Hufrehe ist eine der schmerzhaftesten Krankheiten beim Pferd. In manchen Fällen kann sie sogar chronisch werden. Kein Wunder also, dass diese Erkrankung von besonders vielen Pferdebesitzern gefürchtet wird. Aber was ist Hufrehe eigentlich genau? In diesem Artikel erfährst du alles, was du wissen musst: Von den Ursachen und Symptomen von Hufrehe über die Diagnose und Behandlung bis hin zu vorbeugenden Maßnahmen und Heilungschancen.
Was genau ist Hufrehe?
Bei Hufrehe, fachsprachlich auch als Laminitis bezeichnet, handelt es sich um eine Entzündung der Huflederhaut im Bereich der Zehenwand. Wenn sich die Huflederhaut entzündet, kommt es zu einer Schwellung und einer Störung der Blutzirkulation im Huf. Diese Schwellung kann sich allerdings unter der harten Hornkapsel nicht ausbreiten. Dadurch entsteht ein hoher, sehr schmerzhafter Druck.
Wird die Entzündung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann der Huf aufgrund von Durchblutungsstörungen nicht mehr mit den notwendigen Nährstoffen versorgt werden. Dadurch kann sich die Hornkapsel vom Hufbein lockern, was zu einer Drehung und Absenkung des Hufbeins führen kann. Schließlich kann das Hufbein durch die Sohle brechen. Außerdem kann es zu einem Ausschuhen kommen. Darunter ist der vollständige Verlust der Hornkapsel zu verstehen. Dies ist für das Pferd mit sehr starken Schmerzen verbunden. Kommt es zu einem so schweren Verlauf, muss unter Umständen erwogen werden, das Pferd von seinen Schmerzen zu erlösen und es einschläfern zu lassen.
Ursachen für Hufrehe beim Pferd
Die genauen Ursachen für Hufrehe sind noch nicht vollständig erforscht. Folgende Faktoren können aber eine Rolle spielen:
Futterrehe (Fütterungsbedingte Hufrehe)
Eine falsche Fütterung ist die häufigste Ursache für Hufrehe. Lange Zeit bestand die Vermutung, dass zu eiweißhaltiges Futter ein Auslöser für Hufrehe beim Pferd darstellt. Mittlerweile ist bekannt, dass zu viel Zucker und Stärke im Futter ein Problem darstellen. So ist beispielsweise Stärke durch Hafer, Gerste und Mais im Kraftfutter enthalten. Zucker ist oft in Form des Mehrfachzuckers Fruktan im Gras und Heu enthalten.
Ablauf im Verdauungstrakt
Der Magen und der Dünndarm des Pferdes können Zucker und Stärke nur begrenzt verdauen. Wird zu viel davon gefüttert, gelangen unverdaute Reste vom Dünndarm in den Dickdarm. Das wiederum stört das Gleichgewicht der Bakterien im Dickdarm und verändert den pH-Wert im Darm. Die Folge: notwendige Darmbakterien sterben ab. Durch das Absterben entstehen Giftstoffe, die in den Blutkreislauf des Pferdes gelangen. Dies führt dann zu einer langsamen Übersäuerung des gesamten Organismus des Pferdes. Außerdem wird die Durchblutung des Hufes vermindert und es kann zu Hufrehe kommen.

Weidegang bei empfindlichen Pferden
Wie bereits erwähnt, können hohe Fruktanmengen Hufrehe begünstigen. Das Pferd nimmt Fruktan hauptsächlich über das Weidegras auf. Der Fruktangehalt des Grases ist jedoch nicht immer gleich, sondern schwankt im Laufe des Tages stark. Ein für Hufrehe anfälliges Pferd sollte am besten nur dann auf die Weide, wenn der Fruktangehalt im Gras niedrig ist.
