Zu den häufigsten und hartnäckigsten Hufproblemen beim Pferd gehört die sogenannte Strahlfäule. Sie tritt häufig im Frühjahr und Herbst auf und wird durch nasse Witterungsverhältnisse begünstigt. Erfahre in diesem Artikel alles über die Ursachen, Symptome, Behandlung und Vorbeugung von Strahlfäule beim Pferd.
Welche Funktionen hat der Strahl im Hufmechanismus?
Bevor wir genauer auf Strahlfäule beim Pferd eingehen, möchten wir dir zunächst erläutern, welche Funktionen der Strahl im Hufmechanismus hat. Der Strahl setzt sich aus zwei seitlichen und einer mittleren Strahlfurche zusammen und besteht aus einem elastischen Gewebe. Er übernimmt innerhalb des Hufmechanismus wichtige Funktionen. Zum einen unterstützt er den Blutfluss und den Blutumlauf. Zum anderen ist er für die Bewegung des Pferdes von zentraler Bedeutung. Denn ein gesunder Strahl wirkt für dein Pferd beim Laufen wie eine Art Stoßdämpfer. Leidet dein Pferd allerdings unter Strahlfäule, kann der Strahl dieser Funktion nicht mehr richtig nachkommen. Dadurch wird dein Pferd in seiner Bewegung eingeschränkt.
Was genau ist Strahlfäule beim Pferd?
Strahlfäule ist eine bakterielle Erkrankung des Pferdehufes, bei der Fäulnisbakterien (Fusobacterium necrophorum) in die mittlere und in die seitlichen Strahlfurchen eindringen. Dabei zersetzen sie das Gewebe und bringen einen Fäulnisprozess in Gang. Dadurch entstehen Aushöhlungen, Furchen und eine stinkende, verfaulte Masse.
Wie sieht Strahlfäule beim Pferd aus?
Hier haben wir für dich alle Anzeichen und Symptome zusammengefasst:
- Tiefe und enge Strahlfurchen
- Dunkler, schmieriger Strahl
- Unangenehmer, fauliger Geruch
- Hohlräume und Ritzen
- Weiches, sich lösendes Strahlhorn
- Lahmheit
- Ringe an der Hornwand
Woher kommt Strahlfäule beim Pferd?
Der Huf eines Pferdes ist sehr empfindlich. Er ist daher ein leichtes Ziel für Bakterien. Die Ursachen für Strahlfäule liegen häufig in unzureichender Hygiene und Sauberkeit, die die Verbreitung von Bakterien begünstigen:
- Matschiges Paddock: Wenn dein Pferd zu lange auf einem matschigen Paddock steht, weichen Feuchtigkeit und Schmutz das Hufhorn auf. Dadurch wird das Eindringen von Bakterien begünstigt.
- Unsauberer Untergrund: Urin und Kot stellen für Bakterien den perfekten Nährboden dar. Ist der Untergrund wie beispielsweise das Einstreu deines Pferdes unsauber und feucht, schädigt das den Huf deines Pferdes, sodass Bakterien leichter eindringen können.
- Mangelnde Bewegung: Bewegt sich dein Pferd zu wenig, kommt der Hufmechanismus zu wenig in Gang. Dadurch werden die Hufe nicht ausreichend durchblutet und die Produktion von Hufhorn wird reduziert. So wird der Strahl anfällig für Strahlfäule.

- Mangelnde Hufpflege: Kratzt du die Hufe deines Pferdes nicht regelmäßig aus, gelangt nicht ausreichend Sauerstoff in die Strahlfurchen. Dadurch kann Strahlfäule entstehen.
- Mangelnde & falsche Hufbearbeitung: Bearbeitet der Hufschmied die Hufe deines Pferdes zu selten oder falsch, können Fehlstellungen oder fehlender Sauerstoff im Strahl die Entstehung von Strahlfäule beim Pferd begünstigen.
- Falsche Fütterung: Eine unzureichende oder übermäßige Versorgung mit Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen, sowie ein Überschuss an Eiweiß oder Zucker können Strahlfäule beim Pferd begünstigen. Du möchtest mehr über das Thema bedarfsgerechte Fütterung wissen? Fütterungsexpertin Conny Röhm erklärt dir in ihrem Online-Kurs alles, was du über Pferdefütterung unbedingt wissen musst und was dein Pferd braucht, um gesund zu bleiben.
Wattestäbchentest
Wenn du vermutest, dass dein Pferd Strahlfäule hat, kannst du vorsichtig ein Wattestäbchen in die betroffene Strahlfurche stecken. Ist es danach schwarz, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass dein Pferd an Strahlfäule leidet.

