Wie du eine ruhige Reiterhand bekommst: Die drei Top Tipps!

Nahaufnahme einer Reiterhand.
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Wir wollen sie alle: die feine, ruhige Reiterhand. Und mindestens die Hälfte der Leute mit diesem Wunsch werden verrückt über die Aufforderung: „Hände ruhiger!“ Warum manche Anweisungen im Unterricht zu eben dieser nicht führen und was stattdessen hilft, erklären in diesem Artikel die Ausbilderinnen Claudia Butry, Lisa Röckener und Elaine Butler. Bei soviel geballtem Expertenwissen zum Thema Sitz und Reiterhand kann ja nichts mehr schiefgehen! Wir haben für dich die drei besten Tipps für eine ruhige Reiterhand zusammengetragen.

Claudia Butry mit einer Schülern beim Unterricht.
Anspannung und Stress können die Ursache für eine unruhige Reiterhand sein.

Was sind die Ursachen für eine unruhige Reiterhand?

Eine starre Hüfte kann eine Ursache für unruhige Reiterhände sein. Eine ruhige Reiterhand ist ja keineswegs starr, sie bewegt sich eben passend mit. Was die Ursache für die Unruhe ist, muss von Fall zu Fall angesehen werden. Das kann der zu starre, verspannte Schultergürtel sein, das kann eine krampfige Daumenhaltung sein, der fehlende Muskeltonus im Rumpf oder auch fehlendes Balancegefühl sein.

Auch klemmende Oberschenkel, ausgelöst durch eine zu unflexible Hüfte, können der Grund für die zu unruhige Hand sein. Denn das Klemmen verhindert den Bewegungsfluss nach oben und unten, wodurch die Hüfte starr wird und die Bewegungen des Pferdes in die Arme übertragen werden, anstatt durch den Körper zu fließen. Auch ein mangelndes Gleichgewicht und Balancegefühl im Sattel spielt zu diesem Thema eine wichtige Rolle.

Eine Reiterin sitzt auf einem Franklin Ball.
Franklin-Bälle können dir zu einer ruhigen Reiterhand verhelfen.

Tipp 1: Eine ruhigere Reiterhand durch Franklin-Bälle

Durch die Franklin-Bälle muss sich der Körper neu ausbalancieren und neu organisieren. Wenn der Körper durch diese neuen Reize neue Bewegungsmuster lernt, kann er diese später auch ohne die Hilfsmittel erreichen. Damit sich so ein neues Muster festigt, ist es sinnvoll, drei Wochen lang täglich den Reiz kurz zu setzen, also zum Beispiel für ein paar Minuten im Sattel die Bälle hinzuzunehmen.

„Die Anweisung ‚Hände ruhiger‘ verführt viele Reiter dazu, starr mit der Hand zu werden“, erklärt Claudia Butry. „Reiten ist aber ein dynamischer Prozess, im Idealfall bewegen sich Reiter und Pferd harmonisch zusammen.“ In diesem Fall setzte sie nach einer Analyse an Hüftmobilisierung, Balance und Lockern der Oberschenkel an. 

Ihr Weg, die Reiter mit einer unruhigen Hand in ein anderes Bewegungsmuster zu führen, geht also über die Franklin-Bälle. Zum Beispiel kann man sich die Franklin-Bälle unter die Oberarmen klemmen. Nach einigen Runden kommen diese wieder weg und die Reiter sollen es nachfühlen. Aber auch die Platzierung der Bälle zwischen Oberschenkeln oder Sitzbeinhöcker sollen Spannungen lösen.

Tipp 2: Equizügel gegen eine rückwärtige Reiterhand

Ein weiteres hervorragendes Mittel um die Reiterhand zu verbessern ist vierzügeliges Reiten mit Trense und Halsring! Die Ausbilderin Lisa Röckener beweist, dass dadurch jede kleinste Reiterhandbewegung sichtbar und fühlbar gemacht wird.

Lisa Röckener empfiehlt für das Halsringreiten sogenannte Equizügel: Von der Breite und Dicke sind sie einem Lederzügel oder auch dem Balancezügel von Linda Tellington-Jones ähnlich. Eine Seite, die zur Pferdebrust zeigt, ist gepolstert, die Seite, die zur Reiterhand zeigt, ist dünn. Die Reitaufgabe besteht darin, Trensenzügel und Equizügel aufzunehmen und damit gemeinsam einzuwirken. Wenn das klappt, soll immer mehr am Trensenzügel nachgegeben werden, so dass dieser irgendwann durchhängt, und man nur noch mit dem Equizügel reitet. Das vierzügelige Reiten hat einen tollen Nebeneffekt: Der Zügel um den Hals erzieht deine Reiterhand, denn da er um die Brust des Pferdes verläuft, ist es unmöglich, mit der Hand nach hinten einzuwirken. Außerdem lernt man dabei die Faust zu schließen, da der Zügel sehr leicht aus der Hand rutscht und sich mit dem Polster verdreht: So lernt man wirklich, den dachförmig gebeugten Daumen auf dem Zeigefinger gedrückt zu lassen.

Natürlich könnte man auch jeden anderen Lederzügel dafür nehmen. Er darf nur nicht zu kurz sein, sollte unaufgenommen von der Länge her locker bis auf den unteren Teil Pferdebrust fallen. Ist dieser Halsriemen zu kurz, behindert er eher die korrekte Einwirkung, als dass er hilfreich wäre. Denn der Reiter kippt dann gern nach vorn oder drückt die Hände starr hinunter.

