Die Ausbildungsskala beim Pferd

Die Ausbildungsskala beim Pferd
Inhaltsverzeichnis
Mehr von uns
100% Pferdewissen

Weitere Tipps und noch mehr Experten-Wissen zu allen Pferdethemen bekommst du in unseren Online-Kursen.

Die besten Trainer

Wir haben die besten Trainer und Experten der Pferdewelt sorgfältig für dich ausgewählt. 

Jeder Reiter wünscht sich ein freundliches, gut erzogenes und gesundes Pferd, das motiviert mitarbeitet und angenehm zu reiten ist. Grundlage für all diese Ziele sind eine gute Ausbildung von Pferd und Reiter. Die Ausbildungsskala beim Pferdes dient als wichtiger Baustein der Pferdeausbildung. Sie ist ein ganzheitliches Konzept, das grundlegende Prinzipien für die Ausbildung eines Pferdes festhält und gilt für alle Reitsportdisziplinen. In diesem Artikel erfährst du alles über die verschiedenen Punkte der Ausbildungskala des Pferdes. Viel Spaß beim lesen! 

Was ist die Ausbildungsskala beim Pferd?

Die Ausbildungsskala beim Pferd, auch Skala der Ausbildung bezeichnet, stammt aus der klassischen Reitlehre. Sie basiert auf bewährten Grundprinzipien alter Meister und wurde aufgrund neuer Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung ständig weiterentwickelt. Ziel der klassischen Reitlehre ist das artgerechte Training von Pferden. Sie orientiert sich an den natürlichen Bedürfnissen des Pferdes und versteht jedes Pferd als Individuum. 

Die Skala der Ausbildung besteht aus sechs Punkten und stellt ein ganzheitliches Ausbildungssystem dar. Die Elemente bauen aufeinander auf und zielen darauf ab, das Pferd physisch und psychisch gesund auszubilden und eine starke und vertrauensvolle Beziehung zwischen Reiter und Pferd aufzubauen. Die Ausbildungsskala ist daher für alle Reitsportdisziplinen wichtig, egal ob Dressur, Springen oder Freizeit. Auch dient sie nicht nur der Ausbildung des jungen Pferdes, sondern ebenfalls älteren und weiter ausgebildeten Pferden. 

Die sechs Punkte der Ausbildungsskala beim Pferd

Die Ausbildungsskala beim Pferd besteht aus sechs Punkten. Diese können in Form einer Pyramide dargestellt werden. Zu lesen ist diese Pyramide von unten nach oben. Die Punkte sind allerdings nicht schematisch, sondern systematisch zu verstehen. Das bedeutet sie können sich gegenseitig beeinflussen, greifen ineinander  und sich teilweise gleichzeitig entwickeln. Durch die Skala der Ausbildung werden auch die übergeordneten Ziele Gleichgewicht und Durchlässigkeit immer weiter gefördert.

Ein Isländer mit taktklarem Tölt
Takt bezieht sich auf das Gleichmaß der Schritte, Tritte und Sprünge des Pferdes in allen Gangarten.

Takt

Der Takt ist der erste Punkt in der Ausbildungsskala beim Pferd. Er bezieht sich auf die Gleichmäßigkeit der Schritte, Tritte und Sprünge des Pferdes in allen Gangarten, egal ob Schritt, Trab oder Galopp. Taktklarheit dient als Grundlage für alle weiteren Punkte der Ausbildung. 

Takt hat viel mit der richtigen Geschwindigkeit zu tun. Eine falsch gewählte Geschwindigkeit kann es dem Pferd erschweren, Gleichgewicht und Takt zu finden. So kann unkontrolliertes vorwärts reiten zu übereilten Schritten und Taktstörungen führen. Auch entstehen unter dem Reiter häufig Taktfehler durch einen unausbalancierten Sitz und fehlerhafte Hilfengebung, vor allem durch dauerhaft einseitige Zügelhilfen. Auf unserer Seite findest du zahlreiche Übungen und Tipps von Top-Trainern für eine korrekte Hilfengebung und einen ausbalancierten Reitersitz. Schau doch gerne mal vorbei!

Ein Pferd trabt losgelassen
Die Losgelassenheit bezieht sich sowohl auf den Körper als auch auf die Psyche deines Pferdes.

Losgelassenheit

Losgelassenheit ist der zweite Punkt der Ausbildungsskala beim Pferd. Läuft dein Pferd losgelassen, ist es sowohl körperlich als auch geistig entspannt. So ist sowohl ein unverkrampftes An- und Entspannen der Muskulatur als auch eine innere Gelassenheit für die weitere Ausbildung wichtig. Sie löst mentale und physische Spannungen, gibt Vertrauen, insbesondere zur Hand des Reiters und öffnet den Willen zur Mitarbeit. 

Schwierigkeiten im Laufe der Ausbildung können häufig in Verspannungen oder Blockaden liegen. Diese können durch lösende Arbeit abgebaut werden. Das verlangt vom Reiter Disziplin, einen klaren Kopf und viel Geduld. Jedes Forcieren der Hilfen erhöht den Zwang und führt in den meisten Fällen zu Missmut bis hin zur Widersetzlichkeit. Deshalb wird sich der erfahrene Reiter während der gesamten Ausbildung immer wieder von der Losgelassenheit seines Pferdes überzeugen. Auch nach höchster Versammlung sollte das Pferd zu jeder Zeit auf Aufforderung schulmäßig die Zügel aus der Hand kauen können.

