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#Interview mit Dressurreiterin Yara Reichert über Machos, Emotionen und das Deko-Problem

In dieser Folge gibt Dressurreiterin Yara Reichert einen offenen und sehr persönlichen Einblick in ihr Leben als Mutter und Amateurin unter Profis im Grand-Prix-Sport. Sie erzählt, warum ihre Charakterpferde sie täglich herausfordern, wie sie sie berühren aber auch zu einer stärkeren Person machen.

Außerdem spricht Yara darüber, warum Fehler machen zu dürfen ein unverzichtbarer Teil von gutem Reiten ist und an welchen Stellen sie sich in der öffentlichen Wahrnehmung des Pferdesports weniger Schwarz-Weiß-Denken wünscht.

Die Dressurreiterin teilt auch einen für sie besonders emotionalen Moment mit uns: das Louisdor-Preis-Finale mit Springbank.

So erlebst du insgesamt ein Gespräch mit viel Ehrlichkeit und wertvollen Denkanstößen, das zeigt: Hinter jedem Erfolg stecken Mut, Vertrauen und Pferde, die ihre Menschen jeden Tag neu erden. Viel Spaß beim Hören!

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 3]
[00:00:00-00:00:07]
Heute zu Gast die internationale Dressurreiterin Yara Reichert.

[SPEAKER 1]
[00:00:07-00:00:54]
Die wenigen Male, wo mir etwas mit Harmonie und richtig perfekt gelingt, das sind die wenigen Male, die mich am Reiten halten, weil das einfach ein wahnsinniges Gefühl ist. Aber der Weg dahin ist doch nur fehlerhaft. Die Hinterhand kommt voraus. Oh, jetzt ist er über uns. Jetzt ist er zu eng. Es ist doch eigentlich nur... Ah, das ist ein Fehler, das ist ein Fehler, das ist ein Fehler und nur durch die Fehler nähern wir uns an das Ideal. Aber wenn wir die Fehler nicht mehr machen dürfen, wie wollen wir denn dann im Ideal losreiten? Herzlich willkommen zum WeHorse Podcast. Heute mit Christian Kröber. WeHorse ist deine Lernplattform, auf der du täglich Inspirationen, Trainingstipps und das Wissen der besten Trainer bekommst, um gemeinsam mit deinem Pferd jeden Tag besser zu werden.

[SPEAKER 3]
[00:00:56-00:02:11]
In den vergangenen Jahren hat man im internationalen Ususport den Namen Yara Reichert immer häufiger gehört. Sie fällt deswegen auf, weil sie fast ausschließlich Hengste wie Valverde, NRW oder Springbank reitet. Sie bezeichnet sich selber als Amateurin unter Profis und ich persönlich finde sehr erfrischend, dass sie mit vielen Themen sehr offen umgeht. beispielsweise mit der Tatsache, dass sie natürlich über ausreichende Ressourcen verfügt, um auf diesem Niveau mitzuhalten, aber auf der anderen Seite ist sie auch jemand, der mit Motivation und Fleiß täglich hart für den Erfolg arbeitet. All das macht sie meines Erachtens zu einer sehr sympathischen und auch nahbaren Person. Bevor wir Yara näher kennenlernen, habe ich noch einen Hinweis auf ein neues Format bei uns. Einige haben es bestimmt schon gesehen, es gibt seit neuestem kurzformatige Kurse, die sogenannten Shorts. Dort werden von namhaften Ausbildern kleinere Themenbereiche, wie zum Beispiel die ersten Schritte in der Freiarbeit, guten Unterricht erkennen und effektiv trainieren, Cavaletti-Übungen, Trainingsprinzipien und, und, und, sehr verdaulich und übrigens hochformatig, also für das Anschauen auf dem Handy ideal geeignet, erklärt.

[SPEAKER 2]
[00:02:11-00:02:14]
Das Ganze findet ihr bei uns in der App.

[SPEAKER 3]
[00:02:14-00:02:18]
Viel Spaß damit und jetzt starten wir rein in das Gespräch mit Yara.

[SPEAKER 2]
[00:02:18-00:02:23]
Hallo Yara. Hallo. Schön, dass du da bist.

[SPEAKER 1]
[00:02:24-00:02:26]
Danke, ich freue mich hier zu sein.

[SPEAKER 2]
[00:02:26-00:02:45]
Wir befinden uns in Salzburg bei dem internationalen Turnier hier in der Salzburg Arena. Wir sitzen hier gerade Backstage, könnte man sagen, in einem kleinen Räumchen und nehmen unseren Podcast auf. Du hast Reitsachen an, denn du startest hier international und hattest heute Morgen zu ganz früher Stunde schon dein freies Training.

[SPEAKER 1]
[00:02:45-00:03:02]
Ja, das stimmt. Das ist ja ein bisschen schwierig bei den großen Turnieren. Da muss man immer ganz früh, wahlweise zwischen 5 Uhr morgens und 6 Uhr morgens ins Viereck, weil ab 8 Uhr das Programm losgeht. Und wenn man den Pferden das Viereck zeigen will, dann ist es leider ganz früh.

[SPEAKER 2]
[00:03:02-00:03:03]
Das sind ja wirklich unchristliche Zahlen.

[SPEAKER 1]
[00:03:03-00:03:05]
Unchristlich, total unchristlich.

[SPEAKER 2]
[00:03:07-00:03:12]
Also es ist ja so, hier ist ja mit 6 Uhr ist es ja fast noch human. Ich habe schon mal Zeitanteilung mit 4.30 Uhr gesehen.

[SPEAKER 1]
[00:03:13-00:03:18]
Ja, brutal. Masochistisch veranlagt sind die Dressurreiter.

[SPEAKER 2]
[00:03:18-00:03:21]
Was treibt dich an, das trotzdem zu machen an einem schönen Samstag?

[SPEAKER 1]
[00:03:21-00:03:44]
Am Nikolausmorgen. Am Nikolaus, anstatt auszuschlafen. Genau. Die Hoffnung, dass sich mein Pferd mit dem Viereck vertraut macht und von der Atmosphäre nicht zu sehr beeindruckt ist. Deswegen zeigen wir vorher mal die Halle, die Arena, die Dekoration. Zu viel Dekoration ist nicht gut. Ein Appell, dekoriert nicht.

[SPEAKER 2]
[00:03:44-00:03:45]
Lieber nicht dekorieren.

[SPEAKER 1]
[00:03:45-00:03:51]
Nicht mehr so viel dekorieren, wenn Jahre am Start sind. Ich glaube, das ist nicht nur für mich, das ist für alle. Und

[SPEAKER 2]
[00:03:55-00:04:06]
Du selber beschreibst dich ja als Amateurin im Reigen der Profireiter, aber darüber hinaus, wenn du dich selber beschreiben würdest, was würdest du sagen?

