Horsemanship – Lerne die Sprache der Pferde

Eine Frau, die ihr Pferd umarmt.
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Wie du eine vertrauensvolle und gehorsame Verbindung zu dem Partner Pferd erreichst? Durch klares, faires und einfühlsames Horsemanship. Das bedeutet bedeutet für sowohl für das Pferd als auch für den Mensch, klare Regeln einzuhalten. Der Mensch sollte dabei immer fair im Umgang mit dem Partner Pferd sein. Umgekehrt ist das Pferd achtsam und aufmerksam gegenüber dem Menschen. Horsemanship steht für faire Kommunikation und beschreibt die innere Haltung dem Pferd gegenüber. Gutes Horsemanship zeichnet sich dadurch aus, dass es pferdefreundlich und respektvoll ist und die Bedürfnisse des Pferdes in den Vordergrund stellt. Horsemanship oder auch die Freiarbeit als spezieller Teil der Horsemanship sind erlernbar. Durch Geduld, Muße aber auch Liebe zum Pferd kann jeder Mensch eine enge Beziehung zu seinem Partner Pferd entwickeln. Wahrscheinlich nicht für jeden in der Perfektion, wie man sie in einmaligen Showeinlagen beobachten kann. Aber doch mehr davon, als man gemeinhin denkt.

Grundlagen im Horsemanship

Ein gutes Horsemanship-Training zeichnet sich durch kleine Schritte aus, die aufeinander aufbauen. So ist für das Pferd jederzeit nachvollziehbar, was von ihm erwartet wird. Wichtig ist vor allem, das Pferd für richtiges Verhalten zu loben. Die Aufgabe des Menschen ist es, dem Pferd durch klare und verständliche Hilfen eindeutige Signale zu geben. Das beginnt schon beim täglichen Umgang, bei der Bodenarbeit und setzt sich im Sattel fort. Denn Horsemanship beginnt, sobald man sich mit dem Pferd beschäftigt. Man muss verstehen, warum das Pferd wie reagiert und dann kann man darauf aufbauend beginnen die Dinge zu erklären. Das Pferd lernt dabei, unsere Körpersprache zu lesen und unsere Ideen der Zusammenarbeit zu verstehen.

Das Verhalten des Pferdes verstehen

Kein Pferd ist grundlos schreckhaft, dominant oder aggressiv. Fast alle Konflikte zwischen Pferd und Mensch rühren daher, dass das Verständnis für die Bedürfnisse des Pferdes und die Erwartungen nicht realistisch sind. Der erste Schritt für den harmonischen Umgang mit dem Pferd ist die Kenntnis über seine Grundbedürfnisse und natürlichen Instinkte.

Horsemanship Basics: Die Grundbedürfnisse des Pferdes

  1. Herdentier: Pferde kommunizieren in der Herde über Körpersprache und Mimik. Die Strukturen der Herde basieren auf klaren Hierarchien. Sie bieten dem Pferd Schutz und Sicherheit vor Fressfeinden. Gleichzeitig zeigt die Hierarchie dem einzelnen Pferd ganz klare Regeln für sein Verhalten auf.
  2. Fluchttier: Das Pferd besitzt hochsensible Sinnesorgane und große Schnelligkeit um bei Gefahr zu flüchten. So kann es Gefahren rechtzeitig erkennen und sich aus der Gefahrenzone begeben. Dabei ist der Fluchtinstinkt bei Pferden unterschiedlich stark ausgeprägt. Es gibt Pferde, die erst denken und dann flüchten und solche, die sofort handeln. Der natürliche Fluchtinstinkt des Pferdes sollte auch im Training berücksichtigt werden.
  3. Steppentier: In seinem natürlichen Lebensraum ist das Pferd als Steppentier bis zu 16 Stunden pro Tag mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt. Dafür legt es bis zu 40 Kilometer täglich zurück. Dabei bewegt es sich hauptsächlich im Schritt. Der Verdauungsapparat ist auf diese kontinuierliche Nahrungsaufnahme und Bewegung eingestellt. Kommt es zu Fresspausen, die länger als vier Stunden dauern oder muss das Pferd viele Stunden am Stück ruhig stehen, dann widerspricht dies seiner Natur. Es kann im schlimmsten Fall krank werden oder aber stark auf kleinste Reize reagieren, weil es nicht ausgelastet ist.

Die Freiarbeit

Die Freiarbeit mit dem Pferd ist nicht nur faszinierend, sondern auch Prüfstein für das Horsemanship. Bei der freien Arbeit hat man nur bedingt die Möglichkeit, direkt auf das Pferd einzuwirken und es zu beeinflussen. Die Hilfengebung beruht auf der Kommunikation, bestehend aus der inneren Einstellung, der Körpersprache und oft zusätzlich der Stimme. Doch bevor man das freie Zirkeln und Seitengänge mit Leichtigkeit bewältigen kann, gilt es, das Pferd zu motivieren und ihm die Hilfen verständlich zu machen. Miteinander kommunizieren und arbeiten – das macht Horsemanship und insbesondere die Freiarbeit aus. Die Grundlage ist es, die einzelnen Körperteile des Pferdes durch kleine Signale bewegen zu können. Die folgenden Übungen stehen exemplarisch für die Freiarbeit mit dem Pferd.

