Ataxie beim Pferd: Was tun?

Ein Pferd mit Ataxie fällt
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Ataxie beim Pferd umfasst eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Schäden an den Nervenbahnen verursacht. Erfahre in diesem Artikel alles über Formen, Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlung und Vorbeugung dieser Krankheit. 

Was ist eine Ataxie beim Pferd?

Ataxie beim Pferd bezeichnet eine neurologische Störung. Genauer gesagt handelt es sich um eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Schäden an den Nervenbahnen verursacht. Die geschädigten Nerven können die Impulse an die Muskeln und das Gehirn nur unzureichend oder fehlerhaft senden. Die Krankheit äußert sich vor allem in Störungen und Beeinträchtigungen in den Bewegungen deines Pferdes und führt zu unkoordinierten Bewegungsabläufen.

Welche Formen von Ataxie gibt es?

Je nachdem, welcher Teil des zentralen Nervensystems betroffen ist, kannst du zwischen drei Formen der Ataxie beim Pferd unterscheiden:

  • Zerebelläre Ataxie: Die zerebelläre Ataxie beim Pferd entsteht durch eine Schädigung des Kleinhirns.
  • Zerebrale Ataxie: Bei der zerebralen Ataxie sind das Großhirn, das Mittelhirn oder das Zwischenhirn des Pferdes betroffen.
  • Spinale Ataxie: Die spinale Ataxie beim Pferd ist die häufigste Form der Ataxie. Dabei liegt eine Schädigung der Nervenbahnen im Rückenmark des Pferdes vor. Eine besondere Ausprägung der spinalen Ataxie ist das Wobbler-Syndrom.

Im Unterschied zur spinalen Ataxie kannst du die Symptome der zerebellären und zerebralen Ataxie sowohl im Stand als auch beim Gehen beobachten. 

Woher kommt Ataxie beim Pferd?

Wie bereits erläutert, handelt es sich bei Ataxie um eine Erkrankung des zentralen Nervensystems. Die Ursachen für diese Krankheit können vielseitig sein und sind häufig schwierig zu finden. Hier findest du die häufigsten Ursachen für Ataxie beim Pferd:

  • Infektionen: Schwere Infektionen durch Viren, Bakterien oder bestimmte Parasiten können das Gehirn deines Pferdes schädigen und Ataxie beim Pferd auslösen. Beispiele für derartige Infektionen sind das Equine Herpesvirus (EHV-1), das Equine Parvovirus oder eine Infektion mit Borrelien und Strongyliden.
  • Verletzungen: Frakturen und Traumata im Bereich von Kopf, Hals und Rücken, beispielsweise als Folge von Unfällen, können das Rückenmark deines Pferdes verletzen und zu Schäden am zentralen Nervensystem führen.
  • Degenerative Krankheiten: Degenerative Krankheiten wie Arthrose, vor allem im Bereich der Halswirbelsäule, können zu einer Schädigung der Nerven führen.
  • Vergiftung: Ataxie kann auch häufig als Folge einer Vergiftung entstehen. Zu einer Vergiftung kann es beispielsweise durch die Aufnahme von Rattengift, das im Stall ausgelegt wurde, oder Giftpflanzen kommen. Die enthaltenen Toxine können zu einer Schädigung des Nervensystems führen. 
  • Neoplasie: Bei einer Neoplasie handelt es sich um eine Neubildung bzw. Vermehrung von Körpergewebe, beispielsweise in Form von Tumoren im Gehirn oder Rückenmark. Auch diese können einen Auslöser von Ataxie beim Pferd darstellen.
  • Nährstoffunterversorgung: Ein starker, langanhaltender Nährstoffmangel kann zu einer Equinen degenerativen Myeloenzephalopathie führen. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Rückenmarks und Hirnstamms, die Ataxie auslösen kann. 
  • Entwicklungsbedingte Probleme: Entwicklungsbedingte Probleme wie zervikale Wirbelkörperanomalien können Druck auf das Rückenmark ausüben und Ataxie verursachen.
  • Genetische Faktoren: Einige Pferderassen können aufgrund genetischer Faktoren anfälliger für die Ataxie sein.