Was du gegen Strahlfäule beim Pferd tun solltest
Hat dein Pferd Strahlfäule, solltest du so schnell wie möglich mit der Behandlung beginnen. Zieh am besten einen Tierarzt oder Hufschmied hinzu. Sie können den Zustand des Strahls am besten beurteilen, den Huf gründlich reinigen und das verfaulte Gewebe vom Huf entfernen.
Halte den Huf für eine erfolgreiche Behandlung trocken und sauber. Stelle dein Pferd dafür größtenteils auf trockene Untergründe. Entferne außerdem regelmäßig Pferdeäpfel und nasses Einstreu. Reinige zudem täglich den Huf und desinfiziere den Strahl deines Pferdes. Verwende dafür die vom Tierarzt oder Hufschmied verschriebenen Mittel. Sollte eine Fehlstellung oder falscher Beschlag die Strahlfäule verursacht haben, ist möglicherweise ein spezieller Beschlag notwendig.
Welche Behandlung gegen Strahlfäule hilft
Folgende Behandlungen können deinem Pferd bei Strahlfäule helfen. Bitte beachte, die Anwendung von desinfizierenden und antibakteriellen Strahlfäulemitteln unbedingt mit deinem Tierarzt oder Hufschmied abzusprechen. Welches Mittel dir dein Tierarzt empfiehlt, hängt vom Zustand des Strahls ab. Diese Strahlfäulemittel sind am weitesten verbreitet:
- Jodoformäther: Dieses Strahlfäulemittel kann nur von deinem Tierarzt verschrieben werden. Die Behandlung mit Jodoformäther solltest du gut mit ihm absprechen, da das Mittel sehr gut desinfiziert, der Strahl dadurch aber seine natürliche Schutzfunktion verliert und trocken und rissig wird. Dadurch können Bakterien leichter eindringen.
- Betaisadona: Ist der Strahl deines Pferdes bereits sehr empfindlich, wird dir dein Tierarzt ein milderes Desinfektionsmittel wie beispielsweise Betaisadona empfehlen.
- Wasserstoffperoxid: Auch dieses Strahlfäulemittel tötet Bakterien ab und wirkt damit gegen Strahlfäule. Die Behandlung mit Wasserstoffperoxid solltest du ebenfalls mit deinem Tierarzt besprechen, da es ebenfalls den Huf austrocknet.
- Blauspray: Die Inhaltsstoffe bei Blauspray sind nicht immer die gleichen. Sei deshalb vorsichtig und spreche dich vor der Behandlung mit deinem Tierarzt ab.
- Kupfersulfat: Kupfersulfat besitzt antibakterielle und austrocknende Eigenschaften und regt die Hornproduktion an. Achte darauf, es richtig dosiert und nicht auf blutenden Wunden anzuwenden, da Kupfersulfat nicht in die Blutbahn gelangen darf.
Hausmittel gegen Strahlfäule
Diese Hausmittel haben ebenfalls eine desinfizierende und neutralisierende Wirkung gegen leichte Strahlfäule beim Pferd:
- Essig: Neutralisiert Ammoniak, schützt vor Bakterien und festigt die Hornwände
- Zahnpasta: Wirkt antibakteriell und austrocknend
- Teebaumöl: Wirkt antibakteriell
- Honig und Zwiebeln: Wirkt antibakteriell
Was sind Folgen einer unzureichenden Behandlung von Strahlfäule beim Pferd?
Der Fäulnisprozess kann unbehandelt immer tiefer in das Horn eindringen und sich auf das Ballenhorn und das feste Horn der Hufsohle und der Hufwand ausdehnen. Das verursacht schmerzhafte Schäden und beeinträchtigt langfristig den gesamten Hufmechanismus deines Pferdes. Dabei besteht zum einen ein erhöhtes Risiko einer Huflederhautentzündung. Zum anderen kann sich aus einer unzureichenden Behandlung von Strahlfäule Huf- bzw. Strahlkrebs entwickeln. Deshalb ist es wichtig, Strahlfäule beim Pferd rechtzeitig und ausreichend zu behandeln.

Wie kann Strahlfäule beim Pferd vorgebeugt werden?
Diese Maßnahmen helfen dir dabei, Strahlfäule vorzubeugen:
- Pferdeäpfel und nasses Einstreu regelmäßig entfernen
- Versuche das Paddock matschfrei zu halten
- Kratze die Hufe deines Pferdes regelmäßig aus
- Sorge für regelmäßige Hufbearbeitung durch einen Hufschmied
- Achte auf eine bedarfsgerechte Fütterung
- Sorge für ausreichend Bewegung
Unser Fazit
Strahlfäule beim Pferd ist eine bakterielle Erkrankung des Pferdehufes, die mit Symptomen wie tiefen, engen Strahlfurchen, einem dunklen, schmierigen Strahl, einem unangenehmen, fauligen Geruch und Lahmheit einhergehen kann. Die Ursachen für Strahlfäule liegen häufig in unzureichender Hygiene und Sauberkeit, die die Verbreitung von Bakterien begünstigen. Solltest du bei deinem Pferd Strahlfäule feststellen, solltest du so schnell wie möglich mit der Behandlung beginnen. Zieh dafür am besten einen Tierarzt oder Hufschmied hinzu.
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