Der Fruktangehalt im Weidegras wird durch Faktoren wie Sonneneinstrahlung, Temperatur, Tageszeit und Grasart beeinflusst. Bei starker Sonneneinstrahlung und warmen Temperaturen wird die durch Photosynthese produzierte Energie für das Wachstum der Graspflanze genutzt, wodurch weniger Energie in Form von Fruktan gespeichert wird. In kalten Bedingungen, trotz Sonneneinstrahlung, kann das Gras nicht effektiv wachsen und speichert die Energie stattdessen als Fruktan zwischen. Demnach hat das Gras an kalten und sonnigen Tagen einen hohen Fruktangehalt. Diese Tabelle zeigt, wann das Risiko für Hufrehe durch Fruktan am höchsten ist:
Reherisiko | Wetter | Pflanzenwachstum |
Sehr geringes Reherisiko | Warmes, feuchtes Wetter mit bedecktem Himmel | Wenig Energieproduktion, erhöhtes Wachstum, Abbau des Fruktanspeichers |
Geringes Reherisiko | Warmes, trockenes Wetter mit bedecktem Himmel | Wenig Energieproduktion, geringes Wachstum |
Mittleres Reherisiko | Warmes, trockenes Wetter mit Sonnenschein | Leicht erhöhte Energieproduktion, leicht erhöhte Fruktanspeicherung, geringes Wachstum |
Hohes Reherisiko | Kaltes, frostiges, trockenes Wetter mit bedecktem Himmel | Erhöhte Energieproduktion, erhöhte Fruktanspeicherung, kein Wachstum |
Sehr hohes Reherisiko | Kaltes, frostiges, trockenes Wetter mit Sonnenschein | Sehr hohe Energieproduktion, sehr hohe Fruktanspeicherung, kein Wachstum |
Übergewicht
Ist ein Pferd übergewichtig, stellt dies einen weiteren Risikofaktor dar, der eine Erkrankung an Hufrehe begünstigen kann. Einerseits belastet das Übergewicht den gesamten Hufmechanismus. Andererseits ist Fett für die Produktion von Hormonen zuständig. Damit kann der Zucker- und Insulinstoffwechsel durcheinander gebracht werden, was Hufrehe beim Pferd auslösen kann.
Stoffwechselbedingte Hufrehe
Pferde mit Stoffwechselerkrankungen, wie dem Cushing-Syndrom oder dem Equinen Metabolischen Syndrom (EMS), können häufig Hufrehe als Begleiterkrankung zeigen.
Equines Cushing Syndrom (ECS)
Hufrehe kann häufig als Folge des Cushing Syndroms auftreten. Ursache für das Cushing Syndrom ist ein langsam wachsender, gutartiger Tumor in der Hirnanhangsdrüse. Diese ist für die Ausschüttung des Hormons ACTH verantwortlich. Der Tumor sorgt dafür, dass der Körper deines Pferdes vermehrt Kortisol produziert. Dies beeinflusst unter anderem den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System und den Blutzuckerspiegel deines Pferdes. Zu viel Zucker im Blut führt zu einer Verengung der Blutgefäße und zu einer Übersäuerung, auch im Bereich der Hufe.
Equines Metabolisches Syndrom (EMS)
Bei EMS handelt es sich um eine Kohlenhydratstoffwechselstörung. Die Ursache für EMS stellt häufig eine falsche Fütterung dar. Die Stoffwechselstörung, die von dieser Krankheit ausgelöst wird, führt zu einer vermehrten Produktion von Insulin, die Hufrehe beim Pferd auslösen kann.
Belastungsrehe
Ein regelmäßiges Be- und Entlasten der Hufe ist für eine gute Durchblutung der Pferdehufe essentiell. Eine zu starke Belastung führt zu einer Durchblutungsstörung, wodurch sich die Huflederhaut entzünden kann. Ursachen hierfür können ein langes Laufen oder Stehen auf steinigem oder hartem Boden wie beispielsweise Asphalt sein. Schont dein Pferd aufgrund einer Lahmheit ein Bein, lagert sein Gewicht vermehrt auf den anderen drei Beinen, was zu einer starken Belastung führen kann. Auch diese Überbelastung kann eine Belastungshufrehe auslösen. Zudem kann auch eine fehlerhafte Bearbeitung der Hufe, die eine unphysiologische Belastung zur Folge hat, zu einer Belastungsrehe führen.
Vergiftungsrehe
Im Fall einer Vergiftungsrehe werden aus dem Darm Toxine aufgenommen. Diese gelangen über das Blut in die Huflederhaut des Pferdes. So kann eine Vergiftungsrehe aus der Aufnahme giftiger Pflanzen resultieren, wie beispielsweise Jakobs-Kreuzkraut, Robinie, Eicheln oder Johanniskraut. Eine Vergiftung kann aber auch durch Pestizide, Schimmelpilze oder Pilzsporen hervorgerufen werden. Auch kann es vorkommen, dass Impfungen, Wurmkuren oder andere Medikamente die Ursache einer Vergiftungsrehe darstellen.
Borreliose
Wird dein Pferd von einer Zecke gebissen, kann diese Borreliose übertragen. Borreliose kann wiederum eine Entzündung der Huflederhaut auslösen und Hufrehe verursachen.
Kann jedes Pferd an Hufrehe erkranken?
Prinzipiell kann jedes Pferd an Hufrehe erkranken. Forschungsergebnisse haben allerdings gezeigt, dass leichtfuttrige und übergewichtige Pferde eher zu Hufrehe neigen.
Wie erkenne ich Hufrehe?
