Gelassenheitstraining mit deinem Pferd – So bekommst du ein gelassenes Pferd

Ein Pferd vor einem Regenschirm
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Das Pferd hat von Natur aus einen stark ausgeprägten Fluchtinstinkt. Wenn Gefahr droht, ergreift es die Flucht und rennt weg. Das kann für dich als Besitzer, dein Pferd selbst und auch für Dritte zur Gefahr werden. Besonders dann, wenn es z.B. auf eine befahrene Straße zugaloppiert. Um solche Situationen zu vermeiden, ist es wichtig, dass dein Pferd durch Gelassenheitstraining lernt, auch in vermeintlich hitzigen Situationen möglichst entspannt bei dir zu bleiben. Wie genau das geht? In diesem Artikel erfährst du alles über Gelassenheitstraining und bekommst konkrete Übungen, die du sofort mit deinem Pferd nachmachen kannst.

Ein Pferd inspiziert einen Regenschirm
Ziel des Gelassenheitstraining ist es, dass dein Pferd selbst Dinge inspiriert und lernt, dass es keinen Grund zur Angst hat.

Was ist Gelassenheitstraining beim Pferd?

Beim Gelassenheitstraining geht es darum, dein Pferd selbst Dinge inspizieren zu lassen, die ihm möglicherweise Angst bereiten. Dadurch soll es herausfinden und verstehen, dass es im Fall von beängstigenden Gegenständen, Geräuschen oder Situationen keinen Grund zur Angst und zur Flucht hat und dass es sich auf dich verlassen kann. 

Gelassenheitstraining vs. Anti-Schreck-Training

Ziel des Gelassenheitstraining ist es, die Gelassenheit deines Pferdes im Allgemeinen zu festigen. Beim Anti-Schreck-Training konfrontierst du dein Pferd gezielt mit speziellen Gegenständen oder Situationen, die ihm Angst bereiten. Ziel ist eine Desensibilisierung des jeweiligen Gegenstandes. 

Warum Gelassenheitstraining mit Pferd?

Warum Gelassenheitstraining beim Pferd so wichtig ist, erfährst du hier:

  • Sicherheit: Für dich als Pferdebesitzer und dein Pferd bedeutet Gelassenheit Sicherheit, egal ob im täglichen Umgang, im Training oder auf dem Turnier. Ein Pferd, das im Rahmen von Gelassenheitstraining gelernt hat, mit beängstigenden Gegenständen und Situationen umzugehen, ergreift weniger wahrscheinlich die Flucht. Dadurch wird das Verletzungsrisiko für Mensch und Pferd minimiert.
  • Training: Ob Dressur, Springen, Western, Freizeit oder Bodenarbeit, Gelassenheit wirkt sich auf euer gemeinsames Training aus. Ein entspanntes Pferd kann sich besser konzentrieren und ist empfänglicher für deine Hilfen.
  • Gesundheit: Gelassenheit spielt für die physische und psychische Gesundheit, das Wohlbefinden und die Lebensqualität deines Pferdes eine zentrale Rolle. Denn Angst und Stress können langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen, wie beispielsweise Kotwasser, Durchfall, Koliken, Magengeschwüren, ein schwaches Immunsystem oder Verhaltensstörungen.
  • Vertrauen: Machst du mit deinem Pferd Gelassenheitstraining, kann das die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd positiv beeinflussen und gegenseitiges Vertrauen fördern. Gegenseitiges Vertrauen stellt die Basis einer guten Partnerschaft dar. Auf unserer Seite findest du eine Übersicht über zahlreiche Übungen, die euch dabei helfen, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.

Gelassenheitstrainings mit deinem Pferd: Vorbereitung

Diese Dinge dienen der Vorbereitung eines erfolgreichen Gelassenheitstrainings:

Das Pferd als Fluchttier verstehen

Das Pferd ist ein Fluchttier mit einem sehr stark ausgeprägten Fluchtinstikt. Sobald Gefahr droht, rennt es weg. Gleichzeitig ist ein Pferd ein Herdentier und orientiert sich immer an seiner Herde. Dieses natürlichen Instinkte spielen vor allem beim Gelassenheitstraining eine große Rolle und helfen dir zu verstehen, warum dein Pferd handelt, wie es eben handelt.