[SPEAKER 1]
[00:04:07-00:04:49]
Oha, weiß ich gar nicht, was ich über mich sagen würde. Also ich bin definitiv ein Amateur. Ich habe relativ spät angefangen, professionell Dressur zu reiten. Ich bin zwar schon immer geritten, aber die Präzision des Vierecks, die versuche ich jetzt ungefähr 10, 12 Jahre zu bewältigen. Und wenn da bei A steht, dann meinen die genau bei A. Nicht ein bisschen davor, nicht ein bisschen dahinter, also es ist alles so genau bei A. Und das ist nicht einfach, das immer alles direkt auf den Punkt zu bringen.

[SPEAKER 2]
[00:04:50-00:04:59]
Und du selber kommst aus einer Familie ursprünglich aus dem Vielseitigkeitssport. Ich glaube, deine Eltern auch vielseitigkeitsmäßig geprägt und ihr als Kinder.

[SPEAKER 1]
[00:04:59-00:05:06]
Richtig, auch Amateur-Vielseitigkeitsreiter. Und in der Vielseitigkeit war das mit dem Punkt A nicht ganz so genau.

[SPEAKER 2]
[00:05:06-00:05:08]
Es ist flexibler.

[SPEAKER 1]
[00:05:08-00:05:11]
In der Nähe von A halt. Ja.

[SPEAKER 2]
[00:05:13-00:05:18]
Also du bist schon mit Pferden groß geworden. Ich glaube, dann gab es eine längere Pause, weil du auch unternehmerisch tätig warst.

[SPEAKER 1]
[00:05:18-00:05:34]
Und dann mit der Geburt deines ersten Kindes ging es doch ein bisschen zurück zu den Wurzeln. Richtig. Ein bisschen später eigentlich dann mit der Geburt der Zwillinge, weil ich davor noch voll berufstätig war. Und dann ging das aber wieder zurück. In großen Schritten.

[SPEAKER 2]
[00:05:34-00:05:36]
Und zurück heißt in diesem Fall Richtung Dressursport.

[SPEAKER 1]
[00:05:36-00:05:37]
Genau.

[SPEAKER 2]
[00:05:37-00:05:54]
Was hat dich da, außer der Tatsache, dass vielleicht im Vielseitigkeitssport, jetzt ja auch nicht, wenn man, glaube ich, Kinder hat, denke ich, das ist ja auch ein echt... Krasser Sport, ja, ist ein krasser Sport und auch ein gefährlicher Sport, dass sich das vielleicht so ein bisschen auch verändert in der Denkweise, oder?

[SPEAKER 1]
[00:05:54-00:06:22]
Absolut, also ich habe gesagt, ich reite keine Vielseitigkeit mehr, mein Mann fährt kein Motorrad mehr und wir haben versucht, das ein bisschen ruhiger angehen zu lassen. Wobei, ob jetzt die Dressur die richtige Wahl war, es war eine kurzfristige Unzurechenbarkeit meinerseits, weil das ist echt sehr, wie gesagt, es ist sehr, sehr... Und detailliert und sehr aufwendig. Und ich glaube, man muss mental unheimlich stark sein.

[SPEAKER 2]
[00:06:22-00:06:40]
Was genau ist dieses mental Herausfordernde bei der Dressur? Also ich selber habe auch bis St. Georg Dressur geritten und kann mich erinnern, häufig waren so diese Endgegner. Man hat so einzelne Lektionen, die Endgegner waren oder eine Aufgabe, die man nicht so gut fand versus eine andere. Aber was ist für dich ganz persönlich diese Challenge?

[SPEAKER 1]
[00:06:41-00:07:53]
Ich glaube, die Challenge besteht darin, dass du sechs Minuten lang eigentlich jeden Schritt mit deinem Pferd harmonisch im Viereck zeigen musst. Und die Schritte sind ja unterschiedlich. Du hast mal die Piaf, du hast den starken Trab und es muss wirklich jeder Schritt im Gleichmaß, in Balance, in Harmonie sein. Und in sechs Minuten kann wirklich viel schief gehen. Und beim Springen ist es ganz klar, entweder die Stange fällt oder sie fällt nicht. Dann ist die Geschwindigkeit viel höher. Also du musst, glaube ich, extrem schnell sein. Aber du hast nicht diese sechs Minuten Konzentration auf alle Details, die da stattfinden können. Und dann hat man zwei Lebewesen, die beide aufgeregt sind. Und da kann einfach ganz viel schief gehen. Und da musst du ja auch im Viereck sein. Ganz viel ausgleichen. Wie gesagt, die Dekoration, die wir gerne weglassen können, die nächsten Turniere. Wenn ein Pferd dann guckt, dann kommt es ja in eine Spannung und dann geht es praktisch aus dieser Harmonie raus. Das ist schon nicht einfach. Eine große Herausforderung.

[SPEAKER 2]
[00:07:54-00:08:27]
Und es ist dazu ja auch noch der Faktor, dass, wie du sagst, beim Springen fällt die Stange. In der Vielseitigkeit, da gibt es eine Zeit, die gemessen wird. In anderen Sportarten, das Tor fällt oder das Tor fällt nicht. Jetzt ist es ja beim Reiten auch so, dieser Bewertungsfaktor. Da hadert ja der eine Reiter mehr damit als der andere. Wie ist für dich das Thema, dass da, wenn du ja jetzt hier in diesem Fall auf internationalem Niveau fünf Richter sitzen, die fünf unterschiedliche Wertungen machen, da wird dann ein arithmetisches Mittel zwar genommen, aber es ist ja dann, noch ein zusätzlicher Faktor?

[SPEAKER 1]
[00:08:27-00:09:17]
Ja, ich glaube, wie immer im Leben, manchmal gewinnt man, dann hat man ein bisschen mehr Glück und man wird nicht ganz so streng bewertet und manchmal verliert man. Am Ende des Jahres gleicht sich das, glaube ich, aus. Und es ist wie beim Tanzen. Also Und manche Richter mögen dieses Paar lieber und auch diesen Pferdetyp lieber, andere den anderen. Aber das ist der Sport. Ich glaube, wenn man sich dem Dressurreiten aussetzt, dann muss man damit leben, dass es eine Beurteilung und eine Bewertung ist, wo natürlich auch ein bisschen neben der klassischen Ausbildung auch Geschmack eine Rolle spielt. Und Ja, wie gesagt, manchmal läuft es ein bisschen besser, manchmal läuft es ein bisschen schlechter und am Ende des Jahres ist es, glaube ich, ausgeglichen.