Bei Hufrehe wird häufig zwischen drei verschiedenen Stadien unterschieden, nämlich dem Vorläuferstadium, der akuten und der chronischen Hufrehe. Je nach Stadium existieren unterschiedliche und unterschiedlich stark ausgeprägte Symptome.

Hufrehe-Symptome im Vorläuferstadium
Im Vorläuferstadium handelt es sich um eine leichte Entzündung der Huflederhaut. Die Symptome einer leichten Hufrehe sind aber oftmals nur schwer zu erkennen. Diese Anzeichen können allerdings dafür sprechen:
- Abwechselndes Anheben und Absetzen der betroffenen Hufe
- Widerwilligkeit beim Aufheben der Hufe
- Leichte Lahmheit im Schritt und Trab
- Das Pferd läuft insbesondere auf harten Böden fühlig und klemmig und bevorzugt es, auf weichem Boden zu stehen
- Das Laufen von engen Wendungen fällt dem Pferd schwer
- Leichte Schmerzreaktion beim Zangentest, wobei diese Reaktion in einem so frühen Stadium häufig nicht eindeutig zuordenbar ist
- Leichte Pulsation am Fesselkopf
- Leicht erwärmte Hufe
Hufrehe-Symptome im akuten Stadium
Folgende Symptome treten auf, wenn dein Pferd bereits an einem akuten Reheschub leidet:
- Starke Schmerzen bereits im Stehen
- Sind die Vorderbeine des Pferdes von der Hufrehe betroffen, streckt es diese von sich, um die Hufwände zu entlasten. Dabei verlagert es sein Gewicht auf die Hinterbeine und es kommt zu einer Überlastung der Trachten. Diese Haltung wird als sogenannte Sägebockstellung bezeichnet.
- Wenn die Hinterbeine des Pferdes betroffen sind, schiebt es diese unter seinen Körper
- Das Pferd möchte sich nicht mehr bewegen
- Häufiges Ablegen
- Deutliche Schmerzreaktion beim Zangentest
- Starke Lahmheit
- Pochende Pulsation am Fesselkopf
- Warme Hufe
- Anstieg der Puls- und Atemfrequenz
- Fieber
Hufrehe-Symptome im chronischen Stadium
Unbehandelt wird bereits nach 24 bis 72 Stunden aus dem akuten Hufreheschub ein chronischer Hufreheschub. Dabei können diese Symptome dazu kommen oder sich verschlimmern:
- Pferd bevorzugt es zu liegen
- Apathie
- Appetitlosigkeit
- Kalte Hufe aufgrund abnehmender Durchblutung
- Verbreiterung der weißen Linie an der Sohle des Hufes, da sich aufgrund der akuten Entzündung ein Narbengewebe in der Huflederhaut bildet
- Deutliche Lahmheit
- Deutliche Schmerzreaktion beim Zangentest
- Konkave Zehenwand
- Bildung von Reheringen
- Bildung eines Knollhufs
- Anstieg der Puls- und Atemfrequenz
- Fieber
- Es kann zum Sohlenbruch und Ausschuhen kommen

Erste Hilfe bei Hufrehe
Solltest du Hufrehe bei deinem Pferd vermuten, solltest du so schnell wie möglich deinen Tierarzt konsultieren. Nachdem du das getan hast, kannst du folgende Erste Hilfe Maßnahmen unternehmen, um den Schmerz deines Pferdes zu lindern:
- Sorge dafür, dass dein Pferd auf einem weichen Untergrund steht. So kannst du die Box oder den Unterstand deines Pferdes dick einstreuen.
- Bewege dein Pferd nicht unnötig. Jeder Schritt geht für dein Pferd mit großen Schmerzen einher.
- Kühle die Hufe deines Pferdes mit kaltem Wasser, um seine Schmerzen zu lindern. Du kannst dir dafür einen Wasserschlauch zur Hilfe nehmen, es in Eimer mit kaltem Wasser stellen oder einen Hufverband anlegen und diesen mit kaltem Wasser aufgießen.
Jeder Pferdebesitzer weiß, wie schnell akute Krankheiten und Verletzungen auftreten können. Bis der Tierarzt da ist, kann es allerdings manchmal etwas dauern. Umso besser ist es, wenn du weißt, was zu tun ist und wie du erste Hilfe leisten kannst. In diesem Online-Kurs erklärt dir Tierarzt Dr. Helmut Ende, wie du wichtige Krankheitssymptome erkennst und erste Hilfe Maßnahmen, die du richtig anwenden können solltest.
Diagnose von Hufrehe beim Pferd
Die Diagnose von Hufrehe erfolgt durch eine tierärztliche Untersuchung:
- Lahmheitsuntersuchung: Wenn der Zustand des Pferdes es zulässt, wird zunächst eine Lahmheitsuntersuchung durchgeführt.
