E-Niveau im Reitsport: Der erste Schritt in den Turniersport

Ein Pferd läuft Dressur.
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Du hast dich schon eine Weile mit dem Reiten beschäftigt und überlegst nun, ob du bereit für das E-Niveau im Turniersport bist? Oder vielleicht möchtest du einfach schauen, wo du in deiner reiterlichen Entwicklung stehst? Der Einstieg in die Welt des Turnierreitens ist aufregend und gleichzeitig ein bisschen einschüchternd. Damit du genau Bescheid weißt, was dich erwartet, wenn du beschließt aufs Turnier zu fahren, haben wir hier einige Tipps für dich und die “Einsteiger-Prüfungen”. 

Was bedeutet eigentlich „E-Niveau“?

Das E-Niveau ist die Einstiegsklasse im Dressur- und Springreiten und steht für „Einsteiger“. Es ist genau das, was der Name verspricht: Einer der ersten Schritte in die Turnierszene. Bevor es die Klasse E gab, startete man direkt in der Klasse A – heute bietet das E-Niveau nach den Reiterwettbewerben einen sanften Einstieg in den Turniersport.

Wenn du das Gefühl hast, dass du und dein Pferd die Grundlagen gut beherrscht, aber noch nicht bereit für komplexere Aufgaben seid, dann ist das E-Niveau genau richtig für euch.

E-Niveau im Gesamtkontext der Turnierklassen

Um dir ein besseres Bild zu vermitteln, hier die Reihenfolge der Turnierklassen, wie sie durch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) definiert sind:

  1. E – Einsteiger
  2. A – Anfänger
  3. L – Leicht
  4. M – Mittelschwer
  5. S – Schwer (mit den Unterklassen S*, S** und Grand Prix)

Jede dieser Klassen baut auf den Fähigkeiten der vorherigen auf. Der Schwierigkeitsgrad wird dabei Schritt für Schritt gesteigert. Du siehst also, das E-Niveau ist wirklich ein Startpunkt deiner Turnierkarriere! 

Für wen ist das E-Niveau geeignet?

Das E-Niveau ist für dich geeignet, wenn du die Grundlagen im Reiten sicher beherrschst und dein Pferd zuverlässig auf deine Hilfen reagiert. Viele Reiter starten in dieser Klasse im Alter von etwa zwölf Jahren. Es gibt aber auch erwachsene Einsteiger oder Wiedereinsteiger, die auf E-Niveau erste Turniererfahrungen sammeln. Auch junge Pferde können hier behutsam an den Turnieralltag herangeführt werden. Dein Pferd sollte mindestens vier Jahre alt sein und die Grundausbildung abgeschlossen haben. 

Ein Pferd springt über einen Sprung.
Um in einer Prüfung der Klasse E starten zu können, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein.

Was sind die Voraussetzungen, um in einer Prüfung Klasse E starten zu können? 

Um in einer Prüfung der Klasse E starten zu können, musst du dir natürlich erstmal ein Turnier aussuchen. Hierzu musst du schauen, wofür du dich entscheidest, denn es gibt unterschiedlich ausgeschriebene Turniere. Nimmst du an einem sogenannten WBO-Turnier (Wettbewerbsordnung) teil, so musst du in der Regel nichts Besonderes beachten.

Anders allerdings sieht es auf LPO-Turnieren (Leistungsprüfungsordnung) aus, für die Ausgabe von WBO und LPO ist die FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung) verantwortlich. Hier benötigst du gewissermaßen Zulassungen, um an einer Prüfung teilnehmen zu können. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, einmal die sogenannte FN-Schnupperlizenz, diese kann zwei Jahre lang beantragt werden und ist sogar kostenlos. Die einzige Voraussetzung ist, dass du Stammmitglied in einem Reitverein sein musst. Den Antrag für die Schnupperlizenz kannst du auf dieser Seite der FN finden. 

