Milben beim Pferd: Erkennen und vorbeugen

Ein Pferd kratzt sich
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Dein Pferd kratzt sich, Haare fallen aus und du bist dir nicht sicher, woran es liegt? Verantwortlich können Milben sein. Milben sind winzige Parasiten, die ernsthafte Hautprobleme beim Pferd verursachen können. Bei uns erfährst du alles über die verschiedenen Arten von Milben und wie du sie erkennst. Außerdem informieren wir dich über Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten eines Milbenbefalls und geben dir praktische Tipps, um Milben beim Pferd vorzubeugen.

Was sind Milben?

Milben sind klein, meist sogar mikroskopisch klein. Sie gehören zur Klasse der Arachnid und sind nahe Verwandte von Spinnen und Zecken. Weltweit gibt es Tausende von Milbenarten, die in verschiedenen Umgebungen leben, von Wasser und Erde bis hin zu Pflanzen und Tieren. Beim Pferd treten häufig Sarcoptes-, Demodex- und Psoroptes-Milben auf. Diese Arten unterscheiden sich in ihrer Lebensweise und den Symptomen, die sie verursachen.

Milben ernähren sich von einer Vielzahl an Futtermöglichkeiten, je nach Art. Einige sind Raubtiere, die andere kleine Insekten oder deren Larven fressen. Andere wiederum ernähren sich von abgestorbenen organischen Materialien oder dem Blut und der Haut von Wirbeltieren. In der Tierwelt können bestimmte Milbenarten parasitär sein und Krankheiten oder Unbehagen bei ihren Wirten verursachen, wie zum Beispiel beim Pferd, bei dem sie Hautirritationen, Juckreiz und andere Symptome hervorrufen können.

Demodex MIlben
Demodex-Milben sind häufig beim Pferd anzutreffen.

Arten von Milben beim Pferd

Beim Pferd sind vor allem drei Hauptarten von Milben bekannt, die jeweils unterschiedliche Symptome und Behandlungsansätze erfordern. Hier eine Übersicht über diese Milbenarten:

1. Sarcoptes-Milben (Sarcoptes scabiei var. equi)

Diese Milbenart verursacht die sogenannte Räude beim Pferd. Sarcoptes-Milben graben Gänge in die Haut des Pferdes, was zu starkem Juckreiz, Hautentzündungen und Schuppenbildung führt. Der Juckreiz verursacht intensives Scheuern, das zu Haarverlust und weiteren Hautschäden führen kann. Die Diagnose erfolgt durch die Untersuchung eines Hautgeschabsels unter dem Mikroskop.

2. Demodex-Milben (Demodex equi)

Demodex-Milben sind eine weniger aggressive Milbenart, die Haarfollikel und Talgdrüsen besiedelt. Normalerweise verursachen sie keine Symptome, außer das Immunsystem des Pferdes ist geschwächt oder es gibt eine Überpopulation dieser Milben. In solchen Fällen können Symptome wie Haarausfall, Hautverdickung und manchmal Entzündungen auftreten.

3. Psoroptes-Milben (Psoroptes ovis)

Diese Milben leben auf der Hautoberfläche und ernähren sich von Hautzellen, Lymphe und Blut. Sie verursachen die „Psoroptische Räude“. Charakterisiert durch starken Juckreiz und Bildung von Krusten, vor allem um die Ohren, den Hals und die Schwanzwurzel. Psoroptes-Milben können zu schweren Hautläsionen führen, da das Pferd versucht, den Juckreiz durch Scheuern zu lindern.