Gelassenheitstraining beginnt bei dir

Gelassenheitstraining beginnt nicht bei der Arbeit mit deinem Pferd, sondern bei dir. Denn wie soll dein Pferd gelassen sein, wenn du es nicht bist? Bist du aufgeregt, wird dein Pferd merken, dass du dich nicht wohlfühlst. Die Folge ist ein angespanntes Pferd. Denn im Gegensatz zu deinem Pferd weißt du, dass der Erdhaufen am Wegrand oder die Plane über dem aufgeschlichteten Holz am Waldrand euch nicht angreifen wird und ihr fliehen müsst. Versuche also ruhig und entspannt zu bleiben und nicht die ganze Zeit darüber nachzudenken, wovor sich dein Pferd vermutlich als nächstes erschrickt. Berücksichtige außerdem, dass Gelassenheitstraining mit deinem Pferd Zeit und Geduld erfordert.

Passende Ausrüstung

Beim Gelassenheitstraining mit deinem Pferd kann es passieren, dass dein Pferd versucht die Flucht zu ergreifen. Das solltest du bei der Auswahl deiner Ausrüstung im Hinterkopf behalten. Deine und die Sicherheit deines Pferdes sollten zu jeder Zeit an erster Stelle stehen:

  • Knotenhalfter & Kappzaum: Mit einem Knotenhalfter oder einem gut passenden Kappzaum kannst du deinem Pferd, im Gegensatz zum normalen Stallhalfter, genauere Hilfen geben.
  • Gerte: Eine Gerte dient als Verlängerung deines Arms und bietet dir die Möglichkeit, deine Hilfen zu unterstützen.
  • Reithandschuhe: Sollte dir dein Pferd den Strick aus der Hand ziehen, dienen deinen Händen Reithandschuhe als Schutz vor Verletzungen.
  • Feste Schuhe: Auch kann es beim Gelassenheitstraining mit deinem Pferd vorkommen, dass es mal einen Satz zur Seite macht. Feste Schuhe können deinen Füßen Schutz bieten.
  • Gamaschen: Um die Beine deines Pferdes vor Verletzungen zu schützen, können Gamaschen sinnvoll sein.
  • Leckerlis: Zusätzlich zum Lob kannst du deinem Pferd Leckerlis geben, um erwünschtes Verhalten positiv zu verstärken. Dein Pferd ist in Bezug auf Leckerlis sehr unhöflich oder sogar frech? In diesem Artikel erfährst du, wie du das änderst.
Eine Frau streichelt ihr Pferd am Kopf
Gib deinem Pferd während des Gelassenheitstrainings ausreichend Pausen, damit es sich entspannen kann.

Gelassenheitstraining mit dem Pferd: Erste Schritte

Wenn du mit deinem Pferd Gelassenheitstraining beginnst, fange am besten vom Boden aus an. Trainiere zunächst in einer kontrollierten, sicheren und vertrauten Umgebung, um Ablenkungen zu minimieren. Dafür eignen sich beispielsweise eine Reithalle, ein eingezäunter Reitplatz oder ein Round Pen. Versuche dein Pferd nicht zu überfordern und führe es in kleinen Schritten an beängstigende Gegenstände, Geräusche oder Situationen heran. Beginne mit einem großen Abstand und verkleinere diesen nach und nach. Sorge außerdem für ausreichend viele und lange Pausen, in denen sich dein Pferd entspannen kann.

Versuche dein Pferd mit deiner Stimme, deiner Körpersprache und deiner Atmung zu beruhigen. Verwende Belohnungen in Form deiner Stimme, Streicheln oder Leckerlis, um erwünschtes Verhalten wie Neugier oder Entspannung, sei es auch noch so klein, positiv zu bestärken. So wird es lernen, dass die vermeintlich gruseligen Dinge eigentlich gar nicht gruselig sind und dass ihm an deiner Seite nichts passieren kann. 

Ein Pferd steht auf einer Plane
Gegenstände wie Planen, Plastiktüten, Regenschirme, Flatterband und Luftballons sind für das Gelassenheitstraining mit deinem Pferd hervorragend geeignet.