Eine weitere Möglichkeit ist die FN-Jahresturnierlizenz mit der du gleichzeitig deine Leistungsklasse 6 beantragst. Über diese Lizenz kannst du regulär an LPO-Prüfungen teilnehmen, brauchst allerdings das Reitabzeichen RA5. Nennen kannst du über die von der FN bereitgestellte Website nennung-online.de, hier werden auch die Ausschreibungen der Turnierveranstalter veröffentlicht. Worauf es bei Reitturnieren außerdem ankommt, erfährst du in diesem Artikel, hier erklären wir dir, wo du Ergebnislisten findest und welche Art von Turnieren es gibt.  

Was wird auf E-Niveau verlangt?

Im E-Niveau geht es um die soliden Grundlagen des Reitens. Du musst keine spektakulären Lektionen zeigen, sondern demonstrieren, dass du und dein Pferd die Basics beherrschen, das gilt sowohl für das Springen als auch das Dressurreiten. Es kommt hier vor allem auf erkennbare Harmonie zwischen Pferd und reiter an, sowie die wichtigsten Punkte der Grundausbildung. 

Anforderungen einer E-Dressur: 

  • Takt und Losgelassenheit: Dein Pferd sollte in allen drei Grundgangarten (Schritt, Trab, Galopp) gleichmäßig und entspannt gehen.
  • Grundlegende Hufschlagfiguren: Zirkel, Schlangenlinien und Wechsel durch die ganze Bahn.
  • Übergänge: Flüssige Übergänge zwischen den Gangarten.
  • Erste Dehnungshaltung: Dein Pferd sollte in der Lage sein, in einer vorwärts-abwärts Haltung zu gehen.

Du brauchst noch keine Seitwärtsgänge, fliegende Galoppwechsel oder gar Piaffen und Passagen. In einer E-Dressur wird überprüft, wie dein Grundsitz ist und wie deine Hilfengebung ist. Vor allem aber kommt es auf ein harmonisches Gesamtbild und sauber gerittene Hufschlagfiguren an. Wie du an deinem Reitersitz feilen kannst, erfährst du auf unserer Themenseite mit Kursen von unter anderem den Top-Experten Sybille Wiemer und Claudia Butry.

Die Anforderungen einer E-Dressur im Detail durch Christoph Hess: 

Der bekannte Ausbilder und Richter Christoph Hess hat mit seiner Schülerin Tamina ganz genau die Anforderungen an eine E-Dressur erarbeitet. Diese haben wir im Rahmen eines Kurses für dich festgehalten. Zum Einen konnte er die Dressur als Trainer, aber auch als Richter begleiten und so der Reitschülerin und ihrem Sir Sereno wertvolle Tipps für eine Prüfung geben. Dabei ist vor allem der erste Eindruck wichtig, statt vor dem Einreiten dein Pferd nervös links und rechts zu stellen, solltes du frisch vorwärts reiten und vor allem die Mittellinie für ein gerades Einreiten nutzen.
Das frische Vorwärts und die Reaktion am Bein sind essentiell, damit dein Pferd zufrieden und rund durch das Viereck tanzt. Auch das erklärt Christoph nochmal: “Der erste Gedanke sollte nie sein den Kopf des Pferdes unten zu haben und das irgendwie über die Hand zu regeln. Sondern locker die Bewegung nach vorn durchzulassen und mit der Hand zu begleiten.”

Christoph Hess gibt Tipps fürs Reiten.
Christoph Hess hat für angehende Turnierreiter immer ein paar gute Tipps auf Lager.

Christophs Tipps auf einen Blick: 

  • Nicht rückwärts mit der Hand einwirken.
  • Zügel lieber etwas länger als zu kurz.
  • Das gerade Einreiten auf die Mittellinie üben.
  • Nach dem Halten: Stehenbleiben, mindestens drei bis fünf Sekunden. Die Pferde (und die Reiter) müssen das entspannte Abwarten lernen.
  • Fleißiges Arbeitstempo während der gesamten Aufgabe sicherstellen.
  • Den richtigen Augenblick für das Angaloppieren abpassen: Wenn das äußere Vorderbein nach hinten geht und das äußere Hinterbein abhebt.
  • Nicht nach unten gucken.
  • Beim Handwechsel im Leichttraben immer an den Fußwechsel denken.
  • Rechtzeitig auf die Mittellinie abwenden.

