Problempferde – Es gibt für alles eine Lösung

Ein Pferd, das traurig guckt.
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Pferde sind für viele ihrer Besitzer Familienmitglieder. Dennoch wurden sie in den meisten Fällen für ein bestimmtes Vorhaben angeschafft. Sei es das Reiten von Turnieren, das gemütliche Reiten im Gelände oder das Ziehen einer Kutsche. Werden die Anforderungen von Reitern oder Fahrern nicht erfüllt, werden Pferde schnell als sogenannte „Problempferde“ bezeichnet. Die Probleme von Pferden sind allerdings vielschichtig und haben ganz unterschiedliche Ursachen. Ob die Ursachen möglicherweise behoben werden können, muss im Einzelfall betrachtet werden.

Wann gilt ein Pferd als Problempferd?

Wurde ein Pferd als Springpferd gezogen und verkauft, kann jedoch nicht hoch genug springen oder verweigert oft, dann sind das sicher Probleme für den ambitionierten Springreiter, jedoch nicht zwingend für das Pferd. Um sich auf der Weide zu bewegen und in der Herde zu leben, muss es kein gutes Springpferd sein. Hat es sonst weder körperliche Beeinträchtigungen noch Verhaltensauffälligkeiten, dann ist es auch kein Problempferd, sondern eben ein Pferd, das den gestellten Anforderungen nicht entspricht.

Es gibt jedoch auch Pferde, die irgendwann verhaltensauffällig werden. Der Schlüssel dazu liegt meist in einem bestimmten Erlebnis oder einer Erfahrung, die das Pferd gemacht hat. Findet der Besitzer oder eine andere fürsorgende Person keinen Zugang mehr zu dem Pferd und es wird vielleicht sogar unkontrollierbar, spricht man von einem sogenannten Problempferd. Nun beginnt meist die Suche nach der Ursache für das Verhalten des Pferdes. Diese Suche gestaltet sich oftmals schwer, da jedes noch so kleine Detail ausschlaggebend sein kann, dieses aber häufig gar nicht als Ursache in Betracht gezogen wird. Nicht selten werden Problempferde weiterverkauft, weil die Ursachen nicht gefunden werden und die Besitzer nicht mehr weiterwissen.

Warum gibt es Problempferde?

Problempferde entstehen aus den unterschiedlichsten Ursachen. Wichtig ist, den genauen Grund des Problems zu identifizieren, um individuell auf das Pferd eingehen zu können. 

Rollen von Interieur und Exterieur bei der Entstehung von Problempferden

Wenn Pferde Probleme machen, dann liegt es meistens daran, dass Menschen das Problem verursacht haben. Zwar gibt es Pferde, die einen schwierigeren Charakter haben als andere oder ein Exterieur, das nicht optimal für Reitzwecke geeignet ist, doch wird kein Pferd mit Verhaltensauffälligkeiten geboren. Diese entwickeln sich erst im Laufe der Zeit. Beißen, treten, steigen, bocken oder aggressives Benehmen bilden sich meist als Reaktion auf Überforderung, Schmerzen oder andere negative Erfahrungen mit Menschen aus.

Neben der psychischen Verfassung kann auch das Exterieur eines Pferdes zu Problemen führen. Dabei ist zwischen Beeinträchtigungen, die Schmerzen verursachen, und solchen, die das Pferd nur in bestimmten Sparten, wie beispielsweise dem Springsport, beeinträchtigen, zu unterscheiden.

Rechtzeitiges erkennen von Merkmalen ist entscheidend

Bereits beim Fohlen zeigen sich bestimmte Körpermerkmale, die später beim Reiten Schwierigkeiten verursachen können. Einiges lässt sich durch bestimmte Maßnahmen korrigieren, anderes hat jedoch tatsächlich zur Folge, dass irgendwann ein Problempferd entsteht.

Fehlstellungen feststellen

So sollten etwa die Beine eines Fohlens frühzeitig auf Fehlstellungen geprüft werden. Die Stellung der Beine zum Boden, die Winkelung der Gelenke von Schulter, Hüfte und Knie und die Länge der einzelnen Knochen haben Einfluss auf die spätere Gesundheit eines Reitpferdes. Denn das Pferd, das zusätzlich zum eigenen Gewicht auch noch den Reiter tragen soll, überlastet leicht die Gelenke, Sehnen und Bänder, wenn die Hufe nicht plan auf dem Boden aufsetzen. Die Vorderbeine können beispielsweise vorbiegig, rückbiegig, unterständig oder vorständig sein. Durch entsprechende Hufbearbeitung lässt sich dann teilweise verhindern, dass das Fohlen zum Problempferd wird. Auch beim späteren Beschlag kann die Stellung der Hufe positiv beeinflusst werden. So neigen Pferde, deren Hufe nach innen gestellt sind, später zu Hufgelenkserkrankungen.

