Muskelaufbau beim Pferd: So gehst du es an

Jessica von Bredow Wendl - Muskelaufbau Pferd
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Bekannte Pferde wie Weihegold, Shutterfly oder Sam haben etwas gemeinsam. Sie alle sehen aus wie richtige Sportler! Die Ausstrahlung dieser Pferde kommt unter anderem durch einen gut trainierten Körperbau. Egal, ob es sich um ein Sportpferd oder Freizeitpferd handelt, die Muskulatur ist für ein Pferd lebenswichtig. Als Reiter sollte man sich mit dem Thema Muskelaufbau Pferd beschäftigen, also wie er funktioniert und inwiefern man diesen gezielt fördern kann. In sechs, acht Wochen lässt sich so einiges bewirken!

Wie funktioniert der Muskelaufbau beim Pferd?

Nur mit der Forderung nach ‚mehr’ bauen sich Muskeln auf. Vorstellen kann man sich Muskeln als kleine Kraftwerke, in denen viele biochemische Prozesse ablaufen. Sie bestehen aus lebendigen Zellen, die Energie und Sauerstoff benötigen. Muskulatur aufbauen bedeutet, dass die Muskelzellen wachsen – und nicht stagnieren oder gar schrumpfen. Durch die Kombination von Trainingsreiz und Pause sowie einer Konstanz in dieser Abfolge und der passenden Fütterung kann Muskelaufbau beim Pferd erreicht werden.

Ein Pferd besteht ca. zu 40% aus Muskelmasse und besitzt ungefähr 520 verschiedene Muskeln. Die Hauptaufgabe der Muskeln ist die Bewegung des Pferdes, weshalb sie für Sprungkraft, Ausdauer und Feinmotorik zuständig sind.

Es wird zwischen drei verschiedenen Muskelgruppe unterschieden. Die Herzmuskulatur ist der Motor des gesamten Kreislaufs. Für die inneren Organe ist die glatte Muskulatur zuständig und die Skelettmuskulatur bestimmt die Motorik eines Pferdes. Um die Muskulatur eines Pferdes gezielt aufzubauen, ist die Unterscheidung in Muskelgruppen wichtig.

Die Halsmuskulatur

Die Halsmuskulatur sorgt dafür, dass ein Pferd seinen Kopf in alle Richtungen bewegen kann. Sie besitzt gleichmäßige Muskelstränge, welche sich zwischen kurzen und langen Halsmuskeln unterscheiden. Entscheidend für die Tragfähigkeit der Vorhand ist die Brustmuskulatur eines Pferdes. Sie verbindet die Vorderbeine mit dem Rumpf, da es kein Schlüsselbein bei Pferden gibt.

Der lange Rückenmuskel

Der lange Rückenmuskel ist der längste Muskel des Pferdes und reicht vom Kreuzbein bis zum Hinterhauptbein des Schädels. Eine gesunde Rückenmuskulatur ist von zentraler Bedeutung für die Biegung und Geraderichtung des Pferdes, sowie für die Freiheit des Brustkorbes. Nur mit einem starken Rücken kann dein Pferd dich ohne Probleme tragen.

Die Bauchmuskulatur

Genau wie bei Menschen darf die Bauchmuskulatur nicht vernachlässigt werden. Durch die Verkettung von Bauch,- und Rückenmuskulatur sind die Bauchmuskeln der Gegenspieler der Rückenmuskeln. Ohne Bauchmuskulatur kann es zu folgenschweren Rückenschmerzen kommen, da sie das Becken und den Rumpf unterstützen, indem sie den Rücken heben und stützen.

Muskelgruppen des Pferderückens

Muskelaufbau Pferd: Wie lange dauert das Auftrainieren?

Beginnt man jedoch von Null, vielleicht durch eine richtige Winterpause oder durch Krankheit bedingt, muss mehr Zeit für den Muskelaufbau beim Pferd eingeplant werden. Ingrid Klimke rechnet bei ihren Pferden nach einer Zwangspause mit acht bis zwölf Wochen, bis sie wieder im vorherigen Trainingszustand sind.