Kann Ataxie beim Pferd plötzlich auftreten?

Ja, je nach Ursache kann Ataxie beim Pferd nach und nach oder plötzlich auftreten.

Ein Pferd versucht aufzustehen
Ein Ataxie Pferd hat häufiger Schwierigkeiten mit dem Aufstehen und Hinlegen.

Wie erkenne ich Ataxie beim Pferd?: Das sind die häufigsten Symptome

Ataxie beim Pferd äußert sich vor allem in Störungen und Beeinträchtigungen in den Bewegungen deines Pferdes und führt zu unkoordinierten Bewegungsabläufen. Hier sind einige der häufigsten Symptome, die bei ataktischen Pferden beobachtet werden können:

  • unsichere und schwankende Bewegungen 
  • zunehmende Koordinationsschwierigkeiten im Trab
  • Schwanken im Stand
  • häufiges Stolpern
  • häufiges Stürzen
  • Pass
  • starker Rechts- oder Linksdrang
  • ungewöhnlich hohes Heben der Beine
  • Hahnentritt, bei dem dein Pferd ein oder beide Hinterbeine ruckartig hoch reißt und unkontrolliert wieder auf den Boden setzt
  • Stampfen
  • niedriges Heben der Beine
  • Schwierigkeiten beim Hinlegen oder Aufstehen
  • Schwierigkeiten beim Rückwärtstreten
  • Schwierigkeiten beim Hufe geben
  • Schwierigkeiten beim bergauf oder bergab laufen
  • Schwierigkeiten auf wechselnden Untergründen
  • Schwierigkeiten bei Wendungen
  • Verhaltensänderungen 

Hat ein Pferd mit Ataxie Schmerzen?

Ob ein Pferd mit Ataxie Schmerzen hat, ist leider noch nicht vollständig geklärt. Bei den meisten Fällen von Ataxie werden allerdings Unwohlsein oder Schmerzen vermutet. Beobachte dein Pferd daher genau oder führe eine Art Videotagebuch. Dadurch kannst du Veränderungen früh genug erkennen und deinem Pferd bestmöglich helfen.

Wie kann Ataxie beim Pferd diagnostiziert werden?

Aufgrund der vielen verschiedenen Ursachen von Ataxie beim Pferd ist eine genaue Diagnose der Erkrankung nicht ganz einfach und kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Ataxie lässt sich meist durch eine Kombination verschiedener Methoden diagnostizieren, darunter klinische Untersuchungen, neurologische Tests und bildgebende Verfahren: 

Klinische Untersuchung

Der erste Schritt der Diagnose umfasst eine gründliche klinische Untersuchung und Anamnese durch einen Tierarzt. Dabei werden das Verhalten und die körperliche Gesundheit deines Pferdes beurteilt.

Neurologische Tests

Neurologische Tests sind entscheidend, um den Schweregrad und das Ausmaß der Ataxie beim Pferd zu bestimmen. Diese Tests beinhalten verschiedene Übungen. Ziel dieser Übungen ist es, Reflexe und die allgemeine motorische Fähigkeiten zu überprüfen. Beispiele hierfür sind:

  • Schubtest: Beim Schubtest wird Druck auf das Becken ausgeübt, um zu sehen, wie das Pferd sein Gleichgewicht hält. Fällt es dem Pferd sichtlich schwer, dem Druck standzuhalten, oder in die Ausgangslage zurückzukommen, so kann eine Ataxie der Grund sein.
  • Huf-Knips-Test: Mithilfe des Huf-Knips-Tests wird die Reaktion des Pferdes überprüft, wenn leicht auf die Hufe gekniffen wird. Hier geht es darum zu schauen, ob dein Pferd schnell genug den Druck verspürt und entsprechend reagiert. Durch eine verzögerte Reaktion der Nerven kann hier ein Indiz für Ataxie vorliegen. 
  • Wendeprobe: Durch die Wendeprobe wird die Beweglichkeit und Koordination beim Drehen beruteilt. Schwankt das Pferd in den Wendungen, so kann eine Ataxie vorliegen.