Symptome eines Milbenbefalls

Milben beim Pferd können verschiedene Symptome verursachen, die oft starkes Unbehagen für das Tier bedeuten. Wir zeigen dir die häufigsten Symptome, die auf einen Milbenbefall hinweisen können:

  • Juckreiz: Eines der auffälligsten Symptome eines Milbenbefalls ist intensiver Juckreiz. Das Pferd versucht oft, den Juckreiz durch Scheuern gegen Zäune, Wände oder andere Oberflächen zu lindern. Dieses Verhalten kann zu weiteren Hautschäden führen.
  • Hautrötungen und Entzündungen: Die von Milben befallenen Hautbereiche können gerötet, entzündet und irritiert aussehen. Die Entzündung resultiert aus der Reaktion des Immunsystems auf die Milben und ihre Ausscheidungen.
  • Haarausfall: Durch das ständige Scheuern und Kratzen kann es zu Haarausfall kommen, besonders in den stark betroffenen Bereichen. Dies kann zu kahlen Stellen führen, die besonders anfällig für sekundäre Infektionen sind.
  • Krustenbildung und Schuppen: In manchen Fällen bilden sich Krusten und Schuppen auf der Haut, besonders wenn die Infektion nicht behandelt wird. Diese Krusten sind oft ein Resultat von Flüssigkeitsansammlungen unter der Haut und dem darauf folgenden Austrocknen dieser Flüssigkeit.
  • Verdickung der Haut: Langfristiger Milbenbefall kann zu einer Verdickung der Haut führen. Dies ist eine Schutzreaktion der Haut, die allerdings die Beweglichkeit und das allgemeine Wohlbefinden des Pferdes beeinträchtigen kann.
  • Unruhe und Verhaltensänderungen: Ein Pferd mit starkem Milbenbefall zeigt oft Anzeichen von Stress und Unruhe. Diese Verhaltensänderungen sind eine direkte Reaktion auf den anhaltenden Juckreiz und die Unbequemlichkeit.
  • Schwächung des allgemeinen Gesundheitszustands: In schweren Fällen können Milben beim Pferd auch den allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes beeinträchtigen. Stress, Hautschäden und mögliche sekundäre Infektionen können das Immunsystem belasten und das Pferd anfälliger für andere Krankheiten machen.
Ein brauner Sattel
Das Equipment sollte bei Milben nicht unter den Pferden getauscht werden.

Ursachen von Milben beim Pferd

Ein Milbenbefall kann verschiedene Ursachen haben, darunter schlechte Stallhygiene und direkter Kontakt mit bereits infizierten Tieren. Milben übertragen sich leicht von einem Pferd zum anderen, besonders in dicht besiedelten Ställen. Milben beim Pferd werden durch verschiedene Faktoren begünstigt. Hier sind einige der häufigsten Ursachen, die zu einem Befall führen können:

  • Schlechte Stallhygiene: Eine unzureichende Reinigung und Desinfektion des Stalls kann die Verbreitung von Milben fördern. Milben gedeihen in warmen, feuchten Umgebungen. Daher bietet ein schmutziger Stall, in dem organische Materialien wie Urin und Kot nicht regelmäßig entfernt werden, ideale Bedingungen für Milben.
  • Kontakt mit infizierten Tieren: Milben übertragen sich leicht von einem Tier zum anderen, besonders in engen Kontaktzonen wie gemeinsamen Weiden oder während des Transports. Das Einstellen eines neuen Pferdes ohne vorherige Gesundheitsprüfung kann ein Risiko für die vorhandenen Tiere darstellen.
  • Klimatische Bedingungen: Bestimmte Wetterbedingungen, insbesondere warme und feuchte Verhältnisse, können das Wachstum und die Ausbreitung von Milben begünstigen. Milben sind oft in der wärmeren Jahreszeit aktiver, da die erhöhten Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit ideale Bedingungen für ihre Vermehrung schaffen.
  • Schwächung des Immunsystems: Ein Pferd, dessen Immunsystem durch Krankheit, Stress oder Mangelernährung geschwächt ist, ist anfälliger für einen Milbenbefall. Ein geschwächtes Immunsystem kann nicht effektiv gegen Milben und deren Auswirkungen kämpfen, wodurch sich diese Parasiten leichter vermehren und ausbreiten können.
  • Mangelnde Pflege: Unzureichende Pflege des Pferdes führt dazu, dass frühe Anzeichen eines Milbenbefalls übersehen werden. Regelmäßiges Bürsten und Untersuchen der Haut hilft, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
  • Verwendung kontaminierter Gegenstände: Die Nutzung gemeinsamer Ausrüstung wie Decken, Bürsten oder Sättel kann ebenfalls zur Übertragung von Milben beitragen.