Gegenstände für das Gelassenheitstraining mit deinem Pferd

Beim Gelassenheitstraining mit deinem Pferd sind dir keine Grenzen gesetzt. Je kreativer dein Gelassenheitstraining ist, desto besser stehen die Chancen, dass dein Pferd in den unterschiedlichsten Situationen ruhig und entspannt bleibt. Viele Hindernisse kannst du fertig kaufen. Allerdings können dir auch einfache Gegenstände aus dem Alltag beim Aufbau eines Gelassenheitstraining dienen:

  • Planen: Planen kannst du auf dem Boden des Reitplatzes oder der Reithalle auslegen. Anschließend kannst du mit deinem Pferd darüber laufen. Um sicherzugehen, dass diese auch wirklich liegen bleiben, kannst du die Enden mithilfe von Stangen beschweren.
  • Plastiktüten: Plastiktüten kannst du an verschiedene Gegenstände binden. Wenn es windstill ist, kannst du diese ebenfalls auf den Boden legen.
  • Regenschirme: Die Regenschirme kannst du aufspannen und ebenfalls auf dem Boden verteilen.
  • Fahnen: Auch kannst du Fahnen aufstellen und platzieren. 
  • Flatterband: Auch kannst du Flatterband in Form von Absperrband verwenden. Das kannst du an verschiedene Gegenstände binden oder damit einen Vorhang basteln, durch welchen dein Pferd laufen muss.
  • Schaumstoffnudeln: Aus Schaumstoffnudeln lassen sich ebenfalls Vorhänge oder Tore basteln.
  • Tonnen: Auch kannst du eine oder mehrere Tonnen aufstellen. Diese kannst du in Form eines kleinen Tors aufstellen. Anschließend kannst du mit deinem Pferd daran vorbei oder hindurchlaufen.
  • Leere Plastikflaschen oder Dosen: Auch kannst du leere Plastikflaschen oder Dosen an einen langen Strick binden. Diese kannst du beim Laufen nebenher ziehen.
  • Luftballons: Luftballons kannst du aufpusten und verteilen.
  • Gymnastikbälle: Gymnastikbälle kannst du ebenfalls auf dem Boden platzieren.
  • Wippen & Podeste: Mithilfe von Wippen und Podesten, kannst du deinem Pferd verschiedene Untergründe näher bringen.

Was tun, wenn mein Pferd auf dem Turnier Angst hat?

Wenn dein Pferd auf dem Turnier scheut, guckig ist oder wegspringt, bildet die Desensibilisierung in Form von Gelassenheitstraining die Grundlage. Baue in eure tägliche Arbeit genau das ein, wovor dein Pferd auf dem Turnier Angst hat. Starte zunächst vom Boden oder arbeite mit einem Führpferd. Gewöhne dein Pferd an verschiedene Gegenstände wie Tischdecken, Planen oder arbeite mit der Plastiktüte. Versuche deinem Pferd Ruhe zu geben, aber gleichzeitig konsequent zu sein. Sorge dafür, dass dein Pferd Schritt für Schritt an dem vermeintlich gefährlichen Objekt vorbeigeht. Wenn es klappt, lobe dein Pferd überschwänglich.

Auf dem Turnier kannst du deinem Pferd früh, bevor die Prüfungen beginnen, das Viereck zeigen. Versuche, bei jeder Gelegenheit, vorher, in den Pausen und nach der Veranstaltung zu üben. Habe einen Helfer dabei, der dir und deinem Pferd Sicherheit gibt und eingreifen kann. Beschäftige dein Pferd und fordere immer etwas Neues, sodass es sich auf dich konzentrieren muss. Auch kann es helfen, im Schulterherein an gruseligen Objekten vorbeizureiten. 

Unser Fazit

Beim Gelassenheitstraining geht es darum, dein Pferd selbst Dinge inspizieren zu lassen, die ihm möglicherweise Angst bereiten. Dadurch soll es lernen, dass es im Fall von beängstigenden Gegenständen, Geräuschen oder Situationen keinen Grund zur Angst und Flucht hat. Beginnt mit dem Gelassenheitstraining Schritt für Schritt und steigert euch langsam. Je kreativer euer Gelassenheitstraining, desto besser stehen die Chancen, dass dein Pferd in den unterschiedlichsten Situationen ruhig und entspannt bleibt.

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