Bildgebende Verfahren

Um die genaue Ursache der Ataxie herauszufinden, kann es sein, dass bildgebende Verfahren eingesetzt werden müssen. Diese umfassen:

  • Röntgenaufnahmen: Röntgenaufnahmen sind besonders nützlich, um Probleme in der Wirbelsäule zu identifizieren, wie beispielsweise Verengungen oder Anomalien der Wirbel.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Mithilfe einer Magnetresonanztomographie, auch MRT genannt, können detaillierte Bilder des Gehirns und des Rückenmarks angefertigt werden, um Verletzungen, Entzündungen oder andere Anomalien zu identifizieren.
  • Computertomographie (CT): Die Computertomographie (CT) wird ähnlich wie das MRT verwendet, um detaillierte Querschnittsbilder zu erstellen.

Liquoranalyse

In manchen Fällen kann eine Analyse des Liquors (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) notwendig sein, um entzündliche oder infektiöse Prozesse im Zentralnervensystem zu diagnostizieren.

Zusätzliche Tests

Je nach Verdacht auf die Ursache der Ataxie können weitere spezifische Tests notwendig sein:

  • Blutuntersuchungen: Können helfen, Infektionen, Entzündungen oder metabolische Störungen aufzudecken.
  • Genetische Tests: Wichtig, besonders wenn eine erbliche Form der Ataxie vermutet wird.

Was tun bei Ataxie beim Pferd? Behandlungsmöglichkeiten im Überblick

Die Behandlung von Ataxie beim Pferd hängt wesentlich von der zugrunde liegenden Ursache ab und erfordert eine ausführliche Diagnostik. Hier findest du einige der häufigsten Maßnahmen, die im Rahmen der Behandlung von Ataxie beim Pferde verwendet werden:

Medikamentöse Behandlung

Abhängig von der spezifischen Diagnose können verschiedene medikamentöse Therapien eingesetzt werden:

  • Entzündungshemmende Medikamente: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) können verwendet werden, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
  • Antibiotika oder antivirale Medikamente: Wenn eine Infektion als Ursache der Ataxie identifiziert wird, können entsprechende Medikamente zur Bekämpfung der Infektion eingesetzt werden.
  • Steroide: In einigen Fällen können Kortikosteroide verschrieben werden, um Entzündungen im Nervensystem zu reduzieren. Ein klassisches Beispiel dafür ist Kortison, was eine entzündungshemmende Wirkung hat.

Chirurgische Behandlung

Bei Ataxie, die durch physische Anomalien wie beispielsweise Wirbelsäulenverengungen verursacht wird, kann eine chirurgische Behandlung notwendig sein. Diese Eingriffe zielen darauf ab, Druck auf das Rückenmark zu vermindern und weitere Schädigungen zu verhindern.

Regelmäßige Untersuchungen

Mithilfe regelmäßiger veterinärmedizinischer Untersuchungen kann der Verlauf von Ataxie beim Pferd überwacht und die Behandlung entsprechend angepasst werden. 

Haltung

Stelle sicher, dass Box, Paddock, Weide oder Offenstall deines Pferdes frei von Gefahren sind, die zu Unfällen und Verletzungen führen können. 

Was füttern bei Ataxie beim Pferd?

Da es sich bei Ataxie um eine Erkrankung des Nervensystems handelt, wird häufig eine bestmögliche Versorgung mit Nährstoffen empfohlen, die für das Nervensystem wichtig sind. Deshalb solltest du sicherstellen, dass dein Pferd über sein Futter ausreichend B-Vitamine aufnimmt.

Ansonsten unterscheidet sich die Fütterung ataktischer Pferde nicht wesentlich von der Fütterung anderer Pferde. Eine ausreichend große Menge Raufutter in Form von qualitativ hochwertigem Heu sollte die Grundlage der Fütterung darstellen. Für ein Ataxie Pferd ist es außerdem empfehlenswert, dass es das Heu vom Boden aufnimmt.

Achte darauf, deinem Pferd nicht zu viel Energie zuzuführen und Kraftfutter nur bei Bedarf einzusetzen. Ob dein Pferd einen Bedarf an Mineralfutter hat und welches und wie viel es benötigt, kann dir dein Tierarzt oder eine Futterberatung beantworten. Wie du den Futterbedarf deines Pferdes ermittelst und eine optimale Ration zusammenstellst, erklärt dir Futterexpertin Conny Röhm auf unserer Seite.