[SPEAKER 2]
[00:09:17-00:09:43]
Wir können ja leider mal drauf kommen, welche Rolle auch als Amateurin da auf dich zukommt unter den ganzen Profis, was ja auch an sich schon eine Form der Komplexität mit sich bringt. Da häufig ja auch du antrittst gegen Championatskaderreiter, die häufig ja über großes Renommee verfügen. Aber noch einmal, um auf deinen Werdegang zu kommen, also mit der Geburt eurer Zwillinge, wie viele Kinder habt ihr?

[SPEAKER 1]
[00:09:43-00:09:46]
Vier. Vier Kinder? Vier. Drei Jungs, ein Mädchen.

[SPEAKER 2]
[00:09:47-00:09:48]
Oh, die hat es aber hart.

[SPEAKER 1]
[00:09:49-00:09:52]
Oh nö, die hat die gut im Griff, das schafft die.

[SPEAKER 2]
[00:09:52-00:10:03]
Ging es für dich dann Richtung Dressur, aber du bist logischerweise ja nicht auf Grand Prix Niveau eingestiegen, sondern du bist ganz normal in der... im Turniersport auf A-Niveau eingestiegen.

[SPEAKER 1]
[00:10:03-00:10:33]
Genau, ich habe junge Pferde gekauft und dann bin ich den ganzen Dressurpferde-Weg gegangen und bin dann mit eigentlich allen jungen Pferden im Grand Prix gelandet. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man das als Grand Prix identifizieren konnte, was ich da damals gehört habe, aber es hat zumindest mal ein bisschen Übung gebracht. Und ja, und dann wurde das Pferdematerial immer besser und ich versuche auch immer besser zu werden und ganz langsam kriechen wir voran.

[SPEAKER 2]
[00:10:34-00:10:41]
Aber war das damals schon absehbar? Also war das ein ausgesprochenes Ziel? Okay, wir wollen mal Richtung Grand Prix, weil es hätte ja auch sein können, naja, vielleicht ist es ja auch so.

[SPEAKER 1]
[00:10:42-00:10:55]
Nee, der Anspruch war schon immer, sich weiterzuentwickeln. Also immer zu sagen, okay, was ist der nächste Schritt, wo gehe ich als nächstes hin? Nee, also dieser Anspruch, vorwärts zu kommen, der war immer schon da.

[SPEAKER 2]
[00:10:56-00:11:10]
Nun ging es dann, du hast seit drei Jahren das Goldene Reitabzeichen, startest in Leistungsklasse 1, hast dann auch in den Nachwuchspferdetouren, das ist ja eben beschrieben, großen Erfolg gefeiert, Louis-Dorpreis, was ja so die Nachwuchs-Compris-Serie ist, über dem Nürnberger Burggokal.

[SPEAKER 1]
[00:11:10-00:13:44]
Ich war so aufgeregt, ich wäre fast gestorben, wirklich. Oh mein Gott, das war alles völlig wahnsinnig, weil wir hatten zum ersten Mal wirklich gute Pferde. Das war Valverde. Das war Valverde und Springbank. Und Springbank hatte hier noch keiner so richtig auf dem Zettel. Und ich wollte auch nie Hengste haben, muss ich auch gleich dazu sagen. Jetzt hast du zwei im großen Sport. Zwei? Ich habe fast nur noch Hengste. Ich bin eigentlich ein reiner Stutenreiter, weil ich finde so mit den Mädels, die strengen sich an und mit denen kann man reden und man kann mit denen diskutieren. Aber das ist immer so, ja, das sind halt Mädels untereinander. Das sind ganz... Eine ganz schöne Zusammenarbeit. Und bei den Hengsten, das sind halt Kerle, Machos, Herdenführer. Und das ist so eine ganz andere Art der Zusammenarbeit. Und ich wollte nie, nie Hengste haben, habe mich dann aber in diese zwei jungen, schönen Kerle verknallt. Und mit Springbank bin ich gar nicht klargekommen. Also ich saß da drauf und der ist mit mir abgesteppt. Das war irre. Ich habe gedacht, nur Fliegen ist schöner. Und habe dann zu meinem Mann gesagt, also wenn du mich fragst, ich bin über beide Ohren in Springbank verknallt, aber den werde ich nie reiten können. Das kannst du vergessen. Den kriege ich nie in eine Piaf oder in eine Passage. Keine Chance. Und Valverde ist so ein bisschen ein Autist, so ein ganz sanfter Mann. Ja, so ein ganz sanfter Riese mit einem riesen Herz. Und dann habe ich gesagt, weil Werde, das ist so, mit dem komme ich besser klar. Und dann hat mein Mann ja beide gekauft, was einfach Wahnsinn war. Und ich habe mir gedacht, Mensch, jetzt habe ich zum ersten Mal richtig gute Pferde. Ich würde gerne die Weltmeisterschaft der jungen Pferde mitreiten. Und so ging das ja dann eben los und hatte die der ersten Monat. Und dann sind wir da mitgeritten. Das war auch Ein unglaubliches Abenteuer, weil für mich ja alles das erste Mal war. Und das zu einem relativ späten Zeitpunkt in meinem Leben. Und dann hatte ich einen schweren Unfall und konnte mich eigentlich, war im Rollstuhl, also es war richtig bitter mit Intensivstationen und also ganz, ganz schlimm. Und ich hatte mich mit Valverde schon für Louis D'Or qualifiziert und es gab nur noch eine Möglichkeit, mich mit Springbank für Louis D'Or zu qualifizieren. Und das war auf dem Birkhof.

[SPEAKER 2]
[00:13:44-00:13:46]
In Baden-Württemberg.