Sind die Hufe dagegen nach außen gedreht, dann können die Pferde bei Überlastung Entzündungen am Gleichbein oder am Fesselträger entwickeln. Auch kurze, steile Fesseln begünstigen Gelenkerkrankungen, da sie die Erschütterungen beim Laufen nicht so gut abfedern können. Bei Pferden mit weichen Fesseln, wo also der Fesselkopf Richtung Boden absinkt, entstehen sehr große Belastungen der Sehnen und Bänder. Diese können ebenfalls zu großen Problemen beim gerittenen Pferd führen.

Schulterfreiheit prüfen

Auch die Schulterfreiheit ist wichtig. Eine steile und kurze Schulter begrenzt die Bewegungen der Vorderbeine. Außerdem hat sie oft eine schwierige Sattellage zur Folge. Ein Karpfenrücken, eine Wölbung der Nierenpartie nach oben durch sehr lange Dornfortsätze im hinteren Bereich der Wirbelsäule, bewirkt, dass die Pferde sich nicht gut aussitzen lassen. Pferde mit hohem Schweifansatz und einer kurzen Kruppe haben oft eine steile Hinterhand, die in einer starken Belastung der Sprunggelenke resultiert. Diese Exterieurmerkmale können – je nach Einsatz des Pferdes – Problempferde verursachen. Es kommt allerdings darauf an, welche Anforderungen mit den spezifischen Belastungen an das jeweilige Pferd gestellt werden.

Problempferde durch menschliche Fehler in der Ausbildung

Problempferde sind oft einfach das Ergebnis misslungener Kommunikation zwischen Mensch und Tier. Wie bei den Menschen gibt es auch bei den Pferden unterschiedliche Gemüter und Lerntypen. Was bei allen anderen Pferden funktioniert haben mag, führt bei manchen nicht weiter. Wer es dennoch versucht, beißt auf Granit. Das Pferd wehrt sich möglicherweise und wird zu Unrecht bestraft. Es versteht nicht, wofür es bestraft wird und widersetzt sich. Der Mensch wiederum versteht nicht, warum das Pferd sich widersetzt. So kommt ein unseliger Kreislauf in Gang.

Auch mangelnde Erfahrung im Umgang mit Pferden kann zu Problemen führen. Eine inkonsequente Erziehung und uneindeutige Signale senden widersprüchliche Botschaften und überlassen das Pferd sich selbst. In der Natur orientiert sich ein Pferd am Leittier, das eindeutige Signale sendet und in Gefahrensituationen richtig reagiert. Diese eindeutige Kommunikation mit dem Leittier gibt dem Pferd Sicherheit und es weiß zu jeder Zeit, was es von seinem Leittier erwarten kann. Gibt der Mensch keine eindeutigen Signale oder zeigt ein inkonsequentes Verhalten, schmälert dies das Vertrauen des Pferdes in ihn. Der Mensch kann seine Funktion als Leittier nicht erfüllen und so beginnt das Pferd, diese Rolle selbst zu übernehmen.

Wie können sich Probleme äußern?

Hat ein Pferd körperliche Probleme, dann treten irgendwann Schmerzen auf. Diese können sich beispielsweise in Rittigkeitsproblemen oder Gleichgewichtsstörungen äußern. Es kommt unter Umständen zu Muskelatrophien, zum Beispiel bei unpassendem Sattel oder stark einseitiger Schiefe. Zum Schutz vor Fressfeinden in der freien Wildbahn, verstecken Pferde ihre Schmerzen oft lange, bevor sie der Mensch letztlich bemerkt. Reagiert ein Pferd schließlich mit massiver Widersetzlichkeit, buckelt oder steigt es, spricht das bereits für sehr starke Schmerzen.

Auch eine Verweigerung des Pferdes beim Springreiten kann auf Schmerzen hindeuten. Diese Verhaltensweisen des Pferden sind auch für den Reiter sehr gefährlich, sodass das Pferd gründlich auf physische Probleme untersucht werden sollte. Bei inkonsequenter Erziehung können sich viele schlechte Angewohnheiten wie Zwicken, Steigen oder Losreißen einschleichen. Konflikte beim Führen, Verladeprobleme, Kopfscheuheit, Hysterie, nicht einfangen lassen sind häufige Probleme. All diese Probleme lassen sich am besten durch konsequente Erziehung und regelmäßiges Training vermeiden. Treten die genannten Verhaltensmuster erst einmal auf, ist es häufig ein langwieriger Weg zu wieder zu unterbinden.

Der richtige Umgang mit Problempferden

Hat man das Problem erst einmal erkannt und sich entschlossen, etwas gegen die Verhaltensauffälligkeiten zu tun, ist die Ursachenforschung der erste Schritt. Sind es Schmerzen, ist es ein psychisches Problem oder haben Ausbildungsfehler dazu geführt, dass das Pferd zum Problempferd geworden ist? Sind die Auslöser identifiziert, gilt es, mit viel Konsequenz und Geduld Vertrauen aufzubauen, um das Pferd wieder in die Lage zu versetzen, den Menschen als Führungsperson anzuerkennen. Kommt man nicht alleine weiter, dann sucht man am besten einen spezialisierten Trainer für Problempferde auf, um mit diesem gemeinsam an den Schwierigkeiten zu arbeiten.

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