebraucht sein und mir die Hilfe ist wichtig.

[SPEAKER 3]
[00:30:14-00:30:19]
Und gibt es auch derzeit schon sehr viel Hilfe oder wünscht ihr euch mehr Unterstützung?

[SPEAKER 1]
[00:30:23-00:30:44]
Selbstverständlich, wir wünschen mehr Unterstützung, aber wir haben noch einen Kollegen, eine Partnerin in Deutschland, wie Sibylle, und in Großbritannien, ja.

[SPEAKER 3]
[00:30:45-00:30:58]
Auch bekommen, unser Verband bekommen aus Großbritannien, das war Helmet, ich weiß nicht.

[SPEAKER 1]
[00:30:58-00:32:47]
Helme, ja. Helme. Aber wir brauchen noch Helme für große Köpfe, weil so viele Veteranen sind unsere Klienten in der Pferdegestütztherapie und die haben große Köpfe. Und auch für Therapeutenzettel brauchen wir Therapeutenzettel und so weiter. Das ist sehr wichtig für ukrainische Leute, für andere Länder. Möglichkeit haben, für andere Länder zu kommen. Zum Beispiel, letzten Samstag und Sonntag war in Aachen eine Mustang-McCover und ich habe meine ukrainische Freundin eingeladen für diese Es war auch Anja aus Kharkiv, Tatjana aus Kiew. Das ist sehr wichtig für diese Frauen, die die Möglichkeit haben, ein bisschen zu erholen und etwas anderes zu sehen, eine neue Erfahrung zu bekommen und Emotionen aufzunehmen. Man muss Emotionen erleben und so weiter. Das ist auch wichtig, wenn ukrainische Pferdeleute für andere Länder kommen und für neue Erfahrungen.

[SPEAKER 3]
[00:32:47-00:33:01]
Was wünschst du dir für die Zukunft der Ukraine? Wir sind ja gerade im Jahr 3 des Krieges. Was ist dein Wunsch für die Pferde und auch für die Ukraine?

[SPEAKER 1]
[00:33:03-00:33:31]
Ich habe nur einen Wunsch. Krieg muss abhören. Krieg muss stoppen. Ich will nur meine Heimat ohne Krieg. Das ist das Wichtigste für mich. Kein anderer Wunsch.

[SPEAKER 3]
[00:33:31-00:33:40]
Wenn man euch ganz konkret helfen will, du hast eben ja schon gesagt, was man alles spenden könnte. Wie erreicht man euch? Wie kann man in Kontakt treten mit euch?

[SPEAKER 1]
[00:33:40-00:34:15]
Ja, man kann mir Sachen per Post schicken. Wir haben schon das gemacht mit Biele. Das funktioniert ganz gut. Ich nehme alle Sachen hier in Deutschland an und schicke sie weiter in die Ukraine und kann sie verteilen. Und kann auch Bilder zurückschicken und wer hat das bekommen, kann ich zählen. Ja, das machen wir so.

[SPEAKER 3]
[00:34:15-00:35:03]
Wir packen alle Informationen in die Shownotes. Da findet ihr auch alle Informationen, wenn ihr also helfen wollt. Und ich glaube, das ist wirklich ein ganz, ganz wichtiger Auftrag, den wir alle haben, da zu helfen. Und auch die Situation, die ja gar nicht in den Medien präsent ist. Niemand spricht über Pferde in der Ukraine oder Tiere generell. Wir hören natürlich alle die schrecklichen Nachrichten, aber das ist natürlich etwas, was kaum Aufmerksamkeit bekommt. Deswegen Dankeschön, liebe Natalia, dass du das geteilt hast, wie die Situation aktuell in der Ukraine ist. Danke, Sibylle, dass du das Ganze auch hier begleitest. Und ich glaube, wir alle können nur hoffen und unseren Beitrag leisten und auch wir als Europa, dass dieser Angriffskrieg so schnell wie möglich endet. Deswegen Dankeschön euch beide und schön, dass ihr da wart. Ciao, ciao.

[SPEAKER 2]
[00:35:03-00:35:04]
Dankeschön.

[SPEAKER 1]
[00:35:04-00:35:05]
Dankeschön.

[SPEAKER 3]
[00:35:07-00:35:28]
Falls ihr helfen möchtet, wir haben alle Informationen in den Shownotes. Dort gibt es auch einen Flyer mit Kontaktmöglichkeiten, Spendenkonten und auch Bildern, die zeigen, wie die Situation und die Arbeit in der Ukraine derzeit durchgeführt wird. Mein Name ist Christian Kröber und wir hören uns ganz sicher bei der nächsten Folge des WeHouse Podcasts.

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