[SPEAKER 1]
[00:13:46-00:15:22]
Genau. Und du kannst dir das gar nicht vorstellen. Ich konnte ja noch nicht mal aufsteigen. Also wir hatten da so eine Treppe und ich bin mit zwei Krücken, die haben mich dann gestürzt, diese Treppe hoch und dann haben die mein Bein über Springbank gelegt. Also es war wirklich, also im Nachhinein denke ich immer noch, es war völlig wahnsinnig. Und dann, und Springbank ist echt ein, das ist ein Kerl, das ist ein Macho. Also der kann auch mal sagen, du, Also die Stute da vorne finde ich jetzt echt richtig klasse. Und dann gibt er auch mal Gas und drückt voll gegen die Hand und hat auch eine starke eigene Meinung. Und alle haben immer gedacht, du ganz ehrlich, also ob das gut geht, ob das gut geht. Also das wissen wir nicht so genau. Und ob ihr überhaupt abreiten könnt oder durchs Viereck könnt. Und dann habe ich eben versucht, mich auf Louis Dorf vorzubereiten, auf diese Einlaufprüfung am Birkhof und habe festgestellt, dass ich den Rechtswechsel nicht auslösen kann, weil ich mein linkes Bein nicht nach hinten nehmen konnte. Das war ja die ganze linke Seite. Aufgrund des Unfalls? Ja, die war eigentlich gelärmt. Ich hatte Rippen, Schulterbrüche, Oberschenkel, es war alles kaputt. Und Springy hat überhaupt nicht gewusst, was ich von ihm will. Der hat immer gedacht, was will sie denn? Was will sie denn machen? Und dann habe ich gedacht, okay, vielleicht wenn ich die Diagonale reite und mein Becken bewege, dann weiß er, was ich möchte. Und dann bin ich die Diagonale geritten und habe eigentlich nur mein Becken bewegt. Und dieses Pferd hat wirklich ein Herz aus Gold. Und dann hat er das alles für mich gemacht.

[SPEAKER 2]
[00:15:22-00:15:25]
Was war das für dich für ein Moment?

[SPEAKER 1]
[00:15:25-00:15:26]
Wahnsinn.

[SPEAKER 2]
[00:15:26-00:15:32]
Wahnsinn. Ist das einer der schönsten Momente deiner Karriere bisher gewesen?

[SPEAKER 1]
[00:15:32-00:15:36]
Emotional.

[SPEAKER 2]
[00:15:36-00:15:42]
Was hat das für dich ausgelöst oder was hat das mit dir gemacht dann in der Folge?

[SPEAKER 1]
[00:15:42-00:15:53]
Also es war halt so, der hat mir den ganzen Louis-Dor geschenkt. Also der hat mir die Einlaufprüfung komplett geschenkt. Ich konnte wirklich fast nichts machen und das war irre.

[SPEAKER 2]
[00:15:54-00:16:17]
Also wir nehmen ja einen Podcast, man sieht das ja nicht, aber man merkt auf jeden Fall, dass es für dich ein extrem emotionales Erlebnis war. Und ist dieser Louis-Doc-Preis und das, was dann passiert ist, am Ende für dich auch sowas wie der Schlüsselmoment bisher gewesen, dass du auch auf diesem Niveau mithalten oder nicht nur dabei bist, sondern ja auch reell mithalten kannst?

[SPEAKER 1]
[00:16:19-00:16:46]
Also ich glaube, für mich war immer so das Abenteuer, dass ich zum ersten Mal meinen Traum lebe. Weißt du, zum ersten Mal in Frankfurt reiten, zum ersten Mal Louis-Dor reiten, zum ersten Mal Salzburg reiten. Das ist schon toll, weil ich das ja eigentlich mir immer gewünscht habe. Und das war einfach, wo ich so in völliger Hilflosigkeit, das hat er mir geschenkt.

[SPEAKER 2]
[00:16:49-00:17:24]
Also was wirklich ganz Besonderes. Sind das auch die Momente, die so als Pferd-Reiter-Paar ein Zusammenschweiß, weil es ist ja schon so, jetzt wenn man sich springt, das haben wir im Podcast auch schon vielfach besprochen, da ist natürlich jetzt Pferde wechseln häufiger, während in der Dressur braucht es ja dieses kontinuierliche über Jahre, wenn du jetzt schaust in die Weltrangliste, die Top Ten, das sind Paare, die sind seit Jahren, seit Jahrzehnten zusammen. Sind das diese Momente, die ihr dann auch gemeinsam erlebt habt, die euch dann so zusammenschweißt, die euch dann auch sportlich besser machen?

[SPEAKER 1]
[00:17:24-00:19:19]
Also ich würde sagen, das ist ehrlich wie so eine Beziehung, wie so eine Ehe. Und das ist auf der einen Seite sehr schön, weil du dich unheimlich gut kennst und die Muskeln ja schon automatisch miteinander sprechen. Es ist zum Teil aber auch schwierig, weil man natürlich in so alte Muster fällt und man fällt auch in alte Streitmuster. Also man fällt in Harmoniemuster, man fällt aber auch in Streitmuster. Und ich glaube, das ist so eine, ja, es ist eine... Es ist eine ganz normale Beziehung zwischen einem Pferd und einem Menschen, aber mit allen Höhen und Tiefen, die dazugehören. Und das war natürlich unglaublich einschneidend, weil er so auf mich aufgepasst hat. Aber wir zoffen uns auch. Und er sagt auch ganz oft, weißt du was, ich habe überhaupt keine Lust. Du kannst dich jetzt mal gehackt legen. Ich mag nicht. Also es ist eine... Es ist eine Beziehung, es ist nicht, wir reiten harmonisch auf Wolke sieben für die Ewigkeit dahin, sondern es ist, heute haben wir einen super Tag und kommen ganz gut miteinander klar und morgen hat einer von beiden vielleicht schlechte Laune, er oder ich. Und ich glaube auch, man muss... den Reitsport mehr als Beziehung sehen. Also für mich sind das Familienmitglieder und ich habe mit denen schöne Zeiten, ich habe mit denen aber auch Konflikte. Das sind alles Kerle wie meine drei Jungs zu Hause und Dann sind sie irgendwann in der Pubertät, also auch die Hengste. Dann ist es echt mühsam und ich denke mir manchmal, das darf nicht wahr sein. Ich kriege die Krise und es gibt Momente, da ist es wahnsinnig harmonisch und wir sind eine Einheit und ein Herzschlag. Und ich glaube, diese Momente halten einen am Reiten. Weißt du, wenn du so ineinander eintauchst, aber das ist nicht jeden Tag so.

[SPEAKER 2]
[00:19:20-00:19:25]
Merkst du schon morgens, wenn du in den Stall kommst, an die Boxer gehst?

[SPEAKER 1]
[00:19:25-00:19:25]
Wie er drauf ist.

[SPEAKER 2]
[00:19:25-00:19:32]
Ob heute ein guter Tag oder ein schlechter Tag ist.

[SPEAKER 1]
[00:19:32-00:20:42]
Nein, ganz oft passiert das beim Reiten. Und man muss als Reiter auch aufpassen, dass man selber nicht gestresst oder schlecht gelaunt aufs Pferd geht, weil dann wird es in der Regel kein schöner Tag. Und Ja, auch da wie das Leben, weißt du, man kann sich auch in einem Streit hochschaukeln, weißt du, oder man kann auch einen faulen Tag zusammen haben. Es ist eine ganz normale Beziehung. Und das Schwierige ist dann an dem Tag der Prüfung, In der Vorbereitung und dann auch in der Stresssituation, du kommst in eine große Arena, es sind wahnsinnig viele Leute da, die Deko nervt. Immer diese Deko, das ist ja wirklich zu viel. Und dann wird geklatscht und dann sind die Hengste, die viele Hengstleistungsprüfungen gegangen sind, eh schon mal auf tausend. Und das dann in so ein ganz harmonisches Fahrwasser zu bringen, Das ist challenging, das ist schwierig.