- Hufzangenprobe: Zusätzlich wird der Huf mithilfe einer Hufzange untersucht und abgetastet. Dieses Verfahren lässt allerdings erst im akuten Stadium eine verlässliche Aussage zu.
- Röntgenaufnahmen: Außerdem ist es notwendig, die Hufe des Pferdes zu röntgen. Nur so lassen sich die Veränderungen des Hufbeins, der Hornkapsel und deren Ausrichtung beurteilen.

Behandlung von Hufrehe
Die konkrete Behandlung von Hufrehe beim Pferd ist vom Ausmaß der Schmerzen und dem Stadium der Hufrehe abhängig. Die besten Behandlungsergebnisse werden allerdings erzielt, wenn bereits im Vorläuferstadium mit der Behandlung begonnen wird. Die Behandlung kann wie folgt aussehen:
Bekämpfung der Entzündung
Zuerst muss sichergestellt werden, dass die Entzündung der Huflederhaut so schnell wie möglich bekämpft wird. Dadurch sollen ein weiteres Anschwellen und somit ein Drehen oder Absenken des Hufbeins verhindert werden. Dafür werden dem Pferd Entzündungshemmer verabreicht, um die Ödeme der Huflederhaut einzudämmen und den Druck im Huf zu verringern.
Gefäßerweiternde & blutverdünnende Medikamente
Das Pferd bekommt zusätzlich gefäßerweiternde und blutverdünnende Medikamente, damit die Durchblutung der Zehe gefördert wird.
Entlastung der Zehenwand
Besteht Bedarf, wird ein Teil der Zehenwand entfernt, damit die Entzündung ablaufen kann. Dadurch wird der Zehenbereich entlastet und Hufbein und -wand können parallel gehalten werden. Auch kann der Huf so gerade nachwachsen und es bildet sich kein Knollhuf.
Außerdem werden die Hufe des Pferdes regelmäßig gekühlt, damit der Schmerz gelindert wird. Mithilfe eines Hufverbands wird der Huf aufgepolstert und vor Infektionen geschützt.
Wie kann ich Hufrehe beim Pferd vorbeugen?
Damit dein Pferd gar nicht erst an Hufrehe erkrankt, kannst du gewisse Maßnahmen zur Vorbeugung ergreifen. Da eine falsche Fütterung, Übergewicht und ein aus der Balance geratener Stoffwechsel die häufigsten Ursachen für Hufrehe beim Pferd darstellen, solltest du die Fütterung deines Pferdes genauestens analysieren und gegebenenfalls umstellen.
Der Rohfaseranteil des Futters sollte hoch und der Stärke- und Zuckeranteil niedrig gehalten werden. Der Schwerpunkt der Fütterung sollte also auf einer ausreichend großen Menge qualitativ hochwertigem Heu oder Heulage liegen. Die Kraftfutterration sollte an den Bedarf und das Arbeitspensum deines Pferdes angepasst werden. Empfehlenswert ist zudem ein bedarfsgerechtes Mineralfutter, das dem Stoffwechsel deines Pferdes hilft, im Gleichgewicht zu bleiben.
Conny Röhm ist Expertin in Sachen Fütterung. In ihrem Online-Kurs erklärt sie dir alles, was du über Pferdefütterung unbedingt wissen solltest. Finde heraus, welchen Bedarf dein Pferd hat und welche Vitamine, Mengen- und Spurenelemente dein Pferd wirklich braucht.
Wann kann ich nach einer Hufrehe wieder reiten?
Wann genau du nach einer Hufrehe mit dem Reiten beginnen kannst, solltest du unbedingt mit deinem Tierarzt absprechen. Oftmals kann aber nach einigen Wochen oder Monaten wieder mit dem Reiten begonnen werden.
Wie sind die Heilungschancen bei Hufrehe?
Die Heilungschancen von Hufrehe beim Pferd hängen einerseits individuell vom Pferd und andererseits vom Stadium der Hufrehe ab. Hat sich das Hufbein nicht gedreht und abgesenkt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dein Pferd wieder geritten werden kann. Ist das Hufbein allerdings stark rotiert oder gar abgesunken, besteht die Gefahr, dass das Pferd nicht mehr regelmäßig geritten werden kann. Auch ist es so, dass Pferde, die bereits einmal an Hufrehe erkrankt sind, ein erhöhtes Risiko haben, erneut daran zu erkranken.
Fazit
Hufrehe beim Pferd ist eine schmerzhafte und ernstzunehmende Erkrankung, die unter Umständen lebensbedrohlich sein kann. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um das Leiden deines Pferdes zu mindern und langfristige Schäden zu vermeiden. Wenn du erste Anzeichen einer Hufrehe entdeckst, zögere nicht und rufe so schnell wie möglich deinen Tierarzt an.