Anfangs ist Schritt die wichtigste Gangart für den Muskelaufbau, und geradeaus zu reiten ist ebenso wichtig. Erst nach und nach nimmt sie gebogene Linien hinzu. Die Gangarten Trab und Galopp kommen erst etwas später hinzu. Das dann ebenfalls langsam aufbauend. Das kann zum Beispiel bedeuten: erst fünf Minuten Trab, dann konstant immer etwas mehr verlangen. Genau erklärt Ingrid Klimke ihre Vorgehensweise in diesem Blogartikel.

Kondition und Kraft durch Geländetraining

Trainingsreize setzen

Mit dem Trainingsreiz ist gemeint, dass den Zellen in den Muskeln ein Anreiz geboten werden muss, damit sie das Signal zum Wachsen erhalten. Zellen im Muskel wachsen, wenn der Trainingsreiz bis zur oder leicht über die Leistungsgrenze gesetzt wird. Denn dann bemühen sich die Muskelzellen, vereinfacht ausgedrückt, für das nächste Mal gewappnet zu sein. Sie wachsen daher. Für diesen Prozess wird die Pause benötigt. Deshalb macht es überhaupt keinen Sinn, fünf Tage hintereinander das Gleiche in gleicher Intensität zu üben. Pause heißt aber auch nicht Stehtag!

Ein grobes Beispiel für eine solche Abfolge: Einen Tag intensives Training, dann einen Tag locker an der Longe oder ins Gelände und am nächsten Tag lockeres Stangentraining. Erst dann folgt wieder ein intensives Training.

Erst länger, dann schneller!

Geht es um Kondition, dann sind die Muskeltypen gefragt, die für Langzeitarbeit genutzt werden. Nicht diejenigen, die für die Kraft zuständig sind. Für Kraft oder Durchhaltevermögen, also Kondition, sind tatsächlich unterschiedliche Muskelfasertypen zuständig. Je nach Ziel muss der Reiter daher auch unterschiedlich arbeiten.

Ein Beispiel: Das Freizeitpferd, das im Winter eher mäßig trainiert wird, soll wieder auf längere Ausritte vorbereitet werden. Grundregel hier ist: Erst die Zeit, dann erst das Tempo erhöhen! Viel Schritt reiten, denn das gibt Kondition.

Ein anderes Beispiel: Das Dressurturnierpferd in privater Hand, das im Winter zwar regelmäßig, aber mit eher wenig intensiven Trainingsreizen geritten wurde. Ziel ist die nächste Saison, und es soll wieder mehr Konstanz und Kraft aufgebaut werden. Dann geht es um die Muskeln, die eher für Kraft zuständig sind. Viele Übergänge zwischen den Gangarten und in den Gangarten und je nach Ausbildungsstand auch die Seitengänge sind Beispiele für Übungsabläufe, die Kraft erfordern.

Eine Gruppe Reiterinnen galoppiert gemeinsam über eine Wiese.

Die Rückenmuskulatur und Bauchmuskulatur des Pferdes trainieren

Ein häufiger Reiterwunsch ist es, die Rückenmuskulatur des Pferdes aufzubauen. Tatsächlich müssen für das funktionale Reiten Muskelgruppen zusammenarbeiten, nicht nur ein bestimmter Muskel besonders gekräftigt werden.

Vergessen wird beim Thema Rückenmuskulatur zum Beispiel gern, dass die Bauchmuskulatur als Gegenspieler für die Rückenmuskulatur sehr wichtig ist. Die Bauchmuskulatur kann auch zum Beispiel durch Seitengänge in der Bahn sehr gut angesprochen werden (wer das Schlagwort ‚Seitengänge’ in die Suchfunktion von wehorse eingibt, erhält viele Ideen für Trainingsmöglichkeiten).