[SPEAKER 2]
[00:20:42-00:20:57]
Aber es ist ja auch auf der einen Seite, wenn du so in diesem großen Sport, du hast ja gesagt, dass du immer dieses Ziel auch hattest, dich weiterzuentwickeln, ist es ja das eine, sich in diesem Sport zu entwickeln, aber im Bereich der Hengste, das ist ja teilweise wie so eine eigene Klasse.

[SPEAKER 1]
[00:20:58-00:22:24]
Ach, das ist also wirklich, also Hengste, ich wollte ja nie Hengste haben und ich hätte auch lieber Mädels gehabt. Was habe ich? Drei Jungs, ein Mädchen und habe jetzt glaube ich Acht oder neun Hengste. Es gibt Hengste, die kann ich nicht handeln. Die sind zu macho, zu stark, zu dominant. Die lassen wir dann liegen. Zum Beispiel Sky war so einer. Das war für uns Mädchen gar nicht, das haben wir nicht hingekriegt. Also den haben wir mit Helm versucht auf die Koppel zu führen und der war immer nur... Er ist immer nur gestiegen und dann ist er ja auch so riesig. Wir haben gesagt, nein, das schaffen wir nicht. Also man braucht schon Hengste, die mitmachen wollen, die auch eine Bindung zum Menschen eingehen wollen und die... Ja, und das ist auch, ich reite meistens ohne Gerte, weil hängste Gerte, also meine, das ist eine Majestätsbeleidigung, das finden sie unmöglich. Für die Piaz würde ich sie gerne nutzen, einfach, dass ich mal sagen kann, hey, du musst dein linkes Bein mir anheben oder du musst da schneller werden. Und da muss man immer so einen Kompromiss eingehen. Weil das sind 600 Kilo mit einer starken eigenen Meinung. Der Job ist, die Herde zu führen, Gefahren zu erkennen, Gefahren anzugreifen. Und man muss einen goldenen Mittelweg finden, einen Kompromiss.

[SPEAKER 2]
[00:22:24-00:22:25]
Reitest du jeden Tag?

[SPEAKER 1]
[00:22:25-00:22:31]
Bist du jeden Tag im Start? Also sechs Tage, ja. Und zwölf Pferde am Tag.

[SPEAKER 2]
[00:22:31-00:22:36]
Zwölf Pferde am Tag? Da würde man ja sagen, das qualifiziert nicht mehr als Amateur eigentlich.

[SPEAKER 1]
[00:22:37-00:22:57]
Naja, aber es fehlt mir halt die jahrelange Grundausbildung bei einem Meister. Es fehlt mir unfassbar viel Erfahrung. Ja, jedes Wert ist ganz anders. Du musst dich komplett neu einstellen. Was für den einen gilt, gilt für den anderen nicht. Doch, doch, ich bin Amateur. Durch und durch.

[SPEAKER 2]
[00:22:57-00:23:07]
Wie versuchst du das Wett zu machen, um trotzdem bestehen zu können? Also liest du besonders viel? fährst du auf Lehrgänge? Holst du die besten Trainer zu dir nach Hause?

[SPEAKER 1]
[00:23:07-00:24:02]
Die kommen nicht zu mir. Die kommen nicht zu mir. Die wollen nicht in die bayerische Provinz. Die wollen nicht in die Provinz zu der Amateur-Tusse. Nein, ich habe sehr gute Trainer, die dann glücklicherweise zu mir kommen, aber sie kommen eben eingeflogen, weil in Landshut ist jetzt nicht so eine Trainerdichte. Und Ja, ich versuche mich mit unterschiedlichen Trainern immer weiter zu entwickeln. Und ich versuche viel nachzudenken. Also es ist ja ganz oft so, man geht eine Lektion und die klappt nicht. Und das ist beim Reiten halt so. Es ist Trial and Error. Und eigentlich lernst du ja nur durch die Fehler. Und weißt dann, okay, ich muss was anderes machen. Und ganz oft breche ich dann ab und setze mich hin auf dem Pferd und überlege, was ist schief gegangen, also was war falsch.

[SPEAKER 2]
[00:24:02-00:24:03]
Fehleranalyse.

[SPEAKER 1]
[00:24:03-00:25:42]
Fehleranalyse. Und dann mache ich es meistens erst im Schritt und auch ganz langsam, damit ich meinen Körper koordinieren kann und den Körper des Pferdes. Weil ich finde es ganz wichtig, dass auch ich... richtig sitze, richtige Hilfengebung gebe, in Balance bin, das Pferd das Gewicht auf der richtigen Schulter hat, also dass Pferd und Reiter in der richtigen Balance die Übung machen können. Und wenn ich sie im Schritt schon nicht hinkriege, kriege ich sie garantiert im Trab und im Galopp auch nicht hin. Das heißt, ich mache es ganz langsam erst im Schritt, dann zum Teil gehe ich dann aus dem Schritt in die nächste Gangart, in den Trab und versuche das dann in den Trab zu machen. Aber keine Ahnung, ich brauche eine steile Rechts-Trabasale und komme schon aus der Ecke nicht gut raus. und gehe die Traversale nicht gut rüber. Dann bleibe ich stehen und überlege, okay, was war falsch? Und dann gehe ich einen Schritt, gehe vor die Ecke, reite richtig in die Ecke rein, gucke, dass die Schulter vorausgeht, dass ich die innere Rippe habe, dass das Pferd richtig gebogen ist, dass ich richtig sitze. Und dann gehe ich die ersten Schritte, alles im Schritt, in diese ganz steile Traversale. Dann kommt dir die nächste Hürde, das Umstellen, Mitte der langen Seite. Das mache ich auch im Schritt. Und wenn ich feststelle, ich habe Probleme in der Umstellung, Dann mache ich eine kleine Wolte, mache nicht die ganze Rechtstraversale nochmal, sondern mache im Schritt nur die Umstellung. Und so versuche ich die einzelnen Lektionen aufzuteilen, in der langsamen Gangart erstmal korrekt zu reiten, um dann in die schnellere Gangart zu gehen. Ich denke unheimlich viel nach.

[SPEAKER 2]
[00:25:42-00:25:42]
Selbstreflexion?