Was vorher klappen sollte

Bevor das vierzügelige Reiten mit Halsring in Angriff genommen wird, sollte Bodenarbeit und Horsemanship-Arbeit auf dem Programm stehen. Diese Horsemanship-Arbeit vor dem Halsringreiten ist essentiell, damit das Pferd lernt, auf ein Stimmkommando in jeder Situation anzuhalten. Jede freie Arbeit mit dem Pferd wird durch solch ein antrainiertes Stopp-Signal sicherer. Mehr zur Bodenarbeit findest du hier.

Tipp 4: Feine Reiterhände durch Schabrackenbommel

Hier kommt ein hervorragender, ganz einfacher Sitzschulungs-Tipp, den du direkt beim nächsten Mal Reiten ausprobieren kannst! Er ist von Elaine Butler: Die Britin ist Sitzschulungsexpertin und lehrt dich, all das bewusst zu tun, was talentierte Reiter automatisch richtig machen. Zum Beispiel lernst du dort, welche Körperspannung du brauchst, um wirklich gut auszusitzen.

Wieso ist der Sitz das A und 0 für eine ruhige Reiterhand?

Sanfte Hände, die in einem guten Kontakt zum Pferdemaul sind, sollten immer unabhängig vom Sitz des Reiters agieren. Denn nur wenn der Reiter seinen Körper unter Kontrolle hat aber trotzdem locker und losgelassen die Bewegungen des Pferdes durchfließen lassen kann, können die Hände ruhig aber dynamisch den Bewegungen folgen. Denn ruhig heißt ja nicht starr!

Nun sind Handfehler meistens nur der Punkt, an dem etwas sichtbar wird. Wenn die Hände unruhig sind, liegt die Ursache meist ganz woanders im Sitz begründet. Sich selbst bewusst zu machen, was die eigenen Hände tun, ist dennoch extrem hilfreich im Lernprozess. Denn das eigene Gefühl und die Realität können beim Reiten ja durchaus ziemlich unterschiedlich sein.

Wie lerne ich besser auszusitzen?

Elaine Butler kann dir erklären, wie deine Bewegung beim Aussitzen aussehen sollte. Und zwar ganz detailliert: Welche Phase des einzelnen Trabtrittes betonst du mit deinem Körper? Das variiert zum Beispiel je nach Reiter und Pferd. Oder aber, sie erklärt dir, welche Muskeln du in deinem Rumpf ansteuern musst, damit das Aussitzen wirklich gut gelingt. Doch ein So-Lala-Aussitzen zu einem guten Aussitzen zu machen, dauert etwas. Der Trick dabei ist, ein Gefühl erstmals zu erfahren, es dann abzuspeichern und es schließlich abrufbar zu machen. Immer häufiger, bis es letztlich automatisch funktioniert.

Fazit: Wie bekomme ich eine ruhige Hand beim Reiten?

Vierzügelig mit einem Halszügel, also Equizügel oder auch Balancezügel zu reiten, hilft enorm, mehr Bewusstsein für die eigenen Hände zu erlangen! Ich finde es empfehlenswert. Vor allem, weil man es so einfach ins tägliche Reiten einbauen kann. Beim Reiten mit den Schabrackenbommeln wird die Reiterhand erzogen und man kann fehlerhafte Bewegungen der Hand nicht mehr ausführen, wodurch man sich diesen erst bewusst wird.

Genauso sinnvoll ist die Arbeit mit den Franklin Bällen, da diese automatisierte Sitzfehler sichtbar machen und den Reiter dazu zwingen aus der bisherigen Komfortzone auszubrechen.

Ganz klarer Fall also: Wer sich um seinen Sitz kümmert, tut etwas für sein Pferd, für jede Lektion und gleichzeitig fühlt sich alles viel besser an und schaut auch noch besser aus. Manche Reitersitz-Themen bleiben aber auch jahrelang. Doch jedes kleine Puzzlesteinchen hilft.

Ingrid Klimkes Zügelbrücke

Vielleicht ist das einer der häufigsten Wünsche von Reitern: Endlich ruhige, feine Hände zu haben! Deshalb ist es eine sehr gute Idee von unserer Zuschauerin Katharina, genau danach mal Reitmeisterin Ingrid Klimke zu fragen. Denn allein der Wille, die Hände ruhig zu tragen, hilft ja leider nicht. Ihr Tipp: die Zügelbrücke! Einen ihrer wichtigsten Tipps von ihr findest du sofort hier:

Ingrid Klimkes Tipp für eine ruhige Reiterhand.

Die wichtigsten Infos zum schnellen Nachlesen

Mit der Zügelbrücke zu reiten bedeutet: Du legst die Zügel übereinander und hältst sie in beiden Fäusten. Zwischen deine Hände sollte dabei genau eine Faust passen. Ganz wichtig bei der Zügelbrücke: Nicht verspannen! Deine Hüfte und Hände dürfen locker mit der Bewegung deines Pferdes mitschwingen. Für eine ruhige Reiterhand solltest du immer an „Bewegung rauslassen!“ denken und nicht krampfhaft versuchen deine Hände ruhig zu halten, sagt Ingrid Klimke. Die Zügelbrücke bewirkt, dass beide Hände zusammenarbeiten und somit ruhiger werden. Probiere es mal aus!

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