Das Gelände ist außerdem ein toller Trainingsreiz. Draußen galoppieren hilft, um die Bauchmuskulatur des Pferdes zu aktivieren. Doch auch in den anderen Gangarten lässt sich im Gelände prima arbeiten. Wer Schrägen, kleine Kletterberge und Wälle im Ausreitgelände hat, kann noch viel mehr für den Körper des Pferdes tun. Wie Vielseitigkeitsausbilder Christopher Bartle das Auf und Ab im Gelände nutzt, um Schubkraft und Hinterhandaktivität zu verbessern, ist in diesem Kurs zu sehen.

Muskelaufbau Pferd durch die richtige Haltung unterstützen

Wie bereits erwähnt, sorgt die Muskulatur eines Pferdes dafür, dass es sich gut bewegen kann. Durch die passende Haltung kann der Muskelaufbau sichergestellt und erhalten werden. Es sollte dafür gesorgt werden, dass genügend Auslauf auf der Weide vorhanden ist, damit die Muskulatur täglich in Bewegung ist. Offenställe und Aktivställe sind ebenfalls von Vorteil, da das Pferd jederzeit die Möglichkeit hat, sich frei zu bewegen.

Dies wirkt sich positiv auf die Gelenke und die Durchblutung der Muskeln aus. Auch ein Paddock oder Roundpen sind vorteilhaft für den Muskelaufbau. Als Reiter solltest du dafür sorgen, dass ein Pferd unabhängig vom täglichen Training ausreichend Bewegung bekommt. Steht ein Pferd hauptsächlich in der Box, leidet es unter Bewegungsarmut und baut Muskeln ab.

Muskelaufbau beim Pferd durch alternatives Training

Um den Muskelaufbau des Pferdes zu unterstützen, sollte das Training mit dem Pferd abwechslungsreich gestaltet werden. Damit Muskeln richtig wachsen, werden sie im Training zu einer Belastungsgrenze ausgereizt, woraufhin sie während Ruhephasen wachsen. Nach anspruchsvollem Training sollten deshalb zwischendurch ruhigere Tage eingebaut werden.

Eine gute alternative Trainingsmethode, um den Muskelaufbau bei Pferden zu fördern, ist die Bodenarbeit. Besonders die Arbeit an der Longe, mit und ohne Stangen kann sich förderlich auf den Muskelaufbau auswirken. Stangen sind für das Muskeltraining sehr hilfreich, da das Pferd hierbei die Beine etwas höher nehmen muss. Im Wechsel mit normalen Schritten sorgt dies für eine erhöhte Beanspruchung der Rückenmuskulatur.

In diesem wehorse Kurs lernst du die Grundlagen der Bodenarbeit und wie du sie nutzt, um die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd zu verbessern. Auch der Leitspruch von Handarbeitsexpertin Kathrin Roida lautet ,,Die Gesunderhaltung der Pferde durch die Ausbildung steht an oberster Stelle“. Sie zeigt dir in ihren Kursen, wie sie Pferde gymnastiziert und ihnen beim Muskelaufbau unterstützt. Hier kannst du dir einen Eindruck von ihrer Arbeit machen.

Ein gut bemuskeltes Pferd bleibt gesund

Ein weiterer effektiver Weg, um den Muskelaufbau des Pferdes zu unterstützen, ist das Reiten im Gelände. Lange Ausritte im Schritt, bei denen es die Möglichkeit gibt, bergauf und bergab zu reiten, helfen dabei gezielt Muskeln aufzubauen.

Wenn sich im Gelände die Möglichkeit bietet, durch ein Wasser zu reiten, dann sollte man diese auf jeden Fall nutzen, um die Pferdemuskulatur zu lockern. Durch den Widerstand des Wassers ist es für das Pferd anstrengender, seine Beine zu heben. Mit lockerem Zügel in vorwärts-abwärts Halshaltung wird der Pferderücken durch einen Wasserdurchritt gut gelöst.