Horsemanship nach Pat Parelli: Das Stachelschwein-Spiel

Die Stachelschweinspiel-Übung lehrt das Weichen auf Berührung hin. In vielen Alltagssituationen mit dem Pferd kann das eine sinnvolle Hilfe sein: Beim Führen, beim Reiten durch Kontakt mit dem Schenkel oder durch die Zäumung. Man beginnt mit dem Spiel zu Anfang am Kopf des Pferdes. Und je besser ein Pferd das Stachelschweinspiel am Kopf zulässt und angenommen hat, desto besser wird es sich in allen anderen Bereichen anleiten lassen. Die Übung kann später an jeder Körperstelle des Pferdes ausgeführt werden. Wichtig sind bei dieser Übung Ruhe und Geduld, damit das Pferd die Chance hat, gedanklich zu folgen. Das Ziel ist die Kommunikation mittels feiner Signale und nicht durch körperliche Kraftaufwendung.

In der Übung steht der Mensch vor dem Pferd und dieses soll rückwärts gehen. Vor dem Beginn der Übung, sollte man sich darüber Gedanken machen, welches Verhalten man genau von seinem Pferd erwartest. Möchtest man, dass das Pferd schon auf den Blick hin rückwärts geht? Oder eher auf Energie, also auf Körperspannung reagiert? Oder aber, dass es rückwärts geht, sobald die Hand sein Fell berührt? Die genaue Zielvorstellung hilft zu beurteilen, ob das Pferd die Aufgabe richtig löst oder ob es von der Erwartung abweicht. Folglich kann man es dann entweder loben oder korrigieren und die Aufgabe solange wiederholen, bis es die Anforderungen erfüllt.

Körperspannung erhöhen

Der Mensch stellt sich vor das Pferd und nimmt den Strick oder ein Arbeitsseil in die rechte Hand. Man umfasst mit der linken Hand die Nase des Pferdes. Gleichzeitig erhöht man die Körperspannung, sendet auf diese Weise Energie in Richtung Pferd. Damit das Pferd sich angesprochen fühlt, muss man seinen Bauch in Richtung Pferd drehen, so dass er in Richtung des Pferdes zeigt. Für die richtige Energie und Körperspannung gilt: Das Brustbein anheben, den eigenen Muskeltonus erhöhen, und einatmen. Dabei sollte man an die Rückwärtsbewegung denken, die man von seinem Pferd wünscht.

Das Pferd immer wieder loben

Sobald das Pferd sein Gewicht zurück verlagert und einen Schritt macht, sofort die Energie wieder verringern. Ausatmen, Arme sinken lassen, Muskeltonus abschwächen, weicherer Blick. Das Pferd nicht mehr frontal ansehen, sondern sich daneben stellen. Dabei ein Bein locker abknicken lassen und somit eine entspannte Haltung einnehmen. Die Hände sanft um die Pferdenase legen, aber ohne dieses mit Energie und einer Handlungsaufforderung zu verknüpfen. Diese Berührung soll angenehm und entspannend für das Pferd sein. Das Pferd mit möglichst viel Lob beschenken. Das Pferd soll nicht auf die Idee kommen, dass jegliche Berührung der Nase mit Rückwärtstreten in Verbindung steht. So verweilst du einen Moment bevor du ein paar Schritte zur Seite gehst, dich vom Pferd abwendest und ihm Raum gibst, über die Übung nachzudenken.

Kein körperlicher Druck nötig

Diese Übung zeigt anschaulich, dass auch jede Intention eine große Auswirkungen auf das Pferd hat. Deshalb ist es wichtig, sich das rückwärts gehende Pferd vorzustellen, während man einen Rückwärts-Schritt verlangt. Solch konkrete Anweisungen sind hilfreich, aber auch die generelle Einstellung zum Pferd, das Horsemanship, macht etwas mit dem Menschen, dem Pferd und der gemeinsamen Arbeit. Bei manchen mag es etwas länger dauern, denn die meisten Pferde gehen nicht vorbehaltslos in die Übung. Sie sind geschult im Umgang mit Menschen und vielleicht nicht sofort bereit mitzuarbeiten. Doch bleibt der Mensch bei seiner Fragestellung, so beginnt jedes Pferd nach einer Lösung zu suchen. Und wenn sie verstehen, dass es die Lösung im Rückwärts gibt, werden sie eifriger dabei diese anzubieten. Es sollte grundsätzlich jeglicher Zwang vermieden werden.

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