Physiotherapie und Rehabilitationsprogramme

Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung und im Management von Ataxie:

  • Gezielte Übungen: Spezielle Übungen können helfen, die Muskelkraft und Koordination zu verbessern.
  • Wassertherapie: Schwimmen oder Bewegung in speziellen Wasserbecken kann die Beweglichkeit fördern und gleichzeitig die Belastung der Gelenke minimieren.
Die Oberlinie eines Pferdes
Da sich zerstörtes Nervengewebe nur schwer regeneriert, ist eine Heilung von Ataxie beim Pferd in der Regel nicht möglich.

Ist Ataxie beim Pferd heilbar?

Eine Heilung von Ataxie beim Pferd ist in der Regel nicht möglich. Denn zerstörtes Nervengewebe kann sich nur sehr begrenzt wieder regenerieren. Deswegen kommt es auf das Ausmaß der Nervenschädigung an. 

Ein Pferd wird geritten
Es wird davon abgeraten ein Ataxie Pferd zu reiten.

Kann ich ein Pferd mit Ataxie reiten?

Davon, ein Pferd mit Ataxie zu reiten, wird häufig abgeraten. Zum einen wird vermutet, dass ein Pferd mit dieser Erkrankung Unwohlsein oder sogar Schmerzen empfindet. Dein Pferd also mit zusätzlichen Gewicht zu belasten, ist eher schädlich. Zum anderen kommt es im Rahmen von Ataxie häufig zu unsicheren, schwankenden und unkontrollierten Bewegungen, die auch des Öfteren zu Stolpern oder Stürzen führen können. Das kann sowohl für dein Pferd als auch für dich gefährlich werden.

Bodenarbeit kann allerdings, wenn auch eingeschränkt, eine gute Möglichkeit darstellen, an der Muskulatur deines Pferdes zu arbeiten und es zu gymnastizieren.

Das Reiten eines Ataxie Pferdes kann gefährlich sein, allerdings kannst du in einem gewissen Rahmen Freiarbeit praktizieren. Tipps dazu gibt es von Lisa Röckener in unserem Podcast.

 Wie kann Ataxie beim Pferd vorgebeugt werden? Die richtige Prävention

Obwohl genetisch bedingte Ataxie nicht vermeidbar ist, gibt es dennoch einige Möglichkeiten, das Risiko von Ataxie beim Pferd zu reduzieren:

  • Zuchtauswahl: Es ist empfehlenswert, Inzucht oder die Zucht mit kranken oder auffälligen Pferden zu vermeiden. Durch genetische Tests kann festgestellt werden, ob ein Pferd Träger von Genen ist, die zu Ataxie führen könnten. Tiere, die diese Gene tragen, sollten nicht für die Zucht gewählt werden, um die Verbreitung dieser Krankheiten zu verhindern. Stattdessen kann die Zucht mit Pferden, die keine Anzeichen neurologischer Störungen zeigen und eine gute Gesundheitsgeschichte haben, dazu beitragen, das Risiko der Weitergabe von Ataxie-relevanten Genen zu verringern.
  • Gesundheitsmanagement: Regelmäßige veterinärmedizinische Untersuchungen ermöglichen die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Krankheiten, die möglicherweise neurologische Schäden verursachen könnten. Schutzimpfungen gegen Krankheiten wie beispielsweise das Equine Herpesvirus sind entscheidend, um Infektionen zu vermeiden, die zu Ataxie führen könnten.
  • Haltung: Versuche, haltungsbedingte Unfälle und Verletzungen bestmöglich zu vermeiden. Stelle sicher, dass Box, Paddock, Weide oder Offenstall deines Pferdes frei von Gefahren sind, die zu Verletzungen in Form von Frakturen und Traumata im Bereich von Kopf, Hals und Rücken führen können.
  • Fütterung: Eine bedarfsgerechte Fütterung, die alle notwendigen Vitamine und Mineralstoffe enthält, ist wichtig, um Ataxie beim Pferd vorzubeugen.

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