Für Oberst Kurd Albrecht von Ziegner ist als Vertreter der Klassischen Reitkultur das Wichtigste die Losgelassenheit der Pferde in der Arbeit im Gelände. In diesem Kurs zeigt er, wie du durch das Reiten auf der Hangbahn den Pferderücken gymnastizierst, um so Muskulatur aufzubauen.

Reiten über Geländehindernisse

Muskelaufbau beim Pferd durch Reiten fördern

Richtiges Reiten, korrektes Gymnastizieren und ein zielgerichtetes Aufbautraining sind unumgänglich für den Muskelaufbau eines Pferdes. Bei der täglichen Arbeit sollte der Reiter ein abwechslungsreiches Trainingsprogramm gestalten. Das Reiten von Lektionen hält das Pferd elastisch und in der Rippenpartie geschmeidig.

Übergänge reiten

Das vorwärts-abwärts Reiten ist dabei ein gutes Basistraining, da es alle Muskelgruppen anspricht. Ebenfalls unterstützend für den gesunden Muskelaufbau sind Übergänge. Ausgeführt ausgehend von der Hinterhand durch den Pferdekörper, sind Übergänge die Premium Lektion für die Rückenmuskulatur. Übergänge begünstigen die Aufwölbung der Lendenwirbelsäule, die Stabilisierung der Brustwirbelsäule, die Entlastung des Nacken-Rückenbandes und trainieren die Bauchmuskulatur.

Für einen schonenden Muskelaufbau wird empfohlen, zunächst einfache Übergänge zu reiten. Von Schritt in den Trab und umgekehrt, sowie vom Galopp in den Trab und andersherum. Um die Hinterhandmuskulatur zu verbessern, bietet sich anschließend der Wechsel zu Gangartenübergängen an. Das bedeutet von Schritt in den Galopp und vom Trab in das Halten. Des Weiteren helfen häufige Handwechsel, gebogene Linien und Tempounterschiede dabei, den Muskelaufbau zu unterstützen.

Rückwärtsrichten und gebogene Linien fördern die Lastaufnahme der Hinterhand

Eine weitere effektive Übung zum Aufbau der Muskeln und Stärkung der Hinterhand ist das Rückwärtsrichten. Damit es sich förderlich auf die Versammlungsfähigkeit des Pferdes auswirken kann, muss das Rückwärtsrichten korrekt ausgeführt werden. Das Pferd sollte diagonal im Zweitakt nach hinten treten und durchlässig an den Hilfen stehen. Damit die Beweglichkeit im Schultergürtel eines Pferdes gefördert wird, sollten im täglichen Training viele Seitengänge und gebogene Linien eingebaut werden.

Die Biegung des Pferdes in diesen Lektionen dehnt die Außenseite der Muskulatur und verhilft zu einer besseren Beweglichkeit der Gelenke und fördert die Lastaufnahme. Mit der Lastaufnahme ist das aktive untertreten der Hinterhand unter den Schwerpunkt des Pferdes gemeint.

Dressurausbilderin Uta Gräf zeigt dir in diesem Kurs, wie eine korrekte Dehnungshaltung bei einem Pferd aussieht und welche Übungen für den Muskelaufbau hilfreich sind.

Stangen- und Cavalettiarbeit

Für ein abwechslungsreiches Training kann der Reiter Cavaletti und Springgymnastik Übungen einbauen. Durch die Cavaletti Übungen muss das Pferd seine Beine stärker anheben, sodass es mit der Hinterhand mehr unter den Schwerpunkt fußen muss. Dadurch wird eine Aufwölbung der gesamten Oberlinie erreicht und die Anlehnung und Losgelassenheit verbessert.

Eine bekannte Vertreterin der Cavalettiarbeit ist Reitmeisterin Ingrid Klimke. Sie baut bei ihren Spring,- Dressur,- und Vielseitigkeitspferden oft Übungen ein, um sie zu lösen und den Muskelaufbau zu unterstützen. Auf der Equitana präsentiert sie ihre Cavaletti Übungen live mit zwei Schülerinnen und erklärt, worauf du bei den Übungen achten musst. Schau doch mal rein.