[SPEAKER 1]
[00:25:42-00:25:44]
Ja.

[SPEAKER 2]
[00:25:44-00:25:49]
Machst du das alles aus dem Sattel oder machst du auch Sachen wie Bodenarbeit, Freiarbeit?

[SPEAKER 1]
[00:25:50-00:26:47]
Also ich bin ziemlich schlecht in Bodenarbeit. Da habe ich den Herrn Augustin, der kommt und der macht das, Gott sei Dank, weil das hilft sehr. Ich fange mit Bodenarbeit relativ früh an, ganz spielerisch, wenn die so fünf sind, und dass die schon mal die Piaf im Ansatz verstanden haben. Und dann, weil der Sprung von siebenjährig zu achtjährig ist, ist einfach Wahnsinn. Da musst du plötzlich die Zweier, dann brauchst du die Einer, dann brauchst du die ganzen Püretten, dann kommt die Piaf, dann kommt die Passage, dann kommen die Übergänge. Da ist so viel neue Lektion drin, dass ich eigentlich versuche, möglichst früh auf einem ganz Ja, auf eine ganz spielerische Art und Weise zumindest schon mal das Konzept der Piaf, das Konzept des Übergangs, das Konzept der Passage mit drin zu haben. Und das geht natürlich über Bodenarbeit sehr gut.

[SPEAKER 2]
[00:26:47-00:26:52]
Wer war noch Trainer, von denen du extrem viel gelernt hast? Wir haben jetzt Johannes August.

[SPEAKER 1]
[00:26:52-00:28:17]
Ja, dann der Sebastian Heinze, ist auch ganz detailliert, ist auch ein hervorragender Trainer. Ich durfte eine Zeit mit Monika Theodorescu trainieren. Das ist auch spannend und toll. Und was ich so mag, ist das... dass alle Trainer so ein bisschen einen anderen Schwerpunkt haben. Und das finde ich unheimlich bereichernd, weil man manche Sachen auf manche Pferde besser anwenden kann als auf andere. Die Monika ist unheimlich viel aufs Hinterbein und komplette Kontrolle und Zurück und Versammlung. Der Augustin, da darf man auch mal ein bisschen nach vorne reiten. Der Heinze ist ganz spezifisch mit Balance unterwegs. Dann habe ich noch den Ludwig Zierer, der kommt einmal in der Woche, der macht so das ganze Teamtraining. Der hat einen wahnsinnigen Fokus auf vorwärts, abwärts, über den Rücken, vorne runter, hinten drunter. Und das ist toll. Ich finde es ganz bereichernd, unterschiedliche Trainer zu haben auf einer regulären Basis mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Weil das macht einfach die Trickkiste größer, in die man greifen kann, wenn man ein Problem hat.

[SPEAKER 2]
[00:28:17-00:28:23]
Ich habe im Vorfeld gelesen, dass du mit der Bundestrainerin, mit Monika Theodorescu, auch online trainierst.

[SPEAKER 1]
[00:28:23-00:28:29]
Ja, das ist super. Sonst hätte ich, glaube ich, niemals unter euch gehabt. Aber das ist echt super. Über FaceTime.

[SPEAKER 2]
[00:28:30-00:28:42]
Das heißt, jemand steht mit dem Handy und dem Coachphone, hält das Mikrofon an das Handy mit Coachphone, dann FaceTime und ich habe das Coachphone ganz normal am Ohr. Und die sitzt zu Hause auf dem Sofa?

[SPEAKER 1]
[00:28:42-00:28:53]
Ich weiß jetzt nicht, ob sie zu Hause auf dem Sofa sitzt, aber sie sitzt irgendwo und gibt Unterricht. Ein ganz, ganz toller Unterricht, wirklich.

[SPEAKER 2]
[00:28:54-00:29:10]
Und das ist ja spannend, also es gibt ja immer mehr Trainer, große Trainer, die Online-Reitunterricht geben, die sitzen dann häufig vor Zoom und dann gibt es dann automatische Kameras, aber ihr macht das wirklich ganz hemmsärmlich, einfach FaceTime, hier guckst du dir an, das machen wir gerade.

[SPEAKER 1]
[00:29:10-00:29:12]
Genau.

[SPEAKER 2]
[00:29:12-00:29:17]
Ist ja wirklich ein spannender Ansatz, ist ja super. So kann man auch die Bundestrainerin von Landshut bekommen.

[SPEAKER 1]
[00:29:17-00:29:19]
Absolut.

[SPEAKER 2]
[00:29:19-00:29:43]
Nun ist es so, Yara, es gab auch Kritik Beispielsweise Springbank habt ihr gekauft bei Andreas Helgstrang, dem dänischen Pferdehändler, der ja sehr, sehr stark in den vergangenen Jahren immer wieder in der Kritik steht. Da gab es auch auf Social Media Anwürfe wie, naja, wieder jemand, der möchte sich ja am Ende in den großen Sport einkaufen.

[SPEAKER 1]
[00:29:43-00:29:44]
Absolut.

[SPEAKER 2]
[00:29:44-00:29:46]
Wie reagierst du auf solche Kritik?

[SPEAKER 1]
[00:29:47-00:30:41]
Naja, zum Teil stimmt es. Also wir haben uns hier ganz herausragende Pferde gekauft, um in dem großen Sport irgendwie mit stattfinden zu können. Deswegen, da ist ja auch ein großer Teil Wahrheit mit dabei. Der einzige Bottleneck, der gerade noch da ist, ist praktisch mein reiterliches Können. Ich muss mich einfach immer noch schneller, noch mehr weiterentwickeln und Leider spielt der Reiter eben auch eine große Rolle. Das heißt, so leicht ist das Einkaufen dann nicht, sondern du musst ja auch irgendwie die Qualität ins Viereck bringen. Und ohne diese tollen Pferde wäre ich nicht hier. Also ganz ehrlich, würde ich nicht Luidor und Amadeus und so weiter reiten. Deswegen ja, es stimmt. Ich sage ja, es stimmt.

[SPEAKER 2]
[00:30:41-00:30:55]
Aber es ist ja auch ganz erfrischend, Dazu zu stehen, weil häufig wird ja um dieses Thema so ein bisschen drum zugeschüfft. Und zur Wahrheit, am Ende im großen Sport gehört ja auch, es bedarf auch einer finanziellen Power, das Ganze überhaupt leisten zu können.

[SPEAKER 1]
[00:30:55-00:31:22]
Absolut, absolut. Und wie gesagt, reiterlich bin ich nicht gut genug, dass ein Mäzen mir irgendwelche tollen Pferde zur Verfügung stellen würde. Deswegen, ich musste meinen Körper an meinen Mann verkaufen. Es ging nicht anders. Und diese qualitätvollen Pferde machen ja so viel Wett, was ich reiterlich noch nicht so auf die Straße bringe.