Du solltest eine Aufgabe zuhause auf jeden Fall üben, damit du das richtige Timing lernst und den Ablauf einer Prüfung. Da eine E-Dressur meist in einer Abteilung geritten wird, schadet es auch nicht mit anderen Pferd-Reiter-Paaren die Aufgabe zu üben. Deiner Trainer kann dir da bestimmt helfen Den ganzen Kurs mit Christoph Hess und unterschiedlichen Pferd-Reiter-Paaren findest du hier. Damit bist du auf jeden Fall hervorragend gerüstet für deinen Turnierstart.

Die Anforderungen an das Springreiten in der Klasse E: 

Ein Springparcours der Klasse E hat vor allem das Ziel, einen Einstieg in das Springreiten auf dem Turnier zu bieten. Hier sollen Rhythmus im Galopp und Rittigkeit überprüft werden. In der Regel hat ein E-Springen zwischen 6 und 8 Sprüngen, das hängt ganz von der Ausschreibung ab. Im Springen wird die Basis der Vorstellung von dir und deinem Pferd beurteilt. Wichtig sind hier dein Grundsitz. Ein besonderes Augenmerk wird hier darauf gelegt, wie geschmeidig du dein Pferd begleitest, während ihr die Sprünge überwindet. Zudem sind der Galopprhythmus und der stete Handgalopp von hoher Bedeutung. Die Höhe der Hindernisse beträgt in einem E-Springen maximal 85cm, seit 2024 muss die genaue Höhe außerdem bereits in der Ausschreibung angegeben sein, das heißt, es kann E-Springen der Höhe 80cm, 80cm oder eben 90cm geben. Hier einmal die Punkte der FN zum Thema Erwartungshorizont eines E-Springens: 

 1. Ziel & Grundgedanke

Stilspringprüfungen dienen der Ausbildungskontrolle des Reiters im Parcours. Beurteilt wird die reiterliche Leistung – also Sitz, Einwirkung und Harmonie –, nicht die Qualität des Pferdes.

2. Bewertungsgrundlage

Die Bewertung erfolgt nach § 520 LPO:

  • Sitz und Einwirkung des Reiters
  • Harmonisches Reiten des Parcours
  • Gesamteindruck
    Die Wertnote beginnt beim Einreiten und endet mit dem Verlassen des Parcours. Strafpunkte (z. B. für Fehler am Hindernis oder Zeitüberschreitung) werden abgezogen.

3. Anforderungen an den Parcours

Ein prüfungsgerechter Parcours soll:

  • rhythmisches und harmonisches Reiten ermöglichen
  • verschiedene Linienführungen, Handwechsel und Standardanforderungen enthalten (z. B. Kombinationen, Wendungen, Übergänge)
  • reiterliches Können prüfen, nicht die Pferdequalität

4. Bewertungskriterien im Detail

Besonders beurteilt werden:

  • korrekter Springsitz (balanciert, elastisch, angepasst)
  • Einwirkung (klare Hilfen, ruhige Hände, vorausschauender Blick)
  • korrektes Anreiten, Überwinden und Weiterreiten von Hindernissen
  • Umsetzung der Standardanforderungen (z. B. Galoppsprünge, Übergänge, Wege)

Eine detaillierte Auflistung der Bewertungskriterien und Anforderungen an ein Stilspringen der Klasse E findest du bei der FN in diesem Formular

Typische Aufgaben auf E-Niveau:

In E-Dressurprüfungen reitest du standardisierte Aufgaben, die aus einfachen Elementen bestehen. Hier einige typische Elemente:

  • Anhalten und Grüßen zu Beginn und Ende der Prüfung
  • Schritt, Trab und Galopp auf geraden und gebogenen Linien
  • 20-Meter-Zirkel in Trab und Galopp
  • Schlangenlinien durch die ganze Bahn
  • Übergänge zwischen den Gangarten
  • Kurze Strecken im leichttraben und aussitzen

Diese Lektionen kannst du bereits vor dem Erreiten einer ganzen Aufgabe sehr gut üben. Stück für Stück und vom Einfachen zum Schweren. In so einer Aufgabe kommt es noch nicht darauf an, dass jeder Tritt deines Pferdes perfekt ist, wie auch Christoph Hess erklärt. Viel wichtiger ist, dass die Grundlagen stimmen, dein Pferd sollte auf deine Hilfen reagieren und du solltest sorgfältig die Hufschlagfiguren reiten. Dieser Punkt ist meist schon die halbe Miete, wenn es um die Zusammenstellung einer Note geht.