Diagnose von Milben beim Pferd

Zur Diagnose eines Milbenbefalls gibt es unterschiedliche Methoden. Dabei ist das Hautgeschabsel die häufigste, da die genaue Art der Milbe identifiziert werden kann. Die wichtigsten Methoden der Diagnose stellen wir dir vor:

  • Klinische Untersuchung: Der erste Schritt ist eine gründliche klinische Untersuchung durch einen Tierarzt. Dies beinhaltet die Beobachtung der Symptome wie Juckreiz, Hautrötungen, Schuppenbildung und Haarausfall. Ebenso deuten Unruhe und übermäßiges Scheuern auf einen Milbenbefall hin.
  • Hautgeschabsel: Die häufigste Methode zur Diagnose von Milben ist das Entnehmen eines Hautgeschabsels. Dafür schabt dein Tierarzt wird mit einem Skalpell eine kleine Menge Haut von einer betroffenen Stelle ab. Das entnommene Material wird dann unter einem Mikroskop analysiert, um Milben oder ihre Eier direkt nachzuweisen.
  • Tape-Test: Der Tape-Test ist weniger invasiv, dabei wird ein klares Klebeband verwendet wird, um Proben von der Oberfläche der Haut zu sammeln. Auf dem Klebeband können Hautzellen und möglicherweise anhaftende Milben feststellbar sein. Das Klebeband wird dann unter einem Mikroskop untersucht.
  • Biopsie: In schweren oder unklaren Fällen kann eine Hautbiopsie erforderlich sein, um die Diagnose zu bestätigen. Dabei wird eine kleine Gewebeprobe aus der Haut entnommen und histologisch untersucht. Dies hilft nicht nur, Milben nachzuweisen, sondern auch andere Hauterkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen könnten.
  • Serologische Tests: Bei diesen Tests wird das Blutserum der Pferde genauer untersucht. Obwohl es nicht häufig für die Diagnose von Milben verwendet wird, können serologische Tests helfen, spezifische Antikörper gegen Milben zu identifizieren.
  • Mikroskopische Untersuchung von Milben: Eine direkte mikroskopische Untersuchung von gefangenen Milben kann durchgeführt werden. Dazu werden die Milben von speziellen Fallen gesammelt.

Die frühzeitige und genaue Diagnose eines Milbenbefalls ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Daher sollten Pferdebesitzer bei den ersten Anzeichen eines möglichen Befalls einen Tierarzt konsultieren.

Ein Pferd wird mit Shampoo gewaschen
Spezielle Shampoos und Lotionen können bei Milbenbefall helfen.

Behandlungsmöglichkeiten eines Milbenbefalls beim Pferd

Für eine erfolgreiche Behandlung von Milben beim Pferd ist es wichtig, die Anweisungen des Tierarztes genau zu befolgen. Die Behandlung hängt von der Art der Milben, dem Schweregrad des Befalls und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Tieres ab. Hier findest du gängige Methoden zur Behandlung:

  • Topische Behandlungen: Diese umfassen die Anwendung von medizinischen Shampoos, Lotionen oder Dips, die Akarizide enthalten – Substanzen, die speziell darauf abzielen, Milben zu töten. Diese Präparate werden über einen längeren Zeitraum regelmäßig direkt auf die betroffene Haut aufgetragen, um sicherzustellen, dass alle Milben und ihre Eier absterben.
  • Systemische Behandlungen: In schwereren Fällen, werden orale Medikamente oder Injektionen verabreicht, die im ganzen Körper wirken. Diese Medikamente können antiparasitäre Wirkstoffe enthalten, die effektiv gegen eine Vielzahl von Milben beim Pferd sind.
  • Umgebungsmanagement: Milben übertragen sich von einem Pferd auf ein anderes. Daher ist es wichtig, den Stall und alle Gegenstände, mit denen das Pferd in Kontakt kommt, gründlich zu reinigen und zu desinfizieren.
  • Quarantäne von betroffenen Tieren: Um die Ausbreitung von Milben zu verhindern, sollten infizierte Pferde isoliert werden, bis sie nicht mehr ansteckend sind. Dies verhindert die Ansteckung anderer Pferde im Stall.
  • Natürliche und alternative Behandlungsmethoden: Einige Besitzer wählen alternative oder ergänzende Behandlungen wie ätherische Öle oder Kräuterzubereitungen. Obwohl einige natürliche Präparate bei leichten Befällen wirksam sein können, solltest du diese immer in Absprache mit einem Tierarzt verwenden, um die Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten.
  • Unterstützung der Hautgesundheit: Zusätzliche Maßnahmen zur Unterstützung der Hautgesundheit können spezielle Ernährungszusätze sein, die helfen, die Haut und das Fell des Pferdes zu stärken und zu heilen. Du möchtest wissen, welche Nährstoffe dein Pferd braucht, um gesund und leistungsfähig zu sein? Dann schau gerne auf unserer Seite vorbei.
  • Regelmäßige Nachkontrollen: Nachdem die Behandlung abgeschlossen ist, sind regelmäßige Nachkontrollen wichtig. So kann sichergestellt werden, dass alle Milben erfolgreich beseitigt wurden und Rückfälle werden verhindert.

Vorbeugende Maßnahmen gegen Milben beim Pferd

Die Vorbeugung von Milben beim Pferd erfordert ein umfassendes Management und Aufmerksamkeit für die Pflege und Umgebung des Pferdes. Hier sind effektive Strategien, um Milbenbefall vorzubeugen:

  • Eine saubere Stallumgebung: Eine saubere Umgebung ist entscheidend, um Milbenbefall zu verhindern. Regelmäßiges Entfernen von Mist und altem Einstreu sowie das Waschen und Desinfizieren von Böden und Wänden helfen, Milbenpopulationen zu reduzieren. Besonders in den feuchten und wärmeren Monaten muss dies intensiviert werden.
  • Quarantäne neuer Pferde: Neue Pferde sollten in Quarantäne und auf Milben, sowie andere Krankheiten untersucht werden. Dies verhindert die Übertragung von Milben auf andere Pferde.
  • Einhalten von Hygiene: Regelmäßiges Bürsten und Waschen des Pferdes hilft, die Haut gesund zu halten und frühe Anzeichen eines Milbenbefalls zu erkennen. Spezielle Shampoos und Lotionen helfen, die Schädlinge zu bekämpfen.
  • Individuelle Ausrüstung: Die Verwendung von individuellen Putzutensilien, Decken und anderem Zubehör für jedes Pferd kann Kreuzkontaminationen verhindern. Reinige und desinfiziere regelmäßig die Sachen deines Pferdes.
  • Kontrollen durch den Tierarzt: Regelmäßige Kontrollen durch einen Tierarzt können helfen, Milbenbefall frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, bevor er sich ausbreitet oder schwerwiegende Hautprobleme verursacht. Dies beinhaltet möglicherweise präventive Behandlungen oder die Empfehlung spezifischer Produkte zur Parasitenkontrolle.
  • Fütterung: Eine gute Ernährung und angemessene Bewegung stärken das Immunsystem des Pferdes, was es weniger anfällig für Parasitenbefall macht. Ergänzungen und eine ausgewogene Ernährung können ebenfalls dazu beitragen, die Hautgesundheit zu fördern.
  • Unterstützung des Immunsystems: Vermeide das Überstauen von Pferden in zu kleinen Bereichen. Gute Belüftung und ausreichend Platz für jedes Pferd reduzieren das Risiko von Milben beim Pferd und anderer infektiöser Erkrankungen.

Durch die Kombination dieser Maßnahmen können Pferdebesitzer das Risiko eines Milbenbefalls erheblich minimieren und das Wohlbefinden ihrer Tiere sicherstellen.

Unser Fazit

Die regelmäßige Überprüfung deines Pferdes auf Anzeichen von Milbenbefall sowie eine prompte und angemessene Behandlung sind unerlässlich für die Gesundheit und das Wohlbefinden deines Tieres. Bei Verdacht auf Milbenbefall solltest du nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nur so kannst du sicherstellen, dass dein Pferd gesund und zufrieden bleibt.

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