[SPEAKER 2]
[00:31:22-00:31:30]
Also ja, es war. Hast du damit gerechnet, dass es... diese Form der Kritik auch gibt, als ihr dann bei Hellstrand wart?

[SPEAKER 1]
[00:31:30-00:32:15]
Ich war ziemlich blauäugig, muss ich ganz ehrlich sagen, weil ich auch ehrlich gesagt gar nicht wusste, dass diese beiden Hengste solche Superstars sind. Also zumindest Valverde. Springbank war in Deutschland nicht so bekannt, weil ich mich mit Hengsten nicht beschäftigt habe. Ich bin ja in ganz Deutschland rumgefahren und wir haben Pferde gesucht und ich bin zu Andreas gefahren und habe gesagt, ich will alles, aber ich will keinen Hengst. Ich will nur Stuten. Und dann bin ich die ersten Stuten geritten und das hat irgendwie gar nicht harmoniert. Und dann hat er angefangen, mir die ganzen Hengste unter den Hintern zu schieben. Ja, und dann habe ich mich eben verknallt. Und dann kamen die Hengste und dann ging der Shitstorm los. Und ich habe mir gedacht, holy shit, jetzt... Jetzt mal los.

[SPEAKER 2]
[00:32:15-00:32:19]
Ist das dann quasi Kopf einziehen und durch? Oder wie gehst du damit um?

[SPEAKER 1]
[00:32:19-00:32:26]
Nicht Kopf einziehen. Kopf hoch und durch. Rücken gerade machen. Schultern zurück und vorwärts.

[SPEAKER 2]
[00:32:26-00:32:50]
Eine ähnliche Diskussion gab es ja auch rund um Isabel Wert, die Wendy übernommen hat, ihr Championatspferd inzwischen von Andreas Helgstrand. Siehst du das als legitime Diskussion? Weil Andreas Helgstrand verkommt ja insbesondere auf Social Media zu einer Persona non grata. Ich muss ja sagen, aus vielen Gründen ist ja sehr viel Wahrheit auch drin. Aber wie begegnest du dieser Gesamtdiskussion?

[SPEAKER 1]
[00:32:52-00:34:36]
Also ich glaube, dass freie Meinungsäußerung muss immer erlaubt sein. Ich finde es schade, wenn eine Hexenjagd entsteht. Das finde ich persönlich nicht schön, ganz unabhängig, über welchen Bereich wir sprechen. Ich finde das... Ich finde, dass Übergriffe in vielen Bereichen stattfinden. Und zwar das kann die Familie sein, das kann die Kirche sein, das kann der Pferdesport sein. Also immer wenn man Schutzbefohlene hat, kann es übergriffig werden. Ich fände es viel schöner, wenn wir uns alle selber anschauen und gucken, mache ich immer alles richtig? Und da kann ich von mir sagen, nein, ich mache nicht alles richtig. Ich bin auch oft ungerecht. Ich bin auch zu meinen Pferden mal ungerecht. Und meine Pferde sind auch mal zu mir ungerecht. Ich finde, man muss es mehr als Beziehung sehen. Und die Pferde, die ich von Helgstrand gekauft habe, waren alle dem Menschen zugewandt, waren nicht verängstigt oder verstört. Ich selber war 14 Tage bei Helgstrand. Die kommen jeden Tag aufs, also es ist wie so eine Sportlerschmiede, die kommen jeden Tag aufs Paddock, die gehen ins Gelände, die haben komplett korrekt abgestimmtes Futter, Schmied, Physio, alles, also das ist eine Sportlerschmiede. Kann das übergriffig sein? Ja, absolut. Muss das gestoppt und geahndet werden? Ja. Aber muss eine Hexenjagd daraus entstehen? Das weiß ich nicht.

[SPEAKER 2]
[00:34:37-00:34:39]
Ist ja auch am Ende ein Problem unserer Zeit.

[SPEAKER 1]
[00:34:39-00:36:57]
Ja, aber genau. Und immer dieses wahnsinnige Negieren und diese Hass-Tiraden. Ich finde, Menschen sollten so nicht miteinander umgehen und sollten auch so nicht mit Tieren umgehen. Und ich finde auch, man muss Fehler machen dürfen. Und wo willst du die Grenze ziehen? Mich steigt ein Hengst an und ich haue ihm mit der Hand auf die Brust und schreie ihn an. Ist das übergriffig? Wahrscheinlich. Aber ich will ja auch, weißt du, dass man mit mir respektvoll umgeht. Und das ist so schwierig, da erstmal zu urteilen, verurteilen und Grenzen zu ziehen. Ich glaube, es gibt so ganz klare Sachen, die sind nicht zu diskutieren. Also Blut und so weiter. Ja, genau. Das finde ich ist völlig undiskutabel. Ja, Die Diskussion um den Schlaufi, ich finde das alles ist so wahnsinnig schwarz-weiß geworden. Ideologisiert aber. Ja, es gibt sogar keine normale Mitte mehr. Ist Schlaufireiten gut? Nein. Kann mir ein Schlaufi mal helfen? Ja, ich habe einen jungen Hengst und ich will dem einen fliegenden Wechsel beibringen. By the way, ich bin ganz beschissen im fliegenden Wechsel beibringen. Das ist meine Hasslektion Nummer eins. Und der drückt immer den Kopf raus und drückt den Rücken weg. Und dann fange ich an, da vorne am Zügel rumzuzarren. Das ist doch auch völlig blöde. Und ich habe gar nicht die Kraft dazu. Und wenn ich dann nur für den fliegenden Wechsel einmal den Schlaufer annehmen kann, ich kann ihn ja danach wieder loslassen und durchhängen lassen, das ist ja alles kein Problem, dann muss das doch okay sein. Ich finde, uns fehlt die Mitte in der Gesellschaft. Es ist alles so... Totale Verteufelung und dann totale Verhimmelung, gibt sich das Wort, aber egal. Weißt du, die Mitte fehlt und es ist immer die Anwendung, die entscheidend ist. Und es fehlt auch, und das finde ich ganz wichtig, es fehlt auch die Akzeptanz, dass man Fehler machen darf. Wir sind alles nur Menschen.