Ein Pferd trabt in Anlehnung
Korrekte Anlehnung entwickelt sich nur, wenn sich dein Pferd losgelassen an das Gebiss herandehnt und an die Reiterhand herantritt.

Anlehnung

Unter Anlehnung kannst du eine stete, weich federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul verstehen. Diese Verbindung kann sich nur entwickeln, wenn sich das Pferd losgelassen an das Gebiss herandehnt und an die Reiterhand herantritt. Dabei soll es im Genick nachgeben und mit geschlossenem Maul anfangen zu kauen. Das erfordert viel Gefühl vom Reiter. Auf keinen Fall darf hierbei die Hand aktiv ein Nachgeben im Genick bewirken wollen. 

Erst wenn Pferd und Reiter diese sichere Verbindung verstanden haben und aufrechterhalten können, ist das Ziel dieser Phase erreicht. Dein Pferd ist nicht nur am Zügel, sondern steht jetzt An den Hilfen. Das bedeutet es reagiert auf die feinsten, wohl abgestimmten Einwirkungen des Reiters mit Schenkel, Gewicht und Zügel. Auf unserer Seite bekommst du effektive Übungen und hilfreiche Tipps, um eine korrekte Anlehnung mit deinem Pferd zu erarbeiten und Haltungsprobleme nachhaltig zu lösen.

Ein Pferd trabt schungvoll
Bei Schwung ist ein energisches, aber nicht hektisches Abfußen der Hinterhand unter den Schwerpunkt erwünscht.

Schwung

Die Übertragung des energischen Impulses aus der Hinterhand über den schwingenden Rücken auf die Gesamt-Vorwärts-Bewegung des Pferdes wird als Schwung bezeichnet. Er entsteht durch das vermehrte Beugen und Strecken der herangehaltenen, energisch abfußenden Hinterhand, vereint mit einem federnden Rücken und bewirkt eine längere Schwebephase, sowohl im Trab als auch im Galopp. 

Dabei kann Schwung angeboren sein, kann aber auch bei reiterlichem Geschick durch fachgerechte Arbeit entwickelt werden. Auch hat Schwung nichts mit Geschwindigkeit zu tun. Ein energisches, aber nicht hektisches Abfußen der Hinterhand unter den Schwerpunkt ist erwünscht. Dieses ergibt eine erhöhte Federung in den Hanken, die sich fortsetzt über einen schwingenden Rücken und ein lockeres Genick in die feinfühlige Hand des Reiters.

Ein Pferd läuft gerade gerichtet
Ist ein Pferd geradegerichtet, bewegt es die Hinterhufe in die Spuren der Vorderhufe auf einem Hufschlag.

Geraderichtung

Unter Geraderichtung ist die gleichmäßige Gymnastizierung beider Körperhälften zum Ausgleich der natürlichen Schiefe des Pferdes zu verstehen. Ein Pferd, das geradegerichtet ist, bewegt die Hinterhufe in die Spuren der Vorderhufe auf einem Hufschlag. Sie ermöglicht es dem Pferd, seine Körperkräfte bei größtmöglicher Schonung von Sehnen und Gelenken optimal einzusetzen. Das Pferd soll befähigt werden, sich den gebogenen Linien des Hufschlags anzupassen, immer spurgetreu geradeaus zu fußen und damit eine Mechanik zu entwickeln, die eine vermeidbare Mehrbelastung seiner Gliedmaßen ausschließt. 

Ein Pferd im versammeltem Galopp
Ein versammeltes Pferd balanciert sich leichtfüßig auf kleinerer Grundfläche mit energisch herangeschlossenen Hinterbeinen in selbst getragener Haltung.

Versammlung

Versammlung ist der letzte Punkt der Ausbildungsskala beim Pferd. Sie umfasst das leichtfüßige Ausbalancieren auf kleinerer Grundfläche mit energisch herangeschlossenen Hinterbeinen in selbst getragener Haltung. Das Pferd wird dazu angehalten werden, weiterhin mehr Gewicht mit der Hinterhand aufzunehmen um die Vorhand zu entlasten. Dies erfordert zunehmend mehr Hankenbiegung, wodurch sich das Pferd bei absinkender Kruppe im Widerrist anhebt. Es ergibt sich die erforderliche Selbsthaltung, sicher in der Anlehnung.

Die Ausbildungsskala beim Pferd in der Kritik

Zur Reihenfolge der einzelnen Punkte der Ausbildungsskala des Pferdes gibt es erhebliche Kritik. In diesem Artikel teilt Kurd Albrecht von Ziegner (1918-2016), Meister der Reitkunst, sein neu überdachtes Konzept aus der alten Schule und erläutert, weshalb die Skala der Ausbildung nicht in Stein gemeißelt sein sollte. 

Unser Fazit

Die Ausbildungsskala beim Pferd dient als wichtiger Baustein der Pferdeausbildung. Sie ist ein ganzheitliches Konzept, das grundlegende Prinzipien für die Ausbildung eines Pferdes festhält und gilt für alle Reitsportdisziplinen, egal ob Dressur, Springen oder Freizeit. Die Skala der Ausbildung besteht aus sechs Punkten, darunter Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung. Sie können sich gegenseitig beeinflussen, greifen ineinander und entwickeln sich teilweise gleichzeitig. Durch die Skala der Ausbildung werden auch die übergeordneten Ziele Gleichgewicht und Durchlässigkeit des Pferde immer weiter gefördert.

Share this post

Das könnte dich auch interessieren