Kleine Sprünge zur Gymnastizierung

Auch Gymnastikspringen kann in das Training integriert werden, um den Muskelaufbau des Pferdes zu fördern. Damit die Anforderungen für unerfahrene oder junge Pferde nicht zu anspruchsvoll sind, sollten kleine Hindernisse aus einem rhythmischen Galopp geritten werden.
Um die Springgymnastik erfolgreich umzusetzen, findest du in diesem Kurs einfache Übungen, mit denen du den Muskelaufbau deines Pferdes Schritt für Schritt verbessern kannst.

Muskelaufbau Pferd durch Cavalettiarbeit unterstützen

Muskelaufbau beim Pferd: Durch die richtige Fütterung

Um den Muskelaufbau eines Pferdes bestmöglich und gezielt zu unterstützen, ist es wichtig, sich auch mit dem Thema Ernährung und Fütterung zu beschäftigen.

Die Muskeln der Pferde bestehen überwiegend aus Proteinen (Eiweiß). Deshalb ist eine ausreichende Eiweißzufuhr durch die Fütterung für den Muskelaufbau und den Muskelerhalt des Pferdes sehr wichtig. Eiweiße bestehen aus Aminosäuren, die sich in nichtessenzielle und essenzielle Aminosäuren unterscheiden. Nichtessenzielle Aminosäuren können vom eigenen Stoffwechsel des Pferdes hergestellt werden, essenzielle Aminosäuren müssen über das Futter aufgenommen werden.

In dem wehorse “Grundkurs Pferdefütterung” erklärt die Pferdeernährungsexpertin Conny Röhm ganz genau, wie du den individuellen Bedarf deines Pferdes errechnen kannst, um so optimal den Muskelaufbau deines Pferdes unterstützen zu können.

Muskelaufbau beim Pferd: Nach einer Verletzung

Nach einer Verletzung oder einer längeren Pause haben Pferde meistens einen Großteil ihrer Kondition und Muskulatur verloren. Konnte man sein Pferd während einer Pause zumindest leicht bewegen, ist dies vorteilhafter für das Antrainieren, da eine gewisse Grundfitness vorhanden ist. Damit kein Muskelkater durch zu anspruchsvolles Training entsteht, solltest du in den ersten Wochen besonderen Wert auf einen Wechsel zwischen Trainingseinheiten und Ruhephasen legen.

In den Erholungsphasen passt sich dein Pferd an das steigende Leistungsniveau an und baut Muskeln auf. Wird der Muskelaufbau nach einer längeren Pause zu schnell angegangen, dann bildet sich in der Muskulatur des Pferdes Laktat. Dies führt zu einer Übersäuerung. Daraus folgt zum Beispiel ein Verschlag und es kommt zu einem Leistungseinbruch. Es ist schwierig vorherzusagen, wie lange ein guter Muskelaufbau bei Pferden dauert, da es sich individuell nach dem Zustand und den Umständen deines Pferdes richtet.

Ingrid Klimke sagt, dass der Muskelaufbau eine langfristige Aufgabe ist und in einem durchschnittlichen Zeitraum von 8-12 Wochen stattfindet. Es sollte auch im Kopf behalten werden, dass sich Sehnen und Bänder an das steigende Leistungsniveau mit anpassen müssen.

Muskelaufbau durch Longieren fördern

Muskelaufbau bei jungen Pferden und Muskelerhalt bei älteren Pferden

Besonders der Muskelaufbau bei jungen Pferden sollte schonend und langsam erfolgen. Mit sinnvoller Bodenarbeit sollte die Entwicklung des Pferdekörper unterstützt werden, sodass sich die Muskeln vorerst ohne Reitergewicht entwickeln. Ein Anreiten sollte erst erfolgen, wenn Knochen und Sehnen gefestigt sind, sodass es zu keiner Überbelastung kommt und ein Pferd noch lange reitbar bleibt.