[SPEAKER 2]
[00:36:57-00:37:32]
Und dass Fehler übrigens normal sind. Das ist ja, wie du sagst, was gesellschaftlich ist, dass häufig auch bewusst Dinge falsch verstanden werden wollen. Also es geht gar nicht darum zu schauen, okay, was ist da eigentlich passiert. Das im Übrigen dann häufig sehr langweilig auch wäre. Es ist ja viel toller für die Leute, sich massiv aufzulegen. Und das sieht man in der Politik, das ist einer der Gründe, warum Politiker sich nichts mehr trauen, weil sofort jeder Halbsatz wird ja aus dem Kontext gerissen und die Leute wollen dann falsch verstehen und das führt dann dazu, dass am Ende keiner mehr irgendwas macht und alle versteinern.

[SPEAKER 1]
[00:37:32-00:39:15]
Und du kannst auch Leute, die das eben sehr einseitig und negativ auffassen wollen, die kannst du nicht vom Gegenteil überzeugen. Und ja, ich finde das schade. Das ist genauso eine Diskussion wie, bin ich eine gute Mutter? Ja, keine Ahnung. Manchmal bestimmt und manchmal bin ich, glaube ich, echt furchtbar und will sie nur an die Wand klatschen. Weißt du, die Mitte, es fehlt uns die Mitte und es fehlt uns auch ein bisschen die Samstmut, dass man sagt, ja, Mann, da Fehler machen. Ich hange mich von Fehler zu Fehler zu Fehler zu Fehler und die Die wenigen Male, wo mir etwas mit Harmonie und richtig perfekt gelingt, das sind die wenigen Male, die mich am Reiten halten und die auch diese Leidenschaft erhalten, weil das einfach ein wahnsinniges Gefühl ist. Aber der Weg dahin ist doch nur fehlerhaft. Die Vorhand ist nicht zu weit nach vorne, die Hinterhand kommt voraus. Oh, jetzt ist er über dem Zügel, oh, jetzt ist er unter dem Zügel, jetzt ist er zu eng, jetzt ist die Nase zu weit offen. Es ist doch eigentlich nur... Ah, das ist ein Fehler, das ist ein Fehler, das ist ein Fehler und nur durch die Fehler nähern wir uns an das Ideal. Aber wenn wir die Fehler nicht mehr machen dürfen, wie wollen wir denn dann im Ideal losreiten? Und noch was, es ist ein Tanz. Das heißt, ich muss mich ja auch biegen und dehnen und ich muss auch die Pferde biegen und dehnen. Ich muss sie nach unten dehnen, ich muss sie nach rechts dehnen. Ich kann doch nicht in der perfekten Haltung... Immer reiten, das geht doch gar nicht. Also wie gesagt, ich finde, es fehlt ein bisschen die Mitte und es fehlt ein bisschen Wärme und es fehlt ein bisschen Freundlichkeit. Es fehlt Freundlichkeit.

[SPEAKER 2]
[00:39:15-00:39:21]
Wohin führt dich noch der Weg mit Werde und Springback?

[SPEAKER 1]
[00:39:21-00:39:32]
Ich hoffe, zu besserem Reiten. Das ist das ultimative Ziel für mich. Besser zu reiten.

[SPEAKER 2]
[00:39:32-00:39:36]
Und die Erfolge sind ein Lebenprodukt am Ende davon.

[SPEAKER 1]
[00:39:36-00:40:26]
Die Erfolge, das wäre auch wieder so ein bisschen gelogen. Natürlich will ich gerne erfolgreich sein und natürlich will ich gerne platziert sein. Aber es gibt auch Prüfungen, wo ich weiß, ich bin richtig gut geritten. Wir hatten eine richtig gute Runde. Und dann ist es immer so schade, wenn ein Richter einen ziemlich tief bewertet. Aber das kommt, glaube ich, bei allen Reitern immer vor. Dann ist das aber nicht so schlimm, weil ich mit mir selber zufrieden bin. Und dann gibt es Runden, wo ich rausreite und denke, Mann, ich bin wie vor der Schlange erstarrt. Ich bin gar nicht gut geritten. Ich habe... Bin nicht in den Tunnel reingekommen. Ich habe mich zu sehr mit der Deko beschäftigt. Die Deko ist schuld. Und der Trainer, der Trainer ist auch immer schuld.

[SPEAKER 2]
[00:40:26-00:40:34]
Trainer und Deko, das sind die großen Themen. Wir haben jetzt zum Schluss des WeHouse-Podcasts immer die vier klassischen WeHouse-Fragen. Die warten auch auf dich.

[SPEAKER 3]
[00:40:34-00:40:35]
Frage Nummer 1.

[SPEAKER 2]
[00:40:35-00:40:38]
Hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 1]
[00:40:38-00:40:44]
Geht nicht, gibt es nicht. Immer auf den Mount Everest zielen.

[SPEAKER 2]
[00:40:44-00:40:49]
Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?

[SPEAKER 1]
[00:40:49-00:40:52]
Mein Vater.

[SPEAKER 2]
[00:40:52-00:41:01]
Frage Nummer drei. Wenn du Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 1]
[00:41:01-00:41:12]
Ich glaube, die meisten machen es total richtig und lieben ihre Pferde abgöttisch und einfach weiter so. Liebt sie weiter.

[SPEAKER 2]
[00:41:12-00:41:18]
Und dann zum Abschluss vervollständige diesen Satz, Pferde sind für mich mein Leben.

[SPEAKER 1]
[00:41:19-00:41:21]
Nein, neben der Familie.

[SPEAKER 2]
[00:41:21-00:41:26]
Mein zweites Leben. Liebe Yara, es hat sehr viel Spaß gemacht. Schön, dass du da warst bei uns im Podcast.

[SPEAKER 1]
[00:41:26-00:41:27]
Ich danke dir sehr.

[SPEAKER 2]
[00:41:27-00:41:31]
Und weiterhin viel Erfolg und hoffentlich mit nicht mehr so viel Deko.

[SPEAKER 1]
[00:41:31-00:41:34]
Nein, keine Deko mehr. Du gehst jetzt und tust die Deko abbauen.

[SPEAKER 2]
[00:41:34-00:41:39]
Liebe Turnierveranstalter, wenn Yara kommt, baut die Deko ab. Also, ciao, ciao.

[SPEAKER 3]
[00:41:46-00:41:53]
Diese Folge wurde produziert von Gloria Alter. Das ist eine weitere Folge auf unserem Podcast-Kanal.

[SPEAKER 2]
[00:41:53-00:41:55]
Abonniert ihn, um keine Folge zu verpassen.

[SPEAKER 3]
[00:41:56-00:42:02]
Ihr könnt uns euer Feedback schicken, zum Beispiel in Spotify, Kommentare auf Instagram, Facebook, TikTok, wo auch immer ihr uns findet.

[SPEAKER 2]
[00:42:02-00:42:05]
Und damit sage ich bis bald beim Wios Podcast.

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