Das Gleiche gilt für das Springen, hier werden in der Regel Sprünge wie Steilsprünge, Oxer und Hindernisse wie Kombinationen gefordert. Diese Teilelemente solltest du auf jeden Fall üben, bevor du in einen Parcours der Klasse E einreitest. 

Eine Skizze eines Parcours der Klasse E.
Hier ein Beispiel eines Parcours der Klasse E. Dieses Bild kannst du auch als Inspiration für das Training nutzen.

Wie kannst du dich vorbereiten?

Wenn du mit dem Gedanken spielst, an E-Dressuren teilzunehmen, hier ein paar Tipps:

  1. Nimm Unterricht: Ein guter Trainer kann dir helfen, die Grundlagen zu festigen und dich gezielt auf Prüfungen vorzubereiten.
  2. Lerne die Aufgaben auswendig: Es gibt nichts Stressigeres, als während der Prüfung zu vergessen, wohin du reiten sollst!
  3. Arbeite an präzisen Übergängen: Saubere Übergänge zwischen den Gangarten sind ein wichtiger Bewertungspunkt.
  4. Trainiere die Losgelassenheit: Ein entspanntes, zufriedenes Pferd macht immer einen guten Eindruck.
  5. Besuche ein Vorbereitungsturnier: Viele Vereine bieten „Schnupperturniere“ an, bei denen du ohne großen Druck Turnierluft schnuppern kannst.
  6. Achte auf korrekte Ausrüstung: Informiere dich über die Turnierregeln bezüglich Ausrüstung und Kleidung.
Ein Pony springt über einen Sprung.
Das erste Turnier ist immer besonders aufregend. Wir haben einige Tipps für dich.

Unsere wichtigsten Tipps fürs Turnier

Die ersten Turniere können einen wahnsinnig nervös machen. “Entspann dich!”, klingt vielleicht abgedroschen, stimmt aber. Die Richter wissen, dass du am Anfang stehst. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum zu zeigen, dass du und dein Pferd harmonisch zusammenarbeiten und die Grundlagen beherrschen.

Es kann helfen, Familie und Freunde dabei zu haben, die dir die Daumen drücken. Vielleicht fährt auch der Trainer deines Vertrauens mit auf den Turnierplatz, um dich zu unterstützen. Am Ende zählt nur, dass du eine gute Zeit  und Spaß hast, das ist das Wichtigste!

Wie läuft ein Turniertag ab?

Ein Turniertag beginnt früh. Du meldest dich zuerst bei der Meldestelle vor Ort. Dort erfährst du deine genaue Startzeit und bekommst weitere Infos. Danach machst du dein Pferd fertig und gehst zum Abreiteplatz. Plane genug Zeit ein, damit du dein Pferd in Ruhe lösen kannst, noch mehr Tipps für den Abreiteplatz findest du in diesem Artikel.  Wenn du aufgerufen wirst, gehst du in die Prüfung. Nach dem Ritt bekommst du deine Wertnote, meist schriftlich ausgehändigt oder über die Ergebnisliste bekannt gegeben. Wenn du platziert bist, nimmst du an der Siegerehrung teil. Auch dort musst du korrekt gekleidet sein und dein Pferd ordentlich präsentieren.

Zum Schluss: Ist das E-Niveau das Richtige für dich?

Das E-Niveau ist perfekt für dich, wenn:

  • Du und dein Pferd die reiterlichen Grundlagen sicher beherrscht
  • Du erste Turniererfahrungen sammeln möchtest
  • Du einen sanften Einstieg in den Turniersport suchst

Denk daran: Jeder große Turnierreiter hat einmal klein angefangen! Das E-Niveau ist der erste Schritt auf einer spannenden Reise. Genieße den Prozess, sei geduldig mit dir und deinem Pferd, und vor allem – hab Spaß dabei!

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