Der Muskelaufbau beziehungsweise der Muskelerhalt bei älteren Pferden ist meistens langwieriger als bei jüngeren Pferden. Da Sehnen, Knochen und die Muskulatur von alten Pferden über die Jahre beansprucht wurden, sollte viel Wert auf die Aufwärmphase beim Reiten gelegt werden, um die Muskeln zu lockern.

Bei der täglichen Arbeit sollte auf ein abwechslungsreiches Programm zurückgegriffen werden. Spaziergänge, Ausritte und die Lockerung an der Longe sind für den Muskelerhalt bei Oldies sehr förderlich. FN-Botschafter Christoph Hess zeigt dir in diesem wehorse Kurs, wie du dein älteres Pferd lange gesund und fit erhalten kannst.

Was der Reiter für seine eigene Fitness tun kann

Wenn wir Reiter möchten, dass unser Pferd in den nächsten Wochen fit wird, dann kann er das ganz stark durch seine eigene Fitness fördern – oder behindern. Neben dem Bewegungsgefühl ist Körperbeherrschung das Mittel, um besser zu reiten. Reiter brauchen für ihre Körperbeherrschung weit mehr Körperspannung, als die meisten glauben! Es lohnt sich, dem Aufmerksamkeit zu widmen. Denn Fitness und die Balance ist eine Stellschraube, an der jeder Reiter drehen kann! Je besser der Reiter diese schult, umso besser kann er den Pferdebewegungen folgen und diese kanalisieren.

Wie viel Training sollte es denn zusätzlich noch sein?

Für die Beweglichkeit würde Sportpädagoge Eckart Meyners uns Reiter am liebsten jeden Tag auf der Gymnastikmatte sehen. Doch effektiv wird es schon, wenn wir zwei Mal die Woche auf die Matte gehen. Seine Faustregel lautet: „Ein Mal die Woche Training erhält die Kondition, alles darüber steigert de Kondition!“ Das hat uns Eckart Meyners in diesem Interview erzählt.

4 Regeln für den Aufbau der Muskulatur deines Pferdes

  1. Die Mischung macht es! Du brauchst eine gute Abfolge von Trainingstagen, die zwischen Trainingsreiz, lockerem Training bzw. Pausen abwechseln. Weder die direkte Folge von Trainingsreizen, noch zu viele Pausen- oder lockere Tage führen dazu, dass die Muskelzellen wachsen.
  2. Die Technik ist ausschlaggebend! Schwerster Punkt: Nur physiologisch sinnvolle Bewegung bringt Muskelwachstum an den Stellen, die wir uns wünschen. Da gibt es leider keine Abkürzung, es gilt der Satz von Paul Stecken: “Richtig reiten reicht”. Das mag schwer sein, ist aber nicht schlimm: Reiten ist eben lebenslanges Lernen. Auf dem Weg sammelst du viel Wissen und dein Pferd profitiert direkt davon.
  3. Den Kopf des Pferdes mitnehmen, es mental miteinbeziehen! Das körperlich sinnvollste Training ist nicht viel wert, wenn dein Pferd mental nicht bei dir ist. Achte auf seine Signale, auch kleine, die Unwohlsein oder Stress zeigen! Die haben einen Grund.
  4. Im Hinterkopf behalten: Es geht nie nur um den Aufbau der Muskulatur, sondern auch um Sehnen, Bänder und Faszien.

Was ist ein Trainingsreiz?

