Pferdeerziehung: 3 Do’s and Don’t’s

Pferdeerziehung mit Kathrin Roida
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Ist dein Pferd gut erzogen? Das hört sich jetzt vielleicht ein wenig so an, als würde man einem Hund Sitz, Platz, Bleib beibringen oder einem Kind nahelegen, bitte und danke zu sagen. Aber ja – auch beim Pferd gibt es ein paar Dinge in der Pferdeerziehung, die jedes Pferd kennen und verinnerlicht haben sollte. Egal welche Rasse, egal ob Turnier-, Freizeit-, Spring- oder Dressurpferd. Es geht dabei um ein harmonisches Zusammensein, um Respekt und auch um Sicherheit – nicht nur um deine und die deines Pferdes, sondern auch um die, anderer Menschen und Pferde.

Überprüfe folgende drei „Knigge-Must-Knows“ am besten sofort und sei dabei ehrlich mit dir und deinem Pferd. Es ist nicht peinlich oder gar alles verloren, wenn etwas davon noch nicht klappt. Es ist nur wichtig, damit anzufangen, es zu erarbeiten.

1. Pferdeerziehung – Richtig führen: Nimmt dein Pferd Rücksicht auf dich?

Du liest richtig – gute Pferdeerziehung beginnt schon beim Führen. Pferdeerziehung meint dabei keinesfalls Gewaltanwendung, Härte, Einschüchterung oder Bestrafung, das muss zu Beginn ganz deutlich gesagt werden. Erziehung meint hier, dem eigenen Pferd Grenzen aufzuzeigen, ihm durch Kommunikation deutlich zu machen, was es tun darf und was nicht.

Aufmerksames Folgen: Ist dein Pferd bei dir?

Hast du beim Führen schon einmal bewusst darauf geachtet, ob dein Pferd auf dich Rücksicht nimmt? Wartet es auf deine Signale oder ist es mit seiner Aufmerksamkeit komplett woanders? Läuft es schon einmal in dich hinein, wenn du abrupt anhältst, stupst dich mit der Nase an oder drängt dich gar weg, wenn es zum Beispiel eine Stelle mit besonders grünem Gras entdeckt hat? Dann übertritt es eindeutig eine Grenze – es sieht dich als rangniedriger an und respektiert deinen Bereich nicht.

Warum es in der Pferdeerziehung so wichtig ist, dass dein Pferd dich als ranghöher ansieht, dass es dich und deine Position respektiert? Nun ja, ein Pferd wiegt mehrere hundert Kilo und ein Kräftemessen ist nicht nur unschön, du würdest auch immer verlieren, wenn dein Pferd erst einmal verstanden hat, dass es machen kann, was es will. Es geht dabei nicht darum, dass dein Pferd dich ärgern möchte, dass es besonders stur ist oder unwillig – es hat das Prinzip der Rangordnung in seiner DNA und setzt sich, seiner Natur entsprechend, gegen den rangniedrigeren durch.

Wenn du dein Pferd besser verstehen möchtest, kann Pferdeflüsterer Wolfgang Marlie dir bestimmt helfen. Wenn du merkst, dass dein Pferd mit seiner Aufmerksamkeit ständig woanders ist, dass es mal vor dir, mal hinter dir und eigentlich meistens dort geht, wo es möchte, können Jenny Wild und Peer Claßen helfen. Sie zeigen dir, wie du lernen kannst, dein Pferd bewusst zu führen und die Aufmerksamkeit deines Pferdes zu sichern, denn das Hin- und Herziehen des Stricks ist nicht der richtige Weg.

Anhalten auf kleinste Signale: Respektiert dich dein Pferd?

Probiere es einmal aus: Führe dein Pferd eine gerade Strecke entlang und halte dann abrupt an. Hält dein Pferd sofort mit dir an oder läuft es in dich hinein? Wenn Letzteres der Fall ist, solltest du daran arbeiten. Es geht hierbei nicht nur um Rangfolge und Respekt, sondern auch um Sicherheit. Du solltest in der Lage sein, dein Pferd in jeder Situation anhalten zu können. Dein Pferd muss verinnerlicht haben, dass es dich niemals, egal was passiert, umlaufen, wegdrängen oder in deinen Bereich eindringen darf – auch zum Beispiel in Schrecksituationen!

Auch die Ausbilderin für Handarbeit und klassische Dressur Kathrin Roida teilt wunderbare Grundlagen für die Pferdeerziehung. Sie zeigt dir, wie du einem Pferd das Führen, Folgen und Anhalten von Schritt eins an beibringen kannst – für jeden einfach nach zu üben!

Führen üben als Teil der Pferdeerziehung
Du solltest immer in der Lage sein, die Vorhand deines Pferdes bewegen und beeinflussen zu können.

2. Pferdeerziehung – Das Pferd weichen lassen können: Drängelt dich dein Pferd über die Schulter weg?

Der Futtereimer steht parat, das Pferd riecht oder sieht ihn. Es steht mit dem Strick über den Hals am Putzplatz, seine Besitzerin bürstet ihn an der Vorhand. Plötzlich geht er an, drängelt sie über die Schulter weg auf dem Weg zum Futter. „Tja, das macht er manchmal, da hat man keine Chance ihn aufzuhalten, da ist er ein Dickkopf.“

Nein, ist er nicht! Er hatte nur Lust auf Futter und da er keinen Ranghöheren wahrgenommen hat, der es ihm verbieten könnte, holt er sich einfach, was er möchte. Das Umrennen ist nicht ok! Und doch, man kann ihn aufhalten. Nicht mit einem Drücken oder Schieben, Kräftemessen oder Ans-Halfter-hängen-und-ziehen, sondern mit klaren, impulsartigen Signalen, entweder am Halfter oder mit einer Gerte als Hilfsmittel – natürlich NICHT zum Schlagen, sondern zum Hinhalten als Barriere, eventuell zum Anstupsen an Brust oder Schulter in kleinen Intervallen.

Das gilt allerdings nicht nur für solche extremen Situationen, sondern auch im Kleinen. Du solltest immer in der Lage sein, die Vorhand deines Pferdes bewegen und beeinflussen zu können.

Übrigens: Die meisten Rangordnungskämpfe werden in einer Pferdeherde über die Vorhand ausgetragen.

3. Pferdeerziehung – Höflichkeit und Respekt: Benutzt dich dein Pferd als Schubber-Vorrichtung?

Was das Schubbern mit Rangordnungsfragen aber auch mit Gewohnheit zu tun hat

Wenn sich dein Pferd bei dir schubbert, passieren mehrere Dinge gleichzeitig: Es dringt in deinen persönlichen Bereich ein, es nutzt dich, um sein Bedürfnis zu stillen und es merkt sich, dass du immer zur Verfügung stehst, wenn es sich schubbern möchte. Das ist keine Böswilligkeit des Pferdes, es hat keine fiesen Hintergedanken dabei – es nutzt einfach nur die Gelegenheit und hat ja so gelernt, dass es zu jeder Zeit in deinen Bereich eindringen darf.

In einer Herde geht das nur bei einem Pferd, das in der Rangordnung unter deinem Pferd ist, das heißt du bist in diesem Moment deinem Pferd untergeordnet. Warum das auch gefährlich werden kann? Stell dir vor, dein Pferd erschrickt sich und rennt los oder springt zur Seite. Wenn du es nun nie darauf aufmerksam gemacht hast, dass es eine Grenze gibt, könnte es dir auf den Fuß treten oder dich umrennen – auch hier nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Gewohnheit.

Distanz und Nähe mit seinem Pferd schaffen zu können, ist eine DER Grundlagen der notwendigen Kommunikation in der Pferdeerziehung, was Wolfgang Marlie sehr wichtig ist.

Tipp: Denke immer daran, dass es nichts damit zu tun hat, ob dein Pferd dich liebt oder nicht, wenn es sich an dir schubbert. Es hat nichts mit Zuneigung oder kuscheln zu tun. Deinem Pferd Grenzen in der Pferdeerziehung aufzuzeigen heißt nicht, dass du es mit weniger Liebe behandelst – im Gegenteil: Du gibst ihm dadurch Sicherheit und machst dich zu einem umso attraktiveren Partner für dein Pferd.

Eine gute Pferdeerziehung als Grundlage für eine harmonische Beziehung
Mit Disziplin ist es durchaus möglich, deinem Pferd schlechte Angewohnheiten abzugewöhnen.

Futter annehmen: Wühlt, schnappt oder beißt dein Pferd?

Schon mal erlebt? Ein Pferd, das nach einem Leckerli schnappt, bettelt oder in deinen Taschen nach Fressen wühlt? Das ist nicht nur unhöflich und nervig, es ist auch eine Zumutung für dich und für andere Menschen, die eventuell mit deinem Pferd zu tun haben. Es muss ja nur mal ein Kind vorbeikommen, das dein Pferd vielleicht nur streicheln will aber nach Gras oder Leckerli riecht. Stell dir vor dein Pferd schnappt nach seiner Hand oder beißt es gar!

Es braucht ein wenig Disziplin, um einem Pferd solche schlechten Angewohnheiten abzugewöhnen, ist aber absolut möglich. In diesem Blogbeitrag kannst du zwei effektive Methoden von den wehorse-Trainerinnen Sibylle Wiemer und Bea Borelle nachlesen. Die eine geht eher pragmatisch vor, die andere mit einem ausgeklügelten System. Finde für dich heraus, welche Methode besser zur dir und deinem Pferd passt. Das Wichtigste ist: Fang an! Du wirst sehen, nach dem ersten Schritt ist es gar nicht mehr so schwierig.

Fazit: Beginne jetzt mit der Pferdeerziehung – du bist es dir, deinem Pferd, anderen Menschen und Pferden schuldig

Bedenke immer: Dein Pferd ist niemals von Natur aus grob, respektlos, „büffelig“, ungehorsam oder böswillig. Es reagiert darauf, was du ihm signalisierst. Hinterfrage also erst einmal dich selbst, wenn dir eine Gewohnheit deines Pferdes auffällt, die du nicht gut findest.

Wenn du an eurer grundlegenden Kommunikation arbeitest, wenn du das Konzept von Distanz und Nähe verstanden hast, wenn du dein Pferd kontrolliert führen kannst, es auf dich achtet und dich respektiert, verändert das schon dein ganzes Zusammensein mit deinem Pferd – egal ob beim Putzen, beim Verladen, beim Longieren, beim Führen oder beim Reiten. Du kannst in allen Situationen entspannter sein und auch für andere Menschen und Pferde, die mit deinem Pferd zu tun haben, wird es angenehmer. Liebevolle Pferdeerziehung lohnt sich! Also, fang am besten heute an und entdecke, was alles möglich ist mit deinem Pferd. Viel Freude dabei!

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