Kein Muskelwachstum ohne Trainingsreiz. Einen Trainingsreiz setzen bedeutet, dass man bis zur oder leicht über die Leistungsgrenze geht. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass du dein Pferd bis kurz vor die Erschöpfung galoppieren lässt! Sondern eben in den Bereich gehst, der deutlich anstrengend ist. Besonders im Freizeitbereich kommt diese Art von Training of zu kurz. Macht man zum Beispiel drei Mal die Woche Bodenarbeit (was körperlich fürs Pferd nicht anstrengend ist) und an einem anderen Tag einen 45-minütigen Ausritt, tut man seinem Pferd keinen Gefallen. Ganz im Gegenteil: Diese körperliche Unterforderung zählt zu den Ursachen für viele Wohlstandskrankheiten bei Freizeitpferden, die es früher viel weniger gegeben hat. Die meisten Leute, die ihr Pferd freizeitmäßig reiten, tun tendenziell eher zu wenig als zu viel.

Fehlerquelle 1: Zu wenig intensiv üben

Zwischen Beruf, Kind und allen möglichen Verpflichtungen ist es nicht einfach, einen vernünftigen Trainingsplan einzuhalten. Selbst wenn man lieber viel reiten würde, als am Boden etwas zu machen, ist das manchmal die schnellste Lösung. Ein Ausweg aus diesem „Teufelskreis“ können zum Beispiel regelmäßige Unterrichtseinheiten bei einem Trainer sein. Diese können dir enorm dabei helfen, nicht in der Wohlfühlzone herumzudümpeln, sondern wirklich sportlicher zu reiten und dein Pferd im Training auch mal richtig zu fordern.

Fehlerquelle 2: Zu intensiv und häufig das Gleiche üben

Klar gibt es auch genau das andere Extrem: Reiter, die viel zu lange täglich auf dem Pferd hocken und jeden Tag stupide dasselbe üben in der gleichen Intensität. „Die Reiter wundern sich dann, dass die Pferde immer müder, immer zäher werden “, erklärt Dressurausbilderin Claudia Butry. „Sie wundern sich, dass die Muskulatur immer weniger wird, obwohl sie so viel trainieren.“ Wer zu viel tut, erzielt keinen Muskelzuwachs, sondern die Leistung vermindert sich durch dieses Übertraining.

Tipp von Ingrid Klimke: Muskelaufbau nach einer längeren Pause

Das Pferd war verletzt, nun kann es endlich wieder losgehen. Doch: Wie baue ich mein Pferd nach einer Pause wieder korrekt auf? Das fragte eine Zuschauerin. Gute Frage, dachten wir, denn dies hat wohl jeder Reiter schon erlebt. So erzählte uns Ingrid Klimke in einer Videonachricht, wie sie in solchen Fällen vorgeht.

Zum Merken, die wichtigsten Infos:

  • Ein gesunder Muskelaufbau beim Pferd dauert 8-12 Wochen
  • Beginnen, nach einer Pause mit Boxenruhe, mit viel Schritt geradeaus
  • dann systematischer Aufbau: erst mal nur gerade Linien, anfangs nur Trab, später erst Galopp
  • zum systematischen Muskelaufbau gehört es, die Zeit im Auge zu behalten: z.B. erst nur 5 Minuten Trab, dann steigern
  • freier Auslauf immer nur nach dem Reiten, und erst, wenn das Pferd auch schon im Galopp gearbeitet wurde, um weitere Verletzungen zu vermeiden
  • langes Schrittreiten ist immer empfehlenswert
  • bei manchen Pferden empfiehlt es sich, sie 2x am Tag zu arbeiten 
  • erst nach 8-12 Wochen wird das Pferd wieder auf dem muskulären Stand sein, den es vor einer Zwangspause hatte

wehorse Kursempfehlungen zum Thema Muskelaufbau beim Pferd

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass abwechslungsreiches Training dabei hilft, die unterschiedlichen Muskelgruppen zu fördern, sodass ein Pferd erfolgreich und effektiv Muskeln aufbauen kann. Damit du deinem Pferd bei seinem Muskelaufbau ideal unterstützen kannst, findest du hier noch einmal alle Kurse auf einem Blick:

Also leg‘ los, viel Spaß